DB-Gutscheine sind meist nutzlos: Sänk juh for naffing, Deutsche Bahn
Die Bahn lockt mit Gutscheinen, die für Kunden so gut wie uneinlösbar sind. Denen bleibt nur ein schlechtes Gefühl und ein voller Papierkorb.
G utscheine gehen immer. Sie bedienen den steinzeitlichen Instinkt der Schnäppchenjäger und Zettelsammler – und die ausgebenden Unternehmen wissen, dass der gewährte Rabatt lange im Gedächtnis bleibt, aber nur selten wahrgenommen wird.
Das denkt sich wohl auch die Deutsche Bahn, wenn sie regelmäßig Coupons an ihre Bahncard-Kunden mailt. Die wollen gerade in Pandemiezeiten gut betreut sein. Nicht dass jemand mal nachrechnet, ob sich der Abo-Preis jetzt noch lohnt, wo zahlreiche Reisen wegfallen.
Und so flattert immer wieder mal ein mit rosafarbenen Kästchen versehener eCoupon im Wert von 15 Euro in die Postfächer der rund fünf Millionen Bahncard-Besitzer. Rosa, weil die Sicherheitseinstellung des Browsers die Werbefotos blockiert.
Fett hervorgehoben wird der Gutscheinwert angepriesen. Kleiner, in schwachem Grau gehalten, folgen die Einlösebedingungen: Der Gutschein gilt gut einen Monat und ab einem Mindestfahrkartenpreis von 49 Euro. Klingt erst einmal nett, aber: Der Gutschein gilt auch für die Spar-Tickets. Zusammen mit der Bahncard muss man da erst einmal auf 49 Euro kommen.
Der Gutschein – nicht einlösbar
Ein Beispiel: Wer gleich am Tag des Coupon-Erhalts eine Reise von Berlin nach München für den letzten Gültigkeitstag bucht, kommt auch ohne Bahncard auf einen Sparpreis von 37,90 Euro, mit Rückfahrt am nächsten Tag sind es 47,80 Euro. Der Gutschein – nicht einlösbar. Nur wenn man die Fahrt in derselben Woche antritt, in der man den Coupon erhalten hat, liegt der Ticketpreis trotz Sparangebot und Bahncard über dem Mindestbetrag von 49 Euro. Gleiches gilt für andere Verbindungen wie etwa Berlin–Köln.
sitzt am liebsten am Ufer des Zürichsees oder in einem Café in Leipzigs Norden und schreibt Bücher und Texte für verschiedene Zeitschriften.
Wer aber muss so kurzfristig verreisen und hat noch kein Ticket? Warum hält die Bahn ihre Dauerkunden mit Rabattaktionen bei Laune, die so gut wie nicht genutzt werden können?
Wie viel Zeit und Energie das Bahn-Management investiert, um so eine Coupon-Nachricht am Spam-Ordner ihrer Kunden vorbeizuschleusen, ist nicht bekannt. Der Aufwand beim Kunden: Mail markieren und auf den Papierkorb klicken. Sänk juh for naffing!
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen