Hamburgs Parlament ungewohnt einig: Demokraten für Synagoge
Kurze Wahlkampfpause: Grüne, SPD, CDU, FDP und Linke unterstützen die Idee, am Hamburger Bornplatz eine repräsentative Synagoge zu errichten.
Gleich neben dem Gebäude stand von 1906 bis 1939 Hamburgs größte Synagoge. Dass hier wieder ein sichtbares Zeichen entstehen soll für Lebendigkeit und sogar Wachstum des jüdischen Lebens in der Stadt: Diese Idee kursiert seit Herbst vergangenen Jahres, nicht zuletzt in Reaktion auf den antisemitischen Anschlag von Halle. Zwischenzeitlich hat sie viel Zustimmung erfahren, der Bund stellt das Geld bereit für eine Machbarkeitsstudie; und vergangene Woche erst überließ die Stadt der Jüdischen Gemeinde ein Grundstück wiederum gleich nebenan, in der Binderstraße, zumindest schon mal für die kommenden 60 Jahre.
Es wird kein Zufall gewesen sein: Einen Tag nach dem 27. Januar, dem internationalen Gedenktag für die jüdischen Opfer deutschen Vernichtungswillens, nun suchten die fünf Fraktionen die Sache voranzubringen. In ihrem gemeinsamen Antrag bekennen sie sich „zu dem Ziel, das jüdische Leben in Hamburg sichtbarer zu machen“ und unterstützen „die Forderung nach Wiedererrichtung einer repräsentativen Synagoge am ehemaligen Standort der Bornplatzsynagoge“.
Den Senat fordern sie auf, die Jüdische Gemeinde bei der Erarbeitung und der Durchführung der Machbarkeitsstudie „nach Kräften zu unterstützen“ und zusammen mit der Gemeinde „ein Format zu erarbeiten, wie der Wiederaufbau der Synagoge am Bornplatz finanziell von den Hamburgerinnen und Hamburgern unterstützt werden kann“.
Den Wiederaufbau der Synagoge im Grindelviertel befürworteten 60 Prozent der Teilnehmenden einer Online-Umfrage, durchgeführt im vergangenen November im Auftrag von Radio Hamburg.
Bezogen aufs Wahlverhalten der Befragten ergaben sich deutliche Unterschiede:
80 Prozent der Grünen-Wähler*innen stimmten demnach der Wiederaufbau-Idee zu, die der SPD zu 64 Prozent, die der CDU zu 63 Prozent, FDP-Wähler*innen zu 56 Prozent, die der Linken zu 49 Prozent; unter Menschen, die sich zur AfD bekannten, belief sich die Zustimmung auf 23 Prozent.
Was zahlt der Bund, was die Stadt, wie viel steuern die Bürger*innen bei? Neben Geld- sind auf dem Bornplatz auch andere Fragen erst noch zu klären: Was wird aus dem heute von der Universität genutzten kleinen Hochbunker, der dort entstand, nachdem die Reste der Synagoge abgetragen werden mussten? Was soll werden aus dem Mahnmal, das seit 1988 auf die Historie hinweist?
Dennoch: Auf Nachfrage äußerte der Gemeindevorsitzende Stricharz eine optimistische Prognose: In fünf bis sechs Jahren könnte sie stehen, die neue Synagoge am alten Ort. Und noch etwas sagt er: Dass sich in der Gemeinde der Wunsch ausmachen lasse nach einer Architektur, eher mehr als weniger eng orientiert am neoromanischen alten Bau.
Ein starkes Signal übers alltagspolitische Klein-Klein hinweg: Diese Botschaft wird den da Zusammengekommenen auch wichtig gewesen sein: Mögen wir uns eben noch an die sprichwörtliche Gurgel gegangen sein und das auch morgen wieder tun – bei diesem Thema stehen alle demokratischen Fraktionen zusammen.
Ja, das mit den Demokraten wurde wirklich gesagt. Denn eine im Hamburger Parlament vertretene Partei saß nicht mit am Tisch, die AfD: Die war nicht gefragt worden, und das fanden am Dienstag alle Beteiligten immer noch richtig.
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