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Nationalparkprogramm der DDR-RegierungNaturschutz auf den letzten Drücker

Es war der größte Coup der deutschen Naturschützer: Bei der letzten Sitzung stellte die DDR-Regierung knapp 5 Prozent des Staatsgebiets unter Schutz.

Umtriebiger Naturschützer: Michael Succor untersucht ein renaturiertes Moorgebiet Foto: Jens Koehler/imago

Berlin taz | Es war einer der hinteren Tagesordnungspunkte auf der allerletzten Sitzung der Regierung der DDR: Am 12. September 1990 verabschiedete der Ministerrat des untergehenden Staates sein „Nationalparkprogramm“. Damit wurden vor 30 Jahren 4.882 Quadratkilometer Landschaft unter Schutz gestellt, knapp 5 Prozent des Territoriums der DDR. Nachdem am 1. Oktober die Verordnungen in einem Sonderdruck des „Gesetzblattes der Deutschen Demokratischen Republik“ veröffentlicht wurden, traten sie in Kraft – zwei Tage vor dem Beitritt zum Geltungsbereich des westdeutschen Grundgesetzes.

Das war der größte Coup deutscher Naturschützer im 20. Jahrhundert: Gegen Agrarlobby und Wirtschaftsverbände, gegen alle politischen Widerstände wurden fünf Nationalparks, sechs Biosphärenreservate und drei Naturparks geschaffen – im Spreewald zum Beispiel, auf der Ostseeinsel Rügen, in der Rhön oder der Märkischen Schweiz. Bis dahin gab es in der DDR 783 kleinere Naturschutzgebiete. Dieser „Inselnaturschutz“ betraf lediglich 0,9 Prozent der DDR-Fläche.

Zwar hatte das „Institut für Landschaftsforschung und Naturschutz“ in Halle in den 80er Jahren ein umfangreiches Programm zur Ausweisung von Biosphärenreservaten entwickelt. Aber die DDR hatte da längst andere Probleme als den Naturschutz: 1989 war mehr als die Hälfte der Wälder geschädigt, nur noch 20 Prozent der Flüsse waren zur konventionellen Trinkwassergewinnung geeignet. Es gab 13.000 Mülldeponien, darunter Tausende „wilde“ – und eine wachsende Umweltbewegung, die regional stark wurde.

„Die Wendezeit war eine kurze Phase, in der die Menschen beseelt waren“, erinnert sich Michael Succow, der als Vater des Nationalpark-Coups gilt. Jahrelang hatte sich der promovierte Biologe mit anderen Naturschützern für Schutzgebiete starkgemacht – mit mäßigem Erfolg. „Auf einmal war sehr, sehr viel möglich“, sagt Michael Succow. Zum Beispiel stellvertretender Minister zu werden. Ende November 1989 prangerte der Professor im DDR-Fernsehen die Umweltschäden im Arbeiter-undBauern-Staat an, live und unzensiert. Kurz darauf bat ihn der damalige Umweltminister Hans Reichelt von der Bauernpartei DBD als sein Stellvertreter, die Geschäfte zu übernehmen. Der Naturschützer Succow witterte seine Chance. 1997 wurde er für sein Engagement mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.

Streit mit dem neuen Umweltminister

Allerdings ist Succow nur das Gesicht des Coups von 1990, ohne Mitstreiter wäre er nie erfolgreich gewesen. Zwar brachte Succow die Naturschutzpläne im Januar 1990 am Zentralen Runden Tisch ein, jener Parallelregierung, die in den revolutionären Tagen der DDR das Sagen hatte. Im März allerdings war schon wieder Schluss mit „Minister Succow“: Bald nach der ersten freien Volkskammerwahl trat er im Streit mit dem neu berufenen Umweltminister aus der Ost-CDU zurück.

Aber Succow hatte da schon seine Mitstreiter ins Ministerium geholt, die sich längst an die Detailarbeit gemacht hatten: Hans-Dieter Knapp etwa, der schon am Institut für Landschaftsforschung und Naturschutz der DDR an einem Naturschutzkonzept gearbeitet hatte; Lutz Reichhoff, der auch aus diesem Institut kam, oder Matthias Freude und Lebrecht Jeschke. Weggefährten seit den 60er Jahren.

Zudem gab es starke Initiativen vor Ort, die dafür kämpften, intakte Landschaften unter Schutz zu stellen, im Hochharz zum Beispiel, wo Abhörexperten der Stasi und des KGB eine eigene Welt betrieben, am Ostufer der Müritz etwa, ein jahrzehntelang geschlossenes Gebiet für die Jagdgelüste der Staatsoberen, oder in Sachsen, wo Naturschützer seit Jahren für die Errichtung eines Nationalparks „Sächsische Schweiz“ kämpften. Auch Hilfe aus dem Westen gab es: Dokumente belegen, dass der damalige Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) persönlich Druck aufbaute, als der neue DDR-Umweltminister von der Ost-CDU versuchte, die Pläne auszubremsen.

Graue Eminenz der deutschen Naturschutzes

„Der Erfolg beruht auf der Arbeit von zwei Gruppen“, urteilt Hans-Werner Frohn, Geschäftsführer der Stiftung Naturschutzgeschichte. Auf der einen Seite sei es die Opposition gewesen, die rasche Veränderungen erreichen wollte. „Auf der anderen Seite trugen die Kräfte aus dem Institut für Landschaftsforschung und Naturschutz erheblich bei“, sagt Frohn. Denn die konnten „Verwaltung“, wussten, wie aus Plänen Verordnungen werden.

„Michael Succow ist die Graue Eminenz des deutschen Naturschutzes“, urteilt Dirk Treichel, Leiter des Nationalparks Unteres Odertal. Der einzige deutsche Aue-Nationalpark wurde 1995 gegründet. „Wie viele andere Gebiete in der DDR wurde das Territorium 1990 mit einer ‚einstweiligen Sicherung‘ belegt“, erläutert Treichel. Dies bedeutete, dass auf dem heute 10.000 Hektar großen Nationalpark keine Veränderungen mehr vorgenommen werden durften. „Praktisch ein erster Schutzstatus“, sagt Treichel. Succow und seine Truppe haben so wesentlich mehr Schutzgebiete geschaffen, als am 12. September 1990 beschlossen wurden.

„Es gab damals eine regelrechte Euphorie bei den Naturschützern“, sagt auch Hans-Werner Frohn. In Westdeutschland seien bis dahin viele Projekte in der Bürokratie hängen geblieben, „jetzt machten die Ostdeutschen vor, dass es geht“.

Eher negative Bilanz

Vor 30 Jahren waren knapp 5 Prozent des Territoriums der DDR für den Naturschutz viel. „Heute bieten rund 16 Prozent der Bundesfläche mehr oder weniger effektiven Schutz“, sagt Volker Scherfose vom Bundesamt für Naturschutz. Neben 16 Nationalparks und 18 Biosphärenreservaten existieren heute mehr als 100 Naturparke, deren Schutzwirkung allerdings deutlich geringer ist.

Trotz des Flächenzuwachses fällt Scherfoses Gesamtbilanz „eher negativ“ aus: Der Pestizideinsatz beispielsweise habe in den vergangenen Jahren zugenommen, viel zu hohe Stickstoffeinträge aus der Landwirtschaft würden vielen Arten zusetzen, es gebe einen massiven Insektenrückgang. „Gebietsschutz ist zudem nur ein Teil des Naturschutzes“, sagt Scherfose. Ein anderer wäre zum Beispiel der Klimaschutz, „denn die Erderwärmung setzt vielen Arten und Ökosystemen zu“. Klimaschutz aber werde hierzulande zu zögerlich betrieben. Bereits heute führe die Erderwärmung in Deutschland zu Dürre und Baumsterben.

In den 2000er Jahren wandte sich Michael Succow von Deutschland ab: „Mein Rat ist hier nicht gefragt.“ Mit seiner Stiftung initiierte er Biosphärenreservate in Kirgisien, Kasachstan und Usbekistan, Nationalparks in der Mongolei, in Georgien, in Russland. Ohne Michael Succow wären Kamtschatka, das Lenadelta oder Karelien heute gewiss nicht Weltnaturerbe der Unesco. Oder korrekter: ohne ihn und seine Mitstreiter.

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45 Kommentare

 / 
  • Der Name unterm Bild ist falsch. Es muss heißen "Michael Succow" nicht "Michael Succor"

    • @Rudolf Fissner:

      Ein falsches Wort

      Ein falsches Wort,



      zur falschen Zeit.



      Ein falscher Satz,



      im falschen Moment.

      Eine kleine Unachtsamkeit,



      herausgerutscht,



      einfach so.



      Niemand weiß mehr warum.

      Freigelassen,



      an den Kopf geworfen,



      in das Herz gebrannt,



      Schmerzen verursacht.

      Dolchstoßartig wurde



      der Schutzschild durchbohrt



      der durch viele



      vorangegangene Kämpfe



      geschwächt wurde.

      Ein Wort



      das wie ein dunkler Tropfen



      der in glasklares Wasser stürzt,



      die vielen schönen Momente,



      die über eine lange Zeit



      entstanden sind,



      mit einem Mal



      zunichte machen kann.

      Herauszuarbeiten Herr Fissner wäre die Gedichtzeile:

      Ich lese laut ...

      ..die vielen schönen Momente,



      die über eine lange Zeit



      entstanden sind

      Unvergessene Momente des Innehaltens...

      • @Ringelnatz1:

        Das alles nur wegen dem freundlichen Hinweis auf das kleine falsch gesetzte "r"?

        Hätten Sie auch ein Pöem für ein "q"?

        • @Rudolf Fissner:

          Ich liebe Pöem's.



          Natürlich:

          Kinderreim - Q

          Immer kommt das Q



          zusammen mit dem u,



          denn Q und u, die beiden,



          können sich gut leiden.



          Sie treffen auf ein alle,



          schon werden sie zur Qualle.



          Sie treffen das Wort bitte,



          das b geht weg, jetzt heißt es Quitte.



          Da stehen i und z herum



          und sehn sich nach den beiden um.



          „Ihr kommt gerade recht.



          Ein Quiz zu werden



          ist nicht schlecht.“

          • @Ringelnatz1:

            Rudolf (wann, wenn nicht jetzt;-)) lassen wir es mit Q- musik ausklingen:



            DI-RECT - 'Fix You' (Coldplay cover) live bij Qmusic



            www.youtube.com/watch?v=Ao5byuWslss

            • @Ringelnatz1:

              Liggers. Nützt aber alles nix.



              Haste Q-Tipps inne Ohrn gefix.



              &



              unterm—- & apropos—-

              Avant-propos

              Ich kann mein Buch doch nennen, wie ich will



              Und orthographisch nach Belieben schreiben!



              Wer mich nicht lesen mag, der laß es bleiben.



              Ich darf den Sau, das Klops, das Krokodil



              Und jeden andern Gegenstand bedichten,



              Darf ich doch ungestört daheim



              Auch mein Bedürfnis, wie mir’s paßt, verrichten.



              Was könnte mich zu Geist und reinem Reim,



              Was zu Geschmack und zu Humor verpflichten? –



              Bescheidenheit? – captatio – oho!



              Und wer mich haßt, – – sie mögen mich nur hassen!



              Ich darf mich gründlich an den Hintern fassen



              Sowie an den avant-propos.



              ——- Ooch wieder wahr - wa. - 🥳 -



              tazelwurm.de/avant-propos/

            • @Ringelnatz1:

              Warum aufhören wenns am schlimmsten ist? In der Hölle hört das Feuer nicht auf am Dienstag zu brennen.

              I give you a "h" so you are here the ⭐️.

              • @Rudolf Fissner:

                Ziel des Kampfauftrages war es Herrn Fissner mit ausgeklügelten Methoden in die lyrische Ecke zu drücken.



                Wenn ich mir ihren in einer Fremdsprache dargebotenen Satz durchlese und die darin enthaltene Wärme spüre sind wir auf einem guten Weg.

                • @Ringelnatz1:

                  "Kampfauftrag" & "In die lyrische Ecke zu drücken" ist eine vielsagendes Bild.



                  .



                  Sie erzeugt das Bild eines aggressiven Schlägers, der einen zarten, der Lyrik anhängenden Jüngling mit Gewalt in eine Ecke drückt.

                  • @Rudolf Fissner:

                    Janz, jenau.



                    Und um den zarten, der Lyrik anhängenden Jüngling entgegenzukommen, streift der im Bild dargestellte aggressive Schläger sein T-Shirt o. Top mit der Aufschrift- Ich bin die Zahnfee- über und beide Seiten haben sich lieb.

                    • @Ringelnatz1:

                      Klassischer Boxer - mit nem Glaskinn 🥳

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Ohne Succow sähen aus und röchen viele Gebiete Ostdeutschlands wie Niedersachsen.



    Danke!

    • @4813 (Profil gelöscht):

      Na ja. Wenn es darum gehen sollte wer den längsten Naturpark hat: Die paar Nationalparks im Ossiland passen wohl gleich mehrmals in einem in Niedersachsen hinein: Nationalpark niedersächsisches Wattenmeer :-)

      • @Rudolf Fissner:

        Lieber Rudolf,

        sie haben leider nicht den Längsten;-)

        78.600ha



        3003



        32200



        24703



        4084



        243323



        =385.913ha(WM 345.800ha)



        da kommen noch drei mit 1859,35km/2 dazu. Da bin ich jetzt zu faul umzurechnen.



        Nicht traurig sein.



        MfG



        Ringelnatz1

        • @Ringelnatz1:

          1:100 @qkm & ha.



          Also 185.935 ha + 48.910 ha Rhön/Thüringen dazu - 243.323 ha Gesamtrhön + Gesamt-Ex-DDR-Natur ist 377.435 ha.



          "Gegen Agrarlobby und Wirtschaftsverbände, gegen alle politischen Widerstände wurden fünf Nationalparks, sechs Biosphärenreservate und drei Naturparks geschaffen – im Spreewald zum Beispiel, auf der Ostseeinsel Rügen, in der Rhön oder der Märkischen Schweiz."



          Da hätte Rudolf mit seinem Definitionsfimmel recht@ Fläche, aber ob oft überflutete Sandfläche gegen ne extensiv bewirtschaftete Rhön (Biosphärenreservat) anstinken kann *schulterzuck*, weiß ned *lol*.

          • @Hugo:

            Schöner Treffer!

            Elegant gemacht.



            ..überflutete Sandfläche(auch da gibt es viel Leben Herr Fissner;-) vesus bewirtschaftete Rhön.

        • @Ringelnatz1:

          P.S. Ihre Sonderzahl 243323 bei ihren Lottozahlen ist das Biosphärenreservat Rhön.

          Das Biosphärenreservat umfasst eine Gesamtfläche von 243.323 ha, davon 129.585 ha in Bayern, 64.828 ha in Hessen und 48.910 ha in Thüringen. (siehe Wikigedöns)

          Also nix Nationalpark (siehe Wikigedöns de.wikipedia.org/w...ks_in_Deutschland) und auch nix totally Ossyland.

          Wenn man beim Scheinriesen genauer hinschaut wird er schnell immer kleiner :-)

          • @Rudolf Fissner:

            Man Fissi,

            überholen ohne einzuholen.



            Schonn is det Problem jelöst.

            Siehste det is Dialektik:



            www.youtube.com/watch?v=Li0sb0e4X8s

            • @Ringelnatz1:

              Sicher das. Statt die Flächen zu haben einfach fremde hinzurechnen. Da haben sie eine gewisse Ossischläue gezeigt :-)

        • @Ringelnatz1:

          Ringelnatz2. Sicher nicht. Bin ja auch nur das kleine Bremer Bundesland. Da will ich bei ihrem Vergleich gar nicht erst mitmachen.

          Aber könnten Sie ihre Zahlen für mich, AusserOssiland und die Nachwelt vielleicht auch verständlich aufbereiten? 0, 8 & 15 werden sonst immer nur ihr längstes Geheimnis bleiben :-)

          • @Rudolf Fissner:

            Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - merkt an -

            Bremen? - "Etwas besseres als den Tod finden wir überall..." - HB - Naja dann.

          • @Rudolf Fissner:

            Abgesehen davon, das das längste Geheimnis im Laufe der Jahre keines mehr ist:



            de.wikipedia.org/w...rkprogramm_der_DDR

            Die ausgewiesenen Großschutzgebiete anklicken um eine ungefähre Fläche zu erhalten.



            (Ich mußte lachen. Wie kommt RF auf die Fläche 0,8 u. 15.Dann hat's zoom gemacht)

            • @Ringelnatz1:

              Jo klar. Daher also die Zahlen. So werden Bayern und Hessen natürlich schnell ein Teil von Ossiland. Das erklärt natürlich wieso sie bei der Rhön geschummelt haben. taz.de/!5709526/#bb_message_4012544

        • @Ringelnatz1:

          Schonn. Der sich den 🐺 läuft. Normal.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @4813 (Profil gelöscht):

      blöde Rechtsschreibkorrektur - sorry

  • Randnotiz: wenigstens ein Verbot von Pestiziden und Kunstdünger in Schutzgebieten und in ihrere unmittelbaren Umgebung wäre logisch und dringend notwendig.

  • Mit Erstaunen lese ich Namen von nennenswerten ehemaligen DDR Umweltaktivisten, die wohl nicht nur mir ziemlich unbekannt sind und die offensichtlich Teil der Wendeopfer sind, die das westdeutsche Übernahmeregime wie viele andere Positivposten auf keinen Fall würdigen wollte.



    Ich vermute, dass wir die Folgen dieser Übernahmepolitik noch lange spüren werden. Auch wenn die jüngere Generation sich mit historischen Fakten höchst ungern beschäftigt.

    • @Rolf B.:

      Die Linke (siehe 4.) fällt aus und CDU, FDP und AfD blasen, was z.B. Verkehr oder Windkraft betrifft ins gemeinsame Horn.



      So ist die Faktenlage hier.

    • @Rolf B.:

      3. Ist natur- und umweltschutztechnisch im Ostteil deswegen viel verbessert worden, weil nach und nach auch die westlichen (wenn auch unvollkommenen) Standards eingeführt wurden: Braunkohleheizungen in den Altstädten (DDR-Standard) verschwanden zugunsten von Fernwärme oder zumindest Gasheizung, die Zweitaktmotoren wurden gekillt (beides Maßnahmen, die die Luft wieder erträglich machten), Klärwerke wurden ausgebaut oder erstmals errichtet, erstmals erfolgte eine Wärmedämmung an den Plattenbauten, die Industrie musste sich zumindest an Grundstandards betreffs Abluftreinigung und Gewässereinleitung halten. Die freiwerdenden riesigen Sowjetarmeesperrgebiete, die Grenze (grünes Band) und aufgegebene NVA-Standorte machten den Weg frei zu neuen Naturschutzgebieten. Seit 30 Jahren wird der Uranbergbau „Wismut“ saniert, ungezählte Altlastflächen harren der Sanierung noch. Alles heute nicht mehr ausreichend, aber in den Jahren nach der DDR erst einmal befreiend, und kein Wendeverlust. Heute kann man in der Saale wieder baden, ohne danach den Arzt aufsuchen zu müssen.



      4. Die Linke hat i.Ü. dazu wenig beigetragen, im Gegenteil – ihre Agrarmister früher in Mecklenburg, Brandenburg und derzeit Thüringen haben und tun alles, um die landwirtschaftlichen Großbetriebe und Mastanlagen zu hätscheln (kein Wunder waren die LPG-Bosse und nachmaligen Agrar-GmbH-Geschfätsführer doch meistens Genossen oder DB-Blockflöten, man kennt sich noch) sowie Staatsforste gegen Naturschutz auszuspielen. Ich erinnere mich gut an die Kämpfe gegen Sanierungen von Plattenbauten wegen den danach steigenden Mieten hier bei uns. Die Linke in Brandenburg hat die Braunkohletagebaue in der Regierung bis auf die Knochen verteidigt, und erst jetzt in der Opposition eingelenkt.



      5. Und doch ist heute 30 Jahre später mit Umweltthemen im Osten schwer politische Mehrheiten zu bekommen. Die Grünen erleben dies hier jenseits der Universitätsstädte und den Speckgürteln um Berlin.

    • @Rolf B.:

      Huch, jetzt musste ich erst einmal den Bildschirm putzen, so sehr musste ich lachen, wie ein Westlinker, dem die DDR-Geschichte bisher egal war und die 30 Jahre Osten danach auch, die Protagonisten der Erfolge in der Wendezeit zu „Wendeopfer“ umbiegt und den übliche „Übernahme“-Mythos pflegt. Und dann empfiehlt, sich mit „historischen Fakten“ zu beschäftigen.



      Nehmen Sie einfach mal zu Kenntnis, dass



      1. Die nichtstaatliche Umweltbewegung der DDR, die in den 80er Jahren entstanden ist, neben den Friedens- und Menschenrechtsgruppen das zweite wichtige Standbein der DDR-Opposition war. Der ostlinken sozialistischen Diktatur war nämlich Natur- und Umweltschutz im wahrsten Wortsinne ein Dreck wert. Googeln Sie nach Espenhain, Böhlen, googeln Sie nach „Pechblende“ (auch wenn der Autor der Samisdatstudie 30 Jahre später nach rechtsabgebogen ist), nach „Umweltbättern“, „Umweltbibliothek“, „Arche Potsdam“, „Grüne Liga“ gern auch nach "Matthias Platzeck", "Thomas Klein" , "Wolfgang Rüddenklau" oder "Carlos Jordan" um wenigstens eine Ahnung zu bekommen, wie existentiell Umweltthemen in der DDR wurden. Für die Westlinken waren die DDR-Umweltbewegten damals leider keine Partner.



      2. Die Ausnutzung der Wendezeit durch diese Protagonisten (und da fanden sich neben den verfolgten Umweltaktivisten auch die kritischeren Stimmen don DDR-Instituten zusammen, die vorher nicht gehört wurden), war demzufolge auch erst einmal eine Reaktion auf den vorher bestehenden Umweltzynismus der SED & Co. Den Wendeakteuren ging es um ihr Land, ihre Luft, ihr Wasser und ihre Landschaft – erst einmal wieder atmen können, der Blick nach Westen . Und man hat das Chaos des Überganges (und das ging durchaus je nach Bereich bis Mitte der 90er Jahre) geschickt genutzt, auch Succow. Aber nicht nur er, sondern auch viele andere im Landes- und kommunalen Bereich. In Jena wurde ein Naturschuztzgroßprojekt Muschelkalkhänge gegründet, das der Baulobby noch heute ihre Grenzen aufzeigt.

      • @Hans aus Jena:

        "Huch, jetzt musste ich erst einmal den Bildschirm putzen, so sehr musste ich lachen, wie ein Westlinker, dem die DDR-Geschichte bisher egal war und die 30 Jahre Osten danach auch, die Protagonisten der Erfolge in der Wendezeit zu „Wendeopfer“ umbiegt und den übliche „Übernahme“-Mythos pflegt. Und dann empfiehlt, sich mit „historischen Fakten“ zu beschäftigen."

        Danke für die Informationen aus der Sicht eines DDR Rechten, der die West-Linke zum Teil berechtigt nicht ausstehen kann.

        Ich gehörte nie zum sogen Stammkap-Flügel der BRD, der alles nachbetete, was aus dem ZK als Wahrheit postuliert wurde. Vielmehr waren viele Westlinke durchaus kritisch solidarisch mit der DDR. Schon deshalb, weil es im Westen ausschließlich die Propaganda des kalten Krieges gab. Dachten Sie etwa, dass wir im Land der reinen politischen Lehre lebten? Ich denke, dass ich da ebenfalls eine Menge zu sagen hätte, so wie Sie eine Menge erzählen könnten von den realen Bedingungen der DDR.

        Es ist ja Ihre feindselige Haltung zu den westdeutschen Linken, die offensichtlich eine konstruktive Diskussion verhindert.



        Wenn Sie als ehemaliger Ossi meinen, besser Bescheid zu wissen, wie unsere Demokratie funktioniert, dann sollen Sie das gerne glauben. Und wenn Sie meinen, dass der Anschluss an die BRD korrekt verlief, dann ist Ihnen nicht zu helfen. Ich habe logischerweise weder eine Wut auf die DDR und auch keine gegen ehemalige Bürger der DDR, wenn man einmal von den Wendehälsen absieht.

      • @Hans aus Jena:

        sorry, bei "der Blick nach Westen" fehlt "spielte keine Rolle" , Ansonsten bitte von unte nach oben lesen;-)

    • @Rolf B.:

      Die Arbeit der damals handelten Naturschützer um Michael Succow bzw. Mitstreiter muß hoch anerkannt werden.

      weil

      .....Im Anschluss mussten die Verordnungen bis zum 3. Oktober in den Einigungsvertrag aufgenommen werden, was sich überraschend schwierig gestaltete. Die Landwirtschaftsministerien in Ost und West sowie das Bundesverkehrsministerium waren gegen das Nationalparkprogramm. Unter Leitung der beiden Innenminister Schäuble und Krause wurden die Verhandlungen geführt. Als Kompromiss wurde der Vorrang des Bundesverkehrswegeplans vor die Vorschriften der Nationalparkverordnungen festgeschrieben.

      Oktober 1990: Inkrafttreten der 14 Schutzgebietsverordnungen zum 3. Oktober. .....

      Ich sage nur die Herren Schäuble und Krause!



      Bei Interesse:



      de.wikipedia.org/w...rkprogramm_der_DDR

      • @Ringelnatz1:

        Danke für die sachkundige Aufklärung und den Link.

      • @Ringelnatz1:

        Da sachste was - alter Schwede - 😱 -

        Die legendäre Rechtsaffinität dieser beiden sauberen Herren ist hinlänglich bekannt.



        Der besonders feine Herr Krause lieferte zudem aber ein besonders dreistes - aber auch für Siggi Plopp vande ÖPP passendes Lehrstück ab.



        & Däh



        Als unabweisbar wurde - daß die nicht geflüchtete - aber angeschlossene CDU-Blockflöte sich via Verschwerbeln der Lizenz für Gelddruckanlagen - moderne Wegelagerei, vulgo Autobahnraststätten



        Derb die Taschen voll gemacht hatte.



        Kam die Sache vors VG Köln & in dem Zuge kam mir meine Kollegin - in deren Dezernat dieser Misthaufen gelandet war. Schallend lachen den Flur entgegen: „?“ - “Die wollen die Akten nicht rausrücken!“ - “Waaas? Spinnen die?“ - “Autobahnraststätten“ Pruuust -



        “Das sei Privatrecht!“ 😂 🤣 🤑 -



        Das Lachen hallte noch lang durch die Flure. Schonn. But.

        unterm—— & not btw —-



        Allen ÖPP-Spinnern ins Stammbuch!



        So sieht’s aber aus - wenn ÖPP Schule machen würde. “Nein …da sind private Interessen berührt…etc “

        kurz - So würde die Offizialmaxime - der Untersuchungsgrundsatz in öffentlich-rechtlichen Verwaltungsgerichtlichen Verfahren ausgehebelt.



        Wie unlängst - sich in HH die Grünen zu ihrer Anfrage wg Hamburger Hafen - anhören durften: Däh - Keine Unterlagenvorlage! Da seien der Standort HH & private Interessen berührt!“



        (Daß das sicherlich rechtswidrig war - steht auf einem anderen Blatt.



        Ändert aber nichts - wie der Hase läuft!



        &



        Diesen Tendenzen der Geheimkrämerei der Exekutive gilt es entschlossen & nachhaltig entgegenzutreten! - 👹 -

        (& entre nous - zur unter Naturschutzstellen von Honis Jagdbezirk durch einen Friedensfreund -



        Ein andermal - 🤫 -

        • @Lowandorder:

          Wie gut, dass es hier Leser mit Sachkunde gibt. Danke für die Infos.

        • @Lowandorder:

          Wie könnten denn konkret Maßnahmen aussehen, wenn die Exekutive i.B. bei der Kollegin und den Grünen den langen Mittelfinger zeigt?

          • @Ringelnatz1:

            Hier half ja schon das Lachen am Telefon.



            Ansonsten bin ich mal gemein -



            www.bundestag.de/r...20-18-pdf-data.pdf



            Viel Spaß - 🥳 - wenns Södert - 🧛🏿‍♂️ -



            & Däh



            www.lto.de/recht/h...luftreinhalteplan/

            unterm——- da capo —



            Spielt unlängst etwas flußaufwärts in einer langweiligen aber betuchten Stadt.



            “Das ist die einzige Gemeinde - gegen die ich mal Zwangsmittel androhen mußte“



            Begrüßte ich den 2. Bürgermeister. Seiner leichten Blässe eingedenk: “Naja.



            Es kam nicht zum Äußersten. Ich hatte per Beschluß die Entlassung aus der Haft eines Asylbewerbers verfügt. Als dazu den zuständigen Mitarbeiter an der Strippe hatte. Tönte der: “Das machen wir aber nicht!“ “Waas! Dann vollstreck ich das!“ - mit dicker Hose. Das kommt so selten vor. Keine Ahnung wie das gehen sollte. Rief nen Kollegen in Aachen an. “Ach machste so & so!“



            & Däh!



            Überraschung. Als ich erneut anrief.



            Teilte mir ein anderer Mitarbeiter mit.



            Es sei alles ok.



            “Wann war das denn?“ “…so etwa 199…“ “Klar da war der … Bürgermeister. Der war auch in der Friendsbewegung!“ - 🤫 - Na dann.



            &



            (Feines Konzert!;)

            • @Lowandorder:

              Infogepeinigter1:



              Halleluja,



              ..Zwangsmitteln gegenüber Amtsträgern..



              hier hilft nur kurz diagonal lesen...und aufgeben! Zielsetzung erkannt.



              Dem zweiten Teil konnte ich" freudiger" folgen.

              • @Ringelnatz1:

                Ach herm? Ok nochens aus freudiger.

                Start: Als die hier einschlägigen Normen zusammenklemptnerte - ging alles naiv davon aus. Wenn die rechtskräftig entscheiden halten sich die Behörden / Exekutive etc dran. Also - anders als beim Bürger - wurde das lax mit heißer Nadel zusammengeschustert.



                & Däh - es kam anders - logo -



                Sehe meinen Refi-Ausbilder am Hess. VGH angefressen ein Papierknüll gen Papierkorb pfeffern! & im tiefsten südhessisch: “Für jede Scheißdrech habe die Herre Professore Zeit. Nur nich für sone wichtige Bruchstelle!“



                &



                So schrieb er so etwa 25 Seiten plus darüber. Aber die Spitz-auf-Kopf-?¿? -



                Die müssen halt den doch die Gerichte -



                Aussödern. (In den links a.E. mit abw. Meinungen dargestellt!;)



                Söder in ⛓- & nicht nur Nettikettensäge



                Das wär’s doch gewesen! Gellewelle 🍻







                Na Servus

                • @Lowandorder:

                  Danke.



                  Konnte folgen und verstehen.

                  (Das Wort- Start- hat mich natürlich in meiner Konzentration schwanken lassen)

                  • @Ringelnatz1:

                    Start & an R1 - schwankt die Feder¿!

                    Mach Bosse & gaanz tief ausse Kiste.



                    Als Thür&Thor noch mit th geschrieben.



                    & alles analog - ;)



                    Lautete das int. Startsignal im Rudern:



                    “Etes-vous pret? Partez!“ & ooch klar!



                    Das wurde vor allem im Hohen Norden gern verballhornt & “Gummi“ Schäfer.



                    Ein Spaßvogel von Gnaden (zum Trainer



                    “Vorsicht - ja! Was meinen Sie - mit wem Sie es zu tun haben: dem Gummi & dem Schäfer!“ & Kuli - alter Ruhrpöttler - knochentrocken: “Und Sie erst: dem Kuhlmey & dem Becker“;))



                    Der also startete auf der Trave in Ansehung der Lück-Brauerei ein int. besetztes Rennen (Speck)Dänen - Kasköppe aus Leiden - who knows;)



                    Der also senkte die Flagge & brüllte lauthals “ETVUPRETZPARTETZZZZ“



                    Das Gelächter im around war riesig.



                    Der wartende Regattazug - offene Güterwagen bis auf 1x Sen&Honeratiorenklasse drohte zu kentern. Gummi Schäfer war etwas blas um die Nase - damit aber international -



                    Unsterblich.

                    kurz - Vermutlich der je einzige von einem Starter verursachte Fehlstart weltweit. - 🚣‍♀️ - 🚣‍♀️- 🚣 - 🚣‍♀️ - 🚣‍♀️



                    (mehr paßten dort nicht auf die Trave;)



                    die entgegen anderslautenden Gerüchten: Nichts mit B. Traven zu tun hat & er auch nicht mit ihr - 😎 - )

                    Ende des Vorstehenden

                    • @Lowandorder:

                      “ETVUPRETZPARTETZZZZ“

                      Da ich ja eh etwas lächerlich veranlagt bin, falls nichts wehtut, is das sonn fetziger Start innen Tach.

                      Ejal, was da noch kommt.

                      Die Plastizität ihrer Anekdote, ist absolut hinein versetzbar. Sie wissen ja auf Grund ihrer Schreibweise brauche ich mitunter etwas länger. Aber hier hat's sowas von sofort reingeknallt !



                      (Regattazug ist das was am Rand nebenherzischt?)

                      • @Ringelnatz1:

                        Zischt¿ - otto sinores - 5:30 (damals 5:55;)



                        für 2.000 m - Doppell-4er o. Stm. (gabs damals nur in usa - noch a weng schneller!;)



                        Sie & Rechnergegenpol - rechnet das leicht - das Zischen - 🤣 -

    • @Rolf B.:

      diese Folgen dieser Übernahmepolitik sind ein wichtiger Grund für den Frust den viele Ostdeutsche schieben.

      Mir sind die Namen aus persönlichen Kreisen sehr geläufig, aber ja, es war eine kurze Phase in der viel möglich war und auch viel erreicht wurde. Wenn auch im Nachhinein viel Frust über die plakative Verwendung der Namen Succow, Jeschke etc. unter den Mitarbeitern bestand. So ist es gut, das hier auch mal die Mitarbeiter erwähnt werden und auch das ILN.



      Letztlich ist es aber richtig diesen Menschen und ihren Mitstreitern zu danken.