Angriffe auf zivile Infrastruktur: Schicksalsjahr für die Ukraine
In den kommenden Monaten kommt es darauf an, dass USA und EU Wort halten. Den russischen Aggressor zurückzuschlagen, ist auch in ihrem Interesse.
I n knapp zwei Monaten wird sich der russische Angriffskrieg auf die Ukraine zum zweiten Mal jähren. Ein bitteres Jubiläum – und ein Ende des Krieges ist nicht absehbar, wie die vergangenen Tage schmerzlich gezeigt haben. Über die Feiertage bombardierte Putins Armee in unvermittelter Härte zivile Infrastruktur in der Ukraine, Dutzende kamen ums Leben. Leicht lässt sich dies als Symbol russischer Stärke interpretieren. Feierte der Westen doch Weihnachten und gönnte sich eine Atempause zum Ende des anstrengenden Jahres hin, so machte Putin unmissverständlich klar, dass es keinerlei Bereitschaft zu Verhandlungen gibt. Nur die Kapitulation der Ukraine ist das Ziel der Gewalt. Die Erkenntnis ist bitter, aber die Fakten sprechen eine eindeutige Sprache.
Russland setzt auf eine Militärstrategie, die schleichend und zermürbend wirken soll. Während zu Beginn des Krieges noch über das marode Material der russischen Armee gelacht wurde, ist längst klar, an Nachschub fehlt es nicht. Weder an Munition, Raketen oder Panzern noch an Menschen, die zwangsmobilisiert werden für den Kampf um jeden Meter ukrainischen Landes.
Anders sieht es für die ukrainischen Streitkräfte aus. Selenskyi müht sich verzweifelt, die Kriegsmüdigkeit seiner Landsleute und einiger Alliierter zu vertreiben. Ihm bleibt nichts, als um die Gunst seiner bisherigen Unterstützer im Westen zu buhlen. Mit mäßigem Erfolg.
Dabei kommt es in den nächsten Monaten genau darauf an: dass die USA und Europa Wort halten und versprochene Rüstungsgüter liefern. Denn im Gegensatz zur Allianz der Diktaturen rund um Putin bröckelt im Westen die Lieferkette. Die Munitionsoffensive Europas kommt nur schleppend voran. Zwar ist die Ausbildung an F16-Kampfjets angelaufen, doch bis damit militärische Erfolge zu verzeichnen sind, dürften Monate ins Land gehen. Offenbar scheinen die jeweils innenpolitischen Zwänge derzeit die Verbündeten vergessen zu lassen, dass der russische Aggressor auch im eigenen Interesse zurückgeschlagen werden muss.
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