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Debatte FinanzcasinoDie Erben der Neoliberalen

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Sie präsentieren sich als Partner – und Gewinner. Doch für Großbritannien und die USA kann es wirtschaftlich nur bergab gehen.

Das Volk ist schlauer als Trump – der will Jobs schaffen, dabei bräuchten die Leute einfach bessere Löhne Foto: dpa

D ie britische Premierministerin Theresa May und der neue US-Präsident Donald Trump sind bekennende Nationalisten. Für sie zählt nur das eigene Land. „Britain first“ trifft auf „America first“, wenn May an diesem Freitag nach Washington reist.

May ist der erste Staatsgast, den Trump im Weißen Haus empfängt, was natürlich kein Zufall ist. Beide wollen ihre „besondere Beziehung“ inszenieren. Bewusst wird an das Jahr 1980 erinnert, als es zu einer ähnlichen Paarung kam. Wie Trump und May waren damals Ronald Reagan und Margaret Thatcher neu im Amt – und sofort ein Herz und eine Seele. „Meine Maggie“, sagte denn Trump auch schon über May.

Trotzdem passt die Analogie nur scheinbar. 1980 hatten Reagan und Thatcher tatsächlich ein gemeinsames Projekt. Beide waren gläubige Jünger der neoliberalen Theorie; sie wollten die Finanzmärkte entfesseln, die Steuern für die Reichen senken und die heimischen Gewerkschaften zerstören.

Nur einer kann vorne liegen

Dieses Projekt können Trump und May schon deswegen nicht neu starten, weil Reagan und Thatcher bereits maximal erfolgreich waren: In den USA und in Großbritannien dominieren die Investmentbanken. Eine kleine Oligarchie bedient sich, während die Löhne der Normalbürger nicht mehr steigen. Es gibt keine mächtigen Gewerkschaften mehr, die man zerschlagen könnte.

Trump und May können ihre Vorgänger nicht kopieren, sondern erben die Folgen: In beiden Ländern fühlt sich die Mehrheit verraten. Die Bürger wählen zwar nicht die neoliberale Doktrin ab – aber schwenken in einen ökonomischen Nationalismus ein. „British first“ und „America first“ klingt zwar ebenfalls wie ein gemeinsamer Ansatz, ist jedoch gleichzeitig unmöglich. Nur einer kann Erster sein.

Die Verliererin steht bereits fest: Theresa May. Wie ihrer Brexit-Rede vor einer Woche zu entnehmen war, ist ihre Vorstellung, dass die Briten in den USA neue Märkte erobern. Sie verbreitet die Mär, dass man ruhig auf den EU-Binnenmarkt verzichten könne – weil „neue Küsten“ auf die Engländer warten würden.

Wo immer diese „neuen Küsten“ sein sollen – sie werden sich nicht in Trumps Amerika befinden. Dazu reicht schon ein Blick auf die Exportgüter der Briten, von denen es sowieso nicht allzu viele gibt. Die vier wichtigsten Ausfuhrprodukte sind: 1) Autos, 2) nichtraffiniertes Öl, 3) raffiniertes Öl, 4) abgepackte Medikamente. Das britische Öl geht bereits zur Neige; und beim Thema Autos weiß inzwischen jeder, was Trump darüber denkt: „Buy American, hire American.“ Die Briten sollten also nicht auf Sonderkonditionen hoffen, die mehr als nur kleine symbolische Zugeständnisse sind.

In beiden Ländern fühlt sich die Mehrheit verraten. Die Bürger wählen zwar nicht die neoliberale Doktrin ab – aber schwenken in einen ökonomischen Nationalismus ein

May wird scheitern, aber was ist mit Trump? Zumindest die Börsianer scheinen noch zu glauben, dass sein „America first“ mehr als nur ein Slogan ist. Am Mittwoch durchbrach der Dow Jones Index die magische Grenze von 20.000 Punkten.

Sollte die US-Wirtschaft unter Trump tatsächlich brummen, hätte dies nichts mit dem neuen Präsidenten zu tun. Denn seine ökonomischen Überzeugungen sind falsch. Dies beginnt schon beim Thema Arbeitsplätze. Beharrlich zeichnet Trump das Bild, dass viele Amerikaner arbeitslos wären, weil die Fabriken nun alle in Mexiko, Kanada, China oder auch Deutschland stehen würden. Doch in Wahrheit ist kaum jemand ohne Stelle. In den USA herrscht fast Vollbeschäftigung. Aktuell sind nur noch 4,6 Prozent der Einwohner arbeitslos.

Finanzpolitik im Playboy

Jobs sind vorhanden, aber sie werden zu schlecht bezahlt. Denn es gibt ja keine schlagkräftigen Gewerkschaften mehr, sodass es für Unternehmen leicht ist, ihre Beschäftigten auszubeuten. Seit 1975 sind die mittleren Reallöhne in den USA nicht mehr gestiegen. Dies ist ein Skandal – aber er lässt sich nicht beheben, indem man plötzlich Importzölle von 35 Prozent erhebt, wie Trump es vorschlägt.

Überhaupt, die Zölle: Sie sind eine fixe Idee von Trump, die er seit mindestens 1990 hegt. Damals erschien ein Interview im Playboy, wo er weitsichtig gefragt wurde, was er als Erstes täte, wäre er US-Präsident. Antwort: „Ich würde eine Steuer auf jeden Mercedes-Benz und alle japanischen Produkte erheben, die ins Land kommen.“ Trump wusste übrigens auch damals schon, wie er an die Macht kommen würde: „Die Arbeiter würden mich wählen. Sie mögen mich.“ Diese Arbeiter verrät Trump nun, indem er nicht die Gewerkschaften stärkt, sondern sinnlose Zölle erhebt.

Trump lebt in einer gedanklichen Parallelwelt, und nach dieser „Trumpologie“ ist es Diebstahl, wenn andere Länder mehr exportieren als das eigene. Bekanntlich hat es Trump besonders auf Mexiko abgesehen, weil der südliche Nachbar einen Exportüberschuss von 70 Milliarden Dollar gegenüber den USA verzeichnet. Das klingt viel, ist aber nur der berühmte Fliegenschiss. Diese 70 Milliarden machen ganze 0,39 Prozent der Wirtschaftsleistung der USA aus. Alle außer Trump erkennen sofort: Es würde kaum neue Arbeitsplätze bringen, wenn man einen Handelskrieg mit Mexiko anzettelt.

Trump denkt sehr sinnlich. Er sieht deutsche Autos in New York – also müssen diese Mercedes-Benz daran schuld sein, wenn die amerikanischen Arbeiter zu wenig verdienen. Wie bei jedem Nationalisten kommt für ihn die Bedrohung immer von außen, und daher kann er die eigentliche Gefahr gar nicht erkennen, die seine Amtszeit bedroht: Die Konjunktur in den USA läuft bereits bestens. Es kann nur noch abwärtsgehen. Eine kleine Rezession ist durchaus wahrscheinlich, sodass Trump am Ende als der Präsident in Erinnerung bleiben könnte, dessen Wahlspruch hätte lauten müssen „Make America poor again“.

Trump und May sind die Erben ihrer neoliberalen Vorgänger, aber sie sind nur noch die Abwickler dieses Projekts. Denn schlichter Nationalismus kann auf Dauer nicht übertünchen, dass die Mehrheit der Wähler ökonomisch abgehängt wird. Das ist nicht unbedingt ein Grund zur Hoffnung, denn wer weiß, wer nach Trump und May gewählt wird.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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26 Kommentare

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  • 7G
    73176 (Profil gelöscht)

    Fortsetzung #3

    5. Das nenn ich mal Sportsgeist, Frau Herrmann: „Die Konjunktur in den USA läuft bereits bestens. Es kann nur noch abwärtsgehen“ … . Kombiniert mit dem Satz „Denn seine ökonomischen Überzeugungen sind falsch (Anmerkung von mir: Warum? Darum!!!)“ ergibt sich das Bild, dass es Ihnen nur darum geht, dass Herr Trump scheitert – egal wie.

  • 7G
    73176 (Profil gelöscht)

    Fortsetzung #2

    4. Mein Lieblingsthema: Außenhandel. Es ist zwar kein Diebstahl, wenn die USA seit den 80er Jahren negative Handelsbilanzen (bzw. allgemeiner: Zahlungsbilanzen) hat. Aber das bedeutet nichts anderes, als dass sich die USA laufend im Ausland verschuldet. Das kann aber nicht ewig weiter gehen. Somit muss die USA zumindestens zu einem Status kommen, in dem die Handelsbilanz (bzw. Zahlungsbilanzen) ausgeglichen ist. Und ein Zahlungsbilanzendefizit von bis zu -6% ist alles, aber kein „Fliegenschiss“!

    Und insbesondere im Bezug auf China gilt: Es kann nicht sein, dass China die Welt mit seinen oft subventionierten Waren überflutet, während es sich weiterhin gegenüber dem Ausland in wichtigen Branchen (z.B. Finanzsektor, Stahlindustrie und IT-Industrie) abschottet. So funktioniert Freihandel nicht. Daraus resultieren Ungleichgewichte in der Handelsbilanz (China = riesige Überschüsse während die USA riesige Defizite aufweist). Das Problem wurde durchaus richtig von Herrn Trump erkannt – ob die Lösungsansätze die Richtigen sind, darf bezweifelt werden... .

    Insbesondere für die Emerging Markets dürfte es aber ungemütlich werden, wenn die Zahlungsbilanz der USA positiv wird. Denn das würde zu einem Rückgang des Dollarangebots (bzw Dollar shortage) führen und somit insbesondere das Bedienen der Dollar-Schulden noch zusätzlich zu einem steigenden Dollar und steigenden Leitzins in den USA erschweren.

  • 7G
    73176 (Profil gelöscht)

    Fortsetzung #1

    3. „Jobs sind vorhanden“ … hier fehlt eine Statistik, Frau Herrmann. Sie sagen, weil die Stellen zu schlecht bezahlt werden. In den USA bekommt man allerdings nur wenige Monate Arbeitslosengeld. Danach ist man auf Familie, Freunde, Caritas, etc. angewiesen. Die Menschen dort arbeiten also auch für niedrige Löhne. Das Problem liegt viel mehr in der Regulierung. Denn Sie haben Recht, es gibt mittlerweile etwa genauso viele freie Stellen wie vor der Krise (ca. 5 Mio – Quelle trading economics).

  • 7G
    73176 (Profil gelöscht)

    1. Der Brexit: Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Die Briten nehmen die wirtschaftlichen Kosten in Kauf, um die Migration nach GB zu minimieren. Die Gründe für den Brexit liegen also nicht in einem „ökonomischen Nationalismus“ sondern in den hohen Migrationsraten insb aus Osteuropa (studieren Sie doch mal die Umfragen zum Brexit).

    2. Arbeitslosenstatistik: Die Arbeitslosenrate ist tatsächlich auf einem sehr niedrigem Niveau. Wenn man sich aber die Labour Force Participation Rate (ILO: „The labour force participation rate is a measure of the proportion of a country’s working-age population that engages actively in the labour market, either by working or looking for work (...)“) anschaut, so stellt man fest, dass diese seit 2000 (67%) fällt (heute 62%). Ein wichtiger Grund: Immer mehr Menschen suchen gar nicht mehr einen Job und gelten somit gar nicht mehr als Arbeitslos. Schaut man sich die Employment Rate an, so ergibt sich ebenfalls kein so rosiges Bild: Employment Rate (OECD) für 15-24 Jährige ist so niedrig, wie seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr (knapp 48%) und diese Rate fällt bereits seit 2000 (60%) - sicherlich wird auch ein Grund sein, dass junge Menschen öfter studieren (5,2 Mio mehr seit 2000 siehe NCES). Die Employment Rate 25-54 liegt auf dem Niveau der 80er Jahre (77%) - und noch lange nicht auf dem Vorkrisenniveau (80%). Auch die Employment Rate 55-64 liegt noch nicht ganz wieder auf Vorkrisenniveau (62% vs. 61%). Und diese „Erfolge“ wurden teuer bezahlt (Schuldenquote USA vor der Krise 65% - heute: 104%!).

  • Allmählich würde ich gerne auch mal hören, welche Auswirkungen die geplanten Einfuhrzölle für die europäische Wirtschaft darstellen oder für das deutsche Kapital.

     

    Ich schätze mal, dass Daimler, VW und BMW dies durch Dumping in den Produktionskosten auffangen wollen und nicht freiwillig auf Profit verzichten wollen. D.h., entweder mehr Lohndumping hier, der jetzt auch die bislang ganz gut versorgten Facharbeiter in den o.g. Konzernen treffen wird oder ein weiterer Verlust von Arbeitsplätzen in Billig-Lohn-Staaten.

    U.U. löst Trump gerade die Globalisierung 2.0 aus.

  • "Trump lebt in einer gedanklichen Parallelwelt, und nach dieser „Trumpologie“ ist es Diebstahl, wenn andere Länder mehr exportieren als das eigene."

     

    Aber Frau Herrmann. In Europa nennen Sie die deutschen Exportüberschüsse Enteignung, Aggression, Lohndumping. Können Sie die (oberflächliche ?) Inkonsistenz erklären ? https://www.falter.at/falter/e-paper/lesen/389/okonomie#&gid=1&pid=24

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    Also als Linker kann man dem Trump sicherlich nicht viel abgewinnen. Dass die Globalisierung für die meisten in den etablierten Volkswirtschaften wohl nicht so richtig was gebracht hatte, kann man allerdings nicht bestreiten. Übermäßige Exportüberschüsse zu verteidigen, zeugt auch von einer gewissen Flexibilität des ökonomischen Sachverstandes der Frau Herrmann.

    • @10236 (Profil gelöscht):

      Es ist doch wohl ein Unterschied, ob der Zwerg Mexiko (auch wirtschaftlich winzig) gegenüber dem Riesen USA einen Exportüberschuss hat oder der wirtschaftliche Riese und Export-Weltmeister Deutschland gegenüber seinen europäischen Nachbarn.

      • 1G
        10236 (Profil gelöscht)
        @Artur Möff:

        Handelsvolumen beider Länder beträgt 460 Mrd USD. Also nicht unbedingt ein Zwerg. Die Amis fahren auch immer höhere Defizite ein: http://clas.berkeley.edu/sites/default/files/shared/images/tertiary/BRLASSpring2014-SHAIKEN-USMexTradeBalanceChart-07-28-14.jpg

         

        So, jetzt scheiden sich die Geister. Was tue ich, wenn mein Autobauer paar Hundert Meilen weiter südlich hinter der Grenze eine Fabrik baut und von da aus mein Land beliefert? Zollfrei, wg NAFTA. Was mache ich, wenn das Schule macht und Hunderte, ja Tausende Unternehmen machen das?

        • @10236 (Profil gelöscht):

          Sie sind mir ja ein Schelm, Jaroslav. Servieren mir hier das Handelsvolumen zwischen Mexiko und USA, was ja gar nicht außer Frage steht. Ich meinte es mehr Allgemeiner, z.B.:

           

          "Trotz aufstrebender Konkurrenten wie China sind die USA immer noch die größte Wirtschaftsmacht der Welt."

          http://bdi.eu/artikel/news/die-usa-in-der-weltwirtschaft/

           

          Mexiko hat vielleicht einen Exportüberschuss gegenüber den USA, die USA sind aber auch der wichtigste Handelspartner. Zudem ist die mexikanische Industrie auch Zulieferer für die US-Industrie, also eine gegenseitige Abhängigkeit. Wenn Sie nun die Arbeitsplätze nach USA zurückbringen, werden dafür in Mexiko wieder Menschen arbeitslos. Aber das ist ja ganz egal, ist ja eh kein Industrieland, geht ihnen doch am Popo vorbei.

    • @10236 (Profil gelöscht):

      Wo hat Fr. Herrmann jetzt übermäßige Exportüberschüsse verteidigt? M.E. sagt sie lediglich, dass die Exportüberschüsse Mexikos nur 0,39 % der Wirtschaftsleistung der USA ausmachen. Aber anscheinend haben sich einige Spezialisten inzwischen darauf verlegt, alles zu kritisieren, was sich auf sachlicher Ebene mit den Fehlern von Trumps Politik auseinandersetzt. Erinnert mich schon sehr stark daran, wie Hillarys E-Mail Affäre während des Wahlkampfs hochgejubelt wurde, während Trump angebliches Opfer von Diffamierungen war.

      • 1G
        10236 (Profil gelöscht)
        @Artur Möff:

        "Wo hat Fr. Herrmann jetzt übermäßige Exportüberschüsse verteidigt?"

         

        Zitat:

        "Trump lebt in einer gedanklichen Parallelwelt, und nach dieser „Trumpologie“ ist es Diebstahl, wenn andere Länder mehr exportieren als das eigene."

         

        Dabei (siehe Posting von JHWH) hatte Frau Hermann bei ihr anscheinend passendem Anlass (richtigerweise) die deutschen Exportüberschüsse als "Enteignung", "Aggression", "Folge von Lohndumping" gebrandmarkt.

        • @10236 (Profil gelöscht):

          Ja, kann mensch vielleicht so sehen. Leider haben Sie das Herrmann-Zitat aber ein bißchen aus dem Zusammenhang gerissen, denn es bezieht sich auf die Exportüberschüsse von Mexiko. Okay, bißchen unglücklich formuliert das ganze. Wers missverstehen will wird garantiert fündig.

    • @10236 (Profil gelöscht):

      Es ist leider sehr ermüdend, dass in der öffentlichen Debatte permanent so getan wird, als ob die Globalisierung oder der "freie Handel" per se etwas gutes ist.

       

      Es wird der Eindruck vermittelt, wer dagegen argumentiert möchte Mauern bauen und die freie Reise des globalen Bürger verbieten.

       

      Das aber ein grosser Aspekt der Globalisierung bedeutet, dass Arbeitnehmerrechte und -schutz und Umweltschutz verringert werden, damit wir billiger Waren importieren können, wird vergessen.

       

      Nicht umsonst gibt es das Umweltproblem in China und das Elend in Bangladesh, weil wir die Produktion, die früher in den Industrieländern die Umwelt verpestet und die Menschen kaputt gemacht hat, dorthin verlagert haben.

      • @Struppi:

        Nee Struppi, niemand vergisst hier die Kehrseite der Globalisierung. Nur, es ist sicher nix gewonnen, wenn einem Schwellenland wie Mexiko die Industriearbeitsplätze wieder weggenommen werden, nachdem schon die Landwirtschaft am Boden liegt infolge von Argrar- Importen aus USA. Daran denkt ein Trump nämlich auch nicht, dass US-Farmer nach Mexiko exportieren und damit die Preise für landwirtschaftlich Produkte dort kaputt machen. Niemand (jedenfalls ich nicht) befürwortet auch Abkommen wie NAFTA und TTIP. Aber Sie müssen auch den ärmeren Ländern das Recht auf ein bißchen Wachstum zugestehen. Und ich bin sicher, auch in Mexiko werden die Arbeiter für ihre Rechte kämpfen, oder tun sie schon.

        • @Artur Möff:

          Und zu guter Letzt noch, lieber Struppi: ein Handelskrieg, wie der den Trump hier anzettelt, wird den mexikanischen Arbeitern sicher nicht helfen. Und ob die Amerikaner die versprochenen gutbezahlten Arbeitsplätze kriegen - das darf doch sehr bezweifelt werden. Eines ist ganz sicher nicht Trumps Absicht: die Gewerkschaften zu stärken.

    • @10236 (Profil gelöscht):

      Da fragen Sie mal die Mexikaner, ob sie Trumps Deglobalisierungsstrategie toll finden und sich etwas davon versprechen.

  • Brexit- und Trump-Wahl waren allerdings trotz der fundierten Analyse hier doch zwei ziemlich verschiedene Vorgänge. Die britischen und amerikanischen Wähler gleichzusetzen scheint mir deshalb die falsche Lösung. Ein britischer EU-Kritiker, der für den Brexit votiert hat, kann bspw. völlig gegensätzliche Positionen vertreten als den "ökonomischen Nationalismus" den May/UKIP vor sich her trägt.

  • „Beharrlich zeichnet Trump das Bild, dass viele Amerikaner arbeitslos wären, weil die Fabriken nun alle in Mexiko, Kanada, China oder auch Deutschland stehen würden. Doch in Wahrheit ist kaum jemand ohne Stelle. In den USA herrscht fast Vollbeschäftigung. Aktuell sind nur noch 4,6 Prozent der Einwohner arbeitslos.“

     

    Frau Herrmann. Wenn Sie die Güte hätten, sich z.B. hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Arbeitsmarktstatistik_der_Vereinigten_Staaten

    mit den Feinheiten der US Arbeitslosenstatistik zu beschäftigen, werden Sie feststellen, dass die berühmten 4,6% die tatsächlichen Verhältnisse nicht sehr objektiv abbilden. Vor allem sagen sie nichts darüber aus, ob man von den Jobs auch leben kann. Der große Anstieg die Zahl der Empfänger von Lebensmittelhilfe spricht eher dagegen.

     

    Trump verspricht den Amerikanern nicht einfach Jobs, sondern Jobs die auch ordentlich bezahlt werden. Nun habe auch ich Zweifel, dass ihm das mit seinen Methoden gelingen wird, aber der ständige Verweis auf eine „fast“ Vollbeschäftigung trifft die Situation eben nicht.

     

    In D. haben wir übrigens ein ähnliches Problem. Die Statistik sieht gut aus, aber jeder 4. bis 5. Beschäftigte arbeitet im Niedriglohnsektor. Das ist ein Problem. Ich habe aber nicht den Eindruck, dass unsere Politiker dieses Problem ernsthaft (und glaubhaft) angehen wollen.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Das Thema wie sich die Arbeitslosenstatistik im Detail zusammensetzt geht am Thema vorbei, weil es darum geht, wie sich die statischen Zahlen entwickeln. Und solange man die Erhebung nicht ändert sind die Zahlenwerte vergleichbar und damit für statistische Aussagen nutzbar.

       

      Die Zahlen zeigen aber, dass es regionale Unterschiede gibt, was Frau Herrmann entgangen zu sein scheint. Und genau die Gegenden des "rust belt", wo viele alte bis altertümliche Industriebetriebe angesiedelt sind, hat ein Arbeitsplatz(!)problem.

       

      Das sieht man aber weniger an den Arbeitslosenzahlen, sondern zum Beispiel am Rückgang der Bevölkerung, teilweise um fast 30% in den letzten 15 Jahren (Detroit).

       

      Und das waren dann ja auch die Gebiete, in denen Trump die Wahl gewonnen hat.

      • @Eichet:

        "Die Zahlen zeigen aber, dass es regionale Unterschiede gibt, was Frau Herrmann entgangen zu sein scheint."

        Gut, dem Trump ist aber in dem Zusammenhang auch entgangen, dass die amerikanischen Farmer von NAFTA

      • @Eichet:

        Gut, dann müssen Sie allerdings auch darauf hinweisen, dass Trump etwas übersieht: Nämlich amerikanische Farmer verkaufen ihre Produkte billig nach Mexiko (Dank NAFTA) und nehmen dadurch mexikanischen Farmern die Existenzgrundlage. Leider beschäftigt sich in diesem Zusammenhang niemand mit der Situation in Mexiko.

         

        "Die USA exportieren mehr Güter nach Mexiko als nach China, Brasilien, Indien und Russland zusammen."...."In den USA hängen sechs Millionen Arbeitsplätze am Handel mit Mexiko."

        https://www.welt.de/wirtschaft/article123252705/Die-grossen-Verlierer-der-Freihandelszone-Nafta.html

         

        Allerdings hat NAFTA dazu beigetragen, dass in den beteiligten Ländern die Löhne gesunken sind und Arbeitnehmerrechte abgebaut wurden.

        http://www.umweltinstitut.org/themen/verbraucherschutz-ttip/freihandelsabkommen/hintergrundinformationen/leben-unter-nafta.html

        • @Artur Möff:

          "Die wirtschaftlichen und sozialen Folgen des Abkommens werden außer von den Hauptnutznießern eher negativ beurteilt: Mexiko, früher Selbstversorger mit dem Hauptnahrungsmittel Mais, wurde mit hochsubventionierten US-amerikanischen Landwirtschaftsprodukten und Fleisch überschwemmt, dessen Preis 20 Prozent unter den Produktionskosten liegt. Die erwartete Spezialisierung der mexikanischen Landwirtschaft trat nicht ein: Millionen Maisbauern mussten nach Angaben des US-amerikanischen Gewerkschaftsdachverbands aufgeben, die vielen Land- und Arbeitslosen konnten aber nicht in den neu entstandenen Zulieferindustrien absorbiert werden. Die Kriminalität stieg. Mexiko muss heute 60 Prozent seines Weizen- und 70 Prozent seines Reisbedarfs importieren."

          https://de.wikipedia.org/wiki/Nordamerikanisches_Freihandelsabkommen

      • @Eichet:

        Ich finde, dass es wichtig ist, über die Details zu reden, weil darin ein großes Missverständnis versteckt liegt.

         

        Auch wenn T. häufig einfach nur von der Schaffung von Jobs spricht, so hat er oft genug deutlich gemacht, dass er damit gut bezahlte Jobs meint.

         

        Seine Gegner antworten, wie auch Frau Herrmann, damit dass bei 4,6% Arbeitslosigkeit doch alles in Butter ist und es gar keiner neuen Jobs bedarf.

         

        Freundlich gesagt, reden hier beide Seiten an einander vorbei und deshalb muss man auf die Details schauen.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Schreibt Frau Herrmann doch: "Jobs sind vorhanden, aber sie werden zu schlecht bezahlt. "