Rechte Solidarität mit Griechenland: Früher faul, jetzt Helden
Während der Eurokrise war unter Rechtsradikalen das Griechenbashing beliebt. Jetzt sind sie voll des Lobes – für Polizei und Militär.
D er Besuch auf Lesbos war dann doch nicht so erfreulich, wie der rechte Blogger Oliver Flesch ihn sich vorgestellt hatte. Wie die Inselzeitung „Sto Nisi“ berichtet, hatte er auf einer linken Demonstration in der Inselhauptstadt „agitiert“ und wurde daraufhin von Antifaschist*innen eingekesselt. Retterin in der Not: die griechische Polizei. Voller Dankbarkeit zeigt sich der Blogger für seine Befreiung aus den Fängen der Antifa.
Er ist nicht der erste Rechte, der sich auf den griechischen Inseln eingefunden hat, und er ist nicht der erste, der Bekanntschaft mit antifaschistischen Inselbewohner*innen macht. Auch IB-Kader Mario Müller befand sich bereits in einer Auseinandersetzung mit der lokalen Antifa. Sein Begleiter, der NPD-Mann Jonathan Stumpf, posiert mit blutverschmiertem Gesicht. So sieht rechtsextreme Solidarität mit Griechenland aus. Die „tapferen Griechen“ müssten unterstützt werden, twittert die AfD NRW sinngemäß.
So viel Begeisterung für Griechenland, wie in den letzten Tagen aus AfD, Identitärer Bewegung und anderen Größen der rechten Szene zu hören ist, gibt es sonst selten. Auch das griechische Militär steht gerade hoch im Kurs. Rechtsextreme Gruppen wie der „AfD Fanclub (neu, ungekapert)“ oder die „Alice Weidel Fans“ bejubeln laut „Volksverpetzer“ zum Beispiel die Erschießung eines Syrers an der türkisch-griechischen Grenze.
Aber halt, war das nicht mal anders? Wer an die ersten Jahre der AfD zurückdenkt, erinnert sich an eine ganz andere Erzählung über „die Griechen“: Faul waren sie damals, so die AfD. Während der Eurokrise ging die rechtsradikale Partei noch mit diesem Narrativ auf Stimmenfang – und schaffte den Einzug in die ersten Landesparlamente.
Es hat sich scheinbar was getan beim Griechenlandbild der AfD. Aber kohärente Argumentationen waren ja noch nie eine Stärke der rechtsradikalen Partei. Viel wichtiger ist, was jetzt politisch opportun erscheint. Und wer auf Geflüchtete schießt, wird so oder so zum Helden. Da kann man schon mal über frühere Feindschaften hinwegsehen.
In einer früheren Version dieses Textes hieß es aufgrund von dpa-Informationen, AfD-Politiker Oliver Kirchner hätte Flesch begleitet. Nach der Veröffentlichung der Agenturmeldung erklärte Kirchner gegenüber der dpa allerdings, er sei noch nie auf Lesbos oder in Griechenland gewesen.
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