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Corona-Eindämmung in SchwedenHolz- oder Königsweg?

In Schweden sind viele Menschen an Covid-19 gestorben. Doch die Regierung bleibt bei ihrem liberalen Kurs – und bekommt Lob von der WHO.

Vorbildlich am Hellasgarten am Stadtrand von Stockholm: „Vermeiden Sie Gedränge“ Foto: TT NEWS AGENCY

Stockholm taz | Ja, das ist fürchterlich“, gestand Anders Tegnell ohne Umschweife ein. Tegnell ist Staatsepidemiologe der Gesundheitsbehörde, die mit ihren Empfehlungen den Coronakurs der schwedischen Regierung steuert. Letzte Woche sagte er in einem TV-Interview: „Mit solchen Zahlen haben wir nicht gerechnet.“ 2.679 Coronatote war der Stand am Sonntag. In Relation zur Bevölkerungszahl sind das über dreimal so viel wie in Dänemark oder beinahe doppelt so viele wie in Baden-Württemberg oder Bayern.

Zwar findet man bei einem Ländervergleich auch schnell ein Dutzend Staaten mit ähnlichen oder höheren Todesraten. Aber das ist für Schweden kein Maßstab. Man strebt danach, zu den „Guten“ zu gehören. Und diesmal dümpelt man eindeutig im falschen Drittel der Statistik. Kein Wunder, meinen da vor allem manche ausländische Medien: Das Land habe eben mit seinem Laisser-faire-Kurs Vabanque gespielt. Bebildert wird das gern mit Fotos, die ein Gedränge in den Außenbereichen von Restaurants zeigen.

Solches Gedränge gibt es. Vereinzelt. Es entspricht nicht den geltenden Richtlinien, deshalb werden von den kommunalen Aufsichtsbehörden auch regelmäßig Lokale geschlossen, die sich nicht an die Vorschriften halten. Und solche Szenen sind nicht repräsentativ für Schweden.

„Nichts kann weiter weg von der Wahrheit sein“ als die Meinung, Schweden habe zur Eindämmung des Virus nicht die erforderlichen Maßnahmen getroffen, konstatierte vergangene Woche auch Michael Ryan, Direktor des „Health Emergencies Programme“ der WHO. Im Gegenteil sei Schweden dann, wenn man eine Normalität ohne Lockdown erreichen wolle, „in vielerlei Hinsicht ein Zukunftsmodell“.

Schweden kam bisher mit einem absoluten Verbot aus: dem von Veranstaltungen von mehr als 50 Personen. Für die beiden anderen, ein Besuchsverbot in Altenpflegeeinrichtungen und das Gebot des Distanzunterrichts an Hochschulen und den Klassen 10 bis 12 der Gymnasien, sind Ausnahmen möglich. Haben die offenen Schulen, Kitas, Restaurants und Geschäfte in wesentlichem Umfang die Ausbreitung des Virus begünstigt?

Die Gesundheitsbehörde geht nicht davon aus. Vor allem angesichts der insoweit bestehenden Hygiene- und Abstandsempfehlungen. Konkrete Studien fehlen. Man will daher aufmerksam verfolgen, wie sich in den nächsten Wochen die Zahlen in den Ländern entwickeln werden, die jetzt die Restriktionen für Bildungseinrichtungen und den Handel wieder lockern und sich damit der Situation in Schweden annähern.

Eine womöglich nicht ausreichende Versorgung von Coronakranken oder fehlende Intensivpflegekapazitäten könnten nicht der Grund der hohen Todeszahlen sein, betont Björn Eriksson, der Chef der Gesundheitsvorsorge der Region Stockholm. Die regulären Kapazitäten hätten immer ausgereicht. Landesweit waren in der vergangenen Woche 30 Prozent der für Coronakranke reservierten Intensivpflegeplätze frei, in manchen Krankenhäusern zwei Drittel. Schwedens R-Zahl ist seit dem 11. April nicht mehr über 1,0 geklettert, aktuell liegt sie bei 0,85.

Altenpflegesektor und MigrantInnen trifft es hart

Analysiert man die Todeszahlen genauer, fallen zwei Schwerpunkte auf: Die Altenpflege und Stadtviertel mit hohen Anteilen migrantischer Wohnbevölkerung sind deutlich überrepräsentiert. Beide Gruppen seien durch die hierfür Verantwortlichen nicht ausreichend geschützt worden, meint auch Anders Tegnell.

Die Rate der Coronatoten liegt in Stockholmer Vororten wie Rinkeby-Kista und Spånga-Tensta, die einen Anteil zwischen rund zwei Dritteln und drei Vierteln im Ausland geborenen MitbürgerInnen haben, mehr als doppelt über dem Hauptstadt-Schnitt und vierfach über den Raten einiger Villenvororte.

Viele wohnen in großer Enge. In der offiziellen Statistik gelten 38 Prozent der Wohnungen als „überbelegt“. Und hier wohnen in hohem Maße Menschen, die den Servicesektor Stockholms in Gang halten: In Pflegeberufen, im Transport- und Reinhaltesektor, im Handel, im Gaststätten- und Übernachtungsgewerbe.

Während in Stockholm der Großteil der Verwaltungsangestellten beim Coronaausbruch schnell ins Homeoffice wechseln konnte, drängten sich die PendlerInnen aus Rinkeby & Co weiter täglich in U-Bahnen und Bussen. Auf dem Weg zu und von Arbeitsplätzen, bei denen ständiger Kontakt mit vielen anderen Menschen Alltag ist. Ideale Voraussetzungen für Covid-19, sich zu verbreiten.

Obwohl sich die Gefahr schon früh abgezeichnet hatte – von den neun ersten Coronatoten Stockholms waren allein sechs Schweden-Somalier –, dauerte es viel zu lange, bis Politik und Behörden mit gezielten Aufklärungskampagnen in die Gänge kamen und Angebote für in besonderer Enge lebende Familien entwickelten. In den Bereitschaftsplänen habe man diese Menschen anscheinend schlicht vergessen, vermutet der Epidemiologe und Arbeitsforscher Svenn-Erik Mamelund.

Die Überrepräsentation des Altenpflegesektors „wundert mich überhaupt nicht“, sagt Lars Lindberg, ein Stockholmer Ex-Sozialchef. Seit Jahrzehnten wird dieser Sektor kaputtgespart. Er wurde zunehmend von Privatisierung und Profitdenken geprägt. Ein Viertel der 275.000 Beschäftigten in der stationären und ambulanten Altenpflege arbeitet mit zeitlich befristeten Stundenverträgen. Sie versorgen ein Fünftel der schwedischen Bevölkerung über 65 Jahren.

Man kann es den Beschäftigten, denen das Krankengeld nur Teile des Lohneinkommens ersetzt, kaum verdenken, wenn sie sich mit Erkältungssymptomen oder solchen bei Familienangehörigen zur Arbeit schleppen. Sie können es sich einfach nicht leisten, dem Appell der Regierung zu folgen, in so einem Fall zu Hause zu bleiben.

Zusammen mit fast vollständig fehlenden Tests und unzureichender Versorgung mit Schutzkleidung ergaben diese Arbeitsbedingungen eine Kombination, die dem Virus das Tor in die Altenpflege weit öffnete. „Der Ausverkauf unseres Sozialwesens hat sich bitter gerächt“, sagt Lindberg. „Wir haben ein Billiglohnproletariat bekommen, wo wir gut ausgebildetes und fest angestelltes Personal bräuchten“, äußerte Arbeitsmarktministerin Eva Nordmark. In der vergangenen Woche beschloss die Regierung endlich die Krankengeldregelungen für dieses „Billiglohnproletariat“ zu ändern.

Eigentlich solle man sich nicht „blind sehen“ an täglichen Ländervergleichen bei Todeszahlen, meint Anders Tegnell. Jedes Land rechne eben anders, Schweden besonders penibel. Nicht nur bekräftigte, auch bloß vermutete Coronatodesfälle landen in der Statistik. Und da ist dann auch die Frage, an welcher Stelle des Marathonlaufs der Bekämpfung von Covid-19 sich ein Land befindet, meint die Gesundheitsbehörde.

Es sei ein laufender Prozess, der noch lange andauern werde und bei dem jedes Land ein anderes Stadium erreicht habe, zu dem die Todesfälle eben in Relation gesetzt werden müssten. Man hofft darauf, für das jeweilige Stadium mittlerweile einen einigermaßen sicheren Orientierungspunkt zu haben: die mit Hilfe von Antikörpertests ermittelte tatsächliche Infektionsrate der Bevölkerung.

Der hoffnungsvolle Anti-Körper-Test

Was Schweden angeht, laufen derzeit Testreihen mit einem an der Stockholmer Technischen Hochschule KTH entwickeltem Antikörpertest, der als „nahezu hundert Prozent zuverlässig“ bezeichnet wird. Ein bereits veröffentlichter Teiltest konstatierte bei 20 Prozent der Untersuchten Antikörper: Sie hatten also – nahezu durchweg ohne Symptome – eine Covid-19-Erkrankung durchlaufen. Aufgrund weiterer Tests rechnet die Gesundheitsbehörde noch vor Mitte Mai für Stockholm mit einem Anteil von 25 Prozent der Bevölkerung, die bereits Antikörper entwickelt haben könnten.

Erweisen sich solche Zahlen als repräsentativ, könnte das bezüglich Schweden für eine wesentlich höhere „Durchseuchungsrate“ sprechen als die in anderen Ländern. Deutschland bewege sich bei dieser Rate „im einstelligen Prozentbereich“, meinte RKI-Präsident Lothar Wieler vor einigen Tagen. Ein Antikörpertest des finnischen Gesundheitsforschungsinstituts THL in Helsinki ergab vergangene Woche 2 Prozent.

Im Vergleich zu Schweden würde man eine Infektionsspitze erst wesentlich später erreichen, schätzt ein aktueller Rapport. Die Konsequenz wären längere negative Auswirkungen auf das Gesundheitswesen und auf die Wirtschaft. Und eine Erholung werde ebenfalls länger auf sich warten lassen. „Es wurde mehr gebremst, als wir dachten“, sagte THL-Gesundheitssicherheitschef Mika Salminen in einem Interview: „Das ist der negative Effekt unserer Restriktionen.“

Liegt Schweden also nur „weiter vorn“? Bei den Infektionsraten und deshalb auch den Todesfällen? Ein Lockdown lasse das Virus ja nicht verschwinden, betont Jan Albert, Professor für Infektionsschutz am Stockholmer Karolinska Institut. „Die Fälle tauchen einfach nur später auf“, sagt er.

Und Paul Franks, Epidemiologe an der Universität Lund, hält es für denkbar, dass sich die Todeszahlen der Länder mit strengen Abschottungsmaßnahmen mit denen der „liberaleren“ am Ende treffen könnten. Eine realistische Annahme? Tegnell will sich nicht an solchen Spekulationen beteiligen: „Irgendwann können wir Bilanz ziehen. In ein oder zwei Jahren.“

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47 Kommentare

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  • Wieso diese große Aufregung und die z.T. nebulösen Diskussionen über den schwedischen Sonderweg in der Coronabekämpfung?



    Die Zahlen sind eindeutig: Die schwedischen Behörden melden heute morgen eine Todesrate von 27,2 Toten für Gesamtschweden und für den Großraum Stockholm von 63,33 Toten auf jeweils



    100 00 Einwohner. Der entsprechende Wert für Deutschland beträgt 8,4 und für Berlin 4,2. Im Vergleich zu Deutschland schneidet also Gesamtschweden 3mal schlechter ab und im Vergleich von Stockholm und Berlin sind die stockholmer Todeszahlen (trotz z.T. ähnlicher sozialer Strukturen) 15fach höher.



    Dennoch sagte Prof.Dr. S. Bhakdi vor wenigen Tagen in einem Youtube-Interview:“Die Zahlen (in Schweden) sind genauso niedrig wie in Deutschland.“ Und der Finanzwissenschaftler Prof. Stefan Homburg hausiert auf vielen Medienkanälen mit der These, dass der schwedische Weg ein „Vorbild für Deutschland“ sei und der deutsche Lockdown Ergebnis eines Corona-Hypes sei, der die Gefährlichkeit von COVID-19 maßlos übertreibe.



    Nicht nur von diesen beiden Professoren und wird hiermit ein Narrativ gefüttert, das sich faktenresistent zeigt: Deutschland hätte auch ohne Lockdown die gleichen Erfolge wie heute erreicht. Dieses Narrativ ist affektiv geladen, bedient Bedürfnisse z.B. nach Freiheit und kann wunderbar für verschiedene politische und ökonomische Interessen instrumentalisiert werden, z.B. bei den aktuellen Lockerungsforderungen. Auch übereifrige Ministerpräsidenten, rechtspopulistische „Freiheitskämpfer“, desinformierende Sputnikfreunde und Retiloidenforscher finden sich hinter diesem Narrativ ein.



    In diesen wunderlichen postfaktischen Zeiten sei angesichts von Fake News ausdrücklich an seine Worte erinnert: “Die Stimme des Intellekts ist leise, ...“

    • @Wolfgang Niedrich:

      Gretchen-Frage

      Zitat @WOLFGANG NIEDRICH: „Nicht nur von diesen beiden Professoren und wird hiermit ein Narrativ gefüttert, das sich faktenresistent zeigt: Deutschland hätte auch ohne Lockdown die gleichen Erfolge wie heute erreicht. Dieses Narrativ ist affektiv geladen, bedient Bedürfnisse z.B. nach Freiheit und kann wunderbar für verschiedene politische und ökonomische Interessen instrumentalisiert werden.“

      Dieses Argument ließe sich leicht auch rumdrehen: „Mit der bedingungslosen Affirmation eines Schrotflinten-Lockdowns wie in Deutschland wird ein Narrativ gefüttert, das sich faktenresistent zeigt: Deutschland hätte ohne diesen Lockdown niemals die gleichen Erfolge wie heute erreicht. Dieses Narrativ ist affektiv geladen, bedient Bedürfnisse z.B. Nach totaler Kontrolle und kann wunderbar für verschiedene politische und ökonomische Interessen instrumentalisiert werden.“

      Es gibt keinen Grund, beide sich diametral wiedersprechenden Argumente sowohl hinsichtlich ihrer affektiven Aufladung als auch der Faktenresistenz unterschiedlich zu beurteilen. Letztlich ähnelt die Frage, welcher von beiden man den Vorzug gibt, der Gretchen-Frage nach der Religion in Goethes „Faust“.



      • @Reinhardt Gutsche:

        Trotz Gretchenfrage: Die heutigen Todesraten für Schweden (31 Tote auf 100 000 Einwohner) und Stockhom (69,75 …) verschlechtern sich auch weiterhin gegenüber den Werten für Deutschland (9,22 …) und Berlin (4,35 ...). Hiermit ist die schwedische Todesrate gut 3mal so hoch wie die deutsche und der Stockholmer Wert erreicht mittlerweile die 16fache Höhe der Berliner Todesrate.



        Diese krassen Unterschiede lassen sich nicht durch statistische Fehler und Fingerübungen wegrechnen.

        Wer an dieser Stelle die Gretchenfrage stellt:.“Nun sag, wie hast du´s mit der Religion?“ betritt die schmale Brücke von der Aufklärung zum postfaktischen Zeitalter. Vor gut 50 Jahren diktierte mein Mathelehrer nach Schülerbeiträgen wie „..ich glaube, dass die 2. Ableitung ...“ für unsere Ordner: “Hier im Mathematikunter-richt wird logisch gedacht. Glauben können wir in der Kirche.“

        Den absurden Glaubenswahn trotz der doch immer wieder feststellbaren Coronafakten erleben wir auch auf sogenannten Hygienedemos, z.B. bei uns in Berlin. Hier vermischen sich berechtigte Kritik an überzogenen Lockdown-Maßnahmen mit dubiosen Verschörungstheorien. Der neue 5G-Standard für Mobilfunk sei Überträger des Virus. Bill Gates sei Verursacher der Pandemie. Die Covid-19 Pandemie sei das Werk von Soros im Rahmen der von ihm betriebenen Umvolkung Europas. Hier schließt sich der Wahnkreis zu rechtsextremen Vordstellungen.



        Da halte ich es doch lieber mit meinem alten Mathelehrer und einer anderen Gretchen, nämlich mit Gretchen Whitmer, der demokratischen Gouverneurin des US-Bundesstaates Michigan. Aufgrund ihrer strengen Anticoronapolitik ist sie die neue Lieblingsfeindin von Trump, der die örtliche Bevölkerung dazu aufgerufen hat, sich von den Lockdownregeln zu befreien. Sie erhielt so in ihrem Amtssitz „Besuch“ von bewaffneten Milizmännern, die sich beschweren wollten.



        www.spiegel.de/pol...-bdee-4b3aedf26c7f

    • @Wolfgang Niedrich:

      Nebulöse Diskussionen oder Case Fatality Rate als Erfolgsmaßstab?

      Dazu eine Expertengruppe um Prof. Dr. med. Matthias Schrappe, Universität Köln, ehem. Stellv. Vorsitzender des Sachverständigenrates Gesundheit:


      „Die Zahlen zur Sterblichkeit (Case Fatality Rate) überschätzen derzeit das Problem und können nicht valide interpretiert werden.



      1. Mangelnde Abgrenzung der Grundgesamtheit: es ist derzeit nicht bekannt, auf wie viel infizierte Personen die Zahl der gestorbenen Patienten zu beziehen ist;
2. Fehlende Berücksichtigung der attributable mortality: es ist nicht klar, inwieweit die beobachtete Letalität tatsächlich auf die Infektion mit SARS-CoV-2 zurückzuführen und nicht durch die Komorbidität oder den natürlichen Verlauf zu erklären ist;



      3. Fehlender Periodenvergleich über mehrere Jahre in gleichen Patientenkollektiven vergleichbarer Morbidität: es gibt keine Erkenntnisse über die excess-mortality im Vergleich zu einer Alters-, Komorbiditäts- und Jahreszeit-gematchten Population in den zurückliegenden Jahren.“



      (Aus dem „Thesenpapier zur Pandemie durch SARS-CoV-2/Covid-19“ von Prof. Dr. med. Matthias Schrappe et al.)

      In dieser Debatte um den schwedischen Sonderweg werden alle Register gezogen, um auf Teufel komm raus die Ausbreitung der Erkenntnis zu hemmen, daß man in Schweden à la longue wohl nicht schlechter fährt als in Ländern mit drastischem Lockdown. Eines dieser Register ist das Cherry-Pickung beim Mortalität-Vergleich, wo man gern mit Deutschland vergleicht. Dieser Vergleich unterstellt eine direkte Kausalität zwischen der Drastik des Lockdowns und der Zahl der der Covid- Epidemie zugeschriebenen Sterbefälle (und das auch noch nach der Einwohnerzahl).

      Wie erklärt sich dann der Unterschied zwischen Schweden und Frankreich, wo fast die doppelte Zahl von Corona-Sterbefällen pro 1 Mio Einwohner gemeldet sind, und das trotz einer rigorosen manu militari überwachten Ausgangssperre mit nur einer Stunde Freigang täglich?

  • Guter Text, muss man in diesen Zeiten leider extra erwähnen.

  • Guter Artikel! Gerade wurde die Covid19-Szene durch die endlich erfolgte Veröffentlichung der Gangelt-Studie erschüttert. Könnte dem schwedischen Modell Auftrieb geben, da wir allgemein keine gültigen Zahlen haben.



    Mir macht es wenig aus, weiter zu machen, wie bisher. Ich kann warten. Aber wir sollten auch an die denken, die sich nicht schützen können und durch Herumwerfen von Geld den Forschungsablauf zu Covid19 nicht in Unordnung bringen! Da ist der Exklusivvertrag von Laschet und Streek mit Bild noch eine lässliche Sünde. Immerhin erreichte uns so die Nachricht schneller, als es über das RKI erfolgt wäre: Laschet hat schon sehr früh geplappert, und ich hatte verstanden, was er sagen wollte.

    • 9G
      97287 (Profil gelöscht)
      @Bernd Schlüter:

      Die Zahlen vom 5.5 für Stockholm Län: Bestätigte Infektionen 8536,



      Todesfälle 1463.



      Es scheint mir ( vergleichbar mit Berlin) hier noch eine Menge Luft nach oben drin zu sein. Es lebe der schwedische Weg.

  • Und wen hat es in erster Linie getroffen?

    Die Alten und die Armen.

    Es lebe der schwedische Weg.

    • @Jim Hawkins:

      so wie ...überall? Weil logisch?

  • Danke für den sachlichen Beitrag. Abseits von prozentzahlen und Vergleichen ist doch auffällig, dass Schweden mit seinem vergleichsweise moderaten Sonderweg die Pandemie im Griff zu haben scheint. Sogar die berüchtigte Reproduktionsrate ist unter 1 gefallen, und das trotz geöffneter Cafés! Wer hätte das gedacht? Dabei hatten viele SkeptikerInnen und auch einige Medien regelrecht darauf gehofft, dass die Todesrate in Schweden durch die Decke gehen würde und die Regierung kleinlaut nachgeben müsste. Und die Bundesregierung (und andere) hätte triumphiert, dass sie es besser gewusst hätte. Hat sie aber nicht. Schweden hat einen sozial verträglichen Weg eingeschlagen - wir müssen jetzt noch darum kämpfen, uns wenigstens zu fünft treffen zu "dürfen".

  • Ich bin gerade auf eine Zusammenfassung der Heinsbergstudie gestoßen. Demnach ist meine unten geäußerte Vermutung, daß sich bei der Erkrankung eines Familienmitglieds alle anderen (sehr wahrscheinlich) auch infizieren, nicht zutreffend.

    "Als 'überraschend niedrig' bezeichneten die Bonner Wissenschaftler dagegen den Anteil der mit einem Infizierten in einem Haushalt lebenden Menschen, die sich das Virus ebenfalls einfangen. So steckte sich in einem Zwei-Personen-Haushalt die zweite Person mit einer Wahrscheinlichkeit von 44 Prozent an, in einem Vier-Personen-Haushalt ging das Virus im Durchschnitt sogar nur auf 18 Prozent der anderen Personen über. Allerdings steht auch dies im Einklang mit bereits publizierten Daten anderer Forscher. Dabei wurden die Hoffnungen, dass sich Kinder seltener ansteckten, abermals enttäuscht: 'Die Infektionsraten sind bei Kindern, Erwachsenen und Älteren sehr ähnlich und hängen offenbar nicht vom Alter ab', sagte Hendrik Streeck. Es gebe auch keine signifikanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern."



    www.sueddeutsche.d...onavirus-1.4896566

  • Man kann es drehen und wenden wie man will, es gibt mehrere Wege zum Ziel.



    Anscheinend wurde in den letzten Jahren der Gesundheitssektor kaputt gespart, wie in vielen Ländern. Das sollte eine Lehre aus der Krise sein. Keine Profitorientierung im Gesundheits- und Pflege Sektor.



    Und mehr Verantwortung übernehmen für Menschen in beengten Wohnverhältnissen und Sammelunterkünften.



    Darüber hinaus haben die Schweden halbwegs weiter gelebt, während wir uns mehr oder minder 6 Wochen daheim haben einsperren lassen. D.h. die sozialen und wirtschaftlichen Folgeschäden sind bei uns viel gravierender als in Schweden.



    Ich bleibe dabei, wenn ich es mir aussuchen hätte können, dann hätte ich eine leicht verschärfte Schwedenvariante gewählt.

    • @Aymen:

      Dummerweise kannst du andere anstecken und zwar schon etwa 2,5 Tage vor dem Erkrankungsbeginn, sonst wäre es ja kein Problem.

      • 0G
        02525 (Profil gelöscht)
        @kamera mann:

        Auf jeden Fall, wenn man andere in der Fussballkabine mit Handschlag begrüßt, alles filmt und dann noch ins Netz stellt.



        Ein Schelm der Böses denkt, wenn die Liga die Testergebnisse geheim halten soll. So wird das nix mehr mit dem Neustart der Liga

    • @Aymen:

      Wie scharf verschärft hättens es denn gern.



      Nicht vergessen wir standen ANfangs unter dem Schock der gruseligen Bilder aus Bergamo und China. Schweden war geographisch weiter weg und auch später dran. Zudem ist Schweden deutlich weniger besiedelt als Deutschland was die Menschen und den Umgang mit vielem prägt.

    • 9G
      97287 (Profil gelöscht)
      @Aymen:

      Die sozialen und wirtschaftlichen Folgeschäden sind bei uns viel gravierender als in Schweden.

      Ich verstehe die Aussagen in diesem Artikel anders.



      Wir hatten die Alten in den Heimen so nicht auf den Schirm.



      D.h. Familien haben die Großväter/-mütter, Behinderte, Demente usw. verloren( ohne Not)



      Vor allem Migranten sind in den Vorstädten erkrankt( mit bisher unbekannten Folgen) und gestorben. Nun hat besonders in migrantischen Familien die Gemeinschaft einen hohen Wert, die sozialen Folgeschäden sind enorm.



      Was die wirtschaftlichen Folgeschäden betrifft, wird im Artikel das Billiglohnproletariat angesprochen. Soll dieses Proletariat erhalten werden um die Schwedenvariante zu erhalten, um Spaß , Feierabendbierchen und Abiabschlussfeier zu zelebrieren? Die Produktion bei Volvo war jedenfalls gestoppt.



      Tut mir leid , ich habe ein sehr mulmiges Gefühl bei der Schwedenvariante. Wie will man sie rechtfertigen, wenn Ende des Jahres Therapiemöglichkeiten und evtl. eine Impfung möglich sind? Will man dann die Toten wiederbeleben und die Lahmen wieder gehen und die Blinden wieder sehen lassen( bildlich gesprochen). In einem so reichen Land sollte das Mögliche möglich gemacht werden. Die Zahlen erklären doch nicht, warum 30% der Intensivbetten frei bleiben bei 20000 Erkrankten und über 2000 Verstorbenen. Werden die einfach nicht behandelt, aus welchen Gründen auch immer?

  • Guter Bericht, und absolut richtig.



    Am Ende werden der traditionell "strafende Staat", und der offene Staat mit fast perverser Selbstkasteiung gleich da stehen. Und die Verlierer sind in beiden Modellen die Schwachen und Fremden.

  • Mir ist völlig schleierhaft, wie irgend ein vernunftbegabter Mensch den schwedischen Weg in der COVID-19-Bekämpfung auch nur ansatzweise als Alternative zum Vorgehen in Deutschland begreifen kann. Die deutsche Todesrate (absolute Anzahl der Toten auf 100 000 Einwohner) beträgt heute 8,43 bei 6 866 Toten, die schwedische 27,25. Rechnet man diesen Wert auf Deutschland hoch, kommen wir auf hypothetische 22 195 Tote. Noch krasser fällt ein Vergleich zwischen Berlin und der Provinz Stockholm aus. Berlin weist bei 154 Toten eine Rate von 4,2 Toten auf 100 000 Einwohnern aus. Stockholm meldet heute morgen einen Wert von 61,90 Toten auf 100 000 Einwohnern.. Hochgerechnet auf Deutschland ergäben sich 50 418 Tote auf 100 000 Menschen. Für Berlin, das in seiner Struktur durchaus Stockholm ähnelt,



    würden sich bei einer solchen Hochrechnung 2 334 Tote ergeben. Das ist der gut 15fache Wert an Toten für Berlin, also ein Anstieg um 1 400 Prozent. Was hätten wir für dieses unglaubliche Mehr an Toten erreicht, wenn Deutschland den schwedischen Weg eingeschlagen hätte? Eine "Durchseuchungsrate" von eventuell 25%. Herdenimmunität wird jedoch bei 60 bis 70% Bevölkerungsimmu-nität angesetzt - also noch einmal Zehntausende an Toten. Ein solcher Weg ist für mich inhumaner Irrsinn..

    • @Wolfgang Niedrich:

      Solange man doch gar nicht wirklich weiß, welche Massnahme im Einzelnen genau welchen Effekt hat, oder auch nicht, müssen all diese Vergleichszahlen bis zum Ende der Pandemie sinnfrei und irreführend bleiben.

    • @Wolfgang Niedrich:

      Und mir ist es völlig schleierhaft, wie ein vernunftbegabter Mensch so eine Rechnung aufmachen kann.



      Die angeblich so schlechten Zahlen von Schweden relativieren sich. Sie sind zwar schlechter als in den skandinavischen Nachbarländern oder Deutschland, aber weitaus besser als in Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien oder gar Belgien. Und das alles ohne die Wirtschaft an die Wand zu fahren und die Bürger zu entmündigen. Und die schwedischen Maßnahmen kann man weitaus länger durchhalten als den totalen Lookdown im Rest Europas.



      Und auch die angeblich so tollen Zahlen in Deutschland relativieren sich, verglichen mit Südkorea, Japan, Taiwan, selbst Griechenland steht weitaus besser da.



      Wie haben die das eigentlich gemacht ?

      • @Don Geraldo:

        Haha. Sehr witzig. Einfach Mal was behauptet, völlig egal ob es auch nur einen Funken Gehalt hat.

        Beispiel Griechenland:

        Beginn des Lock-Down: 27. Februar! Also drei Wochen vor uns! Und noch viel weitreichender! Absolute Ausgangssperre! Haus nicht mehr verlassen! Jetzt die ersten vorsichtigen Lockerungen. Dazu nur wenig Grenzlinie und eine Wirtschaft, die sowieso am Boden liegt. Und die Zahlen sollte man auch mit Skepsis betrachten, da wird nicht obduziert und wer stirbt ohne vorher im KH gewesen zu sein, hatte daher kein Corona. Taiwan ist eine Insel und hat auch völlig andere Voraussetzungen, Schweden ist ganz klar im Nachteil, die Zahlen sind um das 3- bis 8-fache schlechter als die deutschen Zahlen - der Tod wird in Kauf genommen! Die Wirtschaft wird geschont und dazu noch finanziell unterstützt.

        Das wäre bei uns nicht zu machen!

      • 9G
        97287 (Profil gelöscht)
        @Don Geraldo:

        Gegenüber Schweden steht sogar USA besser da, von Venezuela ganz zu schweigen.

  • "In Schweden sind viele Menschen an Covid-19 gestorben." - Es gibt einen wichtigen Unterschied: "an", also ohne Vorerkrankungen, oder "mit", also mit Vorerkrankungen, Covid-19 gestorben.

    • @reblek:

      reblek, deine unterscheidung ist falsch. auch wer vorerkrankungen hat, kann "an" corona sterben hat. schauen Sie sich die Exzessmortalitäten, wie sie zb die NYT veröffenlicht an.



      tinyurl.com/y7p5h2w5



      da kann man sehen wie vile leute "an" corona versterben. auch wenn corona zweifellos bei einigen davon (nicht allen!) wohl nur der tropfen ist, der dass fass zum überlaufen brachte und davon unbesehen der schwedische weg trotzdem der bessere sein könnte.

      „Irgendwann können wir Bilanz ziehen. In ein oder zwei Jahren.“

    • @reblek:

      Bei der Betrachtung nach Übersterblichkeit stellt sich die Frage ob "an" oder "mit" nicht. Fall normalerweise 50.000 zu erwarten sind, es sterben aber 80.000, dann beträgt die Übersterblichkeit 30.000. Und zwar egal, ob nun alle 80.000 an der Epidemie gestorben sind oder nur 10.000 und der Rest, weil er nicht versorgt werden konnte.

      Obduktionen haben wohl ergeben, dass das Coronavirus alle organe angreifen kann und die wenigsten Patienten an einer Lungenentzündung verstarben.



      www.welt.de/wissen...enentzuendung.html

    • @reblek:

      Immer diese Haarspalterei. Kaum jemand stirbt "an" Krebs, man stirbt an Organversagen. Man stirbt nicht an HIV, man stirbt an Immunversagen. Man stirbt nicht am Alter, etc.

      Es sterben viele, die mit ihren behandelten Vorerkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck noch zwei Jahrzehnte oder mehr vor sich hätten.

      • @Frida Gold:

        Deshalb müsste es heißen "in Folge von".

        D.h. die Frage ist ob der Virus wirklich der Grund für die Todesursache ist.

        Wer in Folge einer HIV Infektion stirbt, tut dies, weil der Virus das Immunsystem zerstört.

        Aktuell ist aber ein Coronatoter jemand der positiv auf Corona getestet wurde (von denen 80% fast symptomlos bleiben) und dann - an was auch immer - gestorben ist.

        Was mich bei den Obduktionsberichten erstaunt, dass nicht erwähnt wird, wie diese Toten behandelt wurden. Viele Nebenwirkungen zeigen auch die gefundenen Symptome.

  • > "Was Schweden angeht, laufen derzeit Testreihen mit einem an der Stockholmer



    > Technischen Hochschule KTH entwickeltem Antikörpertest, der als „nahezu



    > hundert Prozent zuverlässig“ bezeichnet wird."

    Einen Test als 100% zuverlässig zu bezeichnen heißt nicht, dass er es auch ist. Selbst wenn es zutreffen sollte, dass mittlerweile 25% immun wären, Südkorea hat auch nahezu ohne Lockdown fast keine Neuinfizierte. Die Mortalität liegt bei 4,8 Verstorbenen pro 1 Millionen Einwohnern.



    www.google.de/sear...hlen+s%C3%BCdkorea

    In Schweden liegt die Mortalität bei 259,4 pro 1 Millionen Einwohnern. Hong Kong hat aktuell keine Neuinfizierte. Die Mortalität liegt bei 0,53 Verstorbenen pro 1 Millionen Einwohnern.



    www.google.de/sear...Do4Q4dUDCAg&uact=5

    Warum in Hongkong das Coronavirus kaum Unheil anrichtete; Studie zeigt, was sich von der Metropole lernen lässt;



    www.manager-magazi...ste-a-1306367.html

    • 9G
      97287 (Profil gelöscht)
      @kamera mann:

      Wenn ein Test 100% zuverlässig ist, dann habe ich eine Überdiagnostik, d.h. ich habe eine erhebliche Anzahl falsch positiver Test Ergebnisse. Sensitivität geht nur auf Kost der Spezifität. Ist ein Test 100 % empfindlich dann habe ich viel Beifang, d.h. ich messe eventuell auch andere ähnliche Antikörper mit,SARS und evt. noch nicht bekannte Antikörper. Diese 100% Zuverlässigkeit gibt es nicht.

    • @kamera mann:

      AM Anfang, als auch in D. das Virus unterschätzt wurde, starben in Schweden sehr viele, insb. alte Menschen. Aber seit März und im April zeigt sich eben: keine Menschenmangen und Abstand, ferner Schutz der Gefährdeten, das ist es.

  • Danke Herr Wolff für Ihren differenzierten und unideologischen (selten genug!) Artikel.







    Interessant wäre es noch, wie insgesamt die Alterstruktur der an Corona Erkrankten ist (und ob sie sich im Laufe der Pandemie verändert hat). Ist die z.B. relativ jung (wie bisher in Deutschland) , so wäre die schwedische Mortalitätsrate noch schlechter zu bewerten, als sie es ohnehin ist (ca. 3 x so hoch pro Kopf der Bevölkerung wie in Deutschland).

    Zu den erkrankten Migranten: Spielt die räumliche Enge innerhalb einer Wohnung wirklich eine nennenswerte Rolle bei der Verbreitung der Pandemie? Auch in einer großen Wohnung dürfte es sich doch kaum vermeiden lassen, daß alle sich anstecken, sobald ein Familienmitglied erkrankt ist?



    Sie erwähnen weiter Faktoren wie Arbeitssituation und mangelnde Informierung der Migranten für deren hohe Infektionsrate auf.

    Ich würde ich ein weitere Dimension hinzufügen: Kultur. So hat in vielen migrantischen Milieus die Großfamilie eine ganz andere kulturelle Bedeutung als sie dies für individualistische 'Spätkapitalismus'-Bürger hat, eine Rolle, die durch die 'Diaspora' im fremden Land eher noch verstärkt werden dürfte (zumindest in den ersten ein, zwei Generationen). Außerdem wäre ein besonderer Blick z.B. auf jugendliche Subkulturen zu richten, auf 'eng' (auch körperlich) zusammenhängende Gruppen und Gangs, mit z.B. ihren spezifischen Begrüßungsritualen, wie dem wechselseitigen 'Abklatschen' der Hände beim Treffen oder dem Umarmen, der Blick ist dabei zu richten auf 'demonstrative Risikoverachtung' ebenso wie Regelmißachtung als Männlichkeits- und Statusbeweis innerhalb solcher Gruppen. - Es wäre dann allerdings auch zu klären, inwieweit 'weiße' jugendliche Subkulturen ähnliche Verhaltensweisen zeigen.

    Auf jeden Fall wird das Bild so kompliziert, und die Frage, warum Migranten häufiger erkranken, wird wohl kaum monokausal zu erklären sein.

    • @Weber:

      Die "Begrüßungsrituale" sind wohl nationen- und kulturübergreifend ähnlich. Bussi-Bussi, Handschlag, Umarmung - das war auch in meinem absolut migratenfreien Jugendumfeld die Norm. Und wir hingen auch täglich in Gruppen zusammen.Wir haben auch einen Dreck darauf gegeben, was die Erwachsenen gesagt haben. Platzverweis durch die Ordnungshüter? Spätestens am nächsten Tag waren wir wider da. Ich denk, das ist Pubertät und hat nix mit Herkunft zu tun. Einfach mal mit offenen Augen durch die Shoppingcenter der Nation gehen, da kamma das pubertäre "zusammenrotten" überall finden. Aufm Dorf zur Not halt an der Busshaltestelle.

    • @Weber:

      Ja bei einer Tröpfcheninfektion spielt räumliche Nähe eine Rolle, deshalb Abstand und Masken.

  • In ein paar Jahren, wenn Schweden die Welt regiert, weil alle anderen Länder pleite sind.

    • 8G
      83379 (Profil gelöscht)
      @Cededa Trpimirović:

      Schwedische Wirtschaft schrumpft mit der selben Rate wie die Deutsche. Das ist Globalisierung mit gehangen mit gefangen.

    • @Cededa Trpimirović:

      keine Sorge - die Schweden sind friedliche und gelassene Menschen.

  • Herdenimmunität klappt auch in der Natur nicht. Da ist dann survival-of-the-Zufall angesagt. In Russland gibt es regelmäßig Massensterben bei den Saiga-Antilopen. Teilweise 100.000 in wenigen Wochen. Oder die Kaninchen in Europa. Oder Präriehunde in USA. Beispiele gibt es zuhauf. Der Mensch ist natürlich ein stabiler Allesfresser, obendrein mit Medizin, aber das heißt nicht, das er die Natur austricksen kann. Schon gar nicht durch Zahlenspielereien. Der Schwellenwert muss runter, anders gehts nicht.

    • @el presidente:

      Wichtig ist der Profit, bzw. dessen Einbruch und nicht das Überleben der Alten....Im Fussball werden die Karatäne Regeln aufgehoben, de gehts um 600 Millionen, das muss man verstehen....

    • @el presidente:

      survival-of-the-Zufall, sehr gut!

      das Motto survival of the fittest ist ein deterministisches Märchen, das manchmal zutrifft aber meistens nicht.



      Sozialdarwinistisches Denken schlechthin.

  • 2 Links zu Grafiken und Tabellen die das Thema betreffen

    (auch wenn man kein Schwedisch kann, sind die Grafiken und Tabellen evtl. doch zu verstehen: (ansonsten gibt es ja noch Onlineübersetzer))

    special.aftonblade...corona-perspektiv/

    www.aftonbladet.se...-senaste-siffrorna

    Quintessenz:



    vergleicht man die schwedischen Todeszahlen je 100tsd Einwohner auf einer logarithmischen Skala mit anderen Ländern, liegt Schweden auf dem Verlauf von Italien, Frankreich...

    Betrachtet man die Mälardalsregion (Stockholm mit dem angrenzenden Landschaften (Län) rund 30% der Einwohnerzahl) , wo die Hauptinfektionsherde liegen, liegen die Zahlen sogar über Italien, Spanien etc.



    Der dünn besiedelte Norden, aber auch der dicht besiedelte Süden, die viel weniger von Infektionen betroffen sind, verdünnen die Statistik.

    Skåne/Schonen welches sehr an Kopenhagen orientiert ist (Arbeitspendler etc.), liegt bei den Todeszahlen und den Infizierten in der Tabelle auf vorletzten Platz.



    Da könnte man schon meinen Skåne profitiert von der dänischen Grenzschließung.

    Im Gegensatz dazu Dalarna und Jämtland (dünnbesiedelt), wo die Stockholmer gerade Winterurlaub gemacht haben ist auch stark betroffen.

    Es spricht doch einiges dafür, das die Zahlen für Gesamtschweden zumindest auch anders interpretiert werden können.

  • Menschenleben oder Freiheit? Eine Frage die sich nicht stellt



    „Schwedens R-Zahl ist seit dem 11. April nicht mehr über 1,0 geklettert, aktuell liegt sie bei 0,85.“ heißt es im Artikel. Die Neuinfektionen gehen aber rauf und runter. Der R-Wert von 0,85 bezieht sich auf Daten vom 25. April, da gab es 474 Neuinfektionen. Am 29. April waren es 778 und am 30. April 574.

    www.google.de/sear...D9oQ4dUDCAg&uact=5



    Wer sich dafür ausspricht Menschenleben für eine Lockerung zu riskieren, der hat einfach nicht verstanden, dass ein R-Wert über 1 unweigerlich zu einer deutlichen Verschlimmerung führen würde, die Einschnitte in die Grundrechte zur Folge hätte, wie sie in Italien und Spanien praktiziert werden mussten.

    Sicher in Deutschland könnte man mit den derzeit für Corona reservierten rund 15.000 Intensivbetten auch 225.000 bekannt akut Infizierte versorgen (zur Zeit sind es etwa 25.000), allerdings sollte es dann nicht nur umso schwerer sein, den R-Wert bei 1 zu halten, es wird dann auch umso mehr Tote gegen.

    • @kamera mann:

      R-Wert hin oder her, in Schweden liegt er ja mit 0,85 deutlich unter 1.



      Es ist nicht zu vermeiden, dass über kurz oder lang der überwiegende Teil der Bevölkerung mit dem Virus in Kontakt kommt und entweder stirbt oder Antikörper entwickelt. Dabei ist es unerheblich, ob dies über 2 Jahre passiert, oder über einen kürzeren Zeitraum. Messlatte sind wahrscheinlich die Kapazitäten der Kliniken.



      Aber auch hier sind manche Techniken, wie die künstliche Beatmung durchaus umstritten, denn mehr als 3/4 der Patienten überlebt das nicht.



      Die Menschheit muss hier durch, und das schwedische Modell zeigt, dass es in kürzerer Zeit mit weniger einschneidenden Maßnahmen möglich ist.



      Hier in Deutschland: Angst dominiert die Vernunft, und dafür lassen sich die Deutschen auch gerne ausspionieren von Spahn und der pharmazeutischen Lobby.



      Gegen Impfpflicht, für freies Gestalten des Gesundheitsweges.



      Lieber Schwedisch: 25% haben es schon gehabt, die meisten es nicht einmal bemerkt.



      so sieht es nämlich aus, ihr Horrorpaniker.



      Und lasst bitte die alten Leute mit ihren Kindern in Kontakt sein, sonst sterben sie aus Einsamkeit und Gram.

      • @nun_aber_mal_halblang:

        > Die Menschheit muss hier durch, und das schwedische Modell zeigt, dass es in kürzerer Zeit mit weniger einschneidenden Maßnahmen möglich ist.

        Dabei muß allerdings berücksichtigt werden, daß Schweden ca 10 Mio Einwohner und Deutschland ca 82 Mio hat.

        Wenn man in Schweden die 60-70% Herdenimmunität erreichen wollte, wären das 6 - 7 Mio Menschen . in Deutschland ca 48 - 56 Mio Menschen.

        Allein daraus ergibt sich, daß eine kleinere Grundgesamtheit schneller immunisiert werden könnte, als eine große.

        Hinzukommt, daß in D die Bevölkerungsdichte bei 246 P/qkm und in S die Bevölkerungsdichte 23 P/qkm - in Deutschland also die Wahrscheinlichkeit des Aufeinandertreffens Infizierter und Nichtinfizierter rd 10 fach höher liegt.

        Die Anwendung der schwedischen Maßnahmen und Parameter in Deutschland hätte ein Vielfaches an Infektions- und Todesfällen bewirkt.

        Fazit: Skalierung funktioniert (leider) nicht.

      • @nun_aber_mal_halblang:

        da sich die Infektion hauptsächlich in Mittelschweden mit Stockholm und den umliegenden Landschaften abspielt einmal die Zahlen auf D übertragen



        niedrigste Todeszahl je 100tsd in Dalarna mit 35 je 100tsd



        ergibt für D : 28000



        Stockholm 60Tote je 100tsd



        ergibt für D : 48.000



        bei unseren rund 6500 Todesfällen bisher gibt es also noch viel Luft nach oben.



        Klar sind die Zahlen nicht übertragbar, aber eine Dimension ergibt sich schon.

        die Zahlen für Gesamtschweden sind nicht sehr verschieden zu den deutschen, allerdings haben wir nicht die Hälfte des Landes mit sehr niedriger Bevölkerungsdichte, die den Durchschnitt drücken. Wenn das in D so wäre, könnte man eher mit den gesamtschwedischen Zahlen vergleichen.

      • @nun_aber_mal_halblang:

        Nun aber mal halb so lang!

      • @nun_aber_mal_halblang:

        > R-Wert hin oder her, in



        > Schweden liegt er ja mit 0,85



        > deutlich unter 1.

        Das scheint mehr Wunschdenken zu sein.

        > Es ist nicht zu vermeiden,



        > dass über kurz oder lang der



        > überwiegende Teil der



        > Bevölkerung mit dem Virus



        > in Kontakt kommt und



        > entweder stirbt oder



        > Antikörper entwickelt.



        > Dabei ist es unerheblich, ob



        > dies über 2 Jahre passiert,



        > oder über einen kürzeren



        > Zeitraum.

        Wurde am Anfang so vermittelt. Südkorea, Hong Kong, Österreich und Tschechien zeigen aber das es auch anders geht.