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Organisator von „Dorf der Jugend“Jung, links, unerwünscht

Mit einem Projekt kämpft er in Sachsen gegen rechts. Behörden kritisieren Tobias Burdukats politische Haltung – und verweigern mehr Geld.

Tobias Burdukats (links) hat mit Jugendlichen das Projekt „Dorf der Jugend“ aufgebaut Foto: Christian A. Werner

Grimma/Borna taz | Das sächsische Städtchen Grimma hat ein Problem: Es verliert seine Jugend. Wer kann, sucht nach dem Schulabschluss sein Glück woanders. Doch einmal im Jahr ändert sich das für einen Tag, dann kommen ganze Züge voll junger Leute am Bahnhof an, die sich auf den Weg zum Areal der alten Spitzenfabrik am Stadtrand machen. Hier ist das „Dorf der Jugend“ zu Hause. Die Jugendlichen in Grimma haben das Projekt gemeinsam mit Sozialarbeiter Tobias Burdukat aufgebaut. Sie verwalten es selbst, finanzieren es mit einem Containercafé, haben einen Skatepark gebaut, eine Fahrradwerkstatt eröffnet, einen Bolzplatz vom Dickicht befreit und feiern ab und zu Feste.

Doch das Vorzeigeprojekt ist in Gefahr. Es geht um Unterstellungen, um politische Machtspiele – und um Geld. Denn Sozialarbeiter Burdukat ist auf eine öffentliche Finanzierung angewiesen. Doch genau die wird ihm nun verweigert – zumindest teilweise.

Im vergangenen August geht es im Dorf der Jugend in vielen Gesprächen um Chemnitz, wo gleichzeitig Tausende Neonazis aufmarschieren und Hetzjagden auf Migranten stattfinden. Die linke Band Egotronic kommt an diesem Abend von der Gegendemo und spielt auf dem Festival ihr zweites Konzert an diesem Tag. Der Rechtsruck in Ostdeutschland beherrscht an diesem Abend viele Gespräche an den Infoständen, an den Bar. Viele hier sehen die Ursache auch in der sterbenden Jugendkultur auf dem Land. Denn es gibt immer weniger Angebote, das macht es den Neonazis leicht, junge Leute anzuziehen. Das Dorf der Jugend ist bei dieser Entwicklung ein Gegenbeispiel: Für seine Arbeit hat Burdukat 2016 den Panter Preis der taz und die „Goldene Henne“ gewonnen. Seitdem kann er sich vor Anfragen anderer Vereine, die sich Beratung wünschen, kaum retten.

Doch nun verwehrt das Jugendamt im Landkreis Leipzig dem Projekt die unabhängige, finanzielle Weiterentwicklung. An diesem Mittwoch kam der Bescheid: „Die freie Trägerschaft des Vereins hinter dem ‚Dorf der Jugend‘ wird abgelehnt.“ „Unser Projekt hat mittlerweile ein Ausmaß angenommen, das mit nur einer Stelle nicht mehr leistbar ist“, sagt Burdukat. „Ich hätte nie gedacht, dass es so viel Erfolg haben könnte. Sonst wäre das hier vielleicht auch nicht ganz so bitter.“

Das Jugendamt verlangt politische Neutralität

Das Jugendamt hat ein Problem mit Burdukat und dem Projekt. Es geht um ein Graffiti in der Toilette mit den Worten „Kacken ist wichtiger als Deutschland“, ein paar Sticker, den Auftritt von Egotronic auf dem Crossover-Festival im August und letztendlich die politische Einstellung von Burdukat.

Am ersten Dienstag im April steht Projektleiter Burdukat auf dem Flur der Behörde im nahegelegenen Borna und streicht sich nervös durch seinen langen, braunen Vollbart. Er trägt eine Cap mit „FCKAFD“-Button – noch ein Schriftzug, den das Jugendamt auf dem Gelände angekreidet hat. „Das geht nicht gut“, sagt er. Hinter verschlossenen Türen verhandelt gerade der Jugendausschuss die finanzielle Zukunft seines Projektes. Es geht darum, ob der Trägerverein des Dorfs der Jugend, der Förderverein für Jugendkultur und Zwischenmenschlichkeit (FJZ), als freier Träger anerkannt wird.

Genau dies wäre ein wichtiger Schritt für das Vorzeigeprojekt: Es würde für den Verein mehr Mitbestimmung in kommunalen Gremien, mehr Fördermöglichkeiten aus verschiedenen Geldquellen und eine langfristige Finanzplanung bedeuten. Vereine können die freie Trägerschaft nach einem Jahr Jugendarbeit beantragen, dann entscheidet das Jugendamt nach Ermessen über die Anerkennung. Nach drei Jahren haben sie dann einen Rechtsanspruch. Der FJZ macht seit 2006 Jugendarbeit, seit 2017 fördert der Landkreis das Dorf der Jugend mit einer 30-Stunden-Stelle. Die Anerkennung sollte eigentlich kein Problem sein. Doch dem ist nicht so.

Burdukat ist fraktionsloses Kreisratsmitglied und trägt am Hals ein kleines Anarchietattoo. Seine politische Einstellung und sein Engagement gegen Nazis sind bekannt. Doch das Jugendamt verlangt von ihm politische Neutralität – und damit auch, dass er die AfD nicht angreift. In einer Gesprächsnotiz des Landratsamtes vom Dezember kritisiert die Behörde: „Auf dem Gelände des Projektes Dorf der Jugend findet sich an mehreren Stellen eine ablehnende Haltung gegenüber der AfD.“ Außerdem bemängelt das Amt „die Positionierung der Fachkraft öffentlich als Anarchist“. Es zitiert aus einem persönlichen Blogeintrag Burdukats, wonach „die Demokratie nicht die perfekte und beste Form der Herrschaft und vor allem mit vielen Hierarchien in seiner jetzigen Form versehen“ sei. Auch habe er „mangelndes Verantwortungsbewusstsein“ bei Kommunalpolitik und -verwaltung kritisiert.

Die alte Spitzenfabrik am Stadtrand Foto: Christian A. Werner

„Ich vertrete ein humanistisches Weltbild“

Auch der Auftritt von Egotronic ist im Visier der Behörde. Deren Sänger Torsun Burkhardt sagt dazu, nicht Burdukats Verhältnis zum Grundgesetz sei das Problem: Vielmehr müssten sich die Verantwortlichen im Amt „die Frage gefallen lassen, ob nicht sie es sind, die den Boden des Grundgesetzes verlassen und Gelder nur nach Gesinnung und nicht nach Gemeinnutz verteilen“.

Das Schriftstück des Jugendamtes gipfelt in der Aussage: „Neutrale politische Haltung der Fachkraft, wie es im Rahmen der Jugendarbeit nach § 11 SGB VIII geboten ist, ist nur schwer erkennbar.“ Daher werde man dem Ausschuss nahelegen, den Antrag auf freie Trägerschaft abzulehnen. „Ich finde das unglaublich“, sagt Burdukat auf dem Amtsflur. „Ich bin Sozialarbeiter und vertrete ein humanistisches Weltbild. Die AfD tut das nicht, und das müssen Jugendliche auch diskutieren dürfen.“

Die Entscheidung trifft die Verwaltung im Jugendhilfeausschuss unter Ausschluss der Öffentlichkeit – und ohne auf den Protest anderer freier Träger einzugehen. Und: Von den Jugendlichen ist niemand eingeladen worden. Der Verein darf sie über Ablauf und Ausgang der späteren Sitzung vorerst nicht einmal informieren. Daher hatten die Jugendlichen entschieden, die Fragestunde im öffentlichen Teil zu nutzen, um Kritik zu üben.

Ich sehe an Ihren Stirnfalten, dass Sie weitere Fragen ungern sehen, aber wir wollen es doch einfach verstehen

Sarah, Mitorganisatorin des Crossover-Festivals

Ein Vorgehen, das die Verwaltung nicht gut zu finden scheint: Als die Jugendlichen nach und nach aufstehen und ihre Fragen stellen, verweist die Sitzungsleitung auf den Schriftweg und will den Frageteil mehrmals abbrechen. „Ich sehe an Ihren Stirnfalten, dass Sie weitere Fragen ungern sehen, aber wir wollen es doch einfach verstehen“, sagt Sarah, die in Grimma geboren wurde, sich regelmäßig im Dorf engagiert und das Crossover-Festival mitorganisiert hat.

Erst spät regt sich im Ausschuss der Vertreter des Leipziger Kinder- und Jugendrings. „Das Dorf der Jugend ist ein Leuchtturmprojekt von bundesweiter Strahlkraft, das für seine innovativen Ideen bekannt ist“, sagt Andreas Rauhut. „Wir empfehlen eine positive Entscheidung.“ Seine Anmerkung bleibt unkommentiert. Am Ende müssen die Jugendlichen für den nichtöffentlichen Teil den Raum verlassen.

„Der Prozess hier ist ein Schlag ins Gesicht für meine Arbeit“, sagt Burdukat auf dem Gang. Er dreht sich eine Zigarette, schaut immer wieder zur Tür vom Verhandlungsraum. „Es geht hier um die Belange der Jugendlichen, aber wenn sie dann hier sind, sollen sie nicht sprechen.“ Der Vorwurf, er würde nicht nah am Grundgesetz stehen, trifft ihn hart. „Für meinen Ruf ist das vernichtend, meine inhaltliche und pädagogische Arbeit im Dorf bleibt in der Entscheidung hier völlig außen vor.“ Er hätte keinen Lehrauftrag an der Hochschule Mittweida, wenn er nicht hinter dem Grundgesetz stehen würde, sagt er. Die Grundfrage in diesem Prozess sei eine ganz andere, glaubt auch die Grimmaerin Sarah. „Durch Jugendarbeit sollen junge Leute befähigt werden, sich zivilgesellschaftlich einzubringen“, sagt sie. „Aber Projekte, die das umsetzen, produzieren Menschen, die sich dem System entgegenstellen – und die dann hier in der Fragestunde auftauchen. Das ist nicht gewollt.“

Tobias Burdukats mangelt es an Geld und Hilfe, nicht an Ideen und Möglichkeiten Foto: Christian A. Werner

Das Kinderschutzkonzept liege vor

Im Bescheid, der dann am Mittwoch dieser Woche eintrudelt, sieht das Jugendamt dann doch keinen Grund mehr, die Anerkennung wegen Burdukats politischer Einstellung zu verwehren, „da keine verfassungsfeindlichen Ziele unter agitatorischen Methoden erkennbar sind“. Auf Anfrage zu diesem Umschwenken heißt es vom Landkreisamt: „Weil Steuergelder verbraucht werden, stellt sich immer die Frage, ob das Projekt oder die Projektträger mit den Zielen des Grundgesetzes vereinbar sind.“ Der Verein habe seine Antwort darauf plausibel und ausführlich dargestellt, man wolle im Gespräch bleiben.

Spenden

Das Dorf der Jugend nimmt auch Spenden entgegen.

Doch nun bemängelt das Amt ein fehlendes Kinderschutzkonzept und die noch nicht ein Jahr alte, veränderte Satzung. Der Bescheid ist auf Ende März datiert, einen Tag, bevor dort das Kinderschutzkonzept vorlag, sagt Burdukat – und sechs Tage vor der Sitzung des Jugendhilfeausschusses in Borna. Auf Nachfrage korrigiert sich das Amt: Das Kinderschutzkonzept liege vor – allerdings verweist das Amt wiederum darauf, dass erst nach drei Jahren ein Rechtsanspruch auf die freie Trägerschaft vorliegt. Die Anerkennung werde auch in anderen Fällen im Landkreis so gehandhabt. Es bleibt also dabei: Das Lob für das Projekt schlägt sich nicht in einer Anerkennung der freien Trägerschaft und damit nicht in zusätzlichen finanziellen Möglichkeiten nieder.

Zurück in Grimma sitzen Burdukat und seine Mitstreiter im Garten hinter der Spitzenfabrik. Die Runde hat ihren Mut wiedergefunden und bastelt an einer Stellungnahme und Crowdfunding. „Wir müssen jetzt sehen, wie wir an Spenden kommen, um endlich noch jemanden einzustellen“, sagt Burdukat. Bisher macht er das alles allein, mit der ehrenamtlichen Unterstützung der Jugendlichen – und damit zusätzlich zur Sozialarbeit, die er hauptamtlich im Dorf leistet. Am dringendsten würden Streetworker gebraucht, sagt er.

Denn es gibt eine Alterslücke zwischen denen, die mittlerweile während des Studiums von Leipzig nach Grimma zum Dorf pendeln, und der heranwachsenden Generation junger Leute in der Stadt, die Angebote für ihre Altersgruppe brauchen. „Wir müssten die Jungs und Mädels, die hier gerade am Lagerfeuerplatz sitzen, eigentlich mit den jungen Leuten von den Bushaltestellen zusammenbringen und ihnen gemeinsam was zu tun geben“, sagt Burdukat und seine Augen leuchten schon wieder – es mangelt an Geld und Hilfe, nicht an Ideen und Möglichkeiten.

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Nicht das erste Projekt, das unter Druck gerät

Das Projekt weiß die Unterstützung anderer sächsischer Jugendkulturvereine hinter sich. Viele hatten sich vor der Entscheidung des Jugendamtes hinter den Verein gestellt. Das Jugendamt hat angekündigt, sich noch einmal mit den Jugendlichen zusammenzusetzen, betont die Wichtigkeit eines konstruktiven Austauschs. Für die Entscheidung kommt das aber zu spät, auch wenn der Verein Widerspruch einlegen will. Vor allem braucht das Dorf der Jugend dringend seine bestehende, öffentlich geförderte Stelle. Sonst scheitert das Projekt.

Das Jugendamt betont dagegen, die Stelle sei nicht gefährdet, aber sie muss jedes Jahr verlängert werden. Und bis dahin kann sich einiges ändern, denn im Mai stehen Kommunalwahlen im Landkreis an. Ein starkes Ergebnis der AfD scheint erwartbar. Und das Dorf der Jugend wäre nicht das erste Projekt für offene Kinder- und Jugendarbeit im Landkreis, das von rechts unter Druck gerät.

Nach den Erfahrungen der letzten Monate will sich der Verein deshalb so unabhängig wie möglich machen. Eine Kampagne mit dem Slogan #saveyourhinterland startet in dieser Woche.

Burdukat zieht an seiner Zigarette, zupft sich einen Tabakfussel aus dem Bart und schaut kampflustig auf seine alte Spitzenfabrik. „Es geht schon irgendwie weiter“, sagt er. „Aufgeben ist keine Option.“

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22 Kommentare

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  • Das Leben kann so grausam sein. Das Gute verliert. Das Böse gewinnt. Schuld sind die anderen, auch und gerade wenn mich keiner mehr mag.

  • "Das Schriftstück des Jugendamtes gipfelt in der Aussage: „Neutrale politische Haltung der Fachkraft, wie es im Rahmen der Jugendarbeit nach § 11 SGB VIII geboten ist, ist nur schwer erkennbar.“"

    Wieder einmal super was so Amt dort wieder in das Gesetz hereinließt, dort aber dort nicht steht.



    dejure.org/gesetze/SGB_VIII/11.html

    Politische Arbeit kann ihrer Natur nach so gut wie nicht neutral sein wie es möglicherweise noch politischer Unterricht sein kann, wenn er kaum über Grundzüge hinaus geht.

    Ich kann auch nicht erkennen dass das Grundgesetz, welches selbst ja nicht wirklich politisch neutral ist, sondern Grundlage einer "wehrhaften Demokratie" sein soll, eben aus den Erfahrungen des 3. Reiches explizit auch gegen solche Gefahren.



    Wer allerdings politisch neutral sein soll, sind die Beamten die diesesen Schmarn geschrieben haben.

    Die Einhaltung ihrer grundgesetzlichen & beamtenrechtlichen (vgl. § 33 BeamtStG) Verpflichtung hierzu ist in diesem Artikel mithin "schwer erkennbar".

    Eine 100%ige Neutralität kann ja selbst von Religionsgemeinschaften nicht verlangt werden, die qua Gesetz Träger der Jugendhilfe sind, genau so wenig bei den gleich priviligeriten "auf Bundesebene organisierten Wohlfahrtsverbänden". Man kann ja schlecht neutral der AFDP gegenüber sein wenn z.B. Obdachlose Wohnungen brauchen aber diese Parteien meinen die sollten sie sich selbst herbeizaubern, oder halt kaufen weil die Zinsen so niedrig sind.

  • Die Band von dem seinen T-Shirt fetzen:



    www.youtube.com/watch?v=TJasrlNzWBY



    Auch schon gesehen paarmal.

  • Hier passiert btw genau das, wovor uns lange Zeit immer wieder Menschen gewarnt haben, die ich auch manchmal für zu pessimistisch hielt.

    Es sind in den Zeiten, in denen durch die ein oder andere progressive Stimmung in der Bevölkerung, viele Maßnahmen vom Staat und der Gesellschaft bezahlt worden, die dazu führten, dass auch kritische Geister sich sehr zufrieden in dem System niederlassen konnten. Man konnte sowas auch immer als eine Art der Korruption derjenigen ansehen, die das System kritisierten. Um die Bewegungen zu schwächen, bekam man durch die ein oder andere linke Regierungsbeteiligung auf irgendwelchen Ebenen solche Bonbons zugesteckt.

    Jetzt wendet sich die gesellschaftliche Stimmung und tatsächlich zeigt sich, dass sofort die Projekte, in denen linke Vorstellungen mit verfolgt wurden, dran glauben müssen.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Age Krüger:

      Dass zum Kapitalismus auch die Vereinnahmung unliebsamer Ausdrucksmittel und - stile gehört, teile ich mit Ihnen. Ein eindruckvolles Beispiel ist die Vereinnahmung der Rockmusik, die so sehr schnell ihres widerspenstigen Potenzials beraubt und ausgelutscht wurde. "Umarme den Tiger" heißt da das Motto.

      Wenn jetzt eher links-alternative Projekte zugunsten rechtsextermer zurückgedrängt werden, so steckt darin auch ein positiver Kern: rechtsextreme Inhalte werden ernst genommen und als gefährlich eingestuft. Dagegen kann niemand etwas haben, der einigermaßen klar bei Sinnen ist.

      Dass links-alternative Projekte dafür ins Gras beißen müssen, erachte ich nicht als Zwangsläufigkeit. Klappe aufreißen, sich empören, Gegenentwürfe deutlich machen!

      Venceremos!

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Naja, es werden ja zunächst demnächst wohl eher irgendwelche rechtslastigen Projekte gefördert werden, die den Schein wahren werden, dass sie demokratisch legitimierbar sind. Vielleicht wird statt dem Jugenddorf demnächst eine Wehrsportgruppe von der sächsischen Jugendverwaltung gefördert. Als irgendeine Sportgruppe getarnt. Zu begrüßen ist dies imo weniger. Während bei linken Projekten, auch in der Jugendarbeit, selbst, wenn man es versucht hätte, politische Indoktrination nicht so wirken würde wie bei rechtsnationalen Projekten, liegt daran, dass die rechten Aussagen immer einfacher und primitiver sind. Da sehe ich schon sehr stark die Gefahr einer Indoktrination, die den Jugendlichen dort bevorstehen würde. Wenn diese dann auch noch staatlich subventioniert wird, dann ist mit äußerst unangenehmen Folgen für die Gesellschaft zu rechnen.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Das Beklagen der geschilderten Situation kann in meinen Augen nur ein erster Anfang sein. Die eigene Selbstwirksamkeit schreit nach wirksamen 'Gegengiften' (Ulrich Beck).

    Vor Ort kann es nur darum gehen, wirksame Gegenstrukturen aufzubauen, die sich in Sprache, Mitteln und Methoden von denen der Rechtsextremen unterscheiden.

    Tobias Burdukats hat meinen allergrößten Respekt. Leider verfüge ich nicht über notwendige Mittel, die ich spenden könnte.

  • 9G
    94797 (Profil gelöscht)

    Die Forderung nach "politischer Neutralität " des Herrn Burdukat ist ein weiteres Kennzeichen dafür, dass es ihnen in Politikundwirtschaft wirklich herzlich egal ist, ob jemand humanistisch eingestellt ist, solange deren Kreise nicht gestört werden. Ein Feigenblatt. Man gäbe einen wichtigen Trumpf aus der Hand: Die Rechten auf die man an Sonntagsreden einprügelt um sich supi social und toll fühlen zu können, während man sie im Alltag gewähren lässt. Und hindert diejenigen, dagegen vorzugehen in dem man ihnen die nötigen Gelder verweigert. Damit sich ja nix ändert.



    Da darf man ruhig gegen alles Andersartige hetzen. Das ist dann Politik, der man " neutral " begegnen muss. - obwohl es schlicht kriminell ist.



    Im Zweifelsfall werden dann- ganz neutral - Menschen, wie Herr Burdukat kriminalisiert.

  • Das Gezerre um die jährliche Verlängerung seiner Stelle ist ne Frechheit. Ob wegen des Festivals noch eine*r eingestellt werden muß mit staatlicher Alimentierung; weiß nicht, ich würd ned beim Staat betteln...

    • 9G
      94797 (Profil gelöscht)
      @Hugo:

      Schon recht. Nicht beim Staat zu betteln. Nur sollte ein Staat, der sich freiheitlich, der humanistisch demokratischen Werteordnung verpflichtet fühlt



      A, erst gar nicht Politik betreiben, der Menschen zu Nazis macht.



      B.solle das passieren, er allen ,die dagegen vorgehen, alle Mittel dafür in die Hand geben.



      (Wenn das passiert, hat der Staat eben gezeigt, was er tatsächlich ist....)



      Und. Da haben Sie recht. Darum würden Sie nicht "betteln". Verständlich. Aber ebenso verständlich, wenn man dennoch Gelder fordert.

      • @94797 (Profil gelöscht):

        Wenn die Tobias Burdukats schon wegen seiner Mütze und seiner (utopischen) anarchistischen Einstellung ankacken; die*der eventuelle bezahlte Mitstreiter ist dann mindestens bei den Jusos wenn nicht gar in der JU?!?

        Ich als alter Anarchist, der den Unterschied zwischen solchen Gesellschaftstheorien und Faschoscheiße kennt, nämlich daß ersteres utopisch ist und letztere dystopisch; weiß nicht, ob mensch sich da den dystopischen Sachen verharmlosenden Staat an den Rockzipfel hängen muß. Der diktiert nämlich die Bedingungen und irgendwann verbiegt sich mensch zu sehr...

  • 9G
    99140 (Profil gelöscht)

    Wenn soziale Kompetenz und soziales Engagement in diesem Land weniger zählen, als politische Präferenzen, dann ist bereits deutlich mehr zerstört als gesellschaftlicher Frieden.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @99140 (Profil gelöscht):

      Das ist schon lange so. Man nennt es gesellschaftliche Realität.

  • Das Imperium schlägt zurück. Wenn die offene Kinderschutzarbeit dahingehend interpretiert wird, daß schließlich alle FCKAFD Mützen tragen, warten alle darauf, daß am Ende die Reißleine gezogen wird. Offene Fassungslosigkeit ist, was wir der linken Naivität anzukreiden haben, der Rechtstrend arbeitet sich fundiert voran. Jetzt meldet das, was wir sozial ausgegrenzt haben, eigene Ansprüche an.

    • 9G
      94797 (Profil gelöscht)
      @Picard:

      Sozial ausgegrenzt.



      Was aber tun mit Rechten. Integrieren?



      Hmmmm. Die grenzen sich schon selbst aus. Um sich hinterher zum ausgegrenzten Opfer stilisieren zu können.

      Ausgrenzen?



      Hmmmm. Der Reflex ist schon da. Und geschieht auch. Ist das gut?Verständlich auf jeden Fall.



      Was aber tun mit den "integrierten "Rechten?

      Linke Naivität wäre, zu glauben, Rechte könne man mit ins Boot holen. Begründung oben .

    • @Picard:

      Wenn Sie wenigstens ein wenig kohärent schrieben, könnte ich auch inhaltlich auf Ihr Text eingehen.

      So kann ich leider nur sagen: zu viele schlechte SciFi-Filme geguckt in letzter Zeit?

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @tomás zerolo:

        Etwas mehr Toleranz und innere Großzügigkeit sind stets willkommen. Jeder schreibt so, wie er kann - und will. Oder hätten Sie gerne eine Sprachpolizei, die Ihren SUBJEKTIVEN Wünschen Genüge leistet???

        • @76530 (Profil gelöscht):

          Ich mag mich ja täuschen. In diesem Fall bitte ich ausdrücklich um Verzeihung.

          Aber ich habe hier den starken Eindruck, dass diese Schwammigkeit nicht ganz ungewollt ist. Deshalb fordere ich mehr deutlichkeit ein.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @76530 (Profil gelöscht):

          Zur Information:

          es herrscht hier KEIN Zwang zum Lesen und Antworten. Ist alles freiwillig. ^^

  • Wenn die AfD in Sachsen so gut abschneidet wie erwartet, werden eine Menge Gelder, die die Abgeordneten aus Kreis- und Stadträten abgeben, an rechte Projekte wandeln.

    Das wird dann wirklich eine Art Konterrevolution, die eintreten wird. Ich kann mich noch erinnern, dass damals, als die Grünen Anfang der 80er Jahre in die Parlamente kamen, dort auch direkt ein Fond eingerichtet wurde, bei dem aus den Geldern der Abgeordneten, Projekte (wie z.B. das im Artikel genannte) unterstützt wurden. Leider ist da wohl schon lange alles für Wahlkämpfe verplant und nix mehr für solche Projekte, wenn ich mir die Rechenschaftsberichte ansehe.

    Traurig, aber auch solche Projekte müssen sich wie Lobbyisten an Machtträger ranmachen, um nicht unterzugehen.

  • Traurig!

    • 9G
      94797 (Profil gelöscht)
      @@goplants:

      Das wird noch viel trauriger.

      Darum lebe das Leben. Freue dich deines Daseins. Es muss nicht politisch, sozial, ökologisch.....perfekt sein. Freue dich deines Leidens, freue dich deiner Freuden . Simpel, aber nicht unbedingt einfach....



      Lebe echt. Liebe echt.



      Mehr geht nicht. Das ALLES aber geht.



      "Feigheit ist die grösste Sünde" (Jeshua Hanosri zu Pontius Pilatus in Bulgakows Roman" Der Meister und Margarita ")