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Periode und ÖkonomieBluten für die Wirtschaft

Was die Menstruation mit Wirtschaft zu tun hat? Viel. Vor allem mit Geldverdienen, bei der Besteuerung und am Arbeitsplatz.

So oder anders – pro Monat kostet das Menstruieren im Schnitt 5 Euro Foto: Lubitz+Dorner/plainpicture

M enstruationscups oder Perioden­slips: Für menstruierende Menschen gibt es heute deutlich mehr Produkte als noch vor ein paar Jahren. Die Wirtschaft – zumindest ein paar Start-ups – und Drogeriemärkte haben entdeckt, dass sich damit Geld machen lässt. Die Firma Einhorn zum Beispiel, gegründet 2015, hat im vergangenen Jahr 15,9 Millionen Periodenprodukte verkauft und einen Umsatz von 5 Millionen Euro erwirtschaftet (darin aber auch die Erlöse von 4,4 Millionen verkauften Kondomen).

Auch wenn neun von zehn Kund:innen weiterhin normale Tampons und Binden kaufen: Die Periode ist ökonomisch – gleich in mehreren Dimensionen. Menstruierende Kund:innen zahlen im Monat etwa 5 Euro dafür. Eine britische Studie rechnete unter anderem auch Schmerzmittel und extra Schokolade mit ein und kam so auf über 18.000 Pfund, die menstruieren in einem Leben kostet.

Abgesehen davon, was auf dem Markt angeboten wird, ist eine weitere Frage, wie diese Produkte besteuert werden. Vielleicht erinnern Sie sich: Im vergangenen Jahr unterschrieben über 270.000 Menschen Petitionen unter dem Motto „Die Periode ist kein Luxus!“. Der Bundestag kategorisierte erst daraufhin Periodenprodukte als „Produkte des täglichen Gebrauchs“ ein. Seit diesem Januar gilt dafür der ermäßigte Steuersatz von 7 Prozent (nur nicht für Slipeinlagen, weil die nicht nur während der Menstruation genutzt werden).

Für Arbeitgeber:innen kein Thema

Doch niedrigere Steuern heißen nicht, dass menstruierende Kund:innen nun enorm sparen, denn für einige Hersteller war die Steuersenkung eine easy Gelegenheit, die Preise zu erhöhen. In Kenia übrigens sind Menstruationsprodukte seit 2011 steuerfrei.

Und dann gibt es die Menstruation noch am Arbeitsplatz, auch wenn die meisten so tun, als gäbe es sie gerade dort nicht. Nicht mal jede:r zehnte Arbeitgeber:in hat sich mit dem Thema Menstruation beschäftigt, zeigte noch eine britische Studie vor drei Jahren. Ausnahmen gibt es in wenigen Unternehmen: Wärmeflaschen, kostenlose Tampons, Waschbecken in den Toi­lettenkabinen oder sogar Menstruations­urlaub. Oft wird der nicht genutzt, vielleicht weil die Mitarbeiter:innen ihn nicht brauchen, vielleicht aber auch, weil es noch zu peinlich ist, darüber zu sprechen. In Japan gibt es den Menstruationsurlaub seit 73 Jahren.

Manche sagen: Für echte Gleichstellung am Arbeitsplatz sollte man über Menstruationsbeschwerden nicht sprechen, machen sie Frauen doch schwächer als ihre Kollegen oder könnten sogar als Rechtfertigung für den Gender Pay Gap dienen, weil Frauen deshalb öfter ausfallen. Das ist ungefähr so sinnvoll, wie mit Laktoseintoleranz weiter mit den Kolleg:innen Milchkaffee zu trinken, damit man nicht auffällt. Dinge zu ignorieren in der Hoffnung, Probleme könnten dadurch kleiner werden, hat noch nie geholfen. Wenn Sie das übertrieben finden: Jede Vierte erlebt extreme Schmerzen während der Periode. Falls Ihnen das nicht reicht: Googeln Sie mal „Endometriose“.

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Susan Djahangard
Susan Djahangard arbeitet von Hamburg aus als freie Journalistin. Für die taz schreibt sie vor allem die Kolumne "Sie zahlt" über Feminismus, Geld und Wirtschaft.
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10 Kommentare

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  • Lesen Sie bitte den Artikel der TAZ über die Frauen in Afrika und Indien mit ihren Toilettenproblemen und danken Sie anschließend Ihrem Schicksal, hier MWST für Tampons zahlen zu dürfen.

    • @snowgoose:

      Nach der Logik kann man wegen der Kriege in anderen Ländern auch unterlassen, die Mordrate in D zu senken. Man kann aber auch beides Widerspruchsfrei zu verändern versuchen.

  • Ich halte zu den Frauen. Recht hat Susan.

    • @RPH:

      Ist das ein Wettbewerb?

  • Kommentare hier mal wieder unter aller Kanone.

    Was ist denn falsch daran, an faktische Ungleichheiten zu erinnern, damit nicht-Betroffene überhaupt eine Chance haben, mitzufühlen und zu -denken?

    Schliesslich ist Solidarität das, was unsere Gesellschaft zusammenhält.

    Daher von mir: danke für diesen Beitrag.

  • Was wird denn im Artikel angeprangert? Dass Firmen mit Menstruationsprodukten Geld verdienen? Dort arbeiten Menschen die Geld verdienen müssen wie die meisten von uns. Und, by the way, Umsatz ist nicht gleich Gewinn!



    Schokolade? Ist der Verzehr zwingend mit der Periode verbunden? So eine Begleiterscheinung? Soll die jetzt für Mädchen ab einem gewissen Alter kostenfrei zur Verfügung stehen oder worauf möchte die Autorin hinaus?



    Und Menstruationsurlaub. Wie lange soll der gehen? Drei, fünf, sieben Tage? Bezahlt wahrscheinlich. Bei gleichzeiter Aufrechterhaltung der Forderung nach gleicher Bezahlung, die selbstverständlich sein sollte, so jedoch in ein ganz unvorteilhaftes Licht gerückt würde. Und natürlich auch bei der Forderung nach mehr Frauen in Führungspositionen aber bitte nur an 15 von 20 Arbeitstagen pro Monat, oder wie? Alles ein bisschen viel Mimimi.



    Geht es mir schlecht während der Zeit, melde ich mich krank. Merke ich, dass auf Tampons nun 7% statt 19% Mehwertsteuer sind? Bei einem Preis von ca. 6 Cent/Stk. nicht wirklich.



    Fassen wir zusammen: Die Autorin möchte aufgrund eines naturgegebenen Umstands mehr Urlaub, Schokolade und Tampons for free und dies auch am Arbeitsplatz. So in etwa?

  • ach her je.



    Bluten für die Wirtschaft.



    Es gibt nun mal Ungleichheiten. Das ist aber nicht alles ungerecht. 18000 Pfund mit extra Schoki, die in GB besonders teuer ist? Dazu bestimmt auch noch 10000 Pfund für BHs.

    Der Sturm reicht noch nicht mal für ein Wasserglas.

  • „In Kenia übrigens sind Menstruationsprodukte seit 2011 steuerfrei.“ Dieser Satz kann doch wohl nicht ernsthaft so stehen bleiben, angesichts der Probleme, die die meisten afrikanischen Frauen mit der Periode haben (und nicht nur mit diesem Teil der Weiblichkeit). Seien wir heilfroh über die grundsätzlich privilegierte Situation in industrialisierten Ländern.

    • 0G
      04105 (Profil gelöscht)
      @snowgoose:

      Fangen wir erstens mal grundsätzlich an: In welchen Zeiten leben wir eigentlich, dass ein ganz normaler Vorgang noch jemandem "peinlich" sein sollte? Und falls dieser biologische Vorgang dann doch einer Frau peinlich sein sollte-dann sollte man vielleicht mal an dem Wertesystem dieser Frau arbeiten, oder?



      Zweitens: "... denn für einige Hersteller war die Steuersenkung eine easy Gelegenheit, die Preise zu erhöhen." Nächster Satz: "In Kenia übrigens sind Menstruationsprodukte seit 2011 steuerfrei." Das heißt doch weitergedacht in Kenia könnten Hersteller die Preise weiter steigern, oder? Die Logik ist verblüffend...

      Drittens: Die Praxis zeigt, dass Frauen, die unter ihrer Periode richtig leiden, sich umgehend den "gelben Schein" holen (ihr gutes Recht). Und da auf diesem Schein die Diagnose nicht vermerkt werden darf, ist auch das Thema mit der "Peinlichkeit" durch.



      Nicht nur aus diesen Gründen ist der Artikel sowas von wirr... ich habe gar nicht genug Zeichen zur Verfügung, um die logischen Brüche alle aufzuzeigen.



      Ein Gesinnungsartikel der Kategorie "Gutdasswirmaldrübergesprochenhaben".