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Antisemitismus bei der DocumentaSchweinerei auf Bildern

Ein Gemälde wird in Kassel wegen antisemitischer Motive abgebaut. Kri­ti­ke­r sind entsetzt darüber, dass es das Werk überhaupt auf die Schau schaffte.

Die „People's Justice“ Figurendarstellung des Kollektivs Taring Padi wird in Kassel verhüllt Foto: Swen Pförtner/dpa

Kassel/Berlin taz | Man muss sich erst einmal ungläubig die Augen reiben. Tatsächlich sind diese Bilder entrollt worden: Auf dem zentralen Friedrichplatz in Kassel, dem Hauptspielort der Documenta 15, ist ein mit antisemitischen Figuren gespicktes Bildwerk präsentiert worden. Hier also, wo am Samstagabend mit Konzerten und Performances ein „Dialog der Kulturen“ gefeiert werden sollte, hing offen antisemitisches Bildwerk. Am Dienstagabend sollte es nach scharfer Kritik wieder abgebaut werden.

Das Werk namens „People’s Justice“ des indonesischen Kollektivs Taring Padi zeigte im Gewimmel eines metergroßen Protestbanners einen Zigarre rauchenden Geschäftsmann. Er hat Wolfszähne und blutunterlaufene Augen, Hakennase, Brille und Schläfenlocken. Auf seinem Melonenhut ist das Doppelrunen-Zeichen der SS erkennbar. Mag das Werk auch zwanzig Jahre alt sein und mit seiner agitatorischen, karikaturenhaften Bildsprache im gerade von Diktator Suharto befreiten Indonesien die freie Meinungsäußerung einer lang unterdrückten Gesellschaft bekunden: Es bedient antisemitische Motive, vom Verschwörungsnarrativ des Juden als Strippenzieher und Finanzjongleur hinter der Macht.

Ihr Werk stehe „in keiner Weise mit Antisemitismus in Verbindung“, erklärte hingegen Taring Padi am Montagabend. „Wir sind traurig darüber, dass Details dieses Banners anders verstanden werden als ihr ursprünglicher Zweck.“

Doch „People’s Justice“ bedient noch weitere antisemitische Codes: Hinter dem Rauchenden mit SS-Hut drängt aus einer uniformierten Hundertschaft ein Schwein mit Rüssel hervor, „Mossad“ steht auf seinem Helm, ein Davidstern auf seinem roten Halstuch.

Wie konnte es soweit kommen?

Nach scharfer Kritik von der Bundesregierung, der hessischen Landesregierung und dem Zentralrat der Juden sollte das Werk, nachdem es am Montag erst verhüllt wurde, am Dienstag abgebaut werden. Kulturstaatsministerin Claudia Roth und die hessische Kunstministerin Angela Dorn (beide Grüne) warfen dem Künstlerkollektiv Taring Padi eine „antisemitische Bildsprache“ vor.

Aber wie konnte es überhaupt so weit kommen? Schon vor einem halben Jahr kamen Bedenken auf, ob nicht auf dieser Documenta mit über 50 geladenen Künstlerkollektiven auch die Gefahr antisemitischer Äußerungen bestehen könnte, dass hier vielleicht die Kontrolle darüber verloren werden könnte, aus welchem politischen Kontext einige Gruppen in ihren lokalen, außerhalb von Europa liegenden Wirkungsorten kommen. Selten hat eine Documenta im Vorfeld eine so heftige Debatte hervorgerufen wie diese. Die indonesische Ku­ra­to­r:­in­nen­grup­pe Ruangrupa und die Generaldirektorin der Documenta, Sabine Schormann, hatten aber Zweifel stets abgewehrt.

Im Fokus stand zuletzt die palästinensische Künstlergruppe The Question of Funding. Ihr Beitrag zur Documenta sorgte für Kritik: Er zeigt unter anderem Fotocollagen mit Anspielungen auf Pablo Picassos weltbekanntes Werk Guernica. Israelische Soldaten greifen darauf palästinensische Bauern an. Auch hier wird bildlich die Parallele zwischen dem nationalsozialistischen und dem israelischem Staat aufgemacht.

Denkmal der Trauer über die Unmöglichkeit des Dialogs

Von dem Protestbanner der Gruppe Taring Padi war jedoch bis dahin keine Rede. Denn „People’s Justice“ war bei dem Presserundgang auf dem Friedrichsplatz noch gar nicht zu sehen. Erst am Freitag wurde es aufgebaut, „nachdem notwendige restauratorische Maßnahmen aufgrund von Lagerschäden an der 20 Jahre alten Arbeit durchgeführt wurden“, heißt es in einer Stellungnahme von Schormann. In Kassel sei es „die erste Präsentation des Banners in einem europäischen und deutschen Kontext“ gewesen.

Doch trotz der Kritik im Vorfeld wurde offensichtlich nicht verstärkt darauf geachtet, was für Bilder auf der Documenta 15 gezeigt werden sollten, welche Botschaften auf der internationalen Kunstschau verbreitet werden. Schormanns Reaktion blieb zunächst mager: „Die Geschäftsführung der Documenta ist keine Instanz, die sich die künstlerischen Exponate vorab zur Prüfung vorlegen lassen kann und darf das auch nicht sein.“

Mit der Verhüllung hofften Taring Padi, eine Debatte in Gang zu bringen. „Das Werk wird nun zu einem Denkmal der Trauer über die Unmöglichkeit des Dialogs in diesem Moment“, hatte das Kollektiv noch erklärt. Doch in welche Richtung sich diese Diskussion nun nach dem Abbau des Werks entwickelt, ist unklar – ebenso, welche Rolle die Verantwortlichen bei der Documenta darin spielen werden.

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49 Kommentare

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  • Wie es überhaupt so weit kommen konnte? Ich bitte Sie liebe Frau Jung....Diese Documenta hat sich ein Denkmal über unsere "feine" kulturelle Gesellschaft, das Beharrungsvermögen, dass der alte verdorbene Antisemitismus als "Element deutscher Kultur" immer wieder reproduziert wird gesetzt. Es ist der deutsche Kulturbetrieb der Documenta, der die Gäste lädt....



    Also kommen auf die Liste der Geladenen, von weit her, schon mal solche die den -Job- übernehmen...dabei spielt es überhaupt keine Rolle, aus welchem politischen Kontext einige Gruppen in ihren lokalen, außerhalb von Europa liegenden Wirkungsorten kommen...glauben sie mir, die deutschen Kulturschaffenden haben sehr "feine" Antennen für solche Leute, denen sie von weit her, den Drecksjob unterjubeln können (selber könnte man sich ja die gesellschaftliche Reputation mit so was verderben). Will die Documenta uns wirklich weismachen, dass die Leute in Indonesien sich dieses Geschmiere selbst ausgedacht haben? Der ganze Schund ist ein Exportartikel aus Deutschland.



    Danach wird deklamiert, dass das Ganze ein "Ausgangspunkt für einen neuen Dialog" sein könnte...



    Neuer Dialog..für was?? Dafür, dass deutsche Kulturschaffende nach 1000 Jahren immer noch nicht gut schlafen können, weil's die Wenigen geschafft hatten nach Middle East zu fliehen?



    Es ist und bleibt der alte Hass der den Verstand benebelt und die Herzen verdirbt. Ganz gewöhnliche Deutsche, die den Kulturbetrieb bei uns, 77 Jahre nach dem Holocaust bestimmen, die unsichtbare Kraft des gemeinsamen kulturell kognitiven Modells des deutschen Kulturbetriebs, der alte braune Dreck in den gleichen Bildern, seht mal, in Indonesien haben sie's gemalt (na, von wem haben die's wohl, wer hat diese Leute dort, weit weg, mit unserem deutschen braunen Dreck verdorben??).

    • 1G
      164 (Profil gelöscht)
      @Günter:

      Ich finde es unfassbar wie hier und anderswo Leute ein Bild und mit ihm eine Künstlergruppe und eine Messeorganisation aburteilen anhand von Ausschnitten aus einem riesigen Wimmelbild, das hierzulande noch so gut wie kein Mensch als ganzes hat sehen können, dessen Hintergrund keiner wirklich kennt und auch keinen mehr wirklich zu interessieren scheint. Jetzt laufen offenbar demnächst Gremien durch die Documenta und schauen was sie noch alles entfernen sollten - ein unglaublicher Vorgang in einem Land das angeblich die Freiheit der Kunst garantiert.



      Die Generaldirektorin der Kunstschau deutet hier ( www.deutschlandfun...rderungen-100.html ) im Dlf-Interview an, dass der inkriminierte Mensch mit den Schläfenlocken aus dem Figurenkanon des indonesischen Schattentheaters stammt. Ich habe solche Figuren zu Hause und die Parallelen, falls es sie gibt, hätten mich jetzt nicht direkt angesprungen, aber möglich wär's.



      Kein Mensch der bei Trost ist plädiert für Antisemitismus, aber man darf doch wohl erwarten, dass man sich in Deutschland, wo die "Judensau" mit einer feinsinnigen Mahntafel versehen gerichtsfest im Stadtbild verbleiben darf, die Zeit und die Muße nimmt ein Kunstwerk erstmal sorgfältig einzuordnen bevor man die Verfassung mit Füßen tritt und Leute zu Verbrechern stempelt die vielleicht gar keine sind.

       

      Kommentar gekürzt. Bitte bleiben Sie sachlich.

      Die Moderation

      • @164 (Profil gelöscht):

        Inhaltlich gehe ich mit Ihnen (@Mertens) konform, ich finde aber, Sie haben sich den falschen Adressaten für Ihre Kritik ausgesucht.

        (@Günter) hat ja weder hier noch in anderen Kommentaren das Ausstellen ostasiatischer Kunstwerke infrage gestellt (das tun hier aber andere!). Er hat – mit zugegeben grober Munition – darauf hingewiesen, dass die kritisierten Stereotypen auf dem Großbild nicht asiatischen sondern europäischen Ursprungs sind und dass man das in der jetzigen Kritik völlig ausblendet. Und ich finde, da ist etwas dran.

        Ich habe in einem anderen Kommentar selber gesagt, dass sich kein deutscher Veranstalter bei seinen Ausstellungen alles unterjubeln lassen muss sondern Exponate auch ablehnen kann. Dazu gehörte dann aber auch, dass diese Veranstalter ihre Gesamtverantwortung für das Ganze auch aktiv ausüben. In der Literatur gibt es nicht zuletzt deswegen die Funktion der Endredaktion, und daran hat es bei den Vorbereitungen zur Documenta wohl wirklich gefehlt.

        Insofern muss ich dem Hinweis von Präsident Steinmeier leider zustimmen, dass man Gesamtverantwortung nicht outsourcen kann – auch wenn ich ansonsten seine Rede vom vergangenen Wochenende insgesamt ziemlich scheinheilig fand.

        • @morrison:

          Verehrter Morrison, vielen Dank, dass Sie es nochmal gut erklärt haben! Sie haben ein gutes Verständnis!



          Schauen wir auch hier:



          www.hagalil.com/2022/06/documenta/



          Hören Sie hier, ab Min 22:20 www.youtube.com/watch?v=ogoKPg3TYHk



          Tuvia Tenenbom erklärt uns, dass die Denkweise der Deutschen, die Gleiche ist wie in den 30ern. Mit offenem Mund sitze ich davor.."wirklich, so schlimm"??



          Und nun die Documenta. DIE deutsche Kulturausstellung...Kultur: "Die Gesamtheit der geistigen, künstlerischen, gestaltenden Leistungen einer Gemeinschaft", hier in Kassel, der deutschen Gemeinschaft. Sie suchen und finden ihre Kronzeugen überall auf der Welt, für das, worüber sie seit ewig schon fest überzeugt waren.



          Die muslimische Welt wird vom christlichen Antisemitismus seit Anfang des letzten jahrhunderts verdorben.



          Unbegreiflich bleibt, wie seit 1967 (der Holocaust lag kaum 20 Jahre zurück) deutsche NGO's ihre besten Kinder etwa nach Middle East schicken, um dort die Araber davon zu überzeugen, dass man den Juden nicht trauen kann.



          So beschreibt Tuvia Tenenbom hier ab Min 45:50 www.youtube.com/watch?v=M_qzIEXs3WM



          was er in Middle East vorfand, als er nach vielen Jahren dort zurückkehrte. Über die Europäer und deren NGO's berichtet er, Zitat: "...now what are they doing, those people here, that was frightening. If they see an Arab who still doesn't hate Jews they teach them to hate Jews." Zitat Ende



          Der braune Schund mit dem die Deutschen nun die ganze muslimische Welt verderben, die "Früchte ihrer Arbeit" es wäre doch "fahrlässig" von deutschen Kulturschaffenden der Documenta, sich dessen nicht zu bedienen und nun die Muslime vorzuschieben, so zu tun als hätten die sich das alles selbst ausgedacht. Nein, nein wir haben das nicht gemalt..seht sogar in Indonesien wissen sie davon, wundert's da, dass wir seit 1000 Jahren nicht schlafen können.



          Man kann solche Leute nicht überzeugen, aber man muss ihnen etwas entgegensetzen.

          • @Günter:

            __ Antwort Teil 2 _____



            Ab Minute 37:00:



            Hier führt er einen jungen Israeli vom sog. Peace Movement mit Bild und Nennung des vollständigen Namens als Beispiel für einen von Europäern induzierten und finanzierten Selbsthass an. Das finde ich hat etwas Denunziatorisches. Etwas danach unterstellt er sogar der gesamten akademischen Linken Israels mit kaum verklausulierten Sätzen eine Art Verrat am jüdischen Volk, weil diese angeblich alle für eine Ein-Staaten-Lösung plädierten.

            Was dies genau beweisen soll, blieb mir ein Rätsel. Es zeigte mir aber vor allem, dass Intellektuellenhass, gepaart mit Schopenhauers „argumentum ad hominem“ offenbar überall auf der Welt prächtig funktioniert, um Gegner zu diskreditieren.

            Ab Minute 54:00 kommt dann die Frage des Interviewers, ob er Chancen auf Frieden in Nahost sieht:



            Seine Antwort:



            “It cannot happen, it cannot be ….. “



            Dann – das Interview findet ja in den USA statt – nimmt er die Kolonisierungsgeschichte des 18./19. Jahrhunderts in Nordamerika als Analogie:



            “That’s what happens with countries: if I get your territory, if I win a war, I either kill you, I subjugate you or I expell you …that’s the way the world works”.



            Danach geht er zwar noch kurz darauf ein, dass Israel im Sechstagekrieg diesen Weg zwar nicht gegangen sei, er hält dies aber offenbar in der Rückschau für einen Fehler und endet mit dem Verdikt: „If you wanna be nice – go somewhere else!“

            Ich kommentiere diese Aussagen nicht selber, versichere aber, dass ich mir diese Passage mehrmals vorgespielt habe, um eventuelle Vorwürfe der Fehlzitierung von vorneherein auszuschließen.



            Warum ich das alles gemacht habe?

            Weil ich finde, dass man bei Fehlleistungen – und die gesamte Vorbereitung der Documenta war eine solche – nicht die allerschlimmsten Motive als Erklärung bemühen muss: Gedankenlosigkeit, Bequemlichkeit und Feigheit vor unangenehmen Konfliktthemen sind für sich schon schlimm genug.

          • @Günter:

            ---------- Antwort Teil 1 (wg. begrenzter Feldlänge)



            __________________________________



            Ich ahne nun, warum Redaktionen bei Leserdiskussionen mit externen Links vorsichtig sind. Ich habe mir auch bewusst den ganzen Tag verkniffen, vorschnell Ihre Quellenangaben zu kommentieren, sondern habe mir insbesondere das L'Chayim-Interview mehrmals angehört.

            Auf Tuvia Tenenboms Behauptung darin, die Deutschen von heute dächten genauso wie die Deutschen der Zwanziger und Dreißiger Jahre, will ich nicht eingehen, weil ich sein im Interview mehrmals erwähntes Buch nicht gelesen habe, auf das er seine These stützt.

            Dafür habe ich mir die wichtigsten Stellen im Interview mehrmals angehört, um mir wenigstens darüber ein Urteil zu bilden, was er dort behauptet. Zusammenfassend finde ich, dass er als Kronzeuge für Ihre These von absichtlich inszenierten Antisemitismus nicht taugt. Dafür arbeitet er zu sehr mit pauschalen Werturteilen und zu wenig mit belastbaren Fakten. Die eklatantesten habe ich mal hier zusammengestellt, das Material, das Sie ins Feld führen, ist ja sehr umfangreich.

        • 1G
          164 (Profil gelöscht)
          @morrison:

          Das scheint mir doch eine zentrale und bislang ungeklärte Frage zu sein: sind die Stereotypen auf dem Bild wirklich so eindeutig europäischen Ursprungs? Die SS-Runen - klar. Die Figur mit den Schläfenlocken? Vielleicht nicht. Es ist auch was anderes ob man mangelnde Aufsicht beklagt - das kann man evtl, oder Absicht unterstellt wie @Günther. Letzteres ist ja nun an den Haaren herbeigezogen. Und etwas was man noch gar nicht hat durchdringen können als "Geschmiere" abzutun mit diesem Duktus "lieber vom Leben gezeichnet als von Picasso gemalt" ist halt dämlich. Tut mir leid.

          • @164 (Profil gelöscht):

            Gut – man kann sich bei diesem Diskussionsthema allein auf den ursprünglichen Anlass, also die Bildsprache des Werks, konzentrieren.

            Andererseits muss man schon zur Kenntnis nehmen, wie die öffentliche Diskussion innerhalb einer Woche in eine Richtung abgedriftet ist, deren Hauptziel offenbar nur noch darin besteht, in Zukunft das Eindringen von „ausländischem Antisemitismus“ einzudämmen (Claudia Roths Vorschläge vom Donnerstag zur eigenen Entlastung gehen doch klar in diese Richtung).

            Da hat Ulrike Knöfel mit Ihrer Meinung im Spiegel einfach Recht, dass sich die deutsche Öffentlichkeit – und auch die veröffentlichte Meinung - nach Halle still und leise damit abgefunden haben, dass inzwischen vor fast jeder Synagoge Polizeiposten stehen müssen. Die Tilgung von allen Werken mit möglichem BDS-Verdacht würde daran jedenfalls überhaupt nichts ändern. Da muss man sich schon die Feinde im Innern vorknöpfen.

  • Das Werk kritisiert ein Militär-Regime, dem das für die Ermodung, Inhafierung und Folterung von Hunderttausenden Menschen verantwortlich ist. Der Mossad spielt dabei eine Rolle, genau wie andere Geheimdienste. Auf dem Werk wird der Mossad gezeigt, genau wie anderen Geheimdiensten. Warum schreibt niemand über die politisch motivierte Ermordung Hundertausender in Indonesien, und derren Unterstützer. Es liefert eine Erklärung für das Kunstwerk, wäre besserer Jounalismus und wir alle könnten was lernen.



    An der Bildsprache kann man Anstoß nehmen, sollte aber im Blick behalten, dass sich nicht in jedem Land der Welt alles um die deutsche Geschichte dreht.



    Die Menschen die Teil des Künstlerkollektiv Taring Padi sind, hätten von Seiten der Verantwortlichen vor einem Affront dieser Art geschützt werden müssen.

  • 6G
    655170 (Profil gelöscht)

    "Unsinn in mehreren Kapiteln" kann man diesen Artikel beschreiben.



    Kapitel 1: Ein "mit antisemitischen Figuren gespicktes [!] Bildwerk" werde auf der Dokumenta präsentiert, schreibt die Autorin. Das ist ihre Sicht, aber es ist Unsinn. Nicht eine antisemitschische Figur ist zu sehen.



    Kapitel 2: Gleich knapp darunter steht dort "hängt offen antisemitisches Bildwerk". Der selbe Unsinn. Nirgends ist offener Amtisemitismus zu sehen, schon garnicht ist das gesamte "Bildwerk" antisemitisch.



    Kapital 3: Die Autorin sieht einen "Geschäftsmann" mit (u.a.) "Hakennase", "Wolfszähne(n)" und "Schläfenlocken". Ich sehe eine große Nase und zwei Haarsträhnen, die mit Locken null vegleichbar sind. Aber selbst wenn: Steht der Mann mit den SS-Runen auf dem Hut (!) für alle Israelis, gar für alle Juden? Blanker Unsinn. Er steht nicht mal für für einen Geschäftsmann, schon garnicht für einen Israeli und/oder Juden.



    Kapitel 4: Es wird geraunt: "Schon vor einem halben Jahr kamen Bedenken auf, ob nicht auf dieser Documenta ... auch die Gefahr antisemitischer Äußerungen bestehen könnte."



    "Bedenken kamen auf"! dass eine "Gefahr" "bestehen könnte". Und "dass vielleicht (!) die Kontrolle verloren werden könnte (!)." Das ist Konjunktiv-Journalismus vom Unfeinsten. Noch diffuser als "vielleicht" mit "könnte" zu kombinieren, geht wirklich nicht. Und es wird nicht mal reflektiert, vom wem diese "Bedenken" kamen bzw. mit welcher Absicht.



    Kapitel 5: Ein "Schwein mit Rüssel" sieht die Autorin, auf dessen Helm "Mossad" steht. Ich sehe einen Soldaten mit einer Maske, die ein Schweine"gesicht" darstellt. Und Mossad ist für mich nicht Israel, schon garnicht "die Juden".



    Fazit: Die Empörungsmaschinerie läuft. Von der völlig skandalfreien BILD bis (erstaunlich) taz. Und politische Lautsprecher dürfen natürlich nicht fehlen.



    Man kann, man darf, man soll kritisieren. Aber nicht so unreflektiert und reflexhaft.



    Antisemitismus sehe ich nirgends.



    Aber wer ihn zwanghaft sehen muss, der sieht ihn. Natürlich.

    • @655170 (Profil gelöscht):

      Stimmt, aber wer ihn zwanghaft nicht sehen muss, der sieht ihn auch nicht.

    • @655170 (Profil gelöscht):

      Was muss ein antisemitisches Bild denn enthalten, um bei Ihnen als solches erkannt zu werden? Müssen da entsprechende Schilder an den Figuren kleben, die klarstellen, dass hier wirklich alle Juden als Inkarnation des Bösen symbolisch zusammengefasst werden sollen?

      Denn nur so (oder so ähnlich) sind mir Ihre Ansichten zu dem Bild erklrlihc. Für mich ist es sehr endeutig andersherum: Die Merkmale, die die Gestalter (das Wort "Künstler" geht bei derart monodirektionalem Agitprop ein wenig schwer durch die Tippfinger) dem bösen Kapital gegeben haben sind nicht etwa "typisch Kapital" sondern entsprechen primär hergebrachten (an sich natürlich schon rassistischen) Klischees über das Äußere speziell von Juden. Genau diese Klischees haben auch schon die Nazis und andere Antisemiten verwendet, gerade wenn es ihnen darum ging, die Legende vom übermächtigen "internationalen Finanzjudentum" zu pflegen. Den Bezug zum Judentum verschärfen die SS-Runen noch, weil die Jedermann mit dem Massenmord an Juden im Holocaust assoziiert. Sie dem bösen Kapitalisten auf den Hut zu malen, zerstreut jeden Zweifel, dass das Bild etwa unabhängig von Vorurteilen gegenüber Juden dastehen soll. Also nein, da gibt es nichts zu beschönigen: Das Bild will das "Böse Kapital" darstellen, und es stellt es unmissverständlich auf rassistische Art und Weise als jüdisch dar.

      Das Schwein mit dem Mossad-Helm mag etwas(!) konkreter den Staat Israel als Anknüpfungspunkt haben und nicht das Judentum an sich. Aber im Zusammenhang mit den übrigen "Geißeln der Welt" in dem Bild fragt sich schon, wie ein so winziges Land diese herausragende und machtvolle Rolle "verdient" haben soll, wenn nicht dadurch, dass es der "Staat der Juden" (mit einem unterstellten weltumstpannenden Netz an geheimen Einflussnehmern) ist. Will sagen: Auch eine derartige Überhöhung der Bedeutung des Staates Israel im Bösen ist MINDESTENS latent antisemitisch.

    • @655170 (Profil gelöscht):

      Kritik ist das eine, die Konsequenzen daraus das andere: in Diskussionsforen von einem benachbarten Hauptstadtmedium fordern inzwischen einige allen Ernstes McCarthy-ähnliche Ausschüsse, die in Zukunft sämtliche öffentlich geförderten Kulturprojekte nach Antisemitismus durchforsten sollen.

    • @655170 (Profil gelöscht):

      Ganz ehrlich, ich gehör nicht zu den Leuten, die bei jeder Kritik an israelischer Politik Antisemitismus schreien und irgendwas fordern. Ich halt mich auch meistens aus solchen Diskussionen raus, weil mich die Art der Debatte nur noch nervt.

      Aber Teile der Darstellung sind ganz klar und eindeutig mit antisemitsichen Klischees beladen. Und wer anzweifelt, dass es um ein Schweinsgesicht geht, muss nur mal das Statement des von Taring Padi dazu lesen.

      "Alle auf dem Banner abgebildeten Figuren nehmen Bezug auf eine im politischen Kontext Indonesiens verbreitete Symbolik, zum Beispiel für die korrupte Verwaltung, die militärischen Generäle und ihre Soldaten, die als Schwein, Hund und Ratte symbolisiert werden, um ein ausbeuterisches kapitalistisches System und militärische Gewalt zu kritisieren.“

      Figuren mit Davidstern, dargestellt als Schwein, als Symbol für das "ausbeuterische kapitlalistische System". Eine Figur mit Schäfenlocken, in jüdischer Tracht, mit spitzen Zähnen und SS Runen auf dem Hut. Mehr häßliches Klischee geht gar nicht, und es hat auch nichts mit der Politik Israel zu tun, sondern zielt ganz klar auf die Darstellung eines Juden. So naiv sind Taring Padi ganz sicher nicht.

      Man muss schon extrem die Augen zukneifen, um da "nirgends Antisemitismus" zu sehen.

    • @655170 (Profil gelöscht):

      ' ... Antisemitismus sehe ich nirgends.

      Aber wer ihn zwanghaft sehen muss, der sieht ihn. Natürlich. ...'

      Und wer ihn zwanghaft nicht sehen muss, der sieht ihn nicht. Natürlich.

      So kann man wunderbar nichts mit nichts erklären.

    • 9G
      92489 (Profil gelöscht)
      @655170 (Profil gelöscht):

      "Antisemitismus sehe ich nirgends." Ich weiß nicht Mal was das ist. SS steht für Super Scharfe Zähne und die Lockensträhnchen sind die Schnurrbarthaare. Der Hut steht dafür, dass man vor diesem Raubtier auf der Hut sein muss. Es handelt sich offensichtlich um einen Tiger.

    • @655170 (Profil gelöscht):

      Gefährliche Gedanken

  • Dass Künstler in Fernost vor 20 Jahren bei Ihren Werken nicht auf die Idee gekommen sind, erst einmal deutsche Kulturattachés nach ihrer Meinung zu fragen, sollte einen nicht wirklich überraschen. Umgekehrt kann man von Deutschland aber auch nicht verlangen, jedes Werk aus dieser Epoche schmerzfrei bei sich auszustellen. Es hat sich leider bloß wieder niemand gefunden, der das Rückgrat hatte zu sagen, das hier geht und das da eben nicht. Den jetzt allen Ernstes erhobenen Hinweis auf die große Zahl von Exponaten als Entschuldigung fürs Wegsehen finde ich absurd: schließlich kann sich auch kein Bauleiter bei Pfusch am Bau damit herausreden, dass er sich nicht um alles selber kümmern konnte.

    Bezeichnend bei der Debatte hinterher ist aber mal wieder, wie sich die Grünen (Frau Roth und Frau Dorn) hier innerhalb weniger Tage einen schlanken Fuß gemacht haben: Letzte Woche noch an vorderster Front für Internationalismus und Anti-Kolonialismus, und kaum hat sich der Wind gedreht, will man schon immer auch im Lager der Anti-Antisemiten gewesen sein.

    Der ganze "Documenta-Skandal" ist doch auch ein Lehrstück darüber, dass Kunst - gute wie schlechte - aufhört, Kunst zu sein, sobald sie sich von Staatsknete aushalten lassen will oder muss. Und Künstler und Kuratoren, die das in Kauf nehmen, sollten sich keine Illusionen machen: Verbündete in der Politik finden sie nur so lange, wie ihre Kunst den Politikern auch von Nutzen ist. Und das war dieses Werk seit letztem Wochenende eindeutig nicht mehr.

    • @morrison:

      Man sollte sich ja in Foren nicht selber antworten, aber hier mach ich's trotzdem mal:

      Dieser Link zeigt, dass man auch andernorts unseren Politikern mit ihren scheinheiligen "Igitt"-Distanzierungen allmählich auf die Schliche kommt:

      www.spiegel.de/kul...-ad5c-066aa3517fec

  • man könnte auch sagen, dass gerade durch die öffentliche Diskussion und den gerichtlichen Streit ,um diese Kirchenskulptur, das Werk erst bekannt wurde. Die altertümliche Inschrift dürfte durch die wenigsten entzifferbar gewesen sein, die Figuren zwar schon erkennbar , aber die Intention dahinter dürfte kaum aufgefallen sein. Das hat sich nun grundlegend geändert....



    Zumindest die Frage, ob es sinnvoll war, dies an die große Glocke zu hängen, stellt sich dann doch. Mit dem alltäglichen Antisemitismus zumindest, hat diese Skulptur keinen Anknüpfungspunkt. Durch die Gerichtsverhandlung und die Medienberichte, hat nun rechts wieder ein Beispiel für die vermeintl Bilderstürmerei und einen weiteren vermeintl Beweis für die Zensur und das bis weit hinein in die Mitte. Auch mir ging soetwas durch den Kopf...



    Anstatt den alltäglichen Antisemitismus zu entlarven hat es möglichweise diesen sogar weiter verharmlost, eine Skulptur aus dem Mittelalter, ist eine Skulptur aus dem Mittelalter und nicht Ausdruck der aktuellen Gesinnung... Diese muß eingeordnet werden und in täglicher Diskussion, immer wieder aufs neue widerlegt werden. Jetzt haben aber einige wieder eine Bestätigung für ihre Gesinnung erfahren....und vielleicht sogar einige dafür empfänglicher gemacht.



    Gesinnungen verschwinden nicht in dem man sie versteckt, aus der Öffentlichkeit verbannt, Gesinnungen offenbaren sich an solchen Dingen. Und nur so besteht die Chance, Menschen auf ihre eigenen falschen Einstellungen hinzuweisen... Ähnlich verhält es sich wohl mit diesem Kunstwerk... niemand wird weniger antisemitsch geworden sein, weil es jetzt abgebaut ist, aber einige werden sich in ihrem Wahn bestätigt fühlen. Anstatt ihre falschen Ansichten auszusprechen und widerlegt zu bekommen, reicht es jetzt zu sagen, siehst du "es wird zensiert"... zumindest überlegen kann man, ob das so sinnvoll ist.



    Ein Schild mit der Aufschrift dieses Bild ist antisemitisch, weil....darunter hätte eine Stellungnahme erzwungen...

    • @nutzer:

      " eine Skulptur aus dem Mittelalter, ist eine Skulptur aus dem Mittelalter".



      Das wusste die jüdische Gemeinde nicht, die geklagt hat.



      Seien sie bitte so freundlich und ordnen frühen und späten Antisemitismus richtig ein. Je früher, desto unbedeutender.



      Schließlich hat ja ein gewisser Luther mitgemacht.



      Unter der "Judensau" gibt es jetzt eine Tafel.



      Der Text der Inschrift lautet: "Gottes eigentlicher Name, der geschmähte Schem Ha Mphoras, den die Juden vor den Christen fast unsagbar heilighielten, starb in 6 Millionen Juden unter einem Kreuzeszeichen".



      Das erklärt doch das Relief. Oder?



      Da fehlt eigentlich nur noch der Hinweis"gestiftet von....".

    • @nutzer:

      das knüpft an Reinhardt Gutsches Beitrag



      an

  • Bernhard Schulz , Autor*in ,

    Im Globalen Süden ist es bequem, alle Übel der Welt bei den USA und ihrem "Lakaien" Israel abzuladen. Darauf kann man sich immer einigen.



    Dass die islamischen Länder seit 1948 jegliche Einwanderung von Palästinensern verhindern, um sie, zusammengepfercht in Gaza und West Bank, als Faustpfand gegen Israel zu missbrauchen, wird geflissentlich übersehen. Währenddessen ist die Zahl der "Flüchtlinge" - der Flüchtlingsstatus wird laut UN vererbt! - von 800.000 auf 5 Millionen angewachsen, und ringsum warten Länder wie Syrien und Jordanien nur darauf, dass diese Situation explodiert...Wie wäre es, endlich Einwanderungsmöglichkeiten für Palästinenser zu fordern?

  • Fakt ist, dass Kritik an der Apartheidspolitik Israels nicht überall in der Welt mit der Antisemismuskeule zum Schweigen gebracht wird.

    In Deutschland „aus historischen Gründen“ sehr wohl, was in diesem Fall faktisch die künstlerische Freiheit gem. Art 5 GG außer Kraft setzt.

    Das ist besonders bemerkenswert, da man sich beispielsweise in der Causa Mohamedkarikaturen auf eben diese Freiheit der Kunst berufen hat.

    Zweierlei Maß also. Wie so oft.

    • @Phineas:

      Die Verwendung aggressivster und plattester antisemitischer Klischees, inklusive Gleichsetzung Israels mit NS ist für Sie also "Kritik an der Apartheidspolitik"? Damit disqualifiziert sich diese dann wohl selbst.

    • @Phineas:

      Fakt ist, dass es sich bei jeder Antisemitismusdebatte über Antisemismuskeule und dass man Israel nicht kritisieren darf, selbst wenn Israel damit nichts zu tun hat, beschwert wird.

    • @Phineas:

      Mir erschließt sich nicht, weshalb sie "aus historischen Gründen" in Parantese glauben setzen zu müssen? Vielleicht noch ein Zwinker-Zwinker Emoji dazu kredenzen? Antisemiten im postkolonialen hippen Gewand? Jo mei, warum denn nicht? Irre, wie deutsche "Widerständler*innen" (sic!) abgehen, wenn's um Israel geht! ("Kolossale Jugend" hat dazu erschöpfend formuliert: Halt’s Maul Deutschland!)...

    • @Phineas:

      Was würden Sie nur ohne "Antisemitismus-Keule" anfangen?

      Vor Jahren war das reiner Nazi-Jargon, Walser hat das dann in die Mitte der Gesellschaft gerückt.

      Und heute verwenden diesen widerlichen Begriff auch Leute, die denken, sie wären links.

  • Schweinereien auf Bildern

    Die Causa verweist auf das schwebende Verfahren einer anderen antisemitischen Schweinerei, das Judensau-Relief in der Stadtkirche zu Wittenberg, derselben, an deren Portal einst Martin Luther der Legende nach seine antipapistischen Thesen pinnte. Das Relief übertrifft zwar in seiner eindeutigen bildlichen Klischee-Kraft diejenige des in Kassel inkriminierten Bildwerkes um Haupteslängen, erfreut sich allerdings in einem jahrelangen Rechtsstreit mit der (unterstützenswerten) Forderung des jüdischen Klägers, es den Augen des Publikums zu entziehen, eines erstaunlichen Wohlwollens der deutschen Justiz. Leider ist dem Kläger in seinem beharrlichen Kampf gegen das Judensau-Relief eine vergleichbare klare politische Unterstützung seitens der Bundesregierung, wie in der Causa des People’s Justice“-Gemäldes von Kassel an den Tag gelegt, bislang versagt geblieben.

  • Verhüllungen bildlicher Parallelen

    Zitat: „Er zeigt unter anderem Fotocollagen mit Anspielungen auf Pablo Picassos weltbekanntes Werk Guernica. Israelische Soldaten greifen darauf palästinensische Bauern an. Auch hier wird bildlich die Parallele zwischen dem nationalsozialistischen und dem israelischem Staat aufgemacht.“

    Das erinnert an die denkwürdige Sitzung des UNO-Sicherheitsrates am 14. Febr. 2003, dessen Saal bekanntlich eine Kopie des berühmten Picasso-Gemäldes „Guernica“ symbolträchtig schmückt. Der damalige US-Außenminister Powel (Rep.) wollte in einer kriegsbegründenden Rede mit der folgenschwersten Verschwörungstheorie des beginnenden Jahrtausends aller Welt weismachen, Hussein besitze MDW, die ruck zuck die USA auslöschen könnten. In seiner historischen Widerrede im Geiste de Gaulles warnte der französische Außenminister de Villepin vor den dramatischen Folgen dieses Fakes.

    Eigens für diese Sitzung war das Wandgemälde zuvor verhüllt worden: Die „bildlichen Parallelen“ zwischen Guernica und dem drohenden Angriff auf den Irak gingen den Initiatoren der Anti-Irak-Resolution dann wohl doch zu weit...

    • @Reinhardt Gutsche:

      Verhüllung ist also Verhüllung und ist Verhüllung.

      Messerscharf argumentiert.

      • @Jim Hawkins:

        Zitat @Jim Hawkins: "Verhüllung ist also Verhüllung und ist Verhüllung. Messerscharf argumentiert."

        Richtig. Messerscharf erkannt...

  • Nach wie vor habe ich, als ich mir das Bild zum ersten Mal angesehen habe einen Soldaten mit einem Helm und einer Gasmaske vor dem Gesicht gesehen und keinen Soldaten mit Schweinenase. Und ich habe auch keine antisemitische Karikatur eines orthodoxen Juden erkannt, sondern einen ziemlich hässlichen Menschen mit einer Melone auf dem Kopf, auf der SS-Runen abgebildet waren (ich sehe nach wie vor dort keine Schläfenlocken und ich wüßte auch nicht, warum ein Mensch jüdischen Glaubens durch SS-Runen erkennbar wird). Ja, wenn ich mir die ganzen Artikel durchlese und die Kommentare, dann kann ich sagen, anscheinend erkennen andere Menschen etwas anderes darin als ich. Vielleicht haben sie recht und ich habe das nicht erkannt. Wenn das der Fall ist, dann finde ich es immer ziemlich hilfreich, wenn ich mir dann anhöre, was der- oder diejenige, die so ein Bild gemalt haben, selber dazu sagen. Sagen sie - "nee, das ist auch antisemitisch gemeint, das erkennen alle ganz richtig", dann weiß ich, aha, da war ich wohl zu Beginn auf dem Holzweg. Oder aber, wenn auf Grund der sonstigen Arbeit der Künstler*innen klar ist, ja, die sind Antisemit*innen, die meinen das so. Aber hier sagen die Künstler*innen selbst ganz klar, das ihre Intention nicht war, ein antisemitisches Werk zu schaffen. Dann ist doch spannend, a) meinen die das so oder sagen die das nur noch, um aus der Nummer rauszukommen, b) haben die ansonsten antisemitische Meinungen vertreten, c) spielt Antisemitismus in Indonesien überhaupt eine Rolle? Sind dort Bilder, Symbole etc. die wir schnell als "antisemitisch" einordnen mit einem ganz anderen Inhalt versehen? d) Stülpen wir damit nicht einen Diskurs und ein Thema auf Menschen aus einem anderen Kulturraum, die - im Gegensatz zu uns hier in der BRD, in Europa und Israel - mit dem ganzen Thema einfach nichts am Hut haben? Das heißt dann immer noch nicht, das das Bild da bleiben soll. Aber vielleicht kreist die Welt nicht nur um unsere Themen und Sichtweisen.

    • @Patricia Jessen :

      "...spielt Antisemitismus in Indonesien überhaupt eine Rolle.... mit dem ganzen Thema einfach nichts am Hut haben?".



      Harte Tobak oder grenzenlose Naivität?



      Die Künstler leben nicht hinterm Mond und die Symbolik nutzen sie bestimmt nicht zufällig.



      Man kann natürlich alles soweit unter dem Motto von kultureller Subjektivität sezieren, bis nichts mehr übrig bleibt.

      • @Jutta57:

        Das, was ich bisher zu diesem Thema in Medien gelesen habe ist alles, aber kein seriöser, wissenschaftlich fundierter Diskurs, in dem sich sachlich mit einem Werk auseinandergesetzt wird. Stattdessen wird emotional und anhand rein subjektiver Wahrnehmung diskutiert. Dies ist genau das, was ich bemängele.

    • @Patricia Jessen :

      Ich habe in den letzten Jahren gelernt, dass es bei Äußerungen/Verhaltensweisen, die eine Minderheit potentiell beleidigen, verächtlich machen o.ä., nur darauf ankommt, wie die Mitglieder dieser Minderheit dies empfinden, und nicht, was die Intention der Auslöser war. Nun haben sich schon etliche Vertreter dieser Minderheit in Deutschland entsprechend geäußert... Aber, ist wahrscheinlich hier was anderes.

      Bei den diverse Apologien, die ich heute zu diesem Thema gelesen habe, beschleicht mich das Gefühl, daß es, wenn es hier um andere Minderheiten gehen würde, das Verständnis nicht so groß wäre.

      Die Behauptung, daß "wir" irgendjemanden etwas "überstülpen" und dass "antisemitisch oder nicht" eine Frage des Erdteils ist, und das dass eigentliche Problem sei, daß "wir" uns nur um uns selbst und unsere Sichtweisen drehen, schafft es dann am Ende, dem Ganzen noch den richtigen Dreh zu geben. Alle Achtung.

      • @Madu Coulibaly:

        Antisemitismus ist nicht die Frage eines Erdteils. Aber was man mit Symbolen meint, wie man diese liest, in welchem Kontext sie stehen, dass ist schon teils recht unterschiedlich. Gerade in der Kunst. Deswegen ja, eventuell verorten wir als Europäer*innen ggf. hier ein Thema, was für das Künstler*innenkollektiv in Indonesien keine Rolle spielt und wo sie eine ganz andere Symbolik sehen und nutzen. Das gilt es zu klären, sonst kann ich ein Werk nicht verstehen und interpretiere es ggf. falsch.

    • @Patricia Jessen :

      James Bond wird hier auch verunglimpft, wo er doch ein Guter ist, das geht gar nicht.

    • @Patricia Jessen :

      Hätten Sie das auch geschrieben, wäre eine, zumindest von Betroffenen erkennbare rassistische Karikatur abgebildet gewesen?

      Man braucht ein wenig Fantasie dafür, aber so schwer Ist es eigentlich nicht.

      • @Jim Hawkins:

        Hallo zusammen, ja, ich hätte das gleiche auch geschrieben, wenn eine andere Minderheit den Eindruck gehabt hätte, dass sich dieses Bild gegen sie richtet. Dass es "nur darauf ankommt, was eine Minderheit empfindet" (interessante Formulierung mit dem "nur") zeigt eine Facette des Problems - was jemand bei Anblick eines Bilds empfindet ist eben nicht umbedingt das, was von den Künstler*innen intendiert ist. Und das was jemand empfindet oder intendiert ist immer subjektiv und nicht umbedingt objektiv. Deswegen ist es ja an diesem Punkt spannend zu sehen a) wie empfinden Menschen das Bild, b) was ist mit dem Bild gemeint, c) welche Diskurse knüpfen die, die das Bild sehen an seine Symbolik an und d) welche Diskurse bedienen die Künstler*innen dort, wo sie herkommen. Selbstverständlich können wir dieses Bild vor dem Rahmenwerk unserer Erfahrungen und Diskurse betrachten und es so interpretieren, dass es antisemitischen Diskursen einen Anknüpfungspunkt bietet. Aber das heißt nicht, dass indonesische Künstler*innen die gleichen Diskurse und Symbole im Kopf haben wie wir und diese bedienen (wollen). Und wie gesagt, die Künstler*innen sagen selbst, sie hätten keine antisemitische Intention gehabt. Können wir ihnen jetzt vorschreiben "doch, das habt ihr". Wir können doch nur sagen, aus unserer Sicht knüpft euer Werk an Diskurse an, die antisemitisch sind und bedient hier den Diskurs mit der gewählten Symbolik (wenn wir das denn zu erkenn glauben). Aber weder die Aussage von uns noch die Aussage der Künstler*innen fasst doch eine objektiv messbare Wahrheit - nämlich dass das Kunstwerk an sich antisemitisch ist. Ganz im Gegenteil zu einer Darstellung bspw. im Stürmer, die gar keinen anderen Schluss zulässt. Zudem schwingt hier eine interessante "kolonialistische" Lesart mit - wir sagen den Künstler*innen aus Indonesien, dass sie antisemitische Kunst schaffen. Hat auch ein bisschen was von "The white man´s burden".

        • @Patricia Jessen :

          Nun ja, es ist ja nicht so, dass es keine Kriterien geben würde, anhand derer man Antisemitismus, Rassismus, Homophobie oder Misogynie erkennen könnte.

          Zu allen Bereichen gibt es wissenschaftliche Forschung und immer auch einen state of the art.

          Das ist ja keine Geschmacksfrage, sondern eine Angelegenheit der Wissenschaft.

          Gerade beim Antisemitismus muss man leider immer und immer wieder bei Null anfangen.

          Weil sich kaum jemand dafür interessiert und in der Leugnung des Vorwurfs sich meistens ein Teil des Problems artikuliert.

          • @Jim Hawkins:

            Zu sagen "ich erkenne in dem Bild dieses oder jenes" ist allerdings kein klares Kriterium wissenschaftlicher Forschung. Gerade wenn man bei bildlichen Darstellungen auch die Intention und den Kontext der Erstellung eines Kunstwerks mit hinzuzieht. Dann ist es beispielsweise bei "Karikaturen" des "Stürmers" oder aber der "Judensau" an einer mittelalterlichen Kirche auf Grund der Intention und des Kontextes - neben der eindeutigen Symbolik, die verwendet wird und an einem im Entstehungsgebiet eindeutigen Diskurs anknüpft - klar, dass diese Darstellung nach objektiven Kriterien als antisemitisch eingestuft werden kann. Bei dem Bild, das hier gezeigt wird, ist es aber genau nicht so klar, denn die Intention scheint nicht antisemitisch zu sein (so die Aussage der Künstler*innen) und der werkimmanente wie gesamtkulturelle Kontext der Entstehung lässt sich wohl auch nicht so vereindeutigen. Das Menschen etwas in einem Bild zu erkennen glauben ist kein Beleg für ein wissenschaftlich haltbares Argument.

            • @Patricia Jessen :

              Stellen wir uns vor, ein Schwarzer wird mit wulstigen Lippen und mit einem Baströckchen bekleidet in einem Kunstwerk abgebildet.

              Rassismus?

              Oder eine blonde Frau mit großer Brust, knapp gekleidet, sagt irgendetwas Dummes. Und das als Figur in einem Wimmelbild, das auf einer Ausstellung gezeigt wird.

              Sexismus?

              Ich denke schon, dass es Kriterien gibt.



              Die oben genannten Symbole verkörpern diese.

              Bei anderen Formen der Diskriminierung wird das in der Regel zumindest von aufgeklärten Menschen auch so wahrgenommen.

              Nur beim Antisemitismus tun sich viele schwer.

              Gibt es eine Rassismuskeule? Eine Homophobiekeule?

              Der eigentliche Witz ist ja der. Dass Antisemitismus nicht wahrgenommen oder sogar geleugnet wird, ist dieser Ideologie praktisch eingewoben.

              Weil die Juden das Sein hinter dem Schein sind. Sie wirken im Verborgenen und ziehen die Strippen.

              So findet der Antisemit beim Leugnen des Antisemitismus zu sich selbst.

              • @Jim Hawkins:

                Nichts anderes habe ich geschrieben, als das es eindeutige Kriterien gibt - Siege meine Verweise auf Darstellungen im „Stürmer“ oder die diffamierende Darstellung der „Judensau“ an Kirchen. Intention, gewählte Symbolik und der diskursive Rahmen bilden hier eine Einheit, wo objektiv antisemitische Hetze erfüllt ist. Damit tut sich jede*r, die bzw. der sich mit Antisemitismus auseinandersetzt auch nicht schwer. Und wer dort den Antisemitismus leugnet, die bzw. der leugnet das Phänomen, ggf. auch, um sich mit dem eigenen Antisemitismus nicht auseinander setzen zu müssen. Nur sehe ich eben hier in dem Werk nicht, dass Intention, Symbolik und Diskurs sich so einheitlich präsentieren, dass objektiv alle Kriterien erfüllt sind, eindeutig von einem antisemitischen Werk zu sprechen.

                • @Patricia Jessen :

                  Und warum sehen Sie das in diesem Werk nicht?

                  Alle, die sich seriös und wissenschaftlich mit dieser Thematik beschäftigen sehen das anders.

                  Fällt das nicht ins Gewicht?

                  • @Jim Hawkins:

                    Also seriöse, wissenschaftliche Einordnungen habe ich eigentlich noch gar nicht dazu gelesen. Viele persönliche Meinungen, aber fundierte, objektive wissenschaftliche Analysen - ich kenne keine.

  • "Hinter dem Rauchenden mit SS-Hut drängt aus einer uniformierten Hundertschaft ein Schwein mit Rüssel hervor, „Mossad“ steht auf seinem Helm, ein Davidstern auf seinem roten Halstuch. "

    Die Mossad-Figur marschiert in einer Reihe mit anderen Uniformierten und trägt einen Helm und eine Gasmaske, wie andere Figuren auch. Hier einen Juden mit Schweinsgesicht oder -Maske erkennen zu wollen, ist schon sehr, sehr weit hergeholt.

    Die Person mit den Schläfenlocken und den SS-Runen auf dem Hut ist eine idiotische Abbildung und sicher antisemitisch und deshalb ein Skandal. Darüber soll und muss man streiten.

    Dazu muss das Werk aber zu sehen sein.



    Die Verhüllung ist nicht weniger skandalös als das Gemälde selbst.

    • @Callcenter-Agent:

      Zwei Haarsträhnen sind zu erkennen, ob die "Löckchen" schlecht gemalt oder die Strähnen nur diese Assoziation zulassen, scheint mir nicht eindeutig zu sein- so geht das im ganzen Bild weiter.



      Ein Verbot dieses Bildes auf der Documenta wirkt da seltsam entschlossen, eben ein Statement.