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Der Begriff „Gefährder“Sprachliche Aufrüstung

„Gefährder“ ist ein Neusprech-Neologismus von Innenministern. De facto handelt es sich aber um Unschuldige.

Gefährder der Unschuldsvermutung? Innenminister Thomas de Maizière (CDU) Foto: dpa

Der Verdächtige Anis Amir wird derzeit von der Polizei gesucht. Schon zuvor war er den Sicherheitsbehörden als „Gefährder“ bekannt, das Bundeskriminalamt kennt insgesamt über 500 solcher „Gefährder“. Nun ist die Empörung groß: Warum wurde gegen Anis Amir und andere „Gefährder“ nichts unternommen?

„Gefahr“ (drohendes Unheil) geht auf das mittelhochdeutsche „vāre“ (Nachstellung, Hinterlist) zurück. Der Begriff „Gefährder“ wurde 2004 von der AG Kripo eingeführt.

Bekannt wurde er 2007 durch den ehemaligen Innenminister Wolfgang Schäuble, der gegenüber dem Spiegel vorschlug, „Gefährder“ wie Kombattanten nach dem Kriegsrecht zu behandeln und zu internieren, auch die Verhängung eines Kommunikationsverbotes per Internet und Handy sei für „Gefährder“ denkbar.

Eine offizielle Definition von „Gefährder“ gibt es nicht, der ehemalige Innenminister Hans-Peter Friedrich bezeichnete „Gefährder“ als „Personen, bei denen Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass sie erhebliche Straftaten begehen könnten“.

Im juristischen Sinn hat der Begriff jedoch keinerlei Bedeutung, denn gegen einen „Gefährder“ liegen keine konkreten Hinweise vor, die für eine Anklage ausreichen. Es handelt sich also nicht einmal um Verdächtige, kurz gesagt: Es geht um Unschuldige.

„Gefährder“ ist ein Neusprech-Neologismus von Innenministern, die gerne eines unserer wichtigsten rechtsstaatlichen Prinzipien unterhöhlen würden: Die Unschuldsvermutung.

Der Begriff soll es möglich machen, Menschen, die nichts Strafbares getan haben, wie Kriminelle zu behandeln, und ist damit Teil einer sprachlichen Aufrüstung, die von Medienschaffenden nicht undifferenziert nachgeplappert werden sollte.

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47 Kommentare

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  • Ich frage mich, wie ist es möglich, dass so viele Menschen im Westen indoktriniert werden können? In dem sie alles was die westlichen Medien verbreiten, auch als die "Wahrheit" schlecht hin sehen, und ohne Widerspruch bleibt. Hängt es vielleicht damit zusammen, dass dank der westlichen Indoktrination, wir im Westen alles mehr oder minder "glauben" was unsere Vorurteile bestätigen? In Diktaturen, war das noch verständlich, aber in sog. westlichen Demokratien? Was glauben denn die Bürger im Westen, was sog. "Gefährdet" sind? Menschen die auf Grund, ihrer Erfahrungen mit dem Westen in ihren Heimatländer, alles verloren haben? Terrorismus ist die Antwort, auf die westlichen illegalen Kriege. Alleine seit dem Ende des 2. WK mehr als 40 auf Grund von Lügen. Die Folgen waren millionenfaches Leid. Und ein Ende nicht in Sicht da die Mehrheit im Westen noch immer so intelligent und aufgeklärt daher kommt, aber genau hier tut eine Mehrheit im Westen so als können sie nicht bis drei zählen?

    Terrorismus ist die rechtswidrige Anwendung von Gewalt um politische Ziele durch zu setzen. Also sind alle im Westen Terroristen.

  • Danke für die "Aufklärung". War mir bisher nicht klar, dass Anis Amri ein "Unschuldiger" war.

     

    Tut mir leid, aber anders als mit Sarkasmus sind derartige Artikel nicht mehr zu ertragen.

    • @Iannis:

      Hier geht es doch garnicht um Amri! Oh man -_- ihren Beitrag muss man wohl auch mit Sarkasmus lesen um ihn zu ertragen.

  • "…Oder um was geht es?"

     

    Daß 'schland ein Rechtsstaat ist - &

    Keine Räuberhöhle! &

    In dieser durch das Grundgesetz verfaßten Republik - solches -

     

    "…Bekannt wurde er ("Gefährder") 2007 durch den ehemaligen Innenminister Wolfgang Schäuble, der gegenüber dem Spiegel vorschlug, „Gefährder“ wie Kombattanten nach dem Kriegsrecht zu behandeln und zu internieren, auch die Verhängung eines Kommunikationsverbotes per Internet und Handy sei für „Gefährder“ denkbar.…"

     

    Eben nicht geltendem VerfassungsRecht entspricht. Punkt. & Das - wissen unsere staatlichen Gefährder des Rechtsstaats auch sehr genau.

    So geht das.

    • @Lowandorder:

      ok - denn mal Butter bei die Fisch!

       

      "Wenn Sie das hier ernsthaft vortragen wollen* - ist das Tischtuch zerschnitten!"

      So auf einer Familienfeier der besonderen Art - der Tagung der Staats&Verfassungsrechtler - VDStRL.

      Auf der sich seit Beginn der Republik grob gesprochen die Prof.is der ~~

      Schmitt-Fronde & der Freiburger Schule ein - öh -"Stelldichein geben"!

      Das* wurde einvernehmlich verhindert Nur ficht solches ja einen wie Mr. Zéro exIM&Gröfimaz Schäuble nicht an & Offensichtlich nicht nur ihn!

      Noch Fragen?

  • "Der Begriff soll es möglich machen, Menschen, die nichts Strafbares getan haben, wie Kriminelle zu behandeln."

     

    So ein Unsinn.

     

    Nicht alles was nicht strafbar ist, ist unproblematisch oder ungefährlich!

     

    Herr Wenk, ist defizitär informiert und geht von einem viel zu positiven Menschenbild aus.

    Warum nur? Es reicht ein Blick in Zeitungen und Geschichtsbücher.

     

    Der Begriff "Gefährder" ist sinnvoll und

    in Ordnung und ich frage mich warum Personen, die als Gefährder angesehen werden, überhaupt hier bleiben dürfen.

     

    Wie kann so ein bekannt missratener gewaltbereiter Charakter nach Deutschland

    überhaupt einreisen und dann hier GEDULDET werden?

    Welchen Sinn soll das haben, dass ein aggressiver Islamist hier herumläuft?

    Wozu soll das gut sein?

    Haben die Industriellen und sonstige hochambitionierte Unternehmer Sorge, dass mal zu wenige Bewerber auf freie Arbeitsstellen da sind? Oder um was geht es?

    • @tsitra:

      Ordnen sie doch erstmal ihre gedanken. Hier geht eingies durcheinander.

  • Selbst im Wilden Westen war man weiter: Erst wenn der Andere den Revolver in der Hand hatte, war der eigene Schuss kein Mord.

    Von A.A. war aber schon bekannt, dass er quasi die Hand an der Waffe hatte.

    Bleibt nur die Schlussfolgerung, dass die Sicherheitsbehörden offensichtlich sträflich gepennt haben.

  • Die Einwände von Erik Wenk sind sehr berechtigt, wenn es sich denn um allzu vage oder willkürliche Vermutungen handelt. Bei dem bekanntgewordenen Täter von Berlin war es aber durchaus angebracht, von einem "Gefährder" zu sprechen. Dieser hat in Sizilien bereits eine vierjährige Haftstrafe wegen Brandstiftung absitzen müssen und ist dort im Gefängnis einschlägig als Islamist in Erscheinung getreten. "So habe er im Gefängnis Agrigent einen Mitgefangenen wegen dessen christlichen Glaubens bedroht und ihm angekündigt, er werde ihm „den Kopf abschneiden." Man wußte auch, dass er später auf Großwaffen- und Sprengstoffsuche war und sich sogar im Internet als Selbstmordattentäter angeboten hatte. Da ist die Spaßgrenze dann deutlich überschritten und der Begriff "Gefährder" auch völlig berechtigt.

  • @RB - keep cool -

     

    My dear friend - Es geht ja gerade

    Nicht allein um sprachliche Aufrüstung! Das greift zu kurz!

    Einfach - Zéro Noir - den Mielke auf Rädern - lesen!!! Er redet doch Klartext. Seine Aftermieter beten

    Doch nur nach - Das aber Hallo!

     

    (ps - Alles aus der Kategorie des

    LKA-Mannes auf Patty - "Klar - wenn ich den Kollegen sage - hömma -

    Aber ihr wißt schonn (illegales Abhören Voreifel - kerr!) daß ihr da in Grundrechte eingreift?!!

    "Wieso - ich bin doch Polizist -

    Ich darf das!"

    So geht das!;((

    • @Lowandorder:

      Ja klar, es geht um die Aushöhlung von Freiheitsrechten, sprachlich flankiert mit den passenden Begrifflichkeiten.

      Nur sehe ich nicht was an diesem „Gefährder“ so problematisch sein soll und wie man diese Leute denn besser benennen könnte („vāre – Nachstellung, Hinterlist“, nicht so unpassend, möchte ich meinen). Überhaupt kein Vergleich zum seit 15 Jahren weltweit inflationären „Terroristen“.

      Oder denken Sie der Begriff taugt schon deshalb nicht, weil Schäuble ihn im 2.0-Modus erfunden hat? Wär ein Punkt, klar.

      • @Ruhig Blut:

        Grad gefischt - Gerhard Baum - inne taz

        http://www.taz.de/!5194704/

        Sie unterschätzen die sorry Asozialität

        Dieses sauberen Herrn exIM&Gröfimaz - öh total!;((

        • @Lowandorder:

          Danke für den Link!

          Es stimmt schon, vielleicht unterschätze ich ihn wirklich.

      • @Ruhig Blut:

        Und wo wir grade bei der Null sind: Ich find sie gut die Sparpolitik, jawollo! Jahrzehntelang haben alle (zu Recht) gejammert über die irre steigende Staatsverschuldung. Und jetzt auf einmal finden sie’s nicht mehr problematisch.

        Dabei sind die Milliardenzinszahlungen doch nichts als ein weiteres Umverteilungsprogramm von unten nach oben. Die Armen können niemandem was leihen, um von den Zinsen zu profitieren. Unser aller Steuerkohle geht ergo an die, die dafür reich genug sind.

        • @Ruhig Blut:

          & das - mit Verlaub -

           

          Teilen Sie mit Tante Minchen

          Den Milchmädchen & Mutti -

          Die "wer anderes von mir verlangt…"

          Nicht achtkantig rausgeschmissen hat - als Bundeskanzlerin!

          So aber - wenn Sie nicht grad sinnlos

          Herr Sinn befragen - ist allgemein gewußt - Läuft der Hase halt nicht -

          bzw - in Richtung "alles in Scherben fällt" - Grexit Brexit….usw usf fatal!

          • @Lowandorder:

            Jaja, weiß ich doch, kleingeistige Buchhalterdenke, Staatshaushalt und Volkswirtschaft sind keine mittelständische Klitsche und staatliche Investitionen sind wichtig. Schon klar.

            Ich halte mein Argument aber dennoch für stichhaltig und habe bisher noch nichts Überzeugendes dagegen gehört. Denn wen belasten die Steuern, die für die Begleichung der Zinsen erhoben werden müssen, denn am meisten? Doch wohl die, die am wenigsten haben. Und an wen geht die Kohle dann? Ja sicher nicht an die Armen.

  • Leider zeugt Ihr Artikel einmal mehr von völliger Sachunkunde.

    Der Gefährder ist eine Begriff aus dem Gefahrenabwehrrecht, dem speziellen Verwaltungsrecht. Schuld oder Unschuld spielen hier keine Rolle!

    Schuld oder Unschuld, Beschuldigter oder Verdächtigter sowie der Grundsatz der Unschuldsvermutung stammen aus dem Strafrecht.

    Die unzulässige Vermischung beider völliger unterschiedlicher Rechtsgebiete führt dann zu solchem bloßen Populismus wie in Ihrem Artikel.

    Sie können sich gerne bei Google oder Wikipedia sachkundig machen oder sich juristische Beratung heranziehen, um einen Factencheck durchzuführen.

    • @Kobold:

      Vielleicht sollten sie erstmal selber ins Gefahrenabwehr recht schauen bevor sie sich mit so einer Aussage lächerlich machen. Mutmassliche Terroristen sind im Gefahrenabwehrrecht überhaupt nicht bestandteil. Ebensowenig wie das wort Gefährder.

  • Ich kann die Argumentation nicht nachvollziehen.

    Was wäre denn eine passende Alternative bei der Benennung, Betrachtung und beim staatlichen Umgang mit solchen Leuten?

    • @Ruhig Blut:

      Und wo ist überhaupt der Chef? Kann der das nicht mal klarstellen?

      Ich mach mir langsam ein bißchen Sorgen…

  • "Personen, bei denen Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass sie erhebliche Straftaten begehen könnten" - also z.B. Anzug- und Krawattenträger, bei denen kann man annehmen, dass sie Steuerhinterziehung und Korruption begehen könnten. Oder war das anders gemeint?

    • @Helmut van der Buchholz:

      Bei Sportfunktionären und Vereinspräsidenten zumindest reichen dazu weder Schlips noch Steuertricks. Selbst illegaler Waffenbesitz ließe sich da noch mit dringend notwendigen Schutzmaßnahmen zur Verteidigung der Vereinskasse begründen.

  • Es handelt sich keinesfalls um sprachliche "Aufrüstung" von irgendwelchen subversiven Innenministern, sondern um berechtigte Fragen, wie man in der taz eine Seite weiter von Nicht-Innenministern lesen kann:

    http://www.taz.de/Ermittlungen-nach-dem-Berliner-Anschlag/!5366356/

     

    Irgendwann wird sich der "common sense" wieder durchsetzen...

  • Zustände

     

    Es spricht vieles dafür, dass manche "Gefährder" im Apparat sitzen, die dort wohl eher nicht hingehören sollten. Wenn dieser Bachmann bereits am Montag Abend weiß, wen die Polizeikräfte zwei Tage später zur Fahndung ausschreiben lassen, nachdem bei der Spurensicherung angeblich erst Tage später ein Dokument gefunden wurde, das immerhin beweist, dass die Behörden auch hochmobilen Terror-Verdächtigen in der Lage zu sein scheinen, ausgerechnet eine Duldungsbescheinigung zuzustellen, deutet das darauf hin, dass sich hier ein bedrohliches Szenario zusammenbraut, das Gladio als Kinderspiel erscheinen lässt, das es allerdings auch nicht war...

  • Der Beitrag geht in Ordnung.

     

    Des Geistes Kind hat dazu ja alles gesagt -

     

    "…Bekannt wurde er 2007 durch den ehemaligen Innenminister Wolfgang Schäuble, der gegenüber demSpiegel vorschlug, „Gefährder“ wie Kombattanten nach dem Kriegsrecht zu behandeln und zu internieren, auch die Verhängung eines Kommunikationsverbotes per Internet und Handy sei für „Gefährder“ denkbar.…"

     

    Wo dieser Unsägliche - exIM&Gröfimaz - denken läßt - bei seinen bis heute & hier nachwirkenden Versuchen der Installation des Kriegsstrafrechts,

    Hat er ja unverhohlen ausgebreitet.

    Beim Freund-Feind-Denker & Nazi-Kronjuristen Carl Schmitt - der mit seinem unfaßbaren "Der Führer schützt das Recht" zum Abschlachten von Röhm - v.Schleicher (sog. Röhmputsch) gezeigt hat - welch Geistes Kind er ist! &

    Dessen offener Apologet Otto Depenheuer die schauderhafte Nachtlektüre des sauberen Herrn Schäuble und Ziehkind des Furchtbaren Juristen exKriegsrichters&MP Hans Filbinger bildet.

    http://www.zeit.de/2007/33/Schaeubles_Nachtlektuere https://www.google.de/amp/s/amp.welt.de/amp/welt_print/article1418727/Schaeubles-schauderhafte-Nachtlektuere.html?client=safari

    Daß die nachfolgenden IMs -Losgerissenen Kanonen gleich -

    Wie ihr nachgeordnetes Personal - Einer wie Maaßen logisch vorweg - Solches perfide fortstricken, Verwundert doch kein bißchen &

    Geht eben über rechtsstaatlich & Verfassungskonforme Gefahrenabwehr eindeutig hinaus!

    Verfassungsminister - die über die Zäune fressen - That's fact!

    kurz - Rein tonn katolsch warrn!

    • @Lowandorder:

      "…ich penne - es gibt Trichinen -

      Die ich nicht kenne!…"

      Wußte schon Wolfgang Neuss -

      Schon damals saßen die Gefährder -

      In den einschlägigen Ministerien &

      Nachgeordneten Behörden & Orgs!

  • Moin Herr Wenk,

     

    wie sieht denn Ihr konkreter Vorschlag aus, wie man Personen nennen sollte, von denen eine potentielle Gefahr ausgehen könnte? Mit dem Wissen, dass diese Personen nicht nur durch schlechtes Benehmen und schlechten Geschmack auffallen, sondern tatsächlich fragwürdige Kontakte pflegen und "bizarre" Interessen verfolgen.

     

    Wie ist Ihrer Meinung nach mit diesen Personen umzugehen? Sind enorme personelle und finanzielle Aufwände dafür gerechtfertigt? Was denken Sie: Sollten Unschuldige überhaupt überwacht werden?

    • @Alexander Stein:

      Wie man die nennt ist doch erstmal scheissegel. Sie müssen zwischen den zeilen lesen. Die Regierung versucht ja gerade nicht nur eine Bennenung zu finden sondern versucht diese Bennung Grundgesetzwidrig langsam in irgend eine art Gesetz zu gießen.

      • @Michael Musterman:

        Schnick Schnack! Zwischen den Zeilen muss ich nix lesen. Entweder wird das klar und deutlich formuliert oder nicht. Aber wenn Sie sich schon einbringen dann beantworten Sie doch bitte meine Fragen. Danke vorab!

  • Atomkraftwerke sind erst dann gefährlich, wenn Sie explodieren. :-)

  • der Begriff Gefährder ist schon sinnig -

    wodurch unterscheidet sich der Gefährder denn vom Schläfer?

  • Sie meinen also, man müsse gewaltbereite Skinheads, die noch keine schweren Straftaten begangen haben, nicht länger überwachen, auch wenn sie sich im Internet bevorzug auf Hass-Seiten aufhalten und es den Anschein hat, der erste Brandanschlag sei nur eine Frage der Zeit?

    Oder gibt es einen Unterschied zwischen deutschen Faschisten und ausländischen Faschisten und nur die ersten können "gefährlich" sein, die anderen dagegen "unschuldig"?

  • Ein Gefährder ist eine Person von dem eine Gefahr ausgeht. Was eine Gefahr ist, ist in JEDEM Polizeigesetz geregelt.

     

    Das ist also kein "Neusprech" und hat mit Schuld / Unschuld nichts zu tun. In Polizeigesetzen geht es um Prävention und nicht Repression.

     

    Ein psychisch kranker, schuldunfähiger Mörder ist auch unschuldig und trotzdem nicht "frei". Ich schlage das nicht für Salafismus-Gefährder vor, will aber aufzeigen, dass ein "Mehr" an Maßnahmen (Überwachung, Ausweisentzug, Abschiebung) möglich ist.

    • @Mike Bauer:

      Wissen Sie das, oder glauben Sie das, was in den Medien mehrheitlich geschrieben wird? Wussten Sie, dass man schon im Jahre 2001 wusste, dass der Irak Massenvernichtungswaffen hat, bis heute keine gefunden, aber man glaubt daran, was zur Folge hatte, dass mittlerweile alleine seit dem 9/11 mehr als 1,3 Mio. Menschen getötet wurden? Ein LKW Fahrer erklärte, dass unter den modernen Sitzen, welche fest mit dem Führerhaus verbunden sind, keine Ausweispapiere "rutschen " können, aber trotzdem wird das öffentlich verbreitet, als es um den Anschlag mit dem LKW in Berlin ging? So wenig wie es einen Hufeisenplan gab, welcher als Grund für Völkerrechtswidrige Bombardierung des Kosovo herhalten musste usw. Alleine seit dem Ende des 2. WK gibt es mehr als 40 illegale Kriege des Westens. Göbbels und Honecker würden sich im Grab umdrehen, wenn sie gewusst hätten, dass es auch ohne Diktatur und Schießbefehl geht. Orwell lässt Grüßen kann ich da nur noch sagen.

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @Mike Bauer:

      Gleiches Recht, Unrecht für alle! Abschiebung, Überwachung, Ausweisentzug für alle!

      JEDEM sein Polizeigesetz!

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @Mike Bauer:

      ...letztendlich geht von jedem Autofahrer, Radfahrer, Fußgänger, Fußballfan etc. 'Gefahr' aus.

      • @81331 (Profil gelöscht):

        Sehr richtig. Es geht auch von jedem Autofahrer eine Gefahr aus. Daher gibt es das StVG und die StVO. Autofahren ist erlaubt, weil der soziale Nutzen höher ist als sein Schaden. Wie ist das bei Salafisten?

        • 8G
          81331 (Profil gelöscht)
          @Mike Bauer:

          Der soziale Nutzen von Salafisten? Interessanter Gedanke. Aber mal ehrlich, trotz StVG und StVO sterben jedes Jahr wieviele Menschen auf deutschen Straßen?!

  • Ach ja, hier mal einfach ein paar Fakten zu einem aktuellen Fall eines Gefährders: Mit 17 aus Tunesien abgehauen, dann 4 Jahre Haft in Italien wegen Brandstiftung, zu 6 Jahren Haft in Tunesien verurteilt in Abwesenheit wegen schwerem Raubs (deshalb abgehauen), dann nach Deutschland, mehrfach mit verschiedenen Namen und Nationalitäten gemeldet, bewegt sich im Umkreis von Jihad-Predigern, die inzwischen in Haft sitzen, fährt viel rum und bietet sich in ganz Deutschland für Selbstmordattentate an, steht auf der No-Fly Liste der USA, Kontakt mit IS über verschlüsselte Kommunikation (Telegram), sucht nach Bombenbauanleitungen im Internet, wird überwacht wegen Verdacht auf Waffenkäufe (eine muss er wohl gefunden haben), was abgeblasen wird, weil nix außer Drogenhandel und Kneipenschlägereien auffällt (das muss man aber bei der BBC und im Guardian lesen), kommt in Abschiebehaft, wird aber wieder freigelassen, weil er keine Papiere hat und nicht kooperiert. Dann kapert er einen LKW und rast in einen Weihnachtsmarkt. Jetzt ist er schuldig und man darf ihn einsperren. Wenn man ihn findet, bevor er das nochmal macht.

     

    Lässt man den frei herumlaufen? Wie bemisst man das mit der "Gefährdung"? Ich weiß es auch nicht, aber offenbar nicht so, wie man es getan hat.

    • @Mustardman:

      Woher haben Sie, und viele andere hier das detaillierte Wissen? Wie war das noch mit den Massenvernichtungswaffen im Irak? man sucht bis heute, in der Zwischen Zeit mordet der Westen weiter, mittlerweile sind seit dem Völkerrechtswidrigen Krieg, mehr als 1,3 Mio. Unschuldige getötet worden, und werden weiterhin in der Region durch den täglichen Drohnen und Bomben, und Wirtschaftsterror getötet? Wohl bemerkt auf Grund von Lügen? Ist es nicht komisch, wir wissen über solche Menschen alles, aber über die NSU Morde, wissen wir so gut wie nichts. Finden Sie das nicht, zumindestens irritierend?

    • @Mustardman:

      Danke für die Darstellung.

  • Der Autor liegt falsch. Der Begriff "Gefährder" hat sehr wohl juristische Relevanz, allerdings nicht im Strafrecht, sondern im Polizeirecht/Gefahrenabwehrrecht. Das Gefahrenabwehrrecht gibt es seit Bestehen der Bundesrepublik. Im Gefahrenabwehrrecht geht es immer um im strafrechtlichen Sinne "Unschuldige". Deshalb kann das Strafrecht ja auch nicht angewendet werden. Der Artikel zeugt von wenig Sachkompetenz.

    • @rero:

      Das hatte ich sogar als juristischer Laie erkannt.

  • Das ist ein Riesenproblem. "Gefährder" sind erst dann nicht mehr unschuldig, wenn sie Täter geworden sind. Wenn man sie wegen diffuser Kleinigkeiten nicht einsperren und abschieben mag, muss man ihnen dann hinterherlaufen, falls und wenn sie ein Dutzend Leute umgebracht haben.

     

    Ich habe da keine einfache Antwort drauf. Ich bin mir aber sehr sicher, dass viele Leute darauf eine klare Antwort haben möchten.

     

    Man kann natürlich sagen "wer erst kurz hier ist und nicht arbeitet oder eine Ausbildung macht oder sich sonstwie nützlich macht, sondern eher noch mit Diebstählen, Schlägereien und multiplen Identitäten ohne Ausweispapiere auffällt, und sich im Dunstkreis von Radikalen bewegt, der fliegt einfach raus".

     

    Und wenn man das nicht sagen will sondern es den Rechten überlässt das zu sagen, der muss es dann drauf ankommen lassen, wie die Wähler das sehen. DAS ist ganz einfach.

     

    Oder noch anders gesagt: Die Flüchtlingskrise hat dazu geführt, dass unausgesuchte Leute gekommen sind. Das war aus humanitären Gründen erstmal OK (ich finde Merkel ist eine der wenigen Politiker, die diesen Namen zur Zeit verdienen), aber dann muss man halt im Nachhinein entscheiden, wen man haben will und wen nicht. Das klingt grausam und der Schönwetterstaat BRD ist darauf absolut nicht vorbereitet, aber besser man geht das mit Verstand und Skrupeln an als dass es bald andere mit Bauch und ohne Skrupel angehen.

     

    Wir haben die freie Wahl.

  • Das Problem ist, dass mit Begriffen wie "Gefährder" oder auch "Relevant" (gehört dazu) um sich geschmissen wird, eine klare Definition gibt es nicht und die Behörden neigen dazu, vieles was ihnen einfach nicht den Kram passt, so einzustufen. Mit dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung werden Grundrechte außer Kraft gesetzt. Freiheit stirbt mit Sicherheit (hierzu ein Essay von Giorgio Agamben, "vom Rechtsstaat zum Sicherheitsstaat", auf Deutsch hier: http://blog.eichhoernchen.fr/post/Vom-Rechtsstaat-zum-Sicherheitsstaat ).

     

    In Frankreich ist mit dem andauernden "Ausnahmezustand" zu sehen, was solche Konzepte, die die Unschuldsvermutung außer Kraft setzen, bewirken. Anschläge werden dadurch nicht verhindert, kaum ein Verfahren wegen Terrorismus wurde auf Grund des "Ausnahmezustandes" eingeleitet - es wurden in dem Zeitraum welche eingeleitet, aber lediglich auf Grundlage der normalen Gesetzgebung, dafür wurden zahlreiche Grundrechte außer Kraft gesetzt und Menschen auf Grundlage von ominösen Erkenntnissen "Notes blanches" von Geheimdienste kriminalisiert. Ein bekannter wurde 14 Tage während der Protesten gegen die COP 2015 in Paris unter Hausarrest gestellt. Wohl weil er so frech war, gegen die Demoverbote zu klagen und er in der Menscherechtsliga engagiert ist. Daher ist die Forderung "Gefährder wie kriminelle zu behandeln“ höchst gefährlich! Auch in Deutschland!

     

    Ich selbst geriet von 2012 bis 2016 auf so eine Liste von LKA und BKA von Menschen, die den Staat angeblich gefährden ... weil ich kletternd gegen Klimawandel und die Atomkraft demonstriere. Staatsgefährdend, na klar. Und man wundert sich warum das Ganze so oder so wegen der Anzahl an Betroffenen ineffizient ist. Tja wenn die Beamten sich ums Baumklettern kümmern... Ich habe mich schließlich gegen diese Kriminalisierung erfolgreich gewehrt, das was aber eine lange Geschichte! Hier ein Bericht: http://blog.eichhoernchen.fr/post/Einstufung-einer-Umweltaktivistin-als-relevante-Person

    • @Hörnchen:

      Das mit dem Ausnahmezustand wie in Frankreich ginge hier auch. Alles vorbereitet seit den 60ern. Eben weil das kein vernünftiger Mensch will, muss man vorher zusehen, dass man das rechtsstaatlich behandeln kann, auch wenn das eine Neubesinnung erfordert. Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Massnahmen, wenn man die Kontrolle behalten will. Oder man überläßt das halt alles irgendwie dem Schicksal oder sonstwem.

       

      Dass die Überreaktion nach links genau das ist, sehe ich auch so. Die Minderreaktion nach rechts scheint sich komischerweise auch auf Islamofaschisten zu erstrecken. "Die glauben wenigstens an etwas! Anders als diese vaterlandslosen Linken!" Hmm.

  • Gefährder sind keine Unschuldigen, sondern nur mit unseren herkömmlichen juristischen Mittel nicht greifbar. Für solche Leute sind unsere Gesetze einfach nicht gemacht. Man darf diese lebenden Zeitbomben nicht einfach herumlaufen lassen,nur um Ihre Illusion vom Rechtsstaat aufrechtzuerhalten. Oder sollen die Opfer denken , super das ist für den Rechtsstaat. Und Opfer wird es sind Zukunft geben , selbst wenn das nicht dieser Amiri in Berlin war.