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Verdeckte Ermittlerin in HamburgAgentin durfte nicht mit ins Bett

Die verdeckte Ermittlerin Iris P. spähte die linke Szene Hamburgs aus. Die Polizei räumt nun ein: Ihre Liebesbeziehung war rechtswidrig.

Ab April 2002 war Iris P. auf der Suche nach den RAF-Angehörigen im Umfeld der Roten Flora eingesetzt Foto: dpa

Hamburg taz | Spitzeln ja, Liebesbeziehungen nein: Der Körpereinsatz einer verdeckten Ermittlerin des Hamburger Landeskriminalamts in der queer-feministischen Szene war rechtswidrig. Das hat die Polizei vor dem Hamburger Verwaltungsgericht eingeräumt und ein Anerkennungsurteil unterzeichnet. Eine Betroffene, die mit der Beamtin Iris P. unter deren Tarnnamen „Iris Schneider“ eine Liebesbeziehung hatte ohne von ihrer wahren Identität zu wissen, hatte geklagt.

Die Klägerin fühlte sich durch die gezielte Ausspähung in Kernbereichen ihres Privat- und Intimlebens in ihren Persönlichkeitsrechten verletzt. Die Ausspähung sei zudem ein Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung sowie in die Unverletzlichkeit ihrer Wohnung gewesen.

Es ist das zweite gerichtliche Schuldeingeständnis in Zusammenhang mit dem Spitzeleinsatz der verdeckten Ermittlerin Iris P. in der linken Szene Hamburgs in den Jahren 2001 bis 2006. Auch dieses neuerliche Schuldeingeständnis hat wohl wenig mit Reue und Unrechtsbewusstsein zu tun, sondern ist eher dem Umstand geschuldet, dass die Polizei sich nicht von Verwaltungsgericht und Klägerin in die Akten schauen lassen will.

In dem Verfahren ging es um eine queere Aktivistin, die zwischen 2003 und 2006 eine Beziehung mit „Iris Schneider“ geführt hatte. In dieser Zeit war die Undercover-Agentin unter falschem Namen in der Privatwohnung der Frau ein und aus gegangen und hatte stets ihren Computer benutzt. Gemeinsam besuchten die beiden etwa Demonstrationen und Treffen in der queer-feministischen Szene. Beide hatten außerdem auch dreimal gemeinsam Urlaub gemacht.

Insgesamt werden Iris P. während ihres Einsatzes zwei Liebesbeziehungen angelastet. So habe sie auch mit einer Frau aus der Bauwagenszene von 2005 bis zu ihrem Verschwinden 2006 eine Beziehung gehabt. Offen ist weiterhin, weshalb die Polizeiführer der Agentin diese über Jahre hinfort gewähren ließen.

Auch in anderer Hinsicht musste die Polizei sich schon beugen: Im Juli hatte die Behörde auch den verdeckten Einsatz von Iris P. im linken Radio Freies Sender Kombinat (FSK) als rechtswidrigen Verstoß gegen die Rundfunkfreiheit anerkannt.

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10 Kommentare

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  • Wo ist das Problem??? Ob die Beamtin mit der anderen Frau zusammen war oder nicht.Was spielt das für eine Rolle? Wer will beweisen, dass sie ihre Geliebte ausgespäht hat oder ob die Beamtin lesbisch ist und sich verliebt hat?.wer ohne Schuld ist werfe den ersten Stein!

    • @Hasi Krause:

      Sie war im Dienst und sie hat diese Menschen im Dienst kennen gelernt. Das war nicht privat - steht ja auch explizit im Text. Außerdem hat Iris P. im Bett ja nicht gesagt, ach liebe XYZ, ich bin jetzt privat, ansonsten arbeite ich für den Staat und der hält dich für sehr gefährlich ...

  • Welche RAF-Angehörigen im Umfeld der Roten Flora bitte?

  • "Offen ist weiterhin, weshalb die Polizeiführer der Agentin diese über Jahre hinfort gewähren ließen."

     

    Ich sach mal so: Das Intimleben einer Polizistin ist nicht weniger intim als das jedes anderen Menschen. Insofern wäre ein dienstliches Verbot dieser Beziehungen wohl mindestens genauso wenig mit den Rechten von Iris P. vereinbar gewesen wie die "dienstliche" Bespitzelung innerhalb einer Beziehung mit den Rechten der jeweiligen Partnerin.

     

    Wirklich relevant ist daher nur, inwiefern Iris P. Erkenntnisse, die sie von ihren Partnerinnen anvertraut bekam, wirklich weitergegeben und die Polizei diese verwandt hat. Genau darüber möchte die Staatsgewalt nun die Bespitzelten offenbar im Unklaren lassen. Aber das hat wohl eher ermittlungstaktische Gründe, als dass es der Vertuschung eines Rechtsbruchs dient. Denn den hat man ja schon pauschal anerkannt.

  • Bei James Bond geht es auch nie ohne Bettgeschichten.

  • Ja - Das walte Oskar!

     

    Mit 10 Jährchen plus Dienstrecht -

    meistens Poizisten & - auch klar Lehrer -

    Kann ich Ihnen - wie hier ja schon mehrfach &

    Mit Beispielen angefettet - ausgeführt -

    Nicht wirklich widersprechen.

     

    Mag der strukturelle! tief braune Strang

    Der PolizeiBataillone - durch die Bank Mörder -

    Die hinter der Wehrmacht & der Waffen-SS -

    Die "Drecksarbeit" machten -

    Erstmals angeprangert vom Spiegel Anfang der 70er - Pol.Btl. 101 Hamburg !

    Auch schwächer geworden sein - unwesentlich!

    Der durch zwei rivalisierend PolGew. abgesicherte Korps-Geist der Polizei durch die Bank besteht fort!

     

    Ja durch die seit längerem laufende Verpolizeilichung des Öffentlichen Raumes bis hin zudessenMilitarisierung - längst erfolgt durch die dreiste verfassungswidrige (Polizei ist Ländersache wg NS-Zeit!) Umfirmierung des paramilitärischen Bundesgrenzschutz zu einer "Bundespolizei"!

     

    Fazit/Splitter - Ein LKAler auf Party zu den aufgekippten

    Illegalen Abhöraktionen "Klar. Sprichst du Kollegen auf solches an - daß sie ja ständig in die Grundrechte der Bürger eingreifen - also höchste rechtliche Schranken bestehen. Kommt - "Wieso - ich darf das - ich bin doch Polizist!" -

    Noch Fragen? Nö nich!

     

    Gab schon mal den ollen Cato dazu http://www.taz.de/!5356733/#bb_message_3427622

    Datenschutzverstöße in Behörden

    Polizei speichert rechtswidrig Daten

    In der bundesweiten Rauschgiftdatei der Polizei finden sich Daten, die es dort gar nicht geben dürfe, mahnen Datenschutzbeauftragte. Sogar bei kleinsten Delikten.

     

    Ja bisher & ohne Umkrempeln -

    Op jot kölsch - Da mähste nix.

    Normal.

  • Und jetzt?

    Haben Rechtsbrüche der Polizei irgendwelche Konsequenzen?

    Im Moment läuft es doch so: die Hamburger Polizei handelt regelmäßig bewusst rechtswidrig um dann oft Jahre später den Verstoß zuzugeben. Weil es aber nie Konsequenzen hat wenn die Polizei das Recht bricht wird eben genau das selbe einfach noch mal gemacht

  • Wer sich vor dir nackt auszieht und wenn es dann noch weitergeht ... dann traust Du so einem Menschen. Alles andere wäre verrückt. Und das weiß auch die Polizei. Deswegen haben die Handler das Ganze laufen lassen. Wie viele Gerichtsverfahren sind bei Iris P. eigentlich rausgekommen? Die Frage will die Polizei auch nicht beantworten. Das Ganze ist eine massive illegale Aktion ohne Ergebnis. Iris P. hat die Szene insgesamt ausgefortscht und dazu gings auch in die Betten der AktivistInnen.

    • @Andreas_2020:

      Wenn man/Frau für Geld Sex hat, ist das per Definition Prostitution, oder? Konsequenzen wird das weder für's BKA noch für Iris P. selber haben

      • @Johann Lüthgen:

        Wenn Iris P. das auch wollte, dann war es das nicht, ansonsten wäre es wohl so. Aber die Story ist ja eher, dass diese Menschen durch die Polizistinn im Bett tief verletzt worden sind, weil sie damit, eben zu recht, nicht gerechnet haben.