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Aktuelle Lage in der UkraineGezänk und Stromausfälle in Kyjiw

Präsident Selenski wirft Vitali Klitschko vor, nicht genügend Wärmezentren eingerichtet zu haben. Noch immer gibt es Versorgungsprobleme mit Strom.

Minusgrade in Kyjiw: 430 Wärmezentren wurden eingerichtet, falls die Heizungen ausfallen Foto: Sebastian Wells/Ostkreuz

Kyjiw taz | Erfreut erhebt sich ein älterer Herr mit grau melierten Haaren von seinem Stuhl. Außer ihm ist niemand im Raum. „Treten Sie ein“, sagt er. Er steht in der Schule I-III im Zentrum von Kyjiw. Diese ist eines von über 430 Wärmezentren, die eingerichtet worden sind, falls die Heizungen und das Internet ausfallen. Und der ältere Herr ist gewissermaßen der Hausmeister dieser Wärmestube, in der Bänke und Stühle für gut 50 Personen aufgestellt sind.

In der Ecke steht ein dunkelblauer Stromgenerator, an einer Wand liegen Decken, Hygienepaketchen mit Zahnbürsten, Seifen und einem kleinen Handtuch. Ja, aktuell sei noch niemand da gewesen, erzählt der Herr. „Aber wir haben Temperaturen um die null Grad und die Heizungen funktionieren bisher. Nur mit dem Strom gibt es Probleme. Hier hinten können Sie übrigens Ihr Handy aufladen“, sagt er. Auch Internet steht zur Verfügung.

Um genau diese Zentren ist ein Streit zwischen Präsident Selenski und Bürgermeister Vitali Klitschko ausgebrochen. Am Samstag hatten der Fraktionschef der Präsidentenpartei „Diener des Volkes“, David Arachamia, und andere Abgeordnete eine „Inspektion“ dieser Aufwärmzentren durchgeführt. Dabei haben sie festgestellt, dass 20 Prozent geschlossen waren.

Bereits am Tag zuvor hatte Präsident Selenski Kyjiws Bürgermeister Klitschko mangelnde Sorgfalt bei der Einrichtung dieser Zentren in der Hauptstadt vorgeworfen. Klitschko wiederum mahnte zur Einheit: „Wenn der Krieg vorbei ist, dann kann man Innenpolitik spielen“, sagte der 51-Jährige in einem am Montag veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur RBK. Klitschko gilt als möglicher Konkurrent bei den im März 2024 geplanten Präsidentschaftswahlen.

Nur noch zwei bis drei Stunden Strom

Bei einem russischen Luftangriff auf Wischhorod in der Nähe von Kyjiw waren am 23. November sieben Menschen getötet und wichtige Anlagen zur Energieversorgung der Region zerstört worden. In Folge kam es zu einem großen Blackout im Gebiet der Hauptstadt, das auch aktuell noch nicht gänzlich behoben ist. So hatten zahlreiche BewohnerInnen der Hauptstadt auch am Montag nur sehr eingeschränkt Strom und Internet. Auch in Charkiw gibt es, so berichtet der Telegram-Kanal „Charkow1654“, nach wie vor Unterbrechungen in der Energieversorgung.

Die Ukrajinska Prawda kritisiert, dass man in Odessa soeben eine Eislaufbahn und einen „Luna-Vergnügungspark“ eröffnet habe. So viel Energie zu verschwenden, während die Bevölkerung zum Energiesparen aufgerufen werde, sei nicht in Ordnung, so die Internetzeitung. Und im westukrainischen Lwiw gelten, so berichtet Maxim Kosizkij, Chef der Militärverwaltung des Gebiets Lwiw, auf seinem Telegram-Kanal, Gebäude von Justiz und Polizei nicht mehr Teil der strategischen Infrastruktur.

Das bedeutet, dass auch ihnen der Strom abgeknipst werden kann. Von 20 auf 27 Prozent sei das Stromdefizit in den letzten Tagen landesweit gestiegen, berichtet strana.news. In der Bevölkerung wird eine Verschlimmerung der Energiesicherheit befürchtet. Der ukrainische Stromanbieter DTEK teilte am Montag zudem mit, dass seine Klienten in der Hauptstadt womöglich nur zweimal jeweils zwei bis drei Stunden Strom pro Tag zur Verfügung haben werden. Das würde zwei Drittel der Bevölkerung betreffen.

Gleichzeitig fürchtet der Fraktionschef der Regierungspartei „Diener des Volkes“, David Arachamia, neue russische Luftschläge bereits in dieser Woche. Und die könnten laut Arachamia neue Blackouts zur Folge haben. Auch Präsident Selenski warnte vor schwierigen Tagen. Moskaus Streitkräfte würden ihr Programm der systematischen Angriffe so lange weiter betreiben, wie sie über Raketen verfügten, sagte Selenski am Sonntagabend.

Mit den zunehmenden Stromausfällen nehmen auch die Fälle von häuslicher Gewalt zu. Dies berichtete Innenminister Denys Monastyrskyy im ukrainischen Fernsehen. „Die Zahl der Meldungen über häusliche Gewalt bei den Hotlines ist gestiegen“, so Monastyrskyy.

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