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Bayernparteivorsitzender zum Frauentag„Das ist Agitprop“

Warum ausgerechnet die Bayernpartei gegen den Frauentag als neuen Feiertag in Berlin ist? Das erklärt deren Vorsitzender Florian Weber.

Weltweit gehen Frauen am Internationalen Frauentag, wie 2017 in Sao Paulo, auf die Straße Foto: Nacho Doce/reuters
Dominik Baur
Interview von Dominik Baur

taz: Herr Weber, Berlin gehört zu den fünf Bundesländern mit den wenigsten Feiertagen, nämlich neun. Die Bayern haben je nach Wohnort zwölf bis vierzehn. Warum gönnen Sie den Berlinern nicht wenigstens einen zehnten?

Florian Weber: Ich gönne den Berlinern jeden Feiertag. Aber hier geht es doch um eine rein politische Propagandamaßnahme. Das Groteske in diesem Fall ist ja, dass wir Bayern diesen Feiertag auch noch mitbezahlen müssen, und das ist dann schon etwas schwierig.

Sie meinen: über den Länderfinanzausgleich?

Zum Beispiel. Es gibt noch weitere Ausgleichszahlungen, aber das Spürbarste ist natürlich der Länderfinanzausgleich.

Was muss denn der bayerische Steuerzahler abdrücken, damit die Berliner feiern können?

Das lässt sich nicht ganz genau sagen, weil man erst mal berechnen müsste, um wie viel die Wirtschaftsleistung in der Zeit geschwächt wird. Aber es sind sicher sehr hohe Summen. Wir kennen das Thema ja von den Tarifverhandlungen: Ob man einen Tag mehr oder weniger arbeitet, das macht schon viel aus.

Bayern war nicht immer Geberland. Fast 40 Jahre lang hat es selbst vom Länderfinanzausgleich profitiert – und trotzdem reichlich Feiertage gehabt.

Das ist richtig. Ich bin auch nicht grundsätzlich gegen Feiertage, solange sie eine Sinnhaftigkeit haben. Übrigens: Bayern hat inzwischen das, was es aus dem Länderfinanzausgleich erhalten hat, schon 17-mal zurückgezahlt.

Bayernpartei
Im Interview: Florian Weber

Jahrgang 1963, kämpft als Chef der Bayernpartei für die Unabhängigkeit Bayerns – bislang vergeblich. Bei der Landtagswahl im Oktober kam die Partei gerade noch auf 1,7 Prozent der Stimmen.

Das Wesen der Solidarität ist aber nun mal: Man hilft dem, der's gerade braucht – ohne Bilanz zu ziehen, ob es sich unterm Strich für einen lohnt.

Auch da stimme ich mit Ihnen überein. Es geht auch gar nicht um eine Gegenleistung. Aber ich finde, dass Solidarität schon auch an eine gewisse Sinnhaftigkeit geknüpft sein sollte. Wenn ich wirklich helfen will, dann will ich beim anderen auch das Bestreben erkennen, mit dem Geld halbwegs zielführend umzugehen. Natürlich klappt das nicht immer zu 100 Prozent. Aber man sollte es versuchen. Mein Vorschlag wäre ein neuer Feiertag, wenn der Berliner Flughafen fertig wird. Das wäre eine echte Leistung.

Sie sind gar nicht gegen einen weiteren Feiertag in Berlin, sondern speziell gegen diesen Feiertag?

Ich finde schon, dass es für die Einführung eines Feiertags einen gesellschaftlichen Konsens braucht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Zustimmung zu diesem Feiertag in Berlin so rasend groß ist – abgesehen davon, dass es natürlich immer schön ist freizuhaben.

Die Bayernpartei ist eine sehr männlich dominierte Partei. Kann es sein, dass Ihnen auch einfach das Verständnis für das Anliegen dieses Feiertags fehlt?

Unsinn, dafür habe ich sehr großes Verständnis. Ich will das Problem absolut nicht kleinreden: Frauen sind in vielen Bereichen benachteiligt, das ist keine Frage. Und da gibt es vieles, was wir ändern müssen. Aber mit einem Feiertag wird uns das sicher nicht gelingen. Das ist eine reine Agitprop-Maßnahme, die aus einem bestimmten ideologischen Hintergrund, aber eben nicht aus der Mitte der Gesellschaft kommt. Ich finde es auch bezeichnend, dass sich Berlin jetzt in die Reihe von so grandiosen Staaten wie Kasachstan und Nordkorea stellt. Da frage ich mich schon, ob man die Berliner Politik dann noch ernst nehmen kann.

Kann es sein, dass Sie sich nur bei den Berlinern unsympathisch machen wollen? Schließlich haben Sie schon mal bei der Europawahl um Berliner Stimmen geworben – mit dem Slogan „Wollt ihr nicht auch die Bayern loswerden?“.

Das gilt natürlich nach wie vor. Wer uns Bayern in Berlin loswerden will, für den gibt es nur eines: Bayernpartei wählen. Ich finde Berlin im Übrigen ausgesprochen sympathisch. Unsympathisch sind mir nur bestimmte politische Aktivitäten, die in der Berliner Politik offenbar mehrheitsfähig sind. Das hat aber nichts mit den Menschen zu tun.

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9 Kommentare

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  • Ja die Bayern sind halt anders. Ich habe enge Verwandte dort unten (die Bayern legen aber Wert darauf, dass sie oben und wir unten sind) die erzählten mir letzten folgendes:



    Die Bayern hätten die 5 zusätzlichen Feiertage verdient, weil sie viel besser arbeiten würden, da fiele das nicht ins Gewicht. Die Nordlichter wären bekanntermaßen nicht so produktiv und dürften keine weiteren Feiertage erhalten.



    Mit dem Abi der Fischköppe wäre es ähnlich. Die Bayern haben ja lange das Abitur aus SH nicht anerkannt, denn deren Abi sei ja viel schlechter und die bayerischen Schüler viel besser als der deutsche Durchschnittsschüler. Ob das auch auf Berlin zutrifft weiß ich nicht. Liebe Berliner, Seid ihr auch so schlecht?



    Auf Nachfrage wurde mir bestätigt, dass das kein Witz sei, sie wären wirklich besser, das sähe man auch schon daran, dass es ein Freistaat sei und Bayern eigentlich gar nicht zu Deutschland gehöre. Zudem könnten wir froh sein, dass Bayern mit Audi und BMW die besten deutschen Autos hätten und den Rest der Republik alimentiere.

    Ansonsten sind die Bayern echt nett.

  • "Mein Vorschlag wäre ein neuer Feiertag, wenn der Berliner Flughafen fertig wird. Das wäre eine echte Leistung."

    Das könnte dann noch etwas dauern, der TÜV und der Aufsichtsrat beraten heute, ob der Zeitplan eingehalten werden kann, der TÜV hat da wohl erhebliche Zweifel.

    m.pnn.de/brandenbu...nken/24067224.html

    • @Sven Günther:

      Wenn ich gehässig wäre, was ich natürlich nicht bin, dann würde ich den Bayern auch ein solches Projekt wünschen. Nach BER und Stuttgart21 dann vielleicht ein München27?



      Schaun mir mal.

  • 9G
    91672 (Profil gelöscht)

    Zitat: 'Das ist eine reine Agitprop-Maßnahme, die aus einem bestimmten ideologischen Hintergrund, aber eben nicht aus der Mitte der Gesellschaft kommt.



    Frage: 'Herr Weber, meinen Sie damit 'Beeinflussung der Massen mit dem Ziel, in ihnen revolutionäres Bewusstsein zu entwickeln', wie es im Duden steht?'



    Herr Weber: 'Ja'.

  • Ich kann dem Herrn aus Bayern sagen, dass wir an unserem Kampftag nun auch Feiern dürfen, nicht nur die Herren am Männertag (heißt in Bayern, glaub ich, Himmelfahrt). Viel interessanter ist aber, dass die BL mit den meisten Feiertagen auch am reichsten sind. Eindeutig ein Beweis dafür, dass erholte Leute mehr erwirtschaften !! Berlin braucht also noch viel mehr Feiertage!!

  • Immer dieses piefige und billige Herumgereite auf der Kohle aus dem Länderfinanzausgleich,als ob ein Bayer deswegen weniger Steuern zahlen würde,wenn es den nicht gäbe.



    Klar würden die Bayern Berlin gerne vorschreiben,was geht und was nicht,aber dafür müssten sie schon moch ein paar Kröten drauflegen.



    Obwol,sie unterwandern ja sogar Kreuzberg ,die verhaßte linksgrüne Hochburg, schon sehr erfolgreich.



    Am O-Platz ein Hotel,dann die geliebte Markthalle in der Eisenbahnstrasse.Alles schon in bayrischer Hand.

  • Was für ein absurdes Geschwafel. Ich hab meine Misogynie eigentlich lieber offen und ehrlich, da wissen alle woran sie bei solchen Frauenfeinden sind. Da so drum rum zu labern ist dann eher feige und zeugt noch gerade von politischem Rückgrat Herr Weber.



    Und das ganz ab davon, dass ich Ihnen auch inhaltlich nicht zustimme. Es geht nicht um eine Billige Propaganda Show - wie z.B. an Ostern oder Weihnachten - sondern um die Anerkennung von gesellschaftlicher Ungleichheit und die Würdigung all derer - vor allen Dingen Frauen - die sich um die Bekämpfung dieser Ungleichheit verdient gemacht haben.



    Solche Feiertage sind mir sehr viel lieber, als jene einer kleiner werdenden religiösen Minderheit hier im Lande. Der Staat ist schließlich säkular, zefix noch oans!

    • @BakuninsBart:

      Lieber Bart des Anarchisten, Sie haben so Recht.



      Dass ein Frauenfeiertag nötig war, sieht man nun ganz deutlich an solchen Reaktionen. Allein das wäre es wert!

      Bayern war anders, ist anders und bleibt anders.



      Bayern ist CSU.



      Bayern ist FJS, Gott hab ihn selig.



      Bayern ist AfD.



      Für Bayern’s Frauen gelten immer noch KKK als das einzige Richtige.

      Vermutlich sind in Bayern die Bevölkerungsverhältnissse auch andere. Bei denen sind nicht 51% Frauen, sondern nur 10?

    • @BakuninsBart:

      Zefix noch amoi!



      Ansonsten d'accord...