Kommentar Aus für den Airbus „A380“: Riesenvögel am Boden

Das Aus für den A380 ist bedauerlich, weil der Transport in Großflugzeugen ökologischer ist. Nur machten die Kunden der Airlines nicht mit.

Ein A380 der Lufthansa

Die Produktion wird eingestellt: der Airbus A380 Foto: ap

Das Ende kommt 50 Jahre nach dem Start des ersten „Jumbo“, den die amerikanischen Flugzeugbauer von Boeing jahrzehntelang auf Reisen schickten. Nun folgt der einzige Konkurrent Airbus dem Trend der Zeit und stellt die Produktion des Mega-Jumbos „A380“ ein. Das ist eigentlich bedauerlich.

Die Grundidee ist nämlich zwingend: Möglichst viele Menschen in einem Rutsch von Kontinent zu Kontinent zu transportieren spart Kerosin, senkt den CO2-Ausstoß und vermindert andere Schadstoffemissionen. Doch seit dem Erstflug für Singapore Airlines im Oktober 2007 konnte der Riesenvogel solche Erwartungen nie wirklich erfüllen. Um solch ehrgeizige Öko-Ziele zu erreichen, hätte der „A380“ voll ausgelastet sein müssen.

Das war aber zu selten der Fall. Weil die Verbraucher – wie bei anderen umweltfreundlichen Ideen – nicht recht mitspielten. Statt mit dem „A380“ zu einem „Hub“ zu fliegen und von dort in kleineren Flugzeugen ans Ziel zu reisen, verlangten sie zunehmend Direktverbindungen von A nach B. Weltweit. Berufliche Vielflieger wie auch Touristen, die schnell mal nach Kalifornien zum Sonnenbaden jetteten, verweigerten sich dem (alten) Zeitgeist.

Auch die Airlines weigerten sich, mit Kampfpreisen gegenzusteuern. Denn auch ihre Konzepte mit dem teuren Flieger waren auf Kante genäht. Lieber kündigten sie Optionen und stornierten frühere Bestellungen. Neue konnte Airbus schon lange kaum noch an Land ziehen.

Es gibt noch einen anderen Grund für die Bauchlandung des 14-Milliarden-Projektes. Zur Geburt des Riesenvogels waren auf Langstrecken vier Triebwerke technisch notwendig. Doch kaum war der „A380“ gestartet, zeichnete sich auch bei Airbus ab, dass man mit zwei Triebwerken ebenfalls weit kommen könnte. Dadurch verringerte sich der Vorsprung des „A380“ beim ökologischen Fußabdruck pro Passagier. Letztlich dürfte dieses Plus sogar nahezu verschwunden sein. So scheint der Niedergang der Riesenflieger heute unausweichlich. Auch Boeing hat das Ende seines „Jumbos“ eingeläutet. Für die Umwelt muss das keine gute Nachricht sein.

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Soziologe und promovierter Wirtschaftswissenschaftler. Spezialgebiete: Banken/Versicherungen/Finanzmärkte und maritime Industrie. Arbeitet seit 1995 als freier Wirtschaftspublizist in Hamburg. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, zuletzt „Gewinn ist nicht genug! 21 Mythen über die Wirtschaft, die uns teuer zu stehen kommen“, Rowohlt Verlag, Reinbek 2021.

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