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Angriffe auf jüdischen Schüler in BerlinZentralrat fordert Aufklärung

Der Zentralrat der Juden zeigt sich erschüttert über Angriffe auf einen 14-Jährigen durch arabischstämmige Jugendliche. Der Fall müsse aufgeklärt werden.

„Nie wieder Judenhass“: Demo gegen Antisemitismus in Berlin Foto: dpa

Berlin epd | Der Zentralrat der Juden in Deutschland verlangt Aufklärung über den Fall eines 14-jährigen jüdischen Jungen, der an einer Schule in Berlin-Friedenau Opfer antisemitischer Beleidigungen und körperlicher Attacken geworden sein soll. „Wenn die Berichte stimmen, ist das ein erschütternder Vorgang“, sagte Zentralratspräsident Josef Schuster dem Tagesspiegel: „Hier geht es um Antisemitismus übelster Art.“

Medienberichten zufolge haben die Eltern ihren Sohn nach einem körperlichen Angriff von der Schule abgemeldet. Sie würfen der Schulleitung vor, zu spät auf die Beleidigungen und Angriffe seitens türkisch- und arabischstämmiger Schüler reagiert zu haben. Über den Fall hatte zuerst die jüdische Wochenzeitung The Jewish Chronicle berichtet.

Schuster forderte die Berliner Schulverwaltung dazu auf, das Verhalten der Friedenauer Schulleitung genau zu untersuchen und Versäumnisse klar zu benennen.

Zudem appellierte er an die muslimische Gemeinschaft, „den antisemitischen Tendenzen in ihren Reihen mit aller Entschiedenheit entgegenzutreten“. Es könne nicht angehen, „dass in einem Teil der Moscheen in Deutschland Judenfeindlichkeit und Israelfeindlichkeit aktiv Vorschub geleistet wird“.

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3 Kommentare

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  • Erinnert mich auch an die Vorgänge vor einem Jahr an der "Grundschule unter den Kastanien" in Steglitz-Zehlendorf, wo eine Lehrerin mit afrikanischer Herkunft, solange von AfD nahen Eltern und ihren Kindern gemobbt und rassistisch beleidigt wurde bis "die Schulleiter auf die Vorfälle raeagierten" und, die Lehrerin versetzt wurde. Die Eltern haben ihr Ziel erreicht und sich gefreut. Einige von ihnen kann man übrigens auch als Zuschauer bei BVV Sitzungen beobachten wenn sie ihrer AfD zujubeln.

  • Interessant hier der Verweis des "Jewish Chronicle" auf eine Studie im Auftrag des BMI von 2007:

     

    "Bezogen auf antisemitische Vorurteilsbekundungen äußern junge Muslimen mit 15,7% die höchste Zustimmung. Bei den Nichtmuslimen mit Migrationshintergrund liegt diese Quote bei 7,4% und bei den einheimischen Jugendlichen bei 5,4%." (http://www.deutsche-islam-konferenz.de/SharedDocs/Anlagen/DIK/DE/Downloads/WissenschaftPublikationen/muslime-in-deutschland-lang-dik.pdf?__blob=publicationFile)

     

    Gibt es dazu schon neuere Untersuchungen ?

  • Oh, es werden also mal wieder Opfer unterschiedlicher Klassen konstruiert!

     

    Jeden Tag werden an deutschen Schulen Schüler von Mitschülern verbal und körperlich angegriffen. Die angeblichen "Gründe" dafür sind oft albern. Die Attackierten sind angeblich zu klein, zu schwach, zu schlau oder zu dumm, zu unsportlich, Brillenträger, haben die "falsche" Hautfarbe, sprechen diese oder jene Sprache nicht gut genug oder sind - wie hier - Angehörige einer bestimmten Religionsgemeinschaft. Nur in den letzten drei Fällen schalten sich manchmal Institutionen ein. Die Unsportlichen, die Brillenträger und die Lernschwachen sind nicht organisiert. Sie haben keine Sprecher, die mit Nachdruck für die Klientel ihrer Organisation (und nur für diese!) Gerechtigkeit fordern könnten.

     

    In der Tat: Es ist ein "erschütternder Vorgang", wenn Kinder Kindern drangsalieren. Aber nicht nur dann, wenn der vorgeschobene Grund die Religion ist, sondern immer. Auch, weil die vorgeschobenen Gründe Täter und Opfer vertauschen und die Gewaltursachen verdecken, so dass eine Korrektur erschwert wird. Der Zentralrat sollte den Angreifern ihre vorgeschobenen Gründe also nicht billig abkaufen, sondern gemeinsam mit der Schule über den Schutz aller Schüler nachdenken. Unter anderem deswegen, weil niemand gut lernen kann in einem Klima, das von Gewalt und Angst geprägt ist.

     

    Zugegeben: Nicht nach dem bewährten Reiz-Reaktions-Schema zu reagiert, ist schwer. Auch, weil Schulen in erster Linie Lernorte sind. Erzogen wird in Deutschland in den Familien. Das will das Grundgesetz so. Weil Lehrer nur selten gleichzeitig die Erziehungsberechtigen ihrer Schüler sind, kann Schule nur bedingt gewaltpräventiv wirken. Oft greift sie deswegen im Nachgang zu Sanktionen. Dann, allerdings, ist der "erschütternde Vorgang" bereits passiert und nicht mehr rückgängig zu machen. Das ist zu spät. Außerdem wirken Sanktionen vor allem dadurch, dass sie Angst auslösen. Und in einem Klima der Angst... - wir hatten es gerade.