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Aktionen für die VerkehrswendeGegen die Vormacht des Autos

In mehr als 30 Städten fordern Bür­ge­r:in­nen einen Straßenausbau-Stopp. Sie wollen mehr ÖPNV und bessere Rad- und Fußwege.

Viele Bür­ge­r:in­nen wollen bessere Rad- und Fußwege statt mehr Straßen für Autos

Berlin taz | Mit Picknicks auf Straßen und Parkplätzen, Fahrradsternfahrten, Menschenketten und anderen Aktionen haben Initiativen am Wochenende an mehr als 30 Orten gegen die aus ihrer Sicht verfehlte autozentrierte Verkehrspolitik protestiert. Zu den bundesweiten Aktionstagen „Autofreie Tage selber machen – soziale und klimagerechte Mobilitätswende jetzt!“ aufgerufen hatte ein breites Bündnis lokaler Verkehrsinitiativen unter anderem in Berlin, Frankfurt/Main oder Erfurt.

Das Bündnis kritisiert in einem Aufruf, dass auch die neue Bundesregierung „auf mehr Verkehr auf mehr Straßen setzt“ und nicht genug gegen den Energieverbrauch im Mobilitätssektor unternimmt, etwa ein generelles Tempolimit auf Autobahnen oder autofreie Sonntage durchsetzt. Die Initiativen fordern die Überprüfung des Bundesverkehrswegeplans hinsichtlich seiner Vereinbarkeit mit dem Klimaschutzgesetz. Der aktuelle Bundesverkehrswegeplan sieht allein den Neubau von mehr als 850 Autobahnkilometern vor. Bis die Überprüfung abgeschlossen ist, solle ein Moratorium für Autobahn und andere Straßenbauprojekte gelten.

Die Ak­ti­vis­t:in­nen ­for­dern eine radikale, sozial gerechte Mobilitätswende. „Statt einem Strohfeuer wie dem 9-Euro-Ticket braucht es eine dauerhafte und preiswerte Versorgung mit öffentlicher Mobilität“, heißt es im Aktionsaufruf. Das 9-Euro-Ticket sei nicht schlecht, sagte Corinna Mohr vom Aktionsbündnis „wald statt asphalt“ der taz. „Aber es reicht bei Weitem nicht aus.“ Das Bündnis fordert einen zukunftsfähigen ÖPNV, der das Auto ersetzen kann und bezahlbar ist. Auch Rad- und Fußwege sollen ausgebaut werden, fordern die Aktivist:innen. In Fulda hat die lokale Initiative eine „Farradschiebe“-Demonstration auf einer Autostraße veranstaltet, um auf fehlende Radwege aufmerksam zu machen.

Auch andere Gruppen demonstrierten für lokale Projekte, in Darmstadt etwa für die Reaktivierung der Bahnstrecke von Roßdorf nach Darmstadt als Straßenbahn. „Studien gehen davon aus, dass die Straßenbahn 55 Prozent mehr Fahrgäste im ÖPNV auf dieser Strecke bedeuten kann – und damit weniger Autos, die die Straßen verstopfen“, sagt Jakob Migenda von der Attac-Jugendgruppe „attacikka Darmstadt“. In Stuttgart haben Ak­ti­vis­t:i­nenn Teile der B14 unter dem Motto „Platz da“ in eine autofreie Fläche zum Spielen und Verweilen umgewandelt. Sie fordern unter anderem einen kostenlosen Nahverkehr.

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19 Kommentare

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  • Es wurde was vergessen...EIN Wort nach mehr....BEZAHLBAR .... 9 euro/ Monat ist schon mal n Anfang- gleichwohl die Kids auch das hinterfragen......... Am ebnd müsstens nämlich mal was tun, weils keine ausrede mehr gibt...... *finger kreuz

  • Es wäre so einfach. Aber leider gibt es hier eine Industrie, die nicht nur mit Zähnen und Klauen Alttechnologie um jeden Preis erhalten will sondern auch in Berlin an den Strippen zieht und nicht nur dort die Puppen tanzen lässt.

    Es wäre so einfach, das (Privat-)auto überflüssig zu machen. Natürlich nicht über Nacht. Aber peu a peu.



    Wohnen wo man arbeitet.



    Einkaufen wo man wohnt.



    Freizeit wo man zu Hause ist.

    • @Bolzkopf:

      Gabs alles schon mal- in meiner Kindheit 1968....

  • Ich lebe zwar seit einigen Jahren ohne Auto, finde jedoch die Argumente bezüglich Co2-Ausstoß pipifax. Störend sind doch vor allem, dass Autos allüberall dominieren, alles versperren und zudem gefährlich für alle anderen, die sich auf Straßen aufhalten, sind. Hinsichtlich Co2 helfen nur große Einschnitte, und zwar weltweit. Ein Punkt wäre die Rückgängigmachung der Produktionsglobalisierung, also die Verringerung von Transporten. Zweitens das Rückgängigmachen der just-in-time Lieferungen, der Autobahnen als rollende Warenlager. Drittens die Rückgängigmachung der Aufrüstungen, die Auflösung der Militärstandorte weltweit (das USA-Militär produziert mehr Co2 als die meisten Länder). Eine Ja für die Zurückdrängung des Autos, aber weniger mit dem Argument der Co2-Reduktion.

    • @resto:

      Vulgo: Primärenergie verpflichtend angeben und einpreisen?

  • Viele interessante Links zu Artikel und Kommentaren zu der Thematik findet man auch unter:

    www.reddit.com/r/Verkehrswende/

    www.reddit.com/r/umwelt_de/

    und

    www.reddit.com/r/autobloed/

  • Mit Vernunft hat die von Hr. Wissing vertetene Fortführung der Autozentrierten Verkehrspolitik nun schon rein gar nichts mehr zu tun.

    Hier geht es eher nach dem Motto: - wir haben ein Problem mit dem CO2 Ausstoß von KfZ - o.k. machen wir das Problem noch größer..

    Man kann echt nur noch hoffen, daß die FDP sich wieder selber abschafft und danach das Verkehrsressort in nachhaltige und Verantwortungsvolle Hände kommt.

    Aber wie heißt es so schön in der Systemtheorie: " je länger ein notwendiger Wandel verzögert wird, umso radikaler wird er, wenn er dann doch kommt"..

    • @Wunderwelt:

      Ja, das "Dumme" ist, dass das Zeitfenster schnell durch zu viele Treibhausgasemissionen geschlossen wird, wenn es nicht sogar bereits geschlossen ist. Es ist lange Zeit, viel zu wenig getan worden und auch immer näher kommende Einschläge wird versucht zu verschleiern, vergessen zu machen. Mensch fährt auf einen Abgrund zu und anstatt abzubremsen, hält mensch die Hand vor die Augen ...

      • @Uranus:

        > Ja, das "Dumme" ist, dass das Zeitfenster schnell durch zu viele Treibhausgasemissionen geschlossen wird, wenn es nicht sogar bereits geschlossen ist.

        In der Tat, uns geht die Zeit aus. Hier eine anschauliche Visualisierung des verbleibenden CO2-Budgets der Menschheit, um die Erwärmung auf 1.5 Grad zu begrenzen:

        i.imgur.com/Jm6uDxL.mp4

        • @jox:

          Danke für das Posten der veranschaulichenden Animation!

          • @Uranus:

            Apropos 'näher kommende Einschläge', ein Bericht vom RBB von gestern:



            "Brandenburgs weißer Elefant



            Es ist nicht etwa Kalifornien oder Südeuropa, sondern Brandenburg: Wieder drohen Menschen per Waldbrand ihr Hab und Gut zu verlieren. Das Land dörrt aus. Statt über einen vorzeitigen Kohleausstieg wird lieber über eine Verzögerung debattiert ..."



            Hinweis vorab: mit weißer Elefant im Raum ist die Klimakrise gemeint.

            • @Uranus:

              "... Bereits vor vier Jahren brannte es dort. 2018 wurden bei einem Waldbrand in Treuenbrietzen rund 400 Hektar Wald zerstört. Mehrere Tage lang wüteten Flammen in dem Waldstück südwestlich von Berlin. Aufgrund des Großbrandes mussten schon damals mehr als 500 Menschen die Dörfer Frohnsdorf, Klausdorf und Tiefenbrunnen verlassen - am Sonntag wurden die Ortschaften erneut evakuiert.

              Jetzt brannte es in etwa auf der gleichen Fläche. Herumliegendes Totholz vom damaligen Waldbrand aber auch Neupflanzungen hatten laut Landkreissprecher Schwinzert Feuer gefangen."



              www.rbb24.de/panor...g-vierter-tag.html

  • Der Beitrag zeigt, wie es aussieht, wenn von einer gut klingenden Idee (ÖPNV) nur die Vorteile erwähnt, die Nachteile aber verschwiegen werden. Ein wichtiger Nachteil besteht darin: „Privatverkehr“ geht jederzeit und von Haustür zu Haustür, ÖPNV dagegen von Haltestelle zu Haltestelle und nur zu den festgelegten Fahrzeiten.



    Für mich sah es einige Jahre lang so aus: Die Arbeitsstelle lag im Nachbarort. Bis zum Bus hatte ich 15 Minuten Fußweg (bei Wind und Wetter). Der Bus brauchte 15 Minuten zum Nachbarort, wo ich in die Straßenbahn umsteigen musste. Diese quälte sich dann weitere 25 Minuten quer durch die Stadt von Haltestelle zu Haltestelle, bis ich (zum Glück) direkt an der Firma aussteigen konnte. Mit dem Auto schaffte ich das locker in 20 Minuten und blieb irgendwann dabei.



    Hätte es einen von jedermann nutzbaren ÖPNV gegeben, der jederzeit und von Haustür zu Haustür fährt, hätte ich diesen bevorzugt. Das hätte mir auch die arbeitstägliche Suche nach einem Parkplatz für den Privatwagen erspart.



    PS: Durch Umzug und Arbeitsplatzwechsel erreiche ich inzwischen die Firma in 10 Minuten zu Fuß. Aber ich vergesse nicht, dass die meisten Pendler nicht so viel Glück haben!

    • @Pfanni:

      > Bis zum Bus hatte ich 15 Minuten Fußweg (bei Wind und Wetter).

      Was mir auch immer wieder auffällt, ist wie übermässig es betont wird, dass man bei Regen halt nass wird. Na und? Auf dem Fahrrad kann man bei Regen nass werden, mit wettergerechter Kleidung macht das nichts aus, so lange man nicht Sibirien oder Alaska auf dem Fahrrad durchquert, und selbst wenn man das gar nicht gewohnt sein sollte, gewöhnt man sich innerhalb von wenigen Wochen daran. Außerdem wird einem auf dem Fahrrad eigentlich nicht extrem kalt, weil man sich ja bewegt.

      Ich selbst finde das Radfahren erheblich angenehmer, als bei Eiseskälte und Wind, oder bei Mittagshitze auf dem Bus zu warten (da fehlt mir einfach der Fahrtwind), und ich finde es auch ganz und gar nicht angenehm, in ein zum Backoffen aufgeheiztes Auto einzusteigen.

      Zumal mich das Letztere auch immer gleich daran erinnert, dass das Auto und die fossile Energienutzung zielsicher und dauerhaft unseren ganzen Planeten zum Backhofen machen....

    • @Pfanni:

      > Ein wichtiger Nachteil besteht darin: „Privatverkehr“ geht jederzeit und von Haustür zu Haustür, ÖPNV dagegen von Haltestelle zu Haltestelle und nur zu den festgelegten Fahrzeiten.

      Ja, das "Killerargument" gegen den ÖPNV, von dem zu verlangen, dass er genau die gleichen Eigenschaften hat wie das Auto....

      Zum Einen ist es so, dass die Nutzung des Autos schon an sich dazu führt, dass Leute längere Wege zurück legen. Zum anderen ist das Auto auf kurzen Wegen nicht schneller als z.B. das Fahrrad.

      Es stimmt auch, dass in der Stadt das Fahrrad sehr oft einen Zeitvorteil gegenüber dem ÖPNV hat, solange man nicht ganz ohne Umsteigen zum Ziel kommt oder den größten Teil der Strecke mit der S-Bahn zurück legt.

      Ein richtiges Argument für das Auto ist das aber nicht, denn die Durchschnittsgeschwindigkeit für das Auto in der Stadt ist wenig über 30 km/h, und eigentlich muss man die Zeit noch darauf schlagen, die man allein deswegn zusätzlich arbeitet, um das Auto zu finanzieren. Für die meisten Leute kostet das Auto wenigstens 3000 - 4000 Euro im Jahr, und für den allergrößten Teil der Bevölkerung sind das eben keine Peanuts, um die Wortwahl jenes Deutsche-Bank-Managers zu benutzen.

      • @jox:

        "Für die meisten Leute kostet das Auto wenigstens 3000 - 4000 Euro im Jahr" - Wie in der ZEIT zu lesen war, wird bei Gesamtkostenbetrachtung ein Auto im Jahr dennoch im Schnitt noch mit 4000€ subventioniert. Anderswo war zu lesen, dass Autofahrer - je nach Rechenweise - nur 60 bis 80% der Kosten tragen, die sie verursachen. Soviel zu den berühmten "Melkkühen der Nation", als die sie sich gerne stilisieren.

    • @Pfanni:

      Ja, immer das gleiche. Wenn es zur Diskussion kommt, leben immer alle auf dem Land ohne ÖPNV, haben 5 Kinder und müssen vier mal die Woche einen Großeinkauf machen...

      Die wenigsten wollen den Individualverkehr abschaffen. Aber es gibt einen großen Bereich, wo man deutlich reduzieren könnte.



      Und am Ende müssen wir alle lernen, dass wir unsere Bequemlichkeit der Umwelt zuliebe zumindest teilweise aufgeben müssen.

      • @Elfmeter:

        Nicht zu vergessen, dass wir auch jede Woche jeder eine Wohnzimmerschrankwand oder sperrige Sofagarnitur transportieren müssen und bereits allesamt so vergreist sind, dass der ÖPNV für uns unzumutbar ist (aber die Schrankwand kriegen wir trotzdem gestemmt).

        Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Zu erkennen, was wirklich Notwendigkeit und was reine Gewohnheit ist, dürfte bei dieser Sache die schwerste Hürde sein. Wäre schön, wenn danach auch die Infrastruktur zu Verfügung stünde, um diese Erkenntnisse in Taten und den Hintern statt aufs Auto lieber aufs Fahrrad oder in die Bahn umzusetzen. Wir haben hier so viele Straßen mit 2 Fahrspuren in beiden Richtungen, auf denen beileibe nicht genug Verkehr fließt, um 2 Spuren zu rechtfertigen: so viel Potential für weitere Fahrradspuren! Aber die Autobequemlichkeit wird einfach nicht angetastet. Man will ja das Wahlvolk nicht vergraulen.

        • @Tetra Mint:

          Bin bei verkehrspolitischen Diskussionen auch immer wieder erstaunt, wie stark die Beharrungskräfte der Autofahrer sind. Da gilt das Auto als Inbegriff von Individualität und Freiheit und die kleinste Forderung, mal ein bisschen zur Vernunft zu kommen, zum brutalen Angriff auf jene stilisiert.

          In Berlin z.B. sitzen im Schnitt 1,4 Personen im 4- oder 5-Sitzer, aber die PKW werden immer noch größer und größer. Wie ist das zu rechtfertigen? Wenn Leute Geld für SUVs haben, könnte es doch auch für einen Smart o.ä. als Stadtauto genügen?