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Kanzlerin wird KandidatinMerkel tritt wieder an

Angela Merkel will weiter regieren. Beim Parteitag in Essen tritt sie wieder als CDU-Chefin an. Sie erklärt sich auch zur vierten Kanzlerkandidatur bereit.

Für immer Merkel? Oder wenigstens bis zur Bundestagswahl 2053? Foto: reuters

Berlin dpa/rtr/taz | Bundeskanzlerin Angela Merkel will wieder für den CDU-Vorsitz und das Kanzleramt kandidieren. Das teilte die 62-Jährige am Sonntag im CDU-Präsidium mit, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Parteikreisen erfuhr.

CDU-Vize Armin Laschet hatte sich zuvor für eine erneute Kanzlerkandidatur von Angela Merkel ausgesprochen. Es habe in den vergangenen Tagen viel außenpolitisches Lob für Merkel gegeben, sagte Laschet am Sonntag in Berlin vor einer CDU-Präsidiumssitzung.

Er finde es zudem wichtig, „dass wir jemanden haben, der die Gesellschaft im Inneren zusammenhalten kann“. Laschet sagte: „Da würde ich mir wünschen, dass sie ab 2017 weiter Bundskanzlerin ist.“ Viele Menschen in Deutschland wollten dies.

Merkel hatte auch schon zuvor erklärt, dass ihrer Ansicht nach der Parteivorsitz und das Kanzleramt in Personalunion zu führen sind. In den vergangenen Tagen waren immer mehr Unionspolitiker davon ausgegangen, dass sie erneut für beide Ämter antreten wird. Auch der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel machte deutlich, dass er damit rechnet.

Die Kanlzerin ist seit elf Jahren im Amt

Die CDU wählt am 6. Dezember beim Bundesparteitag in Essen ihre Spitze neu. Merkel ist seit April 2000 CDU-Vorsitzende und seit November 2005 Kanzlerin. Sollte sie 2017 zum vierten Mal das Amt antreten, hat sie die Chance, CDU-Mitbegründer Konrad Adenauer und auch Rekordhalter Helmut Kohl einzuholen. Adenauer war 14 Jahre im Amt, Kohl 16 Jahre lang Bundeskanzler.

Die Christdemokraten berieten am Sonntag über einen Leitantrag für den Parteitag, der auf Merkel zugeschnitten ist. Der Titel lautet: „Orientierung in schwierigen Zeiten – für ein erfolgreiches Deutschland und Europa“. Die CDU will enttäuschte Wähler zurückgewinnen. Nötig seien konkrete Lösungen, „auch wenn ihre erfolgreiche Umsetzung manchmal schwierig ist und Zeit braucht“.

Einer Umfrage zufolge wünscht sich die Mehrheit der Deutschen eine weitere Amtszeit der Bundeskanzlerin. 55 Prozent der Befragten hätten sich entsprechend geäußert, 39 Prozent wollten hingegen nicht, dass Merkel nach der Wahl 2017 Kanzlerin bleibe, berichtete die „Bild am Sonntag“ unter Berufung auf eine Emnid-Umfrage.

Im Vergleich zu August hat sich die Zustimmung zur CDU-Chefin damit deutlich verbessert. Damals waren noch 50 Prozent gegen eine weitere Amtszeit und nur 42 Prozent dafür. Besonders groß istMerkels Rückhalt bei Unions-Anhängern, von denen 92 Prozent füreine vierte Amtszeit sind, sowie bei Frauen (66 Prozent).

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27 Kommentare

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  • Man sollte 2 Dinge klar unterscheiden:

    1.) Das was für die CDU alternativlos ist - eine Mangel der CDU, weil es einfach keine kompetenten Kandidaten gibt.

    2.) Den Mangel der CDU, den die CDU zur Tugend machen will und die Alternativlosigkeit den Deutschen als Deutschlands Alternativlosigkeit verkaufen will.

    Da hilft auch nicht, dass man dann, wenn es passt, sich auf Volkes Stimme beruft - dass die Mehrheit eine Kanzlerin Merkel will - diese Stimmung des "nur bitte weiter so und nichts ändern" ist verständlich, sie ist aber ebenso fragil! Die Entscheidung für Merkel ist m.E. von wenig Mut geprägt - ich glaube nicht, dass es gut gehen wird.

  • "[Laschet] finde es zudem wichtig, „dass wir jemanden haben, der die Gesellschaft im Inneren zusammenhalten kann“.

     

    Merkel hat Deutschland in Europa isoliert, ist verantwortlich für eine immense Gefährdung der inneren Sicherheit und spielt den rechtspopulisten in ganz Europa in die Hände - eine dümmere Begründung für eine vierte Amtszeit Merkels ist nicht vorstellbar.

  • Für Millionen Menschen innerhalb und außerhalb Deutschlands ist heute ein Tag tiefer Trauer.

     

    Jetzt drohen noch einmal vier Jahre, in denen viele von uns ins Prekariat fallen, die Sozialsysteme noch mehr zertrümmert und die Ungerechtigkeiten in dieser Gesellschaft noch weiter verfestigt werden. Neben diesem innenpolitischen Debakel ist in der Außenpolitik durch die unabgestimmten Alleingänge der Kanzlerin eine noch stärkere Isolation Deutschlands in der internationalen Staatengemeinschaft zu befürchten.

     

    Zu alledem darf das Volk dann von einem Jubelsturm in den nächsten verfallen.

  • Die AfD ist das größte Geschenk an Merkel. Zwar hat die AfD 20% Stimmenanteil. Die restliche Bevölkerung ist aber dadurch hinter der GroKo vereint. Dies könnte auch erklären, warum der Verfassungsschutz den NSU und andere rechtsradikale Organisationen aufgebaut hat. Was früher mit der RAF funktioniert hat (auch da hatte der Verfassungsschutz seine Finger im Spiel), funktioniert nun mit rechts.

    • @Velofisch:

      "Dies könnte auch erklären, warum der Verfassungsschutz den NSU und andere rechtsradikale Organisationen aufgebaut hat."

       

      Sie wissen aber schon, dass der NSU in einer anderen Situation entstanden ist? Die Rolle der Verfassungsschutzes ist zwar dubios, aber die heutige Lage war in der Stimmung der 90er wirklich noch nicht abzusehen.

  • 1G
    12239 (Profil gelöscht)

    Respekt Angela! Du zeigst der Welt was man alles ohne Rückgrat erreichen kann!

  • Was für ein Armutszeugnis für die CDU/(CSU). Weiterhin eine Aussitzerin an der Parteispitze frei von Kreativität und Ideen für die Bewältigung der Aufgaben der Zukunft.

    Ihre vordergründigungen wirtschaftlichen Erfolge: Ein Ergebnis der SPD/Grüne Agenda Politik.

    Ihre Geflüchtetenpolitik: Überhastet und planlos; zuletzt ohne die Grenzschließung "dank" Ungarn und Türei-deal vor dem Scheitern bewahrt; und dank der freiwilligen Helfer landauf landab auch vor dem innneren Chaos.

    Tolerante Gesellschaftsentwicklung Schwulenehe usw.: Von der Gesellschaft selbst vorgelebt und allenfalls poltisch abgenickt

    usw. usf.

    Kurzum: Frau Merkel lässt es einfach laufen oder wartet ab bis mans eh nicht mehr ändern kann. Großartig!

    Der Mensch liebt einfache Konstrukte, und da ist Frau Merkel ein ideales Beispiel.

    Wie sonst könnten auch Mcdonalds, Apple... mit Einfachstauswahl diesen Erfolg haben; aber das ist ein anderes Thema.

     

    Wir haben eine Parteienkrise weltweit! Die schwachen Parteien mit wenig Kandidatenauswahl führt zu Fixierungen auf die Kandidaten die so eben verfügbar sind.

    Beispiele?:

    Die US Demokrate haben sich zu früh auf Hillary festgelegt; ohne Bernie eine reallistische Chance zu geben.

    Die US Repubikaner haben ihren Donald gar nicht voll genommen und als Beiwerk in die Vorwahlen reingenommen...

    Unsere CDU/CSU muss eben auch mangels Programm mit Kandiat Stabilitäts-Merkel als "Programm" ins Rennen.

    usw.

    Solange die Parteien nicht an ihren Inhalten und Personalnachwuchs arbeiten und die Wahrnehhmung auf ihre Kandidaten fokussieren wirds nicht besser. Erst der Inhalt, dann der Kandidat... ok, ich träume weiter.

     

    Und Medien inkl. TAZ: Hört doch mit dem Personenfokus auch mal auf. Trump ist bald Kult wenn ihr so weitermacht!!

  • Eine absolut umwerfende Mitteilung. Welcher Hambummel aus der CDU wäre denn wohl sonst überhaupt in der Lage eine solch' überzeugende Marionette abzugeben?

     

    Angela Merkel wird wohl das Schicksal mit Clementine teilen müssen. Die eine murkst in der Politik herum, die andere an der Waschmaschine - aber ihr wahrer Zweck ist identisch:

    Das Verbreiten von Werbelügen über Politik und Wascherfolg.

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    „Orientierung in schwierigen Zeiten – für ein erfolgreiches Deutschland und Europa“

     

    Eher Wunsch als Programm.

     

    In den Zeiten wo man wirklich mal out of the box denken sollte bietet CDU nur Alibi-Politik oder schwachsinnige Nebenschauplätze. So möchte die CDU wieder die Politik für den kleinen Mann/Frau machen, mit der üblichen halben Drehung an der Steuerschraube und dem Familiensplitting (zusätzlich (!) zum Ehegattenplitting). Daneben empfiehlt Klöckner die Vollverschleierung als "Hauptthema im Wahlkampf 2017". Voll von Sinnen.

     

    Merkel wird nochmal Kanzlerin, was höchstwahrscheinlich weitere 4 Jahre Mehltau bedeutet.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @10236 (Profil gelöscht):

      "Merkel wird nochmal Kanzlerin" trifft vermutlich zu.

      Vor wenigen Monaten noch haben verschiedene Medien Klöckner und v. d. Leyen schon beinahe auf den Schild gehoben und TdM war auch schon im Gespräch. So gesehen können wir doch schon fast froh sein.

       

      Die Gabrielpartei hat bis zur Wahl vollends abgewirtschaftet und verhilft durch ihr niederschmetterndes Wahlergebnis den Schwarzgrün-Befürwortern zum lang ersehnten Erfolg...

      • @571 (Profil gelöscht):

        Hoffentlich wird es dann auch Schwarz-Grün. Der durch die SPD hervorgerufene Reformstau ist mittlerweile erdrückend.

        Diese Partei hat nichts in Regierungsverantwortung verloren.

    • @10236 (Profil gelöscht):

      [...] Beitrag entfernt. Bitte beachten Sie die Netiquette.

      • @Heinrich Baum:

        Wegen ihres ehrlichen Gesichtsausdrucks wird M. so und so nicht gewählt.

  • Frau Dr Angela Merkel ,unsere Bundeskanzlerin kann als einzige Deutschland retten und aus der Krise herausführen.Ich bin froh ,dass wir Sie haben.Sie soll noch 100 Jahre leben und uns regieren.Wirklich eine tolle Frau.

    • @Jacek Kolicki:

      „Wirklich eine tolle Frau.“

       

      Muttis Glück ist es, dass viele Bürger nicht merken, dass ihre Politik dieses Land Stück für Stück in eine Situation manövriert hat, die in politischer Isolierung münden kann und wenn wir nicht sehr viel Glück haben, auch wird.

       

      Begriffen hat sie diese Tatsache mit großer Sicherheit nicht. Sonst hätte sie nicht diese Woche ein großes Treffen mit Leuten inszeniert, die in Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Rolle mehr spielen werden oder deren Rolle zumindest sehr ungewiss sein wird. In der Zwischenzeit stellt sich die Welt auf neue Situationen ein…

  • Sehr gut, ein Verlust von Merkel als Kanzlerin wäre gerade in der jetzigen Situation für das Land sehr schmerzhaft.

     

    Hoffentlich bekommt sie 2017 ihre schwarz-grüne Koalition.

  • "Bundeskanzlerin Angela Merkel will wieder für den CDU-Vorsitz und das Kanzleramt kandidieren."

     

    Was für eine, mit viel Tam-Tam angekündigte Überraschung.

     

    „dass wir jemanden haben, der die Gesellschaft im Inneren zusammenhalten kann“

     

    Nur, dass die Spaltung der Gesellschaft unter Merkel immer weiter voran geschritten ist. Und da sie sich bestimmt nicht ändern wird (sie denkt, sie macht alles richtig), wird diese Spaltung weiter fortschreiten.

     

    Alles in allem eine erwartete, aber keine gute Nachricht.

  • "Merkel tritt wieder an"

    Soll das jetzt etwa eine gute Nachricht sein? Klar tritt sie wieder an. Warum auch nicht, wo sie ja mittlerweile für Dinge kritisiert wird, deren genaues Gegenteil sie auf den Weg gebracht hat.

     

    "Einer Umfrage zufolge wünscht sich die Mehrheit der Deutschen eine weitere Amtszeit der Bundeskanzlerin."

    Das ist noch kein Votum für Merkel, sondern vielmehr eine Bestätigung der unerschütterlichen Phantasie- und Anspruchslosigkeit der Mehrheit der Deutschen, wenn es um Politik und Politiker geht.

    • @Rainer B.:

      Natürlich ist das eine gute Nachricht, wenn man bedenkt, um wie viel weiter Merkel dieses Land gebracht hat.

      • @IL WU:

        Stimmt. Vor 11 Jahren standen wir vor einem großen Abgrund. Mit Mutti haben wir längst einen großen Schritt nach vorn gemacht.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Korrekt, gucken Sie sich bitte die Arbeitslosigkeit, die Neuverschuldung, das Wirtschaftswachstum und viele andere Aspekte an als Rot-Grün zu Grunde ging.

          • @IL WU:

            Schade. Sie haben den Witz nicht verstanden.

             

            Die Dinge, die Sie aufzählen, wurden übrigens hauptsächlich durch Aktionen der SPD bewirkt. Mutti hat immer nur zugeschaut.

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              Stimmt jetzt verstehe ich Ihre Anspielung :).

               

              Nur Mitglieder der SPD denken wirklich, dass SPD Politik diese Probleme gelöst hat.

              • @IL WU:

                Ich bin kein SPD Mitglied. These widerlegt.

                • @warum_denkt_keiner_nach?:

                  Dann freuen Sie sich doch einfach mit auf weitere 4 (eventuell 8) Jahre erfolgreiche Realpolitik.

                  • @IL WU:

                    Ich gehe eher davon aus, dass das Desaster, für das die Mutti in den letzten Jahren die (außenpolitische) Grundlage gelegt hat, eintritt.

              • @IL WU:

                Na ja - SPD-Politik war die Agenda 2010 im Grunde ganz und gar nicht, aber Sie haben vollkommen Recht, Gerhard Schröder hat diese Politik auf Anraten angeblicher Wirtschaftsexperten unter tatkräftiger Mitbeteiligung der Bertelsmann-Stiftung und der Grünen durchgepeitscht. Die sogenannten "Wirtschaftsweisen" werden übrigens vom Bundespräsidenten auf Vorschlag der Bundesregierung für jeweils fünf Jahre ernannt. Mehrfachernennungen sind möglich. Von SPD-Mitgliedern unter "Wirtschaftsweisen" ist bislang nichts bekannt geworden, aber wenn Sie da andere Informationen haben sollten - bitte gern.