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Bleibt stehen: das Konföderiertendenkmal in Rocky Mount Foto: Dorothea Hahn

Rassismus und Trump-Fans in der ProvinzUnter Weißen

Bridgette Craighead organisiert eine Black-Lives-Matter-Demo. Später wird klar: Die Polizisten, die sie einst schützten, stürmten auch das Kapitol.

D er Fund platzt mitten in die Vorbereitungen für den Nationalfeiertag in der Kleinstadt Rocky Mount am Fuß der Blauen Berge in Virginia. Fünf Tage vor dem 4. Juli entdecken Ermittler auf dem Grundstück von Thomas „TJ“ Robertson ein mit dem Aufkleber „Sprengfalle“ beschriftetes Rohr, das mit Zünder und Verschlüssen versehen ist, sowie getrennt gelagerten Sprengstoff. Es ist nicht die einzige Waffe im Besitz des Polizisten. Da sind außerdem ein M4-Sturmgewehr und große Mengen von Munition sowie 34 weitere Schusswaffen, die er in den letzten Wochen online bestellt und bei einem Waffenhändler deponiert hatte.

Und da sind Robertsons Kommentare in Diskussionsforen: „Ich habe gelernt, dass man verhaftet, gefeuert und auf eine Flugverbotsliste gesetzt wird, wenn man friedlich demonstriert“, schreibt er am 10. Juni, „man muss den Rubikon überschreiten, wenn man seinen Zeh eintaucht. Man muss es hart und gewalttätig tun.“

Es ist nämlich so, dass dieser Thomas „TJ“ Robertson vor genau einem halben Jahr, am 6. Januar, am Sturm auf das US-Kapitol teilgenommen hat und ihm deshalb jeglicher Waffenbesitz gerichtlich verboten ist.

„Ich danke Gott für das FBI“, seufzt Bridgette Craighead als sie von den Funden bei der Hausdurchsuchung erfährt. Die Friseurin hat im letzten Jahr eine Black-Lives-Matter-Ortsgruppe in ­Rocky Mount gegründet. Es ist die erste politische Aktivität ihres Lebens. Diese mündet in die erste Bürgerrechtsdemonstration in der Kleinstadt seit den 1960er Jahren.

Die 30-jährige alleinerziehende Mutter sagt, sie habe es „für George“ getan und meint damit George Floyd, der von einem Polizisten in Minneapolis getötet worden war. Binnen dreier Tagen organisiert Craighead eine Versammlung auf dem überdachten Marktplatz der Kleinstadt. Sie erwartet eine Handvoll Freunde. Es kommen Dutzende. Die junge Frau rückte schlagartig ins Rampenlicht.

Zwei Beamte in der Kleinstadt

Robertson und sein jüngerer Kollege Jacob Fracker, der zweite Polizist aus der Kleinstadt, der bei dem bewaffneten Aufstand vom 6. Januar in Washington dabei war, eskortierten damals Craigheads Demonstrationen durch den Sommer 2020. Die beiden Polizisten posierten mit Transparenten, auf denen in Craigheads Handschrift zu lesen war: „Schweigen ist Gewalt“ und „Ohne Gerechtigkeit kein Frieden“.

Sie waren aber auch dabei, als Milizionäre mit Sturmgewehren bei einer Demonstration von Craighead auftauchten. Und als Craighead eine Kampagne begann, um schwarze Wähler im County in das Wählerregister einzutragen.

Sie besitzt jetzt eine Waffe – aus Furcht vor Angriffen: Bridgette Craighead (rechts) in ihrem Salon Foto: Dorothea Hahn

Bridgette Craighead vertraute den beiden Beamten. Sie glaubte, dass ihre Stadt „bereit für Veränderung in den Beziehungen zwischen schwarz und weiß“ sei. Inzwischen fragt sie sich, ob ihr Name auf irgendeiner Liste steht. Ihre Freunde flehen sie an, den Friseursalon abends auf keinen Fall alleine zu verlassen. Sie haben Geld für eine Schusswaffe für Craighead gesammelt. Sie besucht einen Schießkurs.

„Welcher Mensch braucht 34 Schusswaffen?“, fragt Joe Stanley. Der 50-jährige Weiße, der in der Nachbarstadt Roanoke einen Souvenirladen betreibt, gehört zu der kleinen Gruppe von Menschen, die versuchen, die Verhältnisse in Rocky Mount zu verändern. Stanley stellt immer neue Anfragen an die Stadtverwaltung und Posts im Internet, in denen er über die hohe Personalfluktuation bei der Polizei und die Korruption im Rathaus schreibt.

Der Sturm auf das Kapitol in Washington am 6. Januar

Rede und Kongress Am 6. Januar hält Donald Trump vor Tausenden seiner Anhänger in Washington D. C. eine Rede, in der er darauf beharrt, er sei der Wahlsieger. Er ruft seine Fans zum Widerstand auf. Zu selben Zeit soll der Kongress im Kapitol den Wahlsieg von Joe Biden bestätigen – eigentlich nur ein formaler Akt.

Sturm und Flucht Nach Trumps Rede machen sich viele seiner Anhänger auf den Weg zum Kapitol. Sie stürmen das nur unzureichend gesicherte Parlament. Die Abgeordneten müssen fliehen, die Sitzung wird unterbrochen. Die Besetzer stürmen und verwüsten Büros von Abgeordneten. Einige verlangen, den Vizepräsidenten als „Verräter“ zu hängen.

Täter, Tote und Festnahmen Die Stadt Washington erlässt eine Ausgangssperre. Polizei und Nationalgarde werden mobilisiert. Ein großer Teil der Täter, darunter bekannte Rechtsradikale, kann unbehelligt entkommen. 69 Personen werden festgenommen. Vier Trump-Anhänger kommen zu Tode, 56 Polizisten erleiden Verletzungen. Erst in den folgenden Tagen werden mehr als 200 Strafverfahren gegen beteiligte Randalierer eingeleitet – darunter auch gegen zwei Polizisten aus Rocky Mount in Virginia. (taz)

Doch statt der erhofften Aufklärung hat die State Police von Virginia auf Antrag von Rocky Mount seine Facebookseite und seine Google-Präsenz durchkämmt. Stanley zeige „Verachtung für die Verwaltung und die Polizei von Rocky Mount“, heißt es in dem Durchsuchungsbeschluss vom 27. April. Stanley hat jetzt stets eine Schusswaffe dabei.

Das Denkmal für die Sklaverei

In dem knapp 5.000-Einwohner-Städtchen Rocky Mount, dem Hauptsitz von Franklin County, scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Vor dem Bürgerkrieg erledigten Sklaven die harte Arbeit auf den umliegenden Tabakplantagen. Noch bis Mitte der 1960er Jahre mussten Schwarze über eine Außentreppe zu den am weitesten von der Leinwand entfernten Plätzen im Kino steigen. Die Essensausgabe für sie war an einem kleinen Fenster an der Rückseite der Restaurants, während die Weißen im Inneren tafelten.

Heute ist das Vergangenheit. Aber die Macht in der Stadt ist weiterhin in weißen Händen konzentriert – so wie die historische Erinnerung. Die Namen von Südstaaten-Helden aus dem Bürgerkrieg schmücken Straßen und Institutionen. Der Plantagenbesitzer und entschiedene Befürworter der Sklaverei, Jubal Early, ist der prominenteste von ihnen. Vor 160 Jahren war er einer der Anführer des Aufstands gegen die Regierung in Washington.

Selfie von Jacob Fracker (l) und T.J. Robertson im Capitol Foto: U.S. Attorney’s Office District of Columbia

Als vor 14 Jahren bei einem Autounfall das alte Südstaaten-Denkmal in Rocky Mount zu Bruch ging, sammelten die „Töchter der Konföderation“ 162.949 Dollar, um Ersatz zu schaffen. Die mehr als sechs Meter hohe, strahlend weiße Säule vor dem Gerichtsgebäude ist das neueste Denkmal von ganz Virginia – in Erinnerung an die Abspaltung der US-Südstaaten zwischen 1861 bis 1865. In Im Sockel der Säule sind konföderierte Fahnen und Ehrungen für die gefallenen Kämpfer der Bürgerkriegsarmee eingemeißelt. Auf ihrer Spitze steht ein lächelnder junger Aufständischer, der sich auf ein Gewehr stützt.

Bei der Einweihung des Denkmals im Jahr 2010 war in dem vier Autostunden nördlich gelegenen Washington der erste schwarze Präsident der Vereinigten Staaten im Amt. In Rocky Mount verstärkte das die Entschlossenheit der „Konföderiertentöchter“ und der „Söhne der konföderierten Veteranen“. Es war die Zeit, als die rechte ­Graswurzelbewegung Tea Party erstarkte – und als sich in New York ein gewisser Donald Trump anschickte, seinen Weg ins Weiße Haus vorzubereiten.

Mit der US-Flagge immer um das Denkmal herum

„Sie haben Angst vor Veränderung“, sagt Henry Turnage über seine weißen Landsleute in Rocky Mount. Der 40-jährige Schwarze versteht sich als „Teil des neuen Amerikas“. Im Juni vergangenen Jahres, als Craighead gegen Polizeigewalt demonstrierte, kam Turnage eine Woche lang jeden Tag ganz allein mit einer US-Fahne zu der strahlend weißen Säule vor dem Gericht.

Stundenlang zog er kreisend um die Säule, um für die Verlagerung des Denkmals in ein Museum zu demonstrieren. „Dieses Denkmal ist verletzend“, sagt er „es bedeutet, dass meine Kinder hier keine Chance haben.“ Turnage hat lange in Deutschland gelebt, wo seine Frau als GI stationiert war. Er sagt: „In Deutschland müssen Juden nicht an Hakenkreuzen vorbeigehen, wenn sie in ein Gericht wollen.“

Während Craighead und Turnage protestierten, diskutierten weiße Männer in Rocky Mount über eine stärkere Bewaffnung von Milizen, weil der neue demokratische Gouverneur es auf ihre Schusswaffen abgesehen habe. Weil sie ihre Meinungsfreiheit in Gefahr sehen. Und weil sie verhindern wollen, dass ihre Geschichte „ausradiert“ wird.

Am 3. November votieren in Franklin County 71 Prozent der Wähler für Donald Trump. Am selben Tag findet ein lokales Referendum über die Zukunft des Denkmals statt. 69 Prozent im County stimmen für den Verbleib der Konföderiertensäule. Die Befürworter bezeichnen sie als Teil der lokalen Identität.

Henry Turnage sieht Positives in dem Ausgang des Referendums. Er habe nicht erwartet, dass fast ein Drittel der Wähler für eine Denkmalverlegung stimmten, obwohl nur acht Prozent von ihnen Schwarze sind. Nach dem Ende seiner Denkmalumrundungen will er die Eroberung der „Herzen und Köpfe“ fortsetzen. Er sieht darin die einzige Möglichkeit, seinen Geburtsort zu verändern. „Wir können sie nicht bei Wahlen schlagen. Und wir können es schon gar nicht mit Gewehren tun“, sagt Turnage.

Wer ein Denkmal anrührt, gehört erschossen. Wir sind es, die die Waffen haben

Donald Taylor, Geschäftsmann

„Wer ein Denkmal anrührt, gehört erschossen“, sagt dagegen Donald Taylor. Der 71-Jährige poltert laut heraus, was andere tuscheln. Er habe, sagt er, „kein Problem mit Schwarzen“, aber er misstraue „Frauen zwischen 25 und 45, die in der Universität eine Gehirnwäsche bekommen haben“. Den gegenwärtigen Präsidenten will er „wegen Verrats aufhängen“. Und er sieht den Bürgerkrieg „als den einzigen Weg, um mit dem Übel aufzuräumen“.

Über die Idee, sich mit Demokraten, die er „Mitglieder der „islamistischen, sozialistischen Partei“ nennt, an einen Tisch zu setzen, lacht Taylor schallend. Sorgen über den Ausgang des Bürgerkriegs zwischen „Gut und Böse“ macht er sich nicht: „Wir sind es, die die Schusswaffen und die Munition haben.“

Donald Taylor vor seinem Trump-Souvenirladen in einer ehemaligen Kirche Foto: Dorothea Hahn

Ein paar Kilometer nördlich von Rocky Mount, in Boones Millan an einer belebten Durchgangsstraße, hat Taylor eine Backsteinkirche gekauft und in eine Art Trump-Tempel verwandelt. Die Wege zum Kircheneingang sind mit Schildern gesäumt, die dazu auffordern, auf die demokratische Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi zu pissen, Biden zu ficken und für Trump zu hupen. An der Stelle, wo früher der Altar stand, verkauft Taylor Schnappmesser mit dem Konterfei Trumps. Alle paar Minuten kommen neue Kunden in sein Geschäft.

Am 6. Januar 2021 sind Dutzende – vielleicht Hunderte – von Trump-Anhängern aus Franklin County in Bussen und ihren Privatautos in die US-Hauptstadt Washington gefahren. Sie folgen dem Ruf ihres Präsidenten. Sie beharren darauf, dass die Präsidentschaft Donald Trump „gestohlen“ worden sei.

Auch Taylor ist an diesem Tag in Washington. „Wie üblich“ nimmt er eine Schusswaffe mit, ohne die er nach eigenem Bekunden sein Haus nicht verlässt. Er geht zu Trumps Kundgebung hinter dem Weißen Haus und zieht mit der Menge zum Kapitol. Aber Taylor geht nicht hinein. Zu Thomas Robertson und Jacob Fracker, den beiden Polizisten aus Rocky Mount, die beim Sturm auf das Kapitol dabei sind, fällt ihm dieser Kommentar ein: „Traurig, dass sie das Selfie gemacht und es verschickt haben.“

Andere Trump-Anhänger in Rocky Mount gehen in ihrer Unterstützung für die beiden Polizisten noch weiter. „Sie haben das Richtige getan“, befindet Thomas McDeavitt vom Patriotic Network of Franklin County. Der 64-jährige weiße Rentner will wissen, dass „Black Lives Matter und Antifa“ die Fenster und Türen des Kapitols eingeschlagen hätten, während die Trump-Unterstützer „von der Polizei hereingebeten und herumgeführt worden“ seien.

Das Rathaus von Rocky Mount drückt sich sechs Monate später immer noch vor einer Stellungnahme zum Sturm aufs Kapitol. „Wir haben keine Position dazu“, schreibt Stadtmanager Robert Wood. Er will sich auch nicht dazu äußern, wie der Entscheidungsprozess verlief, bevor die beiden Polizisten entlassen wurden. Das sei „eine persönliche Angelegenheit“. Für ein Interview haben er und der Bürgermeister keine Zeit. Auch die beiden Polizisten geben – mit Hinweis auf die Ermittlungen – keine Interviews mehr.

Ein Selfie aus dem Kapitol

Am 6. Januar waren die beiden kommunikativer. Thomas Robertson und Jacob Fracker informieren ihre Kollegen in Rocky Mount live aus dem Kapitol über ihre Leistungen. Ein Selfie zeigt sie triumphierend vor einer Statue von John Stark, General im Unabhängigkeitskrieg, der den Satz geprägt hat: „Frei leben oder sterben“. Fracker hat den Mittelfinger erhoben. „Die Linken sind nur sauer, weil wir tatsächlich die Regierung angegriffen haben“, schreibt Robertson auf seiner Facebook-Seite, „die Rechten haben das fucking Kapitol an nur EINEM TAG eingenommen.“

Einem Freund sagt er: „Ich gehe in den Krieg.“ Fracker beschreibt genüsslich die „Blitzknallerei, CS-Gas, Gummigeschosse“ im Kongress, prahlt, dass er „ungefähr die achte Person“ im Gebäude war und vergleicht sein Hochgefühl im Kapitol mit seinem Einsatz als Marine in Afghanistan. Wie viele Polizisten sind beide Männer Kriegsveteranen.

In Rocky Mount machen die Nachrichten der beiden schnell die Runde. Aber an den Tagen nach dem Kapitolssturm verrichten Robertson und ­Fracker ihren Dienst zur Verteidigung von Recht und Ordnung in der Kleinstadt, als wäre nichts geschehen. Ab 9. Januar ist das nicht mehr möglich. Da erfährt Joe Stanley von dem Vorfall. Er verständigt die Friseurin Bridgette Craighead: „Ich habe beunruhigende Nachrichten.“

Craighead ist Optimistin. Mitten in der Pandemie hat sie ihren Friseursalon im Zentrum von ­Rocky Mount übernommen und türkis, lila und pink angestrichen. Sie nennt ihre Kundinnen „Queen“. Und jedes Mal wenn ihr bei den Demonstrationen im letzten Jahr jemand rassistische Unflätigkeiten zuruft oder die Fahrt verlangsamt, um obszöne Gesten zu machen, läuft sie auf die Person zu und ruft: „I love you.“

Ich liebe Polizei und Militär. Ich habe kein Problem damit, wenn jemand Trump wählt. Aber ein Sturm auf das Kapitol – das geht nicht

Bridgette Craighead, Friseurin aus Rocky Mount

Aber beim Anblick des Selfies aus dem Kapitol, überkommt sie ein Gefühl von Verrat. „Ich liebe meine Polizei und mein Militär“, sagt sie „und ich habe kein Problem damit, wenn jemand Trump wählt, oder für ihn demonstriert. Aber ein Sturm auf das Kapitol, mit fünf Toten – das geht einfach nicht.“ Wenige Minuten nachdem sie das Foto der beiden Polizisten erhält, stellt Craighead es auf ihre Facebook-Seite. „Ich kann nicht glauben, dass sich Leute, denen ich vertraut habe, im Kapitol so animalisch benommen haben“, schreibt sie.

Ein paar Tage später schickt die Stadt die beiden Beamten in den Zwangsurlaub. Ihren Lohn zahlt sie weiterhin. Craighead und ihre Freunde verlangen, dass die Polizisten entlassen werden. Vor dem Rathaus stoßen sie auf bewaffnete Milizionäre, die Trump-Slogans skandieren und die beiden Beamten hochleben lassen. Gegenüber von Craigheads Salon hisst ein Autohändler ein Batterie von Konföderierten-, Polizei- und Trump-Fahnen. Craighead „ist ein Störenfried“, sagt Jeff Bailey. Er fügt hinzu: „Wenn Leute wie sie aufhören, über Rassismus zu reden, gäbe es keinen Rassismus.“

Als ihnen die Ermittler näher rücken, wollen die beiden Kapitolsstürmer aus der Polizeiwache „nichts Verbotenes“ getan und keine Gewalt im Kapitol gesehen haben. Am 13. Januar werden sie angeklagt. Wegen „wissentlichen Betretens eines gesperrten Gebäudes ohne Befugnis“ und wegen einem „Verhalten, das die Regierungsgeschäfte stört“ droht beiden ein Jahr Gefängnis. Sie kommen gegen Kautionen von jeweils 15.000 Dollar frei. Weil sie Veteranen sind, bleiben ihnen Fußfesseln erspart.

Aber der Richter beschränkt ihren Bewegungsradius. Er entzieht ihnen vorübergehend das Versammlungsrecht und verbietet ihnen zudem den Waffenbesitz. Nach den explosiven Funden bei Robertson beantragt die Staatsanwaltschaft, dass er bis zum Prozess in Untersuchungshaft kommt.

Am 14. Juni kommt der Stadtrat von Rocky Mont zu seiner ersten öffentlichen Sitzung seit dem Beginn der Coronapandemie zusammen. Joe Stanley tritt ans Mikrofon. Er berichtet, dass Expolizist Fracker neuerdings Privatgeschäfte mit Dorka macht, dem Drogenspürhund der Polizei von Rocky Mount: „Für 350 Dollar bar auf die Hand durchsucht er Häuser nach Drogen und verspricht Kunden, dass er niemanden – auch nicht die Polizei – verständigen wird, falls er etwas findet.“

Stanley hat schon vor Monaten beim Rat angefragt, ob die Stadt dem gefeuerten Polizisten den 5.000 Dollar teuren Spürhund geschenkt habe. Die sieben Ratsherren – im Stadtrat von Rocky Mount gibt es keine Frauen – schweigen. Nach 45 Minuten beenden sie die Sitzung. Zwei Tage später erhält Stacey seinen zweiten Durchsuchungsbescheid. Und die Stadtverwaltung verschickt eine Quittung, wonach der Spürhund schon im März an einen ehemaligen Polizisten verkauft worden sei. Der Käufer soll ihn anschließend an Fracker weitergegeben haben.

Während der Sitzung geht Polizeichef Ken Criner im Foyer des Rathauses vor den geöffneten Glastüren auf und ab. Im letzten Jahr wurde er nach Beschwerden von mehreren Mitarbeitern wegen Belästigungen für zwei Wochen in den unbezahlten Zwangsurlaub geschickt – und erhielt die Auflage, ein Seminar über Aggressionsbewältigung zu besuchen. Bislang hat der Polizeichef das nicht getan. Zu den beiden Kapitolsstürmern aus seiner Truppe will er sich nicht äußern: „Weil das FBI ermittelt.“ Aber er warnt vor Stanley: „Die State Police ermittelt gegen diesen Mann.“

Im Frühsommer hat Bridgette Craighead sich dazu entschlossen, für das Parlament in Virginia zu kandidieren. Sie weiß, dass ihr in dem konservativen und weißen ländlichen Wahlkreis ein schwerer Kampf bevorsteht. Ihr republikanischer Gegenspieler heißt Wren Williams, ein weißer junger Anwalt, der Ende letzten Jahres dabei geholfen hat, in Wisconsin das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen anzufechten. „Sein einziges Programm ist Trump“, sagt Craighead. „Sie ist zu radikal für das ländliche Virginia“, antwortet Williams.

In Craigheads Ohren klingt das wie ein Satz, mit dem sie und ihre Vorfahren in Franklin County seit Generationen konfrontiert werden: „Du gehörst hier nicht hin.“ In ihrer Schulzeit hat sie gelernt mit weißen Klassenkameraden umzugehen, die sie mit Tiervergleichen und N-Worten traktieren und die gelegentlich Schlingen an die Decke des Klassenzimmers hängten. Wenn es zu heftig wurde, schlug Craighead zurück. Das führte zu insgesamt 33 Suspendierungen. Sie hat sich nicht einschüchtern lassen.

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6 Kommentare

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  • Die Deutschen sind auf Amerika nicht böse, weil es dort Rassismus gibt, sondern weil es dort Leute wie Ben Carson gibt, die das Amerika repräsentieren, das sie von den Nazis befreit hat:



    de.wikipedia.org/wiki/Ben_Carson



    Hören wird ihm zu:



    www.youtube.com/watch?v=bRJzEPTgqqU

    • @Günter:

      Glauben Sie, dass viele Anti-Amerikanist_innen, gerade die unter den Linken, viel an Leute wie Ben Carson denken?

      Sind denn wirklich so viele "böse" auf Amerika?

  • Es scheint, dass Trump die autoritär rassistischen Nationalisten nicht aufgewiegelt, sondern ihnen eine Stimme gegeben hat. Die scheinen nach den Regeln der Steinzeit (America first ...) zu funktionieren. Mit der Menge von Waffen dort ist das eine explosive Mischung, an der Sprengmeister Trump bestimmt weiter herumzündelt. Mein Gott, müssen die da ALLE Angst haben ...

  • Eine interessante Milieustudie aus dem nördlichen Süden. Ich habe einige Jahre weiter südlich gelebt und war immer wieder fassungslos, wie doch die Zeit vor der Bürgerrechtsbewegung stehengeblieben ist. Es braucht keine “white only”-Schilder; die ländliche und suburbane Gesellschaft ist immer noch derart segregiert, dass jeder Weiße und Schwarze weiß, wo sein ihm zustehender Platz ist. Die Gesellschaft war ein perfekter Spiegel von William Faulkners Romanen.

  • Man muss nicht bis in die USA reisen um Menschen zu finden, Die so denken wie die Anhänger von Trump.



    Auch im östlichen Teil der europäischen Union leben viele Menschen die ein ganz ähnliches Weltbild haben.



    Und diese Menschen haben das gleiche Wahlrecht wieder typische Leser der TAZ.



    Konfrontation mit diesen Menschen wird nichts bringen, Das zeigt die Lebenserfahrung.



    Nur Kommunikation, Empathie, Gespräche und langsame und Mühevolle Überzeugungsarbeit.



    Wer nur als „moralischer Besserwisser“ um die Ecke kommt, der wird nur genau das Gegenteil erreichen, wir sehen es in den USA….

    • @Paul Rabe:

      Warum gehen sie denn so weit weg? Gucken sie sich mal den durchschnittlichen AfD-Anhänger an.



      Da haben sie den gleichen Müll wie bei radikalen Muslimen, Faschisten, etc. pp.

      Und auf ihre Menschenverachtung angesprochen, sind sie alle auf einmal gleichermaßen Opfer der bösen, ihre Meinungsfreiheit unterdrückenden, Linksgrünversifften.