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Zwiebelextrakt gegen Kuhpups25 Gramm am Tag

Methan aus Kühen heizt die Atmosphäre an. Zwiebelextrakt soll sie am Furzen hindern. Eine Studie nennt jetzt eine konkrete Zahl.

Kuh trifft Klimawandel. Das muss nicht sein – dank Zwiebel Foto: reuters

Kaum etwas – neben Schneefall im Winter und Sonne im Sommer vielleicht – wird dermaßen verlässlich genutzt, die Debatte um die Klimaerwärmung ins Lächerliche zu ziehen wie die Tatsache, dass ein nicht unerheblicher Anteil der Treibhausgase von Kühen produziert wird. Weil die Kuh nämlich klimaschädlich pupst und rülpst. Deshalb fordern Klimaschützer schon lange, den Konsum von Rindfleisch und Milchprodukten zu reduzieren. Das Umweltbundesamt schlug deshalb vor einigen Tagen vor, die Mehrwertsteuer darauf anzuheben.

Ganz schlichte Gemüter, wie etwa Gunnar Schupelius von der Berliner B.Z., finden das absurd: „Sollen wir Vegetarier werden, um die Erwärmung der Erde aufzuhalten?“, fragte er in seiner Wutbürger-Kolumne „Mein Ärger“. Die richtige ­Antwort würde lauten „Ja, das wäre ganz gut“, aber Schupelius fragt lieber weiter: „Wie viele Tiere darf es auf diesem Planeten geben, damit es dem Klima guttut?“ Warum versuche man nicht, „die Zahl der Rehe, Hirsche und Wildschweine zu reduzieren? Auch sie sorgen doch für zu viel CO2 in der Luft!“ Und: „Sollen wir deshalb ­we­niger Kinder in die Welt setzen?“

Die Kuh aber sorgt nicht nur für CO2 in der Luft, sondern auch für Methan. Und das wirkt bis zu 84-mal klimaschädlicher als das CO2 aus der heißen Luft, die Schupelius so verbreitet. Da der Appetit der Menschen auf Rindfleisch und Milchprodukte so überbordend ist, werden die Tiere zudem in Mengen gehalten, die jeder natürlichen Populationsdichte spotten. Man nennt das Massentierhaltung.

Wissenschaftler überlegen schon länger, ob es nicht eine Möglichkeit gibt, die Kühe dazu zu bringen, weniger Methan zu produzieren. Das Gas entsteht nämlich bei den spezifischen Verdauungsprozessen von Wiederkäuern. Nun fanden sie heraus: Kühe, denen Zwiebelextrakt zugefüttert wurde, produzierten substanziell weniger Methan. Dumm nur, dass die Milch nach Zwiebelsuppe schmeckt, wenn zu viel davon in die Kuh kommt. Aber bei exakt 25 Gramm am Tag klappt es: Die Milch schmeckt nach Milch, die Methanproduktion wird verringert. Und passt der Bauer mal nicht auf, gibt’s halt Zwiebelbraten.

Vielleicht wäre es aber doch einfacher, weniger Kuhprodukte zu vertilgen. Dann könnten die Rindviecher auch gemütlich auf der Weide stehen und vor sich hin fressen, statt dass ihnen im Stall irgendwelche Extrakte eingeflößt werden müssten. Und Gunnar Schupelius könnte weiter so viele Kinder in die Welt setzen, wie er will.

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13 Kommentare

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  • Fleischkonsum reduzieren? Klar!

    Und die kapitalistische Massentierhaltung abschaffen sowieso!

    Aber das hier:

    "Und diese Spezies eben in ihrer Populationsdichte einschränken. Solange sie sich ungebremst vermehrt, schadet sie auch allem, was die Erde ausmacht. "

    "am einfachsten oder doch jedenfalls am wirksamsen [...] wäre es, weniger Kinder in die Welt zu setzen."

    "ja, es sollten weniger Kinder produziert [sic!] werden. Die "natürliche" Populationsdichte ist längs überschritten."

     

    Woher kommt dieser unterschwellige Menschenhass bei einigen Tierrechtlern/Veganern?

    Und welche Teile der Welt sind gemeint, die angeblich "überbevölkert" wären?

    • @Exilante99:

      Sie zitieren u. a. aus meinem Kommentar und kommentieren Ihrerseits mit den Worten:

      > Woher kommt dieser unterschwellige Menschenhass bei einigen Tierrechtlern/Veganern?

       

      Soweit es mich betrifft, unterliegen Sie einem Missverständnis: Ich kann für mich weder einen nennenswerten Einsatz für Tierrechte beanspruchen (obwohl eine Umsetzung meines hier zitierten Standpunktes zweifellos viel mehr Tieren zu einem naturgemäßen Leben verhelfen könnte) noch lebe ich vegan.

       

      Vor allem lässt sich aus meiner Stellungnahme sicherlich kein Menschenhass ableiten - ganz im Gegenteil. Das gilt wohl auch für die Kommentatoren "Läufer" und "Fly".

       

      Mal andersherum gefragt: Wie stehen Sie zu den Themen Empfängnisverhütung und Schwangerschaftsabbruch? Und wenn ja, warum?

      • @Marzipan:

        Nun, ich wollte niemandem was "anhängen" und Ihr Lebensstil ist natürlich auch Ihre Sache, kein Problem.

         

        Es war mehr als allgemeine Beobachtung gemeint, daß bei Tier-Themen häufiger Kommentare in der Richtung "das Problem ist der Mensch an sich, also sollte es weniger Menschen geben" kommen. Dahinter verbirgt sich, glaube ich, schon öfters ein ablehnendes Menschenbild, in manchen Fällen sogar Rassismus ('Überbevölkerung' ist schließlich vor allem ein Problem der Anderen, der ärmeren Länder).

         

        Zu Ihrer Frage: Verhütung und Schw.-Abbruch finde ich völlig in Ordnung, jeder Mensch sollte selbst über seinen/ihren Körper entscheiden dürfen.

         

        Gruß

  • Vielleicht sollten es die verantwortlichen Wissenschaftler mal bei sich selber mit Zwiebeln versuchen - um ihre geistigen Flatulenzen zu reduzieren.

  • Seltsam - wenn *ich* Zwebeln esse, ist das definitiv nicht gut für´s Klima - ganz besonders nicht für das in meiner unmittelbaren Nähe... ;-)

    Aber vielleicht ticken Kuhmägen ja anders?

  • Das ist jetzt schon der zweite Artikel, in dem dieses Steckenpferd geritten wird. Wie wäre es mal mit ein paar Fakten?

     

    Aus The State of Food and Agriculture, FAO 2009 (http://www.fao.org/docrep/012/i0680e/i0680e.pdf):

    1. Der Beitrag der Rinderhaltung zur Erzeugung von Treibhausgasen verteilt sich auf 36% aus Weidelandnutzung (statt natürlicher Vegetation), 31% Gülleverwertung, 25% Tierproduktion (das ist hauptsächlich der Methanausstoß), 7% Futterproduktion. Der Rest stammt aus Verarbeitung und Transport. Dabei ist der Effekt der unterschieldlichen Wirksamkeit der einzelnen Triebhausgase schon berücksichtigt.

    2. 26% der Landfläche der Erde werden als Weideland genutzt (alle Nutztierarten).

    3. Weidehaltung von Rindern trägt erheblich zum Verlust von Waldflächen und der Verschlechterung der Bodenqualität bei. Intensive Stalltierhaltung hat erhebliche Folgen durch Überdüngung. Der geringere Faseranteil in der Nahrung bei Intensivfütterung reduziert den Methanausstoß der Tiere.

     

    Livestock's long shadow, FAO 2006 (ftp://ftp.fao.org/docrep/fao/010/a0701e/a0701e.pdf):

    1. 72% der Rinder weltweit werden in Entwicklungsländern gehalten.

    2. 27% der Rinder werden von Betrieben gehalten, die nur Weideland bewirtschaften. 2% stammen aus Betrieben, die intensive Stallhaltung ohne eignene Landflächen betreiben. Der Rest nutzt Mischformen, bei denen entweder Futter auf eigenen Flächen erzeugt wird oder die Tiere zeitweise auf der Weide stehen.

    https://en.wikipedia.org/wiki/Cattle:

    In den USA stehen nur ca. 15% aller Rinder im Jahresdurchschnitt im Stall.

    http://beef2live.com/story-world-cattle-inventory-ranking-countries-0-106905:

    Rangfolge der Rinderhaltungszahlen weltweit:

    1. Indien 30%, 2. Brasilien 22%, 3. China 10%, 4. USA 9%, 5. EU 9%, 6. Argentinien 5%

     

    Wie verfüttert man Zwiebelextrakt an Rinder im brasilianischen Cerrado?

  • Zwiebelbraten an Blattspinat - &

    Geschmacksumstimmung - ¿!

    The only way out! Na - da schau her!

     

    Ja ja - Is ja irgendswie - ok!

    Statt Popofox mit Veilchenduft!!;))

    Jau. - Das kann frauman nehmen!

     

    Aber ich - Ich - Ei! - JaJa. - eben!

    Steh voll rasiert da! Ja wie? - Lurens!

    Wenn ich den städtschen Enkeln - Ja

    Verklaare: - Kühe sind - Neiiiin!!!!!

    NICHT LILA!!! NIEMALS - &

    Nein! Machen - neben - Ja Ja Ja. - Na?!

    MUUH& MILCH - JaJaJa!! - Na!!!!

    GE NAU - MACHEN - eben - IMMER!

    PFFFRRRRP.P.P.F.FFFFTTT …FFFF&

    KLATSCH KLATSCH ...FFFFTT…

    Mundorgel - klappt - das ja! &

    Ok - & Schonn - klar & immer&si'cher!

    STANDING OVATION - but -

    Nach euch - Schälern der Zwiebeln! - wa!

    Ja. CHOTTSVERDAMMICH - gell!

    WIE BITTE ?!! - Ja. Ihr Schafsköppe -

    WIE BITTE - SOLL ICH MEINE -

    NA. RENTE SICHERN?!!

    SCHNURZKURZ - NO FURZ - NO FUN!

    kurz - Mal so ihr Realogrünis - gell!

    Soziale Verwerfungen!! Ja genau!

    Da klemmt's allweil - & Akut! Ja!

    Immer - im Blick!! - wa! - Get it?!! Fein.

    Auch - wenn heute niemand mehr - ¿

    "Über den Kühen…ff - schläft!" ?

    Na ja. Jedenfalls innerhalb der EU!

    • @Lowandorder:

      > Ja. Ihr Schafsköppe -

      WIE BITTE - SOLL ICH MEINE -

      NA. RENTE SICHERN?!!

       

      Ähm - sollte unter anderem ich mich durch diese Ihre Zeilen womöglich angesprochen fühlen (wegen Antifortpflanzungsaktivismus)?

       

      Ich weiß ja, dass Sie hier eine begeisterte kleine Groopie-Gruppe mitlaufen haben, aber ich für meinen Teil hadere nach wie vor mit dem Verständnis Ihrer Mitteilungen (äußerte ich wohl schon mal bei anderer Gelegenheit).

       

      Immerhin mühe ich mich redlich, wie Sie sehen, und frage deshalb nach. Denn "Wer immer strebend sich bemüht ..."

      Erlösen Sie mich also bitte.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Lowandorder:

      Gibt's den Vortrag auch auf Konserve?

  • Statt jetzt Tausende von Kühen mit Zwiebelextrakt zu füttern (der ja auch erstmal produziert werden muss), sollte man tatsächlich mal darüber nachdenken, welche Spezies diesen Planeten am meisten bedroht.

    (Das ist NICHT die Kuh.)

    Und diese Spezies eben in ihrer Populationsdichte einschränken. Solange sie sich ungebremst vermehrt, schadet sie auch allem, was die Erde ausmacht.

     

    Es ist rein logisch betrachtet nicht ausreichend, wenn ein paar wenige Exemplare auf den sinn- und gedankenlosen, massiven Konsum tierischer "Erzeugnisse" verzichten. Obwohl das natürlich schon ein richtiger Schritt ist. Um tatsächlich die Erde zu retten, und nebenher auch die menscheneigene Ethik zu leben, müssten einfach ALLE umdenken, oder zumindest die meisten.

    Wenn nicht freiwillig, dann eben über Steuerinstrumente (Verknappung, Preis).

    Wie gesagt, das wäre der rein logische Ansatz.

    Wenn all die selbstgerechten Fleichvertilger jetzt loszetern, daß man ihre Freiheit nicht beschneiden darf etc - dann geben sie mir im Prinzip sogar noch Recht.

  • „Sollen wir Vegetarier werden, um die Erwärmung der Erde aufzuhalten?“

    Was ist das für eine einseitige Frage.

    Wir sollten in erster Linie aufhören mit Tierquälerei durch Tierausbeutung und dessen Massenmord für einen nicht notwendigen Gaumenschmauß. Und der Gesundheit tut`s auch noch gut.

    Es ist ein ewiges Trauerspiel wie Menschen sogenannte Nutztiere wie Maschienen behandeln, die man irgendwie einstellen kann für irgendwelche Zwecke wie jetzt auch noch Klimaschutz.

    Ja, Fleisch ist ein Stück Lebenskraft. Aber nur bei lebenden und freien Tieren. Und das geht nur durch Verzicht auf Tierprodukte. Auch wenn es die Mehrheit nicht hören möchte weil es unbequem ist. Dabei haben wir alle ein ethisches Empfinden, welches wir beim Hauskätzchen und den lieben Zootieren sehr wohl einschalten, aber bei Wesen, dessen Leben wir nicht schätzen, die Nutztiere, durch Verdrängen ausschalten. Dadurch werden wir selber zur Maschiene. Zu Tötungsmaschienen. Tierliebe wird zur reinen Heuchelei.

  • "Vielleicht wäre es aber doch einfacher, weniger Kuhprodukte zu vertilgen."

     

    Wenn man sich am Auswahlkatalog des Herrn Schupelius orientiert:

    Nein, am einfachsten oder doch jedenfalls am wirksamsen in Bezug auf die komplette Bandbreite sich abzeichnender Katastrophen und Misshelligkeiten wäre es, weniger Kinder in die Welt zu setzen. Nur bei Globalkatastrophen vom Format schwerer Meteoriteneinschläge oder dergleichen verbesserte sich die Lage dadurch nicht.

     

    Und dem Weltfrieden wäre es schon deshalb dienlich, weil die Hölle bekanntlich die anderen sind.

  • Der Sachstand in dem Artikel ist ok. Aber ich möchte doch in Zeiten von PC awareness, shitstorms und dem Beklagen von persönlichen Attacken darauf hinweisen, dass die Anfänge dazu auch hier zu lesen sind.

    Wieso wird in einem Artikel, nicht Kommentar oder persönliche Meinung, ein anderer Journalist / Mensch als "schlichtes Gemüt" bezeichnet, welches nur "heisse Luft" produziert? Das seine Meinung vielleicht absurd ist, ok, das kann man beklagen. Aber so wird nebenbei in einem Artikel in dem es um ein Sachthema geht, mal schnell ein persönlicher Angriff gestartet. Das ist nicht ok.

     

    Und, PS, ich lese weder die BZ, noch kenne ich den Journalist.

     

    Und, PPS, ja, es sollten weniger Kinder produziert werden. Die "natürliche" Populationsdichte ist längs überschritten.