Amoklauf an US-College in Oregon: Verbittert, frustriert, vergeblich
Nach dem Massaker mit zehn Toten in den USA kritisiert Barack Obama in einer emotionalen Rede die „Routine“ von Amokläufen. Es wird nichts ändern.
Gleichzeitig werden auf dem Campus des Umpqua Community College in Roseburg Kerzen brennen, daneben selbstgebastelte Plakate mit Trauerbekundungen. Die Helden der Tat sind schnell ermittelt, so wie Chris Mintz, ein Kriegsveteran, der von der US-Presse bereits gefeiert wird. Auf ihn wurde sieben Mal geschossen, während er laut Zeugen versuchte, Studentinnen vor dem Amokläufer zu retten. Mintz liegt schwerverletzt im Krankenhaus.
Auch die Politik hat ihre eingeübte Rhetorik nach solchen Taten. Die Demokraten fordern strengere Waffenkontrollen und eine Reform der Waffengesetzgebung. Die größte Waffenlobby im Land, die National Rifle Association (NRA), ruft bereits nach noch mehr Waffen und der Bewaffnung von Lehrern. Und die von der NRA mit Spenden stets großzügig bedachten Republikaner werden sich zurückhalten, über die offensichtlichen psychischen Probleme von Amokläufern sprechen und striktere Waffengesetze kategorisch ausschließen.
US-Präsident Barack Obama hat diese Routine mit seiner Rede nach der Tat am Donnerstag nun durchbrochen. In einer emotionalen Ansprache zeigte Obama seinen gesamten Frust über den erneuten Amoklauf. Man hört ihm seine Resignation in der Stimme an, er presst die Lippen aufeinander, der Frust ist unverkennbar: „Irgendwie ist das alles zur Routine geworden. Die Berichterstattung ist Routine. Meine Antwort hier auf diesem Podium wird in einer Routine enden. So wie die Debatte im Nachgang der Tat. Wir sind abgestumpft.“
Empfohlener externer Inhalt
Die Tat war laut der Organisation “Everytown for Gun Safety“ der 45. Amoklauf in diesem Jahr in den USA. Grundlage für die Erhebungen sind Daten des FBI, die ab fünf Toten von einer Massenschießerei sprechen. Die Organisation “Mass Shooting Tracker“ spricht auch dann von einer Massenschießerei, wenn vier oder mehr Menschen angeschossen oder erschossen werden. Danach hat es im laufendend Jahr in den USA 294 Vorfälle gegeben. Das Jahr hatte bis jetzt 274 Tage.
„Wie kann jemand tatsächlich ernsthaft behaupten, dass uns mehr Waffen mehr Sicherheit bringen werden?“, fragt Obama in seiner Rede. Und fordert den US-Kongress aber auch die amerikanische Gesellschaft erneut, trotz allen Frusts, dazu auf, darüber nachzudenken, wie Amerika aus dem Alltag von Amokläufen ausbrechen kann. Der Kongress ist es, der härte Waffengesetze beschließen kann. In beiden Kammern haben gerade die Republikaner die Mehrheit.
Er hoffe und bete, so Obama, dass er in seiner Zeit als Präsident nicht noch einmal vor die Presse treten müsse, um Angehörigen von Opfern eines Amoklaufes sein Beileid auszusprechen. „Aber ich kann das nicht garantieren.“ Seine Amtszeit endet erst in über einem Jahr. Die Chancen, dass sich sein Wunsch erfüllt, stehen tatsächlich schlecht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen