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Gender Studies an deutschen UnisVon wegen Mainstream

Medizin, Jura, Informatik: Geschlechterstudien finden überall ihre Anwendung. Davon profitieren immer mehr Studierende.

Spannend: An elf deutschen Unis gibt es Bachelor-Vorlesungen zu Gender Studies Foto: dpa

Obwohl viele Menschen über den Forschungsbereich herziehen, möchten immer mehr Menschen Gender Studies studieren. Elf Hochschulen im deutschsprachigen Raum bieten Bachelor-Studiengänge an. Doch was genau wird dort gelehrt? Fünf Beispiele aus der Praxis.

Medizin in Berlin/Nijmegen: Belästigung im Krankenhaus

Sexuelle Grenzverletzungen im klinischen Alltag sind ein sensibles Thema. Dem stellte sich in der sogenannten WPP-Studie (Watch – Protect – Prevent) ab 2015 die Universitätsmedizin der Charité Berlin. Die Forscher*innen führten unter 743 Ärzt*innen der Charité eine standardisierte Online-Befragung durch. Die Ergebnisse zeigen, dass 70 Prozent der Befragten im Laufe ihres gesamten Arbeitslebens eine Form der Belästigung erfahren haben.

Bei den Frauen waren es rund 76 Prozent, bei den Männern 62 Prozent. Am häufigsten kam es zu verbalen Belästigungen. Bei Frauen spielten zudem männliche Vorgesetzte eine zentrale Rolle. Für Sabine Oertelt-Prigione ist das nicht verwunderlich: „Die Medizin ist nun mal hierarchisch aufgebaut.“ Oertelt-Prigione hat die Studie konzipiert; seit 2017 ist sie Professorin für Gendermedizin an der Radboud-Universität im niederländischen Nijmegen.

Die WPP-Studie war für sie ein Erfolg, weil neben dem empirischen Material zudem spezifische Präventionsangebote entwickelt und bestehende Maßnahmen modifiziert wurden. Solange Aspekte der Gender Studies in der Medizin „alleine Forschung bleiben, bleiben sie auf halbem Weg stehen. Es muss praktisch werden“, fasst Oertelt-Prigione die Motivation für ihre Forschung zusammen.

Jura in Hildesheim: Definition von Mutterschaft

Während Vaterschaft im Recht ein vielfach diskutiertes Thema ist, gilt Mutterschaft weitgehend als etwas Natürliches. Die rechtlichen Regelungen der Mutterschaft sind von einem einfachen Konzept geprägt: Im Bürgerlichen Gesetzbuch heißt es, Mutter eines Kindes ist die Frau, die es geboren hat. Doch ganz so einfach ist das nicht.

Neue medizinische Techniken wie Leihmutterschaft oder Eizellenspenden, die Anzahl der als Eltern infrage kommenden Personen oder die dritte Geschlechtsoption machen die große Bandbreite jenseits der Zweigeschlechtlichkeit von Elternschaft sichtbar.

Das Projekt „Macht und Ohnmacht der Mutterschaft“ widmet sich den vergeschlechtlichten Grundannahmen des bestehenden Rechts und entwirft Reformvorschläge. Von 2017 bis 2019 arbeiten die Forscher*innen im Verbund der Universitäten Hildesheim und Göttingen und bringen juristische und geschlechtertheoretische Expertisen ein.

Die bisherigen Erkenntnisse zeigen, wie wichtig das Recht bei der Herstellung und Verteidigung vorherrschender Vorstellungen von Geschlecht und Familie ist“, sagt die Projektleiterin Kirsten Scheiwe von der Universität Hildesheim. Immer noch komme es zu einer starken Betonung biologischer Tatsachen beim Recht auf Mutterschaft. Auf aktuelle Entwicklungen gebe es in Deutschland bislang nur zögerliche und punktuelle Reaktionen. Es gebe dringenden Reformbedarf, so die Forscher*innen.

Arbeitssoziologie in Berlin: Je weiter oben, desto männlicher

Nicht zu übersehen: Seit knapp 20 Jahren steht der Turm mit der gläsernen Fassade am Potsdamer Platz in Berlin. Er hat eine Gesamthöhe von 103 Metern und verfügt über 26 Etagen: Der Bahntower. Ganz oben in diesem Gebäude sitzen die Fach- und Führungskräfte des Konzerns. Je höher im Turm, desto weniger wird Geschlechtergerechtigkeit thematisiert, so das Ergebnis eines Forschungsprojekts der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung.

Zusammen mit ihrem Team befragte die Soziologin Hildegard Nickel von der Berliner Humboldt-Universität von 2016 bis 2017 knapp 50 Fach- und Führungskräfte sowie Betriebsräte der Deutschen Bahn AG (DB AG). Trotz des seit 2012 geltenden Diversity Managements hat die DB AG noch keine klare und ausreichende Strategie zur Geschlechtergerechtigkeit, so die Soziolog*innen.

„Die DB AG setzt sich weder besonders ehrgeizige Unternehmensziele, was die Besetzung von Spitzenpositionen mit Kandidatinnen betrifft, noch wird die Modernisierung der Unternehmens- und Führungskultur konsequent mit der Frage von Geschlechterdemokratie verknüpft“, sagt Nickel.

Insbesondere von Führungskräften in höheren Positionen werden Flexibilität und lange Arbeitszeiten gefordert, außerberufliche Störungen etwa durch Sorgeleistungen sind nicht vorgesehen. Und auch Teilzeitarbeit gilt als Karrierekiller.

Dabei sind es immer noch mehrheitlich weibliche hochqualifizierte Beschäftigte, die ihre Arbeitszeit und Aufstiegshoffnungen zugunsten ihrer Sorgearbeit, wie Kindererziehung oder die Pflege von Angehörigen, reduzieren (müssen) – doch für die Deutsche Bahn ist diese Problematik bisher kein Thema.

Informatik in Heilbronn: Sexistische Algorithmen

Woran liegt es, dass Frauen die IT-Branche mehr als doppelt so häufig wieder verlassen als Männer? Wie könnte eine geschlechtergerechte Software aussehen? Diesen Fragen widmet sich das Verbundprojekt „GEWINN. Gender. Wissen. Informatik. Netzwerk“ der Hochschule Heilbronn, das junge Frauen in der Informatik unterstützen will.

Neu in diesem Kontext ist dabei das Format des „Reallabors“: Hier kommen Akteure aus Forschung und Praxis zusammen, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. „Diese Zusammenarbeit ist aufwändig, weil zunächst eine gemeinsame Sprache gefunden werden muss – aber sehr lohnenswert“, sagt Nicola Marsden von der Hochschule Heilbronn.

Wissenschaftliches Geschlechterwissen soll in einem Dialog zwischen Unternehmen und Wissenschaft weiterentwickelt, aufbereitet und für die praktische Umsetzung handhabbar gemacht werden. Ziel der Forscher*innen, die von 2017 bis 2019 diese seltene Kooperation zwischen Gender Studies und Informatik durchführen, ist es, gemeinsame Empfehlungen auszuarbeiten, wie sich beispielsweise die Softwareteams aufstellen können, um für Männer und Frauen gleich einladend zu sein, oder worauf man achten muss, damit Algorithmen nicht unsere Geschlechterstereotype übernehmen – denn auch in den digitalen Wandel sind Geschlechterungleichheiten eingeschrieben.

Kulturwissenschaft in Freiburg: Mobil bleiben statt sexy sein

Gegenwärtig gibt es in Deutschland mehr ältere Menschen als je zuvor. Gleichzeitig widerspricht „Älterwerden“ gängigen Schönheits- und Gesundheitsidealen. Auch ältere Menschen wollen und sollen fit aussehen. Wie ältere Frauen damit umgehen, erforscht Gabriele Sobiech in ihrem aktuellen Projekt zu sportlich aktiven, älteren Frauen in Fitnessstudios an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg.

Bisher wurden vierzig Frauen aus Deutschland und den USA zwischen 60 und 80 Jahren interviewt. Die Forschenden wollten wissen, welche geschlechtsbezogenen Idealbilder für ältere Menschen vorherrschen und wie diese mit körperlicher Selbstoptimierung zusammenhängen. Der Kampf gegen das Alter(n) werde „zunehmend als individuelle Aufgabe verstanden“, was zugleich auch als Druck erlebt werden könne, sich entsprechend zu disziplinieren, sagt Sobiech.

Indem sie ein attraktives Erscheinungsbild wahrten, versuchten Teilnehmerinnen aus bildungsnahen Milieus, ihre soziale Position auch im Alter zu behaupten. Andererseits trete das Streben nach sexueller Attraktivität zurück. Stattdessen werde auf den Erhalt oder Ausbau von Fähigkeiten Wert gelegt, die dazu dienen sollen, solange wie möglich mobil und selbstständig zu bleiben, so die ersten Zwischenergebnisse der Studie.

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19 Kommentare

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  • Sorry, aber in dieser Form ist der Artikel wirklich zu oberflächlich, um ein Bild von der Arbeit dieser Gender-Studies zu vermitteln.

    Hier fiel schon einigen Kommentatoren einige Schwachstellen aus ihren eigenen Arbeirsbereichen auf, ähnlich geht es mir. Unter Umständen ist da auch der generelle Kritikpunkt zu finden, wenn ich einmal versuche das zu verallgemeinern.



    Natürlich treten im Bereich der Pflege sexuelle Belästigungen der MitarbeiterInnen auf. Ich selber kann dies nur für einen Bereich der Psychiatrie bzw. der Behindertenarbeit reflektieren. Und da ist es, wahrscheinlich ähnlich wie in anderen Pflegebereichen eben ein Teil der Belästigungen, mit denen ich als Mitarbeiter fertig werden muss. Ich muss mich ebenso mit verbalen Beleidigungen auseinandersetzen, die nix mit meiner Sexualität zu tun haben oder mit meinem Geschlecht, ich muss mich mit Arbeitsüberlastung, mit Mobbing u.a. herumschlagen.



    Nun haben wir bislang die eventuell falsche Methode angesetzt, diese ganzen Probleme ganzheitlich zu lösen, also habe ich bei mir darauf geachtet (und dies auch so neuen KollegInnen vermittelt), dass man einfach eine Persönlichkeit aufbauen soll, die es ermöglicht, mit diesen Belästigungen bzw. Belastungen auszukommen. Da wäre es interessant, inwieweit z.B. Frauen andere Mechanismen entwickeln müssen als Männer.



    Aber den Bereich sexuelle Belästigungen vollständig von allen anderen Übergriffen abzukoppeln, ist imo nur ein Flickwerk, den man eventuell als Anfangspunkt nehmen kann, nicht jedoch als zu erzielendes Endergebnis.



    Mag sein, dass dies alles auch in der Studie und in deren Auswertung zur Sprache kommt.



    Nur, wie das in dem Artikel dargestellt wird, wäre es eher ein Zerteilen der Persönlichkeit, die da gefördert wird.

  • Tja - da haste lemmingeblind zwei Examina & 30 Jährchen hinterm Tresen hinter dich gebracht - mit dem

    “Mater semper certa est"

    & Däh. - Was ein Kelch!



    ”…Während Vaterschaft im Recht ein vielfach diskutiertes Thema ist, gilt Mutterschaft weitgehend als etwas Natürliches. Die rechtlichen Regelungen der Mutterschaft sind von einem einfachen Konzept geprägt: Im Bürgerlichen Gesetzbuch heißt es, Mutter eines Kindes ist die Frau, die es geboren hat. Doch ganz so einfach ist das nicht.…" Sicher.



    de.m.wikipedia.org...r_semper_certa_est

    kurz - “ "Also dann, nach dem gender Krieg um halb sechs im Kelch!"



    &



    Ich sage ehna 🍻

    unterm-----



    “…Damit entspricht die lateinische Regel weiter der Rechtslage nach dem heutigen § 1592 Nr. 1 BGB bzw. dem § 144 Abs. 1 Z 1 ABGB. Allerdings wird diese gesetzliche Vermutung nicht mehr fraglos hingenommen: Väter wollen durch einen Vaterschaftstest (DNA-Analyse) Klarheit über ihre genetische Vaterschaft und daraus entspringende Unterhaltsverpflichtungen – Stichwort „Kuckuckskind“ – erreichen."

    Na Gott sei Dank.



    &



    Ich Blödie - dacht schon: Umdenken Alter! Gender dir eine - wa!

    Puuh! Gut. Daß wenigstens der Kelch an mir vorüber gegangen ist. Newahr.



    Normal - Schonn & Na Mahlzeit 🥘

    & mit Harry Rowjet - “…jetzt etwas 🎶 "

    m.youtube.com/watch?v=1GNPDGUoyMs



    Wiglaf Droste und Das Spardosen-Terzett - Hotel California -



    &



    m.youtube.com/watch?v=K2p84Xdx8ck



    Forever young - Hobo Bob -

  • 9G
    90857 (Profil gelöscht)

    "Informatik in Heilbronn: Sexistische Algorithmen"

    Was bin ich froh, dass dieser Kelch mich ruhestandsbedingt nicht mehr tangiert; als langjähriger Programmierer und Netzwerkadministrator.

    Wenn es um die allgemeinen Rahmenbedingungen des Studiums der Informatik, der Softwareentwicklung im Allgemeinen geht, dann wäre ich ja noch beim Autor dieses Artikels. Ebenso und in gewissen Grenzen auch was die Interpretation und Wertung von Ergebnissen einer bestimmten Software angeht.

    Aber das hat mit den Algorithmen selbst, der zugrunde liegenden Mathematik und Logik absolut nichts zu tun. Da würde ich vom Autor gern mal ein möglichst allgemeinverständliches Beispiel lesen wollen.

    Gern gebe ich selbst eines, welches den hier unterstellten "Sexismus von Algorithmen" ad absurdum führt.

    Eines meiner Programmierprojekte Ende der 80er Jahre bestand darin, die Gaußsche Normalverteilung für die Wareneingangskontrolle (besetzt mit zwei Frauen und einem Mann) als PC-Anwendung bereit zu stellen. Bis dahin war die dahingehende Analyse und Entscheidung der Messwerte eine aufwendige Arbeit mit Millimeterpapier, Kurvenlineal und den relevanten Tabellenwerken.

    Ok, wollte der Autor des Artikels jetzt den Sexismus dieser Mathematik

    de.wikipedia.org/wiki/Normalverteilung

    diskutieren? Oder vielleicht doch nur die Rahmenbedingungen.

    Hätte das Programm in seinem Dialogteil auch für Frauen ansprechender sein können? Einfach besser als mit den damaligen grauen oder grünen Terminals.

    Oder sollte das Programm gar "wissen" ob ein Mann oder eine Frau die notwendigen Messwerte, sprich: den Input ermittelt hat?

    Ob ein Mann oder eine Frau das Programm bedient?

    Gar welche Prozeduren gelten, wenn es sich bei den Ergebnissen um Grenzwerte handelt; ob der Chef ein Mann oder eine Frau ist?

    Oder muß sich gute alte Gauß ob seiner nun unter Sexismusverdacht stehenden mathematischen Algorithmen nun im Grabe umdrehen; ich als Programmierer gleich mit, sobald irgendwann ebenfalls gestorben?

    • @90857 (Profil gelöscht):

      gemeinst ist hiermit das algorithmen die zur hilfe bei entscheidungen herangezogen werden auf basis von datenmaterial erstellt werden.

      In Amerika benutzt man zbsp. Algorithemn zur ermittlung vom Strafmass. Man stellten fest das die entscheidungen zu Haft/Bewaehrung und strafmass rassitstisch waren weil der Algorithmus vergleichbare vorherige Gerichtsentscheidungen benutzte.

      Oder die die Kuenstliche intelligenz, der selbstlernende chatroboter von Google der nach kurzer zeit begann rassistische tweets zu schreiben weil er das im Netz gelerne kopierte.

      Ein Programm macht das wozu man es programiert. Und wenn der programierer selbst verquerte wertvorstellungen bei den Parametern x,,y,z bei nach denen der Algorythmus entscheided, dann ist das Ergebniss entsprechend.

      Oder welche Parameter ueberhaupt eine Rolle spielen.

    • @90857 (Profil gelöscht):

      Sofern eine Wissenschaft nur die Probleme darstellen kann, aber keine funktionierenden Lösungsmöglichkeiten anzubieten hat, ist diese sinnfrei.

      Dass es überall Probleme gibt mit unterschiedlicher Motivation diese zu lösen, aber nur begrenzter Mittel, versteht sich von selbst.

      Insofern trifft ihr Themenbeitrag beschränkt den Vergleich, weil eine Lösung der Sachprobleme oder die technische Kompetenz der Personen überhaupt nicht im Fokus steht.



      [Sie haben aber insofern Recht, als dass der Themenbeitrag leider keine Lösungsvorschläge als den konkreten Nutzen darlegt]

    • @90857 (Profil gelöscht):

      Nur dass das, was sie vermuten, vermutlich nicht so ganz dem entspricht, worum es in der Arbeit des Instituts geht. Die Einsatzzwecke von Software haben sich während der letzten 40 Jahre ein klein wenig verbreitert.

      Sie breiten hier erst eine wenig fundierte Fantasie von der Arbeit des Instituts aus, um sie dann zu zerreißen. Informieren, Interesse zeigen und erst anschließend Ihre Kritik anzubringen, war Ihnen wohl zu zeitaufwändig.

      Ist es, wenn es um Menschen geht, die Aufgabe, sich bevor man loslegt ein klares und umfassendes Bild vom Ausgangspunkt der gedanklichen Aufgabe zu verschaffen, weniger wichtig, als beim Entwerfen und Programmieren von Software?

      • @Volker Maerz:

        Mittlerweile frage ich mich schon, ob es bei Gender-Themen wirklich die Dringlichkeit der Thematik ist, die Menschen dazu bringt, besonders offensiv aufzutreten - oder ob hier nicht Menschen mit einer Neigung zu aggressiv-dominantem Gesprächsverhalten einen Bereich gefunden haben, in dem sie sich austoben dürfen.

        "wenig fundierte Fantasie" "zu zerreißen" "war Ihnen wohl zu zeitaufwändig" - das spricht schon eine eindeutige Sprache...

        Diese Haltung auch sachlicher Kritik gegenüber lässt sich sowohl im privaten als auch im medialen Raum beobachten, und hilft nicht unbedingt, das Ganze ernst zu nehmen. Schade eigentlich, es sind ja immer wieeder auch sinnvolle und interessante Ansätze dabei.



        Nur- was würden sie von einem /r Kapitalismus-KritikerIn halten, der immer von den "bösen Bonzen-Schweinen" spricht?

        • 9G
          90857 (Profil gelöscht)
          @Wunder Wunder:

          Keine Sorge, ich kann das ab.

          Zur Genderthematik scheint es sich ebenso zu verhalten wie mit dem Klimahype;

          wenn Mathematik und Physik durch Ideologie überlagert werden sollen.

          Aber jenseits von Orwell (wieviele Finger ...?) kann man, darf man heute sogar noch darüber schmunzeln.

      • 9G
        90857 (Profil gelöscht)
        @Volker Maerz:

        Ich habe nicht die Arbeit dieses Instituts kritisiert, sondern darauf hingewiesen, dass es Rahmenbedingungen sowohl beim Studium der Informatik als auch der Softwareentwicklung geben kann, die verbesserungswürdig sind.

        Meine Kritik richtet sich an den auch vom Autor hier explizit verwendeten Begriff von den "sexistischen Algorithmen". Vielleicht könnten Sie mal ein konkretes Beispiel dafür geben, wie schnöde Mathematik und die darauf basierende Logik sexistisch sein kann.

        Als Anregung vielleicht das hier:

        www.youtube.com/watch?v=3JOjIUr1JSU

        • @90857 (Profil gelöscht):

          Ein frisches Beispiel, gerade durch die Presse gegangen: das targeting von Jobanzeigen, das, basierend auf „selbstlernenden“ Algorithmen, bestimmte Anzeigen aufgrund des „Erlernten“, also eines Rückblicks, manchen aufgrund ihres Geschlechts (oder ihrer Haufarbe oder sonstigen apersönlichen Gruppenbildungen) gar nicht erst anzeigt, völlig gleichgültig, ob sie persönlich daran interessiert oder dafür geeignet wären.

          • 9G
            90857 (Profil gelöscht)
            @Volker Maerz:

            Q.E.D. Was zu beweisen war ...

            Nicht der Algorihmus an sich ist sexistisch, sondern das, was Menschen, legal wie illegal daraus machen.

            Der Algorithmus selbst, hier also die Selektion nach vorgegebenen Kriterien ist genauso gut in eher positiv konnotierten Szenarien möglich. Die Rasterfahndung zu Hochzeiten der RAF funktionierte genau so;

            ist programmiertechnisch gesehen einfach nur die mehrfache Itteration (Schleifen) mit konditionierten wie unkonditionierten Exits, welche die bis dahin aufgelaufenen "Ergebnisse" als neue Startvariablen setzen.

            Und Passagierflugzeuge, welche auch bei schlechter Sicht vollautomatisch fliegen und landen, sie werden im Prinzip mit denselben Algorithmen gesteuert wie die US-Mörderdrohnen via Ramstein.

          • @Volker Maerz:

            wenn man es genau nimmt, ist dann aber nicht die "Algorithmus" sexistisch, sondern er schreibt nur den Sexismus der die bisherige Auswahl geprägt haben soll, fort.



            Im übrigen ist das eben das Prinzip eines Algorithmus in diesen Bereichen, er soll aus der Vergangenheit lernen und zielgenau potentielle Interessenten erreichen. Das hat die klassischen Verstärkungseffekte incl. der sog. "Filterblasen".

            Wenn dies eine nennenswerte Zahl potentieller Interessenten ausschließt, ist es im Prinzip eine schlechte Programmierung. Umgekehrt ist es auch nicht sinnvoll, aus politischen Gründen eine große Zahl von Leuten anzusprechen, die faktisch dann doch kein Interesse hat.

            • @Dr. McSchreck:

              Sorry, aber der Einwand ist Wortklauberei, es ist natürlich so, dass der Algorithmus den menschlichen bias nur abbildet, schließlich hat letztlich ein Mensch entschieden, ihn zum Einsatz zu bringen. Damit ist er aber immer noch dem Code eingeschrieben.

              Und es ist eine Verteidigung schlechter Algorithmen mit zu groben Filtern. Da kann man dann wohl nix machen - oder forschen, wie man zu besseren Algorithmen kommt, die - um am Beispiel zu bleiben- sowohl dem Inserenten, als auch dem potentiellen Rezipienten besser dienen, als die eingesetzten.

              • 9G
                90857 (Profil gelöscht)
                @Volker Maerz:

                Habe ich jetzt verstanden!

                Die Algorithmen sind schlecht (wahlweise sexistisch etc.), weil sie zu schlechten, wahlweise sexistischen Dinken gebraucht werden können.

                Und daher wir müssen "zu besseren Algorithmen kommen.

                Ist fast wie mit dem Messerstecher:

                "Her Wachtmeister, Herr Wachtmeister, der dort in seinem Blut liegt, der ist mir siebenmal in mein Messer gerannt. Ich kann nichts dafür, aber wir müssen einfach zu besseren Messern kommen.

                • @90857 (Profil gelöscht):

                  Habe ich jetzt verstanden, jeder Algorithmus ist das Abstrakte schlechthin und nicht zu kritisieren, geschweige denn zu verbessern, darin einem Naturgesetz gleich. Seine Ergebnisse sind stets wohl begründet und werden niemandem je zum Nachteil gereichen.

                  Ich habe langsam den Eindruck, dass Sie sich bewusst begriffsstutzig stellen. Schon das Taschenrechner-Beispiel, das Sie oben angeführt haben, hat mit den datengefütterten black boxes, die heute zum Einsatz kommen, kaum mehr das Geringste zu tun. Beispiele für schiefgelaufene Entwicklung findet man in diesem Thread schon mehrere.

                  Eigentlich ging es ja nur darum, dass Sie einen langen, abwertenden Kommentar auf Basis eines Absatzes eines Überblicksartikels geschrieben haben. Also aufgrund extrapolierter Vermutungen. Sie wissen doch nicht mal im Ansatz etwas darüber, woran dort gearbeitet wird, sondern kritisieren es anhand einer journalistisch überspitzten Formulierung, an der sich die ganze Kritik aufhängt. Kann man so machen, weiter wird der Horizont dadurch aber auch nicht.

                  Das passiert bei diesem Thema häufig. Während eine Randgruppe derer, die sich dafür interessieren, es für Machtspielchen missbrauchen, missbrauchen es andere, um an allem, was ihnen nicht ins Weltbild passt, für ihre eigenen Machtspielchen herumzumäkeln. Ohne auch nur je wenigstens das Vorwort eines Einführungsbands gelesen zu haben oder sich gar für die spezifische Fragestellung interessiert zu haben, anhand derer das Mäkeln gerade durchexerziert wird, wird der ganze Bereich in Bausch und Bogen lächerlich gemacht. So weit so langweilig so inadäquat. So ziemlich bei jedem Thema. Auch bei Informatik.

                  Wir warten jetzt einfach auf den Algorithmus, der Programmierer benachteiligt, weil die früher in der Mehrzahl adipös oder zumindest unsportlich waren.

                  • @Volker Maerz:

                    "Wir warten jetzt einfach auf den Algorithmus, der Programmierer benachteiligt, weil die früher in der Mehrzahl adipös oder zumindest unsportlich waren."

                    Ganz interessante Vorstellungen haben Sie von Programmierern, nur 996 reißen Sie nicht lange ohne entsprechende Fitness runter, schon mit 60 Stunden tun Sie sich schwer, die Mehrzahl der Entwickler ist weit von Ihrem Bild entfernt, die wird aber in der Branche teilweise erwartet.

                    Aber das ist of topic, wie Sie schon geschrieben haben, die Algorithmen sind für Externe eine Blackbox. Das bleibt auch so, das sind Geschäftsgeheimnisse der Firmen, sie ziehen Schlüsse aus Beobachtungen oder durch Leaks, mehr nicht.

                    "Seine Ergebnisse sind stets wohl begründet und werden niemandem je zum Nachteil gereichen." Behauptet auch niemand, aber glauben Sie tatsächlich, da sitzen ein paar weiße Jungs irgendwo in nem dunklen Keller und essen Pizza für 5 Euro und das was die aushecken geht dann live, vor 20 Jahren vielleicht.

                    Externe und interne Revision, die verschiedenen Fachbereich und die Führungsebene wollen wissen was es macht und wieso, an manchen Projekten sind genauso viele Juristen wie Programmierer beteiligt. Was am Ende live geht ist Firmenpolitik, die Programmierer sind da nicht die entscheidenden Leuten.

                    • @Sven Günther:

                      Woran Sie sich aufhalten, ist nur ein auf Informatiker umgemünztes Beispiel von Klischees der Vergangenheit, die durch den Blick nach hinten lernender Algorithmen heute wirkmächtig werden könnten und unsachgemäße Entscheidungen auslösen würden.

                      Da Sie das nicht als Illustration, sondern als Provokation verstanden und sich mit dem Informatiker identifiziert haben, können Sie Sexismus ja jetzt vielleicht auf der emotionalen Ebene besser nachvollziehen, als zuvor. Sexismus unterscheidet sich strukturell und in seiner Wirkung ja nicht wesentlich von anderen unreflektierten Vorurteilen.

                      Lernende Algorithmen sind selbst für ihre Entwickler eine black box, es ist ab einer gewissen Komplexitätsstufe nicht mehr nachvollziehbar, wie sie zu ihren Ergebnissen kommen.

                      P.S. Ich kenne massenweise Programmierer und weiß selbst, dass die C64-Zeit lange vorbei ist. Aber weiß es der Algorithmus, der Programmierer, die Revision, der Auftraggeber? Und wenn nicht, wie bringt man es ihnen am besten bei?

  • Aus der Tatsache, dass über irgenwas studiert wird, lässt sich ja nicht folgern, dass diese Studien auch sinnvoll sind. Auffällig ist, dass alle fünf Studien ausschließlich von Wissenschaftlerinnen geleitet werden. Auch die journalistische Aufarbeitung in der Presse erfolgt - wie auch in diesem Fall - ganz überwiegend durch Frauen. Daher liegt der Verdacht nahe, dass das "Fachgebiet" Gender Studies ein ganz erhebliches Gernderproblem hat und möglicherweise die notwendige Objektivität fehlt.

  • "Mobil bleiben statt sexy sein" ... wer solche Slogans für Ältere raushaut, war noch nich in einem Altenheim oder betreuten Wohnen, geschweige bei einem alten Menschen zuhause ...

    "Immer noch komme es zu einer starken Betonung biologischer Tatsachen beim Recht auf Mutterschaft." ... früher hat man unverheirateten Frauen die Kinder einfach so weggenommen. In Zukunft wird Mutterschaft sogar von der Geburt losgekoppelt?

    "Wie könnte eine geschlechtergerechte Software aussehen?" das fragt sich mein MAC auch immer, wenn er mir statt der männlichen eine weibliche Sprachform vorschlägt ...

    „Die DB AG setzt sich weder besonders ehrgeizige Unternehmensziele, was die Besetzung von Spitzenpositionen mit Kandidatinnen betrifft, noch wird die Modernisierung der Unternehmens- und Führungskultur konsequent mit der Frage von Geschlechterdemokratie verknüpft“ ... jetzt wird klar, worin die DB ihre Erfolge sieht. In pünktlichen Zügen offensichtlich nicht mehr so sehr ...

    "Die Ergebnisse zeigen, dass 70 Prozent der Befragten im Laufe ihres gesamten Arbeitslebens eine Form der Belästigung erfahren haben. ... Am häufigsten kam es zu verbalen Belästigungen. " ... in einem ganzen Arbeitsleben gibt es wahrscheinlich viele unangenehme Dinge, die bei 70% von Befragten (!) auftreten ... dünner geht es nun schon fast nicht mehr ...

    Der Artikel bestätigt alle Skepsis gegenüber Gender-Studies. Ergebnisse auf dem Niveau von Semesterarbeiten. Super. Aber was soll man/frau noch studieren, wenn schon das Mathe-Abi so schwer ist ...? Ich denke, die Nachfrage nach diesem Fach wird weiter steigen. Fragt sich nur, was der Abschluss am Ende wert sein wird ...