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Anhörung Netanjahus wegen KorruptionIsraels Justiz funktioniert

Judith Poppe
Kommentar von Judith Poppe

Trotz aller Versuche Netanjahus, sich Immunität zu verschaffen, wird er jetzt wegen Korruption angehört. Der Rechtsstaat funktioniert gut ohne ihn.

Bald ade? Dem Politmagier Netanjahu gehen die Kaninchen aus, die er hervorzaubern kann Foto: dpa

S eit Beginn der Ermittlungen gegen ihn Ende 2016 versucht Netanjahu zu verhindern, was heute stattfinden wird: seine erste Anhörung in drei Fällen von Bestechlichkeit, Untreue und Betrug. Er selbst geriert sich als Opfer, beteuert seine Unschuld: „Es wird nichts sein, denn es gab nichts“ ist zu einem geflügelten Wort geworden. Statt auf die Vorwürfe einzugehen – seine Anwälte reichten als Verteidigungsschrift lediglich eine Seite ohne nennenswerte Inhalte ein –, forderte er, die Anhörung öffentlich zu machen. Generalstaatsanwalt Avichai Mandelblit verweigerte dies.

Was ihn vor der Anklage noch retten könnte, ist eine Gesetzesänderung, die ihm Immunität verschafft. Die durchzubringen wird nur gelingen, wenn er Premierminister bleibt. Doch viele WählerInnen haben genug von seinen Korruptionsaffären: Seine Wahlkampfmanöver haben ihm nicht die benötigte Mehrheit verschafft.

Vielmehr hat die Sorge, dem Land könne die Demokratie abhandenkommen, die Israelis auf die Straße gebracht. Seit Ende 2016 fanden wöchentlich Demonstrationen vor dem Haus des Generalstaatsanwalts statt mit Slogans wie „Corrupt, go home!“ Aus ihnen wurden Massendemos auf Tel Avivs Prachtstraße, dem Rothschild Boulevard, mit rund 20.000 TeilnehmerInnen. Und auch diejenigen im Polizei- und Justizsystem, von denen Netanjahu sich Hilfe erhofft hatte, waren Teil des funktionierenden Rechtsstaats. Polizeipräsident Roni Alscheich empfahl – trotz eines angeblichen Angebots, zum Chef des Inlandsgeheimdienstes befördert zu werden, sollte Netanjahu im Amt bleiben – die Anklage gegen den Ministerpräsidenten. Und Generalstaatsanwalt Mandelblit lud Netanjahu zur Anhörung.

Es sieht aus, als könnte die Integrität des israelischen Justizsystems und der Öffentlichkeit vorerst einen Sieg verzeichnen. Möglich, dass dem „politischen Zauberer“, wie Netanjahu mitunter genannt wird, die Kaninchen ausgegangen sind, die er aus dem Hut ziehen könnte.

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Judith Poppe
Auslandsredakteurin
Jahrgang 1979, Auslandsredakteurin, zuvor von 2019 bis 2023 Korrespondentin für Israel und die palästinensischen Gebiete.
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2 Kommentare

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  • Wie gut das Justizsystem in Israel funktioniert, konnte die Weltöffentlichkeit sehen, als der Kriminelle Soldat und Soldat Elor Azaria einen am Boden liegenden bewegungsunfähigen verletzten Palästinenser, die Gewehrmündung an den Kopf legte und per Kopfschuss seinen Mord begann. Für diesen Mord musste sodann der Kriminelle 1 Jahr 2 Monate ins Gefängnis. Super Justizsystem in Israel!

    Es ist völlig unwahrscheinlich, dass Benjamin Netanjahu angeklagt und noch unwahrscheinlicher ist es, das er verurteilt wird. Vorher tritt freiwillig Donald Trump ab.

    • 0G
      06313 (Profil gelöscht)
      @Nico Frank:

      Nun ja, wenn ich an die vielen Urteile in Deutschland denke, wo Kriminelle, Mörder, Verbrecher meist sehr glimpflich davon kommen, würde ich an Ihrer Stelle die Füße still halten und das deutsche Justizsystem erstmal unter die Lupe nehmen.