piwik no script img

Debatte Söder und das Kreuz-SymbolHeimat müsst ihr selbst machen

Martin Kaul
Kommentar von Martin Kaul

Es gibt Widerstand gegen das bayrische Pseudo-Symbol für Heimat. Doch was muss passieren, damit solche Kämpfe in Zukunft unnötig werden?

Nein kein Plus, ein Kreuz – für Söder Heimat pur Foto: dpa

D ie Frage ist im Kern doch, wer das hier alles verteidigt und wann, und nun sehen wir es gerade an der Kreuzaufhängdebatte des Markus Söder. Der gestaltet seine Heimat und will Kreuze aufhängen in Amtsstuben. Gar nicht so sehr als religiöses Bekenntnis, wie er behauptet, sondern als Zeichen von Heimat. Das ist zwar überwiegend rechtswidrig, aber er kann es machen, denn er gestaltet seine Heimat selbst.

Wir müssen sie ihm wegnehmen, natürlich, doch auf die schöne Art, sodass hinterher noch die Blümchen stehen in Bayern und nichts schlechter geworden ist, sondern manches besser.

Es gibt in der Geschichte politischer Kämpfe zwei unterschiedliche Anspruchshaltungen, die es stets zu betrachten lohnt, wenn es um das Verändern geht. Zum einen den Behauptungsanspruch. Zum andern den Gestaltungsanspruch. Die sogenannte Linke beschäftigt sich gerne mit der Behauptung. Das ist schon mal nicht schlecht. Sie behauptet manchmal und beklagt häufig und bekämpft allerlei – aber dabei geht ihr derzeit etwas verloren, das sie noch nie ganz besessen hat. Es sind die Institutionen.

Bekanntlich verhält es sich so, dass immer derjenige die Kreuze aufhängen kann, der die Hämmer und die Dübel dazu hat, vor allem aber braucht es die Wände. Hier nützt keine Behauptung, nur die blanke Tat und der echte Besitz.

Die Frage ist also: Wenn Markus Söder die Kreuze aufhängt – wer nimmt sie denn dann wieder ab?

Die Frage ist also: Wenn Markus Söder die Kreuze aufhängt – wer nimmt sie denn dann wieder ab? Die Antwort darauf ist einfach: Du und deine Kinder. Aber ihr müsst schon auch. Denn der lange Kampf um die Institutionen geht langsam verloren.

Heimat passiert nicht irgendwie.Heimat ist nicht einfach da.Heimat kann man nicht wegreden.Heimat müsst ihr selber machen.

Heimat, das ist ja eine Erfahrung. Und es ist übrigens richtig, sie von Bayern aus zu denken. Jenseits dogmatischer Vorbehalte gibt es schließlich zunächst überhaupt keinen Grund, etwa gegen ein Heimatministerium zu sein, wenn es in gutem Sinne Heimat bietet. Wer mal in Bayern war oder dort wohnt, weiß, was das – jedenfalls auch – bedeuten kann: regionale Wertstoffketten, intakte Naturräume, florierender Einzelhandel in Fußgängerzonen, hübsche Häuser, die nicht nur zweckdienlich, sondern auch einladend sind – und Leute, die ihren Müll nicht auf die Straße kippen.

Die Bayern haben schon immer gewusst, dass es sich lohnt, daran zu arbeiten. Sie pflanzen deshalb, zum Beispiel, Blumen. Sie reden mit ihren Nachbarn und helfen sich. Was soll, grundsätzlich, gegen eine solche Heimat einzuwenden sein?

Diese Heimat, die ein gutes, regionales Leben verspricht und in den Kommunen häufig auf Solidarität und Hilfsbereitschaft aufbaut, hat sogar eine eigene Regierung. Diese Heimat ist der Grund, warum Markus Söder als Regierungschef überall Kreuze aufhängen kann und alle mitmachen werden.

Die Menschen müssen sich organisieren

Was also soll nun gegen sie einzuwenden sein – wenn sie nicht andere ausschließt? Ihr einziger Fehler ist, dass sie das tut. Das Kreuz ist ein Zeichen davon. Darüber zu schimpfen ist richtig und nützt wenig.

Es ist ja so, dass die großen Befreiungsbewegungen der jüngeren deutschen Geschichte – die sexuelle Befreiung, die ökologische Transformation und der Mauerfall – in die gesellschaftliche Vereinsamung geführt haben. An ihrem Anfang stand das Recht auf Selbstbestimmung. An ihrem Ende, das ist sehr gut, steht der selbst­verständliche Anspruch darauf, als Mensch vom Staat möglichst in Ruhe gelassen und als Frosch beschützt zu werden. Doch gerade in Ostdeutschland sehen wir, auch heimattechnisch betrachtet, was die Nebeneffekte dieser Freiheitsversprechen waren: dass sich die Gesellschaft und die Menschen nach marktwirtschaftlichen Kriterien sortiert haben.

Der Anspruch also, als Mensch in Ruhe gelassen zu werden, führte auch in die Isolation, weil er positiv beantwortet wurde: Der Staat ist auf dem Rückzug. Er lässt den Menschen in Ruhe. Zurück bleibt der Mensch, der sich organisieren muss, aber das Organisieren verlernt hat.

Natürlich gibt es in unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen auch unterschiedliche Bezüge zu Organisation, zu Einheit und Institution. Die gesellschaftliche Linke, die der Institution oft mit Skepsis begegnet, hatte es seltener nötig, sich zu organisieren, auch weil sie, jedenfalls in den letzten Jahrzehnten, meist selbst aus dem Bürgertum stammte.

Institutionen besetzen gegen die Rechte

Die gesellschaftliche Rechte dagegen hat, umso mehr in den entlegenen Regionen dieser Re­pu­blik, lange die Notwendigkeit erkannt, sich zu organisieren. Sie tut das auch. Es begann mit der Selbstorganisation. Nun ist sie in den Institutionen angekommen.

So ist ein neuer Kampf um die Institutionen im Gange. Die Autoritären scheinen ihn zu gewinnen. Das Kreuz in Bayern ist nur eine Lautverschiebung in diesem Kräftemessen. In Polen, in Ungarn und in Österreich wurde dieser Kampf bereits verloren.

Im März dieses Jahres ließ der Innenminister in Österreich, der rechte FPÖ-Politiker Herbert Kickl, das ihm selbst unterstellte Bundesamt für Verfassungsschutz durchsuchen. Am Ende des Tages kassierten die Ermittler zahlreiche ­Dokumente ein aus der Abteilung Rechts­extremismus. Diese Abteilung hatte zuvor auch die Verbindungen von Rechtsextremen und FPÖ im Visier. Der rechte Minister ließ also Daten über die Verquickungen des eigenen Milieus beschlagnahmen. Seine konservativen Regierungspartner schauten dabei zu.

Wenn Rechtsextreme und Rechtspopulisten kommen, um die Wahrheit aus den Schubladen zu entfernen, wenn sie dazu Institutionen benutzen können, dann liegt die Zukunft einer Gesellschaft in der Hand dieser Institutionen, in ihrer demokratischen Verfasstheit und übrigens auch in ihrem Potenzial, zivilen Ungehorsam zu leisten, wenn es darauf ankommt.

Für die dogmatische und undogmatische Linke, auch für die Liberalen sieht es dabei nicht gut aus. Sie haben vergessen, Soldaten zu werden und Polizisten. Sie dachten, es reicht, Ansprüche zu formulieren. So wandern die Waffen in die Hände der anderen. Die außerparlamentarische Rechte dringt in die Institutionen vor. Die Frage lautet nun, wer sie verteidigt.

Ein Zerrbild der Gesellschaft

Spätestens an dieser Stelle sollten wir uns fragen, wie es eigentlich um unsere Institutionen bestellt ist. Wäre das deutsche Innenministerium, das es nicht für nötig erachtet, am Girls Day teilzunehmen, gewappnet für eine solche Übernahme? Wäre die Bundeswehr gewappnet für eine solche Übernahme? Und wie steht es eigentlich um die Binnenvielfalt innerhalb der Polizeibehörden in Deutschland? Sind sie ein Abbild dieses Landes oder ein Zerrbild?

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Um die Frage ungemütlicher zu stellen: Sind denn eigentlich diejenigen, die sich, sagen wir, als links bezeichnen und die historisch an der Institutionenkritik und dem Freiheitsversprechen gewachsen sind, sind die eher daran beteiligt. Ein Abbild dieser Gesellschaft zu gestalten – oder ein Zerrbild zu verstärken?

Welche Kraft die Kontrolle über die Institu­tio­nen ausüben kann, hat Bayern übrigens verstanden. Dort werden gezielt im Rahmen einer Strukturplanung große Landesbehörden in kleinen Orten angesiedelt. Das schafft Arbeitsplätze und Stabilität. Von diesem Sinn für die Institu­tio­nen lässt sich lernen.

Die Wahrheit ist: Eure Kinder müssen Beam­tinnen werden, Soldaten und Polizistinnen, und sie müssen Dinge tun, von denen wir einmal dachten, es täte sie jemand für uns. Wir, sage ich, die wir für eine Heimat kämpfen, in der wir nicht kämpfen müssen, müssen dieses Deutschland besetzen.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Martin Kaul
Reporter
Mehr zum Thema

39 Kommentare

 / 
  • Wow. Guter Artikel!!!

  • Die Bayern leben wohl immer noch in den Tiefen des Bayerischen Waldes? Wo bleibt die Aufklärung z.B. Artikel 4 GG Glaubensfreiheit?

    Sie haben schon einmal eine deutsche Kaiserfamilie ausgerottet.

    Weil Friedrich II 1232 eine Glaubensfreiheit (heute Artikel 4 GG) den Christen, Juden und Muslimen garantiert hatte, wurde die Familie der Staufer von Papst Clemens' IV. ausgerottet. Der 16 jährige Konrad von Hohenstaufen, geboren am 25. März 1252 auf Burg Wolfstein bei Landshut, wurde 1267 vom Papst exkommuniziert und am 29. Oktober 1268 in Neapel enthauptet.

    Jetzt verstehe ich mehr von unserer bayerischen Heimat. In Baden Württemberg tragen alle Autos das Staufer Wappen, drei schwarze Löwen auf goldenem Grund, auf dem Nummernschild und die Polizei am Ärmel. Ein versuch der Aufklärung?

  • Die Sache mit dem Kreuz ist relativ einfach. Die Christen haben damals Kreuze aufgestellt, um Jesus zu vernichten. Anstelle Fürsprache für Jesus bei den zuständigen römischen Feldherren einzulegen, haben sie sich an Gott gewandt; Jesus war ein Sohn von Gott.

    Daß Gott wenig ausrichten konnte, war klar. Jesus Gottvater sitzt im Hades, während Ares mit Waffen bestückt auf einem Pferd daher geritten kommt.

    Söder ist Christ. Wenn Söder ein Kreuz aufhängt, nimmt er den bayerischen Landtag in Besitz seiner Kirche. Das Kreuz zeugt davon, Söder ist auf dem Weg, neue Schuldige für das Christentum zu suchen. Nebenbei, bayerische Behörden sind nicht Söders Heimat, sie gehören ihm nicht. Ein Kreuz, wahrscheinlich auch Söder, hat dort nichts zu suchen.

  • Na Servus

     

    "//taz.de/Debatte-Soeder-und-das-Kreuz-Symbol/!5499297/

    Könnte da nicht Adbusting helfen?

    //taz.de/Aktivist-ueber-Adbusting/!5499350/

     

    Oder gern auch frei nach Morgenstern:

     

    Ein Löwenstaat mit wenig Grips

    bekam von Söder, leicht im Schwips,

    ein Kreuz, das zeugt vom Leide.

     

    Ein Bürger aber hat, oh denkt,

    da einen Halbmond drangehängt,

    zur Aug- und Ohrenweide.

     

    Dabei war Söder doch so stolz:

    "Ein schlicihtes Kreuz aus etwas Holz

    Nun freut Euch mal darüber!"

     

    Sonst grüßt der Dackel (*) mit dem Schwanz,

    doch nun geht er, voll Stolze ganz,

    an jedem Kreuz vorüber.

     

    (*) Bayrischer Bierdackel, hoascht mi. http://www.christian-morgenstern.de/dcma/index.php?title=Ein_kleiner_Hund_mit_Namen_Fips_(o._T.) "

     

    Aber gern - Zum Strühfück nach dem Morgenstern ~> 'Les Fleurs du Mal' ;-)

    Frisch aus der Tüt de mail!

  • Meine Familie und ich haben in den vergangenen Jahrzehnten sehr oft Urlaub in Bayern gemacht und erinnern uns gerne an ein gut funktionierendes Bundesland mit intakter Natur, guter Infrastruktur, netten und hilfsbereiten Menschen und ansehnlichen blumengeschmückten Ortschaften. Noch im kleinsten Dorf steht eine schöne, liebevoll gepflegte Barockkirche.

    Der christliche Glaube mit Gottesdiensten, Prozessionen, Wallfahrten usw. ist fester Bestandteil der bayrischen Kultur. Dazu gehört auch, dass in Amtsstuben Kreuze hängen, dass in Kindergärten und Schulkantinen Schweinefleisch serviert wird und dass man Müll nicht auf die Straße wirft.

    Wer als Nichtchrist nach Bayern zieht, der tut das, weil er/sie sich davon ein besseres Leben verspricht. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass er/sie sich an die Gepflogenheiten der bayrischen Lebensart anpasst - nicht umgekehrt.

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @Hartwig Lein:

      ...ich wurde in Bayern geboren, meine Eltern sind Bayern, genauso meine Großeltern, ich bin in Bayern zur Schule gegangen, habe in Bayern studiert, wohne in Bayern, und das was Sie hier schreiben, ist Touristengeschwätz, mehr nicht. Ich wurde Zwangschristianisiert, musste jedes Jahr in der Kirche meine sog. Beichte ablegen, bis ich mich im Alter von 18 Jahren endlich freikaufen konnte. Die von Ihnen angesprochenen "Gepflogenheiten der bayrischen Lebensart" gibt es nicht, so sieht's aus. Und wer hier denkt, in Bayern würde kein Müll auf die Straße geworfen glaubt auch an den Osterhasen.

      Achja, die Barockkirchen sind ein Zeugnis der Ausbeutung und Unterdrückung der Menschen in Bayern durch die katholische Kirche.

      • @81331 (Profil gelöscht):

        Touristengeschwätz? - Ich habe 5 Jahre in München gewohnt und insgesamt sicher 2 Jahre als Urlauber in allen bayrischen Regionen verbracht. Da steht mir durchaus eine Meinung zur bayrischen Lebensart zu.

        In all den Jahren habe ich in Bayern höchstens ein Dutzend Sprayer-Schmierereien gesehen. Das kann ich in Berlin, Hamburg und in den meisten anderen Großstädten auf einer Spazierstrecke von hundert Metern haben.

        Zum Thema christliche Kirchen: Ich wünschen Ihnen herzlichst, dass Sie nie auf die Hilfe der Caritas, der Diakonie oder sonstige Unterstützung durch kirchliche Hilfswerke angewiesen sein werden. Das würde eventuell Ihr Weltbild völlig durcheinander bringen.

        • 8G
          81331 (Profil gelöscht)
          @Hartwig Lein:

          ...toll, 5 Jahre in München gelebt und 2 Jahre Urlaub in Bayern, hört sich für mich an wie 'die Frauen in Thailand sind wirklich freundlich' ; )

          Sie denken wohl auch, das Oktoberfest sei 'bayerische Lebensart', oder wie?!

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Hartwig Lein:

          Keiner muss in München oder einer anderen bayerischen Stadt gelebt haben, um sich zur bajuvarischen Lebensart äußern zu dürfen. Dafür reicht einstweilen die (noch) bestehende Meinungsfreiheit aus.

           

          Was ich nicht verstehe: ist für Sie die Abwesenheit von Graffiti ein entscheidendes Kriterium für Lebensqualität? Gibt es da wirklich nichts wichtigeres?

           

          Was das Thema kirchliche Hilfswerke angeht: was genau würde denn bei Inanspruchnahme von kirchlicher Hilfe (nach dem Subsidiaritätsprinzip) passieren? Mein (hessisches) Weltbild hat dies - relativ unbeschadet - überstanden.

          • @76530 (Profil gelöscht):

            Genau, die Abwesenheit von Graffiti ist ein gutes Stück Lebensqualität. Sie ist ein Zeichen dafür, dass die Einwohner Ihre Heimat nicht verlottern lassen. Dazu zählt z. B. auch, dass die Balkone der alten Häuser in den allermeisten Fällen mit liebevoll gerpflegten Blumenkästen geschmückt sind, dass das ganze Land ordentlich und aufgeräumt wirkt, dass ich als Fußgänger in den bayrischen Städten ein anderes Sicherheitsgefühl als z. B. in Ludwigshafen, Heilbronn oder Pforzheim habe usw.

            Sie klingen nicht so, als ob Sie mal Bayern bereist und mit vorurteilsfreien Augen betrachtet hätten.

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @Hartwig Lein:

              Da sind Sie wohl zum Opfer I h r e r eigenen Vorurteile geworden.

               

              Ich kenne - und schätze - Bayern. Ganz besonders das Allgäu und den Chiemgau, wo ich schon häufiger war. Wunderbare Landschaften. Einfach traumhaft.

               

              Über Graffitis kann man streiten. Die kann man mögen, muss es aber nicht. Für mich gibt es jedoch entscheidendere Dinge als schön herausgeputzte F a s s a d e n. Vor allem das Leben dahinter.

               

              Das hat übrigens nichts mit Vorurteilen zu tun. Die überlasse ich gerne der geistigen Enge der CSU und ihren bajuvarischen Wählern.

               

              Apropos Sicherheit: war es nicht vor Jahren in München, als ein älterer Herr vor die S-Bahn gestoßen wurde?

    • @Hartwig Lein:

      Als ob das Touristen-Urlaubsbayern etwas mit der Lebenswirklichkeit der meisten anderen Menschen in Bayern zu tun hätte…

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Hartwig Lein:

      Effektivität und kalte Funktionalität: d i e deutschen Tugenden.

       

      Als Agnostiker käme ich niemals auf den Gedanken, nach Bayern ziehen zu wollen. Allein die Vorstellung bereitet mir Grausen. Weil mir O f f e n h e i t ein wichtiges Gut ist. In einem Bayern der Engstirnigkeit und des Dogmatismus herrscht bei Offenheit gähnende Leere. Das kann selbst die wunderschöne Landschaft nicht ausgleichen.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Also ich habe Bayern und seine Bewohner meistens als sehr weltoffen und tolerant erlebt, Leben und Leben lassen ist da das Motto. Engstirnigkeit und Dogmatismus verbunden Griesgram erlebe ich eher in anderen deutschen Gegenden.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Karl B:

          Also das Kreuz als Zeichen von Weltoffenheit und Toleranz?

  • "Eure Kinder müssen Beamtinnen werden, Soldaten und Polizistinnen, und sie müssen Dinge tun, von denen wir einmal dachten, es täte sie jemand für uns."

    WTF?!? Den Staat dekonstruieren statt legitimieren. Herrschaft kritisieren statt ausüben. Alternativen anbieten statt sich integrieren...

    • @Uranus:

      Total abwegig.

      Es gab mal im vergangenen Jahr ne Studie der Brunel university London die besagt, dass linksgerichtete Wähler physisch schwach sind.

      Und jetzt die entscheidende Frage.

      In einer Welt in der es keinen Staat mehr gibt der die soziale Verteilung organisiert, wer würde denn wohl am meisten davon haben?

      Jedenfalls nicht die phisisch eher schwachen Linken.

      Und genau das ist der Grund, warum Ihre Vorstellungen kaum gestützt werden. Viele Linke von denen sie sich unterstützung erhoffen, sind sich einfach bewusst, dass es in so einer Welt einfach zu viele 100kg Typen geben würde, die sich einfach nehmen was sie brauchen und sie im Endeffekt noch ärmer daran wären als heute.

      • @EinfachIch:

        Das ist ja mal eine "interessante" Studie und Schlussfolgerung.

    • @Uranus:

      Und wo sind sie, die Alternativen?

      Gibt es irgendeine Alternative zu dem Gemeinwesen, das man gemeinhin Staat nennt? Wieviel Leute kennen Sie, die keinen Staat wollen?

       

      Das Schöne am Kritisieren ist ja, dass man keine Verantwortung übernehmen muss.

      • @rero:

        Hier geht es um Strategien, wie auf den rechten Backlash zu reagieren.

        Es geht (mir) nicht um eine Bestandsaufnahme einer staatskritischen Bewegung. Zumal ich die Position und dessen Begründung relevanter finde, als dessen Resonanz. Martin Kaul appellierte dafür, sich in Institutionen einzubringen. Wenn diese Position von Links vermehrt übernommen werden würde, wird Herrschaft mehr legitimiert. Mehr Menschen würden sich für den Staat aussprechen. Erst Kritik an einem Staat ermöglicht erste Schritte Richtung Ablehnung und Entwicklung von Alternativen.

        Gerade Institutionen wie Polizei und Militär sind repressiv. Sie werden nicht besser, wenn mehr Linke innerhalb dieser agieren. Die politische Position der Staatsdiener_innen ist mir relativ egal. Es ist recht egal, welches Parteibuch, der prügelnde Cop hat. Das Problem liegt meiner Ansicht nach darin, dass dieser dazu legitimiert und angehalten wird. So gesehen wende ich mich gegen die klassisch linke Tradition, Herrschaft anzustreben, um sie gestalten zu können. Ich problematisiere Herrschaft an sich.

        Das mensch kritisiert heißt ja nicht, keine Verantwortung zu übernehmen. Verantwortung zu übernehmen muss ja nichts heißen, dass diese positiv auf den Staat bezogen ist. Zwischenmenschliche, gesellschaftliche Verantwortung kann in verschiedener Hinsicht übernommen werden. Andersherum, so nehme ich an, würden Sie es wohl auch nicht legitim finden, wenn (linke) Cops in Berufspflicht, Menschen abschieben, Wohnungen räumen o.ä.. Diese Art der Verantwortungsübernahme haben Sie wohl auch nicht im Sinn dabei?

        • @Uranus:

          Was sind denn nun aber praktisch die Alternativen von denen Sie schreiben?

        • @Uranus:

          Sorry, ich bin schon der Meinung, dass eine Gesellschaft grundsätzlich jemanden haben muss, der nachhilft, wenn sie nicht freiwillig eingehalten werden. Die Repressivität liegt da in der Natur der Sache.

           

          Sich davor zu drücken, damit man auf der moralisch guten Seite steht, ist aus meiner Sicht nicht vertretbar - gerade weil es auch um den rechten Backlash geht.

           

          Wenn die Gesetze moralisch nicht vertretbar sind, müssen sie geändert werden. Das ist konstruktive Staatskritik.

          • @rero:

            Für mich ist die Position "es bräuchte eine Institution, die Regeln durchsetzt" (das soll dann weiterhin die Polizei sein?) ein Symptom aktueller Zustände. Sicherlich ist etwas anderes schlecht vorstellbar. Von einer ausgelagerten, repressiven Struktur erwarte ich mir allerdings nichts gutes. Es kommt darauf an, wie Regeln entworfen werden und von wem sie getragen werden. Wie ist die Akzeptanz gegenüber Regeln? Passen die Vorstellungen der Menschen über ein Zusammenleben zusammen?

             

            Ich schrieb nicht davon, sich vor Verantwortung zu drücken. Das unterstellen Sie mir. Ich schrieb, dass ich es für kontraporduktiv halte, sich in unterdrückende Strukturen einzubringen. Es gibt viele verschiedene Ansätze, von Direkten Aktionen wie (Haus)Besetzungen, Protestcamps ... aber auch Hausprojekte/Kommunen, Kollektive, Selbstorganisierte Gewerkschaft... und klar, es gibt kein richtiges im falschen. Von mir genannten Beispielen ist zumindest aber eine Distanz, ein Versuch des Aufbaus von herrschaftsarmen Strukturen und oftmals ein utopischer Entwurf da im Gegensatz zu den Vorschlägen von Martin Kaul.

             

            Für mich ist es konstruktiv, den Staat radikal zu kritisieren - als Herrschafts/Unterdrückungsinstrument, als bürokratische Entfremdung, das Parlament bspw. als Verwalter des Status Quo, Vermittler von Sachzwängen, Integrator von Protest. Staat und Parlament verhindern radikale Veränderungen bzw. sind für deren Umsetzung unbrauchbar.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @rero:

        Also dankbar sein und schweigen?

        • @76530 (Profil gelöscht):

          Nö. Kritisieren und mitmachen.

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @rero:

            Wobei denn? Beim Kreuze aufhängen?

  • Ein erstklassiger Artikel.

  • Wer von uns Linken glaubte, dass es unter Söder mit der CSU weiter bergab gehen würde, hat sich wohl getäuscht. Offensichtlich zieht sein konservatischer Kurs. Die bayerischste aller Parteien liegt in Umfragen nun wieder bei deutlich über 40 Prozent. Tja, mal sehen, ob die Kreuz-Hängungs-Kampagne bei der Mehrheit der bayerischen Wähler ankommt oder nicht.

    • @Nikolai Nikitin:

      Sie halten sich wirklich für links?

      • @Frederik Andersen:

        Meine ganze Familie musste in den 1970er Jahren aus der Sowjetunion emigrieren, weil sie in dem staatlich verantworteten real existierenden Kommunismus keine Lebensperspektive mehr sah. Die politisch linke Orientierung jedoch blieb uns.

        • @Nikolai Nikitin:

          Okay, vielen Dank für Ihre Rückmeldung.

      • @Frederik Andersen:

        Gibt es dafür eine griffige Definition oder reicht die Kooption der "alten Hasen" wie bei den Motorrad-Gangs?

        • @El-ahrairah:

          Wikipedia, Google und die Bundeszentrale für politische Bildung helfen Ihnen sicherlich weiter!

  • die einzige lösung ist eine welt, in der man kreuze aufhängen kann wie man will, es niemanden juckt und in der deren anhänger kein problem damit haben, dass es leute gibt, die nicht ans kreuz gefesselt sind.

    und umgekehrt.

    diese leute haben ein recht auf ihren platz in der welt, genauso wie jeder andere.

    dieser kommentar, diese aufforderung zur gegengewalt ist wirklich erschütternd.

  • Bin mal gespannt wann sie Schäuble an die Wand nageln, dann weiss man endlich, dass in Griechenland nix mehr zu holen ist und die europäische Finanzpolitik gescheitert. Geordnete Insolvenz für Griechenland, Varoufakis 2013/14.

    Schuldenstand BIP 2014 160, 2018 195%.

     

    Entschlossenes Handeln entsteht durch einen ausreichend informierten Hintergrund, die Kraft des Wissens und der Fakten Wahrheit, Aufklärung und Emanzipation. Dafür braucht es keiner, vielleicht noch wesensfremden Uniform.

    Polizei ist vor allem gut bezahlter und sicherer Job.

    • @Pele :

      Ha Varoufakis....de wohnt mit seiner Frau (einer Millionärstochter) in einer Familienvilla in Kifisia. Einem absoluten Nobelviertel von Athen, neben dem Beverly Hills geradzu ärmlich wirkt. In Kifisia stizen die ganzen griechischen Bonzen, die keine Steuern zahlen. Dort parkt man seine SUVs auf Zebrastreifen oder Behindertenparkplätzen, während die Bullen danben stehen und Kaffee schlürfend wegschauen. Gegen ein kleines Trinkgeld versteht sich.

      Ja aus so einer nettenParallwelt heraus kann Varoufakis leicht seine sozialistischen Sprüche klopfen.

      Aber zum Glück haben die jungen Griechen ihn inzwischen auch durchschaut.

      Leute wie Varoufakis bestehlen ihr eigenes Volk.

      In einer Bäckerei in Athen sagte ich zu einer Verkäuferin, dass ich es unmöglich fände für ein einfaches Croissant 1,70 zu bezahlen. Da meinte sie abfällig, dass das doch nicht teuer sei. Da fragte ich sie, was sie denn pro Stunde verdiene. 3,50 antwortete sie.

      Als ich wissen wollte, ob sie das nicht kriminell fände, dass sie ihr Chef (und auch ihr Staat) fast eine halbe Stunde lang für ein Croissant arbeiten ließe, da schien sie plötzlich aufzuwachen.

      • @grenzgängerin:

        Der populistische Neidansatz ist der erbärmlichste von allen. Wollen Sie, dass alle Menschen im Elend vereint sind, nur damit keiner mehr als andere hat? Mit solchen Stimmungsmachen wie von Ihnen haben schon Gestalten wie Julius Streicher Politik gemacht.

         

        Sie kritisieren, dass ein Linker viel Geld hat und stellen direkte Zusammenhänge zum niedrigen Einkommen anderer Menschen her, lassen aber die Rechtskonservativen draußen vor. Wahrscheinlich gehören Sie zu denjenigen, die als Hartz-IV-Empfänger* die AfD wählen, weil die Linken ja so schrecklich neoliberale Ausbeuter sind, guten Morgen! Wachen Sie auf!

        • @Khaled Chaabouté:

          "Der populistische Neidansatz ist der erbärmlichste von allen."

          Ist das so? Ich finde die Verteufelung von Kritik an Ungleichheit und Heuchelei problematisch. Sicherlich ist eine reine auf Köpfe reduzierte Kritik auch problematisch. Fragt sich aber, worauf Grenzgängerin hinaus will. Das aber als reinen "Neidansatz" abzutun legitimiert den ausbeuterischen Status Quo.

          Ungleichheit bis zum Hungertod ist kapitalistische Realtität. Gleichen Zugang zu Ressourcen zu fordern, erscheint mir gerecht. Ihre "Argumentation", Kritik an Heuchelei als antisemitische Tendenz und Nazistrategie zu verunglimpfen ist total daneben.

           

          Wo Sie den Varoufakis so verteidigen - was sagen Sie eigentlich zur Querfront von Syriza und Anexartiti Ellines? Interessanterweise arbeiten da ja Linke mit Rechten zusammen.

           

          "Wollen Sie, dass alle Menschen im Elend vereint sind, nur damit keiner mehr als andere hat?"

          Muss es darauf hinauslaufen? Ihr Satz erinnert mich an antikommunistische Phrasen eines vielschreibenden Kommentators hier. ;)

           

          Ich würde eine Kritik an Heuchelei nicht per se als rechte Tendenz abstempeln. Da gibt es ja noch andere Positionen, die durchaus legitim sein können. Vielleicht schreibt Grenzgängerin ja noch etwas dazu...

    • 2G
      2730 (Profil gelöscht)
      @Pele :

      Und das hat bitte jetzt was mit dem Kommentar oben zu tun?