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Gewerkschafterin in SachsenPolizei ins rechte Licht gerückt

Die sächsische Vorsitzende der Polizeigewerkschaft macht mit einem Interview in der „Jungen Freiheit“ auf sich aufmerksam.

Mag keine Kritik an der sächsischen Polizei: Cathleen Martin. Foto: Windmueller

Cathleen Martin möchte eine gute Gewerkschafterin ein. Als sächsische Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft kämpft sie für mehr Wertschätzung von Polizisten. Sie sagt Sätze wie: „Unsere Beamten haben ein eigenes Leben; einen Partner und Kinder, die sie gelegentlich auch als Familie sehen wollen.“

Deshalb kann man sich vorstellen, wie Martin vor Schreck die Zeitung aus der Hand gerutscht sein muss, als sie las, was der sächsische Vize-Regierungschef Martin Dulig in einem Interview mit der Zeit sagte: „Ich frage mich außerdem, ob die Sympathien für Pegida und die AfD innerhalb der sächsischen Polizei größer sind als im Bevölkerungsdurchschnitt.“

Rechte Tendenzen bei der sächsichen Polizei? Niemals, dachte sich wohl Cathleen Martin und wollte ihrem Ärger über den SPD-Politiker Luft machen. Dafür ließ auch sie sich interviewen. Vom rechtskonservativen Blatt Junge Freiheit.

„Eine Entschuldigung für diese unhaltbaren und nicht gerechtfertigten Angriffe wäre mehr als angebracht“, sagt Martin der Jungen Freiheit. Leser dürfen sich dazu ein paar Ausrufezeichen denken, denn mit denen geht Martin selten sparsam um.

Beispielsweise, wenn sie in einer offiziellen Pressemitteilung schreibt: „Denn die Gewalt dem Namen ‚Polizei‘ gegenüber wächst stetig. Und wo sind Sie liebe Politiker??? Wir schützen auch Sie!!! Und Sie uns???“

Und weil Martin eine engagierte Gewerkschafterin ist, macht sie sich auch noch Gedanken um alles andere. Asylrecht beispielsweise. „Natürlich sollte jeder der sich nicht ans deutsche Recht hält, nicht das Recht auf Asyl erhalten“, schrieb sie im Januar in einer Pressemitteilung. Erstaunlich, dass die Junge Freiheit sie nicht schon damals angerufen hat.

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34 Kommentare

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  • 7G
    74450 (Profil gelöscht)

    Ein failing state mit failing unions. Alles eine Soße da drüben. Dieser Staat gehört abgeschafft!!!

    • @74450 (Profil gelöscht):

      Welchen meinen Sie? Die Ukraine? Das ist in Arbeit.

  • "Sie sagt Sätze wie: 'Unsere Beamten haben ein eigenes Leben; einen Partner und Kinder, die sie gelegentlich auch als Familie sehen wollen.' "

     

    Ich wüßte gerne, welche Sätze genau dem Polizisten, der in Clausnitz den verängstigten Jungen im Würgegriff aus dem Bus gezerrt hat, die eigenen Kinder sagen, welche Fragen sie stellen, nachdem sie ihn im Internet auf dem Video erkannt haben...

  • Gnihihi, die Dame sagt also "wir sind gar nicht alle rechts." Und das in der JF. Das ist wohl eins der schönsten Beispiele unfreiwilligem Humors der letzten Monate.

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    Im Interview sagt sie u.a.: "Viele Kollegen arbeiten ehrenamtlich nach Dienst in den Flüchtlingsunterkünften." Hat sie da irgendwelche stichhaltigen Zahlen (für Sachsen) oder fabuliert sich bloß etwas zusammen?

  • Oh, in Sachsen ist offensichtlich wirklich alles anders. Die CDU, ein Teil der Menschen, die Polizei, die Justiz und nun weiß man es , auch die Polizeigewerkschaft.

    • @Senza Parole:

      Oh - Rainer Wendt ist neuerdings Sachse? Schau dir mal an, was der so treibt, wie lange schon, wie er bezahlt wird, ob das erlaubt ist und ob ihn das interessiert.

      Also, ich find die rechten Strömungen in Sachsen auch sehr schlimm. Aber Wendt eben auch.

  • „Unsere Beamten haben ein eigenes Leben; einen Partner und Kinder, die sie gelegentlich auch als Familie sehen wollen.“

    Das muss ich einem Freund zeigen, der Bereitschaftspolizist ist und jedes Wochenende im Einsatz, seine Freundin ist deswegen abgehauen...

  • „Unsere Beamten haben ein eigenes Leben; einen Partner und Kinder, die sie gelegentlich auch als Familie sehen wollen.“

     

    Also hier in Hamburg ist das total anders. Da haben die Polizeibeamten kein eigenes Leben, sondern kriegen hinter vorgehaltener Hand ihre Anweisungen, an wen sie sich in welchem Schlafzimmer ranmachen sollen. Manche haben auch gar keinen Partner und/oder keine Kinder und viele haben ihre Kinder bestimmt noch nie als Familie gesehen. Auf solche Ideen muss man ja auch erstmal kommen. Geht das überhaupt ohne Drogen?

  • Ja ja und nun wird die POlizei in Sachsen aufgestockt - mal seh'n, welche 'Kameradschaften' sich da bewerben. Aber keine Angst, das ist nicht nur in Sachsen so - denken wir doch immer wieder gerne an die Beamten in BAden-Württemberg, die bis heute ungestraft beim Ku Klux Klan mitgemachen durften. Bei Gefahr bitte nicht 110 wählen....

  • "Und weil Martin eine engagierte Gewerkschafterin ist..."

     

    Ist sie nicht eher bei der DAF?

  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    [...] Beitrag entfernt. Die Moderation

    • @4932 (Profil gelöscht):

      Nein das sind die Nachwirkungen des Sozialismus

      • @Thomas_Ba_Wü:

        Sie haben da was vergessen.

      • @Thomas_Ba_Wü:

        Eher der "Säuberungsaktionen" danach.

  • 1G
    1714 (Profil gelöscht)

    Wie war das nochmal mit der einen Krähe, die der anderen kein....

  • 3G
    3641 (Profil gelöscht)

    Die passt ganz klar in die Kategorie "Dumme weiße Frauen".

    • @3641 (Profil gelöscht):

      Eher gefährliche weiße Frauen.

  • 3G
    33324 (Profil gelöscht)

    Frau Martin ist als Gewerkschafterin Interessensvertreterin und demgemäß sind ihre Einlassungen auch zu werten.

    • @33324 (Profil gelöscht):

      Also vertritt sie die Interessen der rechten Polizisten?

      • 3G
        33324 (Profil gelöscht)
        @warum_denkt_keiner_nach?:

        ... aller gewerkschaflich orientierten Polizisten. Inwieweit diese als "rechts" einzustufen sind, kann ich nicht definitiv sagen.

        • @33324 (Profil gelöscht):

          Das ergibt sich aus dem Kontext.

          • 3G
            33324 (Profil gelöscht)
            @warum_denkt_keiner_nach?:

            Könnte sein, muss aber nicht. Dazu bräuchte es schon noch mehr und deutlicher rechtslastige Aussagen.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Auf jeden Fall vertritt sie die Rechte der Polizisten offenbar gegen den Bürger anstatt gegen den Arbeitgeber. Zu letzterem fehlt wohl der Mut.

        • 3G
          33324 (Profil gelöscht)
          @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

          Es ist die Hauptaufgabe von Gewerkschaftsvorsitzenden die Interessen der Arbeitnehmer zu vertreten. Setzen sie sich darüber hinaus noch für Bürgerinteressen ein, ist das ein gern gesehener Benefit.

  • Für das Beispiel der Projektion eigener Erwartungen scheint mir Frau Martins Einschätzung hervorragend zu taugen. Die gute Mutter lässt aber auch gar nichts über ihre Sprosse kommen.

  • "„Denn die Gewalt dem Namen ‚Polizei‘ gegenüber wächst stetig. Und wo sind Sie liebe Politiker??? Wir schützen auch Sie!!! Und Sie uns???“"

     

    Drei Satzzeichen hintereinander!!! Und das in einer offiziellen Presseerklärung der Polizeigewerkschaft!!! Spätestens jetzt sollte jedem klar sein, wie dramatisch die Situation, wie wichtig die Aussage ist!!!

    • @commodore:

      Nächstens stellt sie noch ein "Aaalter" vornedran.

  • In Sachsen gibt es Posten und Positionen, besetzt mit wie auch immer auserwählten oder gewählten Menschen.

     

    Und wenn die besetzt sind, dann machen sie einfach ihre Arbeit, weil sie ja schließlich dafür auserwählt wurden UND DÜRFEN NICHT KRITISIERT ODER IN FRAGE GESTELLT WERDEN. (Vorsicht Realsatire)

     

    Wo kämen wir denn (in Sachsen) hin, wenn es anders wäre? (Nach NRW oder Berlin vielleicht... ;-) )

     

    Wie sagte Dulig so schön "Majestätsbeleidigung", ja das meinen viele Sachsen, vor allem Beamte, Politiker und Lehrer, dass man es Ihnen antut, wenn man Fragen oder Ideen hat... (können auch ganz banale sein, eine Auskunft z.B. oder eine Nachfrage zu einem Schreiben). Das gleiche Verhalten tragen allerdings auch Klassenelternsprecher zur Schau ("Ich bin doch gewählt, also entscheide ich und habe recht, informieren und fragen muss ich andere nicht, weshalb denn, ich mache doch meine Arbeit, für die ich gewählt bin").

    • @Hanne:

      Da wird halt auch heude noch -

      Alles Eingedakded - &

      Nu - un was soll daran falsch sein???!!!

      Newahr!!!

      • @Lowandorder:

        Ja, geschieht ja jetzt alles unter kapitalistischem Vorzeichen und daher alles prima.

        • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

          Na Glar -

          Schon Aujust der Schdarge wußte -

          "Ihr seids mir scheene Demograden!"

          Nu - is mir eiverbibschd ein Rätsel -¿

          No - Warum nur Ol Conny Adenauer -

          Sone Angschd vor der - öh -

          Wiedervereinischung hadde - wg

          "Der Roden Socksen" - Newahr;()

      • @Lowandorder:

        Nu!?

  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Was die sog. 'Lügenpresse' immer erzählt, stimmt offenbar alles nicht. Wie Herr Reißmann schon sagte, pflegt die sächsische Polizei ein "verhältnismäßiges" und "absolut notwendiges" Vorgehen. Und wenn Frau Martin noch hinzufügt, daß die Polizisten pegidaferne und liebevolle Eltern sind und daß die 'unhaltbaren und nicht gerechtfertigten Angriffe' von Herrn Dulig eigentlich eine Unverschämtheit seien, dann sollten wir Restdeutschen endlich einmal umdenken.

    Daß in Sachsen häufiger Angriffe auf Asylheime stattfinden und die Täter selten gefunden und bestraft werden, hat nichts mit der wunderbaren Polizei zu tun. Im Gegenteil, diese Truppe ist besonders gnadenlos hinter der Einhaltung des 'deutschen Rechts' hinterher. Die Asylbewerber sind in Sachsen jedoch besonders frech und böse zu den Polizisten.

    Danke für den Artikel.