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Giftige Schlammschlacht

Verhaftungen im PFT-Skandal: Eine Borchener Firma hat nicht nur giftigen Dünger verbreitet, sie soll auch 50.000 Tonnen Industrieschlamm an Bauern in ganz Deutschland verschenkt haben

VON MIRIAM BUNJES

Der PFT-Skandal weitet sich auf die ganze Bundesrepublik aus. Seit Dienstag sitzt die dreiköpfige Führungsriege der Borchener Firma GW Umwelt in Untersuchungshaft. Der ostwestfälische Düngemittelbetrieb wird seit August dafür verantwortlich gemacht, mit perfluorierten Tensiden (PFT) belasteten Dünger vertrieben und damit das Trinkwasser in Ruhr und Möhne verseucht zu haben. Der neue Vorwurf: Die GW Umwelt soll 50.000 Tonnen industrielle Klärschlämme aus den Niederlanden an Landwirte in Niedersachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt geliefert haben.

Von den Niederländern kassierten die drei Männer dafür rund zwei Millionen Euro. „Die Angeklagten gaukelten vor, sie hätten eine überlegene Technik, diese Stoffe zu nützlichen Bodenverbesserern zu verarbeiten“, sagt der Paderborner Staatsanwalt Horst Rürup. Statt den Giftmüll aufzubereiten, vermischten sie ihn nur mit Mineralkalk. Das Gemisch verschenkten sie an tausende Landwirte. „Einigen wurde auch eine Aufwandsentschädigung gezahlt“, so Rürup.

Prämien von bis zu 30 Euro pro Tonne zahlte die GW Umwelt den Bauern auch für die Abnahme ihres Biodüngers „Terra Vital“, mit dem mehr als 1.000 Felder in NRW gedüngt wurden. Teile von Terra Vital waren mit dem Krebs erregenden PFT verseucht.

Für das NRW-Umweltministerium sind mit der Verhaftung der GW-Umwelt-Chefs die Verantwortlichen gepackt. Die PFT-Belastung der Gewässer in NRW gehe zu 90 Prozent von drei Feldern in Brilon, Rüthen und Bestwig aus, sagt Ministeriumssprecher Markus Fliege. Das Briloner Feld wird inzwischen saniert. „Wir haben das Problem im Griff“, so Fliege.

Die NRW-Grünenfraktion sieht das anders: „Es muss noch andere Quellen geben“, sagt Umweltpolitiker Johannes Remmel. Er wirft Landesumweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) vor, nicht ausreichend zu ermitteln. „Unsere Analyse hat ergeben, dass viel mehr Gift im Möhne ist, als von den Feldern hineinfließt“, so Remmel. „Außerdem hält das Ministerium die genauen Standorte der anderen mit GW-Umwelt-Dünger gedüngten Felder geheim.“ Für diese Informationen will Remmel bis vor das Verfassungsgericht gehen. „Sie müssen den Parlamentariern zugänglich gemacht werden. Sonst muss ich davon ausgehen, dass etwas vertuscht wird.“

Das Ministerium verweigert die Standort-Daten bislang mit dem Hinweis auf Datenschutz der Landwirte. „PFT ist gesundheitsschädigend, deshalb geht das Umweltinformationsrecht hier vor“, sagt Remmel, der dem Minister eine Veröffentlichungsfrist bis Ende Januar gesetzt hat. Der Ministeriumssprecher bezeichnet das als Ablenkungsmanöver. „Die Grünen können gerne einen Untersuchungsausschuss beantragen“, sagt Fliege. „Dann müssen sie sich aber auch damit auseinander setzen, was unter der grünen Umweltministerin falsch gemacht wurde.“

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