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Anbau von Zitrusfrüchten und MandelnFür unser Obst trocknet Spanien aus

Bewässerung von Zitrusfrüchten und Mandeln für Deutschland kostet im Ausland viel Wasser. Der WWF fordert, heimische Alternativen zu fördern.

Brauchen viel Wasser: Zitronen an einem Baum auf Mallorca Foto: Gueffroy/imago

Berlin taz | Um die Menschen in Deutschland zu ernähren, verbrauchen andere Staaten große Mengen Wasser für die künstliche Bewässerung von Pflanzen. Die Umweltorganisation WWF bezifferte die Menge in einer am Donnerstag vorgestellten Studie auf jährlich 2,4 Milliarden Kubikmeter – so viel wie der Chiemsee. Am meisten Wasser wird laut WWF für Zitrusfrüchte, Reis und Mandeln eingesetzt.

Besonders Zitrusfrüchte und Mandeln stammen aus trockenen Regionen wie Spaniens Mittelmeerküste oder Kalifornien, wo das Risiko für Wasserknappheit hoch sei. Aus solchen Gebieten kommen auch Nüsse, Pfirsiche oder Aprikosen. Der Wasserverbrauch könnte noch steigen, wenn die Deutschen – wie laut WWF aus Klimaschutzgründen unabdingbar – mehr pflanzliche und weniger tierische Lebensmittel verzehrten. Für den Anbau von Futtermitteln zur Produktion etwa von Fleisch sei kaum Bewässerung nötig.

Viele Orangenplantagen zum Beispiel in Spanien würden dagegen mithilfe illegaler Brunnen bewässert, „zum Teil aus unterirdischen Wasserspeichern, die sich nicht wieder auffüllen“. Der WWF kritisiert seit Langem, dass für Vögel wichtige Feuchtgebiete im Nationalpark Doñana in Andalusien wegen der Bewässerung von Erdbeerfeldern austrocknen. Solche Probleme könnten noch wachsen, weil wegen des Klimawandels die Temperatur steigt und Niederschläge abnehmen.

Der WWF fordert deshalb von der neuen Bundesregierung, den Anbau von Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen in Deutschland zu fördern. „Je höher der Anteil an Nüssen, Hülsenfrüchten, Obst und Gemüse aus heimischem Anbau, desto geringer unser Anteil an der Wasserknappheit andernorts“, erklärt WWF-Ernährungsexpertin Tanja Dräger de Teran. Zitrusfrüchte wachsen in Deutschland nicht, aber die hiesigen Schwarzen Johannisbeeren etwa enthielten sogar mehr Vitamin C als Orangen. Obwohl zum Beispiel Haselnüsse in Deutschland heimisch seien, stammten derzeit 98 Prozent aus dem Ausland.

Lieferkettengesetz soll Wassersparen fördern

Bei unerlässlichen Importen gelte es, den Verbrauch von Bewässerungswasser zu senken. Dafür müsse die nächste Bundesregierung das Lieferkettengesetz ändern, das deutsche Unternehmen verpflichtet, sich um die Einhaltung der Menschenrechte bei ausländischen Lieferanten zu kümmern. Umweltrisiken decke es nur unzureichend ab, sagt Dräger de Teran. „Druck in der Lieferkette auch beim Thema Wasser entsteht aber nur dann, wenn zum Beispiel Lebensmittelunternehmen und der Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland für Wasserrisiken entlang ihrer gesamten Lieferkette in die Bütt müssen“, so die Umweltschützerin. Das würde in den Anbauländern auch den Druck erhöhen, die vorhandene Wassergesetzgebung konsequent umzusetzen.

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14 Kommentare

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  • Die Probleme sind klar, aber da gibt's einiges mehr, was man tun könnte:

    - Endlich wieder harte Zölle auf importierte Waren! Das wird nebenbei bemerkt auch die Abgase unnötiger Warentransporte senken und somit zum Klimaschutz beitragen.

    - Dass der heimische Anbau einiger landwirtschaftlicher Erzeugnisse stärker forciert werden sollte, wird im Artikel angedeutet. Aber was soll das heißen, "Zitrusfrüchte wachsen in Deutschland nicht"? Im Freien nicht so dolle, im Gewächshaus schon. Auf diese Weise können sogar die Isländer Bananen anbauen. Und Vulkanismus, den man für geothermische Beheizung nutzen kann, gibt's nicht nur bei denen, sondern in der Eifel auch. Ist nebenbei bemerkt auch nicht die einzige regenerative Engergiequelle, da gibt's noch mehr Optionen, die dann auch in anderen Teilen Deutschlands funktionieren würden.

    - Zum Problem der Wasserknappheit in Spanien: Man muss auch dort nicht auf bewässerungsintensive Landwirtschaft verzichten, sofern man das Wasser von da nimmt, wo's nicht alle wird: Aus dem Meer. Was dafür weiterentwickelt werden müsste, am besten mit ordentlich EU-Geldern (auch aus Deutschland), wäre eine energiesparsamere Entsalzungstechnik.

  • Ein sehr wichtiger Vorgang!



    Das geht nicht mehr lange.



    Außerdem werden einige Böden immer stärker gepresst durch die schweren Landmaschinen - Regenwürmer habens schwerer.

    • @nzuli sana:

      Die fahren aber nicht durch die Gewächshäuser in denen die Tomaten für Deutsche wachsen.

  • "Für unser Obst trocknet Spanien aus"

    "Unser Obst" wird nur zu 22% in DE angebaut. Beim Gemüse sind es 35%. www.topagrar.com/m...land-12028967.html Beim Spargel dürfte der Anteil höher liegen 🤪

    Es ist nicht nur der Wassermangel, der ein Problem darstellt. Und man wird das Wasserproblem nicht durch Zudrehen von Wasserleitungen lösen können.

    Es sind auch die Arbeitsbedingungen der Erntehelfer im Ausland. Für "Unser Obst" werden andernorts Erntehelfer ausgebeutet. Wir lassen ausbeuten für billiges Obst. Wir sind für die Produktionsbedingungen ursächlich mit verantwortlich.

    Im spanischen Almeria, dem weltweit größten Obst- und Gemüseanbaugebiet mit Gewächshäusern, verdienen viele Erntehelfer nur 25 Euro am Tag, obwohl der Tariflohn rund 47 Euro als Minimum vorschreibt und die Arbeiter täglich bis zu 14 Stunden schuften." www.daserste.de/in...ige-ernte-120.html Gegen die damit verbundenen niedrigen Preise kann der Obst- und Gemüseanbau hier never gegen anstinken.

    Nahrungsmittel müssen teurer werden. Insbesondere Obst und Gemüse, welches zu über 65% aus dem Ausland heran gekarrt wird. Nur mit Preisen mindest doppelt so hoch hätten die Erntehelfer im Ausland ein auskömmliches Einkommen.

    • @Rudolf Fissner:

      Natürlich verbraucht der Gemüseanbau in Südspanien riesige Ressourcen. Aber das ist erst einmal Sache der Spanier, das zu regeln. Die notwendige höhere Entlohnung der Erntehelfer, das Gleiche gilt für Süditalien, ist natürlich notwendig, aber auch das ist Sache der Spanier, die gehören zur EU, da gibt es Sozialstandards, die sind eben durchzusetzen. Oder die EU Kommission ist in der Pflicht.Das kann nicht Aufgabe Deutschlands sein, sich in der EU auch noch bilateral einzumengen. Dass der Preis des Gemüses dann steigen würde, da haben Sie natürlich Recht. Das gilt ja für Fleisch und etliches andere bei uns auch. Lebensmittel sind zu billig. Aber was tun? Eine immense soziale Sprengkraft würde eine Verteuerung bedeuten.Immerhin steigen die Anteile verkaufter BioWare bei uns beständig.

  • Na ja Kinder. Das klingt ja als wäre Spanien deutsche Kolonie und könnte nicht selbst entscheiden, was dort angebaut wird.

    Das ist eine ziemlich schiefe Sicht auf die Dinge. Wie so oft wenn etwas schief läuft scheint es mir aber auch hier die "unsichtbare Hand" des Marktes zu sein, die den Karren in den Dreck schubst.

    Jemand macht damit sein Geld - muss er/sie ja auch zum Überleben wenn wir mal über Kleinbauern reden. Und da niemand mit Blick auf das Ganze planend regelt, baut er/sie halt an, was wächst und das meiste Geld bringt.

    Ich glaube nicht, dass deutsche Fingerbrecher am Werke sind, die die Leute dort dazu zwingen für Deutschland Rauschgift, sorry es ging ja um Harmloseres, Zitronen anzubauen.

  • Der WWF Spanien fordert von der spanischen Regierung die Ausweitung der Industrieproduktion, da für deren Produktion in D zuviel Ressourcen gebraucht werden und zuviel CO2 entsteht. In D stehen schon an vielen Autobahnen zuviele Fabrikhallen und Produktionsstätten. Das sei eine Verlagerung der Umweltsünden, die von der dortigen, der D, Regierung auch noch mit diversen Subventionen unterstützt wird. Die spanische Regierung sollte dagegen vorgehen.

    ...

    Ja, offensichtlich wird besonders in Südspanien zuviel Grundwasser entnommen. Aber läge es nicht in erster Linie an der dortigen Regierung und Verwaltung, das zu verhindern? Spanien ist kein Drittweltland. Dann werden halt nur halb soviele Zitronen produziert (Haselnüsse kommen doch vielfach aus der Türkei) und die Zitrone wird halt teurer.

  • "Der WWF fordert deshalb von der neuen Bundesregierung, den Anbau von Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen in Deutschland zu fördern. „Je höher der Anteil an Nüssen, Hülsenfrüchten, Obst und Gemüse aus heimischem Anbau,"

    Ich beschäftige mich schon seit langem mit der Züchtung von winterharten Zitronen :)



    Es gibt ein paar aussichtsreiche Züchtungen von mir, die sich als winterhart erwiesen haben...

  • " Der Wasserverbrauch könnte noch steigen, wenn die Deutschen – wie laut WWF aus Klimaschutzgründen unabdingbar – mehr pflanzliche und weniger tierische Lebensmittel verzehrten. Für den Anbau von Futtermitteln zur Produktion etwa von Fleisch sei kaum Bewässerung nötig."



    Nur um die Verwirrung nicht allzu gross werden zu lassen: natürlich kann ich auch die Flächen auf denen Futter wächst bewässern, aber das "rechnet" sich nicht, da Futtermittel deutlich billiger als "cash crops" (pflanzliche Nahrungsmittel) sind. Aber Kühe die auf natürlichem Grünland weiden und nur wenig, besser gar kein Kraftfutter bekommen, sollten von der Wasserbilanz her anders betrachtet werden als ein Mastbulle der im Stall mit Mais und Soja gefüttert wird. Leider wird darüber selten geschrieben.



    Reis sollte in solchen Artikeln besser gar nicht erwähnt werden, er wird nie mit Grundwasser bewässert. Rechnet sich nicht.



    Ebenso unsinnig ist es (hat nix mit diesem Artikel zu tun) von virtuellem Wasser zu sprechen, dass z.B. von Südamerika nach Europa transportiert wird. Das von den Pflanzen während ihres Wachstums produktiv verdunstete (transpirierte) Wasser geht eben nicht nach Europa. Es geht in den Himmel und kommt andernorts als Regen runter. Das ist an sich (!) nix Schlechtes sondern Teil des Wasserkreislaufes.



    Aber, und wie hier im Artikel beschrieben, wenn ich Kulturpflanzen mehr und mehr mit Grundwasser versorge, weil es sich "rechnet", dann ist das ökologischer Raubbau wenn es zu einer negativen Grundwasserbilanz führt.



    Bester Ausweg hier bevor Regionen ihre Arbeitsplätze verlieren: konsequentes sammeln und speichern des Regenwassers in der Regenzeit und dieses dann per Tröpfchenbewässerung den Pflanzen zuführen. In Verbindung mit dem Aufbau von Agroforstanlagen kann dann vielleicht sogar auf einen Teil der Speicherung verzichtet werden, wenn die Bäume die Funktion einer Wasserpumpe übernehmen und durch die Beschattung die unproduktive Verdunstung (auf deutsch Evaporation) reduzieren.

    • @Heiner Petersen:

      Virtuelles Wasser umfasst aber auch noch mehr als evaportranspiration. Sondern es wird auch verschmutztes Wasser berücksichtigt. Von regenzeit zu sprechen macht in vielen Klimazonen auch garnicht soviel Sinn. Wann wäre die denn in Deutschland? In Berlin fällt i.d.R. im Sommer der meiste Niederschlag. Aber eine echte Regenzeit, wie in Monsun geprägten Regionen, gibt es nicht. Im (Hoch)sSommer gibt es aride Monate (in Spanien), die Frage ist aber in wiefern im Rest des Jahres genügend wasser gespeicher werden kann. Die Grundwasserneubildung ist ja auch so schon vieler orts nicht groß genug.

  • Da werden Sie die türkischen Kleinbauern freuen, wenn der WWF Ihnen Ihre Lebensgrundlage nehmen will, nach dem sie sich bereits gegen Ferrero durchsetzen müssen und der türkische Staat sie verrät.

    taz.de/Aus-Le-Mond...omatique/!5662014/

    Die Begründung, dass Spanien zuviel Wasser beim Anbau von Pfirsichen, Zitrusfrüchten und Mandeln verbraucht, werden sie mit Sicherheit nachvollziehen können.



    (Ironie off)

    Dass die Auswirkungen der Klimaerwärmung und ihre Zusammenhänge komplex sind, ist klar.

    Dass die Leute statt Apfelsinen nun schwarze Johannisbeeren kaufen sollen, die so nicht schmecken, erscheint mir hingegen lebensfremd.

    Da schmeckt jede Vitamin-C-Tablette besser.

  • Ein schwieriges Thema. Natürlich ist uns allen klar, was um die Ecke wächst, ist ökologisch sinnvoll, spart Ressourcen und schmeckt auch. Trotzdem möchte ich auf Südfrüchte nicht ganz verzichten. Esse nun mal gerne Heidelbeeren ganzjährig und Bananen. Dass die mit einem Riesenaufwand nach Europa geschafft werden, weiß ich. Andererseits profitieren vielleicht die Menschen in Südamerika auch irgendwie davon. Global betrachtet wäre es bestimmt nicht gut, wenn wir nur noch Äpfel aus Deutschland essen würden.

  • Naja, Zitronen wachsen in Deutschland durchaus. Nur halt noch nicht auf dem freien Markt konkurrenzfähig, und "Jahrhundertwinter" sind natürlich weiterhin problematisch. Andererseits sind Kaltgewächshäuser und PV ganz gut integrierbar, so dass die Zukunft eine Rückkehr der Orangerien sehen könnte.

    Die Zitrus-Hauptanbaugebiete werden den Job nämlich auch nicht endlos stemmen können - wie der bekannte Agrarexperte Dr. Gonzo schon in den 1970ern bemerkte: " Limetten? Die hatten keine! Limetten wachsen nicht in der Wüste!"

    Insgesamt wird man um einen vermehrten Anbau gerade von Hülsenfrüchten ohnehin nicht herumkommen, einfach um die Bodengesundheit zu erhalten und den Rückgang der Dung/Gülleproduktion zu kompensieren. Da ist züchterisch noch viel rauszuholen; wilde Leguminosen haben in der Regel ein Phänomen namens "Hartschaligkeit" - man kennt es von weißen Bohnen die zu lange gelagert wurden und beim Einweichen nicht mehr quellen: die Samenschale wird wasserundurchlässig, das verhindert das Austreten volatiler Aminosäuren aus dem nahrhaften Samen, was Mäuse anlocken würde welche die Samen fressen. Diese Überlebensstrategie ist in der Landwirtschaft natürlich extrem störend, denn die hartschaligen Samen (bei wilden Leguminosen haben in der Regel ca 80% der Samen das Merkmal) keimen erst nach 2-3 Jahren, während denen die Schale von Schimmelpilzen etc langsam perforiert wird. Erschwerend kommt hinzu, dass unterschiedliche Gattungen eine unterschiedliche Genetik des Merkmals haben, also "einfach mal mit CRISPR/Cas drübergehen" ist nicht, denn bei Glycine sind andere Gene involviert als bei Phaseolus, Vigna etc. (Als Randbemerkung noch: Vigna sollte eh mal mehr angebaut werden, denn Bohnenkäfern schmecken die Samen nicht gut; das spart Pestizide)

    Auch Grünbrachen werden eine bedeutendere Rolle spielen müssen, um nicht in eine Todesspirale aus steigendem Ackerlandbedarf und zunehmender Humuserosion zu geraten.