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Angriffe des Iran auf IsraelArabische Nachbarschaftshilfe

Kommentar von Lisa Schneider

Der glimpfliche Ausgang der iranischen Raketenangriffe zeigt: Israel braucht die Hilfe anderer Staaten. Das Land sollte sie nicht aufs Spiel setzen.

Die Nacht auf Sonntag: Israel bekam westliche und arabische Hilfe Foto: Tomer Neuberg / AP

D er Vergeltungsschlag des Iran gegen Israel schafft Klarheit in der Region – allerdings wohl nicht so, wie die Islamische Republik sich das vorgestellt hatte. Über 300 Raketen und Drohnen soll Teheran gegen Israel losgeschickt haben, davon abgeschossen wurden laut israelischem Militär 99 Prozent. Die Hisbollah aus dem Libanon schickte zwar zeitlich koordiniert ebenfalls Geschosse, doch die Bilanz der Nacht fällt weit weniger schrecklich aus als von vielen befürchtet: wenige Verletzte, keine Toten.

Zwar könnte man nun argumentieren, der Iran habe lediglich testen wollen, ob Israels Verteidigungssysteme einem Angriff standhält, um bei der nächsten Attacke die Dosis des Feuers zu erhöhen. Doch aus iranischer Perspektive bleibt ein Kernproblem: Israel ist gegen Angriffe aus der Ferne gut gerüstet, das Flugabwehrsystem „Arrow“ ist genau darauf ausgelegt. Und bei Angriffen aus dem Iran hat Israels Verteidigung deutlich mehr Zeit, sich vorzubereiten, als bei Attacken von Irans Stellvertretermilizen aus dem Südlibanon oder dem Gaza­streifen.

Da verwundert es nicht, dass der Iran am Sonntag bekannt gab: Wenn es einen israelischen Gegenschlag gebe, sehe man sich wiederum zu einem noch härteren Gegenschlag gezwungen. Aber eben nur: „wenn“. Auch der Islamischen Republik scheint bewusst zu sein, dass ein Luftkrieg mit Israel eine teure, wenig effektive Angelegenheit wäre. Das ist die erste Erkenntnis.

Die zweite: Israel hat sich in der Nacht zum Sonntag nicht allein verteidigt. Die USA, Großbritannien und das Nachbarland Jordanien schossen Drohnen und Raketen ab. Auch Saudi-Arabien soll sich an der Verteidigung Israels beteiligt haben. Die Beziehungen zwischen Israel und seinen westlichen Verbündeten sowie den ihm gewogenen arabischen Nachbarn waren in letzter Zeit drastisch abgekühlt wegen Israels erbitterten Kriegs gegen die Hamas in Gaza.

Arabische Staaten spüren den Druck der Mullahs

Doch sowohl Saudi-Arabien als auch Jordanien – an dessen Nordgrenze mit Syrien ein iran­freundliches Regime und durch den Iran finanzierte Milizen sitzen – spüren den Druck Teherans. Und erinnern sich, dass sie von Israels Kampf gegen die Mullahs profitieren und dass in der Opposition gegen den Iran und seine Stellvertretermilizen – in Saudi-Arabiens Fall vor allem die Huthi-Miliz im Jemen – die Gemeinsamkeiten groß sind.

Für Israel folgt daraus, hoffentlich, eine dritte Erkenntnis: Seine Verbündeten reihum zu verprellen, weil man den extremen Rechten im Land und ihren Siedlungsfantasien hinterherhechelt, ist eine schlechte Strategie. Guten Willen zu zeigen bei der Verteilung von Hilfen und beim Schutz der Zivilbevölkerung in Gaza ist sicherlich förderlich, um notwendige Allianzen aufrechtzuerhalten.

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22 Kommentare

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  • Das höchste Kriminalgericht in Argentinien hat den Iran für zwei tödliche Anschläge auf israelische und jüdische Einrichtungen in den 1990er Jahren verantwortlich gemacht. Die Richter urteilten, dass der Iran den Anschlag auf die israelische Botschaft am 17. März 1992 und den Anschlag auf das jüdische Zentrum am 18. Juli 1994 in Buenos Aires angeordnet habe.

    Bei den beiden Anschlägen waren insgesamt mehr als hundert Menschen ums Leben gekommen und Hunderte verletzt worden. Die jüdische Gemeinde in Argentinien bezeichnete die Entscheidung des Gerichts als "historisch". Das Gericht nannte die proiranische Terrormiliz Hisbollah als die Gruppe, die die Anschläge ausführte. Der Iran wurde als "Terrorstaat" bezeichnet. Der Anschlag auf das jüdische Zentrum wird in den Gerichtsdokumenten nach Angaben von örtlichen Medien zudem als "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" eingestuft. Es handelte sich um den Anschlag mit den meisten Toten in der Geschichte Argentiniens.

    Bei dem Anschlag auf die israelische Botschaft 1992 in Buenos Aires waren 29 Menschen getötet und 242 weitere verletzt worden. 1994 wurden bei dem Bombenanschlag auf das jüdische Zentrum in der Stadt 85 Menschen getötet und 300 weitere verletzt.

  • Sie werden wohl kaum jemanden in Saudi-Arabien finden, der Israel als Verbündeten bezeichnen würde. Reines Kalkül, der Iran ist seit Gründung eine Bedrohung für die Stabilität in der Region. Daher agieren die sogenannten "Verbündeten" ganz pragmatisch nach dem Motto "Der Feind meines Feindes ist mein Freund". Mehr sollte man da nicht reininterpretieren.

    Und was heißt hier "guter Wille" in Bezug auf Hilfsleistungen. Israel hat rechtliche Pflichten, die im Völkerrecht klar definiert sind, die gilt es zu erfüllen und zwar umfassend.

    • @Sam Spade:

      die deutsche Außenpolitik wäre weit besser, wenn man diesen Grundsatz auch wieder mehr im Blick behalten würde. Man muss nicht befreundet sein, es reicht, wenn man gemeinsame Interessen hat, (sorfern die nicht nicht moralisch völlig indiskutabel sind).

  • @SOPHIE LÖFFLER

    Wieso "allein"?

    Ich denke, wir freuen uns alle, dass Irans Grossangriff weitgehend wirkungslos war. Ich denke auch, es ist uns allen klar, wie sich Iran verhält. Je früher dieses Mullah-Regime abdankt, desto besser (manchmal verwechseln wir das aber auch mit der Zerstörung der gesamten iranischen Bevölkerung).

    Dass aber Israel mit der Bombardierung der iranischen Botschaft in Syrien vermutlich genau so eine Reaktion provozieren wollte dürfte auch klar sein.

  • Wieder einmal wird die Verantwortung allein bei Israel gesehen. Vielleicht wäre ein wenig Druck auf Hamas, die Geiseln freizulassen, auch mal eine Möglichkeit? Ebenso bleibt ohne Erwähnung, dass Israel in den letzten Wochen und Monaten permanent Raketenangriffen ausgesetzt war, die dank Iron Dome nur wenig Schaden anrichten konnten.

    • @Sophie Löffler:

      Der militärische Konflikt mit dem Iran hat nichts mit Gaza zu tun.

      • @PPaul:

        Steile These. Iran ist der Hauptsponsor der Hamas (und einer Reihe anderer islamistischer Milizen, die alle gerade "ihren Brüdern und Schwestern in Gaza zur Seite springen", indem sie eigene Angriffe auf Israel verüben. Außerdem kam der 7. Oktober in einer Situation, wo der Iran gerade ganz dringend einen Keil zwischen Israel und den sunnitischen Regiment Arabiens brauchte. Aber das ist natürlich Alles reiner Zufall...

        • @Normalo:

          Keine steile These. Dass der Iran die Hamas und islamistische Milizen unterstützt, ist bekannt. Irans Angriff ist aber keine Reaktion auf den Krieg in Gaza, sonst wäre er früher gekommen und würde länger anhalten. Er ist eine Machtdemonstration und eine Reaktion auf den israelischen Angriff auf die Botschaft, der auch schon nichts mit Gaza zu tun hatte. Auch ohne Gaza wäre es dazu gekommen.

          Eingebettet ist das Ganze in einen jahrzehntelangen Machtkampf im Nahen Osten. Aber innerhalb dieses Machtkampfs gibt es unterschiedliche Stränge. Wenn man die alle in einen Topf schmeißt, gibt das einen unlösbaren Knoten.

          • @PPaul:

            Und dass der Angriff auf die Botschaft nichts mit Gaza zu tun hatte, wissen Sie woher?

            Es ist doch so: Im Nahostkonflikt geschieht sehr wenig, wo der Iran NICHT auf Seiten der Islamisten die Finger drin hat. Von daher ist es schwer, da KEINE Koordination zu sehen. Man muss vielmehr sagen, dass Gaza TEIL des dauernden Drucks auf Israel ist, den der Iran auszuüben und zu füttern versucht. Der Gaza-Konflikt wurde durch eine Eskalation der Hamas ausgelöst, die mit einiger Wahrscheinlichkeit damit einen Friedensschluss mit Irans sunnitischen Rivalen verhindern wollte. Seither hat der Iran die übliche Dosis Gift und Galle in Richtung Israel nochmal drastisch erhöht und um säbelrasselnde Signale ergänzt, dass er nur zu gerne selbst in den Konflikt eingreifen würde. Das ist as auch der maßgebliche Grund, warum die USA nach dem 7. Oktober schnellstmöglich zwei Trägergruppen in die Levante verlegt haben (gegen die Kurzstreckenraketen aus Gaza oder Südlibanon taugen die wenig).

            Ob er das wirklich täte, steht auf einem anderen Blatt. Ich denke nicht, dass die iranischen Militärs sich da echte Siegchancen ausrechnen würden - auch ohne US-Präsenz. Es geht um einen weiteren Vektor, Unruhe zu stiften und weiter zu eskalieren. Israel soll in möglichst allen Himmelsrichtungen Feinde sehen und auf die schön weiter wie ein eingekreister Kampfhund reagieren, bis irgendwann auch Israels Freunde nur noch eine wild um sich schnappende kleine Bestie sehen. DANN kann die Zeit reif sein frontal anzugreifen.

            Und jetzt kommen Sie und meinen, das seien alles separate Konfliktstränge? Damit das ganze einfacher AUSSIEHT? Ich würde eher sagen: Der Knoten ist real. Das mag Ihnen nicht gefallen, aber die vorhandenen Verwebungen lassen keinen anderen Schluss zu.

            • @Normalo:

              "Und dass der Angriff auf die Botschaft nichts mit Gaza zu tun hatte, wissen Sie woher?"

              Was hat Israel mit diesem Angriff auf die Botschaft versucht, in Gaza zu erreichen? Gab es irgendeine Aussicht, dass sich Israels Situation in Gaza dadurch verbessert?

              "Und jetzt kommen Sie und meinen, das seien alles separate Konfliktstränge? Damit das ganze einfacher AUSSIEHT?"

              Nein, nicht damit es einfacher aussieht. Sie sollten mit nicht Dummheit unterstellen. Es geht nicht um Aussehen, sondern um klare Analysen in einer unübersichtlichen Situation. Sie können natürlich alle Hoffnung fahren lassen und sich darauf zurückziehen, dass das ja alles miteinander zusammenhängt und daher nicht gelöst werden kann. Diesen hoffnungslosen Standpunkt teile ich nicht.

              • @PPaul:

                Von "nicht gelöst werden kann" habe ich nichts gesagt. Auch mir geht es um die Lösbarkeit, aber die liegt eben aus meiner Sicht gerade darin, den Knoten auch als Gesamtproblem zu begreifen und anzupacken. Sonst bleibt der Konflikt eine Hydra. So wird z. B. eine Waffenruhe in Gaza wenig bringen, wenn sie nicht auch dem Iran im Wesentlichen den Wind aus den Segeln nimmt. Denn der wird sonst einfach dort weiterzündeln.

    • @Sophie Löffler:

      Ja, ein weiterer Israel-sollte-Artikel... Eine Welt voller Außenpolitikberatern und Spieltheoretikern um uns herum. Was vielleicht etwas unterging, ist die Tatsache, dass Israels arabische Verbündete von Israels ach so unangemessenem Vorgehen in Gaza nicht abgeschreckt wurden, nicht einmal auf Distanz gingen... Vielleicht schauen diese Verbündeten aber mehr auf die Fakten, als auf die Verkündigungen und diverse Klagen von erlesen seltsamen Menschenrechtsverteidigern wie etwa Nicaragua und irgendwelchen Palestina-Kongressen, die hierzulande zeitweilig den Diskurs bestimmen?

  • "Seine Verbündeten reihum zu verprellen, weil man den extremen Rechten im Land und ihren Siedlungsfantasien hinterherhechelt, ist eine schlechte Strategie. Guten Willen zu zeigen bei der Verteilung von Hilfen und beim Schutz der Zivilbevölkerung in Gaza ist sicherlich förderlich, um notwendige Allianzen aufrechtzuerhalten." Sorry aber die Verteilung von Hilfen und der Schutz der Zivilbevölkerung sollte nicht geschehen, damit man seine Verbündeten nicht verprellt oder weil man guten Willen zeigt. Das sind Sachen die vom humanitären Völkerrecht vorgeschrieben sind und selbstverständlich sein sollten. Soweit ich weis hat Israel die Genfer Konventionen unterschrieben oder nicht?! Und das allein wird nicht reichen. Es muss endlich eine dauerhafte Lösung für Israel/ Palästina geschaffen werden, sonst drehen wir uns nur im Kreis und sind irgendwann wieder in der gleichen Position wie jetzt. Die Verbündeten Israels müssen endlich auch Konsequenzen walten lassen für diese Siedlungsfantasien, die ja wohl in großen Teilen des Westjordanlandes schon lange keine Fantasien, sondern Realität sind. Realität die auf Kosten palästinensicher Menschenrechte geschaffen wurde und durch wiederholten Bruch des Völkerrechts. Gleichberechtigung bedeutet eben auch das man für Völkerrechtsbruch, die gleichen Konsequenzen tragen muss wie andere davor auch- Sanktionen, Waffenembargos- falls sie sich einer Lösung des Konflikts verweigern wollen. Die Militärbesatzung auf Dauer kann keine Lösung sein, zumal zu deren Rechtmäßigkeit der IGH ja auch noch ein Urteil fällen wird und bei über 50 Staaten/ Gruppen etc die vorgesprochen haben, zeugt die sehr geringe westliche Beteiligung die für Israel gesprochen haben davon, das diese dauerhafte Besatzung rechtlich scheinbar nicht zu verteidigen ist. Wird dieses Gutachten dann auch wieder ignoriert wie das zur Sperranlage?

  • Warum hat Israel diese Angriffe provoziert, in dem sie eine hoheitliche Botschaft in einem souveränem Land angegriffen hat? Das Iran sich wehrt war doch abzusehen. Man sollte alle Parteien zum Frieden anhalten.

  • So dreht man also aus der überraschenden Tatsache, dass Jordanien und Saudi-Arabien sich militärisch gegen den Iran engagiert und sich dadurch klar zu Israel positioniert haben, was sicher nicht jeder auf dem Zettel hatte, die Warnung, jetzt, nach dem größten Angriff des Irans auf Israel die Aufforderung, bloß die Füße still zu halten.

    Verdrehte Welt.

    • 2G
      2422 (Profil gelöscht)
      @Jim Hawkins:

      Sie möchten also, dass Israel Biden vorführt und den Iran angreift. Das wäre Wahlhilfe für Trump, wollen Sie das wirklich?

    • @Jim Hawkins:

      Das kann ich jetzt nicht als Verdrehung empfinden. Die Unterstützung bei der Abwehr dieses einen Angriffs ist noch kein Verteidigungs- und ganz sicher kein ANGRIFFsbündnis mit Israel gegen den Iran. Wer auch immer von den beiden Streithähnen jetzt die nächste Aggression begeht, drückt vielmehr SA und Jordanien im Zweifel von sich weg in die Richtung des Anderen.

      Das dürfte auch ein Hauptgrund sein, warum sie überhaupt eingeschritten sind: Signal in beide Richtungen, mit sowas jetzt nicht anzufangen.

      • @Normalo:

        Dennoch wäre eine derartige Reaktion vor ein paar Jahren nicht denkbar gewesen.

        Es sind nicht mehr so viele Länder in der Region, die dem Iran freundlich gesonnen sind.

        Gott sei Dank, Allah sei Dank.

    • @Jim Hawkins:

      Jordanien und Saudi-Arabien hane das getn, was das Kriegsvölkerrecht fordert. Das ist mitnichten eine klare Positionierung.

      Israel kann natürlich jetzt unter Verletzung des Luftraums der Nachbarstaaten einen Vergeltungsschlag für den iranischen Vergeltungsschlag starten und seine Nachbarn ins iranische Lager treiben. Vielleicht ist das ja auch moralisch gerechtfertigt.

      Es ist nur halt strategisch dumm. Etwas anderes sagt der Artikel nicht.

    • @Jim Hawkins:

      was denn sonst?



      genau diesen Beistand durch die Nachbarn hat bestimmt auch Iran registriert.

      • @nutzer:

        Und das bedeutet jetzt was?

        • @Jim Hawkins:

          "die Warnung, jetzt, nach dem größten Angriff des Irans auf Israel die Aufforderung, bloß die Füße still zu halten."



          ist vernünftig. Weil es eine Eskalation vermeidet und jetzt sogar 2 Nachbarländer sich relativ gesehen zu Israel gestellt haben. Das sollte nicht aufs Spiel gesetzt werden.



          Iran hat den Beistand Jordaniens und Saudi Arabiens bestimmt bemerkt und versteht das Israel nicht isoliert ist.