Die Wahrheit: Krisenmanagement
Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit: Heute darf sich die geneigte Leserschaft an einem Poem über die Coronagewinnler in der Welt erfreuen.
Kaum zu glauben, doch weltweit
ist auch diese bittre Zeit
voll Elan und hoffnungsträchtig.
Während da fast übermächtig
Viren unsern Globus schütteln,
an den Fundamenten rütteln,
Horrornachrichten uns schrecken,
Masken selbst die Augen decken,
kann viel Fortschritt endlich greifen.
Hinter breiten Abstandsstreifen,
unbemerkt von Inspektoren
sich durchs Ötztal Bagger bohren.
Endlich kann man nach Belieben
Pipelines durch Alberta schieben.
Hinterm Mundschutz wird empfohlen:
„Jetzt in Polen Kohlen holen!“
Und das Beste: Nix Proteste.
In Rumänien gibt’s noch Reste
überflüss’ger Urwaldriesen.
Keiner merkt es: Weg mit diesen!
Aus Brasiliens Regenwald
wieder schrilles Sägen schallt.
Während alles konzentriert
auf das böse Virus stiert,
Kontrolleure, Inspektoren
mit dem Mundschutz an den Ohren
sich das dumpfe Sprechen sparen
und den nöt’gen Abstand wahren,
geht’s inzwischen richtig los.
Unsere Erde ist so groß,
und sie hält so viel bereit.
Nutzt sie, die Coronazeit!
Die Wahrheit auf taz.de
Leser*innenkommentare
Ringelnatz1
Ich nahm die Wahrheit mal aufs Korn
Und auch die Lügenfinten.
Die Lüge machte sich gut von vorn,
Die Wahrheit mehr von hinten.
Wilhelm Busch
markus könig
selten war die Wahrheit so traurig...
Willi Müller alias Jupp Schmitz
Traurig, aber wahr.