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Online-Karte Moving CitiesKommunen für Geflüchtete

Eine andere Migrationspolitik ist möglich. Ein Online-Projekt zeigt, wie sich Europas Bür­ge­r*in­nen mit geflüchteten Menschen solidarisieren.

Ein Vater hält die Hände seiner beiden Töchter in einer Erstaufnahmeeinrichtung Foto: Patrick Pleul/dpa

E uropas Nationalstaaten suggerieren stets, bei ihnen sei kein Platz für Geflüchtete. Sie diskutieren Migration ausschließlich als Problem. Um jeden Preis verhindern, dass Menschen Zuflucht finden, lautet die zynische Lösung der Regierungen.

Dafür nehmen sie Tote in Kauf. Im Niemandsland zwischen Belarus und Polen erfrieren gerade Menschen, seit Jahren ertrinken Tausende beim Versuch über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Sie fliehen vor Krieg und Gewalt, dafür verantwortlich sind auch die Nachwirkungen kolonialer Eroberung und die Verwüstungen von Klimawandel und neoliberalem Kapitalismus.

Das alles ist unerträglich. Aber was können wir Einzelne, was kann die Zivilgesellschaft tun? Vor Ort helfen, den Menschen Medizin, Essen, eine Rettungsweste bringen. Das hilft. Aber es rettet zu wenige und ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Doch es gibt in Europa längst viele Projekte, die vorleben, wie man geflüchteten Menschen helfen könnte. Die Onlinekarte Moving Cities dokumentiert, wie sich in den vergangenen Jahren mehr als 700 Städte in Europa mit Geflüchteten solidarisierten. Hinter der Karte stehen rund 20 Organisationen wie Seebrücke, Rosa-Luxemburg- und Heinrich-Böll-Stiftung.

Wir haben Platz

Die Strategien von 28 Städten werden ausführlich vorgestellt. Gezeigt wird, wie man Inklusion durch Aufenthaltssicherheit, soziale Rechte und politische Partizipation umsetzen kann. Beispiel Bern, Schweiz: Die linksregierte Stadt plädiert gegenüber der Regierung immer wieder dafür, mehr Geflüchtete aufzunehmen. Dann sollten die Menschen aber nicht in Lager am Stadtrand gesteckt werden, sondern zur Gesellschaft gehören. Die Berner Beratungsstelle ­MosaiQ unterstützt Geflüchtete dabei, mit ihren Qualifikationen beruflich anzukommen.

Ein anderes Beispiel ist das Projekt Ankerkracht in Gent. Es unterstützt junge Geflüchtete nach ihrer Ankunft in der belgischen Stadt. Dabei geht es nicht nur um Spracherwerb, sondern auch um Freizeit.

Moving Cities verdeutlicht: Es sind nicht immer die lauten Projekte, die für einzelne Menschen den ganz konkreten Unterschied ausmachen. Die Karte macht Mut und belegt: Wir haben Platz, die Bürge­r*in­nen Europas wollen mehr geflüchteten Menschen helfen. Die Beispiele von Moving Cities zeigen, was in Europa geglückt ist. Sie zeigen aber auch: Langfristig geht es ohne die Kapazitäten der Nationalstaaten nicht. Und die können das Thema nicht mehr länger auf die Bür­ge­r*in­nen abwälzen, sondern müssen selbst zu einem Umdenken kommen.

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David Muschenich
Korrespondent
Ist in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen als Korrespondent für die taz unterwegs. War Volontär bei der taz, nachdem er Journalismus an der Universität Leipzig sowie Sozial- und Wirtschaftswissenschaften an der Universität Erfurt studiert hat.
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2 Kommentare

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  • "Die Karte macht Mut und belegt: Wir haben Platz, die Bürge­r*in­nen Europas wollen mehr geflüchteten Menschen helfen."

    Ich staune ja, wie man Fakten ausklammert, damit man sich die Situation schönreden kann.

    In Deutschland möchte eine Mehrheit nicht mehr Flüchtlinge aufnehmen:

    taz.de/Meinungsumf...spolitik/!5779674/

    Und in anderen Ländern ist die Zustimmung zur Aufnahme von Flüchtlingen teilweise deutlich geringer.

    "Die Beispiele von Moving Cities zeigen, was in Europa geglückt ist."

    Die Beispiele zeigen vorbildliche Projekte mit sehr viel Engagement.

    Was die Beispielen jedoch nicht zeigen, ist, was in Europa "geglückt" ist.

    Die Menschen hier sehen offenbar nicht in erster Linie "Geglücktes", sonst hätten sie nicht diese distanzierte Haltung zur Flüchtlingsaufnahme.

    Gerade die Länder Osteuropas mit einem geringen Migrantenanteil nehmen eher die Probleme wahr, die die Migration in den westeuropäischen Staaten mitsichbringt.

    "Und die können das Thema nicht mehr länger auf die Bür­ge­r*in­nen abwälzen, sondern müssen selbst zu einem Umdenken kommen."



    Hier wird so getan, als ob der Nationalstaat nicht eben jene Bürger_innen wären, die zumindest als Wähler_innen die Politik der Nationalstaaten beeinflussen.

    Schön, wenn sich die Heinrich-Böll-Stiftung hier solidarisiert, aber auch eine grüne Regierungspartei wird nicht deutlich mehr Flüchtlinge aufnehmen.

  • RS
    Ria Sauter

    Ja, wäre gut wenn dies so funktionieren würde.



    Tut es aber nicht.



    Robert Habeck fordert alle Flüchtlinge aus Polen aufzunehmen und auf europäische Staaten zu verteilen.



    Das hat ja in der Vergangenheit problemlos.😡



    Es hängt auch von den Vorstellungen der Flüchtlinge ab, in welchem Land sie leben möchten.



    Sie irgendwo zu verteilen wird nicht gehen.