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Kritik aus KZ-GedenkstätteFeindbild Antifa

Engagement gegen rechts verunglimpft? Pädagog*innen der KZ-Gedenkstätte Neuengamme kritisieren Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda.

Kampf gegen den Rechtsextremismus ist das eine. Aber diese „ideologische Position“ hier? Foto: dpa

Hamburg taz | Die Worte hallen nach. Bei einer Gedenkveranstaltung am 3. Mai – Anlass war der 74. Jahrestag des Kriegsendes und der Befreiung der Konzentrationslager – hat Kultursenator Carsten Brosda (SPD) in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme eine Rede gehalten. Daran ist nun Kritik laut geworden: Der Senator habe die Gedenkfeier instrumentalisiert, „um die Antifa zu diskreditieren“ werfen ihm freie Pädagog*innen der Gedenkstätte in einer Stellungnahme vor.

Brosda hatte mehrfach die Bedeutung des Erinnerns für die Gegenwart hervorgehoben. Aber er sagte auch dass der „Antifaschismus zum breiten Konsens erklärt“ werde, beziehe sich auf „die Feststellung der gemeinsamen Verantwortung im Kampf gegen Rechtsextremismus“. Es bedeute nicht, „dass plötzlich auch alle weiteren ideologischen Positionen der so genannten Antifa breite gesellschaftliche Resonanz erwarten dürfen“. Und weiter: „Wer die offene Gesellschaft will, in der täglich aufs Neue entschieden werden kann, wie wir zusammenleben wollen, dem ist jedes geschlossene Gesellschaftsbild – ob von ganz rechts oder von ganz links – zuwider“.

Verwunderung im Saal

Schon während der Rede, zu der auch Überlebende des KZ und Nachfahren eingeladen waren, sei laut den Gedenkstättenpädagog*innen Verwunderung aufgekommen. Es sei „äußerst unangemessen“, dass der Senator die Gedenkfeier genutzt habe, um antifaschistische Aktivitäten und Aktivist*innen zu diffamieren, erklären sie.

„Das KZ Neuengamme war ein Ort, an dem tausende Menschen ermordet wurden, weil sie sich für den Widerstand gegen die Nationalsozialist*innen entschieden haben“, heißt es in dem Schreiben weiter. Sie halten Brosda zudem vor, links und rechts gleichzusetzen. Auf diese Weise entziehe sich die vermeintlich „gute Mitte“ einer Reflektion ihrer eigenen gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit. Anstatt die reale Gefahr durch „Neonazis und den rechten Volksmob“ zu benennen, nutze Brosda „lieber die 'sogenannte Antifa’ als Feindbild“.

Die Pädagog*innen fragen außerdem, wo Brosda den „vermeintlichen Konsens Antifaschismus“ sehe. Konsens sei in der Bundesrepublik vielmehr „das Beschweigen der NS-Verbrechen, die Reintegration der Täter*innen und die Weigerung, ehemals Verfolgte angemessen zu entschädigen“. Die Entstehungsgeschichte der Gedenkstätte zeige das: Erst der jahrzehntelange Kampf von Überlebenden, Angehörigen und Häftlingsverbänden habe den Gedenkort ermöglicht.

Senator bedauert „Missverständnis“

Die Kritik sei dem Senator bekannt, sagt Enno Isermann, Sprecher der Kulturbehörde. In seiner Rede habe Brosda sich für die gemeinsame Verantwortung im Kampf gegen Rechtsextremismus ausgesprochen und für eine offene Gesellschaft geworben, der jedes geschlossene Gesellschaftsbild zuwider sei. Brosda bedauere „das Missverständnis bei einigen Zuhörern, da es ihm um die Würdigung des Engagements gegen Faschismus und Rassismus ging“, so Isermann.

Die Pädagog*innen betonen hingegen: „Antifa ist nicht die Gefahr eines 'geschlossenen Gesellschaftsbildes’, sondern die Entschlossenheit, gegen rechte Tendenzen, auch in der Mitte der Gesellschaft, vorzugehen.“

Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme wurde zum 60. Jahrestag der Befreiung im Mai 2005 eröffnet. Sie umfasst heute nahezu das gesamte historische Lagergelände in einer Größe von 57 Hektar mit 17 aus der KZ-Zeit erhaltenen Gebäuden. Sie ist damit eine der größten Gedenkstätten in Deutschland

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34 Kommentare

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  • Ach Herr Fissner, aber genau dieses sollte eigentlich der Fall sein. Oder was fällt ihnen daran so schwer, dass ein Kleingartenverein mit konservativen Ansichten sich gegen Faschismus und Diskriminierung von Menschen ausspricht und auch handelt? Eben das ist es ja, warum die polemische Abwertung des Begriffes Antifa, denn es gibt eben keine sogenannte 'die Antifa', falsch ist und zudem realitätsfern. Wer solche Ansichten kolportiert und äußert verdreht ja die realen Verhältnisse und relativiert bzw. diffamiert antifaschistisches Verhalten, und relativiert auch den Faschismus bzw. den NS und seine Verbrechen.



    Mit "DAS sind nicht die speziellen Positionen der Antifa [sic!]" zeigen sie, dass sie nicht ansatzweise sich mit dem Antifaschismus und Antift-Arbeit beschäftigt haben, sondern nur, wie Brosda, sich oberflächlicher Quellen bedient haben



    Antifaschismus ist der Odem einer jeden egalitären Zivilgesellschaft.



    Wollen sie dieses Element, welches sich auch in den Satzungen von Kleingartenvereinen wiederfindet, diesen weiterhin absprechen, wie sie es mit "dann könnte ja schon ein einigermaßen fortschrittlicher Kleingartenverein von sich behaupten, Antifa zu sein" getan haben?



    Auch ihre Argument- und Interpretationen mittels Wikipedia sind sehr eigen, denn sie unterstellen, dass "KPD und Nachfolger haben es nie geschafft einzugestehen, dass sie die demokratische Arbeiterbewegung vor 33 entscheidend geschwächt haben", vernachlässigen dabei aber die Rolle des Sozialdemokraten Noske bei der Ermordung Luxemburg & Liebknechts und die Weimarer Verfassung mit ihrem sozialrevolutionären Elementen, die den privatwirtschaftlichen untergeordnet wurden, auch durch die Jurisdiktion.



    Wenn sie ernst genommen werden möchten als Diskurspartner, dann zollen sie der Realität und hören auf von "der Antifa", die es eben so nicht gibt, zu schreiben, wie sie es mit "Es ist also durchaus auch angebracht auf den ideologischen Unterbau der heutigen Antifa zu schauen" darzustellen suchen.

  • „Antifa ist nicht die Gefahr eines 'geschlossenen Gesellschaftsbildes’, sondern die Entschlossenheit, gegen rechte Tendenzen, auch in der Mitte der Gesellschaft, vorzugehen.“

    100% Agreement !..

    pics.me.me/hurry-u...scism-14771132.png

  • "Es bedeute nicht, „dass plötzlich auch alle weiteren ideologischen Positionen der so genannten Antifa breite gesellschaftliche Resonanz erwarten dürfen“."



    Achso; Gleichstellung, Anerkennung der Geschlechterdiversität, (Frauen-)Empowerment, Tierrechte, ... sind Ideologien, die keinerlei Resonaz erwarten dürfen!

    Ganz großes Kino *gähn*.

    • @Hugo:

      DAS sind nicht die speziellen Positionen der Antifa. Und ganz gan sicher nich die, die Brosda ansprach. Dann könnte ja schon ein einigermaßen fortschrittlicher Kleingartenverein vn sich behaupten, Antifa zu sein.

  • Ob Rechts, ob Links, jeder meint doch aus seiner Sicht die Mitte zu vertreten. Auf "die Anderen" zu zeigen hilft da nicht weiter. Und auf KZ-Gedenkveranstaltungen haben solche Diskussionen erst Recht nichts zu suchen. Da kann jeder Feiern und Gedenken wie er will, aber man sollte auch alle "Andersdenkenden" respektieren und tolerieren.

  • Der Antifaschismus wurde immer schon seid Beginn der Antifa mit der historischen Antifa der KPD auch von der Antifa instrumentalisiert.

    Der KPD-Antifaschismus war ein Kind der Sozialfaschismustheorie de.wikipedia.org/w...ialfaschismusthese , der in der SPD den linken Flügel des Faschismus sah und diesen als Hauptfeind bekämpfte, mitnichten also die NSDAP. Dies ging soweit, dass die Mitterpartei der Antifa 1931 zusammen mit der NSDAP einen Volksentscheid gegen die sozialdemokratisch geführte preußische Regierung durchführte de.wikipedia.org/w...ußischen_Landtages

    Der historische ideologische Unterbau war gegen die Weimarer Demokratie gerichtet mit dem Ziel einer revolutionären Abschaffung derselben.

    Es ist also durchaus auch angebracht auf den ideologischen Unterbau der heutigen Antifa zu schauen. Dass Brosda dabei in ein Wespennest gestochen hat war abzusehen. Aber das Wespennest ist natürlich vorhanden.

    • @Rudolf Fissner:

      Und wenn mensch die Sache mal mit etwas Abstand betrachtet, sind die SPD die gelernten Verräter (aktuell das "Ausländervermeidungsgesetz") und die KPD seinerzeit jene, die das erkannt haben.



      Kannst Dir selber aussuchen ob Du oder der Hamburger SPD-Kulturfuzzi den in den KL inhaftierten und tw. ermordeten Kommunisten in Wort und/oder Schrift öfter auf die Gräber pisst/gepisst hat!

      • @Hugo:

        „Auf die Gräber gepisst“

        Wieder sone üble Instrumentalisierung. Diesmal der Opfer des Nationalsozialismus in den Konzentrationslagern.



        Und das obwohl Sie wissen dass in den Konzentrationslagern Politiker aller Parteien verschwanden, insbesondere aber Nicht-Politische. Ermordet wurden. KPD und Nachfolger haben es nie geschafft einzugestehen, dass sie die demokratische Arbeiterbewegung vor 33 entscheidend geschwächt haben.

        • @Rudolf Fissner:

          Seh ich anders;, mein einer Opa und sein Bruder waren Kommunisten, Arbeiterklasse, und die werden wohl ihre Gründe gehabt haben, nicht der SPD zu folgen; viele Genossen auch. Meine älteste Tante (auch verstorben) war zu Hitlers Experiment schon am Start.

  • Danke liebe taz! Es ist nicht das erste Mal, dass Politiker solche Veranstaltung in diesem Sinne missbrauchen. Meistens CDUler, aber nicht nur! Das muss man kritisieren, bis es sich ändert!

    • @Links van der Linke:

      Scholz ist ja auch von der SPD und kommt aus Hamburg - wir erinnern uns an den G20-Gipfel mitten in der Stadt:

      www.hamburger-gitter.org/

      Heute Finanzminister im Bund, so wird MANN was.

      Für einen Kühnert schämt man sich in der SPD.

  • Wer die Antifa mit den Widerstandskämpfern im dritten Reich vergleicht der muss schon vielfach auf den Kopf gefallen sein, doch auch das passt ja irgendwie ins Bild. Parallelen ergeben sich allenfalls im Willen Widerstand zu leisten, doch ist dieser Wille bei der Antifa vielfach in jugendlicher Romantik und Abenteuerlust begründet, denn eine Notwendigkeit auf diese Art und Weise „Widerstand“ zu leisten gibt es nicht. Diese Tendenz findet sich im Übrigen nicht nur bei der Antifa, sondern bei allen Gruppierungen, die einem die Möglichkeit bieten für ein höheres Ziel einzutreten und dadurch sinnstiftend wirken.



    Entsprechend zieht die Antifa, meiner Erfahrung nach oft auch Menschen an, die nicht so politisch sind, wie man es erwarten würde.

    Das sich mit dem Aktivismus der Antifa in einem demokratischen Land Faschismus bekämpfen lässt wage ich zudem zu bezweifeln. Denn die strauchelnden Wähler die sich nicht recht für oder gegen die Wahl von Rechtspopulisten entscheiden können werden durch Bildern, wie man sie vom G20 Gipfel und ähnlichen Gelegenheiten kennt, sicher nicht von der Wahl der AfD abgehalten. Ganz im Gegenteil.

    Der Antifaschismus ist genauso wenig ein ideologisch unverdächtiger Begriff wie der des Heimatschutzes. Hinter beiden Begriffen lauern Gedankengebäude, die über das was der bloße Begriff implizieren mag weit hinaus gehen. Insofern hat Herr Brosda durchaus recht gehabt, wenn er vor geschlossenen Weltbildern warnt.

    • @Januß:

      "Parallelen ergeben sich allenfalls im Willen Widerstand zu leisten, doch ist dieser Wille bei der Antifa vielfach in jugendlicher Romantik und Abenteuerlust begründet, denn eine Notwendigkeit auf diese Art und Weise „Widerstand“ zu leisten gibt es nicht."

      So so. Sie wissen aber schon, dass nicht Weniges, was wir über rechte Netzwerke und ihre Praxen wissen, wir Ermittlungsnetzwerken der Antifa verdanken? Und Sie wissen vielleicht auch, dass es da durchaus einiges gibt, was zu ermitteln ist, wenn man den Rechtsextremisten nicht kampflos große Teile des öffentlichen Diskurses sowie der Wählerschaft überlassen möchte? Gibt es also wirklich keine Notwendigkeit für Widerstand?

      Und warum meinen Sie, dass die Rechtsextremen in seltener Einigkeit alle die Antifa zum gemeinsmaen Feind machen? Weil sie so harmlos in ihrem Widerstand gegen faschistoide Strömungen ist? Wohl kaum.

      Ja, klar, es gibt auch junge Krawall-Antifas, denen es wohl weniger um Politik als um körperliche Auseinandersetzungen geht. Aber deshalb die ganze Antifa zu diskreditieren ist, als würde man allen Autofahren Rowdytum vorwerfen, weil manche illegale Wettrennen in den nächtlichen Straßen veranstalten.

      • @WennEsDerWahrheitsfindungDient:

        Wenn ich von Widerstand rede dann meine ich damit offensichtlich die Form, welche von der Antifa geleistet wird und von dieser glaube ich tatsächlich nicht das es sie braucht. Widerstand gegen antidemokratische, politische Kräfte muss sein aber das geht besser ohne Krawalle, Steinwürfe, Doxing und ähnlichen Aktivismus.

        Auch die Glorifizierung der Antifa zu einer Art linkem Geheimdienst ist mir schon häufiger als Argument zugunsten der Antifa genannt worden. Ich weiß davon zugegebenermaßen nicht viel aber schon die Idee sorgt bei mir für wenig Begeisterung. Von den staatlichen Geheimdiensten bin ich nicht begeistert und noch weniger von der Idee das lose, politische Organisationen sich in dieser Art und Weise betätigen könnten.

        Warum Antifa und Nazis sich spinnefeind sind liegt auf der Hand und bedarf m.E. keiner komplexen Erklärungsansätze.

    • @Januß:

      Nunja, wer diese "Bilder" im eigenen Interesse provoziert/produziert hat, ist ja eigentlich hinlänglich bekannt:

      www.hamburger-gitter.org/

      • @Hanne:

        Nun wer keine Steine schmeißt der kann auch nicht beim Steine schmeißen gefilmt werden.

        Ich habe keinen Zweifel daran das es unter Kulturschaffenden einen Drang dazu gibt sich nun intensiv mit den Fragen auseinanderzusetzen, die auch auf der von Ihnen verlinkten Webseite gestellt werden. Und auch das Resultat steht vermutlich schon vor Beginn der Arbeiten fest. Doch das wird eben nicht zu den potentiellen Wählern der AfD durchdringen, es wird nur im linksliberalen Milieu wahrgenommen werden, es verändert nichts an den destruktiven Auswirkungen der Antifa.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Januß:

      Den Vergleich finde ich auch gewagt. Dennoch zähle ich wohl aus ihrer Sicht zu den auf den Kopf gefallenen.

      Ich bin froh, dass es die Antifa gibt. Sie engt den Spielraum der Nazis deutlich ein. Betreibt teilweise äußerst riskante Recherchen um Netzwerke und Zusammenhänge aufzudecken. Es ist ja nicht nur die Straßenpräsenz, die die Arbeit der Antfa prägt.

      Bei der wiederum riskieren sie mitunter Gesundheit und Freiheit.

      Interessanterweise sieht das ein Journalist des gänzlich unverdächtigen Tagesspiegel ähnlich:

      www.tagesspiegel.d...ntifa/9382378.html

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Welche Methoden werden be den riskanten Recherchen angewendet? Verdeckte Ermittler?

        • 8G
          88181 (Profil gelöscht)
          @Rudolf Fissner:

          Ich denke heute kann man einiges am PC erledigen. Aber für manche Dinge muss man sich schon vor Ort begeben.

          Entweder heimlich, still und leise oder in Überzahl.

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Nein nein, Sie halte ich nicht für auf den Kopf gefallen.

        Die Freiheit von Nazis, die von der Antifa geschaffen wird folgt einer aus den Augen aus dem Sinn Logik. Kein Nazi hört auf einer zu sein, weil er von Vermummten regelmäßig vermöbelt wird oder weil ihn niemand beim Protestieren sieht. Vielmehr wird es diese Menschen noch in ihrer Haltung bestärken.



        Einen echten, gesellschaftlichen Impact kann ich darin nicht erkennen. Diese Menschen verschwinden ja nicht einfach.

        Selbst wenn man das als positiven Einfluss wertet stellt sich immer noch die Frage nach dem Gesamtergebnis, denn das Bilder von Steinewerfenden Randalierern linken Parteien schaden halte ich für relativ unstrittig. Noch mehr schaden sich diese Parteien zwar selber, indem sie sich nicht vernünftig von radikalen Elementen abgrenzen,... aber das ist ein anderes Thema.

    • @Januß:

      Wir hatten zu diesem Thema schon die eine oder andere Diskussion. Würden Sie mir beschreiben, was das Gedankengebäude der Antifa ist Ihrer Meinung nach ist? Vielleicht auch in Abgrenzung zu den antifaschistischen Widerstandskämpfern im Nationalsozialismus?



      Ganz im Ernst, ich bin wirklich neugierig.

      • @pitpit pat:

        Es wäre sicher falsch zu sagen das es nur ein Gedankengebäude gibt, dass hinter der Antifa steht, es gibt verschiedene Gedankengebäude, die akzeptiert werden, doch eint sie alle das sie der radikalen Linken zugeordnet werden können. Für den Betrachter aus der Mitte der Gesellschaft ist es jedoch irrelevant ob jemand nun ein Leninist oder ein Anarchosyndikalist ist, es wird als ein und das selbe wahrgenommen. Ein bestehen auf Differenzierung würde ich hier nur akzeptieren, wenn der Fordernde seinerseits auch feingliedrig zwischen verschiedenen Strömungen im rechten und liberalen Lager unterscheiden würde. Das passiert jedoch so gut wie nie, die sind nur allzu oft alle "Nazi" oder "Kapitalisten".

        Der Widerstand im Dritten Reich war, anders als die Antifa, nicht auf ein mehr oder minder einheitliches, ideologisches Gerüst angewiesen, da es einen realen Feind gab. Die Widerstandskämpfer im dritten Reichen waren entsprechend divers und stammten mit Nichten nur aus dem linken politischen Lager. Da gab es jüdische Widerstandskämpfer, Kommunisten, Nationalisten, Sozialisten, Geistliche, engagierte Unternehmer und Menschen die schlicht aus Nächstenliebe gehandelt haben. Mit letzten meine ich vor allem Familien die Juden versteckt haben. Da ist zwar kein aktiver Schlag gegen den Staat gewesen aber ich würde das durchaus zum Widerstand zählen.

        • @Januß:

          Leider komme ich erst dazu Ihnen zu antworten. Das ist für bei der Kurzlebigkeit dieser Kommunikation wahrscheinlich schon etwas spät.



          Aber ich möchte mich wenigstens herzlich für Ihre Antwort bedanken!

        • @Januß:

          "Für den Betrachter aus der Mitte der Gesellschaft ist es jedoch irrelevant ob jemand nun ein Leninist oder ein Anarchosyndikalist ist, es wird als ein und das selbe wahrgenommen."

          Das ist wahrscheinlich richtig, nur:



          Wie kommen Sie überhaupt darauf, dass die Aktionen der Antifa für Menschen "in der Mitte" gedacht sind, die sich sowieso wenig Gedanken um Differenzierungen machen.



          Bedenklicher finde ich da eher, dass jemand wie Sie, der sich ja durchaus Mühe geben kann, zu differenzieren, nur auf die Reaktionen der "Mitte" achten will. Das mag sinnvoll für Parteien sein, die gewählt werden wollen, aber nicht für ein Aktionsbündnis.

          • @Age Krüger:

            Ich achte auf die Mitte der Gesellschaft weil sich die Wähler der AfD aus dieser rekrutieren und ich es deshalb für relevant halte wie die Aktionen der Antifa wirken.

            Es mag durchaus sein das die Antifa nicht darauf bedacht ist eine positive Außenwirkung zu erzielen, sondern nur ihre eigenen Ideale im Sinn hat. Doch in einer repräsentativen Demokratie zahlt immer irgendwer die Zeche für Unsinn den Menschen bauen, die dem eigenen Lager zugerechnet werden und unter diesem Gesichtspunkt halte ich es für ziemlich fraglich ob die Antifa unterm Strich einen positiven Einfluss hat.

            • @Januß:

              Reden wir mal lieber von mit Sachbeschädigung einhergehenden AntiFa-Aktionen ;) .



              Dazu zählt nicht, auch wenn das meist die Gewalttaten sind, wenn der Dorffascho von den Dorfpunkern (und mittlerweile halt auch -hiphoppern und -elektrofuzzis) auf der Kirmes doch mal paar auf die Fresse kriegt, weil er die Grenzen der Meinungsfreiheit überschreitet!

              "Doch in einer repräsentativen Demokratie zahlt immer irgendwer die Zeche für Unsinn den Menschen bauen, die dem eigenen Lager zugerechnet werden und unter diesem Gesichtspunkt halte ich es für ziemlich fraglich ob die Antifa unterm Strich einen positiven Einfluss hat."



              Zumindest die am reichgedeckten Tisch des Establishment sitzenden Genossen der LINKEN sehen das ähnlich.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Kan mir mal jemand sagen, was das sein soll:

    Ein "geschlossenes Gesellschaftsbild"?

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Ein geschlossenes Gesellschaftsbild hat jeder, der nicht der Mitte angehört oder wenigstens mit einem Fuß auf ihrem Boden steht. So sieht es Brosda.



      Er bezieht sich aber wahrscheinlich auf Karl Poppers 'Offene Gesellschaft und ihre Feinde'. Erkenntnistheoretische Kritik an geschlossenen Theorien (also auch Gesellschaftstheorien) geht davon aus, das jede gute Theorie widerlegbar ist. Schlechte Theorien sind unwiderlegbar. Beispiele: Wenn Sie einem Platoniker sagen, dass sie nicht an das Reich der Ideen glauben, könnte jener einfach antworten: 'Dann haben Sie bislang nur zuwenig Ideenschau betrieben.'



      Wenn Sie zu einem Psychoanalytiker sagen, dass Sie eine seiner Annahmen als unplausibel empfinden, wird er das möglicherweise als Widerstand abtun. Die Kritik bleibt immer peripher und folgenlos. Je stärker die Kritik, desto stärker die Gegenbewebung.



      Politisch betrachtet meint Popper mit geschlossene Gesellschaftstheorien wahrscheinlich die Vorstellung eines Idealzustandes, bzw. Naturzustandes, der anzustreben ist. Jede Abweichung gilt als Defizit.

      So in etwa.

      Brosdas Rede ist dennoch Murks.

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @pitpit pat:

        Also bin ich wohl vorsichtig, wenn ich das nächste mal mit meinem Psychoanalytiker rede.

        Und dann führe ich mal die eiserne Maggie ins Feld:

        "And, you know, there's no such thing as society."

        Wenn es keine Gesellschaft gibt, braucht man auch keine Theorien. Right?

  • „Antifa ist nicht die Gefahr eines 'geschlossenen Gesellschaftsbildes’, sondern die Entschlossenheit, gegen rechte Tendenzen, auch in der Mitte der Gesellschaft, vorzugehen.“

    Sorry, natürlich gibt es Antifagruppen, die in extrem !!!! geschlossenes Gesellschaftsbild haben. Insofern ist dieser Satz Selbstbetrug. Woher ich das weiß? Ich war selber in einer Anfang bis Mitte der Neunziger

    • @mlevi:

      Und Sie haben so ein "extrem geschlossenes Gesellschaftsbild"?

      Erzählen Sie mal, ich kann mir darunter nix vorstellen.

  • Antifa ist nicht die Gefahr eines 'geschlossenen Gesellschaftsbildes’, sondern die Entschlossenheit, gegen rechte Tendenzen, auch in der Mitte der Gesellschaft, vorzugehen.“



    Das ist der korrekte Sachverhalt. Sollte einem Kultursenator bekannt und verständlich sein.

  • "Jaja, die Rechten. Schon schlimm, das" sagte Herr B. "Aber die Linken, da, links" fuhr er fort, "die sind auch ganz schön krass, nicht?".

    Um dann weiter zu sagen "Wir, wir sind die Mitte. Wir sind immer da gewesen und werden es immer sein".

    Guter Trick, Herr B. Leider ein bisschen... abgewetzt mittlerweile.