Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: Weitere Teil-Lockdowns möglich
In Rotterdam wurden bei Corona-Protesten sieben Menschen verletzt. Gesundheitsminister Spahn steht für die Deckelung von Biontech-Lieferungen in der Kritik.
SPD-Politiker Karl Lauterbach: Begrenzung von Biontech ist falsch
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ist wegen seiner Pläne für eine zeitweise Deckelung der Biontech-Impfstofflieferungen an die Hausärzte kritisiert worden. Der Beschluss, bei der Kampagne für die Auffrischungsimpfungen bevorzugt den Impfstoff von Moderna einzusetzen, weil bei diesem in den Lagern das Verfallsdatum bald ablaufe, sei nicht richtig, sagte der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach am Samstag im Deutschlandfunk.
Angesichts der stark steigenden Infektionszahlen dürfe man den Biontech-Impfstoff nicht begrenzen. „Das können wir uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht leisten.“ Zumal viele Menschen in Deutschland dem Biontech-Impfstoff besonders vertrauen würden. „Wir müssen jetzt wirklich mit allen Kräften arbeiten.“ Dass bei den Moderna-Impfdosen das Verfallsdatum nahe, wisse man schon länger. Man habe sie auch anderen Ländern zur Verfügung stellen können.
Das Bundesgesundheitsministerium hatte angekündigt, Länder und Arztpraxen demnächst verstärkt mit dem Impfstoff des US-Biotechkonzerns Moderna zu beliefern, damit dieses Vakzin stärker für die laufenden Auffrischungsimpfungen genutzt werde. Dabei verwies das Ministerium auch darauf, dass bei den bereits eingelagerten Moderna-Impfdosen ab Mitte des ersten Quartals 2022 der Verfall drohe. (rtr)
Russland will Impfstoffproduktion ausbauen
Angesichts der dramatischen Corona-Lage in Russland will das Land seine Impfstoffproduktion ausbauen. „Wir sind in der Lage, im nächsten Jahr ein Produktionsvolumen von zwei Milliarden (Dosen) zu erreichen“, sagte der Industrie- und Handelsminister Denis Manturow am Samstag im Staatsfernsehen. Bis Jahresende sollen demnach 300 Millionen Dosen russischer Vakzine ausgeliefert werden.
Das flächenmäßig größte Land der Erde mit rund 146 Millionen Einwohnern verfügt über mehrere eigene Impfstoffe gegen das Coronavirus. Westliche Präparate sind nicht zugelassen. Die Impfkampagne läuft wegen einer weit verbreiteten Skepsis nur schleppend. Erst 40 Prozent der Bevölkerung sind laut Statistik vollständig geschützt. (dpa)
Tschechien vermeldet neuen Höchstwert
Auch in Tschechien steigen die Corona-Zahlen weiter stark an. Das Gesundheitsministerium meldet am Samstag mit 22.936 Neuinfektionen einen neuen Höchstwert. Angesichts der Belastung der Krankenhäuser hatte die Regierung Anfang der Woche die Beschränkungen für Ungeimpfte verschärft. Von Montag an dürfen in dem Land mit 10,7 Millionen Einwohnern nur noch Geimpfte oder Genesene Restaurants und bestimmte Veranstaltungen besuchen sowie bestimmte Dienstleistungen nutzen.(rtr)
Teil-Lockdowns drohen auch in anderen Bundesländern
Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach rechnet auch in anderen Bundesländern mit ähnlichen Teil-Lockdowns wie in Bayern und Sachsen. Dazu werde es „auf jeden Fall“ kommen, weil die Infektionszahlen weiter anstiegen und die beschlossenen Maßnehmen nicht sofort wirkten, sagt Lauterbach im Deutschlandfunk. Man sei in eine so schwierige Lage gekommen, dass es in Teilen anderer Bundesländer wieder so hohe Fallzahlen und Hospitalisierungsraten geben werde, „dass wir dort auch lokal wieder schließen müssen“. (rtr)
Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 362
Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet 63.924 Positiv-Tests binnen 24 Stunden. Das sind 18.843 Fälle mehr als am Samstag vor einer Woche, als 45.081 Neuinfektionen gemeldet wurden. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf Rekordhöhe 362,2 von 340,7 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. 248 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle binnen eines Tages auf 98.987. Insgesamt fielen in Deutschland bislang mehr als 5,3 Millionen Corona-Tests positiv aus. (rtr)
Grünen-Chefin in NRW fordert Entlastung für Krankenhäuser
Die Grünen-Chefin von NRW, Mona Neubaur, fordert das Land auf, die Krankenhäuser zu entlasten. „Die Lage ist ernst, sehr ernst“, sagt Neubaur der „Rheinischen Post“ einem Vorabbericht zufolge. Die Landesregierung müsse jetzt die Kliniken umgehend anweisen, alle planbaren Eingriffe zu verschieben, mit Ausnahme von Krebsoperationen und anderen notfallmedizinischen Maßnahmen. „Ministerpräsident Hendrik Wüst sollte zudem das Angebot an die noch härter getroffenen Bundesländer aussprechen, Intensivpatienten zu übernehmen. Die nationale Notlage, in der wir uns befinden, verlangt diese länderübergreifende Solidarität.“ (rtr)
Ausschreitungen in Rotterdam
Bei gewaltsamen Protesten gegen die Corona-Maßnahmen in den Niederlanden sind in Rotterdam sieben Menschen verletzt worden. Mehr als 20 Menschen seien festgenommen worden, teilten die Behörden mit. Während der Proteste am Freitagabend hätten mehrere hundert Randalierer Autos in Brand gesetzt, Feuerwerkskörper gezündet und Steine auf die Polizei geworfen. Die Polizei reagierte mit Warnschüssen und Wasserwerfern. Bürgermeister Ahmed Aboutaleb verurteilte die Ausschreitungen als eine „Orgie der Gewalt“. Die Polizei sei sogar gezwungen gewesen, ihre Waffen zu ziehen und Schüsse abzufeuern, sagte Aboutaleb am Samstagmorgen auf einer Pressekonferenz.
Hintergrund der Proteste in der Hafenstadt sind Pläne der Regierung, Einschränkungen für Veranstaltungen im Innenbereich im Sinne der 3G-Regel einzuführen. Die Niederlande hatten am vergangenen Wochenende für zunächst drei Wochen einen Teil-Lockdown verhängt. Doch die Zahl der Neuinfektionszahlen blieb zuletzt auf Rekordniveau. Am Donnerstag meldeten die Behörden einen Rekord von mehr als 23.000 neuen Ansteckungen binnen 24 Stunden und damit deutlich mehr als beim bisherigen Höchststand von 13.000 im Dezember vorigen Jahres. (rtr)
Über 5 Millionen Tote weltweit
Weltweit haben sich bislang mehr als 256 Millionen Menschen nachweislich mit dem Coronavirus angesteckt. Das ergibt eine Reuters-Erhebung auf Basis offizieller Daten. Über 5,39 Millionen Menschen starben mit oder an dem Virus, das erstmals im Dezember 2019 im chinesischen Wuhan nachgewiesen wurde. Die meisten Infektions- und Totenzahlen weisen die USA auf. Bei den Ansteckungen folgen Indien und Brasilien. (rtr)
Corona in Erstaufnahme-Einrichtungen für Geflüchtete
Die Dependance der Landeserstaufnahmestelle für Geflüchtete im Bremer Stadtteil Obervieland ist am Freitagnachmittag wegen eines Corona-Ausbruchs unter Quarantäne gestellt worden. Anlass sei eine Reihentestung bei den Bewohnerinnen und Bewohnern auf das Sars-CoV-2-Virus nach einem ersten Positiv-Befund vor drei Tagen, teilte die Bremer Sozialbehörde am Freitagabend mit. Von den 197 Bewohnerinnen und Bewohnern seien bislang 55 positiv getestet worden, bei 117 Personen sei der Test negativ ausgefallen. Die übrigen Ergebnisse stünden noch aus. Die Infektionen verliefen in allen Fällen symptomarm oder symptomfrei, einen schweren Krankheitsverlauf gebe es bislang nicht.
Auch aus der Erstaufnahmestelle in Vegesack sei ein positiver Befund gemeldet worden, hieß es weiter. Daraufhin seien 109 Personen mögliche Kontaktpersonen getestet worden. Ergebnisse lägen bislang noch nicht vor. In Vegesack leben den Angaben nach derzeit 370 Menschen, in Obervieland 193. (epd)
Ampel-Koalition schließt allgemeine Impfpflicht aus
Nach der Ankündigung einer allgemeinen Corona-Impfpflicht in Österreich schließen Politiker der möglichen künftigen Ampel-Koalition eine solche Regelung für Deutschland aus. „Die wird's nicht geben“, sagt der geschäftsführende Außenminister Heiko Maas (SPD) dem TV-Sender Bild Live. „Weil wir es nicht für notwendig halten, weil wir es auch aus verfassungsrechtlichen Gesichtspunkten für schwierig halten.“ Die FDP-Gesundheitspolitikerin Christine Aschenberg-Dugnus sagt: „Die allgemeine Impfpflicht als Drohkulisse in den Raum zu stellen, hilft niemandem. Gerade die Länder mit dramatischen Corona-Zahlen sollten sich darauf konzentrieren, wie vereinbart die Impfangebote auszuweiten und die neuen Corona-Maßnahmen umzusetzen.“ (rtr)
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