Vatikan und LGBTI-Segnung: Wir brauchen pastoralen Ungehorsam
Rom verbietet die Segnung homosexueller Paare. Dem sollten wir uns widersetzen. Menschen und der Glaube sind uns wichtiger als die Kirchenlehre.
R om hat gesprochen, und wir sollen Folge leisten? Nicht mit uns! Katholik*innen zeigen mutig, dass sie sich für eine menschenfreundliche und offene Kirche starkmachen.
Die Glaubenskongregation hat offiziell verlautbart, dass die katholische Kirche nicht die Vollmacht hat, gleichgeschlechtliche Paare zu segnen. Damit fügt sie Menschen Leid zu und nimmt teil an der gesellschaftlichen Diskriminierung Homosexueller. Sie macht sich dadurch schuldig. Auch die sexualisierte Gewalt, die gerade in diesen Tagen erneut in ihrer gewaltigen Grausamkeit deutlich wird, hat ihre Ursache mitunter in der verengten, von Verdrängung und Diskriminierung geprägten Sexualmoral.
27 Jahre alt, ist Politologin, Bundesvorsitzende der Katholischen Landjugendbewegung und Mitglied des Synodalen Wegs
Wir alle, als Teil dieser Kirche, müssen laut sein und mutig für eine Kirche einstehen, die Heimat für alle Menschen ist. An einem Ort, an dem von Nächstenliebe gepredigt wird, dürfen wir die Menschenrechte nicht an den Kirchenmauern abprallen lassen. Wir sind viele und wir widersprechen.
Der revolutionäre Wind weht nicht nur in den Jugendverbänden und Gemeinden, er ist jetzt auch bei den Geistlichen angekommen, die offen ihre Meinung sagen. 2.000 Priester und andere hauptberufliche Seelsorger*innen unterzeichneten bisher den Aufruf der Priester Bernd Mönkebüscher und Burkhard Hose und bekennen sich öffentlich dazu, auch weiterhin gleichgeschlechtliche Paare zu segnen. Dieser pastorale Ungehorsam macht Mut.
Rechtlich gibt es keinen Ausweg aus der Sackgasse, in der sich die katholische Kirche befindet. Wir müssen sozialen Druck ausüben und uns über die bizarren Äußerungen aus Rom hinwegsetzen. Dabei geht es nicht nur um den Umgang mit Homosexuellen, sondern um das unbedingt notwendige Aufbrechen der Machtstrukturen.
Zu oft hat die Kirche geschwiegen. Wir wollen ein Zeichen setzen, dass uns die Menschen wichtiger sind als der Schutz der Institution. Und unser Glaube ist uns wichtiger als die Kirchenlehre. Wir alle sind Kirche und gestalten sie mit – ob es Rom gefällt oder nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Hamburg und die Kühne-Oper
Als das Wünschen noch geholfen hat