piwik no script img

Evangelischer Arbeitskreis der UnionHomos? Krank und abartig!

In der Zeitschrift des Evangelischen AK der Union wird Homosexualität unkommentiert als „pervers“ und „abartig“ bezeichnet. Ein freundlicher Brief.

Damals war noch alles gut. Alle waren fröhlich und Homosexuelle schlicht pervers. Bild: imago/Werner Otto

Liebe Union,

Ihr habt es schwer. Euer konservativer Markenkern verwässert, ihr bewegt euch immer weiter in die Mitte. Mindestlohn, Rente mit 63, Ende der Wehrpflicht, Atomausstieg. Keine gute Zeit für euch. Und dann hat sich da auch noch ein kleiner Wurmfortsatz rechts von euch gegründet. Ganz erfolgreich sogar. Nein, zu beneiden seid ihr nicht.

Einer der letzten Rückzugsorte für die Konservativsten unter euch ist – neben der Hetze gegen Flüchtlinge – die Gleichstellung von Homosexuellen. Da könnt ihr den Stammtisch noch abholen. Klar. Blöd nur, dass ihr euch nicht öffentlichkeitswirksam homophob äußern könnt, sonst wird das nie wieder was mit den Großstädten. Aber kleine gefühlsduselige “Keimzelle der Gesellschaft“-Sätze raushauen, das geht schon.

Wirklich sicher fühlt ihr euch nur, wenn ihr euch unter Euresgleichen wähnt. Wie etwa in der Mitgliederzeitschrift des „Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU“ (EAK). „Evangelische Verantwortung“ heißt die. Wie passend. Denn überaus verantwortungsbewusst gehen zwei Autoren in der aktuellen Ausgabe mit Homosexuellen um. Im Beitrag “Heute noch von der Schöpfungsgeschichte reden? Zur kirchlichen Debatte um Ehe und Familie“ zitieren Hans-Martin Weiss und Werner Thiede ausführlich etwa den Theologen Helmut Thielicke. Homosexuelle seien nicht harmonisch in die Schöpfungsgeschichte eingebettet, schrieb der 1965. „Alle Chancen auf Heilung“ seien zu nutzen. „Wobei Thielicke weniger von „Krankheit“ als von „Perversion“ (...) sprechen möchte“. Wirklich nachsichtig von ihm. Und von euch, dass ihr das klarstellt.

Auch die kruden Thesen des Theologen Wolfgang Trillhas werden von euren Autoren genüsslich wieder gegeben. Laut Trillhas lasse sich „bei der Homosexualität der Begriff der Widernatürlichkeit, der Abartigkeit nicht gut vermeiden“. Schön blöd.

Lieber Arbeitskreis der Evangelischen in der Union. Jetzt fühlt ihr euch sicher ungerecht behandelt. Ihr findet Homosexuelle bestimmt gar nicht pervers und abartig. Ihr habt ja nur zitiert von Theologen, die in den 1960er Jahren wirkten. Schon klar. Einordnen, kommentieren, zurückweisen? Wieso das denn! Waren doch schlaue Männer, die das damals geschrieben haben. Und was damals galt, kann heute nicht falsch sein. Göttlicher Wille bleibt göttlicher Wille. Oder so ähnlich.

Ach so!

Der Grüne Bundestagsabgeordnete Volker Beck ist dennoch empört. „Wer Homosexualität als Abartigkeit bezeichnet, verlässt damit den Boden demokratischer Auseinandersetzung.“ Der EAK lasse ein menschenfeindliches Klima zu, das er sonst nur aus Reden islamischer Hassprediger oder einiger rechtsextremer Volksverhetzer kenne, so Beck. Immer diese Nörgler.

Und ihr lieber EAK? Weist die Kritik natürlich mit „Verwunderung, Unverständnis und einiger Befremdung“ zurück, wie euer Geschäftsführer Christian Meißner uns wissen lässt. Ihr wolltet euch doch nur mit dem „äußert umstrittenen EKD-Familienpapier“ auseinandersetzten, das das „traditionelle Leitbild der Ehe von Mann und Frau“ relativiere. Und um das allumfänglich zu tun, musstet ihr eben alle „bedeutsamen Ethiken des jüngeren Protestantismus seit 1945“ referieren. Auch die absurden, auch die menschenfeindlichsten und homophoben. Quasi als Service. Ach so ist das. Na dann:

Vergelt‘s Gott.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

56 Kommentare

 / 
  • --die Katholen können es genau so gut.

    >> Der Verband der katholischen Ärzte bezeicnet H o m o sexualität als Krankheit und hält sie heilbar --man höre und staune-- mittels H o m ö opathie. --naja, eben "Gleiches mit Gleichem" bekämpfen.

  • Noch zum Thema "Homophobie" und der "neue Hass auf Heten": Macht doch mal den IAT-Test. Das ist ein psychologischer Test der unbewusst existierende Vorurteile abtestet. Ich glaube, dass auch in diesem Taz-Grünen-Milieu sehr viele Leute eigentlich homophob sind und versuchen, das zu vertuschen, indem sie sich selbst als queer darstellen. D. H. eigentlich merke ich es daran, dass ich mich zB nicht als bisexuell darstellen darf, gleichzeitig aber immer wieder als Lesbe/Hete vorgeführt werde (weil beides im Grunde stimmt, nur dass es darum geht, dass ich mich nicht gegen homophobe Übergriffe wehren darf, weil die Frauen alle selbst angeblich lesbisch sind, auch wenn sie zB mit einem Mann verheiratet sind.), dass Lesben angeblich alle dick oder eben sehr alt sind, obwohl das gar nicht stimmt. Viele sind schlank, sportlich, überaus attraktiv (für mich jedenfalls), nett, manchmal vielleicht ein bisschen burschikos und v. a. haben sie keine Neigung zu sexuellen Übergriffen (im Gegensatz zu "queeren Heten"!). Kennt Ihr denn gar keine solchen Frauen? Vielleicht liegt das daran, dass sie alle weggebissen worden sind, von den queeren Heten, die ihr Image haben wollten, jetzt, wo es plötzlich Punkte dafür gibt. Deshalb wird IPO ja auch immer so sauer, wenn herauskommt, dass ich zB auch wirklich arm bin (bloß keiner anderen Mitgefühl & Verständnis zukommen lassen müssen.... Dann darf man bzw. frau ja nicht mehr treten). Also, macht mal den Test. Vielleicht sind viele von Euch nicht so viel besser als die evangelikalen Christen. Vielleicht solltet ihr zuerst vor der eigenen Haustür kehren. Ach und, ich werde jetzt auch öffentlich zu meiner Sexualität stehen. Ich möchte einfach nicht mehr, dass weibliche Homo- & Bisexualität nur als Rache gehässiger reicher Frauen aufgefasst wird, sondern dass alle sehen, dass es etwas Positives ist, das niemandem wehtut.

  • Irgendwie traurig für Herrn Jan Feddersen von der taz: so konservativ, wie er ist, würde er sicher gern CDU wählen. wenn da nicht dieses "klitzekleine Problem" wäre...

    • @Markus Maria Strobl:

      Tja-. Des Eindrucks kann man sich nicht erwehren. Er scheint tatsächlich jemand zu sein, der sich immer nur sehr schweren Herzens, mit kleineren Sprüngen nach Links retten wollte. Vielleicht äußert er sich ja mal selber zu diesem Erscheinungseindruck- das auch dazu intellektuell hochgradige Format hätte er ja .

       

      Aber der vorliegende Artikel ist nicht von Ihm.

      • @H-G.-S:

        Stimmt Feddersen sollte sich mal zu ihrem Dummgequatsche und Links/Rechts Hinke-Pinke äussern.

        • @Arcy Shtoink:

          Es war dort oben von intellektuellem Format und nicht von @Arcy Shtoink die Rede.

          • @H-G.-S:

            Ach lenken se doch nicht mit intelektuellem Format-Gequatsche ab. Sie sind der nun mal so ein Typ der statt auf Argumente einzugehen, personalisierend herumgiften muss, um seine Likes zusammenzubekommen.

            • @Arcy Shtoink:

              Trinken sie gerade Alkohol ?

              • @H-G.-S:

                Das würde wohl auch nichts mehr helfen :D

      • @H-G.-S:

        Hier der Ansatz von DIE PARTEI zu Ole von Beust damals zum Thema Schwul und CDU:

         

        Bei dem ersten (links) handelte es sich, wie DIE PARTEI nach Kritik aus der CDU feststellte um einen bedauerlichen, unverzeihlichen Fehldruck. Natürlich sollte das rechte das richtige Wahlplakat werden:

         

        http://2.bp.blogspot.com/_VdPOoYJ6J8w/R65hXt831JI/AAAAAAAAAMw/o2TQMMLt39Y/s1600-h/168919_1_partei.jpg

        • @Age Krüger:

          Zeigt in prägnanter Ironie den Kern der angesprochenen Thematik auf!- (Auch der so burlesk scheinheilige, schön scharfe Senf, den DIE PARTEI als „Erklärung“ nachservierte, war nicht von schlechten Eltern.)

  • Was mich an den "Christen"parteien wütend macht, ist, dass sie sich mit Händen und Füßen gegen ein gerechteres Wirtschaftssystem wehren, gegen Arme, Schwache, Alte hetzen (man erinnere sich an eines der spektakulärsten Beispiele, als ein gewisser Philipp Mißfelder, der weiter mächtig Karriere macht, über die Verweigerung von wichtigen chirurgischen Operationen ab einem bestimmten Patientenalter "nachdachte"), Flüchtlinge diffamieren und gegen sie hetzen, um dann - schwurbelschwurbel - einen auf Schöpfungsfreunde zu machen und sich theoretisch und schlaudifferenziert über das Gute und die göttliche Ordnung auszulassen. Der heilig-"wissenschaftlich"-theoretische Ton passt so gar nicht zu den Handlungen der politisch Mächtigen dieser Parteien. Aber das ist ja nichts Neues.

    • @Karl Kraus:

      Sie sind doch nur neidisch weil die "Christenparteien" (CDU, CSU, SPD etc) das besser mit der Wirtschaft hin bekommen haben als in diesem 40 jährigen bekannten pseudolinken Großversuch, der alles gnadenlos gegen die Wand gefahren hat.

      • @Arcy Shtoink:

        Ich hätte es wissen müssen, dass der gute alte Arcy antwortet. Was ich jetzt noch bräuchte, wäre ein inhaltlicher Bezug zu meinem Post. Oder hat "gerechteres Wirtschaftssystem" Ihren Reflex ausgelöst? Wenn ja: Genau lesen, überlegen, antworten.

        Immerhin Hochachtung vor "pseudolinks": Das enthält wenigstens die Einsicht, dass linke Ideen vor Ihrem unbestechlichen Urteil noch Bestand haben könnten.

  • Und der Oberscholze in Hamburg unterstützt die radikalen Christen in Hamburg - er ist Schirmherr des Kongresses Christlicher Führungskräfte!

     

    http://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Scholz-unterstuetzt-Kongress-radikaler-Christen,fuehrungskraeftekongress100.html

  • Sie haben eine gute Antwort gegeben. Der schönste und menschenbejahendste Kommentar meines Erachtens bisher in diesem Gespräch. Danke.

  • Pervers und abartig sind eigentlich nur Leute, die sich an Schwächeren vergreifen und/oder Menschen versuchen, durch Gewalt, Erpressung, Psychoterror (Wenn Du nicht willst, dass..., Du bist ja prüde/frigide,....) zu etwas zu zwingen, was sie nicht wollen. Mein Gott sieht das so und ich glaube, der vieler Christen auch.

    • @XYZreloaded:

      Pervers und abartig sind eigentlich nur Leute die ganze Bevölkerungsgruppen und Religonen als solche bezeichnen. Von diesen Hanselns hatte Dtl. schon genug.

      • @Arcy Shtoink:

        Seh ich ein bisschen anders. Auch wenn jemand Einzelpersonen mit Gewalt, Erpressung, Drohungen, Psychoterror usw. begegnet, um ein bestimmtes Verhalten zu erzwingen, nicht nur, aber gerade auch in sexueller Hinsicht, ist er oder sie einfach ein perverses gestörtes Schwein. Dazu gehören: Vergewaltigung, sexuelle Nötigung & Erpressung, Kindemisshandlung, sexuelle Misshandlung & Ausbeutung Schutzbefohlener, Untergebener, Nicht-Zurechnungsfähiger oder sonstwie unterlegener & machtloser Menschen, sexuelle Demütigungen, Zwangsoutings, um Homophobie, sozialer Ausgrenzung und berufliche Nachteile zu provozieren,.....Nicht ganz zufällig gilt Sexualität als Intimbereich des Menschen und daher gibt es genug A....löcher, die glauben, sie sei ein geeignetes Mittel, um andere zu zerstören & ständig auf der Lauer liegen, um zu gucken, mit was sie jemanden "abschießen" können. Solche Leute sind echt der letzte Dreck, treten meist als Biedermänner & Sauberfrauen auf (interessant übrigens auch, wie homophob das Umfeld der Taz manchmal ist. Wer hätte das gedacht, wo die das doch alle für sich gepachtet haben, das mit dem "Queer".... Na ja, Sprüche wie "Dose auf Dose klappert gut" sind wahrscheinlich einfach der "neue Hass auf Heten". Muss wohl so sein....) und man sollte immer nachhaken, warum sie das so dringend brauchen, ob sie denn selbst keinen Spaß im Bett haben (Wahrscheinlich!). Auf der politischen Ebene haben Sie aber Recht. Allerdings gilt auch hier: Da, wo ständig die Gardine ein bisschen beiseite gezogen wird, um die Nachbarn zu beobachten, was sie gerade wieder falsch machen und welches "Verbrechens" sie sich gerade wieder schuldig gemacht haben, gerade da liegt das Problem, also hinter der beiseitegezogenen Gardine. Was kümmert's einen eigentlich, was andere machen, so lange niemand dabei zu Schaden kommt?!

    • @XYZreloaded:

      Genau um solche Menschen und deren "Argumente" für Gewalt, Erpressung und Psychoterror geht es in dem Artikel.

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    Thieleke 1964:

    "Nicht harmonisch in die Schöpfungs

    ordnung eingebettet sieht Thielicke die

    Homosexualität [...]. Zwar

    bewegt er sich [...] in Richtung einer Entkriminalisierung homosexueller Handlungen zwischen Erwachsenen, aber theologisch deutet er sie als

    Zeichen für die Gefallenheit der Schöpfung. Nicht abzulehnen sei der Homosexuelle als Mensch; ihm und seinen Konflikten, Leiden, Nöten, Anfeindungen hätten sich Kirche und Seelsorge voll und ganz zu widmen. Dabei seien alle Chancen auf

    „Heilung“ zu nutzen, wobei Thielicke

    weniger von „Krankheit“ als von „Perversion“ im Sinne von „Verkehrung“ sprechen

    möchte. Vollkommen unverständlich findet er [...] die Unterscheidung zwischen männlicher und weiblicher Homosexualität. Die Begründung, männliche Homosexualität zersetze die Gesellschaft und sei kriminell, sei umzukehren: Weil männliche Gleichgeschlechtlichkeit kriminalisiert werde und sich damit dauernd im

    Schattenreich der Heimlichkeiten, Heu

    cheleien und Erpressbarkeiten bewege,

    zersetze sie die Gesellschaft; die nichtkriminalisierte weibliche Variante werde nur nicht als Bedrohung empfunden. "

     

    Trillhaas 1965:

    "In diesem Sinn wertet Trillhaas Ehe

    und Familie einerseits als „Ort, wo uns das Urgute der Schöpfung begegnet“ [...]. Andererseits sind sie „nichts Letztes“. Sie haben „nur einen vermittelnden, einen transitorischen Wert.“ Gemessen an natürlicher Geschlechtlichkeit kann man im Übrigen laut Trillhaas „bei der Homosexualität den Begriff der Widernatürlichkeit, der Abartigkeit nicht gut vermeiden.“ Gleichwohl

    sei einzuräumen, dass „der Ethik hier kein endgültiges, sondern nur ein vorläufiges Wort möglich ist".

     

    Gemessen an der Zeit, in der diese Texte entstanden sind, kann man diese Passagen, historisches Fingerspitzengefühl und Kirchenkenntnis vorausgesetzt, nur als fortschrittlich begreifen.

     

    Daraus solch einen Popanz zu machen grenzt schon an Methoden des unseligen Hinkefußes!

    • @849 (Profil gelöscht):

      zu atalaya:

      "Gemessen an der Zeit, in der diese Texte entstanden sind, kann man diese Passagen, historisches Fingerspitzengefühl und Kirchenkenntnis vorausgesetzt, nur als fortschrittlich begreifen."

       

      Als mein Neffe lernte, wie man "Pipikacka"-Witze macht, war das für ihn auch ein Fortschritt. Wenn er die heute mit zwanzig Jahren immer noch machen würde, wäre es trotzdem nur peinlich.

       

      Wer glasklar homofeindliche Deuteleien der Vergangenheit aufwärmt, ohne sie distanzierend einzuordnen, der muss sich zu Recht Sympathie für reaktionäre homophobe Haltungen vorwerfen lassen.

    • 1G
      10130 (Profil gelöscht)
      @849 (Profil gelöscht):

      ...„bei der Homosexualität den Begriff der Widernatürlichkeit, der Abartigkeit nicht gut vermeiden.“..

      Richtig, Bernd Lucke, Hans Olaf Henkel, Frauke Petry und Beatrix von Storch würden Ihnen sicherlich zustimmen. Wie kann man daraus nur so einen Popanz machen! Es war doch damals fortschrittlich und manche Christen in diesem Land sind in ihrem reaktionären Weltbild immer noch auf dem Stand von 1965. Also soll sich der „Emo-Achtklässler“ Beck nicht so empören im Bundestag. Wie kann er nur!

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @10130 (Profil gelöscht):

        Haben Sie eigentlich begriffen, dass das Zitate aus den 60er Jahren sind und der Autor des Artikels nirgends auch nur im mindesten zu erkennen gibt, dass er deren Inhalt teilt?

        • 1G
          10130 (Profil gelöscht)
          @849 (Profil gelöscht):

          Es findet keine Distanzierung statt!

          "Keine Distanzierung: Der Text ist eine Abhandlung über den Wandel des Begriffes der Schöpfungsgeschichte, der aber keine Distanzierung von den homophoben Thesen wagt. Einen Hinweis darauf, dass eine sexuelle Orientierung nach wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht "geheilt" werden kann, findet sich in dem Text etwa nicht.

           

          Stattdessen wird der EKD-Orientierungshilfe unterstellt, "theologisch wenig reflektiert und begründet" zu sein, und beklagt, dass nicht "zwischen Toleranz anderer Lebensformen (…) und deren 'Gleichstellung' mit Ehe und Familie" unterschieden werde. Am Ende attestieren die Autoren, dass kein Anlass bestehe, den Begriff der Schöpfungsordnung preiszugeben. Auch seien (heterosexuelle) Ehe und Familie biblisch hochgehaltene Größen, "deren Wertschätzung und Bewahrung eine wichtige Aufgabe für Theologie und Kirche bleibt".

          Kritik am Bildungsplan

           

          Gleich im Anschluss an diesen Artikel findet sich ein Text der baden-württembergischen Landtagsabgeordneten Sabine Kurtz, in dem sie vor dem Bildungsplan warnt. Wenn wie von der grün-roten Landesregierung geplant im Unterricht über Homo- und Transsexualität aufgeklärt werde, seien die "stabile[n] Rahmenbedingungen" für heterosexuelle Schüler in Gefahr, warnt die CDU-Politikerin.

           

          Dass im "Unterricht verschiedene Formen des menschlichen Zusammenlebens wertfrei nebeneinandergestellt werden" sollen, höhle "die besondere Bedeutung von Ehe und Familie und ihren im Grundgesetz verankerten Schutz aus", so Kurtz. Der Bildungsplan habe zum Ziel, "Schülerinnen und Schüler in ihrer Geschlechtsidentität zu verwirren"."

          Quelle: http://www.queer.de/detail.php?article_id=23306

          • 8G
            849 (Profil gelöscht)
            @10130 (Profil gelöscht):

            "Der Text ist eine Abhandlung über den Wandel des Begriffes der Schöpfungsgeschichte, der aber keine Distanzierung von den homophoben Thesen wagt."

             

            Wozu? Das war und ist nicht das Thema. Das ist ein theologischer Aufsatz. Wozu sollte sich der oder die Autoren denn überhaupt genötigt sehen, sich von irgendwas zu distanzieren, noch dazu von etwas, was sie referieren, um die Dimension des Themas zu verdeutlichen?

             

            Und was hat der Folgeartikel bitte mit dem vom Autor Inkriminierten zu tun?

             

            Wenn es hier um die Haltung der (evangelischen) Kirche zu diesen Fragen geht, kann man sich weder auf Zitate aus den 60ern berufen noch auf die Einzelmeinung einer CDU-Politikerin.

            • @849 (Profil gelöscht):

              der Punkt ist, dass man in der taz auch kommentieren darf (offenbar sogar Artikel schreiben), ohne jemals mit wissenschaftlichen Texten in Berührung gekommen zu sein. Von daher sehe ich eher eine Überforderung im Textverständnis. Wenn jemand, der einen Aufsatz schreibt und darin ältere Texte zitiert, sich jedesmal von Begriffen in diesen alten Texten distanzieren müsste, wäre das nur lächerlich. Der hier angegriffene Artikel ist weit davon entfernt, skandalös zu sein.

              • 2G
                2097 (Profil gelöscht)
                @Dr. McSchreck:

                Sehr kurios und einfältig dies als wissenschaftliche Texte zu bezeichnen. Wohl eher eine Pseudowissenschaft!

              • 2G
                2097 (Profil gelöscht)
                @Dr. McSchreck:

                Kommentar von Klaus F.:"Wer glasklar homofeindliche Deuteleien der Vergangenheit aufwärmt, ohne sie distanzierend einzuordnen, der muss sich zu Recht Sympathie für reaktionäre homophobe Haltungen vorwerfen lassen."

  • "Der Grüne Bundestagsabgeordnete Volker Beck ist dennoch empört." hui! mal was ganz neues!!

    • 1G
      10130 (Profil gelöscht)
      @peter shaw:

      Weil sich Herr Beck tatsächlich so zutreffend aufregen kann, hier noch einige Empörungsdetails:

       

      „Volker Beck vergleicht EAK mit Islamisten und Rechtsextremisten

      Für den Grünenabgeordneten Volker Beck hat die CDU mit dem theologischen Text in der Parteizeitung eine Grenze überschritten: "Wer Homosexualität als Abartigkeit bezeichnet, verlässt damit den Boden demokratischer Auseinandersetzung. Der Evangelische Arbeitskreis der CDU lässt ein menschenfeindliches Klima zu, das ich sonst nur aus Reden islamischer Hassprediger oder einiger rechtsextremer Volksverhetzer kenne."

      Mit Blick auf eine Parteitagsrede des schwulen CDU-Polikers Jens Spahn vom Dezember 2014 sagte Beck ferner: "Um sich dumm anmachen zu lassen, muss Jens Spahn nicht mit seinem Freund durch Berlins Straßen schlendern, es reicht, wenn er sich Hauspostillen von Unionsunterorganisationen zu Gemüte führt."

       

      Der Evangelische Arbeitskreis (EAK) gehört innerhalb der CDU zu den homofeindlichsten Gruppen. So unterstützen die Arbeitskreise mehrerer CDU-Kreisverbände die Protestbegwegung "Demo für alle" gegen Schulaufklärung über Homosexualität in Baden-Württemberg und weiteren Bundesländern““

      Quelle: http://www.queer.de/detail.php?article_id=23306

      • @10130 (Profil gelöscht):

        Wie wurde denn Spahn in Berlin "dumm angemacht"?

        Dazu habe ich nix mitbekommen?!

        • 1G
          10130 (Profil gelöscht)
          @Age Krüger:

          Jens Spahn: „Wenn ich mit meinem Freund durch Berlin gehe, muss ich mir auf einmal wieder dumme Sprüche anhören, weil ich schwul bin. Mädchen sollen nicht am gemeinsamen Schwimmunterricht teilnehmen dürfen. Und auf deutschen Straßen hören wir wieder Sprüche wie 'Juden ins Gas' – und die kommen nicht nur von Neonazis.”

          Quelle: http://www.huffingtonpost.de/2015/02/20/cdu-jens-spahn-islam-antisemitismus_n_6722722.html

          • @10130 (Profil gelöscht):

            Naja, das ist sehr allgemein gehalten, was Spahn da sagt und so nicht zu verifizieren, ob er nicht wirklich nur islamophobe Ansichten wiedergibt. Da sollte er schon konkreter werden.

             

            Solange sollte sich Beck unterstehen, diesen Blödsinn weiterzuverbreiten.

        • @Age Krüger:

          Falls er das wünschte?

  • Ich kenne die betreffende Zeitschrift nicht, halte allerdings die Argumentation hier für nicht stichhaltig oder sogar unseriös. Eine Bewertung des Artikels kann man nur abgeben, wenn man die Begriffe im Zusammenhang liest und damit auch erfährt, ob eine Einordnung o.ä. stattgefunden hat. ZB wird im Strafrecht auch heute noch der Begriff der "schweren seelischen Abartigkeit" verwendet, weil er so im Gesetz steht. Worte allein sagen also überhaupt nichts aus, wenn man nicht erfährt, in welchem Kontext sie verwendet wurden. Das lässt der Artikel hier offen.

    • @Dr. McSchreck:

      "Schwere seelische Abartigkeit" im Bezug auf Homosexualität ist, denke ich, klar nicht okay, egal in welchem Kontext. Meines Wissens gibt es den §175 auch seit 1994 nicht mehr. Demzufolge ist (männliche) Homo-/Bisexualität nicht mehr strafbar und somit dürfte auch nichts mehr darüber im Stgb stehen.

      Ich denke aber, es geht nach wie vor darum, gegen Vorurteile anzukämpfen. Ich weiß wie keine andere, wie das ist, wenn man erbittert und mit allen Mitteln für sein sexuelles Selbstbestimmungsrecht kämpfen muss. Da es ein wichtiger Teil der eigenen Identität ist, ist es auch etwas, was man/frau leider nicht andere für einen machen lassen kann, auch wenn die einen partout so oder so haben wollen. Das "so oder so haben wollen" ist abartig und zwar auch seelisch, denn, wer die Sexualität anderer Menschen kontrollieren und in die gewünschten Bahnen "lenken" will (notfalls mit Paragraphen im Stgb), muss ja irgendwie einen an der Waffel haben. In diesem Sinne Leute: Pervers ist nicht die Bisexuelle sondern die Welt in der sie lebt. Küsschen! (Ich darf das, ich muss ja keine "Dyke" sein!) Euer Lieblingsmonster XYZ.

  • Dieses Emo-Achtklässlergezicke mit möglochst kurzen Bestätigungssätzen hintendran klingt irgendwie zu sehr nach F.J. Wagner von der bild (nur kann der der nicht so viele Sätze am Stück schreiben), um als Erwiderung zu überzeugen.

    • 1G
      10130 (Profil gelöscht)
      @ioannis:

      Mir hat der Artikel gefallen und die kreative Wortschöpfung "Emo-Achtklässlergezicke" von Ihnen ist nun nicht besonders originell - vielleicht auch ein wenig homophob? Zumindest latent homophob oder internalisiert homophob? Erinnert mich irgendwie an diese dummen Sätze wie "Bist Du ein Mädchen?" "Bist Du schwul?" Nein ich bin ein "Emo-Achtklässler“…

      • @10130 (Profil gelöscht):

        Also, imo kann man über den Artikel ja denken, was man will.

        Mir als ehemaligen Theologiestudenten hat er nicht viel neues gebracht und dass die CDU eine reaktionäre Partei ist, wusste ich auch schon vorher.

         

        Aber aus dem Ausruck "Emo-Achtklässlergezicke" Homophobie zu schließen, könnte auch auf eine Homophobie-Phobie hindeuten.

        • @Age Krüger:

          Eben eben... und Echauffier-und-Empör-Profi Beck sucht und findet in konservativen Kirchenblättchen - wer hätte das gedacht?!

          • 2G
            2097 (Profil gelöscht)
            @ioannis:

            Es ist durchaus sinnvoll, die gesamte Bandbreite an Verlogenheit der Nachfolgepartei derer, die dem Ermächtigungsgesetz zugestimmt haben, aufzuzeigen.

          • 2G
            2097 (Profil gelöscht)
            @ioannis:

            Es ist durchaus sinnvoll, die Verlogenheit der Nachfolgepartei derer, die dem Ermächtigungsgesetz zugestimmt haben, aufzuzeigen.

        • 1G
          10130 (Profil gelöscht)
          @Age Krüger:

          Oh Sie haben meinen Sarkasmus nicht bemerkt. Wie schade. Ich schließe daraus übrigens auch mehr eine internalisierte Homophobie:

          http://blog.aidshilfe.de/2014/05/14/wie-ein-feind-von-innen/

          Wir Homosexuellen sind durchaus zur Selbstkritik fähig!

          • @10130 (Profil gelöscht):

            Oh!

            Dann sorry!

             

            Aber in letzter Zeit werden immer mehr Ausdrucksweisen problematisiert, so dass ich manchmal den Eindruck bekomme, dass es denjenigen, die in manchen Begriffen Rassismus oder Homophobie erkennen, nur eine neue Sprache schöpfen wollen, um sich von den Menschen abzugrenzen, die sich noch etwas einfacher auszudrücken pflegen.

            • 1G
              10130 (Profil gelöscht)
              @Age Krüger:

              Nein kein Problem, war auch nicht ganz ernst gemeint. An dem Wort "Emo-Achtklässergezicke" kann noch keine Homophobie erkannt werden, nur eine Diffamierung von Achtklässlern mit übergroßer Empathie.

  • Als Christ spreche habe ich persönlich noch nie gehört das Schwulsein, oder Homosexualität als Perversion/Abartigkeit dargestellt wird. Wohl aber als Sünde, was aber nicht weiter verwunderlich ist, da aber auch alle Christen wissen das sie selbst Sünder sind (nach dem katholischen Glauben von Geburt an) ist das gar nicht beleidigend oder ähnlich gemeint. Viele Christen verstehen Sünde als jegliche Trennung von Gott. Selbstkritisch muss man jetzt betrachten warum die Kirchen es denn homosexuellen so schwer machen, und es ist absolut richtig das es dort eine Reformation braucht, allen voran die homoehe. Jede Abweisung von Homosexuellen (die an Glauben interessiert sind) ist eine um so größere Sünde von Seiten der Kirche.

    • @Domi Martin:

      Nicht Homosexualität wird als Sünde betrachtet, also die Neigung, sondern ausschließlich der "Akt" an sich, genauso wie der Akt des "Fremdgehens" oder Vorehelichem Sex. Ist ein Unterschied: das eine wäre der Mensch an sich, das andere seine Tat.

      • @Mephisto:

        Korrekt. Während aber Hetero-Sex nur in bestimmten Fällen zur "Sünde" erklärt wird (die man natürlich ebenfalls in Frage stellen darf), gilt Homo-Sex einigen Gläubigen IMMER als "sündig", egal in welcher Beziehungssituation. Wer diesen Unterschied nicht als Abwertung erkennt, hat ein Problem mit Logik - oder eine Vorliebe für Schönrednerei.

    • @Domi Martin:

      zu iphone:

      "da aber auch alle Christen wissen das sie selbst Sünder sind (nach dem katholischen Glauben von Geburt an) ist das gar nicht beleidigend oder ähnlich gemeint"

       

      mit verlaub, ich kann diese verlogene scheiße nicht mehr hören. kein heterosexueller mensch wird für "sündig" erklärt, nur weil er liebt und weil er sex hat. "sünden" bezeichnen ein negatives verhalten.

       

      wenn schwule und lesben explizit DAFÜR als "sünder_innen" bezeichnet werden, weil sie lieben, wie sie lieben, dann ist das SELBSTVERSTÄNDLICH abwertend und beleidigend.

       

      es ist nicht nur eine beleidigung von menschen, die mit ihrer liebe niemandem irgendetwas böses tun, sondern auch eine beleidigung der mitmenschlichkeit und der empathie, die doch im christentum angeblich so hoch gehalten werden. und auch eine der vernunft.

    • @Domi Martin:

      Vielleicht hören Sie mal etwas genauer hin, dann werden Sie doch recht schnell diverse Facetten homophober Äußerungen entdecken.

      Aber ganz offensichtlich wollen Sie garnicht so genau hinschauen, wenn ich mir ihre diffuse Rechtfertigung so durchlese:

       

      "Wohl aber als Sünde, was aber nicht weiter verwunderlich ist, da aber auch alle Christen wissen das sie selbst Sünder sind (nach dem katholischen Glauben von Geburt an) ist das gar nicht beleidigend oder ähnlich gemeint."

       

      Ach echt? Vielleicht fällt Ihnen ja noch auf, dass eine derartige Sünde nicht nur beleidigend ist, sondern ganz klar ausgrenzt, diskriminiert und jede Form von Nicht-Heterosexualität als unnatürlich, abnormal und pervers darstellt.

    • 2G
      2097 (Profil gelöscht)
      @Domi Martin:

      Hat die letzte Reformation nicht 30 Jahre Krieg nach sich gezogen? Ich hoffe diese Reformation bekommt die Kirche unkomplizierter hin. Vielleicht sollte die Kirche einfach mal aufhören, das von Menschen verfasste Buch (Bibel) als heilig zu verklären und sich doch eher an den von Gott geschaffenen christlichen Philosophen und deren entworfenen Menschenrechten orientieren. Diese unterliegen nämlich einem vergleichsweise unkomplizierteren Reformationsprozess und haben dadurch nicht den absolutistischen Göttlichkeitsanspruch! Und so viel Leid wurde bisher auch nicht dadurch verursacht - wohl eher ganz im Gegenteil! Immerhin waren ja einst die Nürnberger Rassegesetze laut damaligen Papst mit der Bibel vereinbar. Mit den Menschenrechten übrigens nicht.

      • @2097 (Profil gelöscht):

        Guter Einwand, damit wäre ich einverstanden. Das Christentum hat nach meinem Verständniss ohnehin nicht den Anspruch staatliche Gesetze zu schaffen ("Er aber sagte zu ihnen: folglich gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott was Gottes ist".). Aus dem Christentum haben Philosophen gute Lehren ableiten können, worauf man einen Staat gründen kann. Natürlich sollte der sich mit seinen Gesetzen nicht 1:1 an eine Interpretation der Bibel halten. Also die staatliche Ehe sollte logischerweise komplett getrennt von der kirchlichen Ehe gesehen werden.

      • @2097 (Profil gelöscht):

        Gut, der 30 jährige Krieg kam nach der Reformation. Kann man aber nicht vergleichen, denn bald darauf gabs einen Klimawandel, worauf hin jeder wusste, daß jene Strafe des Herrn nur deshalb kam, weil die Anderen einfach nicht nach der einzigen Wahrheit leben wollten. Das kann man mit heute nicht vergleichen...Oh, halt...ach Mist...