piwik no script img

Meinen Namen könnt ihr haben!

Ich hatte Zweifel. Doch dann war klar: Auch Rudi hätte den Kampf geführt. Von CHRISTIAN STRÖBELE

Ich muss zugeben, dass ich Zweifel hatte, ob es richtig ist, nach Rudi Dutschke eine Straße zu benennen. Denn ich habe Rudi gekannt und meine zu wissen, wie er gedacht hat. Das hätte zu den Antiautoritären nicht gepasst. Wenn wir Ende der 60er über so etwas wie eine Straßenumbenennung nach seinem Namen diskutiert hätten, hätten alle gesagt: Haben wir nichts Wichtigeres zu tun und Personenkult lehnen wir doch ab.

Meine Zweifel zerstreuten sich, als es spätestens Ende 2005 zu einer politischen Auseinandersetzung wurde. Springer wollte mit Vehemenz verhindern, dass die Dutschke-Straße an seinem Verlagsgebäude vorbeiführt und auf die Axel-Springer-Straße trifft. Mir ist dann klar geworden: Rudi Dutschke hätte jetzt nicht mehr gezögert zu sagen: Diesen Kampf müssen wir führen. Meinen Namen könnt ihr haben. Seitdem unterstütze ich die Initiative.

Es ist ein richtiger Kulturkampf daraus geworden: Die CDU und die anderen versuchten, das Ganze zu einer großen Abrechnung mit den 68ern hochzustilisieren. Je schlimmer die Äußerungen über Dutschke ausfielen, umso dringender war es, für die Straßenumbenennung zu kämpfen. Springer und die CDU haben offensichtlich immer noch etwas aufzuarbeiten. Das ist eindeutig – auch wenn Springer versucht, jede politische Aussage zu vermeiden. Aber schließlich waren es der Verlag und seine Hetze gegen die Studenten, die zu dem Anschlag auf Dutschke beigetragen haben. Ich erinnere mich an die große Demonstration Ostern 1968 nach dem Anschlag auf Rudi, wie wir zum Springer-Haus gezogen sind und versucht haben, Springer das Handwerk zu legen. Das ist uns damals zwar nicht gelungen, aber das wirkt bei Springer eindeutig nach. Besonders freut mich deshalb: Im Zusammentreffen mit der Springer-Straße wäre die Dutschke-Straße die längere und breitere und damit die wichtigere Straße.

HANS-CHRISTIAN STRÖBELE, 67, ist Bundestagsabgeordneter der Grünen. Sein Wahlkreis ist der Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen