Väterreport des Familienministeriums: Hurra, Papa denkt progressiv
Eine neue Studie zeigt, dass Väter fortschrittlicher als früher eingestellt sind. Was es trotzdem braucht, sind veränderte Strukturen.
W äre es das Ziel der Bundesregierung, Väter dazu zu animinieren, progressiv über die partnerschaftliche Aufteilung von Care-Arbeit zu denken, könnte man an dieser Stelle gratulieren. Fast die Hälfte der Väter wünscht sich, mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen und gemeinsam mit den Müttern Verantwortung für sie zu tragen. Das zeigt der Väterreport 2021 des Bundesfamilienministeriums. Hurra! Die Väter denken das Richtige.
Einstellung allein wirkt sich aber nicht unmittelbar auf Handlung aus. Wer Zivilcourage zeigen will, hält vielleicht doch den Mund, wenn eine Frau mit Kopftuch beschimpft wird. Wer rassismuskritisch sein möchte, fragt doch, wo eine schwarze Person herkommt. Und wer ein progressives Modell von Partnerschaft leben will, verbringt seine Tage eben doch eher als Familienernährer im Unternehmen als mit dem Kind im Wartezimmer der Ärztin.
Das passiert zum Teil, weil der sogenannte Mental Load, also die Aufgabe, die Notwendigkeit von Arztbesuchen oder auch Geschenken für den Geburtstag der Schulfreundin überhaupt wahrzunehmen, noch nicht bei den Vätern angekommen ist. Auch das zeigt der Report. Möglicherweise liegen die schönen Worte auch daran, dass es heute nicht mehr so gut ankommt, einfach zu sagen: Abwaschen und wickeln? Macht meine Frau. Und sicher liegt die unverändert hohe Vollzeiterwerbstätigkeit der Väter auch schlicht daran, dass es finanziell wehtut, in die Teilzeit zu wechseln – auch, was die eigenen Rentenansprüche angeht.
Um das zu ändern, braucht es strukturell Nachhilfe und individuell die schlichte Bereitschaft, zu Hause mehr anzupacken. Elternzeit und Elterngeld müssen ebenso ausgebaut werden wie das Rückkehrrecht von Teilzeit zu Vollzeit, das Entgelttransparenzgesetz sowie Kita- und Hortplätze. Das Ehegattensplitting muss abgeschafft werden. Und Väter müssen verstehen, dass sie Mütter nicht „unterstützen“ sollen, ihnen „helfen“ oder sie „entlasten“ – sondern ihren Teil der Arbeit erledigen. Dann lohnt sich auch ein Hurra für die Väter.
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