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Fluchthelfer und SchlepperHier Held, dort Verbrecher

Sie überwinden Mauern. Manche tun es aus Überzeugung, viele für Geld. Aber während man Fluchthelfer feiert, werden Schlepper verfolgt.

Dichte Grenzen: Dieser Grenzzaun trennt Marokko von der Spanischen Enklave Melilla Bild: reuters

Burkhart Veigel gilt als Held. Lehrer laden ihn in ihre Gymnasien, die CDU setzt ihn auf Podien, auf dass der „Profi-Passfälscher“, wie er sich selbst nennt, seine „spannenden Geschichten“ erzählt. 650 Menschen verhalf Veigel zur Flucht aus der DDR, niemand schaffte mehr. Viele bezahlten ihm Geld.

„Lieber tot als rot“, erklärt Veigel 2010, das war seine Devise. CDU-Parteimitglieder aus seinem Umfeld besorgten über ihre Schwesterpartei in Belgien Blankopässe, große Zeitungen kauften der Gruppe ihre Stories für Zehntausende Mark ab, es floss wohl auch Geld vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen.

Als die Konrad-Adenauer-Stiftung Veigels Memoiren präsentiert, spricht Laudator Eberhard Diepgen ihn vom Vorwurf des Menschenhandels frei. „Stets hat der humanitäre Aspekt im Vordergrund gestanden.“ 2012 bekommt Veigel das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Aziz Tamam gilt als Verbrecher. Seit dem 23. Oktober sitzt er im Gefängnis von Catania auf Sizilien. Der 26-jährige Marokkaner soll ein Boot mit 263 Menschen gesteuert haben. Sie hatten sich aus den Kriegen in Gaza und Syrien gerettet, er hilft ihnen raus aus dem mörderischen Chaos in Libyen. Wohl für Geld.

taz.am wochenende

Vor 25 Jahren fiel die Mauer, alsbald verschwand auch die DDR. Spurlos? taz-Reporter erkunden, was geblieben ist – in den Biografien der Menschen, in Tagebüchern von damals und in Potsdam, einer bis heute geteilten Stadt. taz.am wochenende vom 8./9. November 2014. Außerdem: Hedy Lamarr war der Protoyp der unterkühlten Hollywoodschauspielerin. Dass wir ohne sie nicht mobil telefonieren könnten, weiß kaum jemand. Und: Pulitzer-Preisträger David Maraniss über Barack Obama. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

Hohe Strafen für Fluchthelfer

In internationalen Gewässern nimmt die italienische Marine sie auf und Tamam fest. Beihilfe zur illegalen Einreise. „Menschenhandel.“ Er muss damit rechnen, erst in vielen Jahren wieder freizukommen.

Es gibt viele Burkhart Veigels, die Deutschland als Helden feiert und noch mehr Aziz Tamams, die Europa als Verbrecher verfolgt. Vergleiche zu ziehen ist in diesen Tagen en vogue. Mit großer Geste, wie üblich, organisiert etwa das „Zentrum für politische Schönheit“ an diesem Wochenende den //www.indiegogo.com/projects/erster-europaischer-mauerfall:„Ersten Europäischen Mauerfall“, karrt Freiwillige zur Demontage an die Außengrenze in Bulgarien. Ist es nicht einerlei, ob man die Leute umbringt, weil man sie nicht hereinlassen will, oder ob man sie umbringt, weil sie nicht raus sollen?

Nein. Ist es nicht. Aber es gibt eine Parallele: die Menschenverachtung. An der einzigen Landgrenze Europas mit Afrika, Ceuta und Melilla, wird geschossen. Nicht immer, aber oft. Nicht ganz legal, aber straffrei. In der Ägäis werden Boote mit Syrern zurückgeschoben. Im zentralen Mittelmeer: Unterlassene Hilfeleistung, tausendfach. In Serbien und Mazedonien hat die EU gar eine Ausreisesperre für Roma durchgesetz.

Trotzdem: Wer das alles für irgendwie dasselbe hält wie den Eisernen Vorhang, bloß andersherum, macht es sich zu leicht. Die eigene Bevölkerung per Schießbefehl einzusperren, ist in der Geschichte des modernen Nationalstaats ein übler Sonderfall. Artikel 13 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte legt fest, dass jeder das Recht hat, sein eigenes Land zu verlassen.

Nationen immer ausschließend

Dass Menschen am Betreten anderer Länder gehindert werden dürfen, ist hingegen völkerrechtlicher Konsens. Der Ausschluss ist der Nation nun mal eingeschrieben, genau das ist ja das Unsympathische an ihr. Normalerweise stört das kaum jemanden. An Europas Grenze wird das langsam anders. Zu viele Tote.

Muss Europa also seine Grenze öffnen, weil es den Tod von immer mehr Menschen in Kauf nehmen oder herbeiführen muss, um sie geschlossen zu halten?

Die Burkhart Veigels hat der Antikommunismus zu Helden gemacht. Jeder Geflüchtete war ein Sieg über das andere System – und wurde deshalb aufgenommen. Das Problem ist: Das hat die EU nicht mehr nötig. Kürzlich hat die Bundesregierung auf Anfrage des Linken-MdB Andrej Hunko die Strategie gegen irreguläre Migration aus Nordafrika erklärt. Unter dem Stichwort „kriminelle Aktivitäten“ wird Schleusung in dem Papier in einem Atemzug mit Terrorismus und Rauschgiftkriminalität genannt.

Damals haben die Schlepper die Ordnung des Westens gestützt. Heute ist es andersherum: Jeder, dem sie helfen, fordert diese Ordnung globaler Ungleichheit heraus. Nimmt sich seinen Teil, betreibt Umverteilung, wenn auch im Nanomaßstab.

Strafen für Schlepper sind falsch

Die grüne Ex-EU-Abgeordnete Ilka Schröder schlug im Jahr 2000 vor, Schlepper zu subventionieren, weil praktisch nur noch mit ihnen das Asylrecht in Anspruch genommen werden könne. Das stimmt bis heute. Schröder wurde von ihrer Partei vom Hof gejagt.

Fluchthelfer von heute betreiben ein notgedrungen oft mafioses Geschäft. Aus politischer, menschlicher Überzeugung tun es manche. Viele für Geld. Strafe verdient dies trotzdem nicht.

Fluchthilfe ist kein Menschenhandel. Aber mehr als eine Notlösung kann sie auch nicht sein. Die Innenminister setzen auf Frontex. Jene EU-Grenzschutzbehörde, die sich ihre Hunde und Hubschrauber heute noch einzeln zusammenbetteln muss, aber womöglich bald eine Institution sein wird, gegen die die DDR-Grenztruppe einem Dorfschützenverein gleicht.

Das jeder moralischen Konkurrenz entledigte kapitalistische Europa könnte diesen Weg einfach weitergehen. Es sei denn, es wird auf genau den zivilisatorischen Anspruch verpflichtet, den es dem Osten immer so demonstrativ entgegengehalten hat.

Die beiden Mauern sind nicht gleich, nicht mal ähnlich, der menschenrechtliche Mindeststandard aber muss heute gelten wie damals: Keine Toten! Niemand weiß, was legale Zugänge für Schutz- und Arbeitsuchende von außen für die Verhältnisse in Europa letztlich bedeuten. Sicher ist: Es wird kosten. Aber danach hat bei den Ostflüchtlingen auch nie jemand gefragt.

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45 Kommentare

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  • Wieviele rosarote Brillen muss man eigentlich aufsetzen, um Schlepper, denen es schlicht ums Geld geht, zu edlen Fluchthelfern umzustilisieren?

     

    Wenn Flüchtlinge heute im Mittelmeer ertrinken, dann liegt dies nicht daran, dass sie von Schnellbooten im Auftrag von Frontex beschossen und torpediert werden.

    Dann liegt das daran, dass sie vielfach auf nicht seetüchtigen Booten in viel zu großer Zahl unter bewusster Inkaufnahme aller möglichen Risiken auf See geschickt werden. In Booten, die in der Regel nicht einmal minimalen Sicherheitsstandards entsprechen. Angesichts der gigantischen Beträge, die Flüchtlingen abgepresst werden, kann es ja wohl nicht am fehlenden Geld liegen. Es gehört schon ein beträchtliches Maß an Rabulistik dazu, in solchen Fällen die moralische und rechtliche Verantwortung umzukehren und den EU-Staaten in die Schuhe zu schieben.

     

    Es mag sicherlich im Einzelfall unterschiedliche Motive geben. Aber Leute, die Fluchthilfe zum Geschäft machen und aus reiner Profitgier in Kauf nehmen, dass ihre "Kunden" ersaufen, gehören zu Recht vor ein Gericht.

    • @Schalamow:

      Vielleicht haben solcherart, tatsächlich kriminelle Fluchthelfer auch nur auf die umfänglichere Seenotrettungsbereitschaft der westlichen "Kulturnationen" gesetzt. Und nun müssen sie -wenn auch mglw. kaltblütig- mitansehen , dass auch diese komischen, westlichen Kulturkomiker, den eigenen Profitschutz vor Schutz vorm Ersaufen Anderer setzen.-

      Ach-, diese Komiker waren ja schon mal "vor einem -wenn auch fiktiven- Gericht". Wie hieß das noch gleich- "Weltgericht von Bamako". Hat diese Typen aber auch nicht zum Einlenken bewegen können.

    • @Schalamow:

      Sie wissen ja sehr gut Bescheid.

       

      Dann wäre es doch besser, die Flüchtlinge an der afrikansichen Küste mit sicheren, europäischen Schiffen abzuholen, so wie die Kriegsmarine Anfang 1945 noch 2 Millionen Flüchtlinge über die Ostsee geschippert hat.

  • Der Vergleich zwischen dem "Eisernen Vorhang" von damals und der EU-Außengrenze ist nicht besonders zielsicher. Aber er regt zum Denken an und kann vielleicht zur Beendigung aktuellen politischen Unrechts beitragen. Insoweit kann ich die Aussage des Artikels unterstützen. Aber was die Kernaussage betrifft, muss man doch Kritik üben: Ob ein Fluchthelfer nun ein Held der Menschlichkeit oder ein raffgieriger Unmensch ist oder vielleicht ein zwiegespaltener Charakter irgendwo dazwischen, dass hat sicher nichts mit dem politischen Umfeld zu tun, es muss im Einzelfalle beurteilt werden. Nach Abschluss einer solchen Beurteilung muss in manchen Fällen eine Strafe verhängt werden, aber sicherlich, damals wie heute, in anderen Fällen ein Orden.

  • Naja, dann müssen wir eben mal unsere ethischen Perspektiven verändern. Für die BRD stellen Staaten mit eingeschränkter Reisefreiheit wenig Probleme dar. Im Gegenteil: Die BRD ist heute selber so ein Problem. Die BRD schränkt selber die Reisefreiheit ein, wenn sie meint, jemand könne ja muslimischer Terrorist sein.

     

    Angesichts der zunehmenden Flüchtlingsströme muss nun eben darüber nachgedacht werden, dass nun eben die Einwanderung ein Menschenrecht wird.

    Dazu gibt es keine klaren Regeln und letztendlich ist es selbst für Menschen aus EU-Ländern in der BRD nicht immer möglich frei zu entscheiden, ob sie hier ihre Sozialhilfe beantragen oder in ihrem Heimatland. Nicht mal das hat die BRD geregelt. Weder für andere Bewohner aus EU-Ländern noch für ihre eigenen Bewohner, wenn die auswandern möchten.

    Das Recht auf Asyl und auch auf Aus- und Einwanderung kann nur in bestimmten regionalen Grenzen erfolgen.

    Um auch in Afrika und Asien erstmal überhaupt Staaten zu schaffen, die wenigstens Asyl menschenwürdig bieten können, wäre hier mal ein Punkt, bei dem die BRD internationales Engagement zeigen könnte. Und das dürfte sogar ganz ohne Bundeswehr gehen.

  • D
    D.J.

    Ein überraschend sachlicher Artikel zum Thema, auch was den Unterschied zwischen Einsperren und Aussperren betrifft, den ja gewisse Aktivisten ignorieren. Wenn tatsächlich Menschen, die aus unmittelbarer Gefahr fliehen, ausgesperrt werden, ist das natürlich auch ein Verbrechen. Nicht aber, wenn sie bereits in Sicherheit sind und weiterziehen in ein Land, das bessere Perspekiven bietet. Da ist es freilich eine Frage des Anstands, ausreichend Leute aufzunehmen (und z.B. die Türkei zu entlasten).

  • Gelesen bei den Schweizer Kollegen, man entschuldige die Frechheit der Kopie.

     

    „Man möge mir verzeihen, aber wir alle hier in Europa müssen wirklich sehr aufpassen, dass andere Länder, andere Menschen, nicht mit voller Absicht versuchen, uns ein schlechtes Gewissen aufzwingen. Denn: WARUM fliehen diese Menschen aus ihren Ländern? WO sind alle anderen und zum Teil sehr reichen afrikanischen Länder? Saudi-Arabien, alle darum liegenden Scheichtümer, die sich fast schon wöchentlich mit noch höheren, noch grösseren Wolkenkratzern übertrumpfen. WO bleibt deren Anteil an Hilfe an diesen Leuten? WO bleibt deren Einfluss auf korrupte Präsidenten und deren Gehilfen? Gerade in jenen Ländern, die auch viele Flüchtlinge haben? Wir könnten hier noch weiter reden und schreiben... .

    Wir sind sofort dafür, anderen Menschen zu helfen. Aber wir können, dürfen, sollten keine Personen aufnehmen, die sich 'einfach so' hier an unserer Grenze zeigen. Das ist eine perfide Art, an unsere eigene Menschlichkeit zu appellieren. Und: Vergessen wir nicht, dass wir in unseren eigenen Länder mehr als genug Menschen haben, denen es ganz einfach nicht gut geht - DIESEN Menschen müssen wir zuerst helfen!“

    • @Brille:

      Diesen Beitrag kann ich nicht gut finden. Wo kämen wir denn hin, wenn wir in jeder Hinsicht die Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit in unseren politischen Systemen an Staaten messen würden, in denen es zugeht wie in Saudi-Arabien, in Katar, in den VAE? Solche Staaten dürfen für uns nicht zum Maßstabe werden. Und was die Menschen in Europa angeht, denen es nicht gut geht: Schauen Sie doch einmal auf all die feisten anzugtragenden Bänker, die tagtäglich am Frankfurter Bahnhof aussteigen und dort an den bettelnden alten Roma-Weiblein vorbeirennen wie blinde Hühner! Solchen Leuten müsste vonseiten des Finanzamtes einmal ordentlich Druck gemacht werden, dann hätte unser Staat genügend Geld, um sowohl "unseren", als auch den zuwandernden Armen aus der Misere zu helfen (und womöglich für einige andere sinnvolle Dinge auch).

    • @Brille:

      Aber aber, Brille, Du weißt doch dass "die Europäer" immer für alles verantwortlich sind.

      Es ist zwar übelster Rassismus, wenn den "Afrikanern", "Arabern" oder "Asiaten" jedwede (Mit- oder Selbst-) Verantwortung abgesprochen wird und der "Westen" gefälligst alles richten soll aber wer beschwert sich schon darüber?

      • 9G
        970 (Profil gelöscht)
        @VU NU:

        Die Europäer haben Afrika kolonialisiert und kommen nun mit den Spätfolgen nicht klar. Ich sehe da keine Eigenverantwortung für eine nicht all zu kurz zurückliegende Geschichte - ich sehe eine europäische Verantwortung!

         

        Aber das ist ein wenig zu kompliziert, sich mit Geschichte auseinanderzusetzen. Da müsste man ja das überlegene Weltbild ablegen und anerkennen, dass "Eigenverantwortung" nichts ist als das Mantra des Neoliberalismus. Dass der eine europäische Erfindung ist. Und dann würd' man drauf kommen, dass die eigene Sichtweise aber auch sowas von daneben ist, dass man sich vor sich selbst gruseln würde... will man das? Nö, lieber soll der blöde Afrikaner mal in Eigenverantwortung seine eigenen Probleme lösen! Das will man!

         

        Ich könnte permanent verzweifeln ob der rassistisch-eurozentristischen Ausrichtung einiger Kommentare hier... will ich aber auch nicht.

  • 7G
    774 (Profil gelöscht)

    Fluchthelfer und Schlepper, die Wohltäter der Menschheit. Das trifft vielleicht auf einige zu. Die meisten von denen dürften jedoch skrupellose Geschäftemacher sein, die ihre "Kunden" ausbeuten und mitten in der Wüste oder auf dem Meer im Stich lassen.

     

    Die einzige Lösung wäre, die Situation in den Fluchtländern zu verbessern. Aber durch ständig neue einseitige "Freihandelsabkommen" wird sich daran wohl nichts ändern.

    • @774 (Profil gelöscht):

      Fluchthelfer sind die einzigen, die diesen Menschen helfen.

       

      Das ist die Realität.

      • @Dudel Karl:

        Nein, sie sehen sie als Einnahmequelle.

         

        Warum muss man wohl eine überfahrt im voraus bezahlen?

         

        Nun wenn es schief geht, hat derjenige wenigstens schon bezahlt.

        • @DD:

          In einem kapitalistischen System folgen auch Flüchtlingshelfer den kapitalistischen Notwendigkeiten. So funktioniert mittlerweile fast die ganze Welt, falls Sie es noch nicht bemerkt haben sollten.

          • @Dudel Karl:

            Was ist den das für ein Vergleich? Wer einem Flüchtling nur noch sein letztes Hemd lässt und ihn dann in ein Boot setzt, das sehr wahrscheinlich auf hoher See kentern wird, der ist, vorsichtig ausgedrückt, um einiges perfider als der gemeine Durchschnittskapitalist. Freilich gibt es auch Wohltäter unter den Fluchthelfern, aber man darf angesichts unzähliger Gegenbeispiele auf gar keinen Fall "den Fluchthelfer" pauschal zum Wohltäter erklären!

            • @Ein alter Kauz:

              Ihnen ist wohl nicht ganzn klar, daß auch der Fluchthelfer ein großes Risiko eingeht. Er handelt immerhin nach Gesetz illegal und hat, so er erwischt wird, erhebliche Strafen zu erwarten. Außerdem muß er für die nächste Überfahrt wieder einen Kahn organisieren.

               

              Von den Früchten des Raubtierkapitalismus, für die andere Opfer bringen müssen, naschen übrigens auch Sie - wie wir alle im Elfenbeinturm Europa.

  • Gerade Deutschland mit seiner Mauer- und KZ-Vergangenheit ist in der Pflicht, alle Mauern und Zäune dieser Welt einzureißen, die unschuldige Menschen ein- oder aussperren.

    • @Dudel Karl:

      Und wie soll das praktisch aussehen, z.B. in Nordkorea, das an China und Südkorea grenzt?

      • @Jan:

        Für den Anfang würde es schon reichen, den europäischen antihumanistischen Schutzwall zu öffnen, sprich: Ein paar Millionen Flüchtlinge nach Deutschland zu holen.

    • @Dudel Karl:

      Ihre Meinung.

       

      Zum Glück leben wir heute in einem Land in dem ich ihre Meinung nicht teilen muss.

      • @DD:

        Es geht hier nicht um Meinungen - um Ihre gleich zweimal nicht - sondern um Menschenleben.

         

        Es waren auch schon in der DDR Menschen der Meinung, daß es in Ordnung sei, wenn Flüchtlinge an der Grenze sterben.

        • @Dudel Karl:

          Gut das sie mir meine Meinung nicht dicktieren können. Ich bin doch wirklich froh das wir in einem halbwegs freien Land leben.

  • In was für einem Land leben wir eigentlich?

     

    Ein Land, in dem Menschen, die nicht das Glück haben, deutsch (oder wenigstens gutbetucht) zu sein, in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt und mit Arbeitsverboten belegt werden und jederzeit abgeschoben werden können (siehe z.B. den Fall Wadim), sofern sie es überhaupt geschafft haben sollten, über die vielfach gesicherten Grenzen des vergrößerten Staatsgebietes (EU) zu gelangen;

     

    ein Land, in dem die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden, in dem die oberen zehn Prozent doppelt so viel Vermögen haben wie der Rest der Bevölkerung (vgl. die Zahlen des DIW) und in dem Arbeitslosen auch noch das Existenzminimum wegsanktioniert werden kann;

     

    ein Land, in dem der „Verfassungsschutz“ systematisch Rechtsradikale deckt und alimentiert (siehe den Fall NSU);

     

    ein Land, das meint, endlich wieder stolz auf sich sein zu dürfen, z.B. darauf, weltweit drittgrößter Waffenexporteur zu sein;

     

    ein Land, in dem heute vieltausendfach die Nationalhymne erklingt, zu der vor knapp einem Menschenalter die Bücher und Synagogen brannten, der schlimmste Krieg aller bisherigen Zeiten vorbereitet und begonnen wurde und sechs Millionen Menschen im KZ starben;

     

    ein Land, in dem der Bundespräsident zu mehr militärischer Verantwortung aufruft und in dem die (gar nicht mal so) Linken im Parlament öffentlich gedemütigt werden;

     

    ein Land, in dem die „Demokratie“ darin besteht, alle vier Jahre eine Partei wählen zu dürfen, deren obersten Funktionäre dann (falls die Partei groß genug ist) diese Zeit lang von mächtigen Wirtschaftslobbyisten die Gesetze diktiert und die Ärsche vergoldet bekommen;

     

    ein Land, in dem all das und noch viel mehr traurige Realität ist, kann ich (jenseits aller offiziellen, juristischen oder legalistischen Definitionen) zu meinem größten Bedauern nur als UNRECHTSSTAAT bezeichnen!

    http://misanthrope.blogger.de/stories/2449351/

    • @Tex Grobi:

      Du musst hier nicht leben. Niemand zwingt dich dazu.

    • @Tex Grobi:

      Kurzum: Ein Land, für das man sich nur schämen kann.

      • @Dudel Karl:

        Dann geben sie doch einfach ihren Pass ab. Wenn es für sie so unerträglich ist deutscher zu sein, dann tun sie was dagegen.

         

        Und wenn das nicht reicht, wenn es für sie so unerträglich ist hier zu leben, wandern sie aus. Machen sie sich auf den Weg nach Russland, die Türkei oder nach Neuseeland. Oder in welches Land auch immer sie wollen.

         

        Niemand ist gezwungen hier zu leben, und niemand muss deutscher sein.

        • @DD:

          Mir macht es nichts aus, mich für Deutschland zu schämen, wenn Deutschland das verdient hat. Ist ja nicht meine Schuld. Gehen Sie doch, wenn Sie es nicht ertragen können, daß Ihre Landsleute Flüchtlinge für gleichwertig ansehen.

          • @Dudel Karl:

            Schade nur das sie ihre Landsleute nicht als gleichwertig ansehen.

          • @Dudel Karl:

            Ich wüsste nicht warum ich gehen sollte, es hörte sich eher so an als ob sie es nicht ertragen könnten hier zu sein.

             

            Wollen sie nicht villeicht doch den Tipp mit der Domina haben?

        • @DD:

          Zur Rechtslage:

          Sie können die deutsche Staatsbürgerschaft nur abgeben, wenn Sie eine andere annehmen.

          Da müssten Sie bitte mal Staaten nennen bei denen man sofort eine Staatsbürgerschaft bekommt.

           

          Wenn es die nicht gibt, dann zwingt Sie die BRD nämlich doch, Deutscher zu bleiben,

          • @Age Krüger:

            Und in der Tschechische Republik muss du fünf Jahre deinen Wohnsitz haben, dann bekommst du die Staatsbürgerschaft.

             

            Somit wirst du deinen Pass zwar nicht sofort los, aber Auswandern innerhalb der EU kannst du sofort.

            • @DD:

              Ach, da bleib ich doch lieber als Nestbeschmutzer hier. Solange Leute wie Sie sich über mich aufregen, weiß ich, daß ich auf dem richtigen Dampfer bin.

              • @Dudel Karl:

                So lange sie keine Macht bekommen und mir meine Meinung nicht dicktieren können, muss ich mich zum Glück nicht aufregen.

          • @Age Krüger:

            Die Bedingungen des neuen Landes sind natürlich zu erfüllen.

             

            Beispiel Türkei, ich Zitiere mal aus Wikipedia:

            "Für die Einbürgerung in der Türkei wird verlangt, dass die ausländische Person nach den eigenen nationalen Gesetzen volljährig ist, seit mindestens 5 Jahren ununterbrochen den rechtmäßigen Wohnsitz in der Türkei hat, sich nachweislich in der Türkei dauerhaft niederlassen will, sittlich einwandfrei lebt, keine ansteckenden Krankheiten hat, ausreichende türkische Sprachkenntnisse besitzt und den Lebensunterhalt gesichert hat (Art. 6, 9 türk. StAG)."

            Dass sollte doch machbar sein, wenn es denn hier in Deutschland so unerträglich ist, das man sich Schämen muss.

            • @DD:

              Tschechien oder Türkei. Gibt es keine Länder ohne "T", bei denen man eingebürgert werden kann.

               

              Ich lispele zwar nicht, aber diese tschechischen Zischlaute waren mir doch zu anstrengend. (Ich habe ja schon ein Arbeitsangebot eines Kollegen aus der Schweiz mal abgelehnt, weil man die Sprache nicht ertragen kann.)

              Ünd türküsch hüt zü vülü "ü"s.

              Da bekomme ich Muskelkater an der Lippe.

              • @Age Krüger:

                Ohne "T"? Was haben sie gegen das "T"?

                 

                Ich habe hier Wahllos zwei Länder rausgesucht, aber natürlich gibt es noch mehr.

                 

                Wie wäre es denn mit Finnland oder Spanien? Auch Island ist sehr schön.

                 

                Und auch Irland und Neuseeland sind sehr schön.

                 

                Und nicht zu vergessen, die Niederlande. Hier weiß ich aber nicht, wie es mit der Einbürgerung aussieht.

                 

                Reicht Ihnen die Auswahl? Wenn nicht, gibt es noch sehr viel mehr Länder.

  • Artikel 13 hätte eigentlich zur Folge, dass jeder auch in ein beliebiges Land einreisen können darf. Insofern ist die Frage zu stellen, ob die EU Grenzabschottung nicht gegen § 30 der so viel geschundenen Menschnerechtsterklärung verstößt. Doch welches Gericht in der gDDR _ gegenwärtige deutsche demokratische Republik - wäre dafür zuständig und würde eine Klage dort angenommen? Der Artikel legt den Finger in die Wunde - das ist lobensdwert, weil notwenig!

    • @Gottfried Scherer:

      Warum sollte es ein Grundrecht auf Einwanderung geben?

      • @DD:

        Es wäre eine logische Konsequenz.

         

        Denn es ist völlig überflüssig, das Ausreisen zu einem Menschenrecht zu erklären, wenn ich nirgendwohin gehen kann.

        • @Age Krüger:

          Nein, warum sollte es das sein.

           

          Du darfst dein Land gerne verlassen, aber niemand ist gezwungen dich aufzunehmen.

           

          Genauso wie du zu jedem sagen kannst das du mit ihm/ihr keinen Sex möchtest, aber du niemanden dazu zwingen darfst mit dir Sex zu haben.

           

          Viellicht ein kompliziertes Beispiel aber es passt.

  • Wie so oft bei der taz mag man nicht zur Urache des Problems kommen. Der Westen schürt Unruhe, Hass und Krieg in diesen Problem-Ländern, mit auch an deutschen UNIs wissentschaftlich entwickelten Methoden. Ursache: Weltmacht-Gier.

     

    Hört auf damit und die Menschen können zu Hause bleiben.

    • @Rainer Pakosch:

      Ohne des Westen sähe es nicht besser aus.

       

      Dann würden arabische Sklavenhändler in Afrika Unruhe stiften, so nicht die Chinesen es als ihren Machtbereich ansehen würden.

  • Guter Artikel.

     

    Das allerdings in der alten BRD niemand gefragt hätte, was die Aufnahmen alles gekostet hätten, beginnend mit ihren Freikäufen, wenn nötig, halte ich für unrealistisch.

     

    Man tendiert dazu, die Vergangenheit als monolithischen Block wahrzunehmen, das ist aber zu einfach.

    Der monolithische Block ist das, was Konsens geworden/gemacht wurde und somit dokumentiert worden ist. Von den "Querulanten" wird stattdessen regelmäßig wenig zu hören sein, dass sie aber existiert haben ist nur logisch.

     

    Nicht umsonst existiert in den älteren Generationen teils noch heute eine gewisse Abneigung gegen "die Ossis" .

     

    Die Wirklichkeit ist leider, dass wir genügend Futter für alle Menschen der Welt produzieren und ala "Feed the World" unnötig viel davon verschwenden.

     

    Gleichzeitig kann es trotzdem nicht sein, dass wir uns in Europa die Probleme der Welt alle auf einmal aufladen und uns damit überladen.

     

    Ich bin mir bewusst, dass viele deutsche und duropäische Probleme die selbe Ursache haben, nichts desto trotz werden wir oder gerade deswegen wird man dem Menschen es nicht austreiben können, zuerst seine eigene Versorung gesichert sehen zu wollen und erst danach die der anderen.

     

    Und das ist auch legitim.

     

    Inwieweit die Afrikaner die sich jetzt dafür "opfern" das Augenmerk auf die Folgen des entfesselten, globalisierten Kapitalismus und kollektivierten Staatsversagen zu ziehen, zur Lösung des Problems beitragen, wird man sehen.

     

    Ich befürchte, es wird nicht positv sein, weil die lügende Politik hier Urängste schüren kann und unsere Fehler entstehen halt immer aus Angst.

  • "Artikel 13 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte legt fest, dass jeder das Recht hat, sein eigenes Land zu verlassen.

    Dass Menschen am Betreten anderer Länder gehindert werden dürfen, ist hingegen völkerrechtlicher Konsens."

     

    Warum beziehen Sie sich auf Artikel 13 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, lassen Artikel 14 aber an ebendieser Stelle außen vor? Der bezieht sich nämlich auf das Recht, Asyl zu suchen, was die Flüchtlinge ja tun. Es mag nicht jeder von ihnen einen rechtmäßigen Anspruch auf Asyl haben, aber das Recht, Asyl zu suchen, haben sie alle.

  • Artikel 13 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte... und was ist mit den anderen 29 Artikeln?

    Wie unschön, dass Kubas Ärzte Ebolapatienten heilen, statt im Anschluss an ihre vom Unrechtsregime finanzierte Ausbildung einfach in die USA zu emigrieren und klassisch liberal ihr eigenes kleines Vermögenshäufchen zusammenzuraffen. Man muss sich schon irgendwann mal entscheiden was man will, dieses selbstgerechte Reihenhaus-Gequatsche ist wirklich *!"°$ unschön.