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Kolumne So nichtUntergang ist für Oma und Opa

Doris Akrap
Kolumne
von Doris Akrap

Schweigen, brutal langes Schweigen: Das erntet, wer SchülerInnen fragt, welche gedruckte Zeitung sie lesen. Aber ist das wirklich schlimm (zwinker)?

Mit diesem Papier können SchülerInnen noch gut umgehen – wenn es denn da ist Foto: dpa

W enn es stimmt, dass die bislang amtierenden Volksparteien zumindest vorläufig an ihr Ende kommen, dann tun es die bislang überregional erscheinenden Zeitungen mindestens genauso. Die Verkaufszahlen sind bekannt. Einen weiteren Beweis lieferten kürzlich 20 Schülerinnen und Schüler einer 10. Klasse eines hessischen Gymnasiums. In einem Workshop für journalistisches Arbeiten fragte ich sie, wer von ihnen Zeitung lese. Schweigen, brutal lang.

Im Laufe der vier Stunden verrieten dann zwei, dass sie über ihre App SQUID Nachrichten zugespielt bekommen, eine weitere, dass sie auf SpOn klickt, und noch eine andere nannte Google News als Quelle für ihre politischen Informationen.

Im praktischen Teil des Workshops machte ich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen mit dem Produkt Zeitung bekannt. Allein, dass man enorme technische Probleme habe, „so was“ zu lesen, erschien einigen derart absurd, dass sie schon wegen Unhandlichkeit für die Abschaffung von „so was“ plädierten. Die von Schuljahresendfeiern erschöpften Workshopteilnehmer erzählten, dass sie schon auch mal einen Blick in „so was“ reinwerfen, wenn sich denn die Gelegenheit ergebe. Wann und wo? „Wenn ich bei Oma und Opa bin.“

Zeitung also ist für die demnächst volljährig Werdenden das, was „bei Oma und Opa rumliegt“. So wie Oma und Opa CDU, CSU, SPD oder FDP wählen. Man mag es keine neue Erkenntnis finden. „Oma und Opa“ traf mich trotzdem – und die Sache auf den Punkt. Die Schüler und Schülerinnen wussten nämlich genauso gut, wer Strache, wer AKK und wer Rezo ist, sie vermochten die Texte, die sie in meinen Omaheftchen gelesen hatten, präzise zusammenzufassen, konnten die sprachlichen Mittel als „rhetorische Figur“, „Aposiopese“ und „Metonymie“ analysieren, die Verkaufsstrategie einer Überschrift durchschauen und auf die Frage des Lehrers „Dich interessiert das hier alles überhaupt nicht, oder?“ mit „Stimmt!“ antworten.

Lehrer fordert Grenzüberschreitungen

Was mich am meisten beeindruckte, waren die Haltungen zu Fridays for Future. Niemand aus der Klasse hatte je daran teilgenommen. Einige, weil sie auf die Erlaubnis der Schulleitung warteten. Der Lehrer zeigte sich empört und forderte Grenzüberschreitungen.

Einige andere sagten, sie wollten die Demos nicht unterstützen. Ihr Vorwurf: Viele Demonstranten würden sich von den Eltern im SUV zur Demo bringen und wieder abholen lassen und gar nicht wissen, was ihre Demosprüche konkret bedeuteten. „Das E-Auto ist nämlich auch keine Lösung“, sagte eine der Schülerinnen, die gerne Meeresbiologin werden will.

Ich fand’s gut. Denn so wie der Journalismus überleben wird (wenn auch nicht als gedruckte Zeitung), so wenig wird es die Apokalypse geben. Jedenfalls vorläufig. Um beides muss man sich eben kümmern. Das ist aber auch schon länger bekannt. So wie Untergangsszenarien auch schon immer was für Oma und Opa waren.

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Doris Akrap
Redakteurin
Ressortleiterin | taz zwei + medien Seit 2008 Redakteurin, Autorin und Kolumnistin der taz. Publizistin, Jurorin, Moderatorin, Boardmitglied im Pen Berlin.
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12 Kommentare

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  • Ich sach ma so: Auch gedruckte Zeitungen wurden längst nicht von jedem gelesen, der sie abonniert hatte.

    Es gibt im Wesentlichen zwei Gründe, sich über die Ergebnisse journalistischer Arbeit zu informieren: 1.: man interessiert sich für Inhalte. 2.: man interessiert sich für die Leute, die sich für Inhalte interessieren. Zum Beispiel, weil sie Posten zu vergeben haben.

    In der DDR musste, wer was werden (und anschließend bleiben) wollte, das Neue Deutschland (kurz: ND) lesen. Die Inhalte des „Zentralorgans“ wurden nämlich abgefragt, und nur wer korrekt antworten konnte, durfte ein Feld weiter ziehen, wenn die Gelegenheit dazu bestand.

    In der BDR, hab ich gerüchteweise erfahren, gab es nicht nur ein „Zentralorgan“, sondern gleich mehrere. So, wie es mehrere Fernsehsender gab. Wer etwas werden wollte, konnte sich eines davon aussuchen. Lesen musste er es aber auch, denn er wurde nachher abgefragt. Und nur wer korrekt antworten konnte … – siehe oben.

    So war das zu Omas und Opas Zeiten. Heute ist das etwas anders. Inzwischen hat der Kapitalismus europaweit gesiegt. Wenn nicht weltweit. Die Demarkationslinie verläuft jetzt zwischen Christlichem Abendland und unchristlichem Morgenland. Aber wer kann schon arabisch lesen?

    Will sagen: Man muss heute nicht mehr Zeitung lesen. Man kann auch ohne Zeitung etwas werden, wenn man denn will. Man muss halt zusehen, dass man immer rechtzeitig die richtigen Antworten gibt. Wo man die her zu nehmen hat, wird aber nicht mehr vorgeschrieben. Nur daran, dass man besser nicht all zu selbständig denken sollte, wenn man befördert werden will, hat sich bisher noch nichts geändert.

    Und wie ist das jetzt mit den Untergangs-Szenarien? Auf die stehen manche jungen Leuten heute auch. Vor allem, wenn sie etwas werden wollen in gewissen Kreisen. Nur haben die Jungen von heute ihre längst überholten Uralt-Ideen eher aus dem (modernen) Internet als vom (altmodischen) Papier. Da, wo sie auch all ihre anderen richtigen Antworten her kriegen.

    • @mowgli:

      What? BDR - “In der BDR“ - Booey - BDR



      Nich to glöben 😈







      Geschätzte: Kopfküss vom Feinsten! 👺

      Referierte ich als Aburent Mulus & Z🐽



      Über die Bundesrepublik 🇩🇪 Schland!



      Hinter fragte mich der Uffz - griemelnd:



      “Wieso mir denn da so derart viel zum -



      Bund Deutscher Radfahrer - eingefallen sei!“ - Däh! 🎭

      kurz - mit VMi👨‍🚀 Rudolf Scharping - 🛀



      You made my day & Auf geht’s 🚵‍♀️

      unterm—-für historisch versierte -



      Nò. Damals - 1966 - war wg DDR & Gesamtdeutschem Anspruch - Wollnich



      🥚jòò - BRD - ein - No go! 👹 Newahr.



      Normal Schonn.



      &



      Bedankt.

  • Super interessant! Apps und google. Also leicht zu manipulieren! Apocalypse heisst übrigens: totale Kontrolle eines totalitären Regimes, des sogenannten Antichristen. Das ist aus einem Buch. Bücher waren sowas wie Zeitungen, nur kleiner und dicker....

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Die lesen nicht nur keine Zeitung, die gucken keine Fernsehen und hören keine Radio mehr.

    Die geraten irgendwann in eine Internet-Info-Blase, die sie nie wieder verlassen.

    Babylonische Verwirrung lässt grüßen.

  • Meine Kinder lessen die 'Metro' gerne - ist umsonst, A3 format, liegt in Bus aus mit dem sie zur Schule fahren. I'm Zeitungsladen waren sie nur zum Suessigkeiten kaufen...

  • Allein der Aspekt, dass gedurckte TAGES-Zeitungen und dann noch der ganze Infotainment-Quatsch wie Journale usw. enorme Mengen an Papier und damit auch Energie verbrauchen, sollte schon so langsam zum Aussterben der gedruckten Medien führen.

    Hallo, wir leben im 21. Jahrhundert!?



    In elektronischen Medien kann ich mir über Links weitere Infos ziehen, statt nur diesen einen journalistisch verfassten Artikel lesen zu können, aus einem Kopf.



    Was wir dann aber brauchen, ist eine grössere Mündigkeit, Fakes und echte News auseinanderzuhalten. Da brauchts vielleicht irgendeine Art von Bewertungssystem ähnlich wie bei Hardware in Webshops.

  • Zugegeben, mir fällt es zunehmend schwer Satire als solche zu erkennen. Der Artikel ist doch Satire, oder ?

  • Sach mal so -

    Hatte mal drei - in Worten 3 - Doch^¡^



    taz-abos. Liggers. Nich to glöben.



    Ever doch wohr. Hatte - 🎭

    unterm—-nochens —



    Ehra Pappkamerad - Apokalypse -



    Quittierten mir Leserratte (“ na is denn noch was schwarzes in der Zeitung?“;)(



    Meine Alten - Mit der Titelzeile aus:



    “Am 30. Mai ist der Weltuntergang!“ & “Jung - Papier ist geduldig!“



    Naja **03/04 - mit 2 WKs aufem Buckel - gilts dess auch hück:



    “Obwohl die Welt ja, sozusagen



    Wohl manchmal etwas mangelhaft



    Wird sie in den nächsten Tagen



    Vermutlich noch nicht abgeschafft.“

    & sodele -



    ”Tief durchatmen und pfeifend durch die Straßen gehen.“

    & Allerdings - 🎭 -



    —-von euch Blindies geschrottet - 👹

    ”…Die Erde hat ein freundliches Gesicht,



    So groß, daß man's von weitem nur erfaßt.



    Komm, sage mir, was du für Sorgen hast.



    Reich willst du werden? – Warum bist du's nicht?“ Danke olle Ringelnatz 👺



    ——



    gutenberg.spiegel....allerdings-2717/80 = the whole thing 😈

    But. Nix laid back - Doon is‘n Ding!



    Snakken kaant wi all •

    • @Lowandorder:

      & nochens - Als erstes nämlich - 😈

      Fiel mir zum ach so beziehungsreichen

      Fotto - nach Abwicklung Blatt für 🍂 -



      “Klorollen Riff“ by Thomas Kapielski -



      Hier wie einst bei ihm & Wiglaf tazi ein

      Verkackt 🚽 *

      Na Mahlzeit 🥘 🥘

      unterm— * für hück Peter Köhler -



      Tuppes brauchen manchmal - schon:



      Ne eulich doppelte Portion.



      Normal -



      Njorp 🎭

  • 9G
    97088 (Profil gelöscht)

    Nö - ist nicht schlimm, wenn sie lesen können. Das ist leider nicht immer gesichert!

  • Naja, was ist jetzt daran gut? dass die Kinder keine Zeitung (nicht mal online), dafür aber offenbar Kommentare im Internet lesen? Das Argument mit den SUVs ist die Art von Fake News, die sich jede*r selbst widerlegen könnte, der/die mal selber zum FridaysforFuture geht. Die Öffis auf dem Weg dahin sind knackvoll, die Teilnehmenden alle in einem Alter, in dem sie auch selber zur Schule fahren, warum dann nicht zur Demo? Damit es blöde Ausreden geben kann, warum man die Apokalypse nicht verhindert hat. Die kommt nämlich gerade auch dann, wenn man nichts tut. Vielleicht sterben die CDU-Wähler doch nicht aus. Yeah.

  • Ich bin auch eher Oma und Opa, aber dieses Thema interessiert mich