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AfD-Demo und Gegenprotest in BerlinZehntausende gegen Rechts

Zu Land und zu Wasser: In Berlin haben tausende für und mehrere zehntausend Menschen gegen die AfD demonstriert.

Vorne bunt, hinten braun: DemonstrantInnen rund um den Berliner Hauptbahnhof am Sonntag Foto: dpa

Berlin taz | Die Abschlusskundgebung der AfD am Brandenburger Tor ist von GegendemonstrantInnen umzingelt. Von allen Seiten umgeben sie den Platz, Zäune, Absperrgitter und viel behelmte Polizei sind nötig, damit die Massen nicht in die Kundgebung strömen. Ihre Rufe, „Ganz Berlin hasst die AfD“ oder „Nazis raus“, sind so laut, dass man die Redner der AfD nur schwer versteht.

Parteichef Jörg Meuthen spricht, auch die Vizes Albrecht Glaser und Georg Pazderski. „Zum Schluss der Höhepunkt: Dr. Alexander Gauland“, sagt Guido Reil dann, einer der beiden Organisatoren der AfD-Demo. „Wir stehen hier, weil wir unser Land lieben“, ruft Gauland ins Mikrofon. Die „Konsensparteien“, wie Gauland die politische Konkurrenz nennt, dagegen liebten „die Fremden, nicht euch“. Er versucht die GegendemonstrantInnen zu übertönen, wird immer lauter bis er so ins Mikrofon brüllt, dass die Boxen dröhnen.

Die Demonstration der AfD ist angekommen, hier auf dem Platz hinter dem Brandenburger Tor. Damit hat die Partei zumindest ein Ziel ihrer heutigen Veranstaltung erreicht. Als Erfolg dürfte sie diese Demonstration dennoch kaum werten können: Auf der gerade mal 1,5 Kilometer langen Route wartete an jeder Ecke lautstarker Gegenprotest. Am gegenüberliegenden Ufer der Spree während der Auftaktkundgebung, an den Straßenkreuzungen und Plätzen entlang der Route, auf Brücken über den und auf Booten auf dem Fluss: Überall, wo die AfD war, waren die GegendemonstrantInnen schon da. Und sie waren mehr: Rund 5.000 TeilnehmerInnen zählte die Polizei aufseiten der AfD, rund 25.000 bei den vielen verschiedenen Veranstaltungen des Gegenpro­tests.

Testlauf nach der ­Bundestagswahl

Dieser Sonntag war ein Test, in mehrfacher Hinsicht: Würde es der AfD gelingen, bei ihrer ersten großen Demonstration nach der Bundestagswahl zu punkten? Schafften es die Rechtspopulisten, ausgerechnet in Berlin genügend Anhänger zu mobilisieren, um die Straßen für sich zu beanspruchen? Oder würden andere Bilder von diesem Tag bleiben, Bilder einer weltoffenen Stadt, die für vieles steht, was der AfD ein Dorn im Auge ist?

Im Herbst 2015 hatte die AfD noch fast ungestört den Boulevard Unter den Linden entlangziehen können. Zwischen 5.000 und 6.000 Menschen folgten damals ihrem Aufruf, dagegen stellte sich weniger als die Hälfte. Die linke Szene, die Antifa, war da, aber vom Rest der Stadtgesellschaft war wenig zu sehen.

Gleich mehrere Bündnisse

Das war dieses Mal völlig anders: Schon im Vorfeld hatte man das Gefühl, kaum eine Initiative oder Institution dieser Stadt beteiligte sich nicht an einem der zahlreichen Gegenbündnisse. Im größten hatten sich unter dem Titel Stoppt den Hass – Stoppt die AfD mehr als 120 Organisationen versammelt. Dazu kam eine eigene Demonstration der Theater– und Kunstszene, ein riesiger Demo–Rave der Berliner Clubs, eine Boots– und Floßdemo auf der Spree und eine explizit antirassistische Kundgebung.

Auch Blockaden waren geplant, hier griff die Polizei allerdings von Anfang an hart durch: Noch bevor die DemonstrantInnen die Route der AfD erreicht hatten, setzte sie Pfefferspray und Schlagstöcke ein. BeamtInnen traten auf DemonstrantInnen, die schon am Boden lagen. „Das war nicht verhältnismäßig“, sagte die Bundestagsabgeordnete der Linkspartei, Martina Renner, die als Beobachterin bei der Demo dabei war. Pfefferspray gehöre ohnehin nicht auf Einsätze wie diesen.

Doch weder hier noch anderswo lassen sich die GegendemonstrantInnen entmutigen: Wenig später strömen überall aus den Seitenstraßen diejenigen herbei, die beinahe verloren gegangen waren. Die Reste schließen sich mit der Glänzenden Demo der Künstler zusammen, tausenden Menschen, die golden und silbern schimmernde Rettungsfolien über ihren Köpfen wehen lassen. „Glamour gegen die AfD“ steht auf einem Schild, „AfD: A Fucking Disgrace“ auf einem anderen.

Gegen 14 Uhr nähert sich der Zug der AfD-Route. Das Pfeifkonzert ist ohrenbetäubend. „Ganz Berlin hasst die AfD“, skandiert die Menge. Es ist kaum möglich, auf der Demostrecke zu laufen, ohne der AfD in Seh- und Hörweite zu kommen. Und jedes Mal finden sich Hunderte oder Tausende, die zeigen, was sie von der AfD halten: gar nichts.

Ab 12 Uhr mittags hatten sich die AnhängerInnen der rechtspopulistischen Partei am Hauptbahnhof versammelt, Plakate mit Aufschriften wie „Arrest Merkel“ und „Finger weg von Höcke“, in der Mitte eine große schwarze Fahne: „Widerstand“ steht in weißer Frakturschrift darauf. Auch Pegida-Fahnen sind zu sehen, obwohl die nach Angaben von Steffen Königer, einem der beiden Organisatoren der AfD-Demo, nicht erlaubt sein sollen.

Bürger in Shorts und Sommerkleidern stehen hier in der prallen Sonne neben jungen Männern mit strengem Scheitel. Insgesamt sind hier mehr Alte als Junge, mehr Männer als Frauen – wie immer bei der AfD. Unter den DemonstrantInnen finden sich auch Anhänger der rechtsextremen Identitären Bewegung, gut zu erkennen an T-Shirts mit dem Logo der völkischen Organisation. Im Vorfeld hatte die AfD angekündigt, die Identitäre Bewegung auf der Veranstaltung nicht zu dulden.

Auf dem Platz sprechen erst zwei Lokalaktivisten, dann ruft Andreas Kalbitz all die Stichworte über den Platz, die Rechtspopulisten begeistern. Er spricht vom „Schutz deutscher Familien“, von „sozialer Kälte“, sagt, dass der Islam nicht zu Deutschland gehöre und er Frieden mit Russland wolle. Immer wieder brüllen die Demonstranten „Merkel muss weg“, „Wir sind das Volk“ und, sehr aggressiv: „Widerstand, Widerstand.“

Beatrix von Storch, die stellvertretende Fraktionschefin im Bunddestag, spricht, wie so oft, gar von einer Schickalsfrage: „Wir stehen hier und heute am Scheideweg unserer Geschichte“, ruft von Storch nach Kalbitz über den Platz. Es gehe um nicht weniger als die Entscheidung zwischen „Freiheit oder Islamisierung“.

Schleppende Mobilisierung

Schon im Februar hatte die AfD angekündigt, in Berlin demonstrieren zu wollen. Ursprünglich war die Demonstration als Protest gegen die große Koalition gedacht, schlussendlich lief sie unter dem wenig sagenden Motto Zukunft Deutschland. 10.000 TeilnehmerInnen waren angemeldet. Doch die Mobilisierung begann spät und war schleppend – wohl auch, weil die Demo innerhalb des Bundesvorstands der Partei nicht unumstritten war.

Dieser ist, wie die gesamte Partei, gespalten in die, die auf die Arbeit in den Parlamenten setzen und auf eine baldige Regierungsbeteiligung hoffen, und jene, vor allem aus dem radikal rechten AfD-Flügel um Höcke, für die die AfD eine Bewegungspartei ist. Zumindest in Berlin, das hat dieser Sonntag gezeigt, ist die AfD davon aber offenbar weit entfernt.

Dieser Artikel wurde aktualisiert um 17.53 Uhr.

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58 Kommentare

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  • "Bürger in Shorts und Sommerkleidern stehen hier in der prallen Sonne neben jungen Männern mit strengem Scheitel. Insgesamt sind hier mehr Alte als Junge, mehr Männer als Frauen – wie immer bei der AfD." (taz)

     

    "Je mehr der Platz sich füllte, desto klarer wurde: Hier demonstrierte keine Altherrentruppe, sondern ein Querschnitt der Gesellschaft, berichtet SPIEGEL-Redakteurin Melanie Amann. Viele junge Leute waren darunter, sogar einige Kinder, und viele Frauen, die sich für den Anlass herausgeputzt und geschminkt hatten." (Spon)

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @DerFrank:

      ...es war wohl der "Querschnitt der Gesellschaft", war auch nicht anders zu erwarten, war auch 1933 so.

      Deutschland, eine einzige Wiederholung.

  • Echokammer taz!

  • Die Demonstration von vielen Tausenden gegen die AfD sind sicher richtig und wichtig und erfreulich.

    Damit wird wenigsten auch mal sichtbar, dass die AfD mitnichten „das Volk“ repräsentiert.

    Andererseits kann ich die Bedenken derjenigen Kommentatoren teilen, die davor warnen, dass man diese im Grunde durch und durch lächerliche und deplatzierte Volkstanzgruppe AfD möglicherweise nur wieder unnötig durch zuviel Aufmerksamkeit aufwertet. Zumindest in der Vergangenheit war das ja nicht selten der Fall - muss aber in Zukunft nicht so bleiben. Der Zenit der Braunkehlchen dürfte nämlich längst deutlich überschritten sein. Die raffen das aber so ohne Weiteres nie.

    • @Rainer B.:

      Lieber Rainer B.

      warten wir mal ab bis nach den nächsten Landtagswahlen. Sie werden sehr überrascht sein über den noch nicht überschrittenen Zenit.

      Die Leichen im Keller (Stichwort Bamf) kommen ja jetzt erst zum Vorschein.

      • @Horst Leverkusen:

        Als ob die AfD akzeptable Vorschläge bzw. praktikable Lösungen zu all diesen Themen zu bieten hätte. Hat sie nicht.

        Sie macht nach altbekanntem Muster Stimmung gegen Flüchtlinge, Ausländer und Moslems und bewegt sich damit programmatisch auf einer Linie mit der NPD, den Republikanern, der Schill-Partei, der Deutschen Volksunion und diversen anderen Rechtsaussen-Ablegern.

         

        Das hat immer wieder mal zu beachtlichen Wahlerfolgen geführt und danach dann regelmäßig zu Auflösung und Bedeutungslosigkeit. In den Tiefen der Ebene verschwindet so manches sehr schnell spurlos. Schade nur um's viele Geld, was dabei immer zum Fenster rausgeworfen wird. Man könnte damit ja auch mal zu mehr Effizienz und Qualifikation beitragen - auch und gerade im BAMF.

        • @Rainer B.:

          Naja, die Schließung der Grenzen, wie es die AFD will, wäre doch eine praktikable Lösung des Problems der massenhaften, illegalen Einwanderung.

           

          Und die AFD wird so schnell nicht von der Bildfläche verschwinden, im Gegenteil, sie wird immer stärker werden, es sei denn die herrschenden Parteien lösen endlich das Migrationsproblem. Aber das wird nicht geschehen!

          • @Stannis:

            „Die Schließung der Grenzen“ ist doch eine Chimäre. Damit würde man aus der BRD eine DDR 2.0 machen, hätte horrende Kosten für eine 24/7 Grenzsicherung zu schultern, der EU-Binnenmarkt käme zum Erliegen, man würde sich zusätzliche massive aussenpolitische Probleme einfangen und hätte an den Fluchtursachen nicht das Geringste geändert. Man muss sich schon insgeheim ein Volk von Hobbygrenzern wünschen, wenn man solchen Gedankenspielen etwas abgewinnen kann.

             

            btw.: Von „illegaler Einwanderung“ kann nur dann gesprochen werden, wenn in einem rechtsstaatlichen Verfahren ein unrechtmäßiger Aufenthalt festgestellt wurde. Zu einem rechtsstaatlichen Verfahren gehört insbesondere immer auch die Einhaltung internationaler humanitärer Abkommen und Verträge.

            Niemand hat gesagt, dass alles gut und richtig ist, wie es derzeit läuft, aber wer deshalb heute AfD wählt, schafft für sich selbst und andere nur die Fluchtursachen von morgen.

            • @Rainer B.:

              Grenzkontrollen bedeuten nicht sofort, dass man in einem diktatorischen Staat lebt. Und eine bewachte Grenzen soll zu horrenden Kosten führen? Eher führt es zu horrenden Kosten, wenn man achselzuckend eine illegale Masseneinwanderung, die vornehmlich eine Einwanderung in die Sozialsysteme bedeutet, hinnimmt.

               

              Sie sind da natürlich anderer Meinung, aber für mich ist und bleibt es eine illegale Einwanderung, wenn man zig sichere Länder durchquert und seine Identität verschleiert, nur um in ein Land zu gelangen, die für Migranten ein besonders attraktives Sozialsystem bereitstellt

              • @Stannis:

                Zwischen „Schließung der Grenzen“ und „Grenzkontrollen“ liegen Welten. Offenbar wissen Sie überhaupt nicht, worüber Sie schreiben, tun aber trotzdem so, als hätten Sie da eine „Meinung“.

              • @Stannis:

                Na, da schwappt mal wieder braune Brühe in die Kommentarspalten.

                • 9G
                  98589 (Profil gelöscht)
                  @Uranus:

                  Das ist völlig unproduktiv solche Kommentare hier zu posten!

  • 9G
    98589 (Profil gelöscht)

    gegen die braunen dumpfbacken muss und soll man auf die Straße gehen.

    Es würde mich allerdings auch einmal sehr freuen, wenn soviel menschen auf die Straße gingen, gegen die Politik der Groko, gegen Kinder- und Altersarmut,Niedrig-Lohnsklaverei, MartzIV, Aufstockung, Mietwucher.....

    Die Liste ist erweiterbar.

  • Man könnte es auch so treffend sagen:

    Leider gab es mal wieder viel Aufmerksamkeit für die AfD!

    Die freut sich darüber...

    Das ist ein Spielchen.

  • Das war mal wieder typisch Berlin!

     

    Sie (das Demo der AfD) wurden von allen Seiten umzingelt, eingekesselt.

     

    Folgende Rufe konnte man permanent hören sowie derartige Plakate sehen. Und das Demo von der AfD wurde ununterbrochen von den Gegendemonstranten gestört.

     

    - "Ganz Berlin hasst die AfD!",

     

    - "Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda!",

     

    - "Haut ab",

     

    - „Bu“ -Rufe,

     

    - "Nazis raus!",

     

    - „Hitler ist tot.“ (im Sinne: „Habt ihr das nicht etwa mitbekommen?“)

     

    - "Gemeinsam gegen rechte Hetze, Aufstehen gegen Rassismus! (Die Linke)…"

     

    Ob die AfD Anhänger alles mitbekommen haben, was die AfD erzählt hat, ist äußerst fraglich.

     

    Was man nicht alles tut für sein Land! Kirchliche Organisationen waren, wie erwartet, auch dabei.

     

    Die AfD – selbst mit "Bestechungsgeldern" (50 € Zahlungen, wer bei deren Demo mitmacht)konnten nicht mal 5 Tausend Menschen zusammen bekommen. Bei den Gegendemos gab es mehr als 70 Tausend Kämpfer für Gerechtigkeit, Vielfalt, Weltoffenheit und Toleranz!

     

    Deutschland, man soll um deine Zukunft keine Angst haben, denn diese jungen Menschen, die heute die rote Karte dem Rassismus zeigten, werden alle Grenzen und Hindernisse überwinden und niederreißen!

  • Also wenn man nur Deutscher ist wenn man die Fahne schwenkt und dieses bescheuerte Lied singt...

     

    Leute haben echt ein Selbstverständnis, ohne Worte

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Auch wenn ich keine Sympathien für die AFD hege, sind für mich die Demonstrationen gegen die AFD schwer nachvollziehbar. Die Politik dieses Landes wird von einer Regierung gemacht, in der CDU/CSU und SPD sitzen. Gegen sie müsste sich der Protest richten, nicht gegen eine Partei, deren Bedeutung landauf landab überbewertet wird. Welchen tieferen Sinn macht es, aktuell gegen diese Partei zu demonstrieren?

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Der tiefere Sinn hinter protestn gegen die AfD liegt klar auf der Hand. Rassisten wollen mit blut und Boden Theorien den Diskurs in unserer Gesellschaft an den rechten Rand verschieben. Was zum Teil auch gelungen ist wenn man sich mal auf der Straße umschaut oder als Afrogermane Morgens zum Bäcker geht. Deshalb muss man gegen diese dumpfen verschrobenen Männer und die paar Frauen demonstrieren.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Auch ich habe Null Sympathien für die AfD und begrüße diese Demonstration.

      Aber ich würde mir wünschen, dass auch mal 25000 oder mehr Menschen in Berlin und anderswo gegen diejenigen protestieren würden, die eine AfD erst ermöglichten und die unser Land, von Hartz IV bis zur Menschen verachtender Altenpflege, von Billiglöhnen bis Renten unter Existenzminimum so herunter gewirtschaftet haben. Von daher befürchte ich, dass die Anti-AfD-Demo die neoliberalen Menschenverachter in den anderen Parteien entlastet und die sozialen Probleme verdrängt.

      • 9G
        98589 (Profil gelöscht)
        @Rolf B.:

        Das sehe ich auch so!

        Wird wohl nicht passieren, leider!

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Die AFD verschiebt den Diskurs massiv in Richtung Faschismus und die etablierten Parteien und die Gesellschaft sind so dumm darauf einzugehen. Grund genug immer wieder für unsere Freiheit auf die Straße zu gehen. Die anderen Parteien bekennen sich wenigstens noch zum Grundgesetz – die AFD arbeitet nur mit Hass und Ausgrenzung. In einer Gesellschaft, in der Hass und Ausgrenzung regiert und nur Herkunft zählt möchte ich nicht leben. Ich sehe Parallelen zu 1930. Deshalb gehe ich gegen die AFD auf die Straße

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @cat:

        Ich sehe die Dinge grundlegend anders als Sie.

         

        Der inflationäre Gebrauch an Analogien zur Weimarer Zeit und zum Aufkommen des Faschismus zeigt in erster Linie ein großer Maß an Aufgeregtheit. In meinen Augen: an unbegründeter Aufgeregtheit.

         

        Ich habe bereits mehrfach dargestellt, dass eine Auseinandersetzung mit der AFD vonnöten ist. Das mag ich nicht ständig wiederkäuen. Über die Form dieser Auseinandersetzung kann und darf gestritten werden. In einigen Antworten auf meine Eingangsfrage habe ich Resonanz erhalten, die mich erschaudern lässt.

         

        Es ist keine besondere Kunst, andere Menschen zu kritisieren. Wohl aber, dies in einer Form zu tun, die dem Gegenüber die Würde und Respekt lässt. JEDEM!

      • @cat:

        "Die anderen Parteien bekennen sich wenigstens noch zum Grundgesetz"

         

        Das ist eine gewagte Aussage. Ich erinnere an den Angriffskrieg gegen Serbien oder an die Eigentumsverpflichtung des GG, die in der praktischen Politik keine Rolle spielt. Im Gegenteil. Zwei Beispiele dafür, dass massiv gegen das Grundgesetz verstoßen wurde bzw. wird.

         

        So wichtig die Anti AfD Demos sind, so sehr lenken sie von den sozialen Problemen ab, weil es dagegen kaum Proteste gibt. Da ist uns Frankreich mit den Massenprotesten gegen den neoliberalen Macron schon voraus.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Soll man erst warten, bis die Hampels an der Regierung sind und dann demonstrieren !?

       

      Was ich allerdings vermisse sind deutliche Positionierungen gegen Closed Borders Positionen wie sie in allen Bundestagsparteien vertreten sind.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @76530 (Profil gelöscht):

      Gegen Parteien, in denen sich prominente Mitglieder immer wieder NS-kompatibel äußern, kann man meines Erachtens gar nicht genug demonstrieren.

       

      Zur Erinnerung: https://wir-sind-afd.de/

       

      Natürlich wird die Politik von der Regierung gemacht und natürlich kann einem da auch vieles nicht gefallen. Aber bei der Vorstellung, die AfD trüge Regierungsverantwortung wird mir ganz schlecht.

       

      Die AfD verschiebt die Möglichkeiten des Sagbaren immer weiter nach rechts. Vor nicht einmal 10 Jahren wäre es undenkbar gewesen, dass jemand anderes als ein Nazi sich so äußert:

       

      "Diese Schweine sind nichts anderes als Marionetten der Siegermächte des 2. WK und haben die Aufgabe, das dt Volk klein zu halten indem molekulare Bürgerkriege in den Ballungszentren durch Überfremdung induziert werden sollen."

       

      Alice Weidel

      (https://www.welt.de/politik/article168489086/Alice-Weidel-will-Veroeffentlichung-rassistischer-E-Mail-stoppen.html)

       

      Und das hört ja nicht auf, die machen weiter. Das Pack hat jetzt seine parlamentarische Vertretung. Und die muss man bekämpfen, wo immer das geht. Oder ignorieren, wenn das besser ist.

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Danke für den Link zur Dokumentationsseite von AFDler*innen-Zitaten.

        Naja, es ist ja nicht nur so, dass es da berechtigte, emanziptarorische Kritik an der Regierung gibt. Es gibt da eben auch Zusammenhänge zwischen bürgerlicher Ideologie und Faschismus bzw. förderliche Aspekte/Wurzeln in bürgerlicher Ideologie. Und das sollte, finde ich, ebenfalls adressiert werden, sonst würde das Vorgehen bildhaft gesprochen, so aussehen, dass die eine Hand etwas aufbaut während die andere etwas wieder einreißt. Ein schwieriges Unterfangen, da es eben auch Spaltungspotenzial gegenüber der "bunten" Front hat. Andererseits ist es recht müßig, die AFD zu kritisieren, so die anderen Parteien insbesondere die CSU ähnliche Politik machen.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @88181 (Profil gelöscht):

        Bekämpfen - oder ignorieren?

         

        Ich neige zu einer Mischung aus Beobachtung und Bekämpfung: Erst mal entspannt, aber aufmerksam beobachten und dann scharfe Kante zeigen, wenn es notwendig erscheint.

         

        Allerdings verweise ich stets auf die Wahl der Mittel: Von Aufgeregtheit und Skandalisierung profitiert letztlich nur die AFD. Ich gehe davon aus, das will in diesem Forum kaum einer.

         

        Dass Besonnenheit eine hohe Kunst ist, die im irdischen Jammertal oft schwer erlernbar ist, weiß ich von meinen eigenen blinden Flecken.

        • 8G
          88181 (Profil gelöscht)
          @76530 (Profil gelöscht):

          Aber Sie werden zugeben müssen, dass die AfD nach dem heutigen Tag, nach den Protesten, die so groß waren, dass sie einen deutlichen Schatten auf die widerwärtige Versammlung warfen, so dass fast nur davon die Rede ist um ein wievielfaches die Gegner die Anhänger übertrafen.

           

          Und die Afd kann kaum etwas Positives zu berichten haben. Wären sie marschiert und keine und keiner hätte demonstriert, hätte das ganz anders ausgesehen.

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @88181 (Profil gelöscht):

            Was möchte Sie, dass ich es zugeben soll? Dass mehr Demonstranten gegen die AFD unterwegs waren als für sie?

             

            Ich glaube, da gibt es wesentlich sichere Quellen vor Ort, die dies beurteilen können als ich aus der Ferne.

            • 7G
              74450 (Profil gelöscht)
              @76530 (Profil gelöscht):

              Es geht darum, dass Sie hier erst schreiben, "für mich die Demonstrationen gegen die AFD schwer nachvollziehbar." Um dann weiter unten zu sagen, "aufmerksam beobachten und dann scharfe Kante zeigen, wenn es notwendig erscheint."

               

              Da fragt mensch sich, wann Sie es für notwendig halten zu demonstrieren?

               

              Wenn im Bundestag wieder hetzterische Reden gegen Minderheiten gehalten werden und die Partei versucht, sich wieder stärker mit der Straße zu vernetzen, dann ist meiner Meinung nach eine Demonstration mehr als angebracht.

               

              Oder was meinen Sie?

              • 7G
                76530 (Profil gelöscht)
                @74450 (Profil gelöscht):

                Starke Worte.

                 

                Soweit mir bekannt, gibt es in diesem Land das Recht auf freie Meinungsäußerung, auch durch Demonstrationen. Tun Sie das, wenn Ihnen danach ist. Niemand wird Sie daran hindern wollen.

                 

                Das ist zum Beispiel der Unterschied zum Faschismus - dessen Gespenst hier gerne an die Wand gemalt wird.

                • 7G
                  74450 (Profil gelöscht)
                  @76530 (Profil gelöscht):

                  Schwache Antwort.

                   

                  Meine Frage war, wann Menschen wie Sie den Arsch hoch kriegen, um gegen Hetze und Ausgrenzung zu demonstrieren.

                   

                  Wahrscheinlich erst dann, wenns mal wieder um das eigene Bankkonto geht?

                  • 7G
                    76530 (Profil gelöscht)
                    @74450 (Profil gelöscht):

                    Wolle Scharfrichter spiele?

                     

                     

                     

                    Kommentar bearbeitet. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

                    Die Moderation







                     

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Welchen tieferen Sinn macht es, aktuell gegen diese Partei zu demonstrieren?

       

      Sie sehen die Partei nicht als faschistisch an - oder wie habe ich das jetzt zu verstehen?

       

      Radikale dürfen in unserer Gesellschaft keine Chance haben!

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Justin Teim:

        Wie Sie etwas zu verstehen haben, darüber machen Sie sich mal Ihre eigenen Gedanken.

         

        Wissen Sie eigentlich, was "radikal" ethymologisch bedeutet? Recherche: auch hier hilfreich!

         

        Was "Radikale" angeht: wer entscheidet darüber, wer radikal ist und wer nicht? Und - wenn Radikale in dieser Gesellschaft keine Chance haben dürfen: was bedeutet das? Sollen Sie ein Berufsverbot erhalten, eine elektronische Fußfessel tragen oder ganz eingesperrt werden?

         

        Bei Letzterem hat dieses Land bekanntlich eine "große" Tradition.

        • @76530 (Profil gelöscht):

          Man kann radikale Ideen haben und die versuchen die friedlich umzusetzen und dabei einen Konsens in der Gesellschaft zu finden.

           

          Im Unterschied dazu ist der "Radikale" nicht gewillt einen Konsens zu finden, sondern wenn möglich alle anderen Meinungen/Handlungen zu unterdrücken.

           

          Dabei ist es m.M. nach sch..egal ob es Faschisten, Stalinisten oder Islamisten sind.

           

          Weil Deutschland da ein "üble Tradition" rechts und auch links hatte, sollten gerade Deutsche sensibel mit allen extremistischen Strömungen argwöhnisch umgehen.

           

          Die AFD oder auch die stark wachsende salafistischen Strömungen, einfach so zu beäugen und zu meinen ist ja alles garnicht so tragisch, kann man natürlich machen. Dann sollte man sich aber auch nicht wundern wenn die Wellen höher schlagen.

        • @76530 (Profil gelöscht):

          Das fiel mir auch auf. Das erinnert an die Extremismustheorie, bei der der Extremismus der Mitte ausgeblendet wird und es darüberhinaus um den Erhalt des Status Quo geht. Hier grobe Infos zum Linksradikalismus: https://de.wikipedia.org/wiki/Linksradikalismus

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Diese Partei kollaboriert mit (und besteht teilweise aus) Rechtsradikalen und Neonazis, die sich einen autoritären, rassistischen, unfreien Staat anstelle der zwar nicht idealen, aber doch ziemlich freiheitlichen Staatsform wünschen, die hier im Moment existiert.

       

      Wenn man einen solchen autoritären, rassistischen, antifeministischen, nationalistischen, unfreien Staat nicht möchte, weil man z.B. selber von der individuellen Freiheit profitiert, die wir momentan haben, dann macht es absolut Sinn, gegen jene Partei zu demonstrieren.

       

      Ich hoffe jedenfalls, das war eine rhetorische Frage.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @kditd:

        Eine kurze Ergänzung: ich habe Ihre Verwendung des Begriffs "Kollaboration" überlesen. Verspätet ist er mir noch aufgefallen und hat deutliches Missfallen erzeugt.

         

        Die historische Verwendung des Begriffs ist überwiegend an Kriegszeiten gebunden, z.B. im zweiten Weltkrieg in Frankreich. Diese Situation ist mit Deutschland 2018 nicht vergleichbar.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @kditd:

        "Ich hoffe jedenfalls, das war eine rhetorische Frage."

         

        Ja - und nein. In meiner Frage steckte die Neugier auf Antworten, die mir Gründe aufzeigen, gegen die AFD Flagge zu zeigen - u n d die Lust auf Polemik.

         

        Über mangelnde Resonanz kann ich jedenfalls nicht klagen.

        • 7G
          74450 (Profil gelöscht)
          @76530 (Profil gelöscht):

          Der wichtigste Grund ist und bleibt, den AFD-Sympathisant*innen deutlich zu machen, dass sie nicht die Mehrheit repräsentieren. Weder die Schweigende, noch die Aktive!

    • @76530 (Profil gelöscht):

      1. Man kann ja beides machen.

      2. Gegen die Gegenaufklärung Position zu beziehen, ist immer wichtig.

      3. Es ist ebenso wichtig wie mühselig, den Idioten und der zuschauenden Masse zu zeigen, dass so etwas nicht unwidersprochen bleibt.

       

      Ich gebe Ihnen aber insofern teilweise recht, dass eine Kritik der AfD nicht dazu führen darf, die anderen Parteien als etwas grundsätzlich anderes zu sehen: Die Unterschiede sind an einigen wichtigen politischen Punkten eher graduell als absolut.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @pitpit pat:

        Ja, vielleicht liegt die Kunst genau darin, b e i d e s zu tun: Gegen eine unsoziale und in vielen Punkten kritikable Politik der Regierungsparteien Stellung zu beziehen - und die AFD dabei nicht aus den Augen zu verlieren.

         

        Solange ich keine neuen Argumente finde, ist allerdings die Regierung erste Adresse meines Protests. Ich gönne es einer GroKo nicht, sich im Windschatten der AFD als "kleineres Übel" durchzumogeln.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Vielleicht beschäftigen Sie sich mal mit den Aufrufen der Gegendemonstranten. Die sind allgemein zugänglich.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @jens richter:

        ???

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Warum muss man daraus ein entweder/oder-Spiel machen? Die AFD ist eine Bedrohung für unsere Demokratie. Stärkt irgendjemand dem Merkel-Neoliberalismus den Rücken, indem er sonntags in seiner Freizeit gegen Rechte demonstriert?

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Otto N.:

        Ich stimme Ihnen zu, das es keine Frage des "entweder - oder" sein muss. Auch wenn ich gerne Zuspitzungen und Polemik verwende: Ein Spiel ist es für mich deshalb nicht.

         

        Von mir aus, kann jeder, der sich dazu berufen sieht, gegen die AFD demonstrieren. Jederzeit. Wo auch immer. Trotz aller berechtigten Kritik sehe ich für mich derzeit keinen Anlass dafür.

         

        Dass sich dies jederzeit ändern kann, steht auf einem anderen Blatt.

        • @76530 (Profil gelöscht):

          Ich kann Ihren Punkt nachvollziehen. Zumal der bürgerlichere Parteien mit ihrer Politik die ungleichen Verhältnisse schaffen, kapitalistische Logik (Konkurrenz, Eigenverantwortungsbla) vertreten, Anlass für Leute geben, sie würden abgehängt, den Rechtsruck mitmachen. Da braucht es mehr als Anti-AFD- und "Wir bleiben bunt"- Position.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Ich vermute mal da diese Möchtegernnazis immer behaupten "Stimme des Volkes" zu sein, ist es sinnvoll zu zeigen das sie das eben nicht sind, sondern nur eine unwichtige Minderheit von Ewiggestrigen.

  • Zehntausende Berlinerinnen und Berliner auf der Straße gegen "Rechts", was für eine gute Gelegenheit wenn diese Zehntausenden nicht nur gegen etwas, sondern auch für "Links" für etwas ihre Persönlichkeiten einsetzen und zum Beispiel einen freien "Bundes Bürger Senat" für Umwelt, Sozial, Arbeit, Kultur, Bildung gründen.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Frank Mögling:

      Absolute Zustimmung.

       

      Ich weiß nicht, auf welchem archaischen Programm es fusst, dass Menschen gerne g e g e n etwas demonstrieren - und nicht f ü r etwas. Vielleicht gibt es dafür eine plausible psychologische Erklärung. Ich kenne bislang keine.

       

      Dass die Zeit reif ist für einen neuen Politikansatz und dass dieser sich positiv zeigen sollte, teile ich mit Ihnen.

      • 7G
        74450 (Profil gelöscht)
        @76530 (Profil gelöscht):

        Vielleicht ist Ihnen noch nicht aufgefallen, dass auf Demonstrationen gegen die AFD immer auch für Toleranz und Liebe demonstriert wird.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @74450 (Profil gelöscht):

          Die "Toleranz und Liebe" erfahre ich hier sehr eindrucksvoll in den massiven Repliken zu meinen Äußerungen. Da existieren offenbar erhebliche Verständnisschwierigkeiten.

           

          Es war schon immer ein Problem, wenn Menschen nicht wußten, gegen wen sie Ihre Energie wenden sollen. Die Geschichte zeigt dies sehr eindrucksvoll.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @74450 (Profil gelöscht):

          Und vielleicht ist die Erde eine Scheibe ...

      • @76530 (Profil gelöscht):

        "neuen Politikansatz" - Anarchismus ;)

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Uranus:

          Keine Macht für niemand?

          • @76530 (Profil gelöscht):

            Ja, quasi :)

            • @Uranus:

              Wieso hanen sich Anarchisten dann immer wieder in der Historie bewaffnet? Doppelmoral?