TV-Nachrichten für Kinder bei KiKA: Fürs heranwachsende Europa
Noch ein Monat bis zur EU-Wahl: Die TV-Reporterinnen Dilek Üsük und Maral Bazargani erklären Kindern in „Logo!“ den Kontinent.
Bis in die späten Achtziger gab es für Kinder nur die Nachrichten, die auch die Erwachsenen sahen. Etwa das, was nach dem eindringlichen Gong um acht Uhr abends kommt. Die Tagesschau im Ersten – für Kinder faszinierend unverständlich. Ab Januar 1989, das Jahrzehnt des inflationären Haarspraykonsums ging gerade zu Ende, der Fall der Berliner Mauer stand bevor, kam eine Alternative für Kinder und Jugendliche, im ZDF startete die Sendung „Logo!“
Diese Rundfunkgebühren haben sich gelohnt, 30 Jahre später gibt es die Sendung immer noch. Auch die Journalistinnen Maral Bazargani und Dilek Üsük haben als Kinder und Jugendliche „Logo!“ geschaut. Mehr noch, die eine „etwas jünger“, die andere „etwas älter“ als die Nachrichtensendung, arbeiten heute als Reporterinnen für „Logo!“ Warum machen sie Journalismus für Kinder? „Es ist eine vielfältige, herausfordernde Arbeit“, sagt Bazargani. „Und es macht einfach echt viel Spaß“, fügt Üsük hinzu.
Anlässlich der im Mai anstehenden EU-Wahlen waren Bazargani und Üsük in verschiedenen Ländern unterwegs, darunter Rumänien, Finnland, Portugal und Griechenland. Dort haben sie je ein Kind in seinem Alltag begleitet und je eine Organisation des Landes vorgestellt, die von der EU gefördert wird. „Wir wollten zeigen, wie Kinder in anderen EU-Ländern leben, und dabei nicht nur die Unterschiede, sondern auch Gemeinsamkeiten zeigen“, so Üsük. Einer der Protagonisten aus Portugal nehme zum Beispiel regelmäßig an den Fridays-for-Future-Demos teil, so wie ja auch viele Schülerinnen und Schüler in Deutschland.
Das Politikthema schlechthin für Kinder sei dabei Bildung. „Egal, ob sie auf einer Hightech-Schule mit Open-Space-Konzepten in Finnland sind oder auf einer Dorfschule in Rumänien“, sagt Bazargani. Und für welche Themen interessieren sich junge Menschen noch? „Umwelt, Natur, Tiere“ – „Schule, Familie, Freunde“ – Im Grunde alles, was in ihrer unmittelbaren Umgebung passiert, was mit Freunden und Familie zusammenhängt, erklären die Reporterinnen.
„Logo!“-Nachrichten, um 19.50 Uhr im Kinderkanal (freitags um 19.25 Uhr). Ab 23. 4. mit Beiträgen aus Europa und am 17. Mai mit einem „Logo!“-Spezial zur EU-Wahl.
In die Perspektive hineindenken
Abstraktere Fragen müssten deswegen ganz besonders aufbereitet werden. „Was sind die Aufgaben von EU-Politikern? Was macht das EU-Parlament? Warum ist es wichtig, zur EU-Wahl zu gehen?“ Hier helfen zum Beispiel grafische Erklärstücke. Übrigens ein Konzept, dass sich inzwischen auch in der Berichterstattung für Erwachsene etabliert hat. „Logo!“ macht das schon seit Jahrzehnten.
Im Jahr 2018 erreichte „Logo!“ 370.000 Zuschauer*innen, davon sind 200.000 Kinder von 3 bis 13 Jahren. Täglich um 19.50 Uhr gibt es kindgerechte Nachrichten aus aller Welt. Wie aber produziert man kindgerechte Nachrichten? „Man darf kein Wissen voraussetzten und muss sich in die Perspektive von Kindern hineindenken“, sagt Dilek Üsük.
Dilek Üsük, „Logo!“-Reporterin
Die Journalistin hat beim ZDF volontiert und war fünf Jahre im Saarland für den Sender tätig, bevor sie 2015 zu „Logo!“ wechselte. Seither ist sie als Reporterin für die Kindernachrichtensendung, sowie für die ZDF.info-Sendung „Forum am Freitag“ unterwegs. Seit diesem Jahr schreibt und spricht sie zudem die Nachrichten der RBB-„Abendschau“.
„Die Arbeit in den verschiedenen Redaktionen unterscheidet sich nicht sehr. Manchmal überschneiden sich Themen sogar. Allerdings wird der Sachverhalt für Kinder anders transportiert, anders getextet“, so Üsük. Davon, Kindern unschöne und harte Nachrichten auszusparen, halten die Reporterinnen übrigens nichts. Als es in Chemnitz 2018 zu Ausschreitungen von Rassisten kam, war Bazargani vor Ort und hat berichtet. Natürlich ohne gewaltvolle Bilder. „Wenn wir es nicht täten, würden sie wissen, dass wir ihnen Nachrichten vorenthalten“, sagt sie.
Bazargani ist seit 2017 bei „Logo!“ und für die „Sportschau“ bei Leichtathletik-Höhepunkten dabei. Davor hat sie beim SWR volontiert und in der Sportredaktion des SWR gearbeitet, wo das Zielpublikum dem Alter nach deutlich gemischter war.
Was ist Voraussetzung für guten Journalismus für Kinder? „Die Sachverhalte, die man Kindern erklären will, wirklich selbst zu verstehen“, sagt Bazargani und lacht. Klar, Herangehensweise, Wortwahl und Konzept seien anders als bei die klassischen Nachrichten. Aber: „Davon mal abgesehen, ist die journalistische Arbeit für Erwachsene und Heranwachsende ziemlich ähnlich.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um Termin für Bundestagswahl
Vor März wird das nichts
Bewertung aus dem Bundesinnenministerium
Auch Hamas-Dreiecke nun verboten
Einigung zwischen Union und SPD
Vorgezogene Neuwahlen am 23. Februar
SPD nach Ampel-Aus
It’s soziale Sicherheit, stupid
Energiepläne der Union
Der die Windräder abbauen will
Wirbel um Berichterstattung in Amsterdam
Medien zeigen falsches Hetz-Video