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Kliniken in der CoronakriseNur kurz im Krankenhaus

Während einer Pandemie hat das medizinische Personal alle Hände voll zu tun. Trotzdem melden manche Kliniken Kurzarbeit an.

Durch die Coronakrise schrumpfen die Umsätze der Krankenhäuser Foto: Peter Kneffel/dpa

Berlin taz | Kurzarbeit in Krankenhäusern – ein seltsames Phänomen, wenn zur gleichen Zeit eine Pandemie grassiert. Und doch reduzieren manche deutschen Kliniken derzeit Arbeitszeit und Gehalt ihres Personals. Um die Einbußen der Beschäftigten aufzufangen, beantragen sie außerdem Kurzarbeitergeld bei der Bundesagentur für Arbeit – was die Politik so eigentlich nicht geplant hatte.

„An einigen Standorten befindet sich ein Teil unserer Mitarbeiter in Kurzarbeit“, sagt Astrid Reining, Sprecherin der Schön Klinik. Das private Unternehmen betreibt Krankenhäuser unter anderem in Bayern, Hamburg, Hessen und Nordrhein-Westfalen.

Die Sprecherin der Paracelsus-Kliniken, die es unter anderem in Bremen, Niedersachsen und Sachsen gibt, schreibt: „Derzeit sind an allen Standorten und in der Unternehmenszentrale Mitarbeiter in Kurzarbeit.“ Bei der kirchlichen Marienhaus-Gruppe mit Kliniken in Rheinland-Pfalz und weiteren Regionen heißt es, man prüfe, ob Kurzarbeit nötig sei.

Zu Umfang der Arbeitsreduzierung, Zahl der betroffenen Mitarbeiter*innen und regionaler Verteilung wollen die Unternehmen keine Angaben machen. Auch der Deutschen Krankenhausgesellschaft „liegen keine Daten“ vor. Für ein flächendeckendes Phänomen hält man die Kurzarbeit in Kliniken aber dort nicht.

Fachkräftemangel einerseits, Kurzarbeit andererseits

Trotzdem kritisiert etwa die Niedersächsische Pflegekammer, ein Berufsverband für Heilberufe in der Pflege, die „paradoxe“ Situation. Während „Pflegeheime und ambulante Dienste dringend nach professioneller Unterstützung suchen“, würden Krankenhäuser ihre Beschäftigten nach Hause schicken. Fachkräftemangel einerseits, Kurzarbeit andererseits – das passe nicht zusammen.

Und die Ärztevereinigung Marburger Bund bemängelt: „Es besteht keine Notwendigkeit, dass Kliniken Kurzarbeit anmelden.“ Die Krankenhäuser sollten besser zunächst die „65 Millionen Überstunden“ ausgleichen, die Klinikärzt*innen pro Jahr leisteten.

Die Unternehmen sehen das anders. Sie verweisen auf die Vorschriften der Bundesregierung, normale Behandlungen und Operationen zu verschieben sowie Intensivabteilungen für den befürchteten Corona-Ansturm in Reserve zu halten. Deshalb „beträgt die durchschnittliche Belegung der Akutkrankenhäuser bei Paracelsus derzeit etwa 35 Prozent“, so Schmeling. „Rehakliniken des Unternehmens sind im Durchschnitt nur zu etwa 20 Prozent ausgelastet. Einzelne Kliniken mussten komplett von der Versorgung abgemeldet werden, dort finden derzeit überhaupt keine Behandlungen statt.“

Streit mit der Bundesagentur

In ihrem Krankenhaus-Entlastungsgesetz hat die Regierungskoalition den Medizinfirmen zwar garantiert, dass sie für jedes nicht belegte Bett eine Pauschale in Höhe von 560 Euro pro Tag erhalten. Dieser Unkostenbeitrag reiche jedoch nicht aus, um die Umsatzausfälle vollständig auszugleichen, sagen die Kliniken. Zur Kritik am Fachkräftemangel heißt es, durchaus stelle man Beschäftigte derzeit auch anderen Einrichtungen zur Verfügung, wenn sie dort dringend gebraucht würden. Am augenblicklichen Personalüberhang in den Akutkrankenhäusern ändere das aber nichts.

Dass Krankenhäuser Kurzarbeit anmelden und dafür auch noch Kurzarbeitergeld bekommen, will die Bundesregierung eigentlich vermeiden. Die Bundesagentur für Arbeit, die den Lohnersatz für die Beschäftigten auszahlt, hat sogar eine Weisung herausgegeben: „Für die Gewährung“ von Kurzarbeitergeld „ist kein Raum“, wenn die Kliniken „eine Ausgleichszahlung für die Verschiebung von Operationen etc. erhalten“.

Warum aber beantragen manche Firmen die Leistung dann doch? Die Schön Klinik will „zu detaillierteren innerbetrieblichen Vorgängen keine Auskünfte erteilen“. Paracelsus sagt: Zwar seien Beschäftigte in Kurzarbeit, doch das Unternehmen erhalte „derzeit kein Kurzarbeitergeld“. Sowohl bei den Unternehmen als auch der Bundesagentur lässt sich heraushören, dass der strittige Sachverhalt noch nicht geklärt ist.

Bei der Lösung könnte die Ansage von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) helfen, ab Mai wieder mehr planbare Operation zuzulassen. Dann brauchen die Kliniken ihr Personal wohl wieder im Normalbetrieb.

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7 Kommentare

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  • Planwirtschaft at it´s best!

    • @Poseidon:

      richtig: geplant, kapazitäten geschaffen, katastrophe verhindert.



      wenn man wartet bis der markt das notwendige angebot an krankenhausbetten schafft erhäklt man zustände wie in norditalien, frankreich ny.



      ein überangebot an autos ist halt nicht das gleiche wie ein überangebot an schwerkranken. der markt regelt nicht alles, zumindest nicht alles vernünftig.

  • So ist es momentan. Gott sei Dank ausreichend freie Kapazitäten auf den Intensivstationen. Und Ärzte und Pfleger die wenig zu tun haben. Beispiel 1, eine Klink in München, mit vielen Belegbetten in der normalerweise viele Hüft - Knie und Rücken Operationen durchgeführt werden, die haben jetzt gar keine Patienten. Oder ein Kreiskrankenhaus am Stadtrand von München, wo mir eine Oberärztin gestern erzählte, dass Sie im Normalbetrieb meist nicht vor 18:00 Uhr raus kommt, geht jetzt immer schon Mittags, weil so wenig zu tun ist. Also das Ziel, unser Gesundheitssystem nicht zu überlasten wurde erreicht und sogar deutlich übererfüllt.

  • Wenn die Betten leerstehen und dafür gedacht sind, COVID-19-Fälle zu behandeln, warum bringt man dann nicht Leute aus Ländern hierher, die weniger geeignete Betten haben?

  • RS
    Ria Sauter

    Es lebe der Kapitalismus!

    • @Ria Sauter:

      Warum lesen Sie den Artikel nicht noch einmal?

      Kurzarbeit gibt es in den Kliniken, weil von der Regierung angeordnet wurde, dass verschiebbare Operationen verschoben werden, um einerseits ausreichend (!) Reserven für COVID-19-Fälle zu haben und andererseits die Gefahr, dass frisch Operierte sich im Krankenhaus an COVIC-19 anstecken, zu reduzieren.

      Daraufhin wurden nicht nur Schönheits-OPs und Reha-Maßnahmen, sondern auch (verschiebbare) Herzklappen-OPs, Augen-OPs, ... verschoben.

      Mit Kapitalismus, Sozialismus, Kommunismus oder irgendeinem anderen -ismus hat das nichts zu tun. Das ist übringes auch in den anderen Ländern so.

      • @Martin74:

        Artin, warum lesen Sie nicht mal ein bisschen Kapitalismuskritik.

        Da die Kapitalakkumulaton des einen zum wirtschaftlichen ruin des anderen führt, werden im Kapitalismus Stück für Stück sämtliche Institutionen gezwungen, kapitalistises wirtschaften zu übernehmen. Die Krankenhaüser sind da spätestens seit 2002 (einführung des DRG-Systems) voll in den Kreislauf eingebunden.



        Nun ist es im Kapitalismus aber so, dass das Kapital (vertreten durch den Arbeitgeber) wenig Intersse hat, etwaige Lücken im Produktionsprozess (hier: Reduktion der OPs) im Sinne der Allgemeinheit oder der Arbeitnehmer zu schließen, z.B. in dem man den geringeren Arbeitsanfall dazu nutzt, die seit Jahren darbende Ausbildung der ÄrztInnen zu unterstützen. Oder die "überflüssigen" Pflegekräfte einem Altenheim überlässt. Oder auch nur mal dafür sorgt, dass sie auch im Krankenhaus mal Zeit für menschenwürdige Pflege haben. Also: "weniger" Arbeit ist wegen Corona, Kurzarbeit nicht.



        Und das ist in anderen Ländern durchaus anders. Kuba schickt seine Ärzte nicht in Kurzarbeit, sondern in andere Länder.



        Und das hat durchaus was mit Kapitalismus zu tun.