Angriffe gegen IT-Systeme in den USA: Trump nimmt Russland in Schutz
Das Ausmaß der Hackerattacken ist groß, unklar ist jedoch, wie groß. Der amtierende US-Präsident aber beschwichtigt – und äußert Spekulationen.
Trump hingegen brachte eine andere Variante ins Spiel: „Wenn irgendetwas passiert, heißt es immer gleich Russland, Russland, Russland“, schrieb er am Samstag auf Twitter. Dabei „könnte“ auch China hinter der Attacke stecken, schrieb er – ohne Hinweis auf die Quelle dieser Vermutung. Im Übrigen könne das Ganze womöglich auch mit der Manipulation der Wahlmaschinen zu tun haben, also Teil jenes von ihm ohne jeden Beweis angeprangerten „riesigen Wahlbetrugs“ sein, der ihn um eine zweite Amtszeit im Weißen Haus bringe.
Empfohlener externer Inhalt
Andererseits sei der Angriff insgesamt gar nicht so schlimm: „Ich wurde vollständig informiert, und alles ist gut unter Kontrolle“, erklärte der US-Präsident. Auch das allerdings deckt sich nicht mit den bisherigen Erkenntnissen – denn selbst das Ausmaß des Angriffs ist noch nicht vollständig bekannt. Inzwischen überprüfen auch die Nato und die EU, ob ihre Computersysteme betroffen sind.
In den USA waren zunächst vor allem Regierungsbehörden, kritische Infrastruktur wie Stromnetze und private Unternehmen von den Angriffen betroffen, darunter unter anderen das Energieministerium, das Finanzministerium und das Handelsministerium. Überall dort hatten die Hacker über Monate die Möglichkeit, interne Kommunikation mitzuverfolgen.
Einfallstor für den Hack war Software des IT-Konzerns Solarwinds. Nach Angaben der Firma könnten bis zu 18.000 ihrer insgesamt 300.000 Kunden weltweit betroffen sein, darunter auch Einrichtungen der EU und der Nato sowie laut Recherchen des Handelsblatts ebenso Behörden und Unternehmen in Deutschland. Die Hacker hatten nach Angaben der US-Cybersicherheitsbehörde Cisa eine Hintertür genutzt, um die Malware zwischen März und Juni mit einem Update der Software unbemerkt direkt bei den Kunden aufzuspielen. Es gibt allerdings bislang keine Hinweise darauf, dass ein flächendeckender Datenklau Ziel der Attacke war.
Der kommende US-Präsident Joe Biden verurteilte die Angriffe und hatte bereits am Dienstag gesagt, die USA müssten in Zusammenarbeit mit ihren Verbündeten die Kosten für die Verantwortlichen solcher Angriffe deutlich in die Höhe treiben, damit Gegner gar nicht erst auf die Idee kämen, es zu versuchen.
Die russische Regierung hat in mehreren Stellungnahmen jede Verantwortung für den Cyberangriff zurückgewiesen. Unterdessen feierte Moskau am Sonntag das 100-jährige Bestehen des 1920 von Feliks Dzierzynski gegründeten Geheimdienstes. „Jede erfolgreich durchgeführte Operation unserer Aufklärung ist für sich genommen einmalig und heldenhaft“, sagte der Chef des Geheimdienstes und zugleich Chef des russischen Sicherheitsrats, Sergei Naryschkin.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grundsatzpapier des Finanzministers
Lindner setzt die Säge an die Ampel und an die Klimapolitik
Kritik an Antisemitismus-Resolution
So kann man Antisemitismus nicht bekämpfen
VW in der Krise
Schlicht nicht wettbewerbsfähig
Bundestag reagiert spät auf Hamas-Terror
Durchbruch bei Verhandlungen zu Antisemitismusresolution
Mögliche Neuwahlen in Deutschland
Nur Trump kann noch helfen
Kränkelnde Wirtschaft
Gegen die Stagnation gibt es schlechte und gute Therapien