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Anti-Abtreibungskundgebung in USA„Beschützer“ Trump

Bei einer Kundgebung des „March for Life“ gegen Abtreibung nahm zum ersten Mal ein US-Präsident teil. Jedes Kind sei eine „heilige Gabe Gottes“, sagte er.

Donald Trump beim „March for Life“ Foto: Patrick Semansky / AP

Washington epd | Als erster US-Präsident hat Donald Trump am Freitag (Ortszeit) bei der jährlichen Anti-Abtreibungskundgebung „March for Life“ in Washington gesprochen. Trump sagte vor Zehntausenden Teilnehmern, jedes Kind sei eine „heilige Gabe Gottes“. „Ungeborene Babys“ hätten noch nie einen so starken Beschützer im Weißen Haus gehabt wie ihn.

Der „Marsch für das Leben“ findet jährlich statt. Er wendet sich gegen das Urteil des Obersten US-Gerichtes vom 22. Januar 1973 zur Legalisierung der Abtreibung. Schwangerschaftsabbruch sei durch das Recht auf die Privatsphäre gedeckt, befanden die Richter damals. „Eure Generation wird Amerika zur Pro-Life-Nation machen“, ermutigte Trump die vielen jungen Teilnehmer in seiner etwa zehnminütigen Ansprache.

Man müsse Abtreibung „undenkbar“ machen, sagte die „March for Life“-Präsidentin Jeanne Mancini. Sie dankte Trump für das, was er für die Bewegung getan habe und für das, was er noch tun werde. „Four more years“ (Nochmal vier Jahre), riefen Kundgebungsteilnehmer mit Blick auf die Präsidentschaftswahl im November.

Hoffnung macht den selbsternannten Lebensschützern die Umbesetzung der Gerichte mit „konservativen“ Juristen durch Trump und seine Ernennung von zwei Richtern zum Obersten Gericht. Bei Testfällen zur Abtreibung würden die Richter das Urteil von 1973 aufheben oder schwächen, wird vermutet.

In den USA ist die Zahl der Abtreibungen dem Familienplanungsinstitut „Guttmacher Institute“ zufolge in den vergangenen Jahren gesunken. Im Jahr 2017 seien 862.320 Abtreibungen vorgenommen worden, rund 200.000 weniger als 2011. Noch nie seit 1973 sei die Abtreibungsrate von Frauen im gebärfähigen Alter so niedrig gewesen, hieß es.

Kaum ein politisches Thema weckt in den USA so starke Emotionen wie Abtreibung. Über die Jahre haben sich die politischen Fronten verhärtet. Republikaner sind gegen das Urteil von 1973. Demokraten lehnen Abtreibungsrestriktionen weitgehend ab.

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9 Kommentare

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  • Einmal geboren kann man das Kind und die Mutter ohne Daseinsversorgung in den Abgrund schicken.

    Würden sich diese “Lebensschützer” mal mit dem gleichen Eifer um Umweltschutz oder wenigstens um die kümmern, die schon da sind!

  • Man kann diesen Idioten nur wünschen das sie gewinnen... Danach wächst die Bevölkerung in den USA so schnell, das dieser Staat mit seinem schlechten System in wenigen Jahrzehnten zusammenbricht.

  • Aus dem Mund von Trump klingen selbst Sätze, die ich für absolut wahr halte, irgendwie anders als sonst. Seine Doppelmoral ist unerträglich. Wie oft verachtet er mit seiner Politik die "Heilige Gabe Gottes", wenn sie dann als Nicht-Amerikaner nicht seinen Interessen entspricht.

    "Heilige Gabe Gottes" - ja, Gott liebt alle Menschen, Amerikaner oder Mexikaner, ob Mann oder Frau, Schwarz oder Weiß, Täter ("Sünder") oder Opfer, ob alt oder jung arm oder reich, schon geboren oder noch im Mutterleib. So einen Satz kann ich als Christ nur wahr finden. Es entspricht voll und ganz dem christlichen Menschenbild.

    • @Winnetaz:

      Danke für Ihren Beitrag

  • Originalton Donald Trump:"Ich erinnere, dass die Babies nicht nur vor der Geburt, sondern auch noch nach der Geburt getötet werden durch die Umtriebe der Demokraten."

    Das erinnert doch an Julius Streicher mit seinem "Stürmer", der ebenfalls Propagandalügen in die Welt setzte und behauptete die Juden würden Kinder entführen und töten.

    Man erkennt, dass die Hälfte der US-Bevölkerung einen Ozean an Unwissen besitzt und das geistige Niveau unaussprechlich niedrig ist. Aber im damaligen Deutschen Reich wurde das auch von Vielen geglaubt. Ein dummes und brutales Volk lässt sich leicht regieren - und nachhaltig, wie man in der BRD bei den AfD-Wählern sieht.

    Es wird Zeit, dass solche "Politiker" rechtzeitig und gründlich aus dem Verkehr gezogen werden.

  • Trump, ein gewissenloser Opportunist und ein Pussygrabber als Abtreibungsgegner, leider keine Satire. Was für ein Schmierentheater.

  • "jedes Kind sei eine „heilige Gabe Gottes“



    Also. Ungeborene. Geborene kann man schon mal in Käfige stecken, wenn sie den Fehler machen, Mexikaner zu sein.

    • 9G
      90946 (Profil gelöscht)
      @Frank N. Stein:

      Ja. Und wenn sie so doof sind, weiblich zu sein, darf mann ihnen sonstwohin greifen.



      Nein, schön an den Ungeborenen ist, dass sie noch nicht eigenwillig sind. Daher die überbordenden Emotionen? Oder was ist die Quelle des heiligen Eifers?

    • @Frank N. Stein:

      Sehr gut Ihr Beitrag. Doppelmoral sei willkommen.