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Debatte AntisemitismusDie Empörung ist verzerrt

Kommentar von Michal Bodemann

Die größte Gefahr für Juden in Deutschland geht nach wie vor von Neonazis aus. Und nicht etwa von arabischen Jugendlichen.

Kippa–Flashmob gegen Antisemitismus am 9. März 2015 in Hannover. Bild: dpa

J osef Schuster, Vorsitzender des Zentralrats der Juden, hat zweifellos recht: In muslimischen Gegenden Berlins und andernorts sich als Jude erkennen zu geben, ist nicht ohne Risiko. Antijüdische Gewalttaten mögen zwar öffentlichkeitswirksame Einzelfälle sein, die publizistisch ausgeschlachtet werden, doch verbale Ausfälle, Beschimpfungen, feindselige Blicke gegenüber äußerlich erkennbaren Juden, Kippa–Trägern etwa, sind durchaus zu erwarten – so wie es auch muslimische Kopftuchträgerinnen täglich erfahren müssen.

Antijüdisches Mobbing wird zudem auch von einigen Schulen in Berlin berichtet, und jüdische Schüler haben deshalb die Schule gewechselt. Bei all diesen antisemitischen Vorfällen ist dennoch bemerkenswert, dass ähnliche antimuslimische Gewaltakte, die Schändung von Moscheen etwa, keineswegs eine Empörung hervorgerufen haben, die mit der über die Schändung von Synagogen vergleichbar wäre. Die unterschiedlichen historischen Erfahrungen von Juden und Muslimen in Deutschland bieten hierfür nur eine teilweise Erklärung.

Die antijüdischen Ausfälle haben als Nachhall mit dem Gazakrieg 2014, wie bereits nach dem Gazakrieg 2008/2009, stark zugenommen. Nach dem Ende der israelischen Bombardierungen und des Raketenbeschusses von Gaza auf israelisches Gebiet findet der Gazakrieg also mit anderen Mitteln auf europäischen Straßen statt.

Die Gewalt der Neonazis

Während nun dieser „muslimische“, vor allem unter mutmaßlich arabischstämmigen Jugendlichen entwickelte Antisemitismus zunächst vor allem aus antiisraelischen Motiven – Stichwort Siedlungsbau und Gaza – herrührt, hat sich, umgekehrt, der Antiisraelismus der Rechten und der Neonaziszene aus ihrem Antisemitismus entwickelt. Er ist deshalb anders geartet: Er ist gewalttätig.

Michal Bodemann

ist emeritierter Soziologieprofessor der Universität von Toronto, Autor zahlreicher Bücher über Juden in Deutschland nach 1945 und Mitglied der Jüdischen Gemeinde zu Berlin.

Neuere Studien zeigen, dass zumindest in Deutschland die weitaus größte Zahl der Gewalttaten gegen Juden, einschließlich auf Motorhauben eingeritzte Hakenkreuze, aus der rechten Szene kommt. Darüber hinaus haben, wie der Essayist Bernard Avishai unlängst schrieb, Besatzung und Siedlungsbau auch außerhalb antisemitischer Milieus die Stimmung zu Israel und jüdischen Institutionen heftig eingetrübt. Hier und andernorts ist es eben schwierig geworden, Kritik an israelischer Politik und Antisemitismus klar voneinander zu trennen.

Klar ist aber auch, dass die derzeitige israelische Politik diesen Antisemitismus multipliziert, denn zu der Zeit, als sich Rabin und Arafat die Hände gaben, war auch die Antisemitismusquote am Boden. In jedem Fall ist es inakzeptabel, Kritik an der derzeitigen Besatzungs– und Siedlungspolitik der israelischen Regierung als Antisemitismus zu verunglimpfen.

Die Noch-nicht-Israelis

Ob „muslimischer“ oder neonazistischer Judenhass: Tatsache ist, dass die europäisch–jüdische Diaspora zusehends nicht nur als integraler Teil Israels gesehen wird, sondern zumindest in bestimmten Segmenten sich zu einem integralen Teil einer israelischen globalen Gemeinschaft zu entwickeln beginnt. Hierbei droht der kulturell und politisch eigenständige, jahrhundertealte Charakter der Diaspora zu schwinden. Der World Jewish Congress, unter Nahum Goldmann eine wichtige jüdische Stimme außerhalb Israels, ist bedeutungslos geworden.

Gleichzeitig werden Diaspora-Juden zu oft als Noch–nicht–Israelis definiert; eine Definition, die den Unterschied von Diaspora und israelischer Staatsbürgerschaft auszulöschen sucht. Zu Ignatz Bubis’ Zeiten war es in Deutschland noch ein Fauxpas, wenn nichtjüdische Deutsche Juden gegenüber als von „eurem Ministerpräsidenten Rabin“ sprachen. Heute, mit Netanjahu, ist jedoch die israelische Knesset das „Parlament aller Juden“, er selbst maßt sich an, für alle Juden zu sprechen, und nimmt so das Diaspora-Judentum als Geisel für seine Besatzungs– und Siedlungspolitik. Alle französischen und allgemein alle europäischen Juden gehören demnach angeblich nach Israel.

Harter US-Antisemitismus

Es ist geradezu eine Kampagne gegen die selbständige Existenz der Diaspora geworden. Mit einer Ausnahme freilich: Amerikanische Juden gehören weiterhin in die USA – wohl vor allem wegen der finanziellen Unterstützung Netanjahu–freundlicher Kongressabgeordneter durch konservative wohlhabende amerikanische Juden, die nicht daran denken, die USA zu verlassen und nach Israel zu ziehen. Dabei sind die USA weit davon entfernt, frei von Antisemitismus zu sein: Ähnlich wie in europäischen Ländern stellen Erhebungen einen Hardcore-Antisemitismus bei 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung fest, hinzu kommen jährlich tausende antijüdischer Gewalttätigkeiten bis hin zu Morden.

Dabei wird verblüffenderweise außer Acht gelassen, dass 9/11 nicht nur eine Attacke gegen die USA war, sondern auch gegen das „Finanzjudentum“. Diese Attacke war das schrecklichste antijüdische Verbrechen seit Kriegsende überhaupt. Aber das wird kaum zur Kenntnis genommen, denn in den USA sind Juden angeblich sicher. Kein israelischer Ministerpräsident oder anderer israelischer Politiker hat nach dem Fall der Twin Towers amerikanische Juden aufgefordert, nach Israel auszuwandern, wie Netanjahu dies nach Paris getan hat.

Die Tatsache, dass in Europa jüdische Orte unter Polizeischutz stehen, heißt also noch lange nicht, dass jüdisches Leben nicht bedroht ist, wo dieser Polizeischutz fehlt oder nicht sichtbar ist (und stattdessen an die Homeland Security delegiert wird). Von der Gefahr für Leib und Leben in Israel ganz zu schweigen.

Josef Schuster spricht sicherlich für viele Juden in der Diaspora, wenn er von Israel als unserer Lebensversicherung spricht. Wie sicher diese Lebensversicherung in einer Zeit wachsender politischer Isolierung Israels ist, ist aber eine andere Frage: Eine selbstverschuldete Isolation, man denke nur an Netanjahus Auftritt in Washington. Doch eine autonome jüdische Diaspora, die für kulturelle, soziale und politische Vielfalt steht, wäre ein Garant dafür, dass Juden in aller Welt von sich sagen könnten: Als jüdische Bürger eines anderen Landes unterstützen wir den Staat Israel, aber Netanjahu spricht nicht mit unserer Stimme.

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39 Kommentare

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  • Wie der Siedlungsbau außerhalb antisemitischer Milieus die Stimmung gegenüber jüdischen Institutionen trüben kann, soll mir der Autor mal erklären ...

  • Auch so ein Mythos: Antisemitismus hätte immer einen vernünftigen Grund, hier der Nahostkonflikt. Tatsächlich kommt moslemischer Antisemitismus ohne jeden biographischen Bezug zu Nahost aus. Der Jude provoziert auch jeden Nordafrikaner, jeden Pakistani, viele Türken, die noch nicht einmal eine gemeinsame Grenze zu Israel haben. Die affektpsychologische gemeinsame Klammer ist die moslemische Identität als starker Nationalismusersatz. In einem früheren Artikel in der TAZ hatte sich Bodemann ja ähnliche Schlichtheiten erlaubt: Moslemischer Fundamentalismus als Reaktion auf prekäre soziale Lagen und Befindlichkeiten. Das ist eben das vulgärmarxistische Handwerkszeug eines Soziologiearbeiters im Weinberg des Herrn. So hat er's gelernt, so bringt er es zur Anwendung, so werden seine Nachrufe dereinst lauten - und immer ein astreines Gewissen dabei...

    • @Ron Jeremy:

      Der Jude provoziert "jeden Nordafrikaner" sagte der aufgeklärte weiße Mann und zog zufrieden an seiner Pfeife. Mit Islamophobie und Fremdenfeindlichkeit gegen die eigene historische Schuld.

      • @Matthias Haider:

        Zugegeben, statt "jeden" hätte ich "viele" schreiben sollen.

         

        Zur Präzisierung:

        Relevanter als ein klassischer rechtsradikaler Antisemitismus ist der Antisemitismus in weiten Teilen des eher unpolitischen Bürgertums, hauptsächlich gespeist aus Schuldabwehr. Dieser Antisemitismus allerdings ist ein verkapseltes Ressentiment und nicht gesellschaftsfähig, insofern bleibt er ohne gravierende Folgen. Der weiter oben angesprochene Anti-Imp-Antisemitismus der Borderline-Linken gewinnt durch den moslemischen jetzt neuen Auftrieb und Bundesgenossen, bekommt durch den eliminatorischen Charakter des moslemischen Antisemitismus auch eine neue Qualität. Es sei jedem angeraten, einschlägige moslemische Facebook-Seiten oder auch nur den Kommentarbereich von Todenhöfer zu besuchen. Diese vernagelte, stumpfe und brutale Dummheit zieht einem die Schuhe aus!

        • @Ron Jeremy:

          so so, "viele"....

          haben Sie's ausgezählt?

          und: gilt das auch für "jeden Pakistani"?

           

          vermutlich haben wir jesusmäßiges glück, dass noch kein *wein den chinesischen antisemitismus erfunden hat...

        • @Ron Jeremy:

          (...) Zugegeben, statt "jeden" hätte ich "viele" schreiben sollen.(...)

           

          Ja, das hätte natürlich alles geändert!

  • Interessant, die eine Form des Antisemitismus wird verurteilt, die andere ist offenbar nachvollziehbar und eigentlich nicht einmal so problematisch.

     

    Denn immerhin trägt an dieser Form des Antisemitismus Israel die (Mit-) Schuld. (Na dann...!)

     

    Man ist schon geschockt bis verärgert, wenn man dann sowas liest:

     

    "Er (=der rechte Antisemitismus) ist deshalb anders geartet: Er ist gewalttätig."

     

    Zur Erinnerung, es ist nicht allzu lange her, da sind Islamisten in Paris einen koscheren Supermarkt gestürmt - um Juden zu töten.

     

    In den Redaktionsräumen von Charlie Hebdo wurde eine Journalistin getötet, obwohl die Attentäter vorgeblich doch nur Männer und Karikaturisten töten wollten: Die Journalistin war Jüdin.

     

    Ein wirklichkeitsblinder Artikel, der Antsemitismus verharmlost und salonfähig macht.

     

    Sehr ärgerlich.

    • @Hunter:

      Ist das so schwer zu begreifen? Das eine ist Nahost-Konflikt, das andere Rassismus im erweiterten Sinne. Sonst müßten ja umgekehrt alle israelischen Aktionen gegen Palästinenser antiislamisch sein.

    • @Hunter:

      von Yark Michal Bodemann, dessen bio+forschungsschwerpunkte sich mit leichtigkit erguhgeln lassen, findet sich in der taz auch dieser lesenswerte beitrag

      http://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=me&dig=2008%2F09%2F02%2Fa0118&cHash=284ba049f5

      vielleicht braucht den manch einer, um zu verstehen, worum es dem autor geht.... nämlich darum, (mal wieder) das verhältnis zwischen diaspora und dem real-existierenden zionistischen staat (neu?) zu bestimmen.

      dazu gehört nun mal, sich darüber klarzuwerden, welche rolle antisemitimus als argument spielt, zugewiesen wird, nicht spielen sollte. weshalb auch dazugehört, sich darüber klarzuwerden, ob alles, was wie antisemitismus aussieht und/oder so genannt wird, auch wirklich antisemitismus ist oder nicht doch etwas anderes (und wie damit politisch bis strafrechtlich umzugehen sei).

       

      und just for the records: die 2 CH-attentäter und der (islamistische?) geiselnehmer im hyper cacher wurden erschossen. verharmlosung sieht anders aus.

       

      ps: Elsa Cayat war hauptberuflich psychoanalytikerin mit einer kolumne in CH. sie hätte womöglich die art, wie Sie sie hier zum einsatz bringen, mit ein, zwei oder auch ein paar mehr liegungen auf der couch für kurierungsbedürftig/würdig befunden.

      • @christine rölke-sommer:

        (...)vielleicht braucht den manch einer, um zu verstehen, worum es dem autor geht.... nämlich darum, (mal wieder) das verhältnis zwischen diaspora und dem real-existierenden zionistischen staat (neu?) zu bestimmen.

        dazu gehört nun mal, sich darüber klarzuwerden, welche rolle antisemitimus als argument spielt [...])

         

        Ja, das hätte er aber vielleicht von vornherein ein bisschen klarer herausstellen sollen ... anstatt erst nach fünf, sechs Absätzen auf diesen Punkt zu kommen ... wo dann keiner mehr liest, weil schon vorher alle Empörungsreflexe aktiviert wurden!

        • @Ella:

          ja, zumindest der einstieg ist nicht grad gut gelungen.

          andererseits: hätte er nicht an Schuster angeknüpft, hätte den beitrag womöglich garkeine einer kommentiert.

          und dritterseits: da Schuster sich nun mal mit den "Problemvierteln" zu wort gemeldet und damit dem allgemeinen antimuslimischen ressentiment futter gegeben hat, war's so falsch auch wieder nicht.

          weshalb zu fragen bleibt, wieso nicht bis zu ende gelesen wird oder woran sonst es liegt, dass man über antisemitismus als argument sich nicht auseinanderzusetzen wünscht.

  • "Neuere Studien zeigen, dass zumindest in Deutschland die weitaus größte Zahl der Gewalttaten gegen Juden, einschließlich auf Motorhauben eingeritzte Hakenkreuze, aus der rechten Szene kommt."

     

    Der jährliche Verfassungsschutzbericht zeigt dies schon seit langem.

  • Zitat: "Die antijüdischen Ausfälle haben als Nachhall mit dem Gazakrieg 2014, wie bereits nach dem Gazakrieg 2008/2009, stark zugenommen."

     

    Tatsächlich hat ein moslemischer Antisemitismus mit Biographie oder Herkunft NICHTS zu tun. Es braucht, siehe Türkei, nicht mal eine gemeinsame Grenze.

    • @Ron Jeremy:

      das "Tatsächlich hat ein moslemischer Antisemitismus mit Biographie oder Herkunft NICHTS zu tun." möchte manch einer so gern glauben.

      jedoch hält das dem faktencheck nicht stand.

      man muß sich dazu allerdings in die niederungen der einen und anderen nationalgeschichte wie -geschichtsschreibung begeben. und muß auf die arisierung+muftifizierung 'des muslim' verzichten.

  • Nun wird schon unterschieden zwischen harmloserem arabischen und gefährlicherem rechten Antisemitismus? Ich hoffe, dass sich die arabischen Jugendlichen an die Andersartigkeit ihres Antisemitismus erinnern, wenn sie auf einen Kippaträger losgehen.

     

    Der Artikel mag anders gemeint sein, doch da eine andere Botschaft nicht erkennbar ist, liest er sich wie eine Rechtfertigung arabischen Antisemitismus'. Aber Antisemitismus ist nicht zu rechtfertigen. Und er wird auch nicht besser, wenn er auf eine Stufe mit Ressentiments gegen Muslima mit Kopftuch gestellt wird.

    • @Per Nachname:

      Von 864 antisemitischen Straftaten im Jahr 2014 gehen 767 auf das Konto von Nazis. Es geht hier nur darum, den Blick für die realen Verhältnisse nicht zu verlieren.

       

      Die Gesamtzahl aller Nazi-Straftaten liegt übrigens jährlich bei 16.000 bis 20.000.

    • @Per Nachname:

      Der Artikel "liest sich" so? Nein. Sie versuchen das vielmehr hineinzulesen, aus welchem Grund auch immer.

       

      (Tatsächlich nennt der Autor ja sogar 9/11 "das schrecklichste antijüdische Verbrechen seit Kriegsende überhaupt". Und die Attentäter vom 11. September waren, wie Sie sich vielleicht erinnern, Araber...)

      • @Ella:

        Der Autor schreibt, der rechte Antsemitismus sei anders geartet: er sei gewalttätig. Das lässt logisch den Rückschluss zu, der muslimische Antisemitismus sei dies nicht. Das ist mit Blick auf Paris zunächst inhaltlich völlig unhaltbar. Vor allem aber suggeriert diese qualitative Differenzierung, es gebe mehr und weniger verachtenswerte Formen von Antisemitismus. Und das finde ich unerträglich.

        • @Per Nachname:

          Sie hätten Recht, wenn diese Aussage pauschal aufzufassen wäre, aber dass das nicht der Fall sein kann, beweist - ich wiederhole mich -, dass derselbe Autor 9/11 als das schrecklichste antijüdische Verbrechen seit Kriegsende bezeichnet, und 9/11 wurde bekanntlich nicht von Rechten verübt. (Sie müssen da also gar nicht mit Paris argumentieren.)

           

          Bleibt somit nur die Folgerung, dass der Autor sich auf Deutschland bezieht. Wie er ja auch zu erkennen gibt, wenn er sagt, Statistiken bestätigten diese unterschiedliche Gewaltaffinität "zumindest für Deutschland". (Ob es tatsächlich regionale Ausprägungen von Antisemitismus gibt, ist nun wiederum eine andere Frage, aber hier ja gerade nicht Thema.)

           

          Wenn Sie also oben behaupten, der Autor rechtfertige arabischen Antisemitismus, indem er schreibt, rechter Antisemitismus sei zumindest in Deutschland das größere Problem, dann ist das schlichtweg falsch.

          • @Ella:

            Da sie so an der Feststellung festhalten, der Autor hätte 9/11 als das schrecklichste antijüdische Verbrechen nach dem Krieg überhaupt gebrandmarkt: Ja, das hat er. Nur bleibt er dafür jeglichen Beweis schuldig. Dass 9/11 ein schreckliches Verbrechen ist, geschenkt. Aber dass die Motivation (auch) darin bestand, das "Finanzjudentum" zu treffen, ist angesichts einer fehlenden Bekennung schon mehr als gewagt. Aber lassen wir die Annahme mal gelten.

             

            So weisen Sie darauf hin, der Autor meine bei der qualitativen Differenzierung den muslimischen Antisemitismus in Deutschland. Es ist doch absurd, diese Differenzierung vorzunehmen! In Frankreich ist der muslimische Antisemitismus gewalttätig, in den USA ist er es, aber in Deutschland soll er es nicht sein? 9/11 soll das schrecklichste antijüdische Verbrechen überhaupt seit dem Krieg gewesen sein, aber dessen Täter sind als antisemitische Muslime aus Hamburg, Deutschland, keine Vertreter eines gewalttätigen muslimischen Antisemitismus? Oder unterscheiden Sie dann auch noch, ob die Taten muslimischer Antisemiten in Deutschland oder außerhalb Deutschlands verübt wurden? Mit Verlaub, aber die Differenzierung zwischen Deutschland und dem Rest der Welt ist doch ein theoretisches Konstrukt, das keiner kritischen Überprüfung standhält.

             

            Stoppt jeden Antisemitismus! Sofort! Egal, wie er motiviert ist.

            • @Per Nachname:

              Dass ich mich wiederholt habe (und dies leider gleich noch einmal tun muss), liegt daran, dass Sie das Argument nicht verstanden haben.

               

              Deshalb zum Dritten: Ihre Behauptung, der Autor stelle den arabischen Antisemitismus als harmlos dar, ist logisch widerlegt durch seine Aussage, die (von Arabern verübten) Attentate seien das schrecklichste antijüdische Verbrechen seit dem zweiten Weltkrieg gewesen.

               

              (Für die Tatsache, dass Ihre Behauptung damit widerlegt ist, spielt es logisch auch nicht die allergeringste Rolle, ob Sie selbst die Meinung teilen, dass es sich bei 9/11 um ein antijüdisches Verbrechen gehandelt hat. Es reicht, dass der Autor diese Ansicht artikuliert, denn Ihre Behauptung betraf ja die hier vertretene Position des Autors.)

               

              (Außerdem hat Frau Rölke-Sommer völlig Recht, wenn sie darauf hinweist, dass das eigentliche Thema dieses Textes nicht der Vergleich zwischen arabischem und rechtem Antisemitismus ist, sondern dass es vielmehr um die Beziehung zwischen Diaspora-Juden und dem Staat Israel geht, und um die Frage, welche Rolle Antisemitismus als Argument dabei spielt.)

              • @Ella:

                Nein, damit ist die These nicht widerlegt, denn der Autor differenziert, wie Sie ja selbst festgestellt haben, zwischen dem muslimischen Antisemitismus in Deutschland und dem in den USA. Der eine Antisemitismus ist angeblich von anderer Qualität als der rechte Antisemitismus und nicht gewalttätig. Der andere hat das schrecklichste antijüdische Verbrechen seit dem Krieg zu verantworten. Wie fragwürdig diese Unterscheidung ist, haben Sie ebenfalls bereits angemerkt. Da wäre es doch konsequent festzustellen, dass der Autor irrt. (Nicht nur) die Attentäter des 11.9. belegen dies.

                 

                Leider weichen Sie dieser Diskussion aus und verweisen auf den angeblichen Hauptinhalt des Textes, das Verhältnis von jüdischer Diaspora und dem Staat Israel. Sie sollten dabei aber nicht vergessen, dass die erste Frage argumentativ den Boden für dieses Thema bereitet: Muslimischer Antisemitismus als Folge der Politik Israels. Und die moralische Notwendigkeit, sich als Diasporajude von Israel zu distanzieren.

                 

                Im Übrigen: Lesen Sie mal die Unterüberschrift des Artikels und fragen Sie sich, wie der Verfasser/in dieser Unterüberschrift die Botschaft des Textes zusammenfasst.

      • @Ella:

        in der Tat, Araber die voellig unbehelligt in Deutschland lebten, hier "studierten", und sich in von der TU Hamburg Harburg bereitgestellten Raeumen getroffen haben...

  • Da es zu 9/11 kein Bekennerschreiben gibt, ist es ja wohl ein bisschen vermessen zu erklären, es habe sich da auch um einen Anschlag auf das "Finanzjudentum" gehandelt.

     

    Außerdem weiß ich jetzt nicht genau, worauf Herr Bodemann eigentlich hinauswill. Er fängt mit Antisemitismus an und hört mit Netanyahu auf.

  • Ein sehr guter Beitrag.

    Es fällt vielen Muslimen schwer, sich mit deutschen Juden zu solidarisieren solange sie sich nicht klar von den derzeitigen Verbrecher an der Spitze des Staates Israel distanzieren. Bitte lasst die Israel Fahnen zu Hause wenn Ihr gegen Judenhass demonstriert, dann könnt Ihr euch auch der Solidarität der Muslime sicher sein.

     

    Danke.

  • ..."Die größte Gefahr für Juden in Deutschland geht nach wie vor von Neonazis aus. Und nicht etwa von arabischen Jugendlichen."...in wessen interesse kann es sein, dass diese diskussion perrmanent am laufen gehalten wird.die größte gefahr für juden geht von zionisten und ihren unterstützern aus. besatzung ist gewalt. eine über 60 jahre andauernde besatzung ist unter keinen umständen hinnehmbar. es gibt sehr ehrenwerte juden, die genau dies anprangern. leider werden sie hier im land nicht gehört. lieber ergeht man sich in sonntagsreden und zu bestimmten zeiten an den bekannten kranzabwurfstellen in nichtssagenden erklärungen. ich finde, die regierung in tel aviv sollte konkret darauf angesprochen werden, wie sie zu dieser gewaltorgie steht und was sie gedenkt zu tun, um dies zu beenden. die völkerrechtswidrige siedlungspolitik kann keine antwort darauf sein. auch nicht die in regelmäßigen abständen stattfindende plattmachung großer teile des freiluftgefägnisses gaza streifen. man kann nur hoffen das herr netanjahu abgewählt wird und endlich ein friedensprozess in gang gesetzt werden kann.

  • Wird jedes Hakenkreuz gleich der rechten Szene zugeordnet oder findet da auch eine Unterscheidung statt, ob ein Araber das Hakenkreuz gemacht hat.

  • Man sollte Antisemitismus klar und vorbehaltlos verurteilen, ganz egal aus welcher Richtung er kommt. Antisemitismus ist abzulehnen, gleich ob aus der linken, der rechten oder der islamischen Ecke kommend.

    • @yohak yohak:

      Das ist ja richtig. Aber welche Aussage willst du damit im Kontext dieses Artikels treffen?

  • Worunter würde eigentlich eine anti-semitische Tat eines muslimischen Rechtsextremisten fallen, wie etwa einem Mitglied der türkischen "Grauen Wölfe"?

    • @Biene Maya:

      Kommt auf die Staatsbürgerschaft an. Wäre je nachdem PMK Ausländer oder PMK Sonstige.

  • Wenn die Kampagne gegen die selbständige Existenz der Diaspora, die tatsächlich dazu geführt hat, dass die jüdischen Gemeinden im wesentlichen als Anwerbeorganisation für Neusiedler eingeschätzt werden, nicht der Realität entspräche, würde sich diese von dem Anspruch der israelischen Regierung, der weltliche Vertreter des Judentums weltweit zu sein, öffentlich klar und unmissverständlich distanzieren. Eben das tun sie aber nicht, wie man in jedem einschlägigen Presseforum nachlesen kann.

  • Der Autor dieses Artikels war wohl im letzten Sommer nicht in Deutschland. Sonst hätte er vielleicht mitbekommen, wie gerade viele junge Muslime gegen jüdische Mitbürger gehetzt und "Juden ins Gas" gerufen haben, weil sie mit der Politik Israels nicht einverstanden waren und meinten, so adäquat auf den Konflikt in Gaza reagieren zu können. Diese "Juden ins Gas" rufende Muslime sind m.E. nicht besser als deutsche Neonazis, und man sollte ihre Zahl nicht bagatellisieren, so wie es der Autor tut. Das war schon immer der Fehler der Linken.

    • @Klaus Peter Frenzen:

      Ich war bei diesen Demonstrationen auch nicht dabei. Sie anscheinend schon, wenn man Sie liest. Also wie viele "junge Muslime" waren das denn nun genau, die "Juden ins Gas" gerufen haben?

      • @Ella:

        Es waren ziemlich viele, aber einer war schon zu viel. Wären Sie so beckmesserisch auch bei den Nazis vorgegangen? Wahrscheinlich. Sie haben nichts dazu gelernt.

        • @Klaus Peter Frenzen:

          Meine Güte, wie aggressiv!

           

          Natürlich ist schon einer zu viel - als ob das irgendwer hier bestreiten würde.

           

          Einer reicht allerdings bei weitem nicht, um pauschale Aussagen über ethnische oder religiöse Kollektive zu treffen, wie Sie es hier tun, sondern eine Verallgemeinerung von wenigen auf alle ist selbstverständlich rassistisch.

           

          Da Sie also von einer "Zahl" sprachen, die nicht "bagatellisiert" werden dürfe, noch einmal meine Frage: Waren Sie dabei, und wie viele waren es?

          • @Ella:

            Wenn Sie das wirklich interessieren würde, hätten Sie mal etwas gegoogelt. Wieso soll ich Ihre Arbeit machen? Wer politisch uptodate sein will, muss halt mal selbst wein wenig suchen. Hier mal eine einzige Seite: http://www.cicero.de/berliner-republik/gaza-konflikt-und-europa-der-judenhass-ist-wieder-da/57962 die man auf folgende Abfrage hin findet: muslime juden gas Gaza Demonstrationen 2014 Wenn man die dortigen Fundstellen hochrechnet, sind das europaweit nicht nur ein paar Muslime, wie der Autor suggeriert. Aber by the way: Sie sollten vielleicht auch einmal etwas anderes lesen als die Taz. Dann würden Sie vielleicht auch etwas klügere Fragen stellen ;-)

  • Liebe Maische 3

    Gangsterrapper Bosbach?

    Der repraesentant der grossen Volkspartei und Mitglied des Innenausschusses des deutschen Bundestages belaestigt die Oeffentlichkeit mit seiner traumatischen Schutzreaktion. Ihm werden durch die Diskussion die Knoepfe gedrueckt und er drueckt als Reaktion die Knoepfe. Das macht eine nuechterne Betrachtung unmoeglich, befoerdert Zweifel, die nichts, oder fast nichts mit der Realitaet zu tun haben. Bosbach war wahrscheinlich Opfer eines brutalen Bankueberfalls, bei dem die Taeter Kopftuecher getragen haben und im roten Toyota geflohen sind. Jetzt ruft der immer bei der Polizei an, wenn der einen roten Toyota sieht, weil er jetzt glaubt, das alle die einen roten Toyota fahren Gangster sind. Ich finde ein Fall fuer den Psychologen, wo er sich mal richtig die Knoepfe druecken lassen sollte, statt junge Menschen in sein persoenliches Trauma hineinzuziehen und irrationale Zweifel und zwietracht zu saehen. Wenn die Aufhebung des Kopftuchverbots zu Diskussionen an Schulen fuehrt, was soll daran falsch sein. Ist doch toll, wenn junge Menschen sich mit Ethik und Glaubensfragen auseinandersetzen. Ist doch auch eine gute Gelegenheit die richtigen Werte zu vermitteln. Wenn man allerd7ngs angsichts der undurchsichtigen, verwirrenden Wertediskussion in CDU, FDP und Banken, vergessen hat, worueber man redet, hat man ein Problem. Das dann die jungen Leute ausfechten sollen, in Syrien? Orientierungslosigkeit ist keine gute Orientierung fuer Suchende, finde ich. Wenn ich den hohen Repraesentanten des deutschen Parlamentes in talkshows sehe, wie er mit "Kopftuchmaedchen" redet, oder allein, wie er die ansieht, da krieg ich Aggressionen und muss 6nvermittelt an Hexenjaegermeister denken. Was die Augen und Haarfarbe ausmacht...Wunder, Wunder geschehen immer wieder...mit harter, muehseliger Charakterarbeit. Aber Bosbach glaubt noch an den Weihnachtsmann, glaub ich. Maische2 siehe facebook, Politik interaktiv