Spanischer Nationalpark Doñana: „Er wird aussehen wie eine Wüste“

Andalusiens konservative Regionalregierung will die Bewässerung von Plantagen am Nationalpark erlauben. Umweltschützer schlagen Alarm.

Flamingos waten durchs Wasser

Noch gibt es Wasser im Nationalpark Doñana Foto: Marcelo del Pozo/rtr

MADRID taz | Sie schüttete vor laufenden Kameras einen Becher Sand auf dem Parlamentsstuhl des andalusischen Ministerpräsidenten Juanma Moreno aus, um klarzumachen, was dem spanischen Nationalpark Doñana droht. „So wird Doñana aussehen – wie eine Wüste“, erklärte die linksalternative Abgeordnete Maribel Mora ihre Aktion.

Der Grund: Das Parlament der südspanischen Region Andalusien ließ am Mittwochnachmittag mit den Stimmen der regierenden konservativen Partido Popular (PP) und der rechtsextremen Vox ein Gesetz zur Debatte zu, das die Bewässerungslandwirtschaft rund um das Feuchtgebiet an der Mündung des Guadalquivir in den Atlantik ausweiten wird. Dass das Gesetz in wenigen Wochen endgültig verabschiedet wird, gilt bei den Mehrheitsverhältnissen im andalusischen Regionalparlament als sicher.

Rund um das 122.000 Hektar große Feuchtgebiet Doñana werden vor allem Erdbeeren für den europäischen Markt angebaut. 54.000 Hektar sind Nationalpark. Die Lagunen dienen Zugvögeln als Rastplatz auf dem Weg von Europa nach Afrika. Das neue Gesetz soll rund 1.500 Hektar Land, das bisher als Trockenanbaugebiet gilt, in den Bewässerungsplan aufnehmen. 600 Familien sollen, so die Regionalregierung, von dieser Regelung profitieren.

Die Regionalregierung unter Juanma Moreno setzt sich damit über die Warnungen vieler Wissenschaftler hinweg. Zudem ignoriert sie die Androhung einer hohen Geldstrafe durch die Europäische Union. Die UN-Sonderorganisation Unesco will zudem prüfen, ob der Nationalpark von der Liste des Weltkulturerbes gestrichen wird. Moreno ist all das egal. Er schaut vielmehr auf den 28. Mai. Denn dann sind in ganz Spanien Kommunalwahlen. Die 80.000 Einwohner der Region Doñana leben hauptsächlich vom Erdbeeranbau.

1.600 Erdbeerplantagen haben keine Genehmigung

Das neue Gesetz segnet eine unhaltbare Situation ab. Bereits jetzt werden die fraglichen Flächen bewässert. Insgesamt sollen in den vergangenen Jahrzehnten über 1.000 illegale Brunnen geschlagen worden sein. 1.600 der über 11.000 Hektar großen Erdbeerplantagen haben keine ordentliche Genehmigung.

Die Grundwasserschicht 27, in der Doñana liegt, ist durch die viel zu hohe Ausbeutung wegen des Erdbeeranbaus bereits jetzt fünf bis sechs Meter abgesunken. Hinzu kommt die klimawandelbedingte Hitze und der Rückgang der Niederschläge.

Viele Lagunen füllen sich nur noch, wenn es – immer seltener – stark regnet. Das restliche Jahr sind sie ausgetrocknet und versanden. „Das Ökosystem Doñana befindet sich in einem kritischen Zustand“, erklären die Forscher der biologischen Station im Nationalpark. Sie gehen davon aus, dass Doñana bereits in wenigen Jahren zu einer südeuropäischen Buschlandschaft werden könnte, falls das Gesetz endgültig verabschiedet wird.

Laut Ministerpräsident Moreno ist dies völlig überzogen. Das Wasser für die neuen Flächen werde nicht aus Tiefbrunnen kommen, sondern aus Flüssen in anderen Teilen Südspaniens per Pipeline herbeigeschafft werden.

Einziger Defekt: Diese Pipelines existieren nicht. Die Regierung in Madrid hat bereits angekündigt, vors Verfassungsgericht ziehen zu wollen. Ihr Argument: Schutz und Nutzung von Grundwasserschichten und Flüssen falle in die Zuständigkeit der Zentralregierung – und nicht in die der Regionen.

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