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Klimawandel und die WahlJetzt das Ruder rumreißen

Gastkommentar von Lukas Gress

Klimaaktivist Lukas Gress ruft auf zum Protest. Nicht nur der Stimmzettel bei den Bundestagswahlen zählt, sondern auch die Stimme auf der Straße.

Die KlimaaktivistInnen von Fridays for Future planen für Ende September einen Klimastreik Foto: Michael Probst/ap

W ir sind gefragt! Dieses Jahr werden in Deutschland die Weichen für die Zukunft gestellt. Wer im Superwahljahr 2021 von uns gewählt wird, entscheidet in den nächsten Jahren, ob Deutschland die 1,5°C-Grenze einhält. Denn eins steht nach dem neuesten IPCC-Bericht fest: Wenn wir nicht jetzt das Ruder rumreißen, steht uns Schlimmes bevor.

Nach drei Landtagswahlen und vor der entscheidenden Bundestagswahl im September ist es Zeit für eine Bestandsaufnahme: Werden wir Lösungen für die Klimakrise finden? Und können gleichzeitig die sozialen Probleme in unserem Land in Angriff genommen werden? Die ernüchternde Antwort: Es sieht nicht gut aus. Ein politischer Wandel hin zu progressiven Positionen scheint größtenteils ausgeblieben zu sein.

Im Süden der Republik gab es zwar zwei Wahlniederlagen für die CDU, trotzdem tut sich die politische Konkurrenz schwer damit, den Kurs des Status quo zu verlassen. In Sachsen-Anhalt steht eine Deutschlandkoalition von CDU, SPD und FDP an, die in ihrem Koalitionsvertrag die Klimakrise als existenzielle Bedrohung kaum wahrzunehmen scheint. Wenn wir aber eine lebenswerte Zukunft für alle erhalten wollen, dann müssen wir jetzt – nicht erst in vier Jahren – einen politischen Wandel in Gang setzen.

Dabei dürfen wir uns nicht auf das Wohlwollen von Ent­schei­de­r*in­nen in Politik und Wirtschaft verlassen. Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen nämlich, dass Klimaschutz nur dann umgesetzt wird, wenn viele Menschen ihr Recht auf Zukunft einfordern. Deshalb ist es dieses Jahr wichtiger denn je, dass viele Menschen nicht nur wählen, sondern auch auf die Straßen gehen und auf die großen gesellschaftlichen Mehrheiten und auf die Notwendigkeit von echtem Klimaschutz aufmerksam machen.

Lukas Gress

ist 18 Jahre alt, Schüler in Freiburg und Aktivist von Fridays for Future. Seine Sorge gilt insbesondere einer möglichen Zersplitterung des links-ökologischen Lagers.

Nur eine aktive Demokratie kann ein starkes Zeichen für eine Zukunft setzen, in der wir die Klimakrise bewältigen und dabei eine Gesellschaft schaffen, die gerecht für alle Menschen ist. Jetzt zählt jede Stimme – auf dem Stimmzettel und auf der Straße!

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1 Kommentar

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  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Ja, die Metaphern. Mit dem Ruderrumreißen ist das so eine Sache. John Maynard hat das ja fein hingekriegt. - Ulrike Herrmann hat eine Vorstellung, wie es gehen könnte. (Da ist F. Küppersbusch mal im Urlaub…): taz.de/Afghanistan...nd-Klima/!5789439/



    Ein Auszug: „Meine Privatmeinung ist, dass wir das Klima nur retten können, wenn wir demnächst in eine Art Kriegswirtschaft wechseln und mit der Rationierung anfangen. Und zwar von allem: Fleisch, Flüge, Wohnraum“.



    Meine Ergänzung: „Mehr Windräder an der Elbchaussee“ Und keine Lammkoteletts grillen.