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Debatte NachlassIst erben ungerecht?

Kommentar von Susanne Bächer

Unsere Autorin hat ihr Vermögen bewusst Zwecken wie Umverteilung und sozialem Wandel gewidmet. Zudem solle es höher besteuert werden.

Man kann sein Erbe auch anders nutzen Foto: dpa

A lle Menschen sind sterblich. Wer stirbt, kann nichts mitnehmen; also wird es immer Erbschaften geben. Insofern ist Erben nicht gerecht, sondern unvermeidbar. Aber es macht einen Unterschied, ob ich persönliche Dinge, gegebenenfalls ein Eigenheim, erbe oder ein größeres Vermögen, Unternehmensanteile zum Beispiel. Letzteres ist mir passiert, im zarten Alter von drei Jahren. Damals starb mein Großvater, der mit zwei Partnern unmittelbar nach Kriegsende ein Unternehmen gegründet hatte.

Etwa zu der Zeit, als mein politisches Interesse erwachte, erfuhr ich von dieser Beteiligung. Mir war das nicht ganz geheuer, und ich stellte kritische Fragen. Ein Satz, den ich dann in der Familie oft zu hören bekam, lautete: „Du solltest dem Opa dankbar sein!“ Was mich beschämte, was ich ungerecht fand und auch heute noch ungerecht finde: Die Menschen, die in dem Betrieb arbeiteten, bekamen mit Ausnahme des Führungspersonals weniger Geld als ich, die ich keinen Finger dafür rührte, sondern bloß zufällig als Enkelin meines Großvaters auf die Welt gekommen war.

Eine Mitwirkung an der Firma war für mich nicht vorgesehen. Ich wurde Lehrerin, verdiente mein eigenes Geld – „anständiges Geld“, so empfand ich es im Gegensatz zu dem „unanständigen“, das aus der Firma floss und mir peinlich war.

Als ich mich nach 15 Jahren Schule in einer sehr unerfreulichen Situation befand, quittierte ich den Schuldienst. Das hätte ich ohne die Erbschaft vermutlich nicht gewagt. Jetzt musste ich mich dem Erbe stellen. Mir schwebte vor, eine ­progressive Stiftung zu gründen. Zum Glück traf ich auf andere Frauen, die ebenfalls geerbt hatten und ähnliche Gedanken hegten. 2001 gründeten wir zu neunt ­filia.die frauenstiftung. filia will dazu beitragen, dass Frauen und Mädchen selbstbestimmt leben und in Politik und Gesellschaft mehr Einfluss bekommen. Hauptsächlich fördern wir Projekte im Ausland, vorrangig in Ost- und Mitteleuropa, aber auch in Afrika und Asien. Heute ist filia eine mittelgroße Stiftung mit über 50 Stifterinnen und mehreren Angestellten. Sie kann jährlich ca. 200.000 Euro Fördergelder an Frauenprojekte vergeben.

Einkommen aus Arbeit wird stärker besteuert

Meine Firmenanteile habe ich inzwischen verkauft, eine langwierige Prozedur. Den Erlös habe ich nach ökologischen und sozialen Gesichtspunkten angelegt. Aus den Erträgen unterstütze ich eine Reihe von Organisationen, die mir imponieren. Dazu gehören neben filia die Bewegungsstiftung und LobbyControl. Die Bewegungsstiftung fördert Protestbewegungen, die einen sozialen Wandel bewirken wollen. Der Grundgedanke dabei: Alle gesellschaftlichen Fortschritte, ob für die Arbeiter, die Frauen oder die Umwelt, haben ihren Ursprung in sozialen Bewegungen; daher fördert die Bewegungsstiftung Graswurzelinitiativen für eine gerechtere Welt. LobbyControl recherchiert, auf welche Weise große Industrieverbände Einfluss auf die Politik nehmen, und macht dies öffentlich.

Das ist nun mein persönlicher Weg, mit dem Erbe umzugehen. Aber selbst wenn alle Wohlhabenden Stiftungen gründen und großzügig spenden, kann das die Ungerechtigkeit nicht beseitigen. Denn private Initiativen sind letztlich nicht demokratisch legitimiert. Aus meiner Sicht war es ein Fehler, die Vermögensteuer abzuschaffen. Kapitalerträge werden mit 25 Prozent besteuert, bei kleinen Aktienbesitzern ebenso wie bei Millionären. Einkommen aus Arbeit wird progressiv, also letztlich stärker besteuert. Das ist nicht korrekt.

Ungesund für die Gesellschaft

Ich meine, Erben ist okay, wenn es sich um überschaubare persönliche Besitztümer handelt. Das Erben großer Vermögen ist ungesund. Erstens für die Gesellschaft als Ganzes und zweitens für die Person, die erbt.

Susanne Bächer

Jahrgang 1953, arbeitet heute freiberuflich als Grafikerin und lebt in Tübingen. Dort sitzt sie für AL/Grüne im Stadtrat.

Ungesund für die Gesellschaft: Die 400 Milliarden Euro, die jährlich in Deutschland vererbt werden, sind ja nicht gleichmäßig verteilt. Wenige erben sehr viel, und viele erben sehr wenig oder gar nichts. So ballt sich der Reichtum immer mehr. Das ist schädlich für die Demokratie; das widerspricht dem Prinzip der Chancengleichheit; das kann die Gesellschaft spalten. Auch die neue Erbschaftsteuer geht mit großen Erbschaften immer noch sehr schonend um. Der Gesetzgeber sollte sie stärker besteuern und flankierend Maßnahmen gegen Steuerflucht ergreifen.

Für erbende Frauen gibt es spezielle Konflikte

Ungesund für den Einzelnen: Es fühlt sich nicht gut an, wenn ich durch Erbschaft mehr Geld bekomme als durch eigene Arbeit. Es kann lähmend wirken. In Familien mit großem Vermögen herrscht nicht unbedingt freundliche Stimmung, es kann schlimme Zerwürfnisse und jahrelange Prozesse geben. Und wenn es zu einer tieferen Spaltung zwischen Reich und Arm kommt, müssen die Reichen Stacheldraht um ihre Besitztümer ziehen und mit der Angst leben, sie könnten überfallen oder entführt werden. Auch kein schönes Leben.

Für Frauen ist ein großes Erbe oft noch mit speziellen Konflikten verbunden. Sie haben es häufig mit Brüdern, Vettern und Beratern zu tun, die ihnen nichts zutrauen und ihnen Entscheidungen abnehmen wollen. Dies vor Augen, haben wir filia-Gründerinnen noch eine andere Organisation ins Leben gerufen: Pecunia, das Erbinnen-Netzwerk. Hier können sich die Frauen in geschütztem Rahmen über die Lasten und Chancen, die ein großes Erbe mit sich bringt, austauschen. Dass das sehr wertvoll ist, würden alle unterschreiben. Alles andere ist meine persönliche Sicht.

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99 Kommentare

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  • "Er ist es, der das vererbte Vermögen (steuerpflichtig) geschaffen und zusammengehalten hat,..." --

     

    Vorausgesetzt das "geschaffene und zusammengehaltene" private Vermögen war ein Produkt seiner persönlichen Erwerbs- und Arbeitsleistung! Allerdings zählt dazu nicht die (private) Aneignung fremder Arbeitsergebnisse [die Arbeit der "Mitarbeiter" bzw. sog. "ArbeitNEHMER*innen"!

     

    Demnach handelt es sich z.B. beim Kapital- und Privatvermögen der Familien Quandt, Siemens, Mohn, Guttenberg, Springer und Bosch u.a.m., um Raubvermögen. Vor allem um Vermögen aus fremder Arbeitsleistung! Dieses geraubte Ergebnis fremder Arbeitsleistung steht allerdings in der kapitalistischen Gesellschaftsordnung unter staatlich-juristischen Schutz! Für diese Fortsetzung des bürgerlich legalisierten Diebstahl und Raub fremder Arbeit und Ergebnisse, für deren Schutz und Erhalt, ist die kapitalistisch-imperialistische Gesellschaftsordnung auch dazu bereit, den vorhandenen (staatlichen und 'privaten') Gewaltapparat massiv einzusetzen! Gegebenenfalls auch mit der Führung von (imperialistischen) Kriegen! Dabei hat die kapitalistische Macht und ihre ökonomischen, verbildungs-ideologischen und politischen Organe immer noch eine große Mehrheit der Bevölkerung, auch der eigentumslosen arbeitenden Bevölkerung, auf ihrer Seite. In diesen Kriegen und äußeren wie inneren Gewalttaten, setzt die Administration auch große Teile der armen Bevölkerung als Söldner und Soldaten ein (siehe z. B. im Koreakrieg und gegen Vietnam)!

    {...}

    • @Reinhold Schramm:

      Herr Schramm,

      sie verstehen sicher die arbeitsteiligen Vorteile eines funktionierenden Allgemeinwesens. Warum ist Ihnen dann nicht klar, dass ein Unternehmen als ein solches arbeitteiliges Gebilde die gleichen Vorteile bietet, die die Werthaltigmachung der Leistung der Arbeitnehmer überhaupt erst ermöglicht?

       

      Tatsächlich GEBEN die Arbeitnehmer ihre Arbeitsleistung dem Arbeitgeber - freiwillig und gegen Bezahlung. Der Arbeitgeber nimmt sie niemandem weg. Was er jedoch tut, ist sie in ein von ihm - und auf sein Risiko - geschaffenes Gesamtsystem (="Unternehmen") einzuordnen, das aus der Kombination der Einzelleistungen aller Arbeitnehmer einen Mehrwert schafft. Warum soll DER nicht auch ihm gebühren?

      • @Normalo:

        Erklären Sie mir mal das "Risiko" der Multi-Milliarden an Kapital und Erbschaftsvermögen der Familien Bosch, Siemens, Mohn und Springer. Diese Unternehmen funktionieren auch ohne deren Hauptaktionäre und Großeigentümer*innen. Die Mitarbeiter*innen sind dazu nicht erst seit gestern befähigt, diese Konzerne ohne ihre Eigentümer und Hauptaktionäre zu führen. Die gesamte Arbeit wird von den Lohn-, Gehalts- und Vergütungsabhängigen geleistet, so auch auf den Export- und Handelsmärkten, weltweit! Dafür braucht es keine Familien, wie die Porsche oder Quandt: die z.B. im März 2017 eine Jahresdividende von BMW in Höhe von mehr als 1.000 x 1. Million Euro abkassierte [- ohne deren persönliche Arbeitsleistung].

         

        Im Gegensatz zum 19. und 20. Jahrhundert können die heutigen qualifizierten w/m Fachkräfte auf allen Ebenen, z.B. der DAX-Konzerne, diese Unternehmen erfolgreich auf den Weltmärkten führen!

         

        Auch diese Multi-Millionen und -Milliarden an persönlich leistungslosen Dividenden, für die bisherigen und heutigen Privateigentümer*innen, könnten für soziale und Umwelt-Projekte zum Einsatz kommen [- international].

         

        Ebenso bedarf es heute nicht mehr unfähige VW-Manager, die pro Jahr Multi-Millionen abkassieren, um Automobilkonzerne erfolgreich und umweltbewusst zu führen!

         

        Die hochqualifizierten Mitarbeiter*innen der großen Weltkonzerne sind heute dazu fähig, auch ohne Finanz-, Erbschafts- und Monopolbourgeoisie, die Weltwirtschaft im Interesse der (gesamten) Menschheit zu organisieren und demokratisch zu führen!

         

        Nur keine Angst, 'wir schaffen das', auch ohne Kapitalisten an der Spitze!

         

        [R.S.: Tischler-Facharbeiter, Metalldreher-Facharbeiter, Spezialbaufacharbeiter, Handwerksmeister, Ausbildungsleiter und vormaliger Lehrer für Fachpraxis; stets Gewerkschafter der Basis, seit 1969.]

         

        Nur Mut! Wir brauchen keine Bourgeoisie zum persönlich leistungslosen abkassieren!

        • @Reinhold Schramm:

          Herr Schramm

          unterstellen wir mal, Sie haben einen bequemen Sessel, setzen sich da abends rein und lassen einen glücklichen Seufzer gen Firmament steigen. Fragen Sie sich dann auch, ob Sie sich nicht gerade die Entspannungsarbeit, die Ihr Sessel da leistet, unverdient aneignen? Nein, tun Sie nicht, denn Sie haben das Ding irgendwann mal gekauft, geerbt, geschenkt bekommen oder vielleicht auch selbst gebaut. Damit gehört es ihnen, und die - in diesem Fall immateriellen - Profite seiner Existenz auch.

           

          Nichts anderes gilt für das Gebilde "Unternehmen". Dieses besteht aus mehr als der Summe der Leistungen seiner Mitarbeiter (für die diese ja auch eine Gegenleistung erhalten). Es hat einen Kapitalstamm, eine Organisation und eine Geschäftsideee, die allesamt definitv NICHT von den Arbeitnehmern stammen und für die Existenz und Funktion des Wirtschaftsbetriebes unverzichtbar sind. Zumindest die Auswahl und Bezahlung Jener, die das ganze lenken und strategisch weiterentwickeln, obliegt darüber hinaus auch lange nach dem Ausstieg aus dem operativen Geschäft immer noch den Eignern. Und ja, es birgt auch Risiken - nämlich zumindest die des Kapitalverlustes. Der Unternehmer könnte sein Geld auch in Gold, Staatsanleihen oder gentrifizierte Wohneinheiten investieren. Dann hätten die Arbeitnehmer nichts, woran sie ihr Talent und ihre Leistungsbereitschaft ausleben können und ihre Arbeitskraft wäre wertlos.

           

          Und dann noch ein praktisches Argument: Wenn Unternehmertum so eine "verdienstlose" Gelddruckmaschine wäre, würden nicht so viele Leute lieber in Anstellungsverhältnissen arbeiten.

           

          Auf die billig verallgemeinderde Managerschelte gehe ich jetzt mal nicht lange ein. Sie wissen hoffentlich selber (wenn Sie mal einen Blick in die Welt und Ihre Umgebung werfen) dass einzelne Fehler noch kein Totalversagen bedeuten. Die meisten Fabrikate im oberen Teil der Hitliste der meistverkauften Autos stammen meines Wissens nach wie vor aus dem Verantwortungsbereich eben jener "Unfähigen".

          • @Normalo:

            Sie sollten sich auch mit Ökonomie und Wertschöpfung im materiellen Produktionsprozess ernsthaft beschäftigen. Dafür reicht kein BWL und VWL aus. Damit haben selbst noch die DIW-Ökonomen, DAX-Vorstände und Ideologen der Wirtschafts- und Monopolverbände ihre Probleme.

            • @Reinhold Schramm:

              Ich kenne diese Wertschöpfungsprozesse auch weniger aus dem Studium als aus der Praxis. Die hat mich aber auch gelehrt, wie wichtig (und kapitalintensiv) der unternehmerische Überbau ist, damit die ganze Schöpfung im Arbeitsprozess auch wirklich verwertbar wird.

               

              Im Endeffekt ergibt sich das Bild von einer gegenseitigen Abhängigkeit, die sich in aller Regel auch in den Zahlen widerspiegelt: Von Ausreißern wie Apple oder (während Wiedekings Höhenflügen) Porsche mal abgesehen, landet in dne allermeisten Unternehmen ein Vielfaches des ausgeschütteten Gewinns in den Lohntüten und der sozialen Absicherung der Arbeitnehmer. Grundsätzlich ist so eine Aufteilung aus meiner Sicht absolut unverbrecherisch, und - da sind die Gewerkschaften gefragt - die Austarierung ist eben Verhandlungssache.

  • Mir ging es mehr darum, dass die Diskussion über die Vergemeinschaftung von Erbschaften sich zu sehr auf den Erben und die These konzentriert, dass er nicht behalten dürfe, was er nicht selbst "verdient" hat. Dabei wird außer Acht gelassen, dass ja so ein Vermögen nicht mit dem Erbfall einfach "vom Himmel fällt".

     

    Über die Vermögensanhäufung insgesamt kann man - wie erwähnt - sicher streiten, und ich würde Ihnen auch nicht grundsätzlich widersprechen wollen. Am Ende kommt es wahrscheinlich darauf an, ab welcher Größe man ein Vermögen als "groß" (und damit schädlich) betrachtet. Das ist eine Frage der Abwägung mit der Leistungsmotivation: Wer von vornherein nicht "reich" werden darf, wird auch nicht so geneigt sein, Reichtümer für Andere zu schaffen. Denken zu Viele so, bleiben am Ende Alle gleich arm.

     

    "Feindlich" ist dabei übrigens aus meiner Sicht ein zu martialisches Wort, auch wenn Geld sicher von Einigen nur als Mittel zur Machtvergrößerung angestrebt wird. Kampfbegriffe lösen aber selten Probleme.

    • @Normalo:

      @Daniel Neuburg, einen drunter

  • Leider wird bei der Betrachtung der moralischen Gerechtigkeit von Erbschaft immer DER Mensch außer acht gelassen, dem das Vermögen noch am Ehesten moralisch zusteht, nämlich der Erblasser.

     

    Er ist es, der das vererbte Vermögen (steuerpflichtig) geschaffen und zusammengehalten hat, DAMIT es mal einmal seinen Nachkommen zufließen kann. Das war seine Enscheidung. Wer soll darüber verfügen dürfen, wenn nicht er - und welches Recht hat die Gesellschaft, ihn dafür zur Kasse zu bitten? Denn es ist das Geld des Erblassers, über dessen "gerechte" Verwendung hier diskutiert wird.

     

    Nimmt man einmal die Perspektive eines (potenziellen) Erblassers ein, wird auch der Denkfehler hinter der pauschalen Aussage, dass große Erbschaften der Gesellschaft schadeten, deutlich. Tatsache ist, dass sie der Gesellschaft genau so - und nicht mehr - schaden, als private Vermögen an sich das tun: Kommunisten verdammen sie, Kapitalisten sehen die Möglichkeit, sie zu erwerben, als Motor des Wohlstands und des Fortschritts. Das gleiche gilt für Erbschaften: Wer weiß, dass er nicht darüber entscheiden kann, was nach seinem Tod mit dem eigenen Vermögen passiert, der wird schauen, dass nicht mehr Vermögen zur todesbedingten Vergemeinschaftung übrig bleibt, als ihm lieb ist. Das führt entweder dazu, dass die Vermögen an der Steuer vorbei auf die potenziellen Erben übertragen werden oder dass sie gar nicht erst geschaffen werden, weil der Anreiz fehlt, so nachhaltig etwas auf die Beine zu stellen. Mit beidem ist dem Gemeinwesen nicht gedient.

  • Die meisten Kommentare gehen am Thema vorbei. Die gute Frau hat nicht gefragt, ob die aktuelle Besteuerung von Erbschaften ungerecht ist, sondern das Erben an sich.

     

    Wenn das so ist, dann ist auch die Schenkung zu Lebzeiten ungerecht. Und wenn diese ungerecht ist, dann ist die Akkumulation von Privatvermögen auch ungerecht. So einfach ist das.

    • @Trango:

      Daraus, dass jemand das Erben ungerecht findet, folgt keineswegs, dass er/sie auch die Vermögensakkumulation auf anderem Wege ungerecht findet. Dazu findet sich im Artikel nichts.

      • @Earendil:

        Das steht nicht im Artikel, das habe ich auch nicht behauptet. Es ist schlicht eine Frage der Logik.

        • 2G
          2097 (Profil gelöscht)
          @Trango:

          Es geht hier um Vermögensakkumulation durch Erbschaften ab einer gewissen Größenordnung und der Feststellung, dass diese wettbewerbs- und demokratiefeindlich ist. Das ist die ordoliberale Logik von Walter Eucken und diese konnte bisher noch niemand widerlegen! Wenn nach dem Ableben durch eine angemessene Besteuerung alles wieder angemessen verteilt wird, ist die Vermögensakkumulation zu Lebzeiten kein bzw. ein geringeres Problem!

          • @2097 (Profil gelöscht):

            Sie kommen schon wieder mit Freibetrag, Steuersatz und Bemessungsgrundlage um die Ecke. Das ist eine quantitative, keine qualitative Betrachtung der gestellten Frage.

             

            Damit es klarer wird: der todkranke Erblasser wartet nicht erst auf sein Ableben, sondern schenkt den Erben sein Vermögen bereits zu Lebzeiten. Ist das gerechter? Er muss konsequenterweise also daran gehindert werden, dieses Vermögen anzuhäufen. Das ist dann aber keine Frage des Erbrechts mehr, sondern der Begrenzung von Privatvermögen.

  • 3G
    36387 (Profil gelöscht)

    Alles ja ein ganz netter Beitrag, das Grundproblem der "GRÜNEN" wird, dafür aber mit aller Härte an der Aussage zu Pecunia deutschlich:

     

    Jetzt brauchen schon unverdient vermögende Menschen die Möglichkeit in "geschützten Räumen" über die Lasten (erstgenannt!) und Chancen, die ein großes Erben mit sich bringt, zu reden.

     

    Mehr akademische Arroganz der GRÜNEN, hier besonders der GRÜNEN Frauen ist in so wenigen Worten ja gar nicht unterzubringen.

     

    Deswegen benötigen wir eine Erbschaftssteuer, damit solche Menschen von der Last befreit werden.

     

    Ich befürchte als GRÜNER, solche Interviews verhelfen uns noch zu 4,99 Prozent ... Danke für nix, Frau Bächer.

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @36387 (Profil gelöscht):

      Tja, da ist der springende Punkt.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @36387 (Profil gelöscht):

      "Ich befürchte als GRÜNER, solche Interviews verhelfen uns noch zu 4,99 Prozent ... Danke für nix, Frau Bächer"

       

      Wo sehen Sie hier ein Interview?

  • Mit Vermögenssteuern ist das so eine Sache: Vermögen ist relativ.

    Wie bemisst man den Wert eines Hauses ?

    Am Geld das für seine Erstellung bezahlt wurde ?

    Am Preis den das Gebäude jetzt beim Verkauf erzielen würde ?

    Dann müsste jemand der ein Gebäude in Gentrifizierungsviertel erbt natürlich mehr zahlen und im schlimmsten Fall das Gebäude verkaufen, selbst wenn er das eigentlich nicht will.

     

    Bei Firmen lässt sich die Vermögenssteuer senken wenn man mit möglichst viel Fremdkapital arbeitet. Also Schulden statt Eigenkapital und schon zahlt man weniger Steuern... dumm nur das eine hohe Eigenkapitalquote eigentlich für den langfristigen Bestand weniger riskant ist.

     

    Moralische Argumente aussen vor gelassen: es ist einfacher einen Geldfluss zu besteuern als ein Vermögen.

    Genau deswegen wird das Einkommen und der Preis besteuert, da hier vorher schon eine Wertbestimmung die als Grundlage für die Besteuerung dient stattgefunden hat.

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @Alreech:

      "ein Gebäude in Gentrifizierungsviertel"

       

      Ist damit ein selbstbewohntes Eigenheim gemeint, dann fällt es nicht unter die Unternehmensanteile, die hier diskutiert werden. Es sollte aber auch nicht einfach so in Mieteigentum übergehen. Als bloßer Eigentümer Geld am Wohnen anderer Menschen zu verdienen, ist vielleicht als örtlich begrenzter Luxusexzess für Reiche zu dulden, aber das kann kein Automatismus im Gentrifizierungviertel sein. Genossenschaften können vielleicht nicht so viel zahlen wie Immobilienhaie, aber dafür können sie - aber nur wenn das auch Teil der Satzung ist! - einen der Sozialstruktur im Viertel angemessenen Wohnraum bereitstellen.

       

      Wenn es sich um ein Mietshaus handelt, sollte der mittellose Erbe m.E. dann keine Steuern zahlen müssen, wenn er*sie das Wohneigentum am verantwortlichsten in eine Genossenschaft oder einen Hausverein überführt und selbst eine Wohnung bezieht. Diese Vereinigung kann dann auch von Sozial- und Entwicklungsbanken Kredite zur nachhaltigen Immobilienentwicklung erhalten, auch wenn dafür Spielraum nötig wäre und mehr Vertrauen.

       

      Der Wert eines Hauses bestimmt sich dabei in dieser Gesellschaft durch die Schätzung des Marktpreises. Die andere Version wäre nicht kapitalistisch.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Prima Beitrag.

    So links würde ich mir die Grünen im Wahlkampf auch wünschen.

    Schämen muss sich unter den gegebenen Bedingungen niemand für die große Erbschaft, sondern höchstens dafür, wie er*sie mit dem Erbe umgeht.

    Um berufliche Umorientierung für alle einfacher zu machen, ist das bedingungslose Grundeinkommen ein probates Mittel.

  • Frau Bächer gebührt Respekt für ihre Individualentscheidung sowie auch ihre zurückhaltenden und differenzierten Denkanstöße.

     

    Ich denke nicht, dass steuerfreies Erben das Hauptproblem darstellt sondern, dass bei Anhäufung großer Vermögen die Risikoaversion gegenüber gesellschaftlichen Veränderungen steigt.

    Große Vermögen neigen dazu im status quo zu verharren, da das die scheinbar größte Sicherheit für die inddividuelle Daseinssicherung mit sich bringt; was hemmend wirken kann für andere Teile der Gesellschaft.

     

    Derzeit findet derlei Effekt jedoch viel mehr in der freien Wirtschaft statt als im Privatbereich.

    Dieses sogenannte Rent seeking, bei anerkannt "unverzichtbaren" Wirtschaftszweigen erwirtschaftet Renditen weitgehend unproduktiv , durch quasi monopolitische Strukturen.

    Derzeit insbesondere die Pharma- und

    Bankenindustrie mit hohen, selbst definierten Renditen.

    Ich befürchte, dass die nächste Rent seeking -Industrie die sog. High Techs werden wird.... Firmen die Produkte produzieren, die jeder haben will (und auch viele Linke cool finden), jedoch grandios gegen deren Werte verstößt: Apple und Konsorten.

    Ein Paradoxon!

     

    So bleibt für mich festzuhalten, beim Lesen etlicher Kommentare hier, dass individueller Reichtum schnell neidbesetzt ist, Großkonzeren mit entsprechend hippen Produkten hingegen nicht..

     

    Umso höher fällt wegen der Art der Formulierung, und nochmals bestärkt, mein Respekt für Frau Bächer aus! Chapeau!

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @Tom Farmer:

      "So bleibt für mich festzuhalten, beim Lesen etlicher Kommentare hier, dass individueller Reichtum schnell neidbesetzt ist, Großkonzeren mit entsprechend hippen Produkten hingegen nicht."

       

      Großkonzerne können nicht essen, trinken, arbeiten, faulenzen, einen Palast bewohnen oder eine Hütte. Sie sind nur Rechtspersonen und keine so genannten natürlichen Personen.

      "Reich" und "arm" können in diesem Sinne nur Individuen sein.

      Kann man ein Rechtskonstrukt beneiden?

  • Nachtrag.

     

    Danke Frau Bächer! Sie befinden sich in Marx-Engelsscher Nachfolge und Tradition.

  • Das über Jahrhunderte angesammelte Privatvermögen des britischen Königshauses geht offiziell nur in die Hunderte Millionen. Inoffiziell handelt es sich um ein historisches Milliardenvermögen an Liegenschaften, Ländereien und Beteiligungen. So zahlte zudem, durch freiwilligen Verzicht, die arme britische Bevölkerung bereits 2013/2014 mehr als 36 Millionen Pfund für die Finanzierung ihres monarchistischen Erbschafts-, Touristen- und Familienspektakels. Analoge staatliche Finanzierungs- und privaten Eigentumsverhältnisse in der postfeudalenen Welt des europäischen und asiatischen Hochadels, - in unserer immer noch feudal-kapitalistischen Welt im 21. Jahrhundert.

     

    Würden wir nur die überkommenen feudalkapitalistischen Vermögensverhältnisse in Deutschland unter die Lupe nehmen, so müssen wir feststellen, die frühbürgerliche Revolution im 19. Jahrhundert verschonte deren Raubritter-, Eigentums- und Vermögensverhältnisse. Auch im 21. Jahrhundert gehören zahlreiche adlige Familien in Deutschland immer noch zu den großen Vermögenden, auch ohne persönliche Erwerbs- und Arbeitsleistung in den zurückliegenden Jahrhunderten.

     

    Auch solche Zustände werden von der bürgerlichen Politik und ihren Medien ignoriert und kaum diskutiert.

    • @Reinhold Schramm:

      Ja, so ist es. Danke.

  • 2G
    2097 (Profil gelöscht)

    Vielen Dank für den guten Artikel!

  • Es muss Druck von unten kommen. Die politische Linke muss sich viel stärker und unvoreingenommener um eine Machtbasis bei den unteren Schichten bemühen. Raus aus der linksliberalen bildungsbürgerlichen Filterblase und hinein in die Welt der vielleicht weniger gebildeten und kultivierten, man könnte auch sagen verrohten, Unterschicht. Die Entsolidarisierungswelle durch Nationalisten, Rassisten, religiöse Fundamentalisten und neoliberale Sozialdarwinisten muss gebrochen werden. Eine "Revolution von Oben" hat sich vielfach als nicht besonders nachhaltig erwiesen. Wer von Geburt an mit gewissen Privilegien ausgestattet ist und die Welt wirklich zum besseren ändern will muss in ein gebildetes, selbstbewusstes und über nationale, religiöse, ethnische und andere menschgemachten Grenzen hinaus, solidarisches Proletariat investieren.

    Friede den Hütten, Krieg den Palästen!

    • @Victa:

      Da war der Kapitalist und Bourgeois Friedrich Engels eine seltene Ausnahme. Mit den privaten Einnahmen, aus Ausbeutung und Handel, finanzierte er nicht nur zum Teil die wissenschaftliche Arbeit von Marx, sondern auch die Entwicklung der Arbeiterbewegung. Er wusste woher der große Reichtum der Wenigsten stammte und erkannte seine Verantwortung gegenüber der eigentumslosen Arbeiterschaft! Sein Ziel als Kapitalist war sein Beitrag zur Beseitigung des Kapitalismus und damit das Ende der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen. Die folgenden Generationen haben seinen Humanismus gegen die Betonwand gefahren! - Insbesondere dabei die deutsche Sozialdemokratie und Gewerkschaftsbürokratie, die "Sozialpartner" der Bourgeoisie.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Victa:

      Diese "linksliberale bildungsbürgerliche Filterblase" ist längst selbst zu einer verrohten Clique verkommen, die über die angebliche Bildung ihre Schäfchen/Kindlein ins Trockene zu bringen sucht. Die sind weder links, noch liberal und meistens auch nicht nennenswert gebildet, allerhöchstens eingebildet.

    • @Victa:

      Ich denke nicht, dass die "Machtübernahme" einer weniger gebildeten, kultivierten bzw. "verrohten" Unterschicht zu einem Wohlstandszuwachs der gesamten Gesellschaft führen wird. Eher werden diejenigen, die auf diese Weise an die Spitze der Gesellschaft "gekehrt" wurden, sich derselben Machtmittel bedienen wie es die gegenwärtige "Oberschicht" bereits tut. Die Revolution frisst dann einmal mehr ihre Kinder.

      • 8G
        85198 (Profil gelöscht)
        @Tom Tailor:

        So war das nicht gemeint.

        Es geht nach meinem Verständnis darum, dass die gebildete Oberschicht den Perspektivwechsel braucht und die Sache auch mal "von unten" sehen muss.

      • @Tom Tailor:

        Es ist nur so, dass sich in den unteren Etagen mittlerweile gutgebildete und - gegarte Menschen befinden. Aber ansonsten haben Sie wohl recht; Macht korrumpiert.

        • 8G
          83379 (Profil gelöscht)
          @lions:

          Ein sehr interesanter Aspekt von 1984 jede Revolution bringt nur eine neue Oberschicht hervor, die dem Pöbel Brot und Spiele bietet und die Mittleschicht ausbeutet.

          • @83379 (Profil gelöscht):

            Genau so ist das. Ich glaube nicht an den Erfolg einer blitzartigen Wende der Gesellschaft. Wenn ein Wandel vernünftig stattfinden soll, kann das nur einer sein, der den Charakter und seine Fehlbarkeit in die Mitte rückt, mit dem Ziel, das grenzenlose Machtbegehren einzelner Mitglieder der Gesellschaft zu bändigen. Es müsste schon die Schaffung föderaler Strukturen und libertär ausgerichteter Gesetzgebung und vor allem die Gewährung von Kinderstuben, frei von hyperautoritären Einflüssen, vorausgehen. Und das wäre ein seeeehr langer Prozess.

  • "ihr Vermögen" - ein Ergebnis persönlicher Erwerbs- und Arbeitsleistung? Oder ein Ergebnis fremder Arbeit und deren privater Aneignung?

     

    Das grundlegende Eigentumsverhältnis an den Produktionsmitteln, das sich in Abhängigkeit vom historischen Niveau der Produktivkräfte und der (historischen) gesellschaftlichen Arbeitsteilung entwickelt. Die Eigentumsverhältnisse sind das bestimmende Element der Produktionsverhältnisse einer Gesellschaftsformation. Sie bringen zum Ausdruck, in welchem Verhältnis sich Individuen, Gruppen, Klassen oder die ganze Gesellschaft zu den gegenständlichen [materiellen] Bedingungen der Produktion befinden.

     

    Die Eigentumsverhältnisse unterscheiden "die verschiedenen ökonomischen Epochen der Gesellschaftsstruktur" (Karl Marx), wobei Veränderungen der Eigentumsbeziehungen stets auf revolutionärem Wege gelöst werden müssen und Veränderungen der Klassen- und Machtverhältnisse bedingen.

     

    Die Existenz des Privateigentums an (gesellschaftlichen) Produktionsmitteln ist die unmittelbare Ursache für die Spaltung der Gesellschaft in antagonistische Klassen und für die Ausbeutung und Unterdrückung der nichtbesitzenden Klassen durch die Klassen, die Eigentümer der entscheidenden (gesellschaftlichen) Produktionsmittel sind.

     

    Der Widerspruch zwischen dem gesellschaftlichen Charakter der Produktion und der privatkapitalistischen Form der Eigentumsverhältnisse, bringt die Notwendigkeit zum Ausdruck, die alte kapitalistische Gesellschaftsordnung abzulösen und die von Ausbeutung freie emanzipatorisch-öklogische Gesellschaftsordnung zu errichten.

     

    Das gesellschaftliche Gemeineigentum an den gesellschaftlichen Produktions- und Reproduktionsmitteln schließt die sozioökonomische und sozioökologische Ausbeutung von Menschen, Natur und Umwelt aus. Es vereinigt die Menschen -unabhängig von Herkunft, Geschlecht und Hautfarbe- zur gemeinsamen Arbeit im sozialen, ökonomisch-ökologischen Interesse der gesamten Gesellschaft. Es bedarf der Beseitigung des Kapitalismus!

    • @Reinhold Schramm:

      Genosse Schramm,

      ich habe das Gefühl, Sie rekapitulieren hier jeden Tag das, was Sie am Abend zuvor in der Karl-Marx-Gesamtausgabe gelesen haben. Stimmt das? Und stärkt das Ihre Weltsicht?

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @Reinhold Schramm:

      "Beseitigt" hat die Diktatur des Proletariats auch die zarten Pflänzchen des (Anarcho-)Syndikalismus, im spanischen Bürgerkrieg und in der Ukraine, wo die Arbeiter*innen durch den kommunistischen Staat enteignet wurden!

       

      In Deutschland hat der Nationalsozialismus fast 30 Prozent des volkswirtschaftlichen Produktionseigentums aus Arbeiter*innenhand in kapital-feudalistische Verhältnisse rücküberführt.

       

      Derrida hat aber immer noch recht - wer im zeitgenössischen europäischen Diskurs nicht mehr über Demokratie spricht, ist raus!

      Aufgabe linker Theoretiker sollte es sein, die demokratische Legitimität eines wiederholten sozialen Experimentes zu erstreiten: Syndikalismus demokratisch zu organisieren!

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @Reinhold Schramm:

      Wenn man etwas nicht "beseitigen" kann, ist es dann nicht besser, es umzudefinieren (besser als einen Kapitalismus mit nur einem Akteur - dem Staat - zu schaffen)?

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @Reinhold Schramm:

      "Die Existenz des Privateigentums an (gesellschaftlichen) Produktionsmitteln ist die unmittelbare Ursache für die Spaltung der Gesellschaft in antagonistische Klassen und für die Ausbeutung und Unterdrückung der nichtbesitzenden Klassen durch die Klassen, die Eigentümer der entscheidenden (gesellschaftlichen) Produktionsmittel sind."

       

      Ich glaube nicht, dass die bloße Existenz des Privateigentums an den Produktionsmitteln die Ursache des Problems ist, sondern die Verfasstheit des Eigentums in der Auslegung als Erweiterung des privaten Selbst.

      Anders verfasst - als gesellschaftlich geteiltes Eigentum und nicht als vergemeinschaftete Struktur - könnte das private Eigentum als kondensierte Arbeit auch als Basis zur demokratischen Verteilung der gesellschaftlichen Macht dienen.

       

      Geteiltes Eigentum unterliegt demokratischen Beschränkungen, denen privates Eigentum nicht unterliegt und hat gleichzeitig eine größe Flexiblität als vergemeinschaftetes (zentralisiertes) Eigentum.

       

      Der Tendenz zur Monopolbildung kann eine demokratische Regulierung in der Produktionssphäre entgegenwirken. Hier könnte der Streit produktiv wirken, wenn die Produktionsmittel den Arbeitern (da gehört auch ein*e Geschäftsführer*in dazu) auch gehörten. Dann gäbt es bei extremer Lagerbildung in einem großen Unternehmen eine Spaltung, die mehrere unabhängig agierende neue Unternehmen hervorbrächte. Die Effektivitätsgrenze der demokratischen Prozesse bestimmt dann die Grenz-Größe der betrieblichen Einheiten.

       

      Die Profitorientierung kann so auch aufgebrochen werden. Ab einer bestimmten Betriebsgröße führt mehr Effekivität nämlich dann auch immer wahrscheinlicher zum Auseinanderbrechen des Betriebs und zu fallender Effektivität.

       

      Die Verteilungsphäre könnte durch demokratisch strukturierte Handelsnetzwerke organisiert werden, um dem Markt ein anderes Prinzip entgegen zu setzen.

       

      Syndikalistische Theoriebildung ist im orthodoxen Betrieb leider nicht gern gesehen. Anarchosyndikalisten - eher die Feinde!?

      • @85198 (Profil gelöscht):

        Mir scheint das Wirtschaftssystem primär gar nicht so wichtig, sondern die Menschen die es tragen sollen. Alle Umverteilung ist dahin, wenn der Mensch es nicht schafft, sich von dem Teil des Wesens zu lösen, persönlich einen Vorteil gegenüber dem anderen zu erlangen. Die Frage ist also weniger eine wirtschaftsstrukturelle, als vielmehr eine philosophische. Kann der moderne Mensch sein Machtstreben allgemein überwinden, aus dem heraus er immer wieder versucht ist, mehr Eigentum und damit Macht als andere zu erlangen? Daran scheiterten bisher alle Versuche bspw einen Kommunismus wahr werden zu lassen. Alle Macht, die Druck nach unten ausübt, und sei es die Diktatur des Proletariats, hat zur Folge, dass Machtstreben in allen Schichten generiert wird. Es gab in Vergangenheit Gesellschaften, die der Absage von Macht innerhalb einer Gesellschaft betrieben haben - Naturvölker, vor allem des Tropengürtels. So kann man sicher nicht die Fragen der modernen Gesellschaft beantworten, aber diese zu analysieren, brächte einige Fortschritte zutage.

        Letztendlich kann die gerechte Gesellschaft nur eine Anarchie sein, doch dafür braucht es die Menschen dazu. Bis auf wenige Ausnahmen gibt es die nicht. Diesen Menschen werden zu lassen, ist die schon eine utopische Aufgabe, doch wenn beginnt das in der Kinderstube. Autoritäre Charaktere bringen immer wieder neue autoritäre Charaktere hervor.

    • @Reinhold Schramm:

      Wenn das "Beseitigen" genau so effizient funzt wie das Phrasendreschen, dürfte die Revolution ja nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen ;-)

      • @Tom Tailor:

        Sie sollten keine Angst um ihre kleine private Familienerschaft haben. Aber sollte es sich um eine persönlich leistungslose Erbschaft aus gesellschaftlichen Produktionsmitteln und Ausbeutung fremder Arbeitskarft handeln, dann wären ihre Sorgen berechtigt.

  • 2G
    2830 (Profil gelöscht)

    Lohn ohne Leistung. Das wird als unmoralisch empfunden. Es gilt als erhaben von seiner Hände Arbeit leben zu können. So kommt dem aufgabelosen Erben der Postbote edler vor als der Depot-Inhaber.

    Dieser Konflikt erschließt sich nicht aus dem Konjunktiv. Da musst man drinstecken.

    Missverhältnisse zwischen Leistung und Entlohung sind tief verwurzelt im humanistischen Denken und anständig wer sich daran hält. Leider habe ich die Erfahrung gemacht, dass die von da unten, wenn sie nach oben kommen, kein bisschen 'gerechter' sind, sondern auch nur schauen wo sie bleiben und vergessen wo sie her kommen (s. Schröder, POP-Stars, TOP100-Künstler) und jedes Maß verlieren. Insofern sehe ich es wie MOWGLI: „Wer, wenn nicht ich?“, hätte ich mich gefragt. Ich habe nämlich ein Gerechtigkeits-Problem.

    • @2830 (Profil gelöscht):

      Erschütternd: Armut macht nicht automatisch gut!

    • @2830 (Profil gelöscht):

      Das ein Leben ohne Leistung als unmoralisch empfunden wird, bezweifel ich. Wäre dem so, hätten Prominente, Mitglieder des Adels & Co. nicht Bevölkerungsschichten-übergreifend einen solch hohen Zuspruch.

      • 2G
        2830 (Profil gelöscht)
        @Tom Tailor:

        Mick Flick, Berggruen, Borros, Olbricht (Wella). Podolski-Stiftung, Prince’s Trust, Rainforests Project, Chan-Zuckerberg-Initiative, Band-Aid, ∞. Alles Bemühungen um Imagetransfer, der Versuch dem Reichtum ein edles Antlitz zu verpassen. Reinwaschen ganz nachhaltig. Der Job und damit sehr wohl eine Leistung der Moral (weniger verfänglich: aus ethischen Gründen) wegen ist: Was kann ich tun, damit ich nicht wegen meiner Prominenz und meines Reichtums angespuckt werde? Das finden dann wiederum Viele toll und klatschen, gehen ins Museum, kaufen Produkte, (Kunst) und spenden ohne die Instrumentalisierung zu erkennen, dass hierdurch nichts 'gerechter' wird sondern mehr gehuldigt als verstanden. Weltverbessung von oben nach unten funktioniert nicht. So mein Zweifel. Selbstlosigkeit ist eine Fata Morgana.

  • Ich finde den Text interessant, habe nur mit dem vorletzten Absatz gewisse Probleme. Die Aussagen darin sind zwar nicht ganz falsch, trotzdem riecht das durch die Aufreihung "Ungesund für die Gesellschaft" / "Ungesund für den Einzelnen" doch etwas danach, sich selbst als Opfer von etwas darzustellen, von dem man eigentlich profitiert. Von etwas zu profitieren, was man eigentlich ablehnt, ist mir z.B. als weißer deutscher Mann auch ohne größere Erbschaft nicht ganz fremd. Solche Profite gehen auch immer mit diversen Nachteilen einher, aber insgesamt bleiben es doch Profite. (Sollte man nur nicht mit Schuld verwechseln.) "Ungesund" für einen selbst ist das nur insofern, als man dann Teil einer "ungesunden" Gesellschaft ist.

  • 6G
    60440 (Profil gelöscht)

    Die Autorim hat völlig recht. Die Vermögenssteuer gehört wieder eingeführt und die Erbschaftssteuer deutlich erhöht. Der einseitgen stetigen Umverteilung von unten nach oben, der Ballung unerhörter Vermögen in den Händen Weniger muss begegnet werden.

    Es kann nicht sein, dass durch Schenkungen, Stiftungen oder Steuerschlupflöcher selbst die minimalen Erbschaftssteuersätze umgangen werden.

    Der Erbfall, der durch den Tod des Erblassers eintritt, stellt eine Zäsur dar, die völlig zu Recht einen deutlich zu besteuernden neuen Vermögenszuwachs beim Erben bedeutet. Das oft gehörte Argument, man dürfe dieses Vermögen nicht zu hart besteuern, schließlich sei es ja bereits vom Erblasser zu dessen Lebzeiten besteuert worden, ist falsch.

    So sehr zu begrüßen ist, dass viele Erben da ihnen zufällig zugefallene Vermögen wohltätigen Zwecken spenden. Ich habe noch nie gehört, dass Erben ihr Vermögen dem Strassenausbau, der Schulsanierung oder den Jobcentern zugewandt hätten.

    MaW: Staatliche Ausgaben müssen durch Steuererhebung finanzierbar gemacht werden, sie können nicht durch Dritte abgedeckt werden.

    Wer Vermögen geschenkt bekommt, sollte stärker herangezogen werden als Jene, die dies durch Arbeit erwirtschaften.

    Hätte Herr Schulz tatsächlich ein Interesse daran Bundeskanzler zu werden, er hätte die Forderungen der Autorin übernehmen müssen.

    Er hätte gute Chancen gehabt zu gewinnen gegen die Mövenpickfraktion.

  • Wie die Autorin damit umgegangen ist, ist natürlich toll, aber nicht alle werden das so tun oder sehen.

     

    Vermögen müssen besteuert werden. Aber unabhängig davon, ob sie vererbt werden oder nicht.

     

    Welche Erbschaften sollen nur für den Vorgang des Vererbens versteuert werden und warum? Kleine möchte man ausklammern, Versteuerung von mittleren Erbschaften könnte zur Insolvenz der Firma führen, usw. Also muss wieder ein Bürokratiemonster geschaffen werden, bzgl dessen was besteuert wird und was nicht, mit dem ganzen Regelwerk, wie Arbeitsplätze für x Jahre erhalten etc.

     

    Dabei ist die Frage nach dem Warum noch nicht beantwortet. Denn es handelt sich, zumindest im legalen Bereich, um Geld, Werte die ja schon der normalen Besteuerung unterlegen waren. Das ist dann persönliches Besitztum geworden. Warum soll durch den Tod der Staat davon überproportional profitieren?

     

    Die /der Erbe/in muss dann ab Vermögenssteuer bezahlen.

     

    Oder alles vorher ausgeben. Kreuzfahrten für alle.

    • @fly:

      Nicht „der Staat“ und schon gar nicht seine Repräsentanten und deren Busenfreunde sollten profitieren von Steuereinnahmen, sondern das Gemeinwesen als ganzes.

       

      Das Problem besteht vermutlich darin, dass die meisten Leuten nie über Ludwig XIV hinausgekommen sind. Geistig und moralisch sind sie im 17. Jahrhundert stecken geblieben. Für sie gilt immer noch: „Der Staat bin ich.“ Profitieren sie nicht im selben Maß persönlich von dem, was der Staat tut, wie andere Menschen, fühlen sie sich betrogen und ausgenutzt. Sie verweigern „dem Staat“ und seinen Repräsentanten dann sehr leicht ihre Gefolgschaft und wähnen sich im schlimmsten Fall in einer Art asymmetrischem Krieg, in dem (fast) alles erlaubt was machbar ist. Es geht nur noch darum, sie nicht erwischen zu lassen vom überlegenen Feind.

       

      Eigentlich sollte genau das verhindert werden aus Steuereinnahmen. Privates Glück oder Unglück sollte der Chancengleichheit nicht im Wege stehen. Leider hat der Leistungsgedanke dazu geführt, dass manche Leute sich einbilden, sie wären quasi gleicher, weil sie mehr leisten als die meisten anderen. Ein Gefühl, das allerdings sehr häufig trügt, denn fremde Leistung wird oft nicht als solche wahrgenommen. Vielleicht, weil liebende Mütter sich nicht bezahlen lassen wollen von ihren Kindern.

       

      Was aber die Frage der Mehrfachbesteuerung angeht, sehe ich nicht, wieso die nur von Erben gestellt werden sollte. Jeder Euro, der als Unternehmensgewinn von – sagen wir: einer Molkerei – versteuert werden muss, hat zuvor mindestens schon der Einkommenssteuer derer unterlegen, die Milch und Käse kaufen. Wollte man Mehrfachbesteuerungen also wirklich vermeiden, dürften Unternehmensgewinne gar nicht besteuert werden. Bisher kann sich der Staat das noch nicht leisten. Er arbeitet aber daran, nur noch die abhängig Beschäftigten zahlen zu lassen für seine Ausgaben, und zwar gleich mehrfach. Steuerfinanzierte Verwaltungen erheben nämlich neuerdings zusätzlich Gebühren für ihre Tätigkeit.

      • @mowgli:

        Die relativ konstante Geldmenge läuft ständig im Kreis herum und wird immer wieder besteuert, sonst funktioniert das nicht.

      • 8G
        85198 (Profil gelöscht)
        @mowgli:

        "Der Staat bin ich."

         

        Zu sehen beim "Hashtag" der Wahl auf dem ZDF.

        #ichbindeutschland

         

        Wer auch schon mal Deutschland war: https://ixquick-proxy.com/do/spg/show_picture.pl?l=english&rais=1&oiu=http%3A%2F%2Fblogoscoped.com%2Ffiles%2Fdu-bist-deutschland.jpg&sp=ce6c46547ba5e1296db397fb8428dc26

         

        "Mein Name ist Deutschland" - ein Titel von Kraftschlag.

         

        Bei dieser "politischen Bildung" der 160-Zeichen-Twitter-SMS-Autisten können sich die Identitären nur die Hände reiben. Die sprachliche Ununterscheidbarkeit der Positionen ist erreicht.

        Die Festung Europa ist errichtet. Der antimigrantische Schutzwall aus rechten Despoten steht.

         

        Gleichzeitig wird eine Anti-Deutsche der Linken wird dafür geschasst, dass sie auch mal Deutsche im Film sterben sehen will und diese nicht nur immer die Helden sind.

         

        #ichbinnichtdeutschland

        #deutschlandmusssterbendamitwirlebenkönnen

    • @fly:

      "Versteuerung von mittleren Erbschaften könnte zur Insolvenz der Firma führen"

       

      Man kann die Besteuerung ja auch strecken und vom Gewinn abhängig machen o.ä.

       

      "Das ist dann persönliches Besitztum geworden."

       

      Aber nicht der Erben. Für die ist das Einkommen, und die haben davon noch nichts versteuert.

      • @Earendil:

        Sie haben recht, für die Erben ist es ein Einkommen. Es gibt aber einen Unterschied: im Gegensatz zu Gehältern, die aus unversteuertem Vermögen finanziert werden, wird eine Erbschaft aus komplett versteuertem Vermögen erbracht - es findet also nur ein Übertrag von A nach B statt, ohne erneute Gewinnschöpfung, Daher ist eine Besteuerung bei solch einem Vorgang unangebracht.

        • @Tom Tailor:

          Ich fürchte, Sie haben den tieferen Sinn von Steuern nicht so ganz im Blick.

           

          „Als Steuer wird eine Geldleistung ohne Anspruch auf individuelle Gegenleistung bezeichnet“, weiß das Lexikon. Steuern werden – anders als Gebühren oder Beiträge – weder aufgabenbezogen noch zweckgebunden erhoben. Sie dienen offiziell der „Deckung des allgemeinen Finanzbedarfs“ eines Gemeinwesens. Wer steuerpflichtig ist, wird denn (theoretisch) auch nicht lang gefragt, ob er gewillt ist oder nicht. Er hat zu zahlen. Basta.

           

          Das Problem dabei: Die Vorstellungen über die Höhe des Finanzbedarfes eines Gemeinwesens und deren Zusammensetzung können – erfahrungsbedingt – sehr weit auseinander gehen. Nicht jeder Bürger ist jederzeit vollständig einverstanden mit den Finanzentscheidungen der sogenannten Entscheidungsträger eines Staatswesens. Deswegen kann die Steuerpflicht auch nicht davon abhängig gemacht werden, ob ein Einkommen bereits von jemand anderem versteuert worden ist, sondern nur davon, ob der Steuerpflichtige angemessen beteiligt ist an der Finanzierung des Gemeinwesens.

           

          Die Frage nach der Angemessenheit allerdings ist eine Gerechtigkeits-Frage, eine Frage des Ausgleichs von Interessen bzw. der Verteilung von Gütern und Chancen. Erbschaften, die so groß sind, dass sie das soziale Gleichgewicht untergraben, sind niemals gerecht. Wenn der Ausgleich von Gütern und Chancen nicht mehr möglich ist, weil Erben zu viel Macht und Einfluss haben auf Grund ihres Geldes oder ihrer Anteile an was auch immer, geht das Gemeinwesen den Bach runter. Der soziale Frieden ist gestört, das Volk greift entweder zur Selbstjustiz oder es resigniert. Im Ergebnis ist die Gesellschaft nicht mehr produktiv und nicht mehr kreativ genug, um konkurrenzfähig zu sein. Sie destabilisiert sich selbst und endet letztlich als Failed State. Ist das vielleicht "angebracht"?

        • @Tom Tailor:

          Das Argument, ist ja schon versteuertes Geld, könnte man auch gegen die Mehrwertsteuer anführen. Auch hier zahlt man noch einmal Steuern, zumindest, wenn man den Fall zu Grunde legt, dass man Arbeitseinkommen ausgibt.

           

          Die Erbschaftssteuer ist daher ordnungspolitsich motiviert, da genau diese Ballung von Vermögen vermieden werden soll - zumindest wenn derjenige, der erbt, das Erbe nicht vermehrt, schrumpft es über die Generationen wieder zusammen. Welche Höhe von Erbschaftssteuern gerecht ist, vermag ich nicht zu beantworten. Derzeit werden aber große Vermögen zumindest besteuert.

           

          BTW: Zudem kann man der Autorin (etwas spitzfindig) vorwerfen, dass sie das Geld ja auch nach wie vor in ihrem Interesse anlegt, obwohl sie nicht gerecht findet, dass sie es hat. Wenn sie keine Handhabe wollte (so wie sie es fordert), hätte sie es entweder den Arbeitnehmern oder dem deutschen Staat zur Verfügung stellen sollen. Den Stiftungszweck hat sie aber ausgewählt und bestimmt, was sie für sinnvoll hält (Achtung: Ich werfe ihr das nicht vor, ich finde das gut - nur steht dieses Verhalten m.E. im Widerspruch zu ihrer eigene Forderung).

          • @Strolch:

            Die Mehrwertsteuer hat schon eine andere Grundlage als die Erbschaftssteuer: sie wird nur fällig, wenn ein Mehrwert entsteht - also Waren oder Dienstleistungen produziert und konsumiert werden, eie Wertschöpfung entsteht. Dies alles ist bei Erbschaften nicht der Fall, es wird nur versteuertes Vermögen von A nach B transferiert (ähnlich wie eine Schenkung). Es wird nichts neu produziert oder in irgendeiner Form ein Mehrwert erbracht. Darauf eine Steuer? Absurd.

            • @Tom Tailor:

              Ja, die Erbschaftssteuer ist keine Mehrwertsteuer. Deswegen ja mein Hinweis, dass diese Steuer ordnungspolitisch motiviert ist. Jede Steuer kann als absurd (weshalb sollte man...) bezeichnet werden. Weshalb eine Mineralölsteuer, es gibt doch schon die Mehrwertsteuer? Weshalb sollte ein Staat einen Mehrwert überhaupt besteuern? Könnte man auch als absurd bezeichnen; ist doch gut, wenn die Leute Mehrwerte schaffen, alleine dadurch geht es ihnen doch schon besser. Schließlich habe ich ja zunächst auch nur einen Transfer. Der Hintergrund ist, dass es als "gerecht" empfunden wird, dass jemand etwas von einem "Mehrwert" abgeben muss. Genauso wird es als gerecht empfunden (zumindest von einer Mehrzahl), dass eine Erbschaft (ab einer gewissen Größe) besteuert wird, damit sich große Vermögen nicht in einer Hand ballen. Und der Gesetzgeber unterscheidet stark bei den Freibeträgen zwischen Familie und "Fremden".

              • @Strolch:

                Ach je. Eine Erbschaftssteuer ändert nicht das Geringste an dem Umstand, das sich große Vermögen in einer Hand ballen. Wieviel wollen Sie denn da wegsteuern, damit dies geschieht? Zum Thema Gerechtigkeit: In Österreich gibt es z.b. keine Erbschaftssteuer. Trotzdem empfindet es die Mehrzahl der Österreicher nicht als ungerecht. Ich persönlich empfinde es aber als höchst ungerecht, wenn von meinem zusammen getragenen "Vermögen", welches bereits x-fach besteuert wurde, der Staat nach meinem Tode nochmal die Hand aufhalten will. Freibeträge hin oder her, das ist nichts anderes als Leichenfledderei.

                • @Tom Tailor:

                  Na ja, wenn die Erbschaftssteuer nichts ändert, ist sie ja erträglich, bzw. zu niedrig.

                   

                  Ich möchte Sie auch nicht überzeugen, dass das Argument richtig ist. Aber das ist nun mal das Argument für die Erbschaftssteuer. Nach Ansicht der Autorin des Artikels ist sie sogar zu niedrig, da das Ziel nicht erreicht wird. Ob man das als "gerecht" empfindet, sei jedem selbst überlassen.

                   

                  Und um auf Österreich zurück zu kommen, andere Länder, andere Sitten, andere Gesetze - der österreichische Staat wird sich an anderer Stelle das Geld holen, das er braucht. Die Indianer haben nie verstanden wie man Land besitzen kann und fanden diese Vorstellung absurd. Ist das eine oder das andere "ungerecht"? Sicher nicht, aber es sind verschiedene Herangehensweisen.

                   

                  Steuern verfolgen zwei Ziele, unterschiedlich ausgeprägt: 1. Geld für die Staatskasse, 2. Lenkungsfunktion: z.B. Tabaksteuer, damit die Leute nicht soviel rauchen, Mineralölsteuer damit sie nicht soviel Auto fahren und auch die Erbschaftssteuer hat eine Ordnungs-

                  und Lenkungsfunktion wegen der Umverteilung.

                  • @Strolch:

                    Naja, ob es sinnvoll ist, größere Vermögen durch eine Steuer beim Erbfall zu zerschlagen, sei mal dahingestellt. Ich halte das für abwegig. Warum sollte man dann überhaupt noch Unternehmen gründen, Vermögen aufbauen, investieren? Wenn es nur darum geht Steuern zu lukrieren gibt es diverse andere Wege, um dieses Ziel zu erreichen. So könnte man z.B. Steuerschlupflöcher schließen, alle Steuern auch eintreiben die Unternehmen zahlen müssten, Kapitaleinkünfte genau so wie Einkommen besteuern (im Artikel wurde dieser Mißstand angesprochen). All das würde genug Steuern einbringen, das man sich um eine Erbschaftssteuer gar keine Gedanken mehr machen müsste. Stattdessen wird eine absurde Neiddebatte geschürt, es denen zu nehmen, die etwas haben. Einfach deshalb, weil sie etwas haben. Und damit kann ich so gar nichts anfangen.

                    • @Tom Tailor:

                      Der Neid in der Debatte ist nicht von der Hand zu weisen, da stimme ich Ihnen zu. Inwieweit Unternehmen zerschlagen werden (müssen), um die Steuern zahlen zu können, kann ich schwer beurteilen.

                       

                      Allerdings ist die höhere Besteuerung von Kapitaleinkünften in der Praxis kaum möglich. Ich würde dies zwar begrüßen, wenn Gewinne wie Arbeitseinkommen besteuert werden (könnten), halte dies aber in der Praxis für nicht durchsetzbar. Dieses Konzept würde an der Konkurrenz der Staaten um Unternehmen scheitern. Wenn wir einen Steuersatz von 42% auf Kapitaleinkünfte hätten, würden viele Unternehmen das Weite suchen und ihren Standort in einem anderen Land suchen. Aber da komme ich jetzt vom Thema ab...

                      • @Strolch:

                        Ich denke wir sprechen da von zwei verschiedenen Dingen, wenn wir von einer Besteuerung der Kapitaleinkünfte sprechen: Unternehmen müssen alle Ihre Einkünfte ohnehin voll versteuern, unabhängig davon ob es Gewinne aus der Produktion oder solche aus Kapitalanlagen sind. Die Abgeltungssteuer gilt nur für Privatpersonen, und da macht es schon ein Unterschied ob ein Millionär auf Zinsen und Dividenden nur 25 Prozent, oder aber seinen Höchststeuersatz zahlen muss

            • 2G
              2097 (Profil gelöscht)
              @Tom Tailor:

              Die Erbschaftssteuer ist eine Substanzsteuer. Diese sind verfassungskonform umsetzbar und daher überhaupt nicht absurd!

              • @2097 (Profil gelöscht):

                Eine Substanzsteuer "absurd" zu finden ist keine Frage der Gesetze, sondern nur meine Meinung. Ich dachte das wäre aus meiner Einlassung eindeutig hervor gegangen (genau so wie der Artikel nur eine persönliche Meinung einer Redakteurin ist).

                • @Tom Tailor:

                  Na ja, da ist es auch schon mal legitim, riesige Vermögen in einer Hand als absurd zu bezeichnen.

                  • @lions:

                    Ist es. Allerdings stört mich das nicht, da ich dadurch keinen Nachteil erleide.

            • @Tom Tailor:

              In der Einzelbetrachtung, un darum geht es bei einer Besteuerung, führt eine Erbschaft zu einer Vermögenszunahme bei dem Erben. Also entsteht bei ihm sehr wohl ein Mehrwert. Sogar sozusagen unterm Strich, weil der Erblasser nicht mehr als Teilnehmer des wirtschaftlichen Kreislaufs existiert. Die Schenkungssteuer, dürfte dann also sozusagen als Vorbeugung der Erbschaftssteuervermeidung fungieren.

              • @agerwiese:

                In der Einzelbetrachtung entsteht beim Erben ein Mehrwert, klar. Aber eben nicht volkswirtschaftlich. Daher keine Mehrwertsteuer. Und eine reine Substanzsteuer, nur weil eine Summe X von A nach B transferiert wird, empfinde ich als abwegig. Der Staat muss nicht überall seine Hand nochmals aufhalten, es reicht doch wenn er dies beim Erwerb von Vermögenswerten reichhaltig getan hat.

                • @Tom Tailor:

                  Die Fokussierung auf Besteuerung der volkswirtschaftlich mehrtwertbezogenen Ströme ist falsch. Genauso wie "was aus besteuertem Einkommen aufgebaut wurde, sollte nicht nochmal besteuert werden".

                  Die Frage der Steuerpflicht und -höhe stellt sich immer bei einem Individuum dar und da sollten Zuwächse an Einkommen/Vermögen besteuert werden. Egal woher die kommen (schließlich bezahle ich auch ESt, wenn mich mein Papa beschäftigt) und ob sie vorher schon besteuert wurden (schließlich bezahle ich auch ESt, wenn mich Prinz sounndso von seinem vorher besteuerten Einkommen als Body Guard bezahlt).

                   

                  Dass sich manche an Besteuerung der Vermögenswerte stören kann ich noch bei VermSt verstehen. Da wird wirklich Substanz beim gleichen Steuersubjekt versteuert. Die Erbschaften werden noch viel zu niedrig besteuert, wobei Freibeträge höher liegen könnten.

                  • @agerwiese:

                    Ihr Vergleich hinkt. Sowohl Ihr Vater als auch der Prinz mit Wunsch nach Personenschutz können die Ausgaben für Ihr Gehalt von ihren zu versteuernden Einnahmen in Abzug bringen. Insofern entsteht ein Nullsummenspiel. Dabei spielt es keine Rolle ob das Gehalt aus bereits versteuertem oder unversteuertem Vemögen erbracht werden - bei der nächsten Steuererklärung wirken die Gehaltszahlungen steuermindernd. Dies trifft auf Erblasser nicht zu: sie können, da tot, keine Steuerrückzahlung erwarten, wenn sie ihr Vermögen an den nächsten posthum weiterreichen. Insofern muss auch der Erbe nichts zahlen, jedenfalls nicht im ersten Moment. In den Folgejahren natürlich schon: zukünftige Gewinne aus dem ererbten Vermögen sind voll steuerpflichtig, und dann greift die Besteuerungskette von neuem.

                • @Tom Tailor:

                  Was soll denn an einer Substanzsteuer abwegiger sein als an einer Einkommens- oder Mehrwertsteuer? Ist letzteres nicht geradezu leistungsfeindlich, werden da nicht Menschen dafür "bestraft", volkswirtschaftlichen Mehrwert geschaffen zu haben?

                  • @Earendil:

                    Wer wird denn durch die Mehrwertsteuer bestraft? Auf die Produktion wirkt sich diese doch überhaupt nicht aus.

                    • 2G
                      2097 (Profil gelöscht)
                      @Tom Tailor:

                      Der Endverbraucher wird bestraft, besonders die Endverbraucher, die zu den unteren Einkommensschichten gehören und zur Sicherung ihres Existenzminimums genau so viel zahlen müssen wie der Millionär. Absurd!

                      • @2097 (Profil gelöscht):

                        Wollen Sie Artikelpreise und darauf anfallende Steuern von der Vermögenssituation des Käufers abhängig machen?? Wie soll so etwas denn funktionieren? By the way: Lebensmittel haben, eben weil sie jedermann braucht, eine reduzierte MwSt.

                        • 2G
                          2097 (Profil gelöscht)
                          @Tom Tailor:

                          Ganz einfach, die unteren Einkommensschichten zahlen überhaupt keine Mehrwertsteuer. Lässt sich einfach regeln im digitalen Zeitalter.

                          Die vermögenden und oberen Einkommensschichten und Erben großer Vermögen müssen dies dann kompensieren. Lässt sich auch einfach bewerkstelligen im NSA- Zeitalter!

                          • @2097 (Profil gelöscht):

                            Ob das so einfach ist kann ich nicht beurteilen, ich stelle mir das beim klassischen Einzelhandel (Ladengeschäfte) eher schwierig vor - und darüber wird nach wie vor der größte Teil des Umsatzes generiert. Einfacher erscheint es mir eine Luxussteuer auf besonders hochpreisige Artikel zu erheben, m.E. wurde dies aber bereits mal versucht - mit übersichtlichem Erfolg.

                            • 2G
                              2097 (Profil gelöscht)
                              @Tom Tailor:

                              Na ja, die Grenzen, was Luxus ist, waren auch etwas sehr unübersichtlich definiert. Das geht sicherlich besser, dann auch mit einem optimalen Erfolg!

                              Das deutsche Steuerrecht bietet sowieso enormes Optimierungspotenzial!

                        • @Tom Tailor:

                          Na sicher wirkt sich die MwSt auf die Produktion aus, schließlich verteuert sie den Verkaufspreis, mindert dadurch den Absatz und in der Folge die Produktion.

                           

                          Nun sind Steuern aber trotz gelegentlicher Lenkungsfunktion keine Strafen, sondern schlicht Finanzierungsquelle des Staates. Solange das nötig ist, also Staat und Eigentumsordnung nicht durch eine bessere Gesellschaftsordnung ersetzt wurden, soll der Staat bitte möglichst dort sein Geld holen, wo auch was ist. Z.B. eben bei den Erben.

                          • @Earendil:

                            Die MwSt verteuert den Verkaufspreis, richtig. Aber nur im privaten Endkundengeschäft, nicht im Zwischenhandel (B2B) oder bei gewerblichen Endkunden, da diese sich die Steuer vom Finanzamt zurück holen können. Durch diesen Umstand hat die MwSt keinen Einfluss auf die Produktion. Was die Finanzierungsquellen angeht, ist die Erbschaftssteuer die denkbar schlechteste Quelle, da Vermögenswerte schlecht zu schätzen sind, häufig verschleiert werden und, wenn es sich um Betriebe handelt, diese durch eine überzogene Steuer in Bedrängnis geraten können. Es gibt zahlreiche einfachere Möglichkeiten die notwendigen Steuern einzutreiben, es macht also jeden Sinn der Welt erstmal alle anderen Wege zu Ende zu gehen. Und zuletzt gibt es noch das Problem der Rechtmässigkeit (nochmalige Besteuerung von bereits versteuertem Vermögen) als auch der Gleichheit (Lottogewinne werden z.B. nicht besteuert). Alles in allem ein völlig unnötiger Kropf an Problemen, die man ganz einfach umgehen kann, wenn man es z.B. wie in Österreich handhabt: dort gibt es weder eine Erbschafts-, Vermögens- noch eine Schenkungssteuer. Trotzdem besteht Steuergerechtigkeit und die Rente ist höher als in Deutschland. Mal drüber nachdenken.

                            • 2G
                              2097 (Profil gelöscht)
                              @Tom Tailor:

                              "Jeder Beschäftigte in Österreich muss außerdem 18,5 Prozent Beiträge zur staatlichen Sozialversicherung zahlen. Auf geringfügige Verdienste werden keine Sozialabgaben erhoben. " http://www.wohin-auswandern.de/oesterreich-lebenshaltung-lohn

                               

                              Ergo: Die Vermögenden und oberen Einkommensschichten zahlen also auch ein und können sich nicht so, wie in Deutschland, mit den Beitragsbemessungsgrenzen für Besserverdienende aus der Solidargemeinschaft verabschieden!

                              • @2097 (Profil gelöscht):

                                Ganz genau. Sie sehen: es gibt viele Wege Steuergerechtigkeit herzustellen, ohne sich mit Absurditäten einer Erbschaftssteuer auseinander zu setzen.

                                • 2G
                                  2097 (Profil gelöscht)
                                  @Tom Tailor:

                                  Das ist ja super, dass Sie dafür sind die Beitragsbemessungsgrenzen in Deutschland abzuschaffen. Wenn das nicht ausreicht, um sichere Renten (muss wenigstens niemand mehr Grundsicherung beantragen) und ein sicheres Gesundheitssystem (endlich keine Zweiklassenversorgung mehr) zu garantieren, besteht für den Staat ja immer noch die Möglichkeit, dann doch eine angemessene Besteuerung von großen Erbschaften vorzunehmen, um gewisse Finanzierungsdefizite bei der Stärkung der Sozialen Marktwirtschaft auszugleichen!

  • Das die Autorin ihr Erbe für gemeinnützige Zwecke einsetzt ist ihre persönliche Entscheidung. Erben, egal welcher Größenordnung, ist sicherlich nicht ungesund. Wer mit seinem Erbe Probleme hat, kann sich beraten lassen. Die Vermögensteuer wurde nicht abgeschafft sondern verstieß gegen das Grundgesetz. Ob die Steuer auf das (Arbeits-)Einkommen höher oder niedriger ist als 25 Prozent beträgt, hängt vom persönlichen Steuersatz ab. Geld selbst ist weder "anständig" noch "unanständig". Geld muss in einer Demokratie und sozialen Marktwirtschaft nicht gleich verteilt sein. Eigentum ist Menschenrecht.

  • „Was du ererbt von Deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen.“ Goethe. Faust, Teil 1

     

    Was würde ich tun, hätte ich Anteile an einer Firma geerbt, deren Mitarbeiter – vom Führungspersonal mal abgesehen – für 8 Stunden Arbeit täglich am Monatsende weniger Geld bekommen, als eine Miteigentümerin, die keinen Finger dafür rührt, sondern bloß zufällig als Enkelin ihres Großvaters auf die Welt gekommen ist? Ich weiß es nicht. Aber vermutlich hätte ich die Anteile nicht verkauft, ohne zuvor nicht wenigstens versucht zu haben, an der Ungerechtigkeit etwas zu ändern. Dass „eine Mitwirkung an der Firma [...] für mich nicht vorgesehen“ ist, hätte mich nicht weiter gestört. „Wer, wenn nicht ich?“, hätte ich mich gefragt. Ich habe nämlich ein Gerechtigkeits-Problem. Und zwar schon, seit ich denken kann.

     

    Glücklicherweise habe ich keine Unternehmensanteile geerbt. Ich habe nur zufällig eine rasche Auffassungsgabe und ein Talent für Worte. Dafür kann ich nichts. Ich finde es deswegen ziemlich unfair, dass Menschen, die mit weniger Talenten auf die Welt gekommen sind, viel härter arbeiten müssen für ihren Lebensunterhalt als ich. Werde ich mein Talent also zu Geld machen und eine Stiftung gründen vom Verkaufserlös? Nein, wer'd ich nicht. Das wäre nämlich Machtmissbrauch.

     

    Ich will und ich werde kein Bestimmer sein von Moneys Gnaden. Ich wollte ja nicht einmal bezahlte Lehrerin werden. Ich möchte nur, dass Menschen denken lernen. Was ich dazu beitragen kann – viel ist es leider nicht – werd' ich verschenken, nicht verkaufen. So werde ich es gleichzeitig behalten können, denn niemand wird mir reinreden dürfen in meine ureigenen Entscheidungen.

     

    Und wenn ich nun doch unbedingt Stifterin hätte werden wollen? Dann, hoffe ich, hätte ich vor meiner eignen Tür dafür gesorgt, dass Frauen, die ihr Erbe nicht ausschlagen oder verscherbeln wollen, sich ihrem Kampf ein wenig freier stellen können als ich es selber konnte.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @mowgli:

      Ein Talent muss man entfalten, also an und mit ihm arbeiten. Das wird einem vielleicht in die Wiege gelegt, aber man kann es dort auch vergammeln lassen.

       

      Der Unterschied zum geerbten "Talent", das mit Geld aufzuwiegen ist, liegt auf der Hand. Insofern würde ich Talent als immatierelles "Startkapital" nicht als unfair empfinden, sondern mich allenfalls darüber ärgern, aus diesem nicht mehr gemacht zu haben. Denn ganz gleich, wie sehr man sich anstrengt: die wenigsten entfalten ihre Talente zur Meisterschaft oder sie entfalten einige und lassen - notwendig - andere zurück.

       

      Jene, die sie entfalten, tun's aber eher nicht für den finanziellen Vorteil, sondern um ihrer selbst willen. Wer reich geboren ist, hat hingegen den "Vorteil", seine Talente beruhigt in der Wiege liegenlassen zu können. Denn er braucht sie ja nicht.

  • Einkommen aus Erbschaft sollte zumindest genauso hoch wie Einkommen aus Arbeit besteuert werden. Wieso auch nicht? Es handelt sich um ein leistungsloses Einkommen.

    • @PS:

      Seit wann spielt es für die Besteuerungsgrundlage eine Rolle, ob ein Einkommen "leistungslos" ist oder nicht?

      • @Tom Tailor:

        Es ist eben eine Frage von Anstand und Moral.

        Für den Moralisten ist es klar das Einkommen ohne Leistung (Erbschaften, Lizenzen, Beamtengehälter...) härter besteuert werden müssen als das Einkommen eines hart arbeitenden Menschen... ;-)

        • 8G
          83663 (Profil gelöscht)
          @Alreech:

          Und was leisten Sie so?

          Außer Ihre Vorurteile zu verbreiten...

  • Wenn man Geld braucht (Familiengründungsphase z.B.) hat man keins, aber kann eventuell auf ein kleines Erbe oder vorab Schenkung der Vorgeneration zurückgreifen. Wenn diese Phase vorbei ist, kann man wieder irgendwas auf die Seite legen, das man der nächsten Generation weitergeben kann. Insofern ist Erben und Weitervererben auch schon mal eine Art kleiner Generationenvertrag.

    • @Da Hias:

      Es kommt auf die Summe an. Im Text geht es ja ausdrücklich um Erbschaften, die den Bedarf für eine Familiengründung o.ä. weit übersteigen. Und auch bei kleineren Erbschaften fragt sich, warum sie nicht genauso wie jedes andere Einkommen besteuert werden sollten. Von der Lohnsteuer werden junge Familiengründer_innen ja auch nicht befreit.

      • @Earendil:

        Doch, bis 18.200 € Jahreseinkommen fallen für Familien, abgesehen vom Soli, keine Lohnsteuern an.

    • 8G
      82236 (Profil gelöscht)
      @Da Hias:

      Das betrifft aber nur ein Teil der Bevölkerung, ein anderer Teil ist von diesem "Generationenvertrag" ausgeschlossen und bleibt es in den meisten Fällen auch. Deshalb nennt sich die Reichensteuer in Frankreich auch "Impôt de solidarité sur la fortune", die Idee ist eben der Universalcharakter von Steuern und die damit verbundene solidarische Umverteilung.

      Aber das ist auch eine Mentalitätsfrage, Solidarität und soziale Gerechtigkeit wird in der bundesdeutschen Leistungsgesellschaft eben ganz klein geschrieben.

  • Schön, dass Frau Bächer für ihr Luxusproblemchen eine Lösung gefunden hat. Ich wäre froh ich würde erben - oder könnte aufgrund einer Erbschaft mir eine berufliche Auszeit gönnen. Letztendlich sollte doch jeder entscheiden können, was mit seinem Nachlass passiert. Die einen spenden, andere verschenken oder geben es an ihre Nachkommen weiter. Jedes Vermögen wurde doch schon mehrfach besteuert, bei der Gewinnung, bei der Mehrung, bei der Ausschüttung. Weswegen sollte man dann ein schlechtes Gewissen haben, wenn man Geld der Familie bekommt? Im Umkehrschluss könnte man zudem behaupten, dass bisweilen auch in Familien ohne großes Vermögen keine gute Stimmung herrscht - oder glauben Sie, dass Armut glücklich macht?

    • @Frank Stippel:

      Exakt ! Danke !

  • Das Leben ist ungerecht!

    • @Hartz:

      und kein Ponyhof. Skandal!