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Ankerzentren in BayernUm vier Uhr früh wird abgeschoben

Die bayerischen Ankerzentren sind ein Ort der Isolation und der Angst. Die Stimmung kann eskalieren – wie jetzt in Donauwörth.

Ankerzentrum in Manching: kritischen Organisationen wird kein Zutritt gewährt Foto: imago/Michael Trammer

Ingolstadt/Berlin taz | Die Nächte sind immer das Schlimmste für Farhad S. und die sieben Mitbewohner, mit denen er in der Containeranlage in Ingolstadt das Zimmer teilt. „Bis drei Uhr oder auch bis fünf liegen wir wach, können nicht schlafen, flüstern miteinander“, erzählt der 23-jährige Mann aus Afghanistan auf Englisch. „Wir sind alle depressiv, wir haben alle psychischen Stress und denken darüber nach, wie es mit uns weitergeht.“

So geht das schon seit über einem Jahr, im September 2017 ist S. als Asylbewerber nach Deutschland gekommen. Er habe sich in Kabul geweigert, Schwarzgeld zu waschen, und sei deswegen bedroht worden. Nun sitzt er in der Sammelunterkunft, die bis Ende Juli noch „Transitzentrum“ hieß, seit August trägt sie auf Geheiß der Bayerischen Staatsregierung den Titel „Ankerzentrum“. Nachts kommt oft die Polizei – „immer um vier Uhr“, sagt S. Dann stehe eine Abschiebung an, er habe schon viele miterlebt.

Seit August wird jeder neu ankommende Flüchtling in Bayern in einem der sieben Ankerzentren im Freistaat einquartiert. Dort muss er bleiben, bis über seinen Fall entschieden ist. „Anker“ steht für „Ankunft, Entscheidung und Rückführung“. Möglichst schnell, effektiv und ohne unnötige Bürokratie soll das gehen, in den Zentren sitzen die Entscheidungsträger mit Außenstellen direkt vor Ort – das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) sowie das Verwaltungsgericht, die Rückkehrberatung und die Arbeitsagentur. Alles soll in einem Rutsch erledigt werden.

Bayern setzt damit um, was Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) für ganz Deutschland vorschwebt. Vorgesehen ist eine Verweildauer von maximal sechs, bei bestimmten Gruppen auch bis zu 24 Monaten. Wie lange die Flüchtlinge aber tatsächlich dort ausharren, darüber gibt es bisher keine Auskunft vom bayerischen Innenministerium oder von der Regierung von Oberbayern.

Auch in Sachsen gibt es seit Anfang August ein Ankerzentrum, seit Ende September eines im saarländischen Lebach. Ende Oktober besuchte Seehofer die Einrichtung und zeigte sich zufrieden: „Nur vier Wochen nach der Inbetriebnahme dieser Ankereinrichtung bin ich von der guten und reibungslosen Zusammenarbeit der beteiligten Stellen beeindruckt“, sagte er.

Wer reindarf bleibt offen

In der Ingolstädter Marie-Curie-Straße 13, einer von drei Außenstellen des Ankerzentrums Manching, berichtet Farhad S. derweil vom Alltag in der Unterkunft: Er ist alleine eingereist und volljährig, sein Asylantrag wurde abgelehnt. Seine Angehörigen hingegen – Mutter, Vater und drei jüngere Brüder – haben einen Schutzstatus erhalten und leben in München. Besuchen darf S. sie nicht, weil er wegen der im Ankerzentrum herrschenden Residenzpflicht den Bezirk Ingolstadt nicht verlassen darf. Und sie dürfen nicht zu ihm ins „Camp“, wie die Flüchtlinge die Unterkunft bezeichnen. Besuch von außerhalb ist verboten, rund um die Uhr bewachen Sicherheitsleute das hoch eingezäunte Areal. S. könnte die Familie nur außerhalb in Ingolstadt treffen.

Ein Gefängnis ist das Camp zwar nicht, aber es ist ein abgesperrter Ort: Außer den Behörden und anderen Berechtigten wie etwa der Caritas-Sozialberatung darf niemand hinein. Verwandte oder auch Freunde der Kinder in der Unterkunft werden abgewiesen. Der Bayerische Flüchtlingsrat habe offiziell Hausverbot, sagt Jana Weidhaase von der Organisation. „In den letzten Monaten hat sich das Beratungsangebot für die Geflüchteten in den Unterkünften zwar erweitert, aber kritischen Organisationen wird der Zutritt weiter verwehrt.“

Eine Sprecherin der Regierung Oberbayerns bestreitet ein generelles Hausverbot

Eine Sprecherin der Regierung Oberbayerns bestreitet ein „generelles Hausverbot“ und betont, grundsätzlich werde „jeder einzelne Zutrittsantrag geprüft“. Derzeit liege „keine offene Anfrage des Bayerischen Flüchtlingsrats“ vor. Auskunft darüber, welche Institution wo reindarf, will die Sprecherin nicht geben – dies sei nicht aussagekräftig, da der aktuelle Stand „sich wöchentlich ändern kann“.

„Schlafen, essen, warten“

Auch Medien erhalten keinen Zutritt. Das Innere des Ankerzentrums bleibt für die Öffentlichkeit verschlossen. Im Mai hatte die Regierung von Oberbayern bisher einmalig einen Termin festgelegt, an dem Journalist*innen als große Gruppe, geführt und unter Aufsicht, das Ankerzentrum Manching anschauen durften. Die Bewohner*innen protestierten, um auf ihre Lage aufmerksam zu machen.

Die Stimmung in den Zentren kann eskalieren. So endete beispielsweise eine Essensausgabe im Ankerzentrum in Donauwörth jetzt in einer Randale von 50 Bewohnern. Ein Mann hatte sich beschwert, weil er keine zusätzlichen Semmeln bekommen hatte, teilte die Polizei am Sonntag mit. Daraufhin solidarisierten sich mehrere Bewohner mit dem Mann. Einer von ihnen soll den Angaben zufolge dabei mit einer Bierbank gegen eine Scheibe des Speisesaals geschlagen und das Glas beschädigt haben. Polizisten rückten an und beruhigten die Situation. Verletzte gab es nicht.

Bayernweit gibt es derzeit dem bayerischen Innenministerium zufolge 14.000 Plätze in den Ankerzentren, gegenwärtig sind 9.000 belegt. „Schlafen, essen, warten“ – so beschreibt S. das Leben im Ankerzentrum.

Die Menschen erhalten vor allem Sachleistungen, also etwa ein Bett, dreimal am Tag eine Mahlzeit und Tickets für den öffentlichen Nahverkehr. Nur was sich durch Sachleistungen nicht regeln lässt, wird durch Geldleistungen abgedeckt. Die Bewohner erhalten ein Taschengeld von 90 Euro im Monat und jedes Vierteljahr 100 Euro für Bekleidung.

„Menschenunwürdig“

Der Bayerische Flüchtlingsrat lehnt Ankerzentren ab, er bezeichnet sie als „Abschiebe­lager“. Die Lebensbedingungen seien „menschenunwürdig“, heißt es in einer Stellungnahme. Beklagt werden „hohe Zäune, geschlossene Tore, Überwachung, Wohnen auf engstem Raum“. Vor allem gehe es um Abschottung.

Auch Pro Asyl kritisiert die Ankerzentren scharf – sie behinderten nicht nur jede Integration, zu befürchten sei auch eine Entrechtung der Menschen. „Die ersten Erfahrungen mit den Ankerzentren bestätigen unsere Befürchtung“, sagt Günter Burkhardt, Geschäftsführer der NGO. Die Anerkennungsquote für Schutzsuchende aus Afghanistan etwa liege in Manching bei rund 27 Prozent, also weit unter dem Bundesdurchschnitt von etwa 49 Prozent – das geht aus einer Kleinen Anfrage der Linkspartei an die Bundesregierung hervor. Die Ursachen dafür sieht Burkhardt unter anderem in der Isolation in den Zentren. Wenn Ehrenamtliche keinen Zugang hätten, fehle es an unabhängiger Beratung.

Im Koalitionsvertrag heißt es: „Eine unabhängige und flächendeckende Asylverfahrensberatung ist zu gewährleisten.“ In den bayerischen Ankerzentren wird diese durch Bamf-Mitarbeiter*innen durchgeführt. „Parallel existieren auch weiterhin Beratungsangebote zum Asylverfahren durch Wohlfahrtsverbände“, teilt das Bamf auf Nachfrage mit.

Da Vertreter*innen der Verbände das Ankerzentrum unter Umständen aber gar nicht betreten dürfen, ist der Zugang zur Beratung erschwert.

Da Vertreter*innen dieser Verbände das Ankerzentrum unter Umständen aber gar nicht betreten dürfen, ist der Zugang zur Beratung erschwert. Schutzsuchende müssen die Einrichtung verlassen und sich aktiv Hilfe suchen. Einige Aktivist*innen fahren in unregelmäßigen Abständen mit einem Bus zu den Unterkünften in Manching und Ingolstadt und bieten dort mit Unterstützung von Pro Asyl und dem Bayerischen Flüchtlingsrat ihre Unterstützung an. Dieser ist auch telefonisch erreichbar.

Unabhängig sei die Beratung durch das Bamf nicht, kritisiert Burkhardt. Vor allem fehle es an Informationen, wie man gegen negative Bescheide vorgehen und an welche Anwält*innen man sich dafür wenden könne. „Es ist völlig abwegig, dass ein Bamf-Berater den Flüchtling so beraten kann, dass er gegen den eigenen Arbeitgeber vor Gericht zieht“, sagt er.

Anwaltliche Vertretung oft nicht möglich

Die Bundesrechtsanwaltskammer kritisierte im Oktober, auch die Möglichkeit, unabhängige rechtliche Beratung in Anspruch zu nehmen, sei nicht gesichert. In den Ankerzentren sei vorgesehen, dass die persönliche Anhörung direkt bei Stellung des Asylantrags durchgeführt werde. Die Einrichtungen seien aber meist abseits der Städte gelegen, potenzielle Anwält*innen weit weg. „Dies wird zur Folge haben, dass Asylantragsteller während der persönlichen Anhörung überwiegend nicht anwaltlich vertreten sein werden“, heißt es in der Stellungnahme. Einige Münchner Rechtsanwälte bieten immer wieder in Ingolstadt kostenlos ihre Hilfe an.

Doch auch dorthin müssen die Geflüchteten erst einmal kommen. Die Einrichtung in der Marie-Curie-Straße etwa liegt mitten in einem Ingolstädter Gewerbegebiet, in der Nähe ist die riesige Erdölraffinerie zu sehen. Jede Stunde kommt ein Bus, die Haltestelle heißt „Existenzgründerzentrum“.

Im Westen Ingolstadts liegt das Heim an der Neuburger Straße, das ebenfalls an Manching angeschlossen ist. Dort lebt Dimitry S. aus der Ukraine derzeit mit seiner Frau und den zwei Töchtern – die jüngere ist vier Monate alt. Seit mehr als anderthalb Jahren sind sie hier. In Kiew hat S., so erzählt er, als Jurist für Oppositionsparteien gearbeitet, um die grassierende Korruption aufzudecken. Dann steckte ihm jemand, dass er bald verhaftet würde.

Die Familie hat zwei Zimmer, aber keine Kochgelegenheit. Zu bestimmten Zeiten wird Verpflegung ausgegeben. „Es gibt kein Privatleben“, sagt der 32-Jährige, die Zimmertüren könnten nicht abgeschlossen werden. Sie haben deutsche Freunde mit Kindern in Ingolstadt. Besuchen können die sie aber nicht. „Wir wollen uns integrieren“, sagt Dimitry S., „aber es wird uns schwergemacht.“

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31 Kommentare

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  • Zum Begriff "Ankerzentrum", ein Vergleich:



    "LTI – Notizbuch eines Philologen (Lingua Tertii Imperii) ist ein 1947 erschienenes Werk von Victor Klemperer, das sich mit der Sprache des Nationalsozialismus befasst.

    Bereits sein Titel ist eine Parodie auf die ungezählten Kürzel aus der Sprache des Nationalsozialismus wie beispielsweise BDM (Bund Deutscher Mädel), HJ (Hitlerjugend), DAF (Deutsche Arbeitsfront), NSKK (Nationalsozialistisches Kraftfahrkorps), KdF (Kraft durch Freude). Klemperer erklärt dazu im ersten Kapitel: „Ein schönes gelehrtes Signum, wie ja das Dritte Reich von Zeit zu Zeit den volltönenden Fremdausdruck liebte: Garant klingt bedeutsamer als Bürge und diffamieren imposanter als schlechtmachen. (Vielleicht versteht es auch nicht jeder, und auf den wirkt es dann erst recht.)“ Er kommt zum Ergebnis, dass die Sprache in der Zeit des Nationalsozialismus die Menschen weniger durch einzelne Reden, Flugblätter oder Ähnliches beeinflusst habe, als durch die stereotype Wiederholung der immer wieder gleichen, mit nationalsozialistischen Vorstellungen besetzten Begriffe. ..."



    de.wikipedia.org/w...h_eines_Philologen

    • @Uranus:

      Für legales Vorgehen, Gründlichkeit und Bürokratie ist Deutschland ja bestens bekannt. Das Interessante in diesem Fall, in dieser Zeit ist, dass sich der Staat "Rechtsstaat" nennt und meint, ein "demokratisches" Fundament zu besitzen. Die Verfassung scheint angesichts herrschenden Unrechts wie HartzIV und den Asylbedingungen bloße Makulatur zu sein. Sollten sich einige dazu erdreisten, dieses Bild der Demokratie ernstzunehmen und bspw. Asylsuchenden zu ihrem Recht zu verhelfen, wird versucht, diese zu delegetimieren bspw. als "Antiabschiebeindustrie" oder als "Schlepper-NGOs". Gleichzeitig werden die Gesetze weiter verschärft und umgesetzt. "Ankerzentrum"? Da geht noch was! ;/

      • @Uranus:

        "Abschiebungen aus Deutschland



        Neue Härte gegen Ausgewiesene



        Bundesinnenminister Horst Seehofer und einige seiner Länderkollegen wollen rigider abschieben. Bald soll es einen neuen Gesetzentwurf geben."



        www.taz.de/Archiv-...C3%A4rfung/Staaten, in denen Folter angewendet wird, sollen als "sicher" erklärt werden:



        "Die Maghrebstaaten sollten als „sicher“ eingestuft werden, plädiert Miriam Marnich im Innenausschuss des Bundestags für den Städte- und Gemeindebund."

        Und der Rechtsruck geht weiter:



        " Um Stimmen aus der eigenen Partei kämpft man am besten mit rechtem Populismus, und auf dem Rücken von Migrant*innen. Sei es Jens Spahn, der den UN-Migrationspakt noch mal von vorne bis hinten durchdiskutieren will, Annegret Kramp-Karrenbauer, die zum wiederholten Male den Doppelpass in Frage stellt – oder Friedrich Merz, der sagt, man müsse über das Fortbestehen des Grundrechts auf Asyl „offen diskutieren“."



        www.taz.de/!5549995/



        Auch in der Linken. Siehe Ramelows Aussagen kürzlich. Es geht weiter und weiter. Als ob es keine andere Themen gäbe. Wann checken die opportunen Rassist*innen, dass die Rechten, ihren Hals nie voll kriegen werden? Bei welchen anderen Themen wollen sie dann auch über deren Stöckchen springen? Was für ein Wahnsinn! Denke ich an Deutschland in der Nacht ...

  • „Anker“ steht für „Ankunft, Entscheidung und Rückführung“

    Es ist kein Zufall, dass von Überprüfung oder gar Einbürgerung keine Rede ist.

    Meiner Meinung nach sind Vergleiche mit Haftanstalten oder gar Konzentrationslagern, wie sie hier in den Kommentarspalten angestellt werden, nicht zielführend.

    Es genügt völlig, die menschenunwürdigen Zustände und Abschottung von der Öffentlichkeit zu benennen und zu kritisieren.

    Was man auch benennen sollte, ist die Tatsache, dass dort faktisch regelmäßig Todesurteile gefällt werden.

    Wenn ein abgeschobener Mensch in dem Land, in das er abgeschoben wurde, zu Tode kommt, tragen die Entscheidungsträger und jene, die dies durchsetzten (Polizisten, Piloten) eine große Mitschuld.

    Die Wut, Empörung und die Assoziationen, die dadurch ausgelöst werden, sind unvermeidlich und könnten eher ein Umdenken auslösen als unsachliche Vergleiche.

  • Wir brauchen ein ordentliches Asylrecht, derzeit ist es rechtlich nicht möglich Asylgesuche schnell und gerecht zu bearbeiten.

    Aber statt mal ein neues verbessertes Asylrecht auf den Weg zu bringen, versucht unser Innenminister das geltende Recht zu umgehen und zu brechen.



    Das ist der falsche Weg!!!

    Ankerzentren kann man übrigens gut mit einer JVA nach amerikanischem Vorbild vergleichen.

    • @Fallenangel85:

      "Ankerzentren kann man übrigens gut mit einer JVA nach amerikanischem Vorbild vergleichen."

      Das ist dermaßen falsch, dass sogar das Gegenteil nicht stimmt:

      www.youtube.com/watch?v=WJHY9O3xwjk

      • @Jens Frisch:

        Das Video sagt garnichts, es sieht genauso aus wie in einem deutschen Ankerzentrum.



        Erkläre mir bitte was genau du meinst?

      • @Jens Frisch:

        Der einzige Unterschied ist das wir dafür geld ausgeben, statt etwas zu sparen oder zu verdienen.

  • Wer Lager einrichtet, braucht sich nicht über Lagerkoller und dessen Folgen zu wundern. Wenn man Islamisten züchten will, macht man es genau so.

    • @PPaul:

      ... was wiederum die rassistische Haltung gegenüber Geflüchteten bestärken und womit weitere Law and Order Maßnahmen begünstigen würde.

  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Natürlich kann man Ankerzentren nicht mit KZ's vergleichen. Aber der Mensch wird hier Gegenstand einer reibungslos funktionierenden bürokratischen Abschiebemaschine. Oberstes Ziel ist nicht die Anerkennung, sondern die Aberkennung. Nach dem Motto: Diese Menschen passen nicht zu uns, diese Menschen müssen weg.



    Die Frage ist, wie hätte Seehofer auf einen Ansturm aus dem krisengeschüttelten Südamerika reagiert auf hunderttausende von Katholiken, die Bayerns Kirchen wieder füllen würden?



    Nehmen wir mal den Fall von Argentiniern mit italienischen Vorfahren, die haben alle das Recht auf die italienische Staatsbürgerschaft. Die Anfrage ist gross, die Konsulatsabteilungen in Rosario und Buenos Aires sind völlig überlaufen. Die italienischen Beamten haben Weisung die Bearbeitungszeit so lange wie möglich zu verzögern. Aufhalten können sie den Ansturm aber nicht.



    Ich will damit sagen, dass Seehofers Bayern keine Moslems und farbigen Einwanderer will, aber wenn der Einwanderer aus Córdoba kommen würde, Di Tomaso oder vielleicht gar Müller heisst, Fachkraft ist und gläubiger Katholik, hätte er bestimmt nichts einzuwenden.

  • Wenn die Migranten in Ankerzentren konzentriert werden, könnte man sie auch konzentrations-Lager nennen. Vielleicht ist der Begriff angesichts von Dachau belegt, doch eine gewisse Verwandschaft gibt es schon. Früher hieß es München, Hauptstadt der Bewegung. Jetzt will München wieder sein Maßnahmenpaket exportieren. Wieso streben sich andere Bundesländer dagegen? Es ist wie bei dem Polizeigesetz. Überall werden prügelnde Polizisten angeschuldigt.

    • 9G
      99960 (Profil gelöscht)
      @mdarge:

      Der Vergleich zu Konzentrationslagern ist unredlich und nicht sachdienlich. Ist Ihnen annähernd bewusst, was in Konzentrationslagern geschehen ist?

      • @99960 (Profil gelöscht):

        Sicherlich ist das ein sehr harscher Vergleich, der aber nicht vollständig aus der Luft gegriffen ist.

        So beginnt es immer mit dem entmenschlichen einer bestimmten Bevölkerungsgruppe, 1933 - 1945: „die Judenfrage, Untermenschen, etc., 2015 - 2018: Bezeichnung von geflüchteten Menschen wahlweise als „Asylbetrüger, Naturgewalt (Flüchtlingswelle, Flüchtlingsflut, etc.) oder gleich als Invasion (Messereinwanderung, Nafri, etc.). Diesen Punkt haben wir also bereits hinter uns gelassen.

        Als nächstes folgen Pogrome (9.11.1938), 2015 -2018: Heidenau, Chemnitz,etc. Auch dieser Punkt scheint mir bereits hinreichend abgehakt.

        Danach folgt die Kasernierung. 1933 - 1945 eben in Konzentrationslagern und nun in Anker Zentren. Auch hier: Check.

        Folgt noch das abschneiden von rechtsstaatlicher Kontrolle, 1933 - 1945 durch Übernahme des Rechtstaats durch die Nazis heute durch abschneiden von unabhängigen Beratern und Rechtsanwälten zur Durchsetzung der Rechte. Dieser Punkt scheint mir gerade zu Gange zu sein.

        Schließlich folgte in den Konzentrationslagern die Vernichtung großflächig erst nach der Wannseekonferenz zur „Endlösung der Judenfrage“ und nicht von Beginn an.

        Angesichts dessen, dass wir uns „erst“ auf halbem Weg befinden, erscheint mir der Vergleich durchaus treffend.

      • @99960 (Profil gelöscht):

        Der Begriff Konzentrationslager ist sicher in Deutschland belegt mit den Vernichtungslagern der Nazizeit.

        Allerdings gab es vorher und anderswo bereits Konzentrationslager (Concentration Camps), die sicher nicht mit den Vernichtungslagern vergleichbar sind. Weshalb man hier eigentlich "Konzentrationslager" als Euphemismus betrachten sollte - war ja schon von den Nazis gewählt, der Begriff.

        Mit den vorher existierenden Konzentrationslagern ist das Ankerzentrum durchaus vergleichbar. Immerhin darf man sie verlassen - hat aber kaum eine Chance draußen was zu tun, weil man in irgendeinem hässlichen Industriegebiet ohne Geld feststeckt.

        Es steht zu befürchten, dass die nächste Diktatur das Wort "Ankerzentrum" als Euphemismus verwendet.

  • Anker-Zentren sehe ich skeptisch. Sie werden bestehende Probleme, die es zweifellos gibt, aber vor denen man natürlich auch die Augen verschließen kann, nicht lösen.

    • @Gerhard Krause:

      Ich denke schon, dass damit einige Probleme geloest werden, die aktuell das Recht auf Asyl als ganzes in Frage stellen.

      Schnelle Entscheidungen und die umgehende Rueckfuehrung von nicht Schutzbeduerftigen sind meiner Meinung nach unabdingbar, ansonsten ist das ganze Thema Asyl nicht mehr finanzierbar und auch der Bevoelkerung nicht zu vermitteln.

      Auch werden durch schnelle Verfahren Anreize genommen, sich im Wissen um ein sich jahrelang hinziehendes aber aussichtsloses Asylverfahren auf den Weg nach Deutschland zu machen.

      • @Peer:

        Sind Sie der Meinung, Menschen machen sich einfach mal auf einen tausende von Kilometern langen, lebensgefährlichen Weg nur weil sie glaubten, dass es in Deutschland bessere Smartphones gibt? Nur weil Hunger und Krankheit nicht als Grund für Asyl anerkannt werden, heißt es nicht, dass diese Menschen keines Schutzes bedürfen. Stattdessen diffamiert man diese Menschen als Wirtschaftflüchtlinge.



        Was über Ankerzentren gesagt werden kann, ist: Es sind Einrichtungen ohne öffentliche Kontrolle, ohne Rechtsberatung in denen Menschen auf Grund ihrer Herkunft und des Wunsches in Deutschland zu leben, wie kriminelle Behandelt werden. Stimmt ein KZ ist es noch nicht...

      • @Peer:

        "Nicht Schutzbedürftige"?!

        Warum sind Sie nicht ehrlich und sprechen von "Scheinasylanten"?

        Sie widern mich an! Schämen Sie sich!

        • 9G
          99960 (Profil gelöscht)
          @Lydia Stanke:

          Wie sollte er Scheinasylanten sagen, um das Klischee in Ihrem Kopf zu bestätigen? Es sind Menschen, deren Anspruch geprüft und ggf. als nicht schutzbedürftig festgestellt wird.

          • @99960 (Profil gelöscht):

            Das Klischee befindet sich in PEERs Kopf, nicht in meinem!

            Was glauben Sie denn, was rechtsextreme Populisten wie PEER denken, wenn sie von "nicht Schutzbedürftigen" sprechen?

            Ohne die Ansprüche von PEER näher geprüft zu haben, stelle ich fest, dass seine Aufenthaltserlaubnis in den Kommentarspalten der taz verwirkt ist.

            • Max Mustermann , Autor*in Moderator*in ,
              @Lydia Stanke:

              Bitte halten Sie sich an die Netiquette und mäßigen Sie Ihren Ton. Besten Dank

          • @99960 (Profil gelöscht):

            "Nicht-schutzbedürftig" ist sehr beschönigend. Es geht überwiegend um Flüchtlinge, die in ihrer Heimat keine wirtschaftlich tragfähige Lebensperspektive haben. Schutzbedürftig sind diese alle. Ehrlicherweise wollen wir - die Mehrheit der in d Lebenden - nicht allen Schutzbedürftigen helfen.

            Zu meinen, dass das deutsche Asylverfahren Schutzbedürftige und nicht Schutzbedürftige trennt, ist Selbstbetrug.

  • Anker-Zentrum !

    So etwas kann nur jemandem einfallen der vollständig geschichtsvergessen ist und sich in keinster Weise für unsere, mit Leben und Blut erkämpften Werte einsetzt.

    • @Sonnenhaus:

      Das Asylrecht in der bisher praktizierten Form ist nicht durchhaltbar. Es wird nicht funktionieren, wenn jeder der hundertausenden Asylantraege jahrelang die Gerichte beschaeftigt und am Ende Abschiebungen dann eh nicht stattfinden koennen. Und das Resultat sieht man ja: Mit allen Mitteln wird nun versucht, jeden(!) vom Betreten eurpaeischen Bodens abzuhalten um zu vermieden, dass derjenige einen Asylantrag stellt.

      Man kann das Asylvefahren deutlich beschleunigen, oder das Asyl abschaffen. Andere Loesungen sehe ich nicht.

      • @Peer:

        Das, was in den Ankerzentren geschieht, ist de facto eine Abschaffung des Asylrechts, da die Betroffenen praktisch keine Möglichkeit einer unabhängigen Rechtsberatung haben.

        • @Kolyma:

          Sie schreiben einen absoluten Unsinn, das Asylrecht ist im GG verankert, es gibt genug Rechtsprechung dazu, die Bewohner können das Heim verlassen wann sie wollen und sich genug Rechtsberatung holen. Sie und ich müssen schließlich auch in die RA-Kanzlei gehen.

  • 9G
    98983 (Profil gelöscht)

    erinnert mich an KZs

    • 9G
      99960 (Profil gelöscht)
      @98983 (Profil gelöscht):

      An welches KZ denken Sie den als Vergleich?

    • @98983 (Profil gelöscht):

      Waere mir neu, dass man KZ mit Taschengeld versorgt verlassen kann.

    • @98983 (Profil gelöscht):

      Das ist aber eine ziemliche Relativierung der Umstände in KZs.

      Sorry, auch wenn die Ankerzentren auf jeden Fall menschenunwürdig sind, so ist der Vergleich mit KZs doch schwer daneben.

      Nicht immer ist die große Keule sinnvoll.