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„Agrargipfel“ im KanzleramtMit dem Traktor gegen die Wand

Jost Maurin
Kommentar von Jost Maurin

Wer sich wie die Bauernbewegung radikal der Realität verweigert, erreicht kaum etwas. Das hat der „Agrargipfel“ im Kanzleramt gezeigt.

Traktor an Traktor auf der Demonstration gegen die Agrarpolitik Foto: Michael Sohn/ap

D er „Agrargipfel“ bei Bundeskanzlerin Angela Merkel hat gezeigt, dass die Bauernbewegung mit ihrer radikalen Realitätsverweigerung kaum etwas erreicht. Es ist höchste Zeit, dass die Landwirte sich bereit erklären, die Umwelt besser zu schützen. Damit sie nicht pleitegehen, sollten sie eine Wende der Agrarpolitik fordern – weg von der Orientierung am Weltmarkt und seinen Dumpingpreisen, hin zu regionalen Wirtschaftskreisläufen.

Mit ihren Trecker-Demonstrationen im Oktober und November hat die Bewegung „Land schafft Verbindung“ bisher nur eins geschafft: Ausschließlich Lobbyisten der Landwirtschaft durften am Montag stundenlang auf Merkel einreden. Umwelt- und Tierschützer mussten vor dem Kanzleramt warten.

Die Bauern haben jede Menge warme Worte von der Regierungschefin gehört: „Respekt“, „wichtiger Teil der Gesellschaft“ und so weiter. Doch in der Sache hat Merkel nicht nachgegeben. Es bleibt dabei: Die Bauern werden bald im Schnitt weniger düngen und weniger Pestizide nutzen dürfen.

Die Unnachgiebigkeit der Kanzlerin hat zwei Gründe: Zum einen haben selbst die Unionsparteien inzwischen begriffen, dass die Landwirtschaft erheblich zu Insektensterben, Klimawandel und Wasserverschmutzung beiträgt. Der Europäische Gerichtshof hat Deutschland sogar schon verurteilt, weil immer wieder zu viel Nitrat, vor allem aus Düngern, im Grundwasser gemessen wird. Es droht eine Strafe von 800.000 Euro – täglich.

Die Bauern verpassen eine historische Gelegenheit

Viele Bauern ignorieren diese Sachzwänge einfach; Merkel kann das nicht. Zumal sie immer noch Rücksicht auf ihren Koalitionspartner SPD nehmen muss, der über das Umweltministerium Druck ausübt.

Zum anderen sind die Bauern insbesondere für CDU/CSU nicht mehr so wichtig wie früher. Denn es gibt nur noch 270.000 Höfe, Tendenz: fallend. Die Union verliert aber substanziell Wähler an die Grünen, Tendenz: steigend. Solche Bürger lassen sich nicht von haltlosen Behauptungen so mancher Bauern in die Irre führen, wonach Kläranlagen das Grundwasser stärker belasteten als Dünger (sie leiten vor allem in Flüsse ein). Und: Die Grünen mit ihrer Forderung nach einer „Agrarwende“ werden auch als potenzieller Koalitionspartner immer wichtiger.

Deshalb werden die Landwirte mit ihrer Strategie gegen die Wand fahren, die Union durch maximalen Druck zum Einknicken zu zwingen. Vielmehr führt ihr Vorgehen dazu, dass sie die Sympathie weiter Teile der Bevölkerung verlieren.

Und sie verpassen eine historische Gelegenheit, das einzufordern, was sie wirklich brauchen: erstens eine Markt­reform, die ihnen faire Preise für ihre Produkte garantiert und es ermöglicht, bei drastischem Überangebot gemeinsam die Erzeugung zu drosseln. Und zweitens eine Umverteilung der Agrarsubventionen zugunsten jener Bauern, die mehr Rücksicht auf die Umwelt nehmen.

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Jost Maurin
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.
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48 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Fand ich nur fair, dass zu diesem Treffen endlich auch mal betroffene Bauern geladen wurden. Dass NGOs/Umweltverbände nicht eingeladen wurden stimmt so ja auch nicht. Einige Funktionäre des NABU sind ja mittlerweile auch in der Politik angekommen. (Tumbrink/Flasbarth). Das sind doch keine Einzelfälle. Ich sehe momentan kaum noch Unterschiede zwischen Lobby und NGO. Das Problem der Bauern sind nicht sie selbst, sondern der Markt und somit die Verbraucher. Die Bauern sind bereit, alles zu ändern, doch das kostet Geld. Der Verbraucher darf aber keine Premium Bio Qualität erwarten, wenn er nur den Discountpreis zu zahlen bereit ist. Und auch wenn das nicht direkt die Leser der TAZ betrifft (weil hier vielleicht große Teile beim Reformhaus/Biomarkt/Hofladen kaufen), ändert es nichts an der Gesamtsituation innerhalb von Deutschland. Der Verbraucher wäre jetzt mal am Zug.

  • Also ich möchte keine sozialistische LPGs mehr. Diese vergesellschafteten Riesenbetriebe angesichts derer Großbauern zu Zwergen mutieren haben die „kapitalistische“ Produktionsweise auf Kosten von Mensch und Umwelt auf die Spitze getrieben.

    Mein Favorit sind kapitalistische Ökobetriebe. Dorthin muss die Landwirtschaft gesteuert werden. Das geht nur mit den Bauern zusammen.

    Die entsprechenden Weichenstellungen müssen schnell kommen. EU-weit!

    • @Rudolf Fissner:

      Viele Bauern wollen aber partout nicht "öko" arbeiten, ist scheinbar uncool und/oder eklig.

      Einen landwirtschaftlichen Öko-Betrieb zu führen, bedeutet auch viel denken und kommunizieren. Ist was anderes als viele junge Landwirte möchten: Große Maschinen möglichst schnell und lange fahren und ab zu Chemie in die Tanks kippen (auslitern).

      Genausowenig wie die meisten Mediziner sich auch mit Naturheilkunde beschäftigen möchten, sondern lieber "professionell" Tabletten nach "Waschzettel" verordnen, ohne ggf. den Menschen anzusehen und ihm zuzuhören, möchten die meisten Landwirte ihren Betrieb auch gerne weiter "konventionell" bewirtschaften - mit möglichst viel Technik und Tierleistung.

      • @Hanne:

        Diese Behauptung können sie nicht belegen. Was die Bauern wollen, ist ihre Arbeit zu behalten. Ob Bio oder Konventionell liegt in der Hand der Verbraucher. Wenn Bio vermarktbar ist, wären die Bauern wohl die letzten, die es nicht anbieten würden. Dass sie nur möglichst große Maschinen fahren wollen, ist doch absoluter Unsinn. Sprechen sie doch lieber mal mit ein paar Praktikern, anstatt nur Vorurteile widerzukäuen.

  • Die meisten Kommentatoren wollen offensichtlich, daß konvektionelle Landwirtschaft verschwindet. Leicht wird übersehen, daß diese Landwirtschaft zu über 90% die Regale des LEH füllt, nicht der Bio-Landbau. Und wenn die normale Landwirtschaft wegbricht, wird diese Lücke sofort von anderen Ländern ausgefüllt. So funktioniert die Globalisierung. Für mich ist unbestritten, daß unsere heimischen Bauern die strengen Regeln der EU einhalten, bei anderen Ländern bin ich mir da nicht so sicher. Vor allem nicht bei den Übersee-Ländern, von denen bekommen wir die Lebensmittel, wenn auf dt. Äckern nix mehr wächst. Mehr Augenmaß und nicht so viel Schaum vorm Mund täte manchen gut, bevor der Ast abgesägt wird, auf dem wir sitzen.

    • G
      Gast
      @schoenerrhein:

      Wie konkret sieht Ihr konstruktiver Vorschlag aus?



      Beibehaltung der konventionellen Landwirtschaft?

      Was sagen Sie zur verschwenderischem Lebensmittelentsorgung - um Marktpreise stabil zu halten oder EU-Subventionierten Agrarexporten.

    • @schoenerrhein:

      Österreich hat 25% Bioanbau. Die kommen da auch gut über die Runden und füllen damit auch regional die Supermärkte. Wenn regionale ökologische Produkte gefördert und bevorzugt werden, werden diese auch in den Supermärkten sein. Wir haben eine regulierte Marktwirtschaft auch in ihrem Globalisierungskontext! Wenn in Niedersachsen die Schweinemassentierhaltung nicht hoch subventioniert wäre, hätte es auf dem Weltmarkt keine Chance. Also momentan ist es hier Deutschland, die regionale Produkte in anderen Ländern verdrängt. Die Forderungen der Bauern sind keine Einbahnstraße!!!

      • @Anna Minerva:

        Womit wird denn die Schweinehaltung subventioniert? Und von wem?



        Molkereien nehmen in Deutschland keine neuen Lieferanten auf, mangels Absatz.



        Umstellungsgetreide ist nur noch zu konventionellen Preisen absetzbar.



        Bei Milch ist die Lücke zur Kostendeckung genau so groß wie bei konventionellen Betrieben.



        Bioanbau braucht etwa das doppelte an Fläche, das macht viele Vorteile des Anbaus wieder zunichte.



        Bei der Landwirtschaft wird im Moment viel zu viel an einzelnen Segmenten rumgedoktertohne das Ganze zu sehen.



        So soll zusätzlicher Kohlenstoff gebunden werden' der dafür notwendige Stickstoff darf aber nicht mehr gedüngt werden.



        Tiere sollen mehr Auslauf und Freigang haben. Die Verordnungen und Ziele der TA Luft stehen dem entgegen.



        Geld in die Landwirtschaft zu investieren war noch nie so sinnlos wie zur Zeit.

        • @Enno Strömer:

          Scheint ganz offensichtlich aufgrund Ihrer Ausführungen ein Überangebot zu geben, da kann ja problemlos auf Bio umgetsellt werden!

      • @Anna Minerva:

        Wenn man schon Österreich als Beispiel anführt, muss man auch sagen warum.



        Es gibt in Österreich sehr viele Grünlandbetriebe, weil von der Landschaft her kein Ackerbau möglich ist. Und Grünland ist halt mal einfacher auf Bio- umzustellen, Arbeitstechnisch, als Ackerbau. In Deutschland sind in Bayern und Baden - Würtemberg auch 60% aller Bio-Betriebe.

        • @Günter Witte:

          Was wäre denn notwendig, um Ackerbau auf Bio umzusetzen? Bspw. Brodowin und Bauckhof bekommen dies doch auch hin!

          • @Anna Minerva:

            Landwirt muss es wollen und können :-)

          • @Anna Minerva:

            Erstmal brauen wir sichere Absatzmärkte. Der Biogetreidemarkt ist zur Zeit so voll, das nur zu konventionellen Preisen verkauft werden kann. Bioindustriegemüse kommt fast nur aus Osteuropa hier kann kaum ein Betrieb wettbewerbfähig sein.



            Wir habe einfach zu wenige Endkunden die bereit sind Bio zu kaufen. das ist in Österreich komplett anders.

  • Tut mir Leid für die Landwirte, aber in Zeiten wo sich was ändern muss, stehen Konservative gedanken und auch die Konservative Landwirtschaft im weg. Sie muss einer Nachhaltigen Landwirtschaft um jeden Preis weichen. Es geht hier nicht um teures Essen, oder ob wir Verhungern. Jetzt wo der Klimawandel schon da ist wird diese Form der Landwitschaft sowieso untergehen. Dann doch lieber jetzt durch uns, damit wir uns wappnen können bevor es zu spät ist.

    Wir Stopfen unser Land hauptsächlich in die Tiere rein, damit wir uns die Tiere einverleiben nur damit wir gesundheitsprobleme bekommen. Eine wahnsinnige Welt.

  • Die Bauern fahren nicht gegen die Wand, sie werden gegen die Wand gefahren.



    Von Tierwohl über JGS-Anlagen bis Artenschutz wird das über viele Jahre 10 Mrd Euro Jährlich kosten, eher mehr. Das ist das doppelte bis dreifache der jetzigen Ausgleichszahlungen, die das angeblich finanzieren sollen.



    Lebensmittelhandel und Industrie werden bestenfalls Almosen beisteuern. Dank des Freihandels müssen Sie auch nicht mehr machen, trotz eines Selbstverrsorgungsfrades von nur 85% in Deutschland. Das wird sich auch nicht ändern. Kein Politiker in Deutschland wird den Verkauf von Schummelmobilen im Ausland für ein paar Bauern riskieren.



    Wenn man bedenkt, daß nur noch ein Viertel der Betriebe ausreichend Gewinne für Familie UND Betrieb erwirtschaftet, kann das nur in die Hose gehen.



    Und man sollte sich nicht der Illusion hingeben, Deutschland würde nach dem Zusammenbruch der Landwirtschaft eine biologische kleinteilige Revolution erleben. Von Nischen abgesehen wird das Gegenteil der Fall sein.



    Und zum Nitrat als Daueraufhänger sei angemerkt, dass in den letzten 30 Jahren die Tierzahlen ( bzw Gesamtgewichte) um 30 Prozent und der Mineraldüngerabsatz um 20 Prozent zurück gegangen sind. Der Trinkwassergrenzwert konnte fast halbiert werden, Nitrat Aufbereitung und Verschneidung sind fast unnötig geworden. In Niedersachsen sind von allen Grundwassermessstellen "nur" noch 16 Prozent über dem Grenzwert von Trinkwasser. Ist ja nicht so, dass sich da nix gebessert hätte.

    • @Enno Strömer:

      können Sie den letzten Absatz mit Quellen belegen ?



      Das würde mich sehr interessieren.

  • RS
    Ria Sauter

    Genau auf den Punkt gebracht. Danke!

  • Diese Darstellung der „Land schafft Verbindung“- Positionen ist falsch.

    Wer sich ein objektives Bild machen will:



    landschafftverbind...de/was-wir-wollen/

    Zitat:



    „…, dass die gesellschaftlichen Wünsche nach mehr Umwelt- und Tierschutz durch die gesamte Gesellschaft finanziell getragen werden, denn für echte Veränderungen benötigen wir ein MITeinander!“

    Oder:

    „…, dass bestehende Tierwohlprogramme gefördert und weiterentwickelt werden, anstatt neue Label zu schaffen, denn davon gibt es schon jetzt zu viele.“

    Dies sind offizielle Forderungen der LsV! Hr. Maurin wurden diese auch schon übermittelt und dennoch wird er nicht müde immer wieder das Gegenteil zu behaupten.

    • @Andi333:

      "Aber machbar ist dies nur unter sinnvoller Abwägung von Ökonomie, Ökologie sowie unter Berücksichtigung der sozialen Strukturen. "

      Sehr vorbildlich. Warum wird dann aber auf Schildern für den Einsatz von Glyphosat gekämpft. Konterkariert nachweislich den Artenschutz!



      Warum werden keine eindeutigen Forderungen gestellt, den Bioanbau stätker zu fördern, damit noch mehr Betriebe umstellen, wie bspw. in Österreich?



      Warum hat Niedersachsen mehr Schweine als Menschen und wieso muss Deutschland mit billigem hochsubventioniertem Schweinfleisch den Weltmarkt beliefern? Regional ist das nicht!



      Warum beteiligen sich eigentlich keine Bioanbauern an den Demonstrationen und beteiligen sich daran, mit 8600 Traktoren nach Berlin zu fahren? Okay, die letzte Frage ist rhetorisch!

      • @Anna Minerva:

        Also auf einer der letzten FFF Demos wurde lauthals gerufen:

        HOCH MIT DEM HUMUS, RUNTER MIT DER KOHLE!

        Hoch mit dem Humus zur CO2 Bindung bedeutet unter anderem Direktsaat möglichst ohne Bodenbearbeitung (setzt wieder CO2 frei). Zum System der Direktsaat gehören aber auch kleinere Mengen Glyphosat - und nun?

        Die "Biobauern" wahren übrigens sehr wohl auf der Demo dabei! Preisdruck und Importe sind auch da ein großes Problem...

        • @Thorsten Witt:

          Welche Biobauern waren das, haben Sie die Namen der Höfe?

  • Dieser Artikel ist toll! Er diskreditiert niemanden und ich sehe zwei wichtige Perspektiven. Ich würde gern mehr über mögliche Massnahmen lesen, die in dieser Situation sinnvoll und realistisch sind und vielleicht schon in Teilen irgendwo im Kleinen gelebt werden oder im Begriff sind, das zu tun.. Das würde weitere Perspektiven aufzeigen, die zumindest ich persönlich mehr als brauche im Moment. C2C ist so eine Maßnahme, die, wenn umgesetzt, das Potential hätte viele der heutigen Probleme mit unserer Umwelt zu lösen. Wie sähe eine regionale MW aus? Anscheinend werden wir nie unsere Währungen abschaffen und auch nicht unser Streben nach Gewinn. Aber vielleicht muss es deswegen noch viel einschneidendere Maßnahmen geben, den Schaden an unserer Umwelt zu minimieren und nebenbei selbst noch zu einem sinnvollerem Leben zu finden? Zwangskontrolle und Weisungsbefugnis von jedweden Unternehmungen, die die höchsten umweltschädlichen Wirkungen haben. Jede neue Unternehmung wird auf Parameter der Nachhaltigkeit hin geprüft, nicht mehr nach dem Kriterium des größtmöglichen Gewinns. C2C Herstellungsprozesse werden für die Industrie bindend. Die überwachende Behörde legitimiert nur nach wissenschaftlich gewonnenen Erkenntnissen, sowas in der Art. ... ich suche nach etwas, das ich selbst gern unterstützen würde.

  • "Vielmehr führt ihr Vorgehen dazu, dass sie die Sympathie weiter Teile der Bevölkerung verlieren."



    Das ist für mich der Punkt.



    Bio-Bauern leben doch auch, und Agrarindustrie wird die Erde langfristig nicht ernähren können.



    Und das schwere Gerät, das zu sehen ist, ist das Gerät, das die Böden verdichtet und verdichtet und verdichtet.



    Bauern müsten doch ein existenzielles Interesse am Schutz der Natur haben!



    Wo zeigen sie das? Seit Jahr(zehnt)en nicht mehr.



    Muss alles wieder kleinteiliger und biologisch werden.



    Gefördert werden müssen die kleinen, biologischen Bauern, die wirklich etwas FÜR die Natur unternehmen, nicht die Großen, die die meisten Hektar bewirtschaften (das ist umweltzerstörendes "Eulen nach Athen tragen"), und dann am Streifen ein paar Mohnblumen aussäen.

    • @Frau Kirschgrün:

      Nein Frau Kirschgrün, der Konsument soll endlich mal die angemessenen Preise für landwirtschaftliche Güter bezahlen. Wenn der Bauer auch was mit seinen Produkten verdienen kann, dann macht er auch solche Sachen mit.

      Kommentar gekürzt. Bitte bleiben Sie sachlich.

      Die Moderation

    • @Frau Kirschgrün:

      Gefördert werden Biobauern bereits jetzt mehr als doppelt so viel wie ein konditioneller Betrieb. Wie die letzten Betriebsvergleiche zeigen liegen die Gewinne aber oft noch unter den gezahlten Prämien. Wir mit unseren kleinen Ackerbaubetrieb Waren vor ein paar Jahren von der EU Prämie nicht mehr abhängig. Aber durch die Restriktionen der letzten Jahre hängen wir wieder am Tropf und die Umstellung würde es nicht besser machen. Es bleibt die Erkenntnis, alle wollen billig kaufen ob Öko oder konvi.



      Daran wird auch die Abkehr vom Weltmarkt nix ändern. Und absurde Neiddiscussionen über Arbeitsmaschinen sind doch absurd?!

    • @Frau Kirschgrün:

      Es wird nur 5,1 % Bio im LEH gekauft, und solange dies so bleibt können nicht mehr konventionelle auf Bio umstellen da die Nachfrage fehlt.

      Dies ist so einfach zu verstehen und dennoch will es keiner wahrhaben!

      • @Andi333:

        Tja, das ist eben kapitalistisch gedacht. Die Förderungen sollten eben Biolandbau fördern und ins Gesetz sollte es auch, dass alle bio, also meschen- und gesundheitsverträglich anbauen sollen.



        Das lässt sich doch steuern, wenn frauman will.



        Wir sollten dieses System komplett umbauen.



        Jetzt.



        Die richtigen Menschen wählen und loslegen.



        Indien kann's doch auch.



        Aber Deutshcland bzw. die EU, ja da gibt's "Sachzwänge", Vetterles-Wirtschaft, Gewinnmaximierung und Konzerninteressen zu wahren.



        Das sind doch die wahren Gründe.



        Dieses "keiner kauft bio" ist doch nur ein Sympton dieser Politik.



        Politik ist doch dafür da, die Rahmenbedingungen festzulegen.



        Das sollen die auch endlich machen, und zwar ohne die Verbandelung einzelner Interessengruppen innerhalb der Bauern und innerhalb der Politik.



        Wir können weiter rummäkeln, oder endlich in die Puschen kommen.



        Prekäre Beschäftigung, gesamtgesellschaftliche Ungerechtigkeit, Pfründe-schützerei, … …



        Die Denke muss sich ändern, das Verständnis davon, was ein menschenwürdiges Leben ist, was Existenzminimum bedeutet, was sozial bedeutet, was ist Arbeit, was Erwerbsarbeit, was ist Gerechtigkeit, was bedeutet Reichtum und wie groß darf er maximal sein, ohne sich zerstörerisch, machtanhäufend und machtmissbrauchend auf die Gesellschaft auszuwirken, … … usw..



        Warum lassen wir uns einreden, der Kapitalismus sei das beste (warum eigentlich?) Wirtschaftssystem?



        Es zerstört die Natur, die Menschen, den gesellschaftlichen Zusammenhalt, arbeitet mit der Lüge, dass "es jeder schaffen kann", usw.



        Was soll das? So KANN das doch nichts werden.

        • @Frau Kirschgrün:

          Lieber Verbraucher, dann unterstützt uns bei der Umstellung auf Bio, mal sehen ob wir dann etwas bewegen.



          Das Problem ist politisch uns werden keine besseren Rahmenbedingungen angeboten.



          Beispiel ein Betrieb mit milchviehhaltung möchte auf Bio umstellen.



          Er muss um für die tierzahl konstant zu halten ca 50% Fläche zu pachten.



          Wenn es keine Fläche gibt muss er entweder mehr bezahlen und somit die kleineren zum aufhören zwingen oder seinen Bestand halbieren.



          Beides ist ökonomisch Schwachsinn.



          Um umzustellen muss man seinen Stall umbauen, mit Auslauf oder eine Weide mit entsprechender Größe anliegend haben. Oder man füttert Gras im Sommer zu.



          Alles ist mit Geld verbunden und wird sich der Landwirt erst trauen wenn er sieht das es wirtschaftlich interessant ist.

    • @Frau Kirschgrün:

      Die Betriebsgröße hat mit der Wirtschaftsweise nichts zu tun.

  • Mehr als die Hälfte der Agrarbetriebe ist übermotorisiert, manche sagen fast alle. Öko ist das nicht und teuer auch.

    • @Nik...:

      Also: Ökolandbau heißt in der Regel immer mehr PS pro Hektar durch intensivere Bearbeitung. Blüht uns auch bei mehr PS Auflagen.....?



      Aber auch hier - je größer der Betrieb desto weniger Traktor PS pro Hektar. Eseltreiber gibt es halt leider in D nicht mehr.

  • Es ist wie mit den Handwerkern, denen die CDU auch alles gibt. Weg war der Meisterzwang und statt 9000 schuften offiziell plötzlich 29000 als Raumausstatter. Die künftigen Arbeitslosen aus der Industrie könnten das gut gebrauchen, dass das Zunftwesen ausfällt, hunderttausende Einkommen wären möglich. Doch auch die AFD hat jetzt ihren Oberhandwerker. Eigentlich können wir auf die knappe Verdreifachung aller Handwerksjobs nicht verzichten. Beenden wir das Mittelalter wenigstens von hier aus. Die Zünfte schädigen die Mehrheit.

  • Die Agrarbranche brummt zwar seit Ewigkeiten, doch sie kennt auch Schatten:



    Wir erinnern uns noch an das völlig unbedenkliche dioxinhaltige E 605, ein Pflanzenschutzmittel bei dem das Wort Dioxin auf der Plastikflasche srand, damals bei Selbstmördern in Gebrauch. Heute ist Glyphosat nur in den USA krebserregend und kostet Bayer Milliarden Dollar Schadensersatz. In Deutschland steht es immer noch in vielen Schrebergärten, für die Rosen etwa und wird nicht selten mit viel hilft viel verschüttet. Auf dem Land sind die Bauern die Mengenmacher. Das Spritzmittel stellt so manche unbeteiligte Person in seine Dunstwolke. An die Landwirte gar nicht zu denken.



    Natürlich sind Hitecmaschinen zum Unkrauthacken in und zwischen den Pflanzenreihen kein Problem. Doch im Monopoliemarkt der Chemie ist nur versagende Technik kein Konkurrent der Profite. Letztlich gruselt es schon, wie sehr Technologie und Einsatz von Chemie auf dem Acker sich vermeiden. Was vom Trinkwasser übrig bleibt, ist allein schon bei hohen Nitratwerten lebensbedrohlich für Kleinkinder. Auch stirbt die Bodenkultur ab, durch Antibiotika und Kupfer aus der Mast kann der Boden sich nicht mehr erneuern. Agrarsteppen sind dann tatsächlich toter Sand, Wüste.



    Unsere Trinkwasser- und Lebensmittelversorgung ist dadurch künftig und schon heute bedroht. Solange Marktvermeidung Profit bringt, werden Methoden kriminell bleiben. Mastbeschleuniger, Hormone und Antibiotika greifen sogar in unsere Fortpflanzung ein Es ist nicht so, saß es sich um harmloses romantisches Thema handelt. Die Gefolgsamkeit der Bauern wird meist als Sachzwang ausgelegt.



    Drehen wir es um, kann es sich auch um skrupellose Kriminalität handeln.



    Es kann und muss nicht so sein.

    • @Nik...:

      Selbst beim früher geltenden Trinkwasser Grenzwert von 90mg gab es keine bekannten Fälle von zB Blausucht. Seit Mitte der 80er sind die Nitrat Werte rückgängig und der Trinkwasser Grenzwert wird seit 2010 überall eingehalten.

  • ich denke ein erster Schritt wäre mal die Vermarktung zusammen zu legen und das Preisdiktat der Discounter nicht mehr mit zu machen.

    Als Kunde glaube ich nicht das von der teureren Milch auch nur 1 Cent bei den Bauern ankommt.

  • Ich finde die Bauern sind echt arm drann.

    Eine Runde Mitleid.

    Auf dem Bild sind auch nur gaaanz alte Trecker zu sehen.

    Noch eine Runde Mitleid.

    Die armen Bauern...

    Noch eine....

    • @wirklich wahr?:

      Wie wärs mit einer Runde Mitleid für die armen Stadtbewohner, die, um ihr SUV, ihren jährlichen Maledivenurlaub und ihren 3-Meter-Fernseher finanzieren zu können, ihre Nahrungsmittel beim Aldi einkaufen müssen?

    • 0G
      07400 (Profil gelöscht)
      @wirklich wahr?:

      Servus.

      Die Traktoren sind global finanziert, oder bei geleast oder Lohnunternehmer.

      Und Grosse Bauern bekommen dank CDU seit 1992 aus den EU Fördertöpfen p.a. eine Zahlung dafür das sie die Verkehrswege reinigen wenn sie die öffentlichen Strassen und Wege nutzen.

      Da wo ich fahre sehe ich nichts davon.



      Die Blühstreifen sind von Sygenta über den Kauf bei Bauernverband und sind Monokulturpflanzen statt Mehrjahresblühende Pflanzen.

      Die Bauern sind Organisiert und Bekommen die Gewinndruck der Einzelhandelsketten und Politik und Bauernverbände erzählen Wachsen Wachsen Produzieren Exportieren.

      So langsam muss man sich fragen wie die UrUrgrosseltern ohne all das ihre Landwirtschaft plus 10 Kinder mehr durchbringen und den Ort miternährten.

      • @07400 (Profil gelöscht):

        "So langsam muss man sich fragen wie die UrUrgrosseltern ohne all das ihre Landwirtschaft plus 10 Kinder mehr durchbringen und den Ort miternährten"

        Nun -- sie waren meist bitterarm (nicht die Urur- sondern einfach nur die Grosseltern):

        "Heute ist es vergessen, aber noch in den 1930er Jahren waren viele Höfe so klein, dass ihre Besitzer hungern mussten. Die bayerische Bäuerin Anna Wimschneider hat in ihren Memoiren „Herbstmilch“ eindrucksvoll beschrieben, wie dürftig das Leben auf dem Land war. Ihr Vater hatte nur neun Hektar Grund, und das Essen war so knapp, dass die Kinder die Kartoffeln verschlangen, die eigentlich als Futter für die Schweine gedacht waren" [1]

        [1] taz.de/Proteste-vo...ndwirten/!5640551/

        • @tomás zerolo:

          Das stimmt nur bedingt: Armut auf dem Land gab es zwar tatsächlich, aber sie war erstens sehr stark von den Böden und damit von der Region abhängig und zweitens von den sozialen und damit von den politischen Verhältnissen. Außerdem war sie, trotz aller Härte, immer noch erheblich geringer, als die Armut der Masse der Stadbevölkerung, die nicht die Möglichkeit hatte, durch Selbstversorgung sich zumindest ein Minimum an Lebensstandard zu sichern und dazu noch in unvergleichlich ungesünderen Wohnumständen leben musste.

      • @07400 (Profil gelöscht):

        Wie würden Sie reagieren, wenn Sie nicht nur mit dem Rücken zur Wand, sondern ebenso mit dem Gesicht zur Wand stehen würden, der Boden unter Ihnen langsam wegbricht und Sie nun noch entdecken, dass sich von oben unaufhaltsam ein Damoklesschwert nähert?



        DAS ist die Situation der deutschen Landwirtschaft!



        Die eine Wand ist der Handel, die andere sind die Banken. Der wegbrechende Boden ist die schwindende Unterstützung durch die Bevölkerung und die Politik und das Damoklesschwert die drohende Verschärfung von gesetzlichen Vorgaben.

        • @boidsen:

          Prima Beispiel für die klare Darstellung des Problems!

        • @boidsen:

          Vielleicht ein Grund mehr, von der Überindustrialisierung der Landwirtschaft wegzukommen. Weniger Menge, bessere Preise.

          Eine Reform der EU-Agrarsubventionen wäre da ein erster Schritt.

          • @tomás zerolo:

            Hallo, was verstehen Sie unter überindustriealisierung der Landwirtschaft? Die Rationalisierung der Landwirtschaft hat maßgeblich zum niedrigen Anteil der Nahrungsmittel an den Lebenshaltungskosten beigetragen, und damit zu unser aller Wohlstand . Solange Aldi, Lidl, edeka usw. Ihre Produkte weltweit einkaufen, wird es hier vor Ort keine besseren Preise für die Landwirtschaft geben. Wenn diese läden geschlossen würden, und alle können nur noch einheimische Produkte kaufen, könnte sich was ändern. Sowas ist allerdings traeumerei...

          • RS
            Ria Sauter
            @tomás zerolo:

            Das wäre richtig und wichtig.

          • @tomás zerolo:

            Yap!

  • Der Europäische Gerichtshof hat Deutschland sogar schon verurteilt, weil immer wieder zu viel Nitrat, vor allem aus Düngern, im Grundwasser gemessen wird. Es droht eine Strafe von 800.000 Euro – täglich.

    Ein guter Journalist recherchiert dazu auch die Hintergründe und deckt auf wie es dazu kommen konnte (kleiner Tipp mal die Messstellennetze der EU Länder mal genauer prüfen)!

    Ausschließlich Lobbyisten der Landwirtschaft durften am Montag stundenlang auf Merkel einreden.

    Den LSV als Lobbyisten zu bezeichnen finde ich ziemlich daneben, oder man sagt egal wer spricht - alles Lobbyisten!