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Pro und Contra Homeschooling in BerlinSchickt die Kinder nach Hause!

Anna Lehmann
Anna Klöpper
Kommentar von Anna Lehmann und Anna Klöpper

Angesichts infizierter Schüler:innen und ganzer Klassen in Quarantäne: Sollten nicht auch die Schulen wieder auf Abstand und Homeschooling setzen?

Nicht an jedem Esstisch ist genug Platz für Homeschooling und Hausaufgaben Foto: Science Photo Library/imago

Ja,

e s gibt viele Gründe, die dagegen sprechen, Klassen zu teilen. Viele Schüler:innen, Lehrer:innen und Eltern machen sich Sorgen, wenn Schulen flächendeckend auf das Wechselmodell umstellen. Und das zu Recht. Drei Unterrichtsstunden pro Tag sieht der Stufenplan für den Ernstfall vor. Deshalb stehen die meisten der 700 Berliner Schulen nach wie vor auf Gelb: Regelunterricht mit verschärften Hygienevorschriften.

Die einzuhalten unter den gegebenen Bedingungen oft gar nicht möglich ist. Wie sollen denn auch 30 Schüler:innen den Mindestabstand von 1,5 Metern in 30 qm großen Räumen einhalten? In Schulgebäuden aus der Kaiserzeit, die als preußische Erziehungsanstalten gebaut und seitdem kaum modernisiert wurden? Es geht einfach nicht. Die Klassen sind zu voll, die Räume zu eng, die Schulhöfe und Turnhallen zu klein. Das war schon vor Corona klar, jetzt wird es wirklich zum Problem.

Zum gesundheitlichen Problem und zum Legitimationsproblem: Denn der Lehrplan ist nicht zu erfüllen, wenn die Lehrerin nur die Hälfte des Stoffs vermitteln kann. Zeugnisnoten und Übergangsempfehlungen haben wenig Aussagekraft, wenn statt vier nur eine Klassenarbeit im Schuljahr geschrieben wird und der mündliche Teil auf eine Videokonferenz pro Woche schrumpft.

Noch gilt der Lehrplan wie in Vor-Corona-Zeiten. Doch das System droht zu kippen. Knapp 200 Schulen müssen nun auf Hybridunterricht umstellen, mit geteilten Klassen und reduziertem Präsenzunterricht. Jede dritte Schule ist davon betroffen. Vergleichbarkeit und Chancengleichheit sind unter diesen Umständen nicht mehr gewährleistet.

Es wäre jetzt konsequent, die Notbremse zu ziehen und wie im Frühjahr den engen Rahmen von Lehrplan und Zensuren zu verlassen. Und alle Oberschulen sollten ein individuelles Wechselmodell einführen: Schüler:innen, die zu Hause keinen Arbeitsplatz haben oder beim Lernen mehr Unterstützung brauchen, kommen zum Arbeiten in die Schule. Jene, die zu Hause Laptop, Schreibtisch und Ruhe haben, dürfen zu Hause lernen. Lehrer:innen konzentrieren sich darauf, in Kleingruppen neuen Stoff zu vermitteln und individuell zu fördern.

Corona an den Berliner Schulen

Corona-Ampel Erstmals zeigte die Ampel vor dem Wochenende für 7 allgemeinbildende Schulen „rot“. Neben drei Grundschulen in Mitte waren die Otto-Hahn-Sekundarschule und das Albert-Einstein-Gymnasium in Neukölln betroffen, in Friedrichshain-Kreuzberg die Carl-von-Ossietzky-Gemeinschaftsschule und die Hector-Pedersen-Oberschule.

Infektionen und Quarantäne 765 Lerngruppen waren laut Zählung der Bildungsverwaltung zum Wochenende in Quarantäne, bei 13.500 Klassen insgesamt in Berlin. Rund 1.200 SchülerInnen wurden positiv getestet, das ist ein Anteil von 0,36 Prozent (Vorwoche: 0,22 Prozent). Bei den PädagogInnen wurden 415 Personen positiv getestet. (akl)

Ja, es wäre ein radikaler Schritt. Aber Abschlüsse, Klausuren, Lehrplan und Zensuren sind nicht mehr wert als der Schutz der Gesundheit. Und mal angenommen, Corona wäre nicht in erster Linie für alte Menschen gefährlich, sondern für Kinder und Jugendliche. Dann wären die Schulen längst geschlossen. Anna Lehmann

Nein,

Homeschooling muss die Ausnahme bleiben, die Schulen bleiben im „Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen“, hat die Politik Ende Oktober entschieden – und die Verantwortlichen verteidigen das seitdem in seltener Einmütigkeit gegen den Druck von Lehrerverbänden und Gewerkschaften. Und sie tun das völlig zu Recht.

Es ist leicht, jetzt auf Infektionen und in Quarantäne geschickte Klassen zu verweisen, die seit den Herbstferien auch an Berliner Schulen kontinuierlich mehr werden. Und doch sind steigende Infektionszahlen in den Schulen kein zwingendes Argument, alle SchülerInnen wieder teilweise ins Homeschooling zu schicken. Denn auch wenn die Gesundheitsämter nur noch etwa ein Drittel des Infektionsgeschehens zurückverfolgen können: Bei den Infektionsketten, die man zurückverfolgen kann, spielen Schulen als Ansteckungsorte nach wie vor kaum eine Rolle.

Nun geht es bei einem „diffusen Infektionsgeschehen“ allerdings nicht mehr allein um qualitative Maßnahmen zur Kontaktbeschränkung, sondern vor allem um quantitative Kriterien. Die Schulen für alle im regulären Betrieb zu halten war eine politische Prioritätensetzung. Man hätte stattdessen auch die Restaurants und Museen offen lassen können, auch dort deutete wenig darauf hin, dass sie Hotspots sind.

Gut möglich, dass in den kommenden Tagen mehr Schulen in Berlin ohnehin auf Wechselunterricht schalten müssen, weil die Corona-Ampel für sie „Rot“ zeigt. Aber es ist richtig, dies weiterhin vom Infektionsgeschehen an jeder einzelnen Schule abhängig zu machen, statt allen pauschal Homeschooling zu erlauben. Denn Wechselbetrieb bedeutet ja auch: Die digital gut aufgestellten Schulen machen gern mit, vielleicht profitieren SchülerInnen dort sogar von kleineren Klassen und „hybriden“ Unterrichtsmodellen. Aber viele Schulen sind schlecht ausgestattet – und viele SchülerInnen profitieren nicht, sondern die LehrerInnen „verlieren“ sie ganz einfach. Weil auch ein Tablet und eine Schulcloud nicht den Sozialraum Schule ersetzt, der gerade für SchülerInnen – und Familien – mit weniger Ressourcen wichtig ist. Denn Schule ist ein stabilisierender Faktor in dieser Gesellschaft und auch Zufluchtsort, wenn in Familien Gewalt oder einfach „nur“ Überforderung und Enge herrschen.

Für die Kultur und Gastronomie kann (und muss) man Rettungsschirme spannen. Die Schulen zu schließen, auch nur teilweise, hat dagegen einen hohen sozialen Preis. Der sollte uns (noch) zu teuer zu sein. Anna Klöpper

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Anna Lehmann
Leiterin Parlamentsbüro
Schwerpunkte SPD und Kanzleramt sowie Innenpolitik und Bildung. Leitete bis Februar 2022 gemeinschaftlich das Inlandsressort der taz und kümmerte sich um die Linkspartei. "Zur Elite bitte hier entlang: Kaderschmieden und Eliteschulen von heute" erschien 2016.
Anna Klöpper
Leiterin taz.eins
Seit 2011 bei der taz. Leitet gemeinsam mit Sunny Riedel das Ressort taz.eins. Hier entstehen die ersten fünf Seiten der Tageszeitung, inklusive der Nahaufnahme - der täglichen Reportage-Doppelseite in der taz. Davor Ressortleiterin, CvD und Redakteurin in der Berliner Lokalredaktion. Themenschwerpunkte: Bildungs- und Familienpolitik.
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27 Kommentare

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  • taz: "Noch gilt der Lehrplan wie in Vor-Corona-Zeiten."

    Der Deutsche hält sich eben strikt an seinen "preußischen Lehrplan", egal ob eine tödliche Seuche durch das Land rast oder nicht. Weshalb müssen Schüler überhaupt so schnell wie möglich ihre "Ausbildung" beenden? Arbeitsplätze gibt es ohnehin immer weniger - auch wenn die Bundesagentur für Arbeit mit großem Aufwand und statistischen Tricksereien die Arbeitslosenquote seit Jahren "klein rechnet". Die Menschheit, auch in Deutschland, nimmt immer mehr zu, aber der Deutsche muss seine jungen Bürger natürlich so schnell wie möglich ausbilden. Sogar in den Universitäten "prügelt" man die jungen Leute hurtig durch das Bachelor- und Masterstudium - und das obwohl die Menschen immer älter werden. Im Jahr 1900 hatten wir weltweit 1,6 Milliarden Menschen und heute, gerade einmal 120 Jahre später, sind wir schon bei rund 8 Milliarden Menschen angelangt. Wir haben soviel "Menschenmaterial", da können wir auch mal ein Jahr "intellektuell pausieren", ohne das wir gleich verblöden, wenn junge Leute mal in den Leerlauf schalten. Weshalb kann man nicht endlich mal einen Gang herausnehmen, die Schüler und Lehrer im Haus lassen und damit der Seuche die "Nahrung" nehmen? In unseren kaputten Schulen, wo sich nicht mal mehr die Fenster öffnen lassen, sollen Lehrer mit einer FFP-Maske dreißig Kinder oder Jugendliche unterrichten, die symptomfrei Träger des Coronavirus sein könnten, um das Virus noch mehr zu verbreiten. Über soviel Dummheit freut sich das Coronavirus bestimmt.

  • Grundsätzlich: Angesichts der Tatsache, dass Corona Leben gefährdet: Was ist wichtiger? Ein halbes Jahr 100% Schule oder Menschenleben?



    Mir scheint, Covidiotitis steckt nicht nur Coronaleugner an. Man ist auch außerhalb dieser Gruppe bereit, bewusst Ansteckungen in Kauf zu nehmen und damit Menschenleben zu gefährden

  • Kann man in Berlin auch Jein?

    Es gibt immer auch Eltern, die Kapazitäten haben, Homeschooling mitzumachen. Es könnte immer ein Teil der Schüler in wechselnden Teilklassenverbänden/Kohorten Homeschooling machen während der andere Präsenzunterricht macht.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Nenne, Präsenzunterricht ist wichtig. Und wenn jetzt die Klassenstärke halbiert wird, dann nicht so wie bei uns, morgens ne Stunde und Nachmittagszwei.Macht vier Busfahrten.

  • Nach allem was ich von meinen Kindern (15 und 13 Jährige Schüler) und meiner Frau (Kunsterzierherin) und anderen Eltern und Lehrern so höre, sehen die die Schule selbst eigentlich als nicht so problematisch. Die meisten Schulleitungen und Lehrer sind schon aus Angst vor haftungrechtlichen Konsequenzen und vor dem Chaos, dass eine Schulschließung verursacht, sehr darauf bedacht, vorsichtig zu sein (bis auf die, die Covid 19 halt nicht ernst nehmen).

    Das größte Problem liegt wohl im Nahverkehr: Die sind vor 8 Uhr voll wie immer und der Anteil der Menschen, die tatsächlich ihre Maske (wie wirksam sie auch immer Sei) nicht nur über dem Mund, sondern auch über der Nase tragen liegt in Nürnberg doch sehr deutlich unter 100 %.

    Da könnte man viel helfen, in dem man die Schulanfangszeiten entzerrt. Es soll ja Städte geben, wo man das praktiziert, aber in Nürnberg fangen alle Schulen nach wie vor um 8 Uhr an.

    Ist es wirklich unmöglich, z. B. Grundchüler weiterhin um 8 Uhr in die Schulen zu schicken, Den Unterricht an weiterführenden Schulen und Qualifizierungsmaßnahmen gestaffelt z. B. um 8:15, 8:30, 8:45 und 9:00 Uhr?

    Damit hätten wir doch im Stoßverkehr, sowohl morgens, als auch mittags eine ziemliche Entzerrung.

    By the way: Der Umgang des hiesigen OPNVs mit der Pandemie spottet jeder Beschreibung. Ich habe im März ein paar Wochen auf die Nachricht gewartet, dass in Bussen und Bahnen an den Endhaltestellen Tasten, Griffe und Haltestangen desinfiziert werden.

    Die Maßnahmen waren dann:



    1. Die vorderen Bustüren werden zum Schutz der Busfahrer nicht mehr geöffnet.



    2. Busfahrer verkaufen keine Karten mehr.



    3. Die Türen werden an den Haltestellen automatisch geöffnet.

  • Warum müssen wir während einer Epidemie mit Atemwegs-Viren die Kinder unbedingt stundenlang in enge Räume quetschen?



    Wir haben in fast allen Städten und Gemeinden unzählige große und hohe bestuhlte Räume leer stehen.



    (Mehrzweckhallen, Kinosäle, Hörsäle, Bürgerhäuser...)

    Aufgrund der Raumgrößen müßten die Klassen auch nicht halbiert werden, sodass man weniger Lehrer benötigt.

    • @drafi:

      Richtig!!!!



      Aber da ist sofort der Finger hoch - vom Rechtsanwalt der Gebäudeeigentümer - wegen Haftungsansprüchen....und und und....



      Trotzdem - irgendwann muss man auch diese harten Nüsse knacken!

  • RS
    Ria Sauter

    Anscheinend sind hier keine Alleinerziehenden mit jüngeren Kindern betroffen. Wie soll das gehen als Alleinverdiener ohne aus dem Job zu fliegen? Wer betreut das Kind, wann und wo?

    • @Ria Sauter:

      Wohlhabende Boomer interessieren solche Dinge nicht. Da ist viel maximale Unkenntnis anzutreffen.

      • @Homunkulus:

        Warm dürfen wohlhabende Boomer kein Homeschooling machen um den Präsenzunterricht zu entlasten und so alle, auch die Alleinerziehenden zu schützen?

  • ich glaube, man mutet kindern zu wenig zu. immer eigentlich. kinder sind viel anpassungsfaehiger als erwachsene. viel flexibler. alle gruende, die gegen homeschooling sprechen, im sinne 50:50 praesenzunterricht und heimunterricht, sind neben der technischen schiene -wobei das ja auch wieder halb vorgeschoben ist, weil wirklich jeder, aber auch jeder ein smartiphone und wohl auch laptop hat - der soziale aspekt. kann ich nicht nachvollziehen, da wird kein kind soziale defizite entwickeln, wenn es nur die haelfte der zeit physich im klassenzimmer verbringt.



    der wahre grund, so vermute ich, liegt einfach darin, die kinder fuer den halben tag aus dem haushalt zu bekommen, so die eltern frei zu machen fuer home office, und so hier keine doppelbelastung den eltern aufzubuerden und die wirschaft nicht einzuschraenken.

    • @the real günni:

      Ich möchte die Problematik nochmals differenzierter angehen: Homeschooling war nicht zwangsläufig der Grund für die familiäre (Über-) Belastung - das war vielmehr die je nach Alter des Schülers nötige Einbindung der Eltern in die zumeist über Arbeitsblätter erfolgte Unterrichtung der Kinder. Letztlich würde bei Beibehaltung des homeschooling-Konzepts aus dem ersten lockdown eine weitere unzulässige Arbeit der Eltern als Hilfslehrer erfolgen - unter Umständen auch mit der Folge von Ansprüchen auf Ausgleich (juristisch als staatliche Indienstnahme Privater für öffentliche Aufgaben zu werten). Die Aussetzung der Schulpflicht will man offenbar auch vermeiden - der Bildungsanspruch der Kinder steht hier zur Diskussion!

    • @the real günni:

      Es gibt genug Familien, die keine ausreichende technische Ausstattung für Homescooling vorweisen können von einem angemessenen Umfeld ganz zu schweigen. Es würden viele junge Menschen mit ihrem Potential auf der Strecke bleiben.



      Ansonsten scheinen Sie von Kindern nicht allzuviel zu wissen.

      Was haben Sie eigentlich für eine Vorstellung wie viele Menschen Home-Office machen? Wenn Sie jetzt für 4 Wochen die schulen schliessen, dann leidet die Wirtschaft weil ein Grossteil gar nicht mehr arbeiten gehen kann und nich weil alle im Himeoffice doppelbelastet sind.

      • @Homunkulus:

        sag ich doch, entweder die wirtschaft leidet oder homeofficers sind doppelbelastet - an die kinder und an die lehrer denkt man nicht.

  • Frau Lehmann ignoriert gekonnt, dass Schule nicht nur der Bildungsvermittlung dient. Dabei geht es um viel mehr, es geht um soziales Lernen im Unterricht und außerhalb, um Wertevermittlung, es geht darum, dass Kinder und Jugendliche soziale Kontakte mit Gleichaltrigen haben. Und es geht nicht zuletzt auch darum, Eltern zu ermöglichen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Wie soll das gehen, wenn die Kinder nicht mehr in die Schule können?

    • @Ruediger:

      Ich habe da eine Idee - statt das hundertste Angebot zur Übernahme von Einkäufen an ältere Menschen zu richten, damit diese nicht raus müssen (obwohl diese immer dankend ablehnen, weil sie gerne mal raus wollen), könnte man bei entsprechender Kapazität mal der Alleinerziehenden von nebenan Babysitting oder Hausaufgabenbetreuung anbieten ...

  • Die Schulschließungsdebatte, zu der sich der TAZ-Artikel leider nur pseudokritisch positioniert, ist schlichtweg obsolet, weil es keinen Beleg gibt für Schulen als Hotspots.



    Im Gegenteil: Lehrer unterliegen laut mehreren ausländischen Studien keiner erhöhten Ansteckungsgefahr.



    Mich bestürzt dieses faktenfreie Kolportieren des Grundtenors, wo der angeblich differenzierte Blickwinkel lediglich noch in einem lasch begründeten Aufruf zur Mäßigung besteht.

    Beleg?



    Hier:

    "Da Kinder häufig keine Symptome zeigten, sei bisher in der Debatte häufig davon ausgegangen worden, dass die Infektionsrate unter Kindern und Jugendlichen deutlich höher sei, als es die offizielle Statistik widerspiegele. „Genau diese Annahme muss man aber jetzt infrage stellen“, sagte Keller. Nach Ansicht der Mediziner kommt die Analyse einer „Zufallsstichprobe am nächsten“, da der überwiegende Teil der jungen Patienten wegen anderer Erkrankungen oder Verletzungen eine Klinik aufsuchte. "Hinweise auf eine unentdeckte hohe Dunkelziffer unter Kindern gebe es aber nicht, sagte der Chefarzt der Passauer Kinderklinik, Matthias Keller. „Wir schließen daraus auch, dass die Ansteckungsgefahr an Schulen eher überschätzt wird.“"

    (www.stuttgarter-ze...t.kinderaerzte...)

    • @Tripler Tobias:

      sie sind leider nicht auf dem neuesten Stand.

      www.tagesschau.de/...utschland-113.html

      es erschließt sich auch rein logisch nicht (viele Menschen auf engem Raum), warum Schulen keine Hotspots sein sollten.

      • @Usch Bert:

        Na ja, irgendwie gibt es hier zwei Welten. Nach der faz von heute gibt Herr Tripler die Sachlage durchaus richtig wieder. Hier der Link: www.faz.net/aktuel...hofs-17067027.html



        Zwei Fragen stellen sich mir aber schon: Warum ist das so? Die Logik und Anschauung spricht nun wirklich dagegen.



        Und: was tun wir, dass das so bleibt? Als Lehrer an einer beruflichen Schule in Baden-Württemberg finde ich die Vorschläge, die zur Zeit diskutiert werden, lustig; das alles machen wir nämlich schon. Und das alles sind natürlich Maßnahmen, die nichts kosten. Geld ist halt nur für Tablets da. Raumbelüftungsanlagen klingt halt nicht so sexy wie IPod. Bräuchten wir aber. Stoßlüftung ging bei uns schon immer nur, wenn sich jemand außen vor die Klassenzimmerfenster stellt und wedelt wie in der Sauna. Ab Mitte Mai lagen die Schüler ab 11:00 Uhr im Koma ...

  • "Der sollte uns (noch) zu teuer zu sein. Anna Klöpper"

    Wie viele Corona-Tote sind in Ordnung? Wo ist die Grenze?

    Wie kann Bildung vor Gesundheit gehen? Bildung kann ich nachholen, Gesundheit nicht.

    • @Gastnutzer 42:

      Naja, dass schreibt (und meint) Frau Klöpper so bestimmt nicht. Der Punkt ist, dass "Schulen als Ansteckungsorte nach wie vor kaum eine Rolle" spielen. Dazu gibt es verschiedene Studien. Aber gerne lass ich mich auch vom Gegenteil überzeugen.

      • @Anna Bell:

        gerne:



        www.thelancet.com/...0)30785-4/fulltext

        geschlossene Schulen senken R um bis zu 25%.



        Masken schaffen kaum 10%

        Das sind genau die 25% die uns im Vergleich zu anderen Ländern fehlen.



        Hätten wir nach den Ferien die Schulen zugelassen, wäre der R Wert inzwischen vermutlich schon unter 0,5

        • @Gastnutzer 42:

          @ Ganstnutzer 42

          Stimmt so nicht ganz. Die Rede ist von einem ganzen Bündel an Maßnahmen, das in seiner Gesamtheit R um bis zu 25% senken kann. Schulschließungen sind da nur ein Teil dieser Maßnahmen. Oder lese ich das falsch?

          • @Libuzzi:

            weiter unten in den Tabellen, sind die Schulen alleine aufgelistet.

            Aber es ist richtig, dass es nur zusammen mit anderen Maßnahmen wirken kann.

            Es macht keinen Sinn, wenn sich Nachmittags nur zwei Kinder zum Sport treffen dürfen, aber Vormittags 25-30 Kinder 6-8 Stunden zusammen in einem Raum hocken. Das leuchtet jedem ein.

            Außerdem haben die Schulschließungen einen indirekten Effekt - wenn die Kinder zu Hause sind, bleiben auch mehr Eltern zu Hause. Klar - das ist nicht nur positiv, und bestimmt nicht für alle.

            Ein kurzer, aber kompletter Lockdown wäre sinnvoller gewesen. So plätschern wir vor uns hin.



            Niemand käme auf die Idee bei einem Brand jeden Tag einen Eimer Wasser draufzukippen und zu hoffen, dass das reicht. Erst Löschen, bis es aus ist - dann Schäden reparieren. Anders geht es nicht.

            Noch besser wären natürlich Maßnahmen gewesen, die präventiv eine zweite Welle verhindert hätten. Warum hat China das geschafft und wir nicht?

            • @Gastnutzer 42:

              "Warum hat China das geschafft und wir nicht?"



              Die haben die ganze Metropole dichtgemacht und trotzdem felsenfest behauptet, COVID-19 sei ungefährlicher als eine Erkältung.

              • @Luftfahrer:

                Tja Worte vs Taten ... gutes Beispiel eigentlich.

                Und wir erklären wie gefährlich Covid-19 ist und handeln aber nicht danach.

  • Hallo Autorinnen - lesen Sie eigentlich Ihre Kommentare auch wechselseitig?



    Dann müsste Ihnen doch aufgefallen sein, wie wenig pro u. contra zuletzt übrig geblieben ist. Sie beide plädieren für Präsenz- für SuS mit begleitendem Betreuungsbedarf, der zuhause nicht ausreichend gegeben ist. Und Sie plädieren beide dafür, den Distanzunterricht mit älteren Sek I-Klassen und den Sek II -Klassen durchzuführen. Der einzige Unterschied besteht auf der Zeitschiene - die eine vertritt einen vorsorglichen Start für alle, die andere das Abwarten des Infektionsfalles in der einzelnen Schule - und dann erst starten....



    Was Sie aber beide nicht auf dem Schirm haben ist ein anderes Muster dieser Elemente, damit alle Eltern die offene Schule haben:



    Den Infektionsfall abwarten - dann aber nur die betroffene Klasse in die BEOBACHTUNGS-Quarantäne schicken -IN der Schule UND zuhause, für 1 Schulwoche + 2 Wochenenden (=11 Tage).



    Genaueres abrufbar unter didih432@gmail.com